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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2013
Herrgottschrofen / Reporter Karl-Heinz Hartinger Bd.2
Ritter, Marc

Herrgottschrofen / Reporter Karl-Heinz Hartinger Bd.2


gut

Die G-Sache

Beim Joggen entdeckt Gonzo Hartinger nahe dem Herrgottschrofen eine neue Baustelle und in deren Baugrube ein Knochen. Ganz eindeutig ist dieser menschlichen Ursprungs. Auch wenn sein Kumpel, der Baggerfahrer, strikt dagegen ist, ruft Hartinger die Polizei und die Dinge nehmen erst einmal ihren Lauf. Doch der Baustopp am Tunnel kommt dem Bürgermeister äußerst ungelegen, wird doch in wenigen Tagen der Ministerpräsident an der Tunnel-Baustelle erwartet. Schnell wird aus dem Skelett ein Soldat aus dem 2. Weltkrieg gemacht, obwohl dies noch gar nicht feststeht. Doch Hartinger lässt der Knochenfund keine Ruhe, zumal bald klar ist, dass es sich bei dem Skelett um eine Frau handelt, die nicht auf natürlichem Weg zu Tode kam.

In seinen Krimi rund um Garmisch-Partenkirchen steigt Marc Ritter gleich mit dem Fund des menschlichen Skelettknochens ein und die Story entwickelt sich erst einmal richtig unterhaltsam und auch spannend. Mit viel Lokalkolorit versehen ist der neue Fall des Reporters Gonzo Hartinger und so hat man seine Heimatstadt samt näherer Umgebung schnell vor Augen. Und auch der bayerische Dialekt darf nicht fehlen, den Marc Ritter seinen Akteuren immer mal wieder in den Mund legt. Also eigentlich alles perfekt für einen Regionalkrimi.

War es anfangs auch. Die Story entwickelt sich interessant, überraschend und vielschichtig, die unterschiedlichen Charaktere nehmen schnell Gestalt an, haben alle so ihre Ecken und Kanten und agieren auch durchweg überzeugend. Allerdings fängt die Story nach gut der Hälfte an, etwas zu stocken. Zwar entwickelt sie sich auch dann noch weiter, neue Aspekte tun sich auf, die ein wenig mehr Licht in den rätselhaften Skelettfund geben, aber irgendwann verliert sich der Autor zu sehr in der lokalen Politik. Das ständige Machgerangel, das Geklüngel zwischen Bürgermeister, einem ortsansässigen Unternehmer, dem Polizeichef und dem Ministerpräsidenten störten mich irgendwann.

In gewisser Weise ist dieses Geklüngel zwischen Politiker und Unternehmer zwar notwendig für die Geschichte, aber hier wäre eindeutig etwas weniger mehr gewesen und hätte den Spannungs- wie auch Unterhaltungswert des Regionalkrimis interessanter gestaltet. So langweilt dies irgendwann, was auch der lockere, oft durchaus auch witzige, bissige Schreibstil des Autors nicht ganz wett machen kann und zum Schluss war mir auch der eine oder andere Zufall dann doch etwas zu viel des Guten, sodass die Lösung des Falls ein wenig konstruiert wirkte.

Fazit: Eine interessante, komplexe Story mit viel Lokalkolorit und originellen Charakteren, die sich jedoch ein wenig zu viel mit dem lokalpolitischen Machtgerangel beschäftigt und hierdurch teilweise die Spannung aus der Story nimmt.

Bewertung vom 27.03.2013
Du stirbst zuerst
Wells, Dan

Du stirbst zuerst


sehr gut

Was ist real?

Der 20-jährige Michael Shipman wacht im Krankenhaus auf, an die letzten zwei Wochen kann er sich nicht mehr erinnern. Doch er weiß, dass er verfolgt wird, verfolgt von gesichtslosen Monstern, und dass irgendetwas nicht mit ihm stimmt. Denn Michael hat Visionen, sieht Monster und hört fremde Stimmen in seinem Kopf. Die Ärzte halten ihn für verrückt, diagnostizieren bei Michael Schizophrenie und weisen ihn in eine psychiatrische Klinik ein. Doch Michael weiß es besser, die Gesichtslosen verfolgen einen dunklen Plan und nur er allein kann sie aufhalten oder bildet er sich dies alles doch nur ein?

Dan Wells startet seinen Horrortrip mit dem Aufwachen von Michael im Krankenhaus. Da der Autor seinen Protagonisten selbst seine Geschichte erzählen lässt, kommt beim Lesen schnell ein ziemlich beklemmendes Gefühl auf. Denn man spürt regelrecht die Angst, welche Michael vor jeglichen elektronischen Geräten empfindet, fühlt seine Machtlosigkeit gegenüber den Ärzten, die seine Erklärungen für sein merkwürdiges Verhalten nicht glauben und diese als Wahnvorstellungen abtun. Ganz zu schweigen von seinen Erzählungen über „die Anderen“, diesen gesichtslosen Wesen, die Michael ständig verfolgen, die irgendetwas Schreckliches planen und Michael als Einziger diese sehen und somit auch aufhalten kann. Ja, und dann ist da noch der Wellness-Mörder, der bereits mehr als zehn Menschen auf dem Gewissen hat und allen seinen Opfern die Gesichter verstümmelt. Und da Michael sich nicht an die letzten zwei Wochen seines Lebens erinnern kann, gerät er in den Fokus des FBIs.

Doch mit der Einweisung in die Psychiatrie ist er erst einmal wenigsten vor dem FBI sicher, doch was ist mit seinen Visionen? Welche Menschen sind real, welche existieren nur in seinem Gehirn und ist vielleicht auch die Psychiatrie von den Gesichtslosen unterwandert? Diese Fragen stellt sich nicht nur Michael andauernd, auch man selbst als Leser rätselt ständig darüber, ob Michael jetzt wirklich schizophren ist oder ob seine Geschichte stimmt und seine Angstzustände daraus resultieren. Aber nicht nur diese Fragen wirft der Thriller ständig auf. Völlig im Unklaren lässt Dan Wells seine Leser lange Zeit auch in Hinblick auf die Sekte „Kinder der Erde“, die immer wieder Erwähnung finden, wie auch über die Identität des Wellness-Mörders, der ja ganz offensichtlich irgendetwas mit Michael zu tun hat, oder ist Michael gar selbst der Killer?

Dieser Thriller verwirrt unentwegt, aber genau hierdurch kann man die Verzweiflung, die Ängste und die Machtlosigkeit von Michael auch gegenüber den Ärzten sehr gut nachempfinden. Und auch wenn die Geschichte erst im letzten Drittel richtig spannend wird, versteht es der Autor dennoch mit seinem fesselnden, rasanten Schreibstil einen mühelos an seinen Thriller zu binden. Durch die Ich-Form bekommt man schnell eine Vorstellung von diesem verunsicherten, verängstigten und so sympathischen jungen Mann, der eigentlich nur irgendwo weitab auf einer Farm leben und endlich seine Ruhe haben möchte. Nach und nach erfährt man auch etwas über seine schreckliche Kindheit, doch selbst mit diesem Wissen kann man absolut nicht einschätzen, ob Michael jetzt wirklich schizophren ist. Hier versteht es Dan Wells perfekt, einen immer wieder genau dann zu verunsichern, wenn man sich gerade hierüber eine Meinung gebildet hat.

Die Story ist logisch und nachvollziehbar aufgebaut, bleibt zumeist unvorhersehbar und gerade ihr Ausgang bleibt während des Lesens völlig ungewiss, was natürlich auch die Neugier steigert. Das Ende bzw. die Erklärung für Michaels Geschichte ist zumeist schlüssig umgesetzt, aber sie kann auch nicht unbedingt als realistisch bezeichnet werden. Aber was ist überhaupt real an der Geschichte, was findet nur in Michaels Kopf statt?

Fazit: Ein verwirrender, beklemmender Thriller, der einen in die Abgründe einer psychisch gestörten Seele führt und dies überzeugend, nachvollziehbar und fesselnd umzusetzen versteht.

Bewertung vom 26.03.2013
Die Tote im Nebel
Wolf, Heike

Die Tote im Nebel


ausgezeichnet

Marburg, Morde & Märchen

Dichte Nebelschwaden wabern in diesen kalten Novembertagen des Jahres 1803 am Flussufer der Lahn entlang und auch Marburg bleibt hiervon nicht verschont. Seltsame Geschichten geistern durch die Universitätsstadt vom bösen Wolf und einer kinderfressenden Hexe. Doch was ist wahr an diesen Geschichten, was der Fantasie der Bewohner entsprungen? Zumindest den Wolf scheint es zu geben, denn erste Opfer der Bestie muss Julius schon bald behandeln, die Bissspuren sind für einen Hund eindeutig zu groß. Und auch die Hexe am Frauenberg ist existent, doch ist sie wirklich so bösartig, wie die Marburger erzählen?

Eine fast schon gruselige Stimmung stellt sich während des Lesens ein, zumal es Heike Wolf perfekt versteht, ihren historischen Kriminalroman atmosphärisch dicht zu erzählen. So dauert es gar nicht lange bis man die verwinkelten Gassen Marburgs, die düstere Kneipe am Lahnufer oder den Schlossberg vor Augen hat.

Mit dem Mord an der jungen Helene steigt die Autorin in ihren Roman ein, ohne hierbei den Mörder preiszugeben. So gestaltet sich der Roman von Anfang spannend und temporeich und der Gruseleffekt durch die schauerlichen Geschichten sorgt zudem dafür, dass man sich bis zum Schluss bestens unterhalten fühlt. Gekonnt erzählt Heike Wolf, wie solche Volksmärchen und Mythen entstehen und baut dies geschickt mit ein. Hierbei vergisst die Autorin aber auch nicht, einem schlussendlich die Wahrheit zum bösen Wolf und der kinderfressenden Hexe zu erzählen.

Zudem überrascht die Autorin immer wieder mit neuen Wendungen in dem Fall und meint man, die Lösung gefunden zu haben, bringt die Autorin wieder neue Aspekte in die Geschichte ein, die einem seine Meinung revidieren lassen. Ihr Schreibstil ist sehr einnehmend, bildhaft und lebendig und geschickt verbindet sie zudem Fiktives mit historischen Fakten und Personen.

Julius Laumann ist ein weit gereister junger Mann, der nun wieder nach Marburg zurückkehrt, um als zukünftiger Stadtphysikus zu praktizieren. Doch dem geradlinigen Julius, der selten ein Blatt vor den Mund nimmt, sich um das Geklüngel der Ratsherren wenig kümmert und ziemlich halsstarrig sein kann, werden gleich am ersten Tag von der Obrigkeit Steine in den Weg gelegt. Diese sind besorgt wegen den Gerüchten um den Wolf, der angeblich in den Wäldern wildert und Menschen anfällt, denn die Stimmung in der Stadt ist langsam am Brodeln. Die Bürger fordern den Tod der Bestie. Bei dieser Stimmungslage können die Ratsherren nicht auch noch einen Mörder gebrauchen.

Tatkräftig unterstützt wird Julius durch die dickköpfige Professorentochter Sophie. Die rebellische, äußerst selbständige, eigenwillige junge Frau lässt der Tod ihrer Freundin nicht ruhen. Stur und zielstrebig versucht sie, die Todesumstände aufzuklären, auch wenn man dafür einmal aus dem Fenster des eigenen Zimmers klettern muss, in den sie von ihrer Mutter wegen Ungehorsams gesperrt wurde.

Ein weiterer Protagonist ist der junge Wilhelm Grimm, der zusammen mit seinem älteren Bruder Jacob in Marburg studiert. Sein Gerechtigkeitssinn wie auch sein wachsendes Interesse an Sophie lassen ihn nicht ruhen, Helenes Tod aufzuklären. Natürlich kommen ihm auch die Gerüchte über den Wolf und der Hexe zu Ohren, wie auch von der bösen Stiefmutter, die ihre Stieftochter ermordet haben soll und schon bald überlegen die Gebrüder Grimm, ob man diese Mythen nicht niederschreiben sollte. Auch die Beschreibungen der weiteren Charaktere sind hervorragend gelungen und bis in die kleinste Nebenrolle nehmen alle Akteure augenblicklich Konturen an, agieren authentisch, haben Ecke und Kanten und wirken in ihren Handlungen überzeugend.

Fazit: Heike Wolf verknüpft in ihrem historischen Kriminalroman gekonnt verschiedene Volksmärchen mit einer Mordserie in Marburg des Jahres 1803 und zaubert daraus einen atmosphärisch dichten und äußerst spannend, schaurigen Roman.

Bewertung vom 21.03.2013
Outlaw / Jack Reacher Bd.12
Child, Lee

Outlaw / Jack Reacher Bd.12


gut

Kein Weg zurück

Als Tramper quer durch die USA kommt Jack Reacher eines Tages in Despair an. Doch der Empfang gestaltet sich hier alles andere als freundlich und ehe es sich Reacher versieht, wird er wegen Landstreicherei verhaftet und vor die Stadtgrenze gebracht. Dort trifft er auf die junge Polizistin Vaughan aus Hope, die ihn mit in ihre Stadt nimmt. Das feindliche Verhalten der Bürger von Despair weckt Reachers Neugier und er vermutet zu Recht, dass die ganze Stadt etwas zu verbergen hat. Zusammen mit Vaughan setzt Reacher alles daran, hinter das Geheimnis von Despair zu kommen.

Äußerst unfreundlich und misstrauisch gestaltet sich der Empfang in Despair und als Reacher kurz darauf mehr oder weniger über einen Toten stolpert und zudem in Hope auf eine junge Frau trifft, die ebenfalls aus Despair ausgewiesen wurde, während ihr Mann noch dort zu sein scheint, ist Reachers Interesse endgültig geweckt. So düster sich die Industriestadt Despair präsentiert, so düster und bedrückend ist auch die Stimmung des Buches. Zumeist rätselhaft und undurchsichtig gestaltet sich die Story, die viele Fragen aufwirft und deren Lösung Lee Child seinen Lesern erst fast zum Schluss seines Thrillers präsentiert. Sein Schreibstil ist zumeist fesselnd, schnörkellos und hart gehalten und wirkt oft auch ein wenig distanziert.

Zudem erzählt Lee Child auch ziemlich detailliert. Die gerade anfangs ständigen Angaben und Berechnungen von Entfernungen, Himmelsrichtungen und Geschwindigkeiten haben mich stellenweise regelrecht genervt. Sie lassen mit der Zeit zwar nach, waren aber nicht gerade förderlich, was den Lesefluss angeht und haben somit auch oft unnötig die Spannung aus dem Thriller genommen.

Reachers selbst wie auch Vaughan überraschen zwar in ihren Handlungen des Öfteren, aber so richtig Konturen nehmen sie wenig an. Reacher als ehemaliger Militärpolizist ist entsprechend geschult, hat eine hervorragende Menschenkenntnis und selbst mit drei Gegnern auf einmal hat er überhaupt keine Probleme. Vaughan ist eine junge, äußerst engagierte Polizistin, die privat mit einem schweren Schicksal zu kämpfen hat und der schon lange die seltsamen Gebaren der Einwohner Despairs aufgefallen sind. Doch als einfache Polizistin kann sie hier nicht viel entgegensetzen. Bald schon vertraut sie Reacher und unterstützt ihn in seinen Aktionen, welche diesen heimlich immer wieder zurück nach Despair führen.

Schnell ist klar, dass Recycling-Unternehmer und Prediger Thurman seine Stadt Despair fest unter seiner Kontrolle hat. Alle Bewohner sind mehr oder weniger bei ihm angestellt, entsprechend agieren sie. Thurmans Wort ist Gesetz. Lee Child verknüpft hier geschickt die Themen Umweltsünden, Endzeitkirche und Irak-Krieg zu einem knallharten Thriller, bei dem allerdings alle Beteiligten recht blass wirken und nicht wirklich überzeugen können, zudem wirkt gerade der Schluss doch ziemlich überzogen und unrealistisch.

Fazit: Ein knallharter Thriller, der gerade zum Ende hin ziemlich unrealistisch daherkommt, aber meist mit einer spannenden Story überzeugt. Hierbei bleiben die Charakterzeichnungen jedoch auf der Strecke und auch durch die Detailverliebtheit des Autors wird oft der Lesefluss gestört.

Bewertung vom 18.03.2013
Flamme von Jamaika
André, Martina

Flamme von Jamaika


ausgezeichnet

Der Kampf um die Freiheit

Die Kaufmannstochter Helena Huvstedt reist im Jahr 1831 nach Jamaika, um dort den Sohn des Plantagenbesitzers Lord William Blake zu heiraten. Lena hatte Edward in London kennengelernt und war sehr angetan von dem jungen Mann. Doch kaum in Jamaika angekommen muss Lena erkennen, dass sie im Begriff steht, einen skrupellosen Mann zu ehelichen. An ihrem Hochzeitstag eskaliert die Lage und Lena flieht zusammen mit ihrer Freundin und Gesellschafterin Maggie von der Plantage. Doch aus ihrer Flucht wird nichts. Durch Zufall fällt sie Rebellen in die Hände, die gerade dabei sind, einen Sklavenaufstand zu organisieren. Diese sind zu allem entschlossen und sehen in Lena die Chance, im Austausch drei zum Tode verurteilte Sklaven zu befreien. Einer der Anführer der Rebellen ist der junge, charismatische Jess. Anfangs ist Lena wie gelähmt vor Angst, doch immer mehr fühlt sie sich zu dem Mulatten hingezogen und durch Jess erfährt Lena, wie grausam sich das Leben der Sklaven auf der Karibikinsel darstellt. Aus Liebe zu Jess trifft die junge Frau einen folgenschweren Entschluss.

Ihren Lesern war Martina André bisher durch ihre fantastischen Templerromane bekannt, nun entführt die Autorin einen in das exotische Jamaika des 19. Jahrhunderts mitten hinein in einen Sklavenaufstand. Wieder einmal hervorragend recherchiert bringt Martina André einem die grausamen, menschenunwürdigen Verhältnisse näher, unter denen die Jamaikaner bei den Plantagenbesitzern zu leiden haben. Für diese sind Sklaven nur billige Arbeitskräfte, nicht mehr wert als Tiere, die man schinden kann, bis sie nicht mehr einsetzbar sind und dann einfach sich selbst überlassen werden, meist zum Sterben.

Durch die Untersagung des Überseehandels mit Sklaven seit dem Jahr 1807 wird zudem wahllos von den Plantagenbesitzern und deren Aufseher selbst für „Nachschub“ gesorgt, Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Besonders brutal herrschen Lord William Blake und sein Sohn Edward auf der Redfield Plantage, die nun auch das Zuhause der jungen Lena werden soll. Die Stimmung auf der Karibikinsel brodelt, viele Sklaven sind zur Rebellion bereit und den Weihnachtsaufstand im Jahr 1831 unter der Führung von Samuel Sharpe nimmt Martina André als Grundlage für ihren Roman.

Diese brodelnde Stimmung unter der schwülen Hitze Jamaikas, gespickt zusätzlich mit einigen Einzelschicksalen, die einem sehr anschaulich das Leben der Jamaikaner näher bringen, sorgen zusammen mit der fesselnden Liebesbeziehung von Lena und Jess zu einem von Anfang bis Ende sehr spannenden Roman. Nachdem Lena auf der Karibikinsel angekommen ist, legt die Story zudem ordentlich an Tempo zu und auch wenn man sich in etwa vorstellen kann, wie die Geschichte endet, hat Martina André sehr viele interessante und vor allem unvorhersehbare Wendungen mit eingebaut. Und gerade zum Ende hin überschlagen sich regelrecht die Ereignisse und man ist absolut nicht mehr fähig, das Buch aus der Hand zu legen.

Neben ihrem bildhaften, farbenprächtigen Schreibstil, der einem sofort die Redfield-Plantage mit seinem herrschaftlichen Haus und den armseligen Sklavenunterkünften oder auch das Rebellenlager mitten im Dschungel vor Augen führt, überzeugen wieder einmal die starken Charakterzeichnungen von Martina André. Durch die Bank weg entwickeln sich alle Figuren weiter, sind bis in die kleinste Nebenrolle detailliert und facettenreich beschrieben, nehmen sofort Konturen an und überzeugen in ihren Handlungen.

Fazit: Ein farbenprächtiger, praller und spannender Historienroman, der seinen Lesern auf äußerst unterhaltsame Art und Weise den Sklavenaufstand auf Jamaika im Jahr 1831 näher bringt.

Bewertung vom 10.03.2013
Trauerweiden / Kommissare Lisa Luft und Heiko Wüst Bd.2
Streng, Wildis

Trauerweiden / Kommissare Lisa Luft und Heiko Wüst Bd.2


sehr gut

Der 2. Fall für Luft & Wüst

Ganz Crailsheim ist in Volksfeststimmung. Auch die Kommissare Lisa Luft und Heiko Wüst besuchen gerade das äußerst beliebte Volksfest als sie zu einem Tatort gerufen werden. Unter Trauerweiden hat eine Fußgängerin an der Jagst die Leiche der jungen Majorette Jessica Waldmüller entdeckt. Lisa und Heiko nehmen die Ermittlungen auf und befinden sich schon bald mitten in einem Fall voller Eifersucht, Neid und Intrigen.

Wildis Streng beginnt ihren zweiten Krimi um das Ermittlerpaar Luft & Wüst mit den letzten Minuten im Leben der jungen Jessica. Danach wechselt die Autorin recht schnell zu ihren sympathischen Ermittlern, die auch privat ein Paar sind. Die aus NRW stammende Lisa erlebt gerade ihr erstes Volksfest in Crailsheim und hat nach wie vor noch etwas mit dem Dialekt der Hohenloher zu kämpfen, ansonsten hat Lisa sich – auch dank der Hilfe von Heiko – mittlerweile sehr gut in Crailsheim eingelebt.

Die Ermittlungen konzentrieren sich auf das nahe Umfeld der Ermordeten. Einige Freunde und Bekannte von Jessica hätten bei genauer Sicht schon das eine oder andere Motiv für den Mord, doch ein mutmaßlicher Verdächtiger mag sich nicht so recht heraus kristallisieren. Bei den Majoretten gab es einiges an Konkurrenzkampf unter den Frauen wie auch in dem Friseursalon, in dem Jessica arbeitete und dann ist da auch noch die Ex-Freundin von Jessicas Freund, welche durchaus auch ein Motiv hätte, denn Jessica hatte ihr Florian ausgespannt. So langsam wird Lisa und Heiko klar, dass die hübsche Majorette gar nicht so beliebt war, wie es auf den ersten Blick scheint.

Spannungsgeladen kann man den Regionalkrimi nicht unbedingt bezeichnen, doch Wildis Streng versteht es mit ihrem einnehmenden, lockeren, unterhaltsamen Schreibstil sowie der durchaus komplex und gut durchdachten Story sehr gut, einen mühelos bis zum Schluss an ihren Krimi zu binden. Zumeist begleitet man die beiden Kommissare bei ihren Ermittlungen und ist zudem auch häufig bei deren Privatleben mit dabei, doch ab und an sind auch kurze Szenen verschiedener Crailsheimer Bürger mit eingefügt, die Jessica kannten. So lernt man diese zwar besser kennen und erfährt auch immer mehr über die Verstorbene, revidiert aber auch immer wieder seinen Verdacht bezüglich des Täters und des Motivs.

Zudem ist die Geschichte durchsetzt mit sehr viel Lokalkolorit rund um Crailsheim und den Hohenloher, da dürfen auch geschichtliche Informationen nicht fehlen, was die Autorin geschickt und unterhaltsam immer wieder in ihrem Krimi einbaut. Und Wildis Streng lässt ihre Mitwirkende auch gerne einmal Dialekt reden. Allerdings störten mich mit der Zeit ein wenig die kulinarischen Ausflüge von Lisa und Heiko, dies war auf Dauer einfach etwas zu ausschweifend.

Fazit: Auch der zweite Krimi rund um das Ermittlerduo Luft & Wüst überzeugt wieder durch eine unterhaltsame, undurchsichtige Story, wunderbar gezeichneten Charakteren sowie mit viel Lokalkolorit, wobei die vielen Erwähnungen der für die Hohenloher typischen Speisen mit der Zeit jedoch etwas zu viel des Guten waren.

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