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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 28.05.2018
Abmurksen und Gin trinken
Ehlers, Jürgen

Abmurksen und Gin trinken


sehr gut

Hamburg. Die arbeitslosen Ü-Fünfziger Jürgen und Hans-Dieter möchten ihre finanzielle Situation verbessern und versuchen sich als Bankräuber, Einbrecher und Gastwirte – da jedoch der gewünschte Erfolg ausbleibt, entscheiden die beiden sich, richtige Berufsverbrecher zu werden. Sie schließen sich Professor Hasso von Lohbergen an und bilden gemeinsam mit Studentin Susanne und Tresorknacker Otto ein kriminelles Quintett: die Killerorganisation. Auftragsmord und Bankraub sind ihr Metier. In geselliger Runde werden abends vor dem Kamin bei einem Gläschen Gin Pläne geschmiedet, die in der Ausführung meist mehr schlecht als recht gelingen. Ein Großauftrag soll ihre leere Kasse füllen, doch hierfür ist die Mithilfe des berühmt-berüchtigten King of Crime erforderlich – dieser muss allerdings zunächst aus dem Altersheim befreit werden…

Jürgen Ehlers – selbst eine der Hauptfiguren in dieser Gaunerkomödie – wartet hier mit einer Menge Situationskomik und einer großen Portion schwarzem Humor auf.

Das Buch besteht aus locker miteinander verbundenen Episoden, in denen es jeweils um die Planung und Durchführung eines Verbrechens geht. Die Aktionen strotzen nur so vor haarsträubenden Ideen und gehen trotz aller Raffinesse in der Vorbereitung am Ende meistens aufgrund von Kleinigkeiten schief.

Auch wenn die Geschichte recht absurd und überdreht daherkommt und ich nicht mit diesem ausgeflippten Geschehen gerechnet habe, habe ich die chaotische Truppe gerne durch die Höhen und Tiefen ihrer aberwitzigen Projekte begleitet – die verrückten Abenteuer haben mir ein ums andere Mal ein Schmunzeln entlockt und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

„Abmurksen und Gin trinken“ bietet kurzweilige Unterhaltung für alle, die schwarzhumorige Geschichten mit skurrilen Figuren mögen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.05.2018
Friesenguru
Büttner, Olaf

Friesenguru


ausgezeichnet

Wilhelmshaven. Ein neuer Fall für Haven-Detektiv Reent Reents! Susi Schöpski bittet – nein, sie fleht den frischgebackenen Erfolgsdetektiv an, ihre 23-jährige Tochter Sassi aus den Fängen der Sekte „Ebbe und Flut“ zu befreien. Reent will den Auftrag ablehnen, weil er keine Lust auf Sektenkram hat, doch plötzlich steckt er dennoch mittendrin in diesem mysteriösen Fall und sucht nicht nur nach Sassi, sondern auch nach einer aus dem Pool des Gurus verschwundenen Leiche…

Reent (nach seinem ersten, mit Bravour gelösten Fall ein Star seiner Zunft) begibt sich in bereits bewährter Philip-Marlowe-Manier auf Spurensuche. Unterstützt wird er dabei wieder von seiner neumalklugen inneren Stimme und dem Jack Russell Terrier Ricky sowie von dem etwas verpeilten Hundecoach Ubbo Dose und dem Psychologen Klaus Maria Deuter. Die Akteure werden allesamt hervorragend charakterisiert und beleben mit ihren Eigenarten und Besonderheiten die Szenerie - die bunt zusammengewürfelte Truppe hat mich mit ihrem quirligen Miteinander und der Art, wie sie die Ermittlungen anpackt, durchweg prima unterhalten.

Der Krimi kommt zwar nicht mit nervenaufreibender Höchstspannung daher, kann dafür aber umso mehr mit ganz viel Humor und einer großen Portion Lokalkolorit punkten – nicht nur Land und Leute werden lebhaft beschrieben, auch eine Sagenfigur der Region, das „Minsener Seewiefken“, spielt eine nicht unerhebliche Rolle.

Olaf Büttner hat die Dialoge mit ganz viel Wortwitz gespickt und den Akteuren zudem viele lockere Sprüche in dem Mund gelegt. Zusätzlichen Schwung erhält die Handlung durch einen locker eingeflochtenen Friesenslang.

Das Lesen und Mitermitteln hat mir wieder großen Spaß gemacht - „Friesenguru“ ist ein unterhaltsamer Krimi, der mit seinem skurrilen Humor von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 23.05.2018
Wie man die Zeit anhält
Haig, Matt

Wie man die Zeit anhält


ausgezeichnet

London, heute. Tom Hazard ist der neue Geschichtslehrer an der Oakfield School. Der etwas verschrobene Einzelgänger ist kein gewöhnlicher Geschichtslehrer, denn er hat die Dinge, die er lehrt, selbst erlebt. Tom sieht zwar aus wie vierzig, wurde aber am 03. März 1581 geboren. Ein Gendefekt lässt ihn sehr langsam altern. Was wie eine wunderbare Veranlagung klingt, ist jedoch alles andere positiv, denn sie macht einsam. Niemand darf Toms Geheimnis erfahren – deshalb muss er alle acht Jahre seine Identität wechseln und an einem anderen Ort eine neue Existenz aufbauen. Es ist die Suche nach seiner Tochter Marion, die Tom über die Jahrhunderte hinweg einen Grund gegeben hat, am Leben zu bleiben. Als Tom sich an seiner neuen Schule in die Französischlehrerin Camille verliebt, ändert sich alles für ihn …

In seinem Roman „Wie man die Zeit anhält“ nimmt Matt Haig den Leser mit auf eine sehr ungewöhnliche Zeitreise. Der Autor lässt seinen Protagonisten mit einer etwas melancholischen Stimme aus seinem langen Leben erzählen – der Leser begleitet Tom in Rückblenden durch stetig wechselnde Zeiten, teilt die Erinnerungen und Erfahrungen, die er in den unterschiedlichen Epochen gemacht hat, mit ihm und lernt dabei auch einige historische Persönlichkeiten kennen, denen Tom begegnet ist.

Matt Haig präsentiert hier eine Geschichte, die weit mehr beinhaltet, als es auf den ersten Blick der Fall zu sein scheint. Der Autor hat einige philosophische Überlegungen über die Zeit und das Leben in die Handlung eingebaut, die in der Erkenntnis münden, dass wir alle die Zeit anhalten können, wenn wir uns nur auf unsere Gegenwart konzentrieren. Toms Weg zu dieser Erkenntnis wird spannend und fantasievoll erzählt – das Buch entfaltet schnell eine Sogwirkung, der man sich als Leser kaum entziehen kann.

„Wie man die Zeit anhält“ hat mir sehr gut gefallen – ein Buch, dass nicht nur auf eine ganz eigene, besondere Art zu unterhalten weiß, sondern den Leser auch immer wieder zum Nachdenken animiert.

Bewertung vom 06.05.2018
Dein Leben gegen meins
Constantine, Liv

Dein Leben gegen meins


sehr gut

Amber Patterson ist es leid, unsichtbar zu sein. Sie möchte bemerkt werden, man soll sie beachten und zu ihr aufblicken. Amber will jemand anderes sein – nicht irgendjemand anderes, sie will das perfekte Leben von Daphne Parrish haben und um dieses Ziel zu erreichen, hat sie einen perfiden Plan ausgeklügelt…

Die Geschichte beginnt recht ruhig. Man lernt die Protagonisten aus Ambers Sicht kennen und erlebt mit, wie diese boshafte, neidische Frau ganz sachte die Tür zu Daphnes Leben aufmacht. Sie gibt sich hilfsbereit und bescheiden, erschleicht sich geschickt Daphnes Vertrauen, macht sich nach und nach unentbehrlich und wird schließlich zu ihrer besten Freundin.

Im zweiten Teil des Buches wechselt die Perspektive auf Daphne, das Geschehen wird rasanter und spannender und man versteht in diesem Abschnitt, warum Daphne die ganze Zeit die Vertrauensseligkeit in Person war und Amber so ein leichtes Spiel hatte.

Obwohl der Klappentext die Überraschung aus der Wendung in der Geschichte nimmt, habe ich gefesselt die Entwicklung der Ereignisse verfolgt. Die Darstellung der Protagonisten hat mir gut gefallen - sie sind allesamt ausdrucksstark und wirken echt, wenn auch durchweg wenig sympathisch. Auch den Ablauf der Handlung habe ich als sehr gelungen empfunden.

„Dein Leben gegen meins“ hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Ein Roman, der deutlich macht, dass im Leben nicht immer alles so erstrebenswert ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Bewertung vom 06.05.2018
Muscheln, Mord und Meeresrauschen / Ostfriesen-Krimi Bd.5
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Muscheln, Mord und Meeresrauschen / Ostfriesen-Krimi Bd.5


ausgezeichnet

Neuharlingersiel. Bei einem Großbrand auf der Baustelle des geplanten Entspannungszentrums „Meeresrauschen“ kommt der polnische Arbeiter Wacław Drawo ums Leben. Nur kurze Zeit nachdem der Investor Johann Gehrken lautstark verkündet hat, dass er genau weiß, um wen es sich bei dem Brandstifter handelt, wird er eiskalt ermordet. Die Kripo Wittmund nimmt die Ermittlungen auf und auch Hobbydetektivin Rosa Moll und ihre Freunde Rudi und Henner lassen es sich nicht nehmen, Licht in das Dunkel dieses Falls zu bringen…

„Muscheln, Mord und Meeresrauschen“ ist bereits der fünfte Fall für das Neuharlingersieler Ermittlertrio, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Christiane Franke und Cornelia Kuhnert erzählen diesen Krimi gewohnt schwungvoll und haben mit ihrem neuen Krimi um Rosa, Henner und Rudi erneut einen Volltreffer gelandet. Den Leser erwartet eine unterhaltsame Spurensuche, bei der man bis zur schlüssigen Auflösung prima über Täter, Motive und Hintergründe mitgrübeln und miträtseln kann.

Die Akteure werden alle sehr authentisch dargestellt und handeln glaubwürdig und nachvollziehbar. Sie beleben mit ihren Eigenarten, Macken und Besonderheiten die Szenerie und tragen damit kräftig zur Unterhaltung bei - jeder Einzelne des gesamten „Stammpersonals“ ist auf seine Art liebenswert und nimmt einen wichtigen Platz in der Geschichte ein.

Punkten können die Autorinnen auch in diesem Band wieder mit einer großen Portion Lokalkolorit. Die Besonderheiten des beschaulichen Küstenortes werden hervorgehoben und auch die Mentalität der Einheimischen und die Spezialitäten der Region fließen in die Handlung ein.

Die Mischung aus Spannung und Humor ist den Autorinnen einmal mehr ausgezeichnet gelungen - „Muscheln, Mord und Meeresrauschen“ ist ein Ostfriesen-Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweiliges Lesevergnügen bietet.

Bewertung vom 06.05.2018
Planetenpolka / Stella Albrecht Bd.1
Minck, Lotte

Planetenpolka / Stella Albrecht Bd.1


ausgezeichnet

In ihrer Ruhrpott-Krimödie „Planetenpolka“ schickt Lotte Minck eine neue Hobby-Ermittlerin ins Rennen: die Astrologin Stella Albrecht.

Stellas Großmutter Maria, die sich ebenfalls der Astrologie verschrieben hat und als Madame Pythia wahrsagt, kann es nicht fassen - ihre gute Freundin Cäcilie von Breidenbach ist tot! Dabei strotze die schwerreiche alte Dame geradezu vor Gesundheit und hatte eine Weltreise geplant. Ob womöglich einer der ungeduldigen Erben bei Cäcilies plötzlichen Ableben seine Finger im Spiel hatte? Stella ist fest davon überzeugt und wendet sich an die Polizei - doch für Kommissar Arno Tillikowski zählen keine verhängnisvollen Planetenkonstellationen, sondern nur handfeste Indizien und Beweise. Mit dem Mumpitz dieser durchgeknallten Astrotante kann er nichts anfangen…

Lotte Minck wartet in dem ersten Band ihrer neuen Krimireihe mit einer großen Portion Wortwitz und reichlich Situationskomik auf. Der Humor ist frisch und natürlich und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt. Besonders begeistert haben mich die außergewöhnlichen Figuren. Jeder Einzelne bekommt schnell ein Gesicht und bringt mit seinen Eigenarten, Besonderheiten und Macken eine Menge Schwung in die Handlung, so dass durchweg für eine lebhafte Szenerie gesorgt ist.

Stella geht gemeinsam mit dem Journalisten Ben Glaeser auf Spurensuche und auch Oma Maria mischt bei den Ermittlungen kräftig mit. Sie haben ihre besonderen Methoden und nutzen ihre ganz eigenen Quellen für Informationen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Es macht großen Spaß, die Truppe zu begleiten und ihnen bei ihren Nachforschungen über die Schultern zu schauen.

Das Lesen und Mitermitteln hat großen Spaß gemacht - „Planetenpolka“ ist ein humorvoller Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 06.05.2018
Schwarzes Watt / Theo Krumme Bd.4
Berg, Hendrik

Schwarzes Watt / Theo Krumme Bd.4


ausgezeichnet

Nordfriesland. Die Kölnerin Ina Maurer macht mit ihrer Familie Urlaub in St. Peter-Ording. Auf dem Rückweg vom Strand zur Ferienwohnung glaubt sie den Mann wiedererkannt zu haben, der vor 20 Jahren ihre Schwester Nelly am Elbstrand in Övelgönne brutal erschlagen hat. Kommissar Theo Krumme und seine Kollegin Patrizia Reichel gehen Inas Angaben nach und finden schnell heraus, dass es sich bei dem Verdächtigen um den hoch angesehenen und allseits beliebten Pastor Jonas Hartung handelt…

„Schwarzes Watt“ ist bereits der vierte Fall für den sympathischen Kommissar von der Kripo Husum, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände bestens verständlich.

Hendrik Berg hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Der Kriminalfall ist von Anfang an fesselnd und wird im Verlauf der Handlung immer dramatischer, weil Ina, obwohl alles für Hartungs Unschuld spricht, nicht wahrhaben will, dass sie sich getäuscht hat und deshalb auf eigene Faust versucht, den vermeintlichen Mörder dingfest zu machen.

Auch in diesen Krimi hat Hendrik Berg wieder einen kleinen übersinnlichen Part eingebaut – in mehreren kurzen Einschüben begegnet man der schwarzhaarigen Rieke, die über die Jahrhunderte hinweg immer dort erscheint, wo einem Mädchen oder einer jungen Frau Gewalt angetan wurde. Auch in Inas Nähe taucht die rätselhafte Erscheinung in dem einfachen Leinenkleid wiederholt auf…

Einblicke in Krummes Privatleben, ein paar sehr humorvolle Szenen mit Nachbarshund Watson sowie eine gute Portion Lokalkolorit sorgen für zusätzliche Unterhaltung und runden die Krimihandlung prima ab.

„Schwarzes Watt“ hat mir sehr gut gefallen - ein Krimi, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß - ein rundum spannendes Lesevergnügen.

Bewertung vom 05.05.2018
Die Arznei der Könige
Weiß, Sabine

Die Arznei der Könige


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Die Arznei der Könige“ entführt Sabine Weiß den Leser in das 14. Jahrhundert und erzählt die Geschichte der Heilerin Jakoba Félicie de Almania. Die Autorin hat die wenigen historischen Fakten, die über Jakobas Leben bekannt sind, mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und lässt diesen Roman damit zu einer interessanten, kurzweiligen Zeitreise werden.

Nachdem Jakoba durch ein tragisches Unglück ihren Mann und ihren Sohn verloren hat, hat sie im Kloster Ebbekestorpe ein neues Zuhause gefunden und sich ganz und gar der Heilkunst verschrieben. Doch ihr Leben wird ein weiteres Mal aus der Bahn geworfen – ihr Bruder Anno lässt sie aus dem Kloster entführen und bestimmt, dass sie den gewalttätigen Patrizier Gevehard Reppenstede heiraten muss. Als Jakoba einen von dessen brutalen Übergriffen abwehrt und Gevehard dabei schwer stürzt, flüchtet sie und schließt sich kurze Zeit später dem fahrenden Theriak-Krämer Meister Arnold und dessen Frau Mona an. Mit ihnen reist Jakoba nach Venedig, wo sie lernt, wie Theriak hergestellt wird. Schließlich landet sie in Paris und macht sich als Heilerin einen Namen…

Sabine Weiß hat einen flüssig zu lesenden Schreibstil, der den Leser schnell in das Geschehen hineinzieht. Die Autorin erzählt sehr anschaulich und wartet mit einer Fülle von Details auf, so dass man sich die Schauplätze und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen kann. Vieles, was die Menschen damals bewegt und beschäftig hat, findet man in der Handlung wieder. Neben wahren Begebenheiten, Alltagsleben, Gepflogenheiten und Mode stehen natürlich die Herstellung von Heiltränken und die Behandlungsmethoden der damaligen Zeit im Mittelpunkt des Geschehens.

Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung der Akteure. Sowohl Haupt- wie auch Nebenfiguren bekommen schnell ein Gesicht, alle werden lebendig und ausdrucksvoll präsentiert und wirken in ihrem Tun überzeugend.

Sabine Weiß hat keinen leichten Weg für ihre Protagonistin vorgesehen. Hunger, Erschöpfung, Intrigen, Überfälle – Jakoba hat immer wieder mit herben Niederlagen zu kämpfen. Man hofft und bangt stets mit ihr, dass all die Turbulenzen und Strapazen irgendwann ein Ende haben werden und der Tag kommt, an dem sie einfach nur das machen kann, wovon sie immer geträumt hat: als Heilerin arbeiten.

Überraschungen und Wendungen sorgen im Verlauf der Handlung dafür, dass die Geschichte immer wieder neuen Schwung bekommt und die Sogwirkung bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Die Arznei der Könige“ hat mir sehr gut gefallen. Die mitreißend erzählte Mischung aus Historie, Spannung und Abenteuer hat mir nicht nur kurzweilige Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Einblicke in die frühe Medizingeschichte ermöglicht.

Bewertung vom 03.05.2018
Bräute auf Abwegen
Witemeyer, Karen;Jennings, Regina;Connealy, Mary

Bräute auf Abwegen


sehr gut

„Bräute auf Abwegen“ ist ein Sammelband mit drei Liebesgeschichten aus den Federn von Karen Witemeyer, Regina Jennings und Mary Connealy. Die Geschichten spielen im ausgehenden 19. Jahrhundert und kommen jeweils mit einer guten Portion Wildwest-Romantik daher.

Jede der drei Autorinnen hat einen frischen, lebendigen Schreibstil und wartet mit amüsanten Szenen, humorvollen Dialogen und frechem Geplänkel zwischen den Hauptfiguren auf. Die jeweiligen Protagonisten haben mit Verwicklungen, Missverständnissen und Herz-Schmerz zu kämpfen und müssen zudem so manch brenzlige Situation meistern.

In „Das Ehemann-Manöver“ versucht Marietta Hawkins ihren Schwarm Daniel Barrett - ehemaliger Kopfgeldjäger und jetzt Vorarbeiter auf der Ranch ihres Vaters - mit raffinierten Taktiken für sich zu gewinnen. Doch Daniel hat seinem Boss das Versprechen geben müssen, Marietta keine Avancen zu machen und blockt daher entgegen seinen Empfindungen jeden Annäherungsversuch der Farmerstochter ab… Diese Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Das Hin und Her zwischen den beiden ist sehr unterhaltsam und hat mich immer wieder schmunzeln lassen.

„Der Bräutigam, der sich nicht traut“ konnte mich dagegen nicht so richtig überzeugen, weil mir die Handlung und auch das Verhalten der Akteure viel zu konstruiert waren - nicht nur, dass Katie Ellens Eltern gerade verreist sind, als heftige Regenfälle den Flusspegel derart ansteigen lassen, dass die Brücke und damit der einzige Zugang zur Farm weggespült wird und sie mit dem Nachbarsohn Josiah abgeschnitten vom Rest der Welt ausharren muss, plötzlich steht auch noch ein zwielichtiger Fremder vor der Tür, dem Josiah kurzerhand erzählt, dass er und Katie verheiratet wären…

„Eine Braut auf der Flucht“ hat mir von den drei Geschichten am besten gefallen, weil sie am spannendsten erzählt wird - Carrie Halsey soll in eine von ihrem Vater arrangierte Ehe mit dem brutalen Damian Kearse gezwungen werden. Um dem zu entgehen, flüchtet sie gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder aus ihrem Elternhaus. Hilfe bekommen die beiden dabei von dem charmanten Texas Ranger John Conroy…

Insgesamt hat mir „Bräute auf Abwegen“ gut gefallen - drei schwungvoll erzählte Kurzgeschichten voller Humor und Romantik. Gute Unterhaltung für alle, die romantische Abenteuer mit Wildwest-Atmosphäre mögen.

Bewertung vom 02.05.2018
Das Spiel der Königsmacher
Lo Cascio, Priska

Das Spiel der Königsmacher


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Das Spiel der Königsmacher“ nimmt Priska Lo Cascio den Leser mit auf eine kurzweilige Zeitreise in das 10. Jahrhundert und wartet mit einer gut ausbalancierten Mischung aus Historie, Spannung und Romantik auf. Die Autorin hat die historischen Ereignisse zwischen August 911 und dem Jahr 916 mit einer mitreißenden fiktiven Geschichte verknüpft und ein vielschichtiges und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet.

Priska Lo Cascio erzählt sehr unterhaltsam. Jede Szene wirkt lebendig und ist fesselnd, so dass ich ruckzuck mittendrin war in einer Welt aus Lug und Trug, Machtgier, Intrigen und Verrat, aber auch aus Liebe und Leidenschaft. Dank der farbenfrohen Beschreibungen und detailreichen Schilderungen konnte ich mir die Schauplätze und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen. Man erlebt im Verlauf der Handlung viele aufregende und einschneidende Momente intensiv mit und kann sich daher bestens in die Zeit und die Lage der Menschen einfühlen.

Die Figuren bekommen allesamt schnell ein Gesicht, sie wirken echt, sind ausdrucksstark und haben Persönlichkeit, sie zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenheiten. Historische und fiktive Figuren werden geschickt miteinander kombiniert, das Zusammenspiel aller Akteure ist ausgeklügelt und funktioniert bestens.

Im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen der 26-jährige Liuthar - Krieger und Gefolgsmann des sächsischen Herzogssohn Heinrich - und die 21-jährige Fränkin Sarhild von Babenberch, die im Zuge einer Fehde um die Macht im Frankenland ihren Vater, ihren Rang und ihre Heimat verloren hat. Die beiden Protagonisten begegnen sich kurz in Frankfurt und lernen sich dann später besser kennen, als Sarhild zu ihrem Oheim Otto nach Sachsen flüchtet, um einer arrangierten Ehe mit dem barbarischen Manhard von Baiern zu entkommen.

Liuthar und Sarhild geraten hinein in das Gerangel um die Vorherrschaft im Ostfränkischen Reich und müssen während der Machtkämpfe und Ränkespiele der einflussreichen Landesfürsten und hochrangigen Kirchenvertreter viele Höhen und Tiefen durchleben. Es war äußerst spannend für mich, ihre Wege zu verfolgen und es hat Spaß gemacht, das Miteinander und Gegeneinander aller zu beobachten. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und Sarhild und Liuthar abwechselnd zu Wort kommen lässt. So bekommt man einen guten Einblick in die Ansichten, Beweggründe und Gefühle beider Akteure.

Dass Priska Lo Cascio ein gutes Händchen für Figuren hat, zeigt sich auch bei den zahlreichen Nebendarstellern. Dazu gehören zum Beispiel Heinrichs quirliger Sohn Thankmar, der mich mit seinen herrlich altklugen Äußerungen begeistert hat. Und der Mönch Frodebert, der nicht nur den Schalk im Nacken hat, sondern zudem einen überaus wichtigen Part in dem Intrigenspiel einnimmt. Oder auch die durchsetzungskräftige Herzogsmutter Kunigunde, die weiß, welche Fäden sie ziehen muss, um die Dinge in die von ihr gewünschte Richtung zu lenken. Jeder Einzelne von ihnen spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet und bereichert die Handlung außerordentlich.

„Das Spiel der Königsmacher“ hat mich rundum begeistert – eine sehr gelungene Verknüpfung von historischen Fakten, Spannung und Unterhaltung, die mit viel Pep und Schwung erzählt wird und mir nicht nur kurzweilige Lesestunden beschert, sondern mich auch lebensnah an einem Stückchen mitteleuropäischer Geschichte teilhaben lassen hat. Absolute Leseempfehlung!