Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Büchermaulwurf
Wohnort: 
Dreieich

Bewertungen

Insgesamt 148 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2023
Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3
Seeburg, Uta

Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3


sehr gut

Atmosphärisch dichter, historischer Krimi
Dies ist bereits der dritte Fall um den preußischen Hauptmann Gryszinski, der in München Sonderermittler der Königlich Bayrischen Polizeidirektion ist. Es ist auch zugleich sein schwierigster Fall. Ein französischer Diplomat ist spurlos aus seinem Hotel verschwunden, was zunächst „keine große Sache“ zu sein scheint. Aber dann stellt sich heraus, dass er Informationen über eine neue Erfindung besaß, die es ermöglicht telegrafische Falschmeldungen zu produzieren. Eine Technik, die so brisant ist, dass jedes Land sie gerne besitzen würde. Seine Ermittlungen gestalten sich immer komplizierter und führen ihn auf eine Reise quer durch Europa.
Zwanzig Jahre später ist der erste Weltkrieg bereits in vollem Gange und Gryzinskis Sohn Fritz an der Front in Verdun als Meldegänger. Während einer geheimen Mission stößt er überraschend auf neue Indizien zum Fall des verschwundenen Diplomaten. Fritz setzt alles daran, für seinen Vater den Fall endlich aufzuklären.

„Der treue Spion“ ist bereits der dritte Band um den gewitzten, scharfsinnigen und gutem Essen sehr zugetanen Ermittler aus München. Ich mochte Gryzinski bereits im ersten Band, denn er ist nicht nur ein intelligenter Kriminalist sondern auch ein Familienmensch, der sehr liebevoll mit seinem Sohn umgeht und seine Frau Sophie in ihrer Schriftstellerkarriere bestärkt. Nicht üblich für die damalige Zeit. Die obligatorische Topfrunde, die er jeden Tag mit Fritz in der heimischen Küche dreht, ist einfach köstlich. Der Erzählstil von Uta Seeburg hatte mir bereits im ersten Band sehr gut gefallen, da sie ihre Sprache der damaligen Zeit angepasst hat. Trotzdem wirkte es nicht sperrig, sondern ließ sich leicht und flüssig lesen. Sie schildert alles sehr bilderreich und detailliert und so ist man mittendrin im Geschehen. Der historische Hintergrund wirkt sehr gut recherchiert und sorgt so für eine gelungene authentische Zeitreise. Besonders gut haben mir ihre lebendige Schilderung des alten Paris und den Reisen im Nord-Express und Balkanzug gefallen. Der Reiz besteht darin, dass abwechselnd Gryzinski und sein Sohn Fritz im Abstand von 20 Jahren den Spuren des verschwundenen Diplomaten quer durch Europa folgen. Ich habe sehr gerne mit beiden mitgefiebert und mich gefragt wie alles zusammen hängt. Die überraschende Auflösung erfolgt dann auch wirklich erst auf den letzten Seiten.

Fazit: „Der treue Spion“ ist eine spannender und gleichzeitig atmosphärisch dichter, historischer Spionage-Krimi, dessen Handlung gleichzeitig zur Jahrhundertwende und während des ersten Weltkriegs angesiedelt ist. Die sympathischen Figuren, die verzwickte Handlung und die lebendigen Schilderungen konnten mich auch diesmal wieder fesseln und begeistern.

Bewertung vom 12.05.2023
Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1 (eBook, ePUB)
Pearse, Sarah

Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Eingeschlossen mit einem Mörder
Die britische Autorin Sarah Pearse hat für ihren atmosphärischen Spannungsroman ein klassisches Setting gewählt. Ich war sehr neugierig auf ihre Umsetzung und finde ihr Debüt sehr gelungen. Von Beginn an konnte ich die unheimliche Atmosphäre des Luxushotels „Le Sommet“ förmlich spüren, denn hinter der modernen Fassade verbirgt sich die dunkle Vergangenheit eines ehemaligen Sanatoriums für Tuberkulosepatienten.
Hauptprotagonistin ist die Polizistin Elin Warner, die mit ihrem Freund Will zur Verlobung ihres Bruders Isaac angereist ist. Ihr Verhältnis zu ihrem Bruder ist vorbelastet durch ein Trauma aus ihrer Kindheit. Außerdem ist sie immer noch beurlaubt, da ihr letzter Fall aus dem Ruder lief. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft beginnt der Alptraum. Zuerst verschwindet Laure, die Verlobte ihres Bruders, dann geschieht ein Mord und ein heftiger Schneesturm schneidet das Hotel von der Außenwelt ab. Die verbliebenen Gäste sind mit einem unheimlich maskierten Killer gefangen.
Obwohl Elin von Angst und Selbstzweifeln beherrscht wird, stürzt sie sich in die Ermittlung, denn sie will unbedingt Laure finden und weitere Morde verhindern.
Ich mochte Elin zuerst nicht besonders und fand sie wegen ihrer Probleme und inneren Dämonen etwas anstrengend. Das änderte sich aber als ich mehr über ihre Vergangenheit erfuhr und ihre seelische Verfassung dadurch besser verstehen konnte. Sie übernimmt die Ermittlungen eher unfreiwillig, wächst dann aber über sich und ihre Ängste hinaus, weshalb sie dann doch meine Sympathien bekam.
Packend geschrieben, hat mich der stetig steigende Spannungsbogen an die Seiten gefesselt. Pearse hat einige Wendungen und falsche Fährten eingebaut. Ich bin Elin gerne bei ihren Ermittlungen gefolgt und konnte sehr gut miträtseln. Die Handlung war durchdacht und stimmig, die Auflösung konnte mich ebenso überzeugen. Am Ende bleibt etwas offen und man darf gespannt auf die Fortsetzung sein, die auf Englisch bereits erschienen ist. Ich bin schon sehr gespannt auf Elins neuen Fall.

Fazit: Das Setting und die durchdachte Story sorgen für eine düstere Gänsehaut-Atmosphäre. Insgesamt ein gelungenes Debüt, das mich sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 10.05.2023
Die Klinik / Erdmann und Eloglu Bd.2
Borck, Hubertus

Die Klinik / Erdmann und Eloglu Bd.2


ausgezeichnet

Spannungsgeladener Pageturner
Ein junger Familienvater liegt nach einem schweren Fahrradunfall auf der Intensivstation. Als es ihm schon wieder besser geht, stirbt er plötzlich. Seine Frau ist überzeugt, dass ihr Mann umgebracht wurde, doch niemand glaubt ihr, bis die Rechtsmedizin ihren Verdacht bestätigt. Die erfahrene Kriminalkommissarin Franka Erdmann soll zusammen mit ihrem jungen Kollegen Alpay Eloğlu ermitteln, ob nur ein Behandlungsfehler vorliegt oder der junge Mann absichtlich getötet wurde. Schon bald stoßen die beiden auf weitere mysteriöse Todesfälle in der Klinik. Sind womöglich weitere hilflos ausgelieferte Patienten in Gefahr?

„Die Klinik“ ist bereits der zweite Band der Thrillerserie um das ungleiche Hamburger Ermittlerduo Erdmann und Eloğlu. Da der Fall abgeschlossen ist, kann das Buch sehr gut unabhängig gelesen werden.
Ich fand den Einstieg schon sehr spannend und die Spannungskurve blieb danach unverändert hoch. Der lockere Schreibstil lies mich durch die Seiten fliegen. Als Leser ist man den Ermittlern einen Schritt voraus, denn man lernt bereits zu Beginn den Täter und seine Motivation kennen, die man durch Rückblenden erfährt. Ich konnte trotzdem sehr gut miträtseln, wer sich tatsächlich dahinter verbirgt. Die Thematik sorgte für Gänsehaut sowie einen guten Einblick in den Klinikalltag, in dem Personalknappheit an der Tagesordnung ist. Wendungen sorgen für Spannung und die letzten Puzzleteile fallen erst am Ende an die richtige Stelle. Obwohl ich manches schon ahnte, war ich trotzdem gefesselt bis zum Schluss. Ich mochte das ungewöhnliche Ermittlerpaar. Die 59-jährige Franka besitzt sehr viel Erfahrung und ist immer noch sehr engagiert in ihrem Job. Es machte Spaß, zu sehen, wie sie mit ihrem jungen Kollegen, der gerade erst die Ausbildung abgeschlossen hat ein immer besseres Team bildet. Da ich gerne noch mehr über beide Ermittler erfahren würde, werde ich den ersten Band auf jeden Fall noch lesen. Das neue Team aus Hamburg konnte mich auf ganzer Linie überzeugen und ich warte gespannt auf weitere Fälle.

Fazit: Ein überzeugendes Ermittlerduo das mit einem spannenden und brisanten Fall aufwartet. Ich kann’s nur empfehlen!

Bewertung vom 12.04.2023
Der Bojenmann
Schlenz, Kester;Jepsen, Jan

Der Bojenmann


sehr gut

Gelungener Auftakt für Knudsen
„Der Bojenmann“ von Kester Schlenz und Jan Jepsen ist der gelungene Auftakt einer neuen Hamburg-Krimi-Reihe um Kommissar Knudsen und sein Team, die es in ihrem ersten Fall mit einer ungewöhnlichen Mordserie zu tun bekommen.
Der hölzerne Bojenmann in der Elbe wurde über Nacht durch eine aufwändig plastinierte Leiche ersetzt, die makaber in Szene gesetzt wurde. Schon bald ist klar, dass ein ungewöhnlicher Serientäter Hamburg heimsucht, denn es folgen weitere kunstvoll hergerichtete Opfer, die den Druck auf die Ermittler weiter erhöhen.

Der Auftakt ist dem Autorenduo sehr gut gelungen. Mir gefiel der lebendige Schreibstil der beiden und trotz des grausigen Falls kam der Humor nicht zu kurz. Dass hier ein Duo am Werk ist, ist mir beim Lesen nicht aufgefallen. Die Autoren haben sehr authentische und vielschichtige Charaktere mit norddeutschem Charme gezeichnet, die ich auf Anhieb ins Herz geschlossen habe. Besonders den alten Freund von Knudsen, Hochseekapitän und Lotse a.D. Oke La Lotse Andersen, der das Team schließlich auf die richtige Spur bringt. Er ist sehr belesen und scharfsinnig und betätigt sich auch gerne mal als Hobbydetektiv. Den Hafen kennt er wie seine Westentasche und durch ihn erfährt man viel wissenswertes über die heutige Schifffahrt und die schlechten Arbeitsbedingungen der einfachen Matrosen. Wenn er seinen Gedanken über den Wandel in der Schifffahrt, die Containerwirtschaft, Globalisierung oder den Klimawandel nachhängt ist dies einerseits interessant, hemmt aber auch ein wenig die Spannung, was mich jedoch nicht weiter störte.
Die lebendige und detailreiche Beschreibung der Schauplätze sorgt für sehr viel Lokalkolorit. Und nebenbei erfährt man auch einiges über das Plastinieren von Leichen. Dies und die Einschübe über die Sichtweise des Täters und seine Kindheit sorgen für einen ordentlichen Gruselfaktor.
Das Ende hat mich überrascht, aber der nächste Band ist ja bereits in Arbeit. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Insgesamt für mich also ein gelungener Auftakt mit einem ungewöhnlichen Fall und viel Hamburger Lokalkolorit. Alle, die Nordic Noir und Hamburg lieben, sollten hier unbedingt zugreifen.

Bewertung vom 08.03.2023
Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1 (eBook, ePUB)
Sander, Karen

Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Fall bleibt leider offen
Die gehörlose 19-jährige Lilli verschwindet spurlos auf dem Weg zu ihrer Freundin. Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt leitet sofort eine Suchaktion ein, die zunächst nur ihr Fahrrad in einem Tümpel zu Tage fördert. Doch dann erhält die Freundin eine mysteriöse Handy-Nachricht, weswegen Tom Hilfe von der Kryptologin Mascha Krieger erhält. Die Zeit drängt, denn mit jedem Tag schwindet die Hoffnung Lilli lebend zu finden.

Dies ist der erste von insgesamt drei Bänden einer neuen Ermittler-Reihe, die in einem fiktiven kleinen Ort auf der Halbinsel Darß/Ostsee spielt. Die Besonderheit hier ist, dass der Fall der verschwundenen Lilli sich über drei Bände erstreckt. Der erste Band endet leider abrupt und offen und man muss das Erscheinen der weiteren Bände abwarten um die Auflösung des Falls zu erfahren. Dies sollte man wissen, bevor man in diese neue Reihe startet.

Das Buch startet ganz vielversprechend. Leider flacht die Spannung schnell wieder ab. Die Ermittlungen gehen in viele Richtungen, landen aber immer wieder in Sackgassen. Das ganze ist etwas zäh und die Atmosphäre der landschaftlich einmaligen Halbinsel ist leider kaum zu spüren. Da hatte ich mir etwas mehr Lokalkolorit erhofft.
Die beiden Hauptfiguren Tom und Mascha fand ich sehr sympathisch. Allerdings hatte ich mir von Maschas Einsatz als Kryptologin etwas mehr erwartet. Alle anderen Charaktere blieben bisher leider etwas blass, aber es gibt ja noch zwei Bände. Zum Ende hin nimmt die Handlung dann Fahrt auf, um dann plötzlich mit einem krassen Cliffhanger zu enden. Alles ist offen, es gibt jede Menge lose Enden und man ist so schlau wie am Anfang. Dieser ungelöste Fall, der seine Fortsetzung erst im später erscheinenden Band zwei findet, war absolut nicht mein Ding. Für mich muss bei einem Krimi der Fall auch seinen Abschluss finden, auch bei einer Ermittler-Reihe. Ich bin noch nicht sicher, ob ich die anderen Bände noch lesen möchte.

Bewertung vom 15.02.2023
Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum (eBook, ePUB)
Stehn, Malin

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum (eBook, ePUB)


sehr gut

Fesselndes und tiefgründiges Familiendrama
Lollo, Nina und Malena sind seit ihrer Schulzeit Freundinnen. Obwohl sie nicht mehr viel verbindet, treffen sie sich in jedem Jahr mit ihren Familien zur gemeinsamen Silvesterparty. Die beiden 17-jährigen Töchter von Nina und Lollo feiern in diesem Jahr ihre eigene Party. Als die Eltern am nächsten Tag verkatert aufwachen, finden sie sich in einem realen Albtraum wieder, denn Lollos Tochter Jennifer ist nach der Party spurlos verschwunden und nichts ist für die Familien mehr wie zuvor.

Was so harmlos mit einer ausgelassenen Silvesterparty beginnt, mündet schon bald in ein fesselndes, tödliches Familiendrama, dass einige dunkle Geheimnisse und Abgründe enthüllt. Malin Stehn gelingt es sehr gut die Geschichte der beiden Familien spannend und tiefgründig zu erzählen und nutzt dazu verschiedene Sichtweisen (Nina, ihr Mann Fredrik und Lollo). Dadurch taucht man tief in die einzelnen Charaktere und ihre Gedanken und Gefühle ein. Sie wirkten auf mich sehr authentisch und man erlebt hautnah, was Jennifers Verschwinden in den beiden Familien auslöst. So müssen auch die Eltern von Jennifer erkennen, dass sie nicht alle Seiten ihrer Tochter kannten. Nur eine Person hat auf mich in ihren Reaktionen etwas überzogen gewirkt. Mit der verzweifelten Suche nach Jennifer entspinnen sich Familiendramen und Stehn lüftet schließlich ein dunkles Geheimnis nach dem anderen. Der Mittelteil weist zwar ein paar Längen auf, aber im letzten Drittel gibt es einige überraschende Wendungen und die Spannung steigt nochmals an und gipfelt dann in einem für mich absolut überzeugenden und glaubwürdigen Finale.

Das Buch war angenehm und flüssig zu lesen und hat mich sofort gefesselt und in die Handlung hineingesogen. Es hat mich bis zum Ende nicht mehr losgelassen und zum Nachdenken gebracht.
Meine einzigen Kritikpunkte sind einige Längen im Mittelteil und dass die polizeilichen Ermittlungen nur am Rande thematisiert werden. Aus meiner Sicht ist die Bezeichnung Thriller oder Krimi daher nicht ganz zutreffend. Für mich ist es eher ein psychologischer Spannungsroman, der mich aber nichtsdestotrotz gefesselt, überrascht und bestens unterhalten hat.

Bewertung vom 19.01.2023
Dark Clouds
Falk, Thilo

Dark Clouds


sehr gut

Erschreckend realistischer Klima-Thriller
Thilo Falk ist das Pseudonym eines Journalisten und Autors, der sich selbst seit langem für den Umweltschutz einsetzt und schon einiges zu diesem Thema veröffentlicht hat. Aufgrund dieses Backgrounds sind die Schilderungen in seinem Thriller extrem realistisch und manches ist inzwischen in der Realität bereits eingetreten.

Die Handlung spielt in Deutschland in verschiedenen Regionen, die von extremen Wetterereignissen wie Dauerregen und Überschwemmungen heimgesucht werden, die Menschen in den Tod reißen oder aus ihrer Heimat vertreiben. Während die sensible Infrastruktur bereits Schaden nimmt, sehen die zuständigen Behörden und Politiker keinen Handlungsbedarf. Die Wolkenkundlerin Fjella Lange, der IT-Spezialist Arian Fischer und der Schadensgutachter Philip Graf beschäftigen sich auf verschiedene Art mit den katastrophalen Wetterereignissen. Gemeinsam kommen sie zu dem Schluss, dass mehr als der Klimawandel dahinter steckt und in einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit versuchen sie eine noch viel größerer Katastrophe aufzuhalten.

Ich fand das Buch durch die wechselnden Perspektiven sehr spannend und verständlich geschrieben. Die kurzen Kapitel sind jeweils mit einer Uhrzeit und Ortsangabe sowie einem Wetter- Emoji überschrieben, was ich gut fand. Manchen IT-Analysen von Graf oder Fischer konnte ich allerdings nicht immer folgen. Da fehlt mir wohl das Vorwissen. Gut hat mir auch gefallen, dass die Wetterextreme aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wurden. So folgen wir auch einer Feuerwehrfrau bei ihren Einsätzen und müssen erleben, zu was Menschen fähig sind, wenn ihre Existenz bedroht ist und einem Familienvater, der sein Haus aufgrund des Dauerregens verlassen muss und mit der kleinen Tochter als Klimaflüchtling durch Deutschland irrt.

Ich fand den Klima-Thriller spannend, interessant und zugleich erschreckend realistisch. Manches, was im Buch als Fiktion beschrieben wurde, ist tatsächlich schon eingetreten, wie die Hochwasserkatastrophe 2021 im Ahrtal. Der Klimawandel schreitet immer schneller voran, das zeigt auch dieser Winter, der bisher viel zu warm war.
Ich kann den Thriller nur wärmstens empfehlen, denn hier wird das brandaktuelle Thema Klimawandel sehr packend thematisiert, wobei es dem Autor gelingt, Fakten und Fiktion perfekt zu verbinden. Es ist ein Buch das nachdenklich macht und mich noch einige Zeit gedanklich beschäftigt hat.

Bewertung vom 13.12.2022
Todesspiel. Die Nordseite des Herzens
Redondo, Dolores

Todesspiel. Die Nordseite des Herzens


ausgezeichnet

Thriller-Highlight
Die spanische Autorin Dolores Redondo hat mit diesem Buch einen außergewöhnlichen und unglaublich fesselnden Thriller vorgelegt. Ich kannte bisher nur die Verfilmung ihrer Baztan-Trilogie, deren Vorgeschichte sie nebenbei in Rückblicken erzählt. Es ist jedoch kein Muss, die Trilogie vorher gelesen zu haben.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge spanische Kommissarin Amaia Salazar, die gerade ein Austauschprogramm beim FBI absolviert. Sie ist überaus intelligent und besitzt eine außergewöhnliche Beobachtungs- und Kombinationsgabe sowie die Fähigkeit sich sehr gut in Täter hineinversetzen zu können, weswegen Agent Dupree sie zu den Ermittlungen in einer außergewöhnlichen Mordserie hinzuzieht. Ein Serienmörder, der immer nach einer Naturkatastrophe zuschlägt und ganze Familien tötet. Amaia folgt mit ihren amerikanischen Kollegen der Spur des „Komponisten“, die sie bis nach New Orleans führt, das sich dem schlimmsten Hurrikan seiner Geschichte gegenübersieht. Im Chaos von Katrina versuchen sie den „Komponisten“ endlich zu stellen, nicht ohne dabei in die Abgründe der eigenen Vergangenheit zu schauen.

Der flüssige Schreibstil der Autorin war eingängig und es gelang ihr eine düstere und unheilvolle Atmosphäre zu erzeugen, die in New Orleans mit der wachsenden Bedrohung immer beklemmender wird. Die Geschichte entwickelte einen regelrechten Sog, so dass ich das Buch kaum zur Seite legen mochte. Die ungewöhnliche Idee eines Serienmörders, der Naturkatastrophen nutzt, um im anschließenden Chaos danach seine Taten zu verschleiern konnte mich überzeugen.
Die außergewöhnliche und packend inszenierte Handlung mit der scharfsinnigen und zugleich verletzlichen Ermittlerin machten den Thriller für mich zu einem absoluten Lesehighlight dieses Jahres. Ich werde auf jeden Fall auch noch die Baztan-Trilogie lesen.

Bewertung vom 24.11.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Auftakt für Hanna Ahlander
Mit „Kalt und still“ startet Viveca Sten in ihre neue Polarkreis-Reihe um die Polizistin Hanna Ahlander.

Hannas Welt zerbricht gerade in tausend Scherben. Ihre Dienststelle in Stockholm legt ihr eine Versetzung nahe und ihr Freund hat sie wegen einer anderen verlassen und wirft sie aus der gemeinsamen Wohnung. Glücklicherweise hat ihre Schwester ein Ferienhaus in Åre, das sie Hanna als Zuflucht anbietet. Doch hoch im Norden ist es alles andere als ruhig. Nach einer Party verschwindet die 18–jährige Amanda spurlos und bei Temperaturen von -20 Grad zählt jede Stunde. Hanna hilft mit bei der groß angelegten Suchaktion und stößt schon bald auf Hinweise. Sie bietet der örtlichen Polizei ihre Unterstützung an, die Kriminalkommissar Daniel Lindskog gerne annimmt. Zusammen stürzen sich die beiden in die eisigen Ermittlungen, die für Hanna schon sehr bald brenzlig werden.

Nach der beliebten Schärengarten-Reihe hat Viveca Sten sich nun den Wintersportort Åre als neues Setting ausgesucht. Der Ort am Polarkreis ist perfekt gewählt für diese neue Reihe, deren Auftakt mir sehr gut gefallen hat. Die Charaktere der beiden Ermittler Hanna und Daniel waren mir sofort sympathisch. Viveca Sten thematisiert das Privatleben der beiden gerade soviel, dass ihre Figuren die nötige Tiefe erhalten und es nicht vom eigentlichen Fall ablenkt. Die Figuren sind authentisch und ihre Handlungen gut nachvollziehbar. Anhand ihrer Schilderungen hat man den Ort sehr gut vor Augen und kann sich gut in die einzelnen Personen hineinversetzen.
Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven aus der Sicht von Hanna, Daniel und Amandas Familie erzählt. In kleinen Einschüben erfährt man auch von Amandas Schicksal. Die wechselnden Perspektiven und kurzen Kapitel beschleunigen das Lesetempo und sorgen für permanente Spannung. Gleichzeitig hat die Autorin, wie in skandinavischen Krimis üblich, ein gesellschaftskritisches Thema (hier Menschenhandel) aufgegriffen und perfekt mit der Handlung verwoben.

Die Handlung hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich konnte das Buch kaum zur Seite legen. Die Verzweiflung von Amandas Eltern war schmerzlich zu spüren und die kurzen Abschnitte, die Amandas Schicksal zeigen, machten betroffen. Durch den Prolog ahnt man schon, wie die Suche nach ihr ausgeht. Ich mochte es, den Ermittlern über die Schulter zu sehen und die Höhen und Tiefen mitzuerleben. Die Auflösung am Ende war überraschend und hat mich überzeugt. Das neue Setting am Polarkreis hat mir richtig gut gefallen.
Das stimmungsvolle Cover mit der einsamen Berghütte und der passende Titel „Kalt und Still“ runden für mich den Krimi sehr gut ab.

Insgesamt war das für mich ein sehr gut gelungener, virtuoser Auftakt der neuen Polarkreis-Reihe mit einer neuen klugen Ermittlerin, die hoffentlich noch viele Fälle in dieser schönen, einsamen Landschaft am Polarkreis lösen wird. Ich bin jetzt schon ein Fan der Reihe.

Bewertung vom 13.11.2022
Das siebte Mädchen (eBook, ePUB)
Willingham, Stacy

Das siebte Mädchen (eBook, ePUB)


sehr gut

Solides Debüt
Der Plot klang recht vielversprechend. Im Mittelpunkt steht die junge Psychologin Chloe, deren Vater als Serienmörder seit 20 Jahren im Gefängnis sitzt. Sie war damals erst 12 Jahre, als ihr liebevoller Vater die Morde an sechs jungen Mädchen gestand und damit ihre Welt und ihre Familie auseinander brach. Chloe hat das Trauma bis heute nicht überwunden. Als Psychologin mit eigener Praxis und einem netten Verlobten scheint sich ihr Leben endlich zu normalisieren, als plötzlich wieder Mädchen in ihrem Umfeld verschwinden. Jemand scheint die Morde von damals zu imitieren oder ist der wahre Täter noch immer auf freiem Fuß?

Das Setting im ländlichen Louisiana fand ich gut gewählt, es verströmte ein stimmungsvolles Südstaatenflair und auch das düstere Cover stimmt gut auf die Handlung ein.
Es war ein interessanter Ansatz, dass hier einmal die Familie des Serienmörders im Mittelpunkt steht und beleuchtet wird, welche Auswirkungen die Taten auf sie haben.
Der Erzählstil war etwas gewöhnungsbedürftig, denn die Autorin hat für Chloe die Ich-Perspektive gewählt, in der wir durch sie die Gegenwart und Rückblicke in die Vergangenheit und ihre Träume erleben. Gegenwart und Vergangenheit sind in den Kapiteln nicht klar abgegrenzt, so dass man beim Lesen genau aufpassen muss. Dadurch erhält man einen guten Einblick in ihre Gefühlswelt und ihre Ängste. Ich konnte ihre Ängste und Zweifel und den daraus resultierenden Medikamentenmissbrauch sehr gut nachvollziehen, aber leider nicht alle ihre Handlungen. Man sieht alles nur aus Chloes Sicht, so dass die anderen Charaktere leider blass bleiben, da man über ihre Gedanken und Gefühle nichts erfährt. Das fand ich ein bisschen schade.
Die Geschichte brauchte ein wenig Anlauf um Fahrt aufzunehmen. In der zweiten Hälfte änderte sich das glücklicherweise und die Spannung zog merklich an und es gab auch noch einige überraschende Wendungen und eine logische Auflösung, die mich überraschen konnte (auch wenn sich eine Ahnung bestätigte). Trotz dieser kleinen Kritikpunkte fühlte ich mich gut unterhalten und wollte das Buch zu keiner Zeit zur Seite legen.

Fazit:
Ein Debüt mit kleinen Schwächen, bei dem das Potenzial der Story nicht voll ausgeschöpft wurde. Trotzdem ein lesenswerter Krimi der mich gut unterhalten hat.