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Monika58097
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Hagen

Bewertungen

Insgesamt 637 Bewertungen
Bewertung vom 26.12.2016
Rendezvous im Café de Flore
Bernard, Caroline

Rendezvous im Café de Flore


ausgezeichnet

Paris im Jahre 1928. Vianne hat einen Traum. Sie möchte für ihr Leben gern Botanikerin werden – am liebsten in Paris im Jardin des Plantes. Schon immer hat sie Pflanzen gesammelt, sie gepresst, sie gezeichnet, doch ihre Eltern halten das alles f ür Unsinn. Vianne soll heiraten und Kinder bekommen. Heimlich packt sie ihre Sachen und fährt nach Paris. Bevor jedoch ihr Traum in Erfüllung gehen kann, muss sie Geld verdienen. Sie verdingt sich als Wäscherin. Vianne lernt den Maler David kennen und lieben. Sie wird seine Muse. Mit David lernt sie auch das pulsierende Pariser Künstlerleben kennen. Und dann geht ein Traum in Erfüllung. Vianne erhält eine Anstellung im berühmten Jardin des Plantes, doch es ist keine gute Zeit. Die Deutschen besetzen Frankreich.

Viele Jahrzehnte später. Marlene verbringt mit ihrem Mann den Hochzeitstag in Paris, doch die Reise verläuft anders als geplant. Das Ehepaar hat sich auseinander gelebt.
Marlene besucht das Musée d'Orsay. Sie entdeckt ein Bild mit einer Frau, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Wer ist diese Frau? Und warum ist sie so seltsam berührt von diesem Bild?

„Rendezvous im Café de Flore“ - Wer Paris liebt, muss diesen Roman lesen! Schon nach den ersten Seiten merkt man, dass sich die Autorin in Paris auskennt. Sie nimmt einen mit auf die Reise in eine aufregende und spannende Stadt, sei es das Paris der Künstler, der französischen Avantgarde oder sei es das heutige Paris, das Paris der Protagonistin Marlene. Egal ob mit Vianne oder Marlene, ich streife mit den beiden Frauen durch Paris. Die Atmosphäre ist zum Greifen nahe. Mitreißend und atmosphärisch lässt das Buch einen die Stunden nur so vergessen.

„Rendezvous im Café de Flore“ - vor dem inneren Auge des Lesers läuft ein Film ab. Wunderschön und bewegend. Unbedingt lesen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2016
Was das Leben sich erlaubt
Krüger, Hardy

Was das Leben sich erlaubt


ausgezeichnet

Hardy Krüger, heute 88 Jahre alt, hatte als Junge zwei Träume, dem Traum vom Fliegen und dem Traum vom Schreiben. Beides ist ihm gelungen. In seinem neuen Buch schreibt er ausführlich über seine Kindheit und wie er als Kind von Eltern, die Hitler treu ergeben waren, aufgewachsen ist. In der Ordensburg Sonthofen im Allgäu wird der junge Eberhard zum Adolf-Hitler-Schüler erzogen. Mit nur 15 Jahren spielt er seine erste Rolle beim Film. Der Ufa-Star Hans Söhnker klärt ihn behutsam über die Verbrechen der Nazis auf. Vom getreuen Hitler-Schüler wandelt sich Hardy Krüger zum Kurier für eine Gruppe von Widerständlern, die jüdische Mitbürger in der Schweiz in Sicherheit bringen. Mit gerade mal 16 Jahren wird Krüger an die Front geschickt. Während um ihn herum das große Sterben stattfindet, überlebt Krüger. Wegen Befehlsverweigerung wird er jedoch zum Tod verurteilt und entkommt quasi in letzter Sekunde. Nach dem Krieg startet er durch mit einer internationalen Filmkarriere. Kanzler Helmut Schmidt wird sein Freund.
Hardy Krüger pendelt noch heute zusammen mit seiner Frau Anita, mit der er seit 40 Jahren verheiratet ist, zwischen Deutschland und Kalifornien. Unermüdlich spricht er in Schulen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.

„Was das Leben sich erlaubt – Mein Deutschland und ich“ ist ein offenes und ehrliches Buch. Es ist Hardy Krügers Geschichte. Ein großartiges Buch. Ein großartiger Mann, der mit diesem Buch auch vielen anderen Menschen ein Denkmal gesetzt hat, vor allen Dingen seinem älteren Freund Hans (Hanne) Söhnker. Ein Buch, das berührt und nachdenklich macht. Es ist tiefsinnig und doch unterhaltsam mit vielen Denkansätzen zum Leben.

Hardy Krüger erzählt seine Kindheit und Jugend nach. Peter Käfferlein und Olaf Köhne liefern die historischen Daten und ergänzen somit das Erzählte. Unbedingt lesenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.12.2016
Nimm dir Zeit für deine Träume

Nimm dir Zeit für deine Träume


ausgezeichnet

Heute habe ich zur Abwechslung mal einen Tipp, für alle, die wie ich diesen kleinen „Geschenk-Bücher“ lieben. „Nimm dir Zeit für deine Träume“ ist so ein Büchlein. Ruhige 48 Seiten mit wunderschönen Fotos vom Meer, vom Strand, von der Weite, von der Ruhe. Dies ist ein Büchlein zum Entspannen, zum Träumen mit wunderschönen Sätzen, die mich beim Lesen ans Meer entführen. In Gedanken bin ich an der Ostsee oben in Mecklenburg-Vorpommern, lasse mir den Wind um die Nase wehen, blicke aufs Meer. Meine Gedanken schweifen, ich werde ganz ruhig.

„Nimm dir Zeit für deine Träume“ - ein Buch für alle, die sich nach ein bisschen Ruhe in dieser hektischen Zeit sehnen. Meine absolute Empfehlung zum Verschenken und am besten auch für einen selbst.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2016
Das Weihnachtsglas
Wright, Jason F.

Das Weihnachtsglas


ausgezeichnet

Liebt Ihr Weihnachtsgeschichten genauso wie ich? In der Adventseit muss ich einfach diese kleinen, feinen Geschichten lesen, die den Leser ganz schnell verzaubern. So ist es mir auch mit „Das Weihnachtsglas“ von Jason F. Wright ergangen, eine Geschichte, die schon ein paar Jahre alt ist und die ich trotzdem erst kürzlich entdeckt habe.

Hope wird als Baby von ihrer leiblichen Mutter in einem Café abgelegt. Jemand soll sich um das Kind kümmern, der es wirklich kann. Jemand, bei dem es das Kind richtig gut haben wird. Diese Jemand ist Louise. Bei ihr wächst Hope zu einer zielstrebigen jungen Frau heran. Hope wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich richtig rauszukommen bei ihrem Arbeitgeber, einer Zeitung.

Dann hat Hope nicht nur den Tod ihrer Adoptivmutter zu verkraften, bei ihr wird auch noch eingebrochen. Während die Polizei mit der Spurensicherung beschäftigt ist, entdeckt die junge Frau ein Glas vor ihrer Tür, ein Glas voll mit Geldstücken und Geldscheinen. Es ist ein sogenanntes Weihnachtsglas. Hopes Neugier ist erwacht. Was hat es wohl mit dem Glas auf sich? Wer hat es ihr gebracht und wollte ihr damit eine Freude bereiten?

Hope fängt mit der Recherche an und hofft zudem auf DIE Story. Sie lernt die Familie Maxwell kennen, mit der sie sich schnell anfreundet, doch Hope sagt nicht die Wahrheit. Sie verheimlicht, wer sie wirklich ist.

„Das Weihnachtsglas“ - eine richtig schöne, gefühlvolle Weihnachtsgeschichte, die ganz wunderbar erzählt wird. Eine Geschichte voller Liebe und Freundschaft. Eine Geschichte zum Wegträumen und zum Einstimmen auf Weihnachten. Eine Geschichter voller Zauber – so müssen Weihnachtsgeschichten sein.

Bewertung vom 13.12.2016
Stille Nacht
Müller, Titus

Stille Nacht


ausgezeichnet

„Stille Nacht, heilige Nacht“ - ein Weihnachtslied, das längst Weltruhm erreicht hat, doch wer steckt eigentlich dahinter? Wie ist das Lied überhaupt entstanden? Wer hat den Text geschrieben und wer die Musik an sich?

Joseph Mohr, ein Hilfspriester, tritt eine Stelle in Österreichisch Laufen an. Nicht alle sind dem jungen Priester wohl gesonnen, wurde er doch unehelich geboren. Ein Fürsprecher hat einst ermöglicht, dass er die nötigen Schulen besuchen konnte.

Er lernt seinen Großvater kennen, einen mürischen alten Mann, doch Joseph gibt nicht auf. Er will mehr über den alten Mann und seinen Sohn, Josephs Vater, wissen. Der alte Mann taut auf und beginnt zu erzählen, doch den beiden bleibt nicht mehr viel Zeit füreinander.

Das Leben bei den Flussschiffern ist hart. Die Männer sind oft lange unterwegs, die Frauen müssen die Familie durchbringen. Ein hartes Leben voller Entbehrungen und Armut.

Joseph Mohr kümmert sich um die Menschen. Seine Predigten sind nicht gewöhnlich. Er liebt zudem die Musik. Zusammen mit seinem Freund Franz Gruber lässt er sich auch schon mal von der Musik verführen. So dauert es auch nicht allzu lang, bis ein Kirchenmann sich über den jungen Priester beschwert, doch Joseph lässt sich unterkriegen.

Und eines Tages schreibt er einen Liedtext, das Lied von der „Stillen Nacht“. Franz Gruber schreibt die Musik dazu. Als 1818 am Heiligabend zum ersten Mal das Stück erklingt, sehen die Menschen mit großen Augen zur Krippe. Dieses Lied hat von der Aufführung an die Menschen berührt. Sie kommen zu Joseph und Franz und wollen ihnen die Hände schütteln. Von dort an geht das Lied um die Welt.

„Stille Nacht“ von Titus Müller, dieser Mann kann einfach erzählen! Mit großer erzählerischer Kraft bringt er dem Leser den harten Alltag der armen Flussschiffer nahe. Man spürt regelrecht die Anforderungen an die dort lebenden Menschen und man hört die Musik, die einen verzaubert. Mich rührt dieses Lied immer wieder zu Tränen, nicht, weil es so traurig ist, sondern einfach, weil es so unglaublich schön ist.

„Stille Nacht“ - ein großartiges Lesevergnügen einer kleinen Erzählung. Eine Geschichte, die verzaubert, eine Geschichte, die glücklich macht.

Bewertung vom 11.12.2016
Geigen der Hoffnung
Müller, Titus;Roth, Christa

Geigen der Hoffnung


ausgezeichnet

Amnon Weinstein restauriert Geigen. Sein Vater war einer der ersten Geigenbauer Israels. Zahlreiche Geigen wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu Moshe Weinstein gebracht. Die einstigen Besitzer der Geigen wollten nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Sie haben zwar den Krieg und den Nazi-Terror überlebt, doch auch ihr Leben nach dem Krieg war eine einstige Qual – zu sehr haben sie gelitten. Zu sehr wurden sie gequält, verachtet, gedemütigt. Das unfassbar Erlebte wurde unterdrückt. Erzählen konnte fast niemand darüber. Man wollte vergessen und konnte es doch nie. Amnons Familie ist selbst betroffen. Fast alle Familienmitglieder und einstigen Freunde der Familie fielen den Nazis zum Opfer. Eines Tages steht Amnon einem Holocaust-Überlebenden gegenüber. Seine stark demolierte Geige möchte er für seinen Enkel restaurieren lassen. Amnon Weinstein entdeckt im Innern der Geige Aschereste. Menschliche Überbleibsel aus den Krematorien? Es dauert noch ein ganzes Jahrzehnt, bis Amnon Weinstein sich der ganzen Geschichte gestellt, der Geschichte der Musik in den Konzentrationslagern.

Marek und sein Bruder Stani werden ins KZ Dachau deportiert, doch Marek gibt die Hoffnung nicht auf. Er will überleben. Er umklammert seinen Geigenkasten – das Einzige, was ihm neben seinem Bruder geblieben ist. Als er seinem Bruder zu Hilfe kommen will, rächt sich Oberscharführer Köcher an ihn. Er zerstört Mareks Geige. Dieser wird zudem zu besonders harten Arbeitsdiensten herangezogen, doch Marek hat Glück. Er hat Fürsprecher und ihm gelingt es, einen Platz im Lager-Orchester zu bekommen, was schließlich seine Rettung ist.

„Die Geigen der Hoffnung“ - ein Buch, das mich nachdenklich und unendlich traurig zurücklässt.
Ein Buch, halb Sachbuch, halb auf wahren Begebenheiten basierende Erzählung.

Christa Roth hat vor Ort bei Amnon Weinstein recherchiert. Hier leben die Geigen wieder auf, die einst in den Lagern gespielt wurden. Hier berichtet jede einzelne Geige in der Werkstatt Amnons Weinsteins von einem Schicksal, von einem Leben. Diese Geigen der Hoffnung gibt es wirklich. Sie werden heute weltweit in berühmten Orchestern gespielt.

Titus Müller erzählt in einfühlsamer Weise die Geschichte von Marek und Stani. Den Häftling mit der Nummer 95101 hat es tatsächlih gegeben. Er hieß in Wahrheit Abram Merczynski. Es ist eine fesselnde und tief bewegende Geschichte. Manches Mal habe ich beim Lesen den Atem angehalten. Zu verstörend der Lageralltag, zu verstörend das für uns unbegreifliche Verbrechen, das dort an den Menschen begangen wurde.

Titus Müller führt den Leser direkt in das Konzentrationslager. Er schildert das Leben der Menschen dort so eindringlich, das man beinahe das Gefühl hat, das Leid dieser Menschen zu fühlen. Ich sage bewusst „beinahe“, denn niemand kann das nachempfinden, was diese Menschen durchmachen mussten. Und doch gab es so ewas wie Hoffnung – die Musik. Die Musik, die auch Marek in Gedanken woanders hinführte, raus aus dem Lager. Mit der Musik konnten seine Gedanken fliegen. Orchestermitglieder bekamen mehr zu essen. Sie mussten fit sein, um am Abend für die SS-Offiziere aufzuspielen. Immer wieder spürt man die Angst. Bloß nicht nachlassen, bloß nicht schwach werden. Kein falsches Wort, kein falscher Blick. Man könnte der nächste sein.

Titus Müller zeigt aber auch, dass es im Lager ein kleines bisschen Menschlichkeit gab. Da ist der Arzt, der die Kranken in Betten im Krankenrevier versteckt hat, damit wenigstens einige überleben konnten. Er erzählt auch, dass junge Leute gezwungen wurden, in die SS einzutreten und in den Lagern ihren Dienst tun mussten.

„Die Geigen der Hoffnung“ - Ein Buch gegen das Vergessen, aufwühlend, tragisch, bewegend. Ein Buch, dessen Geschichte mich immer begleiten wird.

Bewertung vom 03.12.2016
Die Musik der verlorenen Kinder
Morris, Mary

Die Musik der verlorenen Kinder


ausgezeichnet

Chicago in den Zwanziger Jahren. Benny Lehrman soll wie seine Brüder in das Hutgeschäft seiner Eltern einsteigen, doch Benny liebt die Musik. Er kämpft verzweifelt darum, seinen Traum wahr machen zu können. Er will unbedingt Pianist werden. Immer wieder bittet er seinen Vater darum, die Bestellungen in den Vierteln der Schwarzen ausliefern zu dürfen. Auf diese Weise bietet sich ihm die Chance, der Musik der Menschen dort zu lauschen. Dort lernt Benny auch den Trompeter Napoleon kennen. Er wird sein engster Freund werden und das in einer Zeit der Rassendiskriminierungen.

Im Nachtclub der Familie der jungen Pearl treten die beiden gemeinsam auf. Wenn sie ihre Musik spielen, lassen sie ihren Gefühlen freien Lauf. Bennys und Napoleons Leidenschaft ist der Jazz.. Pearl verliebt sich in Benny, doch der lässt sich von Pearls jüngerer Schwester Opal verführen.

Benny fühlt sich Zeit seines Lebens schuldig. Schuldig daran, dass sein jüngerer Bruder bei einem Schneesturm ums Leben gekommen ist, obwohl alle Brüder mit einem Seil verbunden waren. Nur in der Musik findet er Vergessen. Auch Pearls Familie hat einen großen Verlust zu verarbeiten. Pearl ist als Kind Zeuge geworden, wie drei ihrer Brüder beim Untergang der Eastland ihr Leben lassen mussten.

Musik, und allem voran der Jazz – ganz Chicago scheint nur noch aus Musik zu bestehen. Musik und Gangstern. Al Capone, die Mafia. Dunkle Ecken, verruchte Clubs und doch immer wieder Musik und Tanz. Wegen der Prohibition wird Alkohol nur noch heimlich ausgeschenkt, doch dann beginnt die Weltwirtschaftskrise. Die Menschen verlieren ihre Arbeit. Sie haben kein Geld mehr für Vergnügungen. Es geht ums nackte Überleben. Benny ist gezwungen, wieder bei seinen Eltern zu wohnen. Und so fängt er auch wieder an in der Firma zu arbeiten.

Die Musik. Wo ist die Musik? Eines Tages macht sich Benny auf den Weg zu Pearl. Wird es ihr gelingen, ihn wieder zum Spielen zu bringen?

„Die Musik der vergessenen Kinder“ - Es ist die Geschichte Chicagos. Es ist die Geschichte des Jazz. Man möchte gar nicht aufhören zu lesen. Die Musik, der Jazz, die Seiten scheinen nur so zu vibrieren. Ich kann die Musik spüren, sie hören. Eine mitreißende Geschichte, bei der die Autorin es schafft, das Flair des alten Chicagos wiederzugeben.t Ich fühlte mich an den Film „The Cotton Club“ erinnert. Dem Leser begegnen interessante und vielschichtige Persönlichkeiten. Eine mitreißende und atmosphärische Geschichte voller Musik. Der Originaltitel „The Jazz Palace“ trifft die Geschichte eigentlich viel besser, doch egal, wie der Titel lautet, dieses Buch sollte man gelesen haben!

Bewertung vom 26.11.2016
Der Schneekristallforscher
Müller, Titus

Der Schneekristallforscher


ausgezeichnet

Eine Lesung im Literaturhotel Franzosenohl in Iserlohn. Ich hatte mich so sehr au f die Lesung mit Titus Müller gefreut, doch leider war ich krank und konnte nicht den Worten aus seinem neuen Buch „Geigen der Hoffnung: Damit ihr Lied nie verklingt“ lauschen. Meine Freundin Kerstin hat mir jedoch von der Lesung berichtet. Natürlich hat sie mir das Buch mitgebracht. Sie hat mich so neugierig gemacht, dass ich direkt nachgesehen habe, was der Autor noch so geschrieben hat. Und so bin ich auf das folgende Buch gestoßen, von dem ich heute berichten möchte.

Wilson Bentley, in seiner Heimat Jericho gilt er als Sonderling, als Eigenbrötler. Anstatt sich um die Farm und die Tiere zu kümmern wie sein Vater und sein Bruder, studiert er lieber Schneeflocken unter dem Mikroskop. Niemand versteht ihn, nur eine, die Lehrerin Mina aus New York, die den Kindern in Jericho das Lesen und Schreiben beibringt. Mina ist fasziniert von Wilsons Studien, er, der Schneekristalle einfängt, sie studiert und schließlich Fotografien von ihnen anfertigt. Die beiden verlieben sich ineinander, doch dann wird Mina plötzlich zurück nach New York gerufen.

„Der Schneekristallforscher“ - Welch eine wunderschöne, außergewöhnliche kleine Geschichte! Eine kleine Sensation und doch ganz leise. Die Geschichte kommt so leise daher wie eine Schneeflocke. Poetische Worte, berührend, wunderbar. Eine Geschichte mit einem ganz besonderen Zauber. Voller Wärme, voller Gefühl.

Ich fühlte mich sofort an meine Kindheit erinnert. Ich kann mich noch sehr gut an zugefrorene Scheiben erinnern. Eisblumen am Fenster. Wie wunderschön sie doch waren! Sobald der nächste Schnee kommt, werde auch ich mich wieder von den Kristallen verzaubern lassen und an dieses wunderschöne Buch denken.

Ganz nebenbei bemerkt: Wilson Bentley hat tatsächlich gelebt! Er war ein US-amerikanischer Farmer, Fotograf und Schneeforscher. Ihm ist es als ersten Menschen gelungen, Schneekristalle unter dem Mikroskop zu fotografieren.

Erwähnen muss ich diesmal auch den Einband. Wunderschön gestaltet mit Schneekristallen und Samt. Man muss dieses Buch geradezu immer wieder berühren! Dieses Buch gehört einfach unter jeden Weihnachtsbaum!

Bewertung vom 26.11.2016
Unsere wunderbaren Jahre
Prange, Peter

Unsere wunderbaren Jahre


ausgezeichnet

Gleich zu Beginn muss ich sagen, ich bin ein Prange-Fan der ersten Stunde! Auf jedes seiner Bücher bin ich gespannt und ganz besonders auf dieses hier, ist die Handlung doch in Altena angesiedelt, einer kleinen alten Industriestadt, die nicht nur wegen ihrer Burg hoch über der Stadt berühmt ist, sondern auch wegen der Drahtziehereien. Altena ist ein Nachbarstädtchen meiner eigenen Stadt. Ich kenne Altena persönlich und so ist es nochmal ein ganz anderes Erlebnis diesen Roman gelesen zu haben.

Peter Prange entführt den Leser diesmal in das Nachkriegs-Deutschland. Die D-Mark wird ausgegeben. Jeder Bürger erhält 40 D-Mark. Was werden die Menschen mit diesem Geld machen? Was werden die Schwestern Ruth, Ulla und Gundel, was werden die Freunde Tommy, Benno und Bernd damit machen? Was für Wünsche haben sie und was für Träume?

Ruth, das schwarze Schaf der Familie und vom Vater verstoßen. Benno, der Schuhverkäufer, der schnell auf Erfolgskurs ist und zum Unternehmer wird. Ulla, die davon träumt, einmal Ärztin zu sein und von ihren 40 D-Mark die Einschreibungsgebühren fürs Studium in Tübingen bezahlt. Und da ist Tommy, der Hallodri, der rüber macht in die DDR, um dort ein neues, ein anderes Leben zu führen. Tommy, der hofft, endlich einen Ort zu finden, an dem er anerkannt wird.

„Unsere wunderbaren Jahre – Ein deutsches Märchen“ - ein Roman, ein Deutschland-Roman, der zeigt, wie lebendig Geschichte sein kann. Eine Geschichte, die fesselt und begeistert. Ein Roman, in dem es um die Hoffnungen und Träume sechs junger Leute geht. Von der Nachkriegszeit über das Wirtschaftswunder bis hin zum Mauerfall. Lebenswege, Schicksale.

Die Geschichte ist fiktiv, jedoch in Anlehnung an wahre Begebenheiten. Einige Personen sind erfunden, einige gibt es tatsächlich. So kommen auch der Autor selbst und sein Vater in kleinen Nebenrollen vor, bei denen ich mir manchesmal ein breites Grinsen nicht verkneifen konnte. Wer den Autor persönlich kennt, weiß, was ich meine.

„Unsere wunderbaren Jahre“ - ein Buch, das jeder lesen sollte. Es ist ein sehr wichtiges Buch über einen Teil der deutsch-deutschen Geschichte. Spannend und authentisch und defintiv eines der stärksten Bücher meines persönlichen Lese-Herbstes 2016. Man muss Altena nicht kennen, um sich dort als Leser zurechtzufinden. Peter Prange schafft es hervorragend, das Flair der kleinen Industriestadt an der Lenne wiederzugeben, die mir heute eher ruhig und verschlafen vorkommt.

Und wer selbst einmal nach Altena kommen sollte, der muss unbedingt mit dem im Buch beschriebenen Erlebsnisaufzug hoch zur Burg fahren!

„Unsere wunderbaren Jahre“ - Unbedingt lesen!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.