Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
bolie
Wohnort: 
Langscheid

Bewertungen

Insgesamt 870 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2022
Spiegelmädchen (eBook, ePUB)
Montejano, Katja

Spiegelmädchen (eBook, ePUB)


gut

Jazz sagt von sich selbst, sie sei ein „Aspi“. Sie leidet am Asperger-Syndrom und macht sich und anderen das Leben mitunter schwer. Dass sie sich trotzdem bei einem Überfall erfolgreich zur Wehr setzen kann, verdankt sie ihrem Training. Sie beherrscht ihre Selbstverteidigung nahezu perfekt. Doch schon bald verschwindet ihre Schwester spurlos und auch ihre Mutter ist nicht zu erreichen. Ob der Überfall damit im Zusammenhang steht?

Spiegelmädchen war nicht das, was ich von einem guten Thriller erwarte. Das Buch fängt mit einem „Knaller“ an und plätschert dann so vor sich hin. Es gibt etliche Tote und der Grund für Verfolgung und Morde liegt in der Vergangenheit. Das Motiv war mir recht schnell klar. Die Spannung hielt sich nicht nur aus dem Grund in Grenzen. Die Idee zur Story gefiel mir aber sehr gut und daher gebe ich auch drei Sterne, zumal das Cover ebenfalls gut gewählt ist.

Die Autorin wird bestimmt noch an Ausdruck und Stil feilen und daher bin ich gewiss, dass ich noch sehr gute Bücher von ihr lesen kann.

Bewertung vom 21.05.2022
Eiskalt das Schweigen (eBook, ePUB)
Heubner, Arvid

Eiskalt das Schweigen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schülerinnen eines „Eliteinternats“ und ihr Lehrer treffen sich zu einem Wochenendausflug. Schon sehr bald merken Eltern und Freunde, dass die Gruppe nicht mehr erreichbar ist. Die Unruhe bei Lehrern und Eltern wächst und es wird eine Suche gestartet. Sämtliche Kräfte der örtlichen Polizei werden aktiviert. Die heftigen Schneefälle machen es den Einsatzkräften zusätzlich schwer. Zu den Ermittlern gehört auch Tinus Geving, der erst seit wenigen Tagen als Mitarbeiter des LKA vor Ort tätig ist. Was zunächst wie ein Routineeinsatz aussieht, entwickelt sich sehr schnell zu einem Wespennest aus Korruption und Amtsmissbrauch. Dass dabei sowohl Politiker als auch Wirtschaftsbosse eng zusammenarbeiten, sorgt wohl keineswegs für eine Überraschung. Wow, ich bin begeistert. Das Buch hat die Bezeichnung „Thriller“ mehr als verdient. Hier gibt es permanente Spannung, die zu keinem Zeitpunkt durch Längen unterbrochen wird. Die Story ist gut durchdacht und stimmig. Es gibt etliche Stränge, die am Schluss einen perfekten Zopf bilden. Politisches Kalkül, das Streben nach Macht und auch ein Blick in die ehemalige DDR sind nur drei Themen, die zur Geschichte gehören. Wer Brutalität und viel Blutvergießen mag, der kommt hier nicht auf seine Kosten. In „Totenstill“ geht es viel mehr um intelligente und spannende Recherche. Gäbe es mehr als fünf Sterne, dieses Buch hätte sie verdient.

Bewertung vom 20.05.2022
Die Kinder sind Könige (eBook, ePUB)
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Melanie, Mutter von zwei Kindern und glücklich verheiratet, denkt gerne an die Zeit von „Big Brother“ zurück. Damals träumte sie nämlich davon, einmal so berühmt zu werden, wie die Sieger dieser Show. Und dann hatte sie die zündende Idee. Sie filmt ihre Kinder, richtet mehrere Kanäle ein und hofft auf Erfolg. Und der kommt. Sie wird nicht nur ein Star im Netz, sondern auch sehr reich. Was sie ihrem Nachwuchs antut und wie der mit der Zeit immer missmutiger reagiert, das merkt sie vor lauter Filmerei gar nicht. Sogar als ihre kleine Tochter spurlos verschwindet, hat dieses Erlebnis keine bleibende Resonanz bei ihr. Für sie gilt immer noch ihr Slogan
Die Kinder sind Könige.

In dem Buch geht es hauptsächlich um zwei Frauen. Die bekannte und erfolgreiche Youtuberin Melanie und eine Polizistin namens Clara. Clara kommt ins Spiel als die kleine Kim mehrere Tage unauffindbar ist. Dass die Ermittlungen sich nahezu unmöglich darstellen, ist rasch klar. Denn, wie sollen Tatverdächtige gefunden werden, bei einem Kind, das von zigtausend Followern durchs Leben begleitet wird?

Da ich nicht mit Smartphone und PC aufwuchs, kann ich Mütter wie Melanie nicht verstehen. Nein, die Kinder haben dauerhaft keine Freude daran, wenn sie täglich irgendwelche gestellten Szenen spielen müssen und dabei gefilmt werden. Auch an ihrem massenhaften Spielzeug nicht. Sie können es eh nicht komplett nutzen. Das Buch rüttelt hoffentlich auf und zeigt, wie schwierig der unkontrollierte Umgang mit den Medien der heutigen Zeit sein kann. Das gilt übrigens nicht alleine beim Filmen von Kindern. Egal, was Thema ist. Irgendwann seht sich jeder nach seiner Privatsphäre. Doch, wie kann er das, wenn hunderttausend Augen ihn bei seinen täglichen Verrichtungen beobachten? Ist es das wert, etwas mehr Geld als andere zu haben und zudem noch „berühmt“ zu sein? Meine Leseempfehlung gebe ich sehr gerne und das ohne Abstriche.

Bewertung vom 18.05.2022
Verheizte Herzen (eBook, ePUB)
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen (eBook, ePUB)


sehr gut

Ada war mit ihrem Leben zufrieden. Sie verstand sich gut mit ihrem Mann und freute sich über ihre aufgeweckten und gesunden Kinder. Bis ihr ein Mandant den Kopf verdrehte. Es fiel ihr zwar nicht leicht, aber sie begann eine stürmische Liebesbeziehung. Und dann, aus dem Nichts die Nachricht, dass ihr Liebhaber tot ist. Ada will es nicht begreifen und wehrt sich gegen diese Tatsache. Alle Menschen um sie herum merken, dass mit ihr etwas nicht stimmt.

Auch wenn sich das Buch locker weg lesen lässt, es ist gewöhnungsbedürftig. Nicht nur die Tatsache, dass es in Versform geschrieben wurde bewog mich zu dieser Einschätzung. Es hat keine klare Linie. Immer wieder wechseln die Hauptpersonen, die Zeiten und auch die Orte, an denen die Story gerade spielt.

Gut gefiel mir, wie die Autorin das Problem von Affären darstellte. Das Wechselbad der Gefühle, die Angst vor der Entdeckung und was sonst noch damit zusammenhängt. Und wie sieht es mit der Familie des Geliebten aus? Ist seine Frau tatsächlich so nervig, wie er sie beschreibt? Und warum bleibt er dann noch bei ihr? Das Ende kam mir zu plötzlich und lässt einige Fragen offen. Das Cover wiederum ist eine Augenweide und aus dem Grund gebe ich auch vier Sterne.

Bewertung vom 17.05.2022
Die Stunde der Nebelkinder (eBook, ePUB)
Gregg, Stefanie

Die Stunde der Nebelkinder (eBook, ePUB)


sehr gut

Mutter und Tochter mussten während des Zweiten Weltkriegs aus ihrer Heimat fliehen. Das Buch ist eine Rückblende und geht bis 1931 zurück. Käthe, so heißt die Mutter, wächst behütet in Reichtum und Sorglosigkeit auf. Der Krieg und seine Folgen hinterlassen Narben, die bis ins hohe Alter schmerzen. Die Tochter Helene ist ein Wildfang und lässt selbst vom Vater nicht gerne etwas sagen. Zumal er für sie ein fremder Mann ist, der ihr nach Meinung Helenes die Liebe der Mutter streitig machen möchte.

„Die Stunde der Nebelkinder“ zeigt, wie eng Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben sind. Helene erkennt nicht, wie sehr sie die Traumata der Mutter beeinflussten. Warum kann sie keine enge Bindung eingehen und warum möchte sie keine Kinder haben? Das sind nur zwei Fragen, die typisch für „Nebelkinder“ sind. Obwohl sie den Krieg gar nicht oder sehr jung miterlebten, er prägte auch sie. Das zu verdeutlichen, ist der Autorin wieder gut gelungen.

Genau wie im ersten Buch „Nebelkinder“ wird deutlich, wie gut sich die Autorin in Kinder der Kriegsgeneration hineinversetzen kann. Und ja, weder Eltern noch Nachwuchs schaffen es, darüber zu reden. Wie gut, dass es Käthe und Helene nach Jahren der Qual dann doch noch gelingt. Der Schluss und diese Offenbarung fand ich dann doch ein wenig zu aufgesetzt und gebe daher auch nicht die volle Anzahl an Sternen. Aber eine Leseempfehlung immer und auch eine für den ersten Band, denn dieses Buch baut darauf auf.

Bewertung vom 17.05.2022
Sommerglück zum Frühstück (eBook, ePUB)
Andrews, Mary Kay

Sommerglück zum Frühstück (eBook, ePUB)


sehr gut

Drue fühlt sich verloren. Ihre Mutter und gleichzeitig beste Freundin ist gestorben. Völlig hilflos wendet sie sich an ihren Vater, der ihr eine Stelle in der eigenen Kanzlei gibt. Als erfolgreicher Rechtsanwalt kann er sich das leisten. Allerdings hat Drue dort heftige Probleme. Die „Neue“ seines Vaters ist eine Bekannte aus Kindertagen und so alt wie Drue. Rasch wird dieses Problem aber zur Nebensache, da die junge Frau sich zur engagierten Detektivin entwickelt.

„Sommerglück zum Frühstück“ passt zu den momentan üblichen Büchern. Mal wieder gibt es die Schwierigkeiten der Gegenwart und immer wieder auch einen Blick in die Vergangenheit. Aber etwas unterscheidet dieses Werk vom Geläufigen. Das ist der Plot. Die Autorin machte sich Gedanken über Vorurteile und dass wir häufig nur dass sehen, was uns genehm ist. Auch an einer gut dosierten Spannung hapert es nicht. Die Lovestory ist dann für meine Begriffe wieder zu aufgesetzt.

Wer nach leichter Lektüre für den Feierabend sucht, der wird das Buch mögen. Aber Achtung: „Nichts ist, was es scheint zu sein“. Für die gut dargestellten Akteure und den angenehmen Stil gibt es von mir vier Sterne.

Bewertung vom 17.05.2022
Tell
Schmidt, Joachim B.

Tell


ausgezeichnet

Nicht nur in der Schweiz ist der Name Wilhelm Tell ein Begriff. Der Verlag Diogenes brachte nun ein Buch heraus, welche die Legende rund um den Meisterschützen so ganz anders erzählt. Joachim B. Schmidt ist der Autor des Buches und hat ein Meisterwerk geschaffen. 20 Protagonisten lässt er in nahezu 100 Kurzberichten aus ihrer Sicht erzählen und das, ohne den Leser zu langweilen.

Heute beginne ich mit der Erwähnung des Covers. Seine Schlichtheit gehört zum Markenzeichen des Verlages und ist außergewöhnlich. Und das Buch in meinen Augen sensationell. Der Autor lässt jeden Protagonisten zur Wort kommen und das auf eine Weise, die für mich völlig neu ist. Warum? Weil die Geschichte des Einzelnen ineinander greift. Es gibt kein Hin und Her, sondern das Ineinandergreifen von Ereignissen. Diese sind so stimmig, dass sie zum Schluss ein vollkommenes Bild ergeben.

Die Sprache passt zu den schlichten Bergbauern der damaligen Zeit. Die Dialoge sind stimmig und die Beschreibung der Landschaft so, dass ich mal wieder diese „Bilder im Kopf“ vor mit hatte. Das Buch hat keinerlei Längen und ist ein Zeugnis von Lebensweisheit und Entbehrung. Aber auch der Tatsache, dass nicht nur Reichtum Garant für ein zufriedenes Leben sein kann. Ich gebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.05.2022
Die sieben Schalen des Zorns
Thiele, Markus

Die sieben Schalen des Zorns


ausgezeichnet

Max ist Arzt. Er weiß sehr genau, dass er mit einem Bein im Gefängnis steht und vielleicht sogar wegen Mordes verurteilt werden kann. Und trotzdem erfüllt er seiner Tante, oder besser gesagt Ziehmutter, ihren letzten Wunsch. Ihr Name ist Maria und sie leidet an Alzheimer. Sie möchte nicht qualvoll dahinsiechen und irgendwann durch einen „natürlichen“ Tod von diesen Qualen erlöst werden. Nein, sie will selbst bestimmen, wann ihr Leben vorbei ist. Das legt sie schriftlich fest und Max hält sich daran.

Welch ein Roman. Es dauerte eine Weile, bis ich mich mit Max und seinen Freunden und Bekannten vertraut machen konnte. Zu viele Rückblicke in das Leben eines Mannes, der vom Schicksal gebeutelt wurde. Dieser ständige Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit irritierte mich sehr. Aber das legte sich bald und das Geschehen nahm mich gefangen.

Die an Alzheimer erkrankte Dame Maria war für Max viel mehr, als eine Tante. Sie „rettete“ ihn vor dem Aufenthalt in einer Pflegefamilie, war eine Freundin und zugleich Ersatz von Mutter und Vater. Auch wenn die Gesetzeslage gegen den Arzt spricht, als Leser empfand ich Verständnis für ihn. Der Autor kennt sich bestens aus, wenn es um Anwälte, Gerichte und Paragraphen geht. Er beschreibt für mich nachvollziehbar, wie es in diesem Milieu läuft.

Ja, ich bin davon überzeugt, dass meine fünf Sterne die Qualität des Buches unterstreichen. Markus Thiele rüttelt auf. Er zeigt, dass Gesetze nicht zementiert sind, sondern von Fall zu Fall ausgelegt werden müssen. Der Lebensweg der Hauptperson Max ist durch Schicksalsschläge getrübt und für mich erstaunlich, dass er sich diese Empathie dennoch erhalten konnte. Nein, es ist kein Buch, welches nur zur Unterhaltung geschrieben wurde. Es regt zum Nachdenken an und kann Grundlage für intensive Diskussionen sein.

Bewertung vom 12.05.2022
Zeit des Lavendels (eBook, ePUB)
Stöhr, Veronika

Zeit des Lavendels (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Zwillingsschwestern Charlotte und Valerie müssen das Haus ihrer Eltern räumen. Ihre Mutter verstarb und die hier lebende Haushälterin möchte nicht weiter in dem leeren und viel zu großen Anwesen wohnen. Beim Aufräumen finden sie Aufzeichnungen ihrer Großmutter aus dem Jahr 1946. Sie erfahren einige Dinge aus der Vergangenheit, die nicht alle gut sind.

Zunächst das Positive. Zeit des Lavendels von Veronika Stöhr zeugt von der Liebe zur Natur. Es lässt sich leicht lesen und das ohne volle Konzentration. Also bestens geeignet für warme Sommertage. Aber auch der Plot ist mal so ganz anders als zur Zeit üblich. Die Beschreibung der Nachkriegszeit mit all ihren Mühen ist ebenfalls gelungen.

Was mir nicht gefiel, das sind die Längen. Für mich wurden die Story künstlich aufgebauscht. Und da es keine historischen Begebenheiten enthält, würde ich das Buch auch nicht als historischen Roman bezeichnen. An ihrem Ausdruck sollte die Autorin noch feilen. Aber ich bin mir sicher, dass sie sich weiterentwickelt und wir noch viele gute Bücher von ihr lesen dürfen.

Bewertung vom 01.05.2022
Der Mann, der Troja erfand
Hellmayr, Leoni

Der Mann, der Troja erfand


ausgezeichnet

Er war Autodidakt und ein Sprachgenie. Da sein Vater suspendiert wurde, konnte er das Schuldgeld für seinen Sohn nicht mehr bezahlen. Also lernte Heinrich Schliemann für sich und das Ergebnis seiner Eigenstudien konnte sich sehen lassen. Gut, dass er dann später doch noch die Gelegenheit hatte, seinem Faible für Sprachen zu folgen und an der Sorbonne Latein und Altgriechisch zu studieren. Mit seinem Erfolg im Geschäftlichen stieg die Reiselust des Mannes.

Heinrich Schliemann kannte ich nur dem Namen nach und dass er Troja entdeckt haben sollte. Daher war ich völlig unbedarft, als ich begann, diese Biographie von der Autorin Leoni Hellmayr zu lesen. Und mein Fazit ist, dass ich selten eine so facettenreiche Persönlichkeit kennenlernte. Vom Sohn eines Pastors zum reichen Mann und später dann zum bekanntesten Archäologen. Das muss erst mal jemand nachmachen. Und nicht nur Herr Schliemann zog mich in den Bann.

Frau Hellmayr schrieb ein Sachbuch, welches sich wie ein Abenteuerroman liest. Die klare Sprache, welche ohne einen übermäßigen Gebrauch von Fremdwörtern auskommt, ein Genuss. Dabei darf nicht übersehen werden, dass dem Buch eine umfangreiche Recherche zugrunde liegt. Ferner entspricht es dem neuesten Stand der Forschung. Besser kann in meinen Augen keine Biographie eines ganz Großen verfasst sein.