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ech
Wohnort: 
Bochum

Bewertungen

Insgesamt 641 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2022
O Corona!
Krieger, Günter

O Corona!


sehr gut

Gelungene Satire über eine Heilige, nach der dummerweise ein Virus benannt wurde

Mit diesem Buch legt der Autor Günter Krieger eine beißende Satire vor, die zeigt, dass man der immer noch vorherrschenden Corona-Lage durchaus ein paar lustige Seiten abgewinnen kann.

Seit auf der Erde ein Virus grassiert, das nach ihr benannt wurde, bricht der E-Mail-Server der heiligen Corona mit schönster Regelmäßigkeit unter der Flut der Nachrichten zusammen. Allerhöchste Zeit also, dass sie dort selber einmal nach dem Rechten sieht. Mit der unkonventionellen Schutzengelin Jacqueline an ihrer Seite macht sie sich also auf den Weg. Die Reise steht aber von Beginn an unter einem schlechten Stern, da sie der schwerhörige Angelus Scotty nicht nach Kolumbien, sondern nach Köln beamt. Und damit beginnen die turbulenten Verwicklungen dieser Reise erst.

Mit einem lockeren Schreibstil, bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino beim Lesen auf Hochtouren laufen lassen, und einem bissigen Humor erzählt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte komplett aus der Perspektive von Jacqueline, die an der unbedarften Art ihrer Schutzbefohlenen immer mehr verzweifelt und große Mühe hat, diese immer wieder aus diversen Schwierigkeiten herauszuholen. Dabei stoßen die beiden ungleichen Gefährtinnen auch des Öfteren auf bekannte Persönlichkeiten aus Politik Kirche und öffentlichem Leben, die hier durchgehend gut getroffen sind. Aber auch die übrigen Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen sind gut gezeichnet und vielschichtig angelegt. Gegen Ende droht die Geschichte kurz in allzu Rührselige abzudriften, findet aber doch noch zu altem Biss zurück und sorgt so für einen gelungenen Abschluss.

Eine Satire, der nicht nur gut unterhält, sondern auch sehr viel Spaß macht und bei mir für zahlreiche Lacher oder zumindest Schmunzler gesorgt hat.

Bewertung vom 13.06.2022
Die Totenbändiger - Band 23: Täuschungen (eBook, ePUB)
Erdmann, Nadine

Die Totenbändiger - Band 23: Täuschungen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Überzeugende letzte Etappe vor dem großen Finale

Mit diesem E-Book legt die Autorin Nadine Erdmann den insgesamt bereits dreiundzwanzigsten und damit leider schon vorletzten Band ihrer Dark Urban Mystery Serie "Die Totenbändiger" vor. Dabei entführt sie uns wiederum in ein düsteres London, in dem Geister und die Gefahr, die von ihnen ausgeht, quasi zum täglichen Leben dazugehören. Schutz bieten die sogenannten Totenbändiger, die in der Lage sind, diese Geister zu bändigen und sogar auszulöschen. Da sie diese Fähigkeiten aber auch gegen Menschen einsetzen könnten, treten ihnen diese mit deutlicher Skepsis oder sogar Ablehnung entgegen.

Da die einzelnen Bände der Reihe direkt aufeinander aufbauen und sich gleich mehrere rote Fäden durch die Geschichte ziehen, empfiehlt es sich auf jeden Fall, diese Reihe von Beginn an und in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Ein kurzer Rückblick zu Beginn eines jeden Bandes gibt zwar ein wenig Hilfestellung für den Einstieg, umfasst aber in der Regel immer nur den unmittelbaren Vorgängerband. Für Quereinsteiger in den Serienkosmos wird es so mit jedem Band schwieriger, sich in der doch recht komplexen Handlung zurechtzufinden.

Die schockierende Erkenntnis, dass Cam das vierte Ritual nicht überleben würde, stellt alle Pläne der Hunts, ihrem Erzfeind Cornelius Carlton und seinen Handlangern endlich das Handwerk zu legen, in Frage. Verzweifelt suchen die Hunts und ihre Mitstreiter nach einem Ausweg aus diesem Dilemma.

Wie schon seine Vorgänger besticht auch Band 23 durch eine atmosphärisch dichte Geschichte, einen packenden Schreibstil und ein hohes Erzähltempo. Während in der ersten Hälfte des Bandes die Emotionen im Vordergrund stehen, bietet die zweite Hälfte reichlich Spannung und Geister-Action und bildet dabei quasi eine Art Prolog incl. Cliffhanger für den großen Showdown im Abschlussband. Die gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen verfügen durchgehend über sehr viel Tiefe und das kommt den Geschichten absolut zugute. Zugleich bangt man mit jedem Band stärker mit den Akteuren mit und hofft auf ein Happy End nach dem großen Schlussakt.

Auch für diesen Band kann ich wieder voller Überzeugung die Bestnote vergeben. Nun stehen das große Finale und damit auch das Ende der Reihe unmittelbar bevor, so dass ich dem nächsten Band mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegensehe.

Bewertung vom 10.06.2022
Die Wächter des Wissens
Reimer, David

Die Wächter des Wissens


sehr gut

Packender Auftakt einer Science-Fiction-Reihe um eine gefährliche Weltraummission mit ungewissem Ausgang

Mit diesem Buch legt der Autor David Reimer den Auftakt seiner neuen Science-Fiction-Thriller-Reihe „Die Wächter des Wissens“ vor und beschert mir damit meinen ersten Science-Fiction-Roman, der in weiten Teilen in der Vergangenheit spielt. Erst am Ende des Buches kommen wir dann im Jahr 2022 an, wo der Autor dann auch einige reale und ziemlich aktuelle Ereignisse in die Handlung einbaut.

Als der Astrophysiker und Analyst Frank Navell im Jahr 2015 die letzten Daten der Voyager-2-Sonde analysiert, stößt er auf eine Anomalie, die Rätsel aufgibt. Doch bevor er der Sache weiter auf den Grund gehen kann, wird ihm mitgeteilt, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Als die ESA Jahre später eine Weltraummission startet, rückt auch diese Anomalie in den Blickpunkt und es beginnt ein Abenteuer, das die Mitglieder der Mission, zu denen auch der Deutsche Leonard Braun gehört, an ihre Grenzen und noch ein ganzes Stück darüber hinaus bringen wird. Denn längst sind auch andere Regierungen und eine mysteriöse Schattenorganisation auf die Sache, hinter der sich ein uraltes Geheimnis verbirgt, aufmerksam geworden und beginnen, ihr ganz eigenes Spiel zu spielen.

Mit einem packenden Schreibstil und einem hohen Erzähltempo treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und entwirft mit viel Einfallsreichtum ein faszinierendes Setting, das die Handlung auch über die weiteren Bände tragen kann. Zudem bestückt er dieses Setting mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die immer wieder für Überraschungen gut sind. Der übliche Spagat eines Auftaktbandes, zum einen eine interessante Geschichte zu erzählen, die Lust auf weitere Bände macht, und zum anderen das Setting und die Protagonisten, die diese Geschichten tragen sollen, sorgfältig einzuführen, gelingt insgesamt sehr gut, lässt aber durchaus auch noch ein wenig Steigerungspotential für die nachfolgenden Bände. So dauert es doch recht lange, bis wir endlich ins All aufbrechen.

Ein insgesamt gelungener Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht, mich aber noch nicht komplett überzeugen konnte. Die Ansätze, das dies mit dem nächsten Band bereits gelingen kann, sind aber durchaus vorhanden.

Bewertung vom 07.06.2022
Talberg 2022 / Talberg Bd.3
Korn, Max

Talberg 2022 / Talberg Bd.3


ausgezeichnet

Auch in der Gegenwart ist der Ort Talberg ein Garant für viel Spannung und eine düstere Geschichte

In diesem packenden und atmosphärisch dichten Kriminalroman führt uns der Autor Max Korn zum dritten Mal in den kleinen Ort Talberg im Bayerischen Wald. Nach den ersten beiden Bänden, die in den Jahren 1935 und 1977 angesiedelt ist, springen wir für den Abschlussband der Trilogie in die Gegenwart des Jahres 2022.

Man kann das Buch auch ohne Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden problemlos lesen und verstehen, da durch den großen zeitlichen Abstand zwischen den Büchern nur wenige Protagonisten in mehreren Büchern mitwirken. Alle für das Verständnis erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Da es über die Jahre aber immer die gleichen vier Familien sind, die den Ort dominieren, ergeben sich durchaus einige Verknüpfungspunkte zwischen den drei Büchern. Um die daraus resultierenden Anspielungen auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich daher schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Als ein schwerer Sturm einen Hang nahe Talberg abrutschen lässt und dabei ein Skelett freigelegt wird, gilt es für den Dorfpolizisten Adam Wegbauer, der früher in München ermittelt hat, zunächst mal, die Identität des Toten zu bestimmen. Dafür bleibt ihm nicht viel Zeit, da er weiß, dass ihm das LKA den Fall abnehmen wird, sobald die Wege in den von der Außenwelt abgeschnittenen Ort wieder passierbar sind. Handelt es sich bei dem Toten um Alfred Hirscher, der im Jahr 1933 verschwunden ist, oder doch um einen deutlich aktuelleren Mordfall ? Die Ermittlungen führen Adam zurück in die Vergangenheit des Ortes und zu seiner eigenen Familiengeschichte.

Mit einem packenden Schreibstil und bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino beim Lesen auf Hochtouren laufen lassen, treibt der Autor seine gut aufgebaute und lange Zeit ziemlich undurchschaubare Geschichte voran. Dabei erzeugt er schnell eine düstere Atmosphäre, die die Stimmung im Ort gut transportiert. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Im ersten Teil, dem Buch Adam, bleibt die Geschichte zunächst trotz aller Atmosphäre noch etwas sperrig, da hier hauptsächlich die Gefühlswelt des Dorfpolizisten im Vordergrund steht. Spätestens mit Beginn des zweiten Teiles, dem Buch Eva, wird dann aber die Spannungsschraube deutlich angezogen und wir bekommen am Ende eine überraschende, aber dennoch absolut schlüssige Auflösung präsentiert, die durch zahlreiche Rückblenden überzeugend hergeleitet wird und keine wesentlichen Fragen offenlässt.

Wer auf düstere und atmosphärisch dichte Kriminalromane steht, wird hier bestens bedient und spannend unterhalten.

Bewertung vom 07.06.2022
Wunderland
Krist, Martin

Wunderland


ausgezeichnet

Geschickt aufgebauter Krimi mit düsterer Geschichte und einer überraschenden Auflösung

In diesem Thriller schickt der Autor Martin Krist seinen Ermittler Paul Kalkbrenner in seinen inzwischen bereits achten Fall und erzählt dabei eine geschickt aufgebaute Geschichte, die auf Tatsachen beruht.

Man kann das Buch auch ohne Vorkenntnisse aus den bisherigen Büchern der Reihe problemlos lesen und nachvollziehen, da die Geschichte grundsätzlich in sich abgeschlossen ist. Alle für das Verständnis erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Für mich war es das erste Buch der Reihe und es wird mit Sicherheit nicht das letzte bleiben.

Paul Kalbrenner und seine Kollegin Sera Muth werden auf einen Werkstoffhof in Potsdam gerufen, weil dort die Leiche eines Mannes gefunden wird, der in Berlin in einem Müllcontainer entsorgt wurde. Die Polizistin Jamina Stark aus Potsdam steht fassungslos vor der Leiche ihres Bruders, der scheinbar an einer Überdosis gestorben ist, obwohl er doch eigentlich seit Monaten clean war. Der sechsjährige Michel und seine Schwester kommen nach dem Unfalltod ihrer Eltern in ein Kinderheim, das sich als Vorhof zur Hölle entpuppt.

Aus diesen drei Erzählsträngen, die lange Zeit parallel nebeneinander laufen, bis sich nach und nach immer mehr Verknüpfungspunkte ergeben, entwickelt der Autor eine düstere Geschichte voller Abgründe und besticht dabei mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen. Und immer dann, wenn man glaubt zu wissen, in welche Richtung sich das Geschehen entwickeln könnte, schlägt die Geschichte noch einmal einen Haken und stellt alles wieder in Frage. Am Ende steht dann eine verblüffende, aber dennoch schlüssige Auflösung, bei der keine wesentlichen Fragen offenbleiben. Neben der überzeugenden Grundgeschichte kommt auch das Privatleben der Ermittler nicht zu kurz. Diese Passagen fügen sich gut in das Hauptgeschehen ein und tragen ihren Beitrag zum überzeugenden Gesamtbild bei, ohne dabei den Thrillerplot in Sachen Spannung auszubremsen. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen.

Wer auf spannende, düstere und atmosphärisch dichte Thriller steht, wird mit diesem Buch bestens bedient und vorzüglich unterhalten.

Bewertung vom 02.06.2022
Am dunklen Wasser / Akte Nordsee Bd.1
Almstädt, Eva

Am dunklen Wasser / Akte Nordsee Bd.1


ausgezeichnet

Mit ihrer neuen Reihe wechselt Eva Almstädt von der Ost- an die Nordsee und bietet auch dort spannende Krimiunterhaltung vom Feinsten

Mit diesem Kriminalroman startet die Autorin Eva Almstädt eine neue Krimireihe, bei der sie von der Ostsee, wo Pia Korittki seit 2004 ermittelt, an die Nordsee wechselt und dort ein neues Ermittlerpaar ins Rennen schickt. Geblieben ist die spannende Krimiunterhaltung, die auch diesmal ausreichend vorhanden ist.

Die Anwältin Fentje Jacobsen betreibt ihre Kanzlei vom Bauernhof ihrer Großeltern in Nordfriesland aus und packt dort auch regelmäßig tatkräftig mit an. Als sie eines Morgens auf der Schafswiese einen Mann findet, der sich an die letzten Stunden vor seiner Bewusstlosigkeit nicht mehr erinnern kann, hat sie zugleich einen neuen Mandanten, denn die Polizei verdächtigt Tobias Asmus seine Freundin ermordet zu haben. Bei ihren Ermittlungen stößt Fentje auf den Journalisten Niklas John, der auf den Fall aufmerksam geworden ist und eine Story wittert. Obwohl sie sich gegenseitig nicht so ganz über den Weg trauen, machen sie sich gemeinsam auf die Suche nach dem Mörder.

Mit einem packenden Schreibstil, reichlich Lokalkolorit aus dem hohen Norden und einigen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute und atmosphärisch dichte Geschichte voran und liefert am Ende eine ziemlich überraschende, aber doch absolut schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Der übliche Spagat eines Auftaktbandes, zum einen eine interessante Geschichte zu erzählen, die Lust auf weitere Bände macht, und zum anderen das Setting und die Protagonisten, die diese Geschichten tragen sollen, sorgfältig einzuführen, gelingt insgesamt sehr gut, lässt aber durchaus auch noch ein wenig Steigerungspotential für die nachfolgenden Bände. Die Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen sind durch die Bank gut gezeichnet und vielschichtig angelegt, besonders das Zusammenspiel der beiden Hauptakteure funktioniert gut und deutet reichlich Potential für die Zukunft an. Fein dosierte Ausflüge in das Privatleben der Akteure lockern das Geschehen immer wieder ein wenig auf, die Krimihandlung steht hier aber immer im Mittelpunkt der Geschichte.

Ein gelungener Kriminalroman, der mich gut und spannend unterhalten konnte. Auf weitere Auftritte dieses gut aufeinander abgestimmten Ermittlerpaares bin ich auf jeden Fall schon ziemlich gespannt.

Bewertung vom 31.05.2022
HUNT - Kein Weg zurück
Frech, Jochen

HUNT - Kein Weg zurück


ausgezeichnet

Packender Thriller um einen Surfer und eine unheilvolle Begegnung, die sein Leben komplett auf den Kopf stellt

In diesem Thriller schickt der Autor Jochen Frech seine Hauptfigur auf einen ziemlich abgefahrenen Road Trip, der durch halb Europa führt und schlussendlich in Südamerika sein Ende findet.

Alexander „Lex“ Caviazel reist als mittelmäßig erfolgreicher Surf-Profi von Weltcuprennen zu Weltcuprennen und träumt dabei erfolglos vom großen Durchbruch. Nach einer notdürftig durchgeführten Reparatur an seinem betagten Bulli muss er die Rückfahrt vom Gardasee ins heimische Köln in einem Rutsch durchziehen, da der Motor auf keinen Fall mehr ausgehen darf. Bei einem Tankstopp springt die junge Marie in seinen Wagen und bittet ihn inständig, sie mitzunehmen. Erst nach und nach erfährt er, warum die junge Frau auf der Flucht ist und wer ihr da auf den Fersen ist. Doch da ist es längst zu spät und sein Leben steht komplett auf dem Kopf. Jetzt zählt nur noch das reine Überleben

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute und atmosphärisch dichte Geschichte voran und erzählt sie dabei komplett aus der Perspektive von Lex. Dass er dabei immer wieder die Zeitebenen wechselt, ist zu Beginn noch etwas gewöhnungsbedürftig, dies legt sich aber ziemlich schnell, so dass man voll in die Geschichte eintauchen und sich von ihr treiben lassen kann. Jeder neue Abschnitt wird zudem mit einem Songtext eingeleitet und so ergibt sich nach und nach der perfekte Soundtrack zum Buch, auch wenn mir dabei nicht alle Songs bekannt waren. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Besonders Marie bleibt dabei über lange Zeit ziemlich undurchschaubar und nicht nur Lex braucht doch recht lange, bis er endlich weiß, woran er wirklich mit ihr ist.

In der Summe ergibt dies einen Thriller der Extraklasse, der sich schnell zu einem echten Pageturner entwickelt. Mein erstes Buch des Autoren wird mit Sicherheit nicht mein letztes bleiben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2022
Die Schwebfliege (eBook, ePUB)
Gust, Anja

Die Schwebfliege (eBook, ePUB)


sehr gut

Gelungene Mischung aus Krimi und Tragikomödie, garniert mit einem Schuss Sozialkritik

In diesem Buch bietet die Autorin Anja Gust eine gelungene Mischung aus Kriminalroman und Tragikomödie, garniert mit einem ordentlichen Schuss Sozialkritik. Der Untertitel „Eine schmutzige Geschichte“ beschreibt das Geschehen dabei schon ziemlich gut.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Hinnerk Thies, ein diplomierter Biologe mit Fachrichtung Entomologie, der inzwischen aber sein etwas farbloses Dasein als Angestellter in der Abteilung Ökologie und Umwelt der Norderstedter Stadtverwaltung fristet. Als er von seiner ehemaligen Bekannten Tatjana und ihrem schmierigen Freund Aribert Klabunde in eine perfide Falle gelockt werden soll, ist dies der Auftakt einer ganzen Reihe von turbulenten Ereignissen, in deren Verlauf Hinnerk auch auf die Prostituierte Cindy trifft, die sein Leben endgültig aus der Bahn wirft.

Mit einem lockeren, aber dennoch packenden Schreibstil erzählt die Autorin eine spannende und gut aufgebaute Geschichte mit einigen überraschenden Wendungen und einer ganzen Reihe an skurrilen Momenten. Getragen wird das Ganze von Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die größtenteils ganz bewusst überzeichnet sind und so ab und an auch hart an der Grenze zur Karikatur wandeln, ohne diese komplett zu überschreiten. Echte Sympathieträger sucht man daher lange Zeit vergebens, Die Hauptfigur ist als klassischer Antiheld angelegt, der es einem über lange Zeit doch ziemlich schwer macht, ihn wirklich zu mögen. Im Zuge der Geschichte konnten Hinnerk und der eine oder andere seiner Mitstreiter dann aber doch noch bei mir punkten.

Ein eher ungewöhnlicher Kriminalroman mit Ecken und Kanten, auf den man sich einlassen muss, der dann aber neben reichlich Spannung auch viel Spaß bereitet und darüber hinaus durchaus Stoff zum Nachdenken bietet.

Bewertung vom 30.05.2022
Facing Goliath
Pandura, M. E.

Facing Goliath


sehr gut

Gelungener Auftakt einer packenden und atmosphärisch dichten Dystopie aus Österreich

Mit diesem Buch legt die Autorin M. E. Pandura den ersten Band ihrer in Österreich spielenden und auf insgesamt vier Bände angelegte „Goliath“-Reihe vor und liefert dabei eine packende Dystopie, die mich gleich auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Als ein mutierter Tollwut-Virus, den man den Namen „Goliath“ gegeben hat, weite Teile der Menschheit auslöscht oder in reißende Bestien verwandelt, beginnt für die wenigen Überlebenden ein schier aussichtslos erscheinender Kampf gegen die Kannibalen. Emilia und ihre Freundin Anna haben sich auf den Hof zurückgezogen, den Emilia zusammen mit ihrem inzwischen toten Ehemann betrieben hat und bauen ihn zu einer Festung aus. Mark und sein Freund Sven machen sich aus dem Sauerland auf den Weg Richtung Süden und landen schließlich in Österreich, wo sie in eine hoffnungslose Situation geraten und einen Hilferuf absetzen, der bei Emilia und Anna landet.

Mit einem packenden Schreibstil und bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino beim Lesen auf Hochtouren laufen lassen, erschafft die Autorin hier mit viel Liebe zum Detail eine dystopische Welt voller Überraschungen und Gefahren. Dabei erzählt sie die Geschichte fast ausschließlich aus den wechselnden Perspektiven von Emilia und Mark, die dabei auch jeweils als Ich-Erzähler fungieren. Dadurch wachsen einem diese beiden Figuren wesentlich stärker ans Herz wie Anna und Sven, die hier doch deutlich blasser bleiben, obwohl auch sie kurze Passagen aus ihrer Perspektive bekommen. Dabei sind die vier Hauptprotagonisten keinesfalls strahlende Helden, sondern werden mit all ihren Fehlern und Schwächen sehr glaubwürdig und vielschichtig charakterisiert. Der übliche Spagat eines Auftaktbandes, zum einen eine interessante Geschichte zu erzählen, die Lust auf weitere Bände macht, und zum anderen das Setting und die Protagonisten, die diese Geschichten tragen sollen, sorgfältig einzuführen, gelingt insgesamt sehr gut, lässt aber durchaus auch noch ein wenig Steigerungspotential für die nachfolgenden Bände. Insgesamt liegt sie Messlatte dafür aber bereits ziemlich hoch.

Wer auf düstere und atmosphärisch dichte Dystopien steht, wird hier sehr gut bedient und unterhalten.