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solveig

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Insgesamt 472 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2016
Volle Kraft voraus! - Teil 1: Total krasse Ferien
Lüftner, Kai

Volle Kraft voraus! - Teil 1: Total krasse Ferien


ausgezeichnet

Suuuper mit mindestens drei U !


Ferienanfang und sturmfreie Bude - das muss gebührend gefeiert werden!
Ein piratenmäßig Suuuper-Grillgelage (mit mindestens drei U !) soll es werden: Die beiden „Ober-Milchpiraten“ von der kleinen Insel Pong, Bruno und Matz, laden ihre Freunde in Brunos Elternhaus ein: den Gourmand Tetje, die ständig streitenden Zwillinge Jano und Jona, Birk mit der Brille, den cleveren Hansi und Lewin. Ausnahmsweise dürfen auch Lewins Schwester Swanni und der kleine Bubi mitmachen. Und der sorgt für reichlich Trubel. Denn aus Versehen spült er den Hausschlüssel durch die Toilette. Wer bereits Bücher von Kai Lüftner kennt, kann sich denken, dass Missgeschicke vorprogrammiert sind und die Rettungsaktion der „Milchpiraten“ nicht unproblematisch verläuft…
Das peppige Eingangslied, gesungen für „…Schreihälse, Nasebohrer, Zahnlückenpfeifer…“ , stimmt gleich auf eine freche, turbulente Geschichte ein.
So unbeschwert und fröhlich, wie Lüftners Text geschrieben ist, wird er von Bürger Lars Dietrich den jungen Hörern auch vorgetragen. Er spricht im Wechsel mit Leon Seibel, der mit seiner frischen jungen Stimme als „Pirat“ Matz seine ganz persönliche Sicht der Ereignisse aus seinen Tagebuch- , pardon, „Freibeuter“-Notizen“ vorliest. Beide Sprecher verstehen es, die unerwarteten Wendungen des Grillfestes stimmungsvoll auf den Hörer wirken zu lassen und die vielen witzigen und verblüffenden Einfälle Lüftners in Szene zu setzen. So haarsträubend die zufälligen Missgeschicke und die Hilfaktionen der Kinder sein mögen, sie treiben garantiert jedem Zuhörer die Tränen in die Augen - Lachtränen. Wir freuen uns schon auf neue originelle Abenteuer des „Milchpirat auf Kaperfahrt“ !

Bewertung vom 18.06.2016
Albert muss nach Hause
Hickam, Homer

Albert muss nach Hause


sehr gut

Entdeckungsreise


Es ist eine merkwürdige Reisegesellschaft, die sich da auf den Weg nach Orlando macht: ein junges Ehepaar aus Virginia mit einem grinsenden Alligator auf dem Rücksitz eines alten Buick und einem stummen Hahn auf seinem Rücken.
Homer Hickam, der in Coalwood sein Geld beim Bergbau verdient, und seine junge Frau Elsie wollen Albert, den sie als Baby zur Hochzeit geschenkt bekamen, in seine artgerechte Umgebung nach Florida zurückbringen; denn langsam wird ihr geliebtes Haustier zu groß für ihr Heim. Soweit das vordergründige Thema des Romans, doch es steckt wesentlich mehr dahinter. Während Homer nämlich das Ziel ihres Unternehmens stets fest im Blick behält, scheint Elsies Motiv in erster Linie die Reise um ihrer selbst willen zu sein. In der Tat wird sie für die zwei derart gegensätzlichen Charaktere eine Prüfung, aber gleichzeitig auch eine Chance; eine Reise, „um zu entdecken, wer sie wirklich sind.“
Wie ein Puzzle setzt der Autor die Abenteuer dieser Fahrt zu einer geistreichen Geschichte zusammen; ebenso Stück für Stück, wie seine Eltern (denn sie sind diejenigen, die diese Reise in ihrer Jugend angetreten haben) sie ihm im Laufe der Jahre erzählt haben. In legerem, frischem Ton erzählt er von den skurrilen, oft auch gefährlichen Erlebnissen und Begegnungen, die sie unterwegs haben, und die im Verlauf der Reise immer verrückter erscheinen. Wieviel davon mag der Wahrheit entsprechen?
Sehr eindrücklich und ohne zu beschönigen beschreibt Hickam die Zeit, in der sich diese Geschichte abspielte: die Weltwirtschaftskrise, in der Arbeitslosigkeit, Armut, Depression herrschten. Doch immer wieder vermischt er den ernsthaften Hintergrund mit trockenem Witz und reichlich (Galgen-)Humor. Der manchmal naiven, aber stets jung erscheinenden und so optimistischen Art, in der das Paar sein Unterfangen durchführt, ist auch Hickams Erzählton angepasst. Es wird klar, dass eine Ehe nicht nur „Honeymoon“ bedeutet und Liebe keinem logischen Muster folgt; und so ist das Leitmotiv der Reise mit Alligator und Hahn mit der immer präsenten Frage nach der Bedeutung von Liebe und Ehe unterlegt. Der Fantasie des Lesers bleibt es überlassen, sich das weitere (Zusammen-)Leben der Hickams auszumalen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.06.2016
Eine treue Frau / Old Filth Trilogie Bd.2
Gardam, Jane

Eine treue Frau / Old Filth Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Mit Geist und Humor

Wer kennt das nicht? Mehrere Menschen haben ein gemeinsames Erlebnis, doch jeder bewertet es ein wenig anders. So geschieht es auch in Jane Gardams Roman „Eine treue Frau“. Denn erzählt Jane Gardam in „Ein untadeliger Mann“ von der Lebensgeschichte des seriösen Juristen Eddie Feathers aus dessen Blickwinkel, so nimmt sie in dem Nachfolgeband hauptsächlich - aber nicht allein - die Sichtweise seiner Ehefrau Elisabeth ein. Insofern ist er keine Fortsetzung, sondern beleuchtet ein wenig mehr Bettys Dasein und ihre Erfahrungen.
Wie auch in dem Vorgängerroman zieht die lebendige, szenenartige Erzählweise der Autorin den Leser mitten hinein in das Leben und die Gefühlswelt ihrer Protagonisten.
Auf erfrischend schwungvolle Weise schildert sie, wie die lebenslustige Betty den Heiratsantrag des „perfekten“ Eddie in der englischen Kronkolonie Hongkong annimmt („Es spricht nichts dagegen.“) und ein neues Leben als angepasste Ehefrau in der Tradition der Generation ihrer Mutter beginnt. Sehr anschaulich schreibt die Autorin, wie Betty ihren Platz und die Aufgaben in der upper class-Gesellschaft der „Expats“ in Hongkong übernimmt, wie es von ihr als mustergültiger Gattin erwartet wird, und auch noch im Ruhestand ehrenamtlichen Tätigkeiten in Englands Süden nachgeht. Werden Bettys Erwartungen an das Leben erfüllt?
Mit liebenswürdigem Humor und der gewohnten Ironie lässt Gardam auch hier den Leser hinter die Kulissen blicken und öffnet den Blick für Empfindungen und Geheimnisse, die hinter der bürgerlichen Fassade der „Contenance“ verborgen bleiben.
Ebenso wie „Ein untadeliger Mann“ ist der Roman in sich abgeschlossen und verständlich, auch ohne den Vorgängerroman zu kennen; dennoch wird der Leser um viele Facetten bereichert, wenn er beide Bände liest.
Im Original bereits im Jahr 2014 erschienen, wird die deutsche Fassung des letzten Bandes der „Old Filth-Trilogie“ wohl im Herbst herausgegeben, wiederum englisch-stimmungsvoll übersetzt von Isabel Bogdan: „Letzte Freunde“.

Bewertung vom 29.05.2016
Ein untadeliger Mann / Old Filth Trilogie Bd.1
Gardam, Jane

Ein untadeliger Mann / Old Filth Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

"Auch Rechtsanwälte waren einst Kinder"


Reich, erfolgreich, bewundert, fast schon eine Legende - Edward Feathers, Kronanwalt und Richter der Ära im British Empire in Hongkong, verbringt als Ruheständler ein angenehmes Leben in Englands Donheads. Doch seit dem Tod seiner Ehefrau Betty beginnt er langsam, „die Deckel von vergangenen Ereignissen zu heben, die er als vernünftiger Mann … bislang geschlossen gehalten hatte.“ Bis jetzt erfolgreich unterdrückt, drängen nun schmerzhafte Erinnerungen an Erlebnisse aus seiner Kindheit und Jugend als Raj-Waise an die perfekte Oberfläche seines upper-class-Daseins. „Auch Rechtsanwälte, glaube ich, waren einst Kinder“ lautet die Inschrift eines Denkmals im Garten des Inner Temple, einer der großen Anwaltskammern Londons. Doch seine Kindheit hat „Old Filth“ stets unter Verschluss gehalten.
Mit leichter Feder und viel Humor beschreibt Jane Gardam Eddies Begegnung mit recht eigenwilligen, schrulligen Charakteren. Herrlich ausdrucksstark und authentisch entrollt sie seinen privaten und beruflichen Lebenslauf vor dem Hintergrund des langsam zerfallenden Empire, wobei sie auch die dunklen Seiten des Lebens in den Kronkolonien thematisiert. Peu à peu lässt sie den Leser hinter die gutbürgerliche Fassade des Lebens englischer upper-class-Mitglieder blicken. Sensibel und doch mit ironischem Augenzwinkern stellt sie englische Tugenden bloß, hinter denen menschliche Gefühle zurückgehalten werden müssen: (Selbst-) Disziplin, Pflichtgefühl, höfliche Distanz und vor allem in jeder Situation: Contenance! Den Wechsel von der Gegenwart in vergangene Zeiten weiß sie geschickt in kunstvollen Erzählfäden zu verknüpfen, so dass Eddies Erinnerungen wie selbstverständlich und fast übergangslos in seine Gegenwart gleiten.
Die Autorin, die mit dem Orden „Officer of the Order of the British Empire“ ausgezeichnet wurde, entstammt selbst der Gesellschaftsschicht, über die sie schreibt. „Old Filth“ wurde im übrigen veröffentlicht, als Gardam selbst das Alter von 70 Jahren bereits überschritten hatte; das ist sicherlich ein weiterer Grund, weshalb ihr Roman so authentisch wirkt.
Wer mehr über Eddie, seine Freunde und Feinde erfahren möchte: Ein Nachfolgeroman zur der „Old Filth-Trilogie“ ist, ebenfalls in der deutschen Übersetzung von Isabel Bogdan, inzwischen veröffentlicht („Eine treue Frau“); der dritte („Letzte Freunde“) erscheint voraussichtlich im Oktober.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2016
Schweiz, Suisse, Switzerland,

Schweiz, Suisse, Switzerland,


sehr gut

Reisebegleiter mit Flair


Die Schweiz - ein kleines Land, das in der Regel zur Durchreise nach Italien oder Frankreich genutzt wird? Auf 125 Seiten und mit imposanten Fotografien zeigt dieser Bildband trotz seines kleinen Formats wirkungsvoll, was Land und Leute dem Touristen zu bieten haben!
In wunderschönen, qualitativ hochwertigen Fotoillustrationen werden die Kantone der Schweiz in einzelnen Kapiteln vorgestellt. Die Textinformationen in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Japanisch sind sehr kurz gehalten und auf das Wesentliche beschränkt. Wer sich jedoch umfassender informieren möchte, erhält auf der Schweizer Homepage (MySwitzerland.com), die im Buch angegeben ist, detaillierte Auskünfte.
Der weltweit tätige Schweizer Fotograf Christof Sonderegger hat in den Bildern das Besondere seiner Heimat eingefangen: Seine Farbfotografien dokumentieren eindrucksvoll verschiedene Städte und Landschaften, Feiern typischer Volksfeste und Traditionen.
Sie strahlen eine einzigartige Atmosphäre aus, die bei mir als Betrachter Fernweh erzeugt und geradezu zum Reisen verlockt.
Jeder, der sich näher mit Fotografie beschäftigt, weiß, wieviel Mühe und Geduld es kostet, solche Bilder festzuhalten, und kann die Qualität dieser Illustrationen richtig schätzen.
„Schweiz, Suisse, Switzerland“ ist ein wirklich empfehlenswerter Fotoband im Handtaschenformat - ob als Reisebegleiter oder auch als schönes Souvenir für die Zeit nach dem Urlaub!

Bewertung vom 16.05.2016
Endgültig / Jenny Aaron Bd.1
Pflüger, Andreas

Endgültig / Jenny Aaron Bd.1


ausgezeichnet

Außergewöhnlich

„Es gibt keine Situation, die du nicht meisterst.“
Dieses Motto hat Jenny Aaron, die Protagonistin des Romans, auf bewunderungswürdige Weise verinnerlicht. Als verdeckte Ermittlerin der „Abteilung“, einer Einheit für Spezialeinsätze und Terrorabwehr, hatte sie einige Jahre zuvor bei einem mißglückten Einsatz in Barcelona schwere Verwundungen erlitten, die katastrophale Folgen für sie hatten: sie erblindete. Doch mit einer Opferrolle mag sie sich nicht abfinden: als willensstarke Frau kämpft sie sich mit viel Mühe, Mut und eiserner Disziplin in ein aktives Leben beim BKA zurück. Als sie in Berlin um Hilfe gebeten wird, weil sich ein „alter“ Fall als massives Problem erweist, offenbart sich ziemlich schnell, dass Aarons ehemaliger Widersacher Holm seine Hand im Spiel hat. Jenny, deren Erinnerungen seit dem Vorfall in Barcelona getrübt sind, ahnt jedoch vage, welche Absichten er verfolgt, und gerät schon bald in Lebensgefahr…
Der besondere „Kick“ an diesem Thriller ist die ungewöhnliche Perspektive, aus der Andreas Pflüger die Geschichte und ihre Zusammenhänge schildert. Der Leser steht gewissermaßen selbst „im Dunkeln“ und erfährt die Umwelt so, wie Aaron sie erlebt; erkundet sie mit Jennys Möglichkeiten und ihrem Wissen. Das Angewiesensein auf gut funktionierende Sinne wie Hören, Fühlen und Riechen, die eingesetzt werden, um die Umgebung, Partner und Gegenspieler einzuschätzen, erzeugt einen guten Teil der Spannung im Krimi. In ansprechendem, gehobenem Stil entwickelt der Autor einen raffinierten Plot, der mit vielen unerwarteten Wendungen aufwartet, nach und nach Details preisgibt; er ist komplex, aber nicht verwirrend.
Wirklich eindringlich gelingt es Pflüger, die Welt aus der „Sicht“ einer blinden, lebensklugen Frau zu vermitteln. Dass er es dabei schafft, einen lebendigen, glaubhaften Charakter zu kreieren, ist seiner gewissenhaften und umfassenden Recherchearbeit zu verdanken.
Es wäre schön, wenn dieser Roman nicht „endgültig“ bleibt; Über diese ungewöhnliche Frau würde man gern eine Fortsetzung lesen!