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Sonnenwind
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Schwabenland

Bewertungen

Insgesamt 518 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2017
Das Einstein Enigma / Tomás Noronha Bd.1
Dos Santos, José R.

Das Einstein Enigma / Tomás Noronha Bd.1


sehr gut

Eine Geschichte von fast allem

Dieses Buch hat mich stark an diese Kuchen erinnert, wo man vier oder mehr verschiedene Sorten in einer Form backt. Sie haben eigentlich nichts miteinander zu tun und werden nur von einer schmalen Schiene getrennt. Das einzige, was sie gemeinsam haben, ist die Garzeit und Temperatur.

Hier forscht der Kryptoanalytiker Tomás Noronha mehr oder weniger gezwungen der Weltformel nach. Unbeabsichtigt ist er in die Hände der CIA und verschiedener anderer Geheimdienste geraten, die ihn für ihre Zwecke benutzen. Dabei geht die Reise von seiner Heimat Portugal in den Iran und bis in den Himalaya. Aber das ist nur die Rahmenhandlung.

Die einzelnen Kuchenstücke beschäftigen sich mit Physik, Astrophysik, Mathematik, Kryptoanalyse, Geschichte, Geographie, Geheimdiensten bis hin zu so gut wie allen Religionen, vom Christentum über den Islam, Hinduismus, Buddhismus und allen möglichen wissenschaftlich beeinflußten Vorstellungen. Diese speziellen Abhandlungen bieten für jeden etwas – und jede einzelne versucht den Blick auf Gott zu öffnen, wenn auch der fleischgewordene Gott völlig wegfällt. Hier wird jeder mehr oder weniger bei seinem Standpunkt abgeholt und lernt Neues dazu. Je nach Interessenlage bietet der Text mehr oder weniger neue Erkenntnisse, die sicherlich bei manchen eine ganze Reihe von Aha-Erlebnissen hervorrufen.

Am Ende wird eine Lösung präsentiert, die den Eindruck macht, von sehr vielen Wissenschaftlern unterstützt zu werden. Ob diese Lösung die Wahrheit beschreibt, kann man nicht wissen und mit unserem gegenwärtigen Kenntnisstand nicht beurteilen – interessant ist es allemal.

Wer gerne rätselt und sich mit Begeisterung wissenschaftlich weiterbildet, wird das Buch genießen.

Bewertung vom 06.04.2017
Der Retter von Riad
Bauer, Stefan

Der Retter von Riad


sehr gut

Saudi-Arabien, ein fremdes Land
Saudi-Arabien war für mich ein Stück der Weltkarte, mitten in der Wüste, von dem ich wenig mehr wußte als daß dort der Islam Staatsreligion ist und man Andersgläubigen gegenüber sehr intolerant ist. Ach, und daß die meisten der 9/11-Terroristen von dort kamen.

Nachdem ich mich jetzt schon eine Weile mit dem Islam beschäftige, wollte ich auch einmal einen Bericht aus dem Alltag lesen und bin dabei auf dieses Buch gestoßen. Stefan Bauer ist das Pseudonym eines deutschen Rettungssanitäters mit Extraqualifikation, der ein Jahr in Saudi-Arabien gelebt und beim Roten Halbmond (dem Gegenstück zum Roten Kreuz) gearbeitet hat.

Das Buch beginnt sehr sanft, mit der Beschreibung seines Alltags vor dem großen Abenteuer, dann die Bewerbung und das neue Leben. Daß so ein Leben in der Wüste unter völlig anderen Bedingungen abläuft als in Old Germany, war klar, daß es aber SO anders sein würde, hatte ich nicht erwartet.

Der Autor beschreibt sehr lebendig die Schocks, die ihn dort erwarteten. Offensichtlich haben die Menschen im islamischen Umfeld eine völlig andere Sicht auf ihre Mitmenschen und das Leben im Allgemeinen. Da wird gern mal ein Menschenleben geopfert für die Ehre – oder auch nur, um einem Mann einen Blick auf eine Frau zu verweigern. Auch wenn dieser Mann Rettungssanitäter ist und nur helfen will.

Wer sich für diese völlig andere Welt interessiert und eine gesunde psychische Konstitution hat, sollte sich dieses Buch mal zur Brust nehmen. Trotz der menschenverachtenden Haltung dort ist die allgemeine Beschreibung außerordentlich positiv – in diesen Umständen wäre ich sicher nicht so locker geblieben – , aber der Einblick in diese „Kultur“ (eigentlich mag ich den Begriff gar nicht verwenden) ist doch recht deutlich. Da wird man dankbar für die guten Umstände, die wir hier in Deutschland noch haben!

Schlimm ist dann aber noch mal besonders der Schluß: Obwohl das Buch so positiv formuliert ist, wird der Autor bis hierher schikaniert – aus lauter Angst vor der Rache von wem auch immer. Ist so viel Kuschelkurs nötig? Das macht mir Angst...

Bewertung vom 28.03.2017
Koran und Bibel
Schirrmacher, Thomas

Koran und Bibel


sehr gut

Grundlegende Informationen über den Islam
Im Großen und Ganzen ist dies ein tolles Buch mit sehr vielen Informationen, die mich sehr weitergebracht haben. Aber eins stört mich: der Autor setzt Allah und Gott einfach unkommentiert gleich. Kein Mohammedaner würde das je behaupten. Allah hat keinen Sohn - und außerdem ist Allah einer der 365 Götzen von Mekka, nämlich derjenige, dem Mohammed selbst geweiht war. Wie kann man da diesen Dämon mit dem lebendigen Gott gleichsetzen??? Das hätte für meinen Geschmack wesentlich deutlicher werden müssen.

Was mich besonders beeindruckt hat, ist die deutliche Gegenüberstellung: Wie sieht der Islam dieses Thema - und wie sieht es der christliche Glaube? An vielen Stellen ist das geradezu eine Offenbarung! Zum Beispiel die Sicht auf die Sünde ist so unterschiedlich, daß man schon von Gegensätzen sprechen müßte.

Der Autor ist offensichtlich ein profunder Kenner des Islam und weiß das auch zu kommunizieren. Wer sich für den Islam interessiert, ist mit diesem Buch gut beraten.

Wer aber mit Mohammedanern arbeiten möchte, dem muß ich noch etwas anderes empfehlen: http://almassira.de/?Deutsch

Da wird das ideale Handwerkszeug geboten, um die Adressaten nicht zu verletzen und ihnen trotzdem die Bibel nahezubringen: Ein zwei- bis dreitägiger Intensivkurs mit geballter Information. Ich habe es nicht bereut!

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2017
Die Lutherverschwörung
Born, Christoph

Die Lutherverschwörung


sehr gut

Gute historische Einführung in die Reformationszeit und Luther persönlich
Im Jahr 500 nach der Reformation ist Luther natürlich Tagesgespräch. Und es kommen haufenweise Bücher auf den Markt, die diese Zeit behandeln. So wie dieses – obwohl es nicht mehr ganz taufrisch ist.
Sehr ansprechend in Romanform verpackt und soweit möglich an den geschichtlichen Tatsachen orientiert, bietet uns der Autor einen interessanten Einblick in die Zeit der Reformation. Wir erleben Luther in seinem Alltag, betrachten seine Kämpfe und lernen seine Ansichten kennen. Ebenso begegnen wir seinen Freunden und Bekannten – und seinen Feinden. Dadurch versteht man vieles besser, kann sich in die Umstände hineindenken und darüber nachdenken, wie man selbst in derselben Situation empfunden und entschieden hätte.
Einige Personen, die so nicht überliefert sind, werden mit persönlichen Schicksalen erwähnt, was das Ganze sehr warm und farbig macht.
Spannend und unterhaltsam geschrieben und sehr angenehm zu lesen! Was mir allerdings gefehlt hat: Obwohl es hier um Luther geht, der sich wohl mehr als jeder andere darum verdient gemacht hat, das Evangelium zu den Menschen zu bringen, kommt im ganzen Buch kaum etwas vom Evangelium vor. Erwähnt wird nur, mit welchen speziellen Lehren Luther selbst kämpfen mußte, aber vom Evangelium der Befreiung vom Zwang des Katholizismus und der Freiheit des Glaubens kommt sehr wenig vor. Ein Sachbuch mit guter Unterhaltung, aber kein Buch, das zum Glauben ermutigt.

Bewertung vom 07.03.2017
Möwenschrei / Kommissar John Benthien Bd.2
Ohlandt, Nina

Möwenschrei / Kommissar John Benthien Bd.2


weniger gut

Kaum Änderungen gegenüber Band 1
Schon den ersten Band um Kommissar John Benthien fand ich nicht überragend, aber dieser ist mit Sicherheit schlechter. Ich wollte die Autorin nur nicht abschreiben, ohne wenigstens einen zweiten Versuch zu wagen.

Aber es hat sich nicht bewährt. Zwar ist die Chemie innerhalb des Ermittlungsteams noch immer klasse und recht gut beschrieben, die Ermittlung ist noch immer recht realitätsnah (will sagen, 95% Routine und wenig Reizvolles), noch immer recht viele Gelegenheiten zum Essen. Hauptsächlich Kommissar Benthien kommt immer noch sehr sympathisch rüber, allerdings ist er mehr aus der Nähe schon nicht mehr so beeindruckend wie im ersten Band. (Ich mag halt Helden! ;-))

Die Story hatte für meinen Geschmack zu viele Personen, die wenig zur Handlung beitragen, viele Gespräche - und irgendwie kaum Ermittlung außer Papierfetzen zusammentragen, Spuren an die Spusi weiterleiten, Leute immer wieder zu denselben Umständen befragen usw. usf.

Am Ende des Buches wird die Zahl der Leichen beziffert. Da war ich etwas überrascht, denn ich hatte mit der doppelten Menge gerechnet. Aber das kommt vermutlich daher, daß ich immer wieder überprüfen mußte, wann denn das Buch endlich zu Ende ist.

Es ist nicht langweilig in dem Sinn, aber es gibt immer neue Wendungen und Biegungen, ohne daß die Handlung dadurch vorwärtskäme. Das Ganze etwas gestrafft wäre sicher angenehmer zu lesen. Ich werde kein weiteres Buch der Autorin mehr ausprobieren - es gibt genügend andere.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2017
Boy 7
Mous, Mirjam

Boy 7


sehr gut

Ein ansprechendes Jugendbuch über Manipulation
Am Anfang habe ich mich etwas schwergetan: die Sprache war holprig und ich konnte nicht abschätzen, was der Junge nun hätte wissen sollen und was nicht, bzw. ob da irgendwas getürkt war. Einerseits hat er das Gedächtnis verloren, weiß andererseits aber viel zu viel.

Aber wie auch immer, ab dem zweiten Teil waren diese Probleme vorbei und ich konnte das Buch wirklich genießen. Die Handlung ist nicht besonders komplex: Ein Junge wacht in einer einsamen Gegend auf und kann sich an nichts erinnern. Das Mädchen, das ihn findet, bietet ihm eine Übernachtungsmöglichkeit und er fühlt sich in Sicherheit. Bis er anfängt, über die Dinge nachzudenken, die er in seinem Rucksack findet...

Seine Geschichte wird dann portionsweise serviert, und das nicht uninteressant - ein bißchen wie Orwell und Huxley. Kann man Menschen so beeinflussen, wie man es gern hätte? - Die alte Frage. Es kommt auf den Menschen an. Ein gefestigter, reifer Charakter wird immer Probleme machen, wenn man ihn fernsteuern will. Das wird hier jugendgerecht und ansprechend vermittelt.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2017
Creature. Gefahr aus der Tiefe
Rhue, Morton

Creature. Gefahr aus der Tiefe


gut

Keine SF-Story, sondern eher ein Öko-Roman

Morton Rhue ist der Autor der „Welle“, die nicht nur Schullektüre ist, sondern zum Grundstock jeder Bibliothek gehört – ein ungemein beeindruckendes Buch, das mir viel gebracht hat. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, ein weiteres Werk des Autors lesen zu können, und dann noch Science-Fiction, mein Leib- und Magen-Genre!

Ismael wacht auf einem Schiff auf. Er ist der Erde entkommen, die die Menschen nicht mehr ernähren kann, völlig verseucht ist und vor allem kein Wasser mehr hat. Jetzt ist er auf einem „Versorgerplaneten“ gelandet, auf dem mehr oder weniger Fischfang betrieben wird. Ob der Fang dann zur Erde transportiert wird, wird allerdings nicht deutlich.

Offenbar gibt es verschiedene Fangschiffe, auch wenn man keinem anderen – jedenfalls keinem größeren – begegnet. Wer es sich leisten kann, flieht auf diese Planeten, arbeitet dort und verdient Geld. Das kann man dann zur Erde schicken, um die Angehörigen zu unterstützen, die dann vielleicht auf einen anderen Planeten fliehen können. So hat es Ismael gemacht.

Das Schiff, auf dem er gelandet ist, wird von einem besessenen Kapitän geführt, der es auf ein riesiges Tier abgesehen hat, das er bis zum Letzten verfolgt. Denn dieses Tier ist schuld daran, daß er seine Frau und seinen Sohn verloren hat. Soweit verständlich. Bloß übertreibt er die Angelegenheit und opfert seine Leute für sein persönliches Ziel, bis die meutern.

Ansonsten wäre der Planet, auf dem Ismael gelandet ist, ein Paradies, das an die Südsee erinnert. Es gibt dort herrliche Fleckchen Land, wo man wunderbar leben könnte. Aber alles wird von einem „Trust“ beherrscht, der letztendlich die Gewalt über alles hat. Und seine eigenen Ziele.

Bei diesem Buch hatte ich Science-Fiction erwartet, aber das ist es nicht. Wie man es auch immer sehen will: Für Science-Fiction ist die Story zu schwach, VIEL zu unlogisch, physikalisch zu unbegründet. Ganz interessant zu lesen, aber wenn man fertig ist, verpufft alles ins Nichts. Die Bewertungssterne bröckeln nur so weg – man fühlt sich für eine Öko-Phantasterei mißbraucht. Die Qualität der "Welle" hat das Buch bei weitem nicht.

71% der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Die Meere sind unglaublich tief, die Wassermenge ist riesig. Und das soll jetzt praktisch alles weg sein. Wohin? Die Erde ist ein Planet, und ein Planet verliert keine Masse. Im Grunde ist sogar das Gegenteil der Fall: Es fallen ständig Meteoriten auf die Erde, die noch mehr Material bringen, inklusive des kosmischen Staubs ca. 50.000 bis 400.000 Tonnen pro Jahr.

Aber gehen wir einfach mal davon aus, das wäre alles begründet, die Erde sei – in weiter Zukunft – wasserlos und total verpestet. Einige Privilegierte leben unter Kuppeln in unvorstellbarem Luxus. Außerhalb der Kuppeln gibt es kaum genug Wasser zum Trinken, während es innerhalb sogar Schwimmbecken gibt. Und da gibt es keinen Aufstand? Revolution? Wie ausgelaugt die Menschen auch immer sein können, das erscheint mir doch recht unrealistisch.

Ismael und sein Pflegebruder werden von einem Ehepaar als Kinder angenommen. Ist das realistisch? Die beiden arbeiten in einer Fabrik, die Sauerstoff produziert (denn auch das funktioniert nicht mehr, weil die Atmosphäre verpestet und alle Pflanzen eingegangen sind) und haben nicht genug Geld, um die Erde verlassen zu können. Aber sie können es sich leisten, einfach so zwei Kinder aufzuziehen?

Noch mehr möchte ich nicht in die Details gehen, denn dies ist keine Buchbesprechung, sondern eine Rezension. Wer Moby Dick mag, wird vielleicht auch diese Geschichte schätzen. Für SF-Fans ist sie eher nichts.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2017
SEK - ein Insiderbericht
Schulz, Peter

SEK - ein Insiderbericht


ausgezeichnet

Die Antwort der Zivilisation auf den Terror
An München 1972 kann ich mich noch gut erinnern. Damals ist meine heile Kindheitswelt zerbrochen. Aber vermutlich nicht nur meine, sondern die vieler Menschen, die bis dahin in ihrem sicheren Kokon gewohnt hatten. Vor 45 Jahren stand die europäische Kultur vor einem Phänomen, dem sie nicht gewachsen war - die Folge: von einem Haufen Mörder ohne Gewissen brutal ermordete Sportler, und das genau an dem Fest, an dem sich die Menschheit in friedlichem Wettbewerb der Besten der Besten aneinander mißt.

Das hat unsere heile Welt unwiederbringlich zerstört und ein nicht zu verantwortendes Maß an Gewalt gebracht. Einer der ermordeten Sportler war der Lehrer meines Brieffreundes. Soweit die persönliche Komponente.

Die Verantwortlichen mußten dem etwas entgegensetzen: Die GSG 9 wurde gegründet, und später auch die Sondereinsatzkommandos, die SEK. Diese Polizisten setzen seitdem Tag für Tag ihr Leben aufs Spiel, um zu retten, was noch zu retten ist. Immer wieder.

Für uns Außenstehende sind sie die "Männer ohne Gesicht" (Frauen gibt es nicht, oder?), weil sie immer mit Gesichtsschutz arbeiten, um ihre Identität zu schützen - und möglicherweise ihr Leben. Wenn sie Fehler machen, werden sie gnadenlos kritisiert, wenn sie keine machen, vergessen. Bezahlt werden sie beschämend mickrig, sozial fast nicht abgesichert, gefordert bis weit über ihre Leistungsfähigkeit. Das ist ein Schandmal für unsere Zivilisation!

Hier habe ich erstmals einen Insiderbericht gelesen, und ich kann ihn nur jedem warm ans Herz legen! Diese Dinge sollte man wissen - und hoffentlich ändert auch bald mal jemand was an den Umständen. Es ist nicht fair, wenn Einzelne die Kohlen aus dem Feuer holen müssen und dann übergangen werden! Ein Muß für jeden verantwortungsbewußten Staatsbürger!