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Dreieich

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Insgesamt 153 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2023
Die Schwarze Königin
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin


ausgezeichnet

Draculesti
Mit seinem neuesten Dark-Fantasy-Roman ist Markus Heitz wieder zu den Vampiren zurückgekehrt. Mit der Figur der Barbara von Cilli (der Schwarzen Königin) hat der studierte Historiker eine faszinierende historische Persönlichkeit in den Mittelpunkt gestellt, die als Gemahlin des ungarischen Königs Sigismund auch einen Ruf als Alchemistin und Astrologin hatte. Sein daraus entstandener Roman verbindet perfekt historische Fakten mit fiktivem bzw. fantastischem und ist sehr komplex, detailreich und atmosphärisch düster angelegt. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, die sich jeweils abwechseln. Ein Glossar und ein Personenverzeichnis am Anfang helfen dabei den Überblick zu behalten.

In der Gegenwart geht es um den jungen Len, der eine Bustour nach Prag unternimmt, die für ihn völlig anders verläuft als erwartet. Er wird plötzlich von Vampiren gejagt, die ihn für einen Draculesti, den letzten Nachfahren von Vlad II halten, und damit einen Feind der Blutsauger. Außerdem wollen sie die Rückkehr der Schwarzen Königin verhindern.
Die zweite Zeitebene, der historische Teil, führt uns zurück zum Beginn des 15. Jahrhunderts und beschreibt vor allem wie Barbara zur Alchemie kam. Am Hof lernt sie Vlad II kennen, dessen Heimat von den Strigoi bedroht ist. Gemeinsam planen sie den Kampf und die Vernichtung der Blutsauger. Doch neben dem Schwert von Vlad benötigen sie ein stärkeres Mittel, dass Barbara in der Alchemie zu finden hofft. Was ihr von ihren Gegnern den Ruf als Schwarze Königin einbringt.

Beide Erzählstränge sind gleichermaßen spannend, actionreich und blutig, wobei mich der historische um Barbara und Vlad ein wenig mehr gefesselt hat. Der Plot bot einige überraschende Wendungen. Das Ende war etwas offen gehalten, was mich aber nicht weiter gestört hat. Hier deutet sich eine Fortsetzung an, wie es Heitz auch im Nachwort andeutet. Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, er ist fesselnd, detailliert, sorgt durchweg für eine düstere Atmosphäre und ist sehr flüssig zu lesen. Trotzdem musste ich ab und zu zurückblättern um den Überblick zu behalten, denn die Handlung ist sehr dicht.
Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet, lebendig und facettenreich, die Schauplätze so beschrieben, dass ich klare Bilder davon im Kopf hatte. Besonders gut hat mir der Charakter von Barbara gefallen. Sie ist eine starke Frauenfigur und für die damalige Zeit sehr mutig, klug und emanzipiert. Aber auch Len hatte meine Sympathien. Anfangs unsicher und ängstlich macht er eine starke Entwicklung durch und wächst schließlich über sich hinaus.

Mich hat der Roman begeistert und mir eine spannende Lesezeit beschert. Ich kann nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen und hoffe sehr, dass es irgendwann eine Fortsetzung gibt!

Bewertung vom 02.07.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Packend, atmosphärisch und intensiv
In der Hitze des Sommers 1994 wird in Stockholm eine dunkelhäutige, junge Frau vergewaltigt und erdrosselt aufgefunden. Der traumatisierte Kriminalkommissar Tomas Wolf ist einer der ersten am Tatort. Er kann den Anblick der Toten kaum ertragen, die ihn an seine Zeit als UN-Soldat im Balkankrieg erinnert. Er ahnt noch nicht, dass dies erst der Anfang ist. Zur gleichen Zeit recherchiert die Journalistin Vera Berg in dem Mordfall und entdeckt Parallelen zu einer anderen Tat. Als in der kleinen Stadt Falun ein schrecklicher Amoklauf das Land erschüttert, kreuzen sich die Wege von Vera und Tomas und gemeinsam machen sie Jagd auf den brutalen Frauenmörder.

„Sommersonnenwende“ ist der packende Auftakt einer neuen, schwedischen Krimireihe. Es ist der erste gemeinsame Krimi des bekannten Krimiautors Pascal Engman zusammen mit dem bekannten Journalisten Johannes Selåker. Der Schreibstil der beiden hat mir sehr gut gefallen. Trotz der fast 600 Seiten gab es für mich keine Längen und die Perspektivwechsel und kurzen Kapitel sorgten für konstante Spannung und ein hohes Tempo. Die Besonderheit ist, dass uns die Autoren in der Zeit zurückführen, in den heißen WM-Sommer 1994, in dem die schwedische Fußballmannschaft Erfolge feierte und gleichzeitig ein schrecklicher Amoklauf das Land erschütterte. In Jugoslawien tobte der Balkankrieg, es gab noch keine Rauchverbote, keine Smartphones oder Internet. Den beiden Autoren ist es sehr gut gelungen die Atmosphäre dieses für die Schweden besonderen Sommers in ihrer Story um die Jagd nach dem Serienmörder einzufangen.
Sehr gut gefallen haben mir auch die beiden Protagonisten Tomas und Vera, die beide von ihrer Vergangenheit eingeholt werden. Tomas hat immer noch die schrecklichen Bilder seines Auslandseinsatzes im Kopf. Er hat Angstattacken und Probleme wieder in den Alltag zu finden. Außerdem hat er eine Vergangenheit in der rechten Szene als Skinhead, die er zwar hinter sich gelassen hat, im Gegensatz zu seinen Brüdern.
Vera ist eine leidenschaftliche Journalistin, die für eine gute Story schonmal Grenzen überschreitet. Sie hat gerade ihren Freund Jonny, einen drogensüchtigen Kriminellen und Mitglied einer Motorradgang verlassen, bei dem sie Schulden hat und dessen kleinen Sohn Sigge mitgenommen statt ihn dem Jugendamt zu übergeben.
Das Privatleben der beiden nimmt einigen Raum ein, was ich mir bei einer Reihe auch wünsche. So kann man sie nach und nach kennenlernen und ihre Entwicklung verfolgen. Ihre privaten Probleme und ihre jeweilige Vergangenheit sind jedoch so gut mit der Haupthandlung verwoben, dass es insgesamt eine Bereicherung des Buches ist. Beide Charaktere waren mir mit ihren Handlungen nicht immer sympathisch aber das mussten sie auch gar nicht.

Der Auftaktband des Autorenduos ist mehr als gelungen. Sie haben einen packenden Krimi in skandinavischer Tradition vorgelegt, der aktuelle Themen wie Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus aufgreift und mit den facettenreichen Protagonisten überzeugen kann. Genau die richtige Lektüre für heiße Sommertage!

Bewertung vom 14.06.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


ausgezeichnet

Berührende Lebensgeschichte
Der Roman „So weit der Fluss uns trägt“ von Shelley Read zeichnet die bewegte Lebensgeschichte von Victoria Nash, die auf einer abgeschiedenen Farm am Gunnison River in Colorado in den 1940er Jahren aufwächst. Schon mit 12 Jahren muss sie die Rolle ihrer früh verstorbenen Mutter übernehmen und den Haushalt für ihren verbitterten Vater, den jähzornigen Bruder und den kriegsversehrten Onkel führen. Es ist ein karges Leben, dass von ihren Pflichten im Haushalt und auf der Pfirsichplantage der Familie bestimmt ist. Bis eines Tages ein geheimnisvoller Fremder in Iola zufällig ihren Weg kreuzt und ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellt. Sie verlieben sich, aber Wil wird wegen seiner indianischen Abstammung im Ort verachtet und muss sich verstecken. Ihre heimliche Liebe bleibt aber nicht ohne Folgen und Victoria ist schon bald gezwungen ihr vertrautes Leben aufzugeben und in die Wildnis zu fliehen, in der sie nicht nur um ihr eigenes Überleben kämpfen muss. Bald muss sie eine unmögliche Entscheidung treffen.

Shelley Read hat mich mit ihrem Roman sehr berührt. Sie ist selbst in Colorado in den Elk Mountains zu Hause und ihre Heimat hat sie zu dieser Geschichte inspiriert. Ihr Erzählstil ist sehr poetisch, einfühlsam und bildreich und sie hat ein großartiges Talent die wunderbare Landschaft Colorados, die Big Blue Wilderness so zu beschreiben, dass man selbst glaubt die Geräusche und Gerüche zu spüren und selbst am Gunnison River zu sitzen. Ihr gelingt es wunderbar ihre Figuren wirklich lebendig werden zu lassen, so dass man eine genaue Vorstellung von ihnen hat. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Viktoria erzählt. Das gab mir das Gefühl ihr besonders nah zu sein und ich konnte ihre Gedanken und Gefühle sehr gut nachempfinden und verstehen. Von den ersten Seiten an habe ich mit ihr mitgefiebert und mitgelitten. Wir folgen Viktoria über einen Zeitraum von fast 4 Jahrzehnten und erleben ihre Entwicklung von einem gehorsamen, schüchternen Mädchen das nicht aufmuckt, zu einer selbstbewussten, starken Frau, die in ihrem Leben viele Schicksalsschläge einstecken muss aber immer wieder die Kraft findet weiter zu machen, egal wie aussichtslos es erscheint. Es geht um Liebe, Trauer, Familie, Heimat, die wunderbare Natur aber auch um Rassismus. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und als ich am Ende war, (das Victorias Geschichte übrigens sehr gut abgerundet hat) hätte ich am liebsten wieder von vorne angefangen. Jeder Pfirsich in den ich beiße, wird mich immer an Victorias Geschichte und ihren unglaublichen Überlebenswillen und die Stärke die sie gezeigt hat erinnern.
Es war für mich ein ganz besonderes Buch, das mich nachhaltig beeindruckt und berührt hat.
Das Cover, das eine Flusslandschaft mit einer badenden Frau vor imposanten Bergen zeigt, rundet das Leseerlebnis weiter ab.

Wer Bücher über starke Frauen und beeindruckende Naturschilderungen mag, wird dieses hier sicher lieben.

Bewertung vom 23.05.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Der Donnerstagsmordclub ist zurück!
Ich habe bisher alle Bände mit wachsender Begeisterung verschlungen und auch der dritte konnte mich wieder auf ganzer Linie begeistern. Er schließt nahtlos an den zweiten Band an und ich würde raten die Reihenfolge einzuhalten, da die Hauptcharaktere nicht mehr ausführlich vorgestellt werden.
Diesmal hat sich das rüstige Seniorenquartett den kniffligen Cold Case einer ermordeten Journalistin vorgenommen, die einem riesigen Steuerbetrug auf der Spur war. Doch kaum haben Elisabeth, Joyce, Ron und Ibrahim mit ihren Ermittlungen begonnen, als der Fall plötzlich brandheiß wird. Dann wird auch noch Elisabeth entführt und von ihrem Widersacher vor eine scheinbar ausweglose Entscheidung gestellt. Verzwickte Situationen sind aber glücklicherweise das Spezialgebiet des Donnerstagsmordclubs.

Ich habe das sympathische Seniorenquartett seit dem ersten Band fest ins Herz geschlossen und mich wieder gerne mit ihnen in die Ermittlungen gestürzt, die zuweilen auch turbulent und unorthodox ablaufen. Natürlich sind auch bekannte Charaktere aus den anderen Bänden wieder mit von der Partie wie die Polizisten Donna und Chris und Bogdan, ihr Mann für alle Fälle, der immer dann zur Stelle ist, wenn sie ihn brauchen. Sie alle haben wieder neue Facetten dazu gewonnen und am Ende sogar ein paar neue Freunde.

Richard Osman hat sich wieder einen äußerst kniffligen und wendungsreichen Fall für seine Senioren-Gang ausgedacht und ihnen neue Feinde, aber auch neue Freunde zur Seite gestellt. Mit seinem besonderen Erzählstil, sehr britisch, humorvoll aber auch warmherzig, hat er mich auch diesmal wieder sehr gut unterhalten. Durch ihre clevere Kombinationsgabe gelingt es der Gang natürlich am Ende (fast) alle losen Enden zu verbinden und den Täter zu stellen. Die Auflösung hat mich total überrascht, denn mit diesem Täter hatte ich nicht gerechnet. Es machte riesigen Spaß zu verfolgen, wie sie ihm eine Falle stellten und ihm ein Geständnis entlockten. Ein kleines Glied in der Kette fehlte aber noch, und das wird sicherlich im vierten Band aufgelöst. Ich bin immer traurig, wenn ich die letzte Seite umgeblättert habe, und fiebere schon jetzt der Fortsetzung entgegen.

Fazit: Eine äußerst gelungene Fortsetzung mit einem verzwickten Fall, liebenswert skurrilen Charakteren und viel britischem Humor.

Bewertung vom 21.05.2023
Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3
Seeburg, Uta

Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3


sehr gut

Atmosphärisch dichter, historischer Krimi
Dies ist bereits der dritte Fall um den preußischen Hauptmann Gryszinski, der in München Sonderermittler der Königlich Bayrischen Polizeidirektion ist. Es ist auch zugleich sein schwierigster Fall. Ein französischer Diplomat ist spurlos aus seinem Hotel verschwunden, was zunächst „keine große Sache“ zu sein scheint. Aber dann stellt sich heraus, dass er Informationen über eine neue Erfindung besaß, die es ermöglicht telegrafische Falschmeldungen zu produzieren. Eine Technik, die so brisant ist, dass jedes Land sie gerne besitzen würde. Seine Ermittlungen gestalten sich immer komplizierter und führen ihn auf eine Reise quer durch Europa.
Zwanzig Jahre später ist der erste Weltkrieg bereits in vollem Gange und Gryzinskis Sohn Fritz an der Front in Verdun als Meldegänger. Während einer geheimen Mission stößt er überraschend auf neue Indizien zum Fall des verschwundenen Diplomaten. Fritz setzt alles daran, für seinen Vater den Fall endlich aufzuklären.

„Der treue Spion“ ist bereits der dritte Band um den gewitzten, scharfsinnigen und gutem Essen sehr zugetanen Ermittler aus München. Ich mochte Gryzinski bereits im ersten Band, denn er ist nicht nur ein intelligenter Kriminalist sondern auch ein Familienmensch, der sehr liebevoll mit seinem Sohn umgeht und seine Frau Sophie in ihrer Schriftstellerkarriere bestärkt. Nicht üblich für die damalige Zeit. Die obligatorische Topfrunde, die er jeden Tag mit Fritz in der heimischen Küche dreht, ist einfach köstlich. Der Erzählstil von Uta Seeburg hatte mir bereits im ersten Band sehr gut gefallen, da sie ihre Sprache der damaligen Zeit angepasst hat. Trotzdem wirkte es nicht sperrig, sondern ließ sich leicht und flüssig lesen. Sie schildert alles sehr bilderreich und detailliert und so ist man mittendrin im Geschehen. Der historische Hintergrund wirkt sehr gut recherchiert und sorgt so für eine gelungene authentische Zeitreise. Besonders gut haben mir ihre lebendige Schilderung des alten Paris und den Reisen im Nord-Express und Balkanzug gefallen. Der Reiz besteht darin, dass abwechselnd Gryzinski und sein Sohn Fritz im Abstand von 20 Jahren den Spuren des verschwundenen Diplomaten quer durch Europa folgen. Ich habe sehr gerne mit beiden mitgefiebert und mich gefragt wie alles zusammen hängt. Die überraschende Auflösung erfolgt dann auch wirklich erst auf den letzten Seiten.

Fazit: „Der treue Spion“ ist eine spannender und gleichzeitig atmosphärisch dichter, historischer Spionage-Krimi, dessen Handlung gleichzeitig zur Jahrhundertwende und während des ersten Weltkriegs angesiedelt ist. Die sympathischen Figuren, die verzwickte Handlung und die lebendigen Schilderungen konnten mich auch diesmal wieder fesseln und begeistern.

Bewertung vom 12.05.2023
Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1 (eBook, ePUB)
Pearse, Sarah

Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Eingeschlossen mit einem Mörder
Die britische Autorin Sarah Pearse hat für ihren atmosphärischen Spannungsroman ein klassisches Setting gewählt. Ich war sehr neugierig auf ihre Umsetzung und finde ihr Debüt sehr gelungen. Von Beginn an konnte ich die unheimliche Atmosphäre des Luxushotels „Le Sommet“ förmlich spüren, denn hinter der modernen Fassade verbirgt sich die dunkle Vergangenheit eines ehemaligen Sanatoriums für Tuberkulosepatienten.
Hauptprotagonistin ist die Polizistin Elin Warner, die mit ihrem Freund Will zur Verlobung ihres Bruders Isaac angereist ist. Ihr Verhältnis zu ihrem Bruder ist vorbelastet durch ein Trauma aus ihrer Kindheit. Außerdem ist sie immer noch beurlaubt, da ihr letzter Fall aus dem Ruder lief. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft beginnt der Alptraum. Zuerst verschwindet Laure, die Verlobte ihres Bruders, dann geschieht ein Mord und ein heftiger Schneesturm schneidet das Hotel von der Außenwelt ab. Die verbliebenen Gäste sind mit einem unheimlich maskierten Killer gefangen.
Obwohl Elin von Angst und Selbstzweifeln beherrscht wird, stürzt sie sich in die Ermittlung, denn sie will unbedingt Laure finden und weitere Morde verhindern.
Ich mochte Elin zuerst nicht besonders und fand sie wegen ihrer Probleme und inneren Dämonen etwas anstrengend. Das änderte sich aber als ich mehr über ihre Vergangenheit erfuhr und ihre seelische Verfassung dadurch besser verstehen konnte. Sie übernimmt die Ermittlungen eher unfreiwillig, wächst dann aber über sich und ihre Ängste hinaus, weshalb sie dann doch meine Sympathien bekam.
Packend geschrieben, hat mich der stetig steigende Spannungsbogen an die Seiten gefesselt. Pearse hat einige Wendungen und falsche Fährten eingebaut. Ich bin Elin gerne bei ihren Ermittlungen gefolgt und konnte sehr gut miträtseln. Die Handlung war durchdacht und stimmig, die Auflösung konnte mich ebenso überzeugen. Am Ende bleibt etwas offen und man darf gespannt auf die Fortsetzung sein, die auf Englisch bereits erschienen ist. Ich bin schon sehr gespannt auf Elins neuen Fall.

Fazit: Das Setting und die durchdachte Story sorgen für eine düstere Gänsehaut-Atmosphäre. Insgesamt ein gelungenes Debüt, das mich sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 10.05.2023
Die Klinik / Erdmann und Eloglu Bd.2
Borck, Hubertus

Die Klinik / Erdmann und Eloglu Bd.2


ausgezeichnet

Spannungsgeladener Pageturner
Ein junger Familienvater liegt nach einem schweren Fahrradunfall auf der Intensivstation. Als es ihm schon wieder besser geht, stirbt er plötzlich. Seine Frau ist überzeugt, dass ihr Mann umgebracht wurde, doch niemand glaubt ihr, bis die Rechtsmedizin ihren Verdacht bestätigt. Die erfahrene Kriminalkommissarin Franka Erdmann soll zusammen mit ihrem jungen Kollegen Alpay Eloğlu ermitteln, ob nur ein Behandlungsfehler vorliegt oder der junge Mann absichtlich getötet wurde. Schon bald stoßen die beiden auf weitere mysteriöse Todesfälle in der Klinik. Sind womöglich weitere hilflos ausgelieferte Patienten in Gefahr?

„Die Klinik“ ist bereits der zweite Band der Thrillerserie um das ungleiche Hamburger Ermittlerduo Erdmann und Eloğlu. Da der Fall abgeschlossen ist, kann das Buch sehr gut unabhängig gelesen werden.
Ich fand den Einstieg schon sehr spannend und die Spannungskurve blieb danach unverändert hoch. Der lockere Schreibstil lies mich durch die Seiten fliegen. Als Leser ist man den Ermittlern einen Schritt voraus, denn man lernt bereits zu Beginn den Täter und seine Motivation kennen, die man durch Rückblenden erfährt. Ich konnte trotzdem sehr gut miträtseln, wer sich tatsächlich dahinter verbirgt. Die Thematik sorgte für Gänsehaut sowie einen guten Einblick in den Klinikalltag, in dem Personalknappheit an der Tagesordnung ist. Wendungen sorgen für Spannung und die letzten Puzzleteile fallen erst am Ende an die richtige Stelle. Obwohl ich manches schon ahnte, war ich trotzdem gefesselt bis zum Schluss. Ich mochte das ungewöhnliche Ermittlerpaar. Die 59-jährige Franka besitzt sehr viel Erfahrung und ist immer noch sehr engagiert in ihrem Job. Es machte Spaß, zu sehen, wie sie mit ihrem jungen Kollegen, der gerade erst die Ausbildung abgeschlossen hat ein immer besseres Team bildet. Da ich gerne noch mehr über beide Ermittler erfahren würde, werde ich den ersten Band auf jeden Fall noch lesen. Das neue Team aus Hamburg konnte mich auf ganzer Linie überzeugen und ich warte gespannt auf weitere Fälle.

Fazit: Ein überzeugendes Ermittlerduo das mit einem spannenden und brisanten Fall aufwartet. Ich kann’s nur empfehlen!

Bewertung vom 12.04.2023
Der Bojenmann
Schlenz, Kester;Jepsen, Jan

Der Bojenmann


sehr gut

Gelungener Auftakt für Knudsen
„Der Bojenmann“ von Kester Schlenz und Jan Jepsen ist der gelungene Auftakt einer neuen Hamburg-Krimi-Reihe um Kommissar Knudsen und sein Team, die es in ihrem ersten Fall mit einer ungewöhnlichen Mordserie zu tun bekommen.
Der hölzerne Bojenmann in der Elbe wurde über Nacht durch eine aufwändig plastinierte Leiche ersetzt, die makaber in Szene gesetzt wurde. Schon bald ist klar, dass ein ungewöhnlicher Serientäter Hamburg heimsucht, denn es folgen weitere kunstvoll hergerichtete Opfer, die den Druck auf die Ermittler weiter erhöhen.

Der Auftakt ist dem Autorenduo sehr gut gelungen. Mir gefiel der lebendige Schreibstil der beiden und trotz des grausigen Falls kam der Humor nicht zu kurz. Dass hier ein Duo am Werk ist, ist mir beim Lesen nicht aufgefallen. Die Autoren haben sehr authentische und vielschichtige Charaktere mit norddeutschem Charme gezeichnet, die ich auf Anhieb ins Herz geschlossen habe. Besonders den alten Freund von Knudsen, Hochseekapitän und Lotse a.D. Oke La Lotse Andersen, der das Team schließlich auf die richtige Spur bringt. Er ist sehr belesen und scharfsinnig und betätigt sich auch gerne mal als Hobbydetektiv. Den Hafen kennt er wie seine Westentasche und durch ihn erfährt man viel wissenswertes über die heutige Schifffahrt und die schlechten Arbeitsbedingungen der einfachen Matrosen. Wenn er seinen Gedanken über den Wandel in der Schifffahrt, die Containerwirtschaft, Globalisierung oder den Klimawandel nachhängt ist dies einerseits interessant, hemmt aber auch ein wenig die Spannung, was mich jedoch nicht weiter störte.
Die lebendige und detailreiche Beschreibung der Schauplätze sorgt für sehr viel Lokalkolorit. Und nebenbei erfährt man auch einiges über das Plastinieren von Leichen. Dies und die Einschübe über die Sichtweise des Täters und seine Kindheit sorgen für einen ordentlichen Gruselfaktor.
Das Ende hat mich überrascht, aber der nächste Band ist ja bereits in Arbeit. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Insgesamt für mich also ein gelungener Auftakt mit einem ungewöhnlichen Fall und viel Hamburger Lokalkolorit. Alle, die Nordic Noir und Hamburg lieben, sollten hier unbedingt zugreifen.