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Benutzername: 
Marie
Wohnort: 
Diekhof

Bewertungen

Insgesamt 28 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2020
Marianengraben
Schreiber, Jasmin

Marianengraben


sehr gut

"Ein Buch in der Hand kann ein echter Rettungsanker sein – wenn die See des Lebens zu rau ist, klammert man sich an Geschichten und lässt sich von ihnen in Sicherheit bringen."

In ihrem Debütroman "Marianengraben" erzählt Jasmin Schreiber von Paula, die nach dem Tod ihres kleinen Bruders in eine tiefe Depression gefallen ist. Bei einem nächtlichen Besuch auf dem Friedhof trifft sie auf Helmut, der die Urne seiner verstorbenen Frau stehlen will, um ihre Überreste an verschiedenen Orten zu verstreuen. In Helmuts Wohnmobil begeben sich die beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Menschen auf einen emotionalen Roadtrip.

"Marianengraben" ist ein Buch, bei dem Weinen und Lachen nahe bei einander liegen. Während Paula und Helmut von einem Ort zum nächsten fahren, wird der Verlauf immer wieder durch Gedankengänge und Erzählungen Paulas und auch durch Helmuts Erzählungen unterbrochen. Diese Geschichten sind oft sehr emotional und machen deutlich, wie viel Paula verloren hat und dass auch Helmut in seinem Leben einige Schicksalsschläge verarbeiten musste. Der Tod ist auf ihrer Reise allgegenwärtig und dennoch wird auch das Leben gefeiert.

Paula ist ein sehr glaubwürdiger Charakter. Sie berührt mich von Anfang an. Gerade der Moment, in dem sie beschreibt, wie ihre Mutter ihr am Telefon vom Tod ihres Bruders erzählt - ein so grauenhafter Moment in einer so alltäglichen Situation - ist sehr berührend. Paula ist erst genervt, weil ihre Mutter kein Wort herausbringt und dann erfährt sie, dass ihr kleiner Bruder Tim im Meer ertrunken ist. Fortan wird Paula von Trauer und Schuldgefühlen begleitet, denn eigentlich sollte sie im Urlaub dabei sein. Und hätte sie Tim dann nicht retten können? Mit einem Therapeuten kann Paula nicht über ihren Verlust und ihre Gefühle sprechen - nur über Nudeln lässt sie sich aus. Doch dann treten Helmut und sein Hund Judy in ihr Leben. Plötzlich beginnt Paula, sich zu öffnen - dem Mann und dem Hund. Helmut ist verschroben, brummelt gern vor sich hin und ist lieber alleine. Doch er sieht ein, dass er die Reise nicht ohne Hilfe schafft und was schadet es, eine völlig fremde Frau mitzunehmen? Helmut hat eh nichts zu verlieren. Es mag eine Weile dauern, bis sich alle Reisenden aneinander gewöhnt haben, doch am Ende werden sie alle gewinnen.

Fazit: "Marianengraben" ist ein wunderbares Debüt über den Tod und das Leben. Jasmin Schreiber schreibt über Freundschaften, Hunde und Hühner, das Wasser und seine Bewohner, Liebe und Vergebung; gefühlvoll, aber nicht kitschig. Ein lesenswerter Roman!

Bewertung vom 10.03.2020
Die Magier von Paris
Wolff, Christina

Die Magier von Paris


sehr gut

"Die Magier von Paris" fällt sofort mit seinem toll illustrierten Cover ins Auge und spätestens nach dem Lesen des Klappentextes wird das Buch sicher oft im Einkaufskorb landen. Eine gute Wahl, denn das Kinderbuchdebüt von Christina Wolff ist eine zauberhafte Lektüre.

Worum geht's?
Christina Wolff erzählt von Claire und Rafael, den Sprösslingen zweier verfeindeter Zauberer-Familien, die sich zusammentun müssen, um den Plan eines anderen Magiers zu vereiteln. Dabei hilft ihnen nicht nur die Magie, auch der Zusammenhalt der Beiden ist ein wichtiger Bestandteil ihrer abenteuerlichen Mission.

Meinung:
Das Buch ist in nicht allzu lange Kapitel eingeteilt, die allesamt mit einer kleinen Erklärung über das, was den Leser auf den nächsten Seiten erwartet, beginnen. Den Anfang macht das "1. Kapitel, in dem Claire einen magischen Brief erhält." Das ist zwar keine neue Idee, aber eine, die mir immer wieder sehr gut gefällt. Außerdem sind viele Seiten durch tolle Illustrationen verschönert, teilweise stellen auch ganzseitige Bilder das aktuelle Geschehen bildlich dar. Diese Illustrationen von Max Meinzold sind definitiv ein Highlight des Buches. Mein Lieblingsbild zeigt gleich zu Beginn Claire, die vor einer Steinmauer steht und mit ihren toten Verwandten spricht. Womit wir auch bei der Geschichte wären.

Dieses Debüt ist einfach rundum gelungen. Christina Wolff hat dem Fantasy-Genre frischen Wind eingehaucht. So können die Zauberer nur mit besonderen Gegenständen, wie z. B. einer Geige, zaubern und die verstorbenen Familienmitglieder werden nicht begraben, sondern landen auf magische Weise in Dingen wie Steinmauern (daher das oben angesprochene Bild). Mir ist allerdings nicht klar, wohin die weiblichen Familienmitglieder verschwinden. In der Steinmauer sind zumindest nur Männer. Aber das klärt sich vielleicht in einem nächsten Band? Auf jeden Fall sind die Szenen, in denen Claire zu ihrem jüngst verstorbenen Vater und seinen Vorfahren spricht, köstlich! Besonders Ururgroßvater Leopold, der "leicht" schwerhörig ist, sorgt für jede Menge Spaß. Humor kommt in "Die Magier von Paris" also auch nicht zu kurz. Dafür sorgen neben den Stein-Männern auch der kleine Geist Gabriel, der gerne alte Schlager singt und Claires Tante Odette, deren Leidenschaft das Sammeln von Frösche ist und die dabei auch vor hochgiftigen Exemplaren keinen Halt macht.

Die beiden Hauptpersonen Claire und Rafael sind hervorragend gezeichnet und eignen sich ganz stark als Identifikationsfiguren. Beide sind sehr sympathisch und wachsen an ihren Aufgaben. Sie lernen, sich ihre eigene Meinung zu bilden und nicht nur auf das zu hören, was ihnen vorgegeben wird. Dass dabei dann auch Fehler passieren, ist normal und macht beide nur noch sympathischer.

Etwas konfus fand ich den Showdown, wo mir einzelne Entscheidungen zu schnell getroffen und wieder verworfen wurden und plötzlich das komplette Gegenteil gemacht wurde. Zwar fand ich die Auflösung des Ganzen gut, den Weg dorthin aber nicht ganz. In einer ansonsten tollen Geschichte ist das aber nur ein kleiner negativer Kritikpunkt.

Fazit: Ein rundum gelungenes Kinderbuchdebüt mit sympathischen Figuren, viel Humor und Spannung. Obwohl kindgerecht geschrieben, wird es auch älteren Lesern gefallen, die ab und an Spaß an Kinderliteratur haben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2020
Code: Orestes - Das auserwählte Kind
Engstrand, Maria

Code: Orestes - Das auserwählte Kind


gut

In ihrem Debütroman "Code Orestes - Das auserwählte Kind" erzählt Maria Engstrand von zwei Kindern, die, angeschoben durch einen geheimnisvollen, mit einem Code gespickten Brief, auf Rätseljagd gehen.

Der Verlag hat das Buch mit einer Altersempfehlung ab 10 Jahren herausgebracht und für mein Empfinden ist dies Alter angemessen. Die Geschichte ist kindgerecht gestaltet, voller geheimer Codes, die entschlüsselt werden müssen und zu denen die Autorin auch gleich Entschlüsselungshilfen anbietet. So können die Kinder auch ihre eigenen Geheimcodes erarbeiten. Überhaupt gibt es in "Code Orestes - Das auserwählte Kind", das den Auftakt einer Trilogie bildet, sehr viel Lehrreiches. Schön dabei ist, dass bei den Erklärungen nicht der Zeigefinger gehoben wird, sondern die Ratschläge und Erklärungen beiläufig in die Geschichte eingebaut werden. So wird z. B. auf die Gefahren des Internets hingewiesen oder darauf, sich nicht von fremden Menschen ansprechen zu lassen. Auch wird der Gebrauch "alter" Gerätschaften wie Schreibmaschinen erklärt. Positiv fand ich auch, dass "Code Orestes" zu einem Abschluss gekommen ist. Zwar wird Verblüffendes aufgedeckt, das wohl im nächsten Band behandelt wird, doch endet das Buch nicht mit einem Cliffhanger, der den Leser zu schlaflosen Nächten verdammt.

Als erwachsener Leser hatte ich nur mittelmäßige Freude an dem Buch. Ich hatte mir etwas mehr "Schweden" in der Geschichte erhofft, aber für diese nicht erfüllte Erwartung kann das Buch natürlich nichts. Davon abgesehen war es sehr einfach geschrieben und das Ende war mir zu konstruiert. Älteren Lesern kann ich das Buch demnach nicht empfehlen. Jüngeren Kindern wird "Code Orestes" aus den oben erwähnten Gründen aber sicherlich Spaß machen.

Fazit: Maria Engstrands Debüt ist ein Rätselspaß für Kinder ab 10 Jahren, der leicht zu lesen ist, einiges zum Knobeln enthält, aber auch viel Lehrreiches bietet.

Bewertung vom 26.02.2020
Der König der Krähen / Die Silbermeer-Saga Bd.1
Hartwell, Katharina

Der König der Krähen / Die Silbermeer-Saga Bd.1


sehr gut

Bereits beim Anblick des wunderschön gestalteten Covers und des sehr spannenden Klappentextes war mir klar, dass ich "Die Silbermeer-Saga - Der König der Krähen" unbedingt lesen muss. Die Leseprobe überzeugte mich dann vollends. Hier deutete sich bereits ein ganz besonderes Jugendbuch an.

Worum geht es?
In der Hafenstadt Colm verschwinden immer wieder Jungen und Mädchen. Gerüchte gibt es viele, doch was mit den Kindern passiert, ob sie entführt werden oder gar ertrinken, weiß niemand. Obschon die Gemeinschaft trauert, beschränkt sich die Suche nach den Kindern stets nur auf das kleine Städtchen. Als Eddas Bruder Tobin eines Abends verschwindet und lediglich eine schwarze Feder zurückbleibt, beginnt Edda mit Nachforschungen. Die Feder, so erfährt sie, gehört dem Krähenkönig und so macht sich das junge Mädchen auf die gefahrvolle Reise, um ihren Bruder zu retten.

Meinung:
Katharina Hartwells wunderbarer Sprachstil hat mich augenblicklich gefangen genommen und die Begeisterung angesichts der wortgewaltigen Ausdrucksweise hielt sich über das gesamte Buch. Die Autorin hat neue Worte geschaffen, die sich wie z. B. "meerfern" perfekt in diese sagenhafte Welt einfügen, und ihre ruhige Sprachweise hat dabei durchaus etwas Poetisches. Ganz sicher ist "Der König der Krähen" nichts für Leser, die ausschließlich in action- und gewaltgeladenen Schmökern versinken. Denn Edda gerät zwar durchaus in gefährliche, aber nie in ausufernd gewalttätige oder blutige Situationen. Für wenig hartgesottene Leser eine Wohltat.

Was mir zudem gefallen hat, war die nordisch anmutende Welt. Die Namen der Inseln und Bewohner klangen sehr norddeutsch bzw. skandinavisch, so lautet z. B. der Nachname von Eddas bestem Freund Bornholm (= eine dänische Insel). Als Nordlicht fühlte ich mich in der Inselwelt gleich heimisch und fand es gelungen, dass Eddas Welt zwar eine erdachte ist, dennoch aber auch (noch) unentdeckt neben unserer realen Welt existieren könnte.

Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist, dass es die Geschichte eines Mädchens ist, das sich ganz alleine auf die Suche nach ihrem Bruder macht, an ihren Aufgaben, den Gefahren und unterschiedlichen Situationen wächst und wagt, was sich kein Erwachsener ihres Städtchens bisher getraut hat. Edda ist eine tolle Heldin, ein immer stärker werdendes Mädchen, die sich auf sich selbst verlässt und sehr gut ohne männlichen Beistand auskommt. Dazu kommt, dass Katharina Hartwell darauf verzichtet hat, Edda in eine Romanze zu verwickeln. Es geht einfach nur um Edda!

Ein wenig schade fand ich, dass es wenige Auflösungen für die vielen aufgeworfenen Fragen gibt. Edda und Tobins wahre Herkunft bleibt verschleiert, ebenso wie die von Eddas anfänglichen Reisegefährten Brand. Der mysteriöse Gorm bleibt auch am Ende des Buches mysteriös und Tobin ist Edda letztlich auch nicht nähergekommen. Für ein gut 600 Seiten starkes Buch bleiben doch recht viele Fragen offen und ich denke, dass die Saga nicht mit dem nächsten Buch endet. Das nährt natürlich schon jetzt die Vorfreude auf die (erste) Fortsetzung, die im Frühjahr 2021 erscheinen wird.

Fazit: Die Autorin Katharina Hartwell hat mit "Der König der Krähen" einen vielversprechenden Auftakt ihrer "Silbermeer-Saga" hingelegt. Wer sich auf das sprachlich hervorragende Buch einlässt, bekommt ein poetisches nordisches Märchen zu lesen. Ein Märchen, das zwar im Jugendbuchbereich zu Hause ist, aber auch erwachsene Leser mit einer Begeisterung für das Besondere verzaubern dürfte.

Bewertung vom 18.02.2020
Ein wenig Glaube
Butler, Nickolas

Ein wenig Glaube


ausgezeichnet

"Ein wenig Glaube" ist der erste Roman, den ich von Nickolas Butler gelesen habe, und ich freue mich sehr, dass ich diesen Autor für mich entdeckt habe.

Worum geht es?
Der Roman beginnt mit dem Hinweis, dass er zum Teil einer wahren Begebenheit nachempfunden ist, die sich am 23. März 2009 in Weston, Wisconsin, zugetragen hat. Wer nicht aus irgendeinem Grund weiß, was sich an diesem Tag zugetragen hat, sollte das Recherchieren sein lassen, da man sich ansonsten spoilert. Für alle, die es trotzdem wissen wollen, hat der Autor Nickolas Butler ans Ende seiner Geschichte eine Erklärung angefügt.

Meinung:
Nickolas Butler hat mich besonders durch sein anschauliches Schreiben für sich eingenommen. Kaum hatte ich die ersten Seiten gelesen, war ich gefangen - und dieses Gefühl hielt bis zum Schluss an.

"Wenn sich die morgendlichen Schatten über das Land legten, leuchtete alles in einem verschwenderischen, dunklen Blau, doch wenn nachmittags die Sonne drüben in Minnesota im Fluss versank, wurde die Landschaft in eine unendliche Fülle aus Gold-und Messingtönen getaucht. Für einen Apfelbaum gab es keinen besseren Ort auf Erden."

"Ein wenig Glaube" wartet mit vielen solcher hervorragenden Beschreibungen auf, so dass mir das Buch trotz des schweren Themas viele schöne Lesestunden beschert hat. Dazu trägt auch die sehr glaubwürdige Charakterisierung bei. Auch hier beweist der Autor eine tolle Beobachtungsgabe. Er beschreibt Aussehen, Wesenszüge und Gespräche so detailliert, dass ich bisweilen das Gefühl hatte, ein Teil des Geschehens zu sein. Ich sah mich mit Lyle auf der Obstplantage oder der gesamten Familie im sonntäglichen Gottesdienst. Auch dadurch baut sich Spannung auf, obwohl "Ein wenig Glaube" ein leiser Roman ist. Doch die liebgewonnenen Personen, allen voran Lyle, in ein Unglück schliddern zu sehen, hat mir fast das Herz zerrissen.

"Ein wenig Glaube" ist ein Familienroman. Er beschreibt die Beziehung zwischen Lyle und seiner Frau Peg, beschreibt ihren tragischen Verlust des kleinen Sohnes und das große Glück, als sie Shiloh adoptieren. Er beschreibt die Nähe von Opa zu Enkel und auch die zu familiennahen Freuden.

Aber natürlich ist "Ein wenig Glaube" auch ein Roman über den Glauben. Auf der einen Seite steht Lyle, der seinen Glauben in dem Moment verlor, in dem sein Sohn verstarb. Peg hält nach wie vor an Gott fest, während Shiloh sich einer Sekte anschließt, für die das Gebet als Allheilmittel – auch bei schweren Krankheiten - gilt. Im Laufe der Geschichte setzt sich Lyle immer mehr mit seinem Glauben und dem Glauben an sich auseinander. Er will seiner Tochter näherkommen, will verstehen, was sie treibt und versucht auf diesem Wege auch, sie nicht vollständig zu verlieren.
Nickolas Butler behandelt das schwierige Thema sehr gut, erzählt spannend von Charlies Werdegang, einem Pastor und Lyles Freund, und bindet auch Steven, den charismatischen Führer der Glaubensgemeinschaft, in die Geschichte ein. Dieser erscheint zum Glück ambivalent, hilft Lyles Freund Hoot völlig uneigennützig dabei, einen Oldtimer wieder auf Vordermann zu bringen, predigt andererseits aber oft in harschen Worten und macht auch trotz fester Beziehung keinen Halt vor intimen Besuchen bei den weiblichen Mitgliedern seiner Gemeinschaft.

Fazit: Nickolas Butler hat ein ruhiges Buch mit emotionaler Wucht geschrieben. Ein Buch über die Facetten des Glaubens, seiner Kraft und Grenzen. Obwohl Bücher, in denen der Glaube eine große Rolle spielt, nicht zu meinen Favoriten zählen, hat mich "Ein wenig Glaube" komplett überzeugt und begeistert. Ein hervorragendes Buch und schon jetzt ein Highlight des Jahres.

Bewertung vom 10.12.2019
Matilda und das Geheimnis der Buchwandler / Pages & Co. Bd.1
James, Anna

Matilda und das Geheimnis der Buchwandler / Pages & Co. Bd.1


sehr gut

Anna James erzählt in ihrem Kinderbuch-Debüt Matilda und das Geheimnis der Buchwandler von der elfjährigen Matilda, die seit dem mysteriösen Verschwinden ihrer Mutter bei ihren Großeltern lebt. Diese sind Besitzer der Buchhandlung Pages & Co., in der Matilda den größten Teil des Tages verbringt. Obwohl sie nichts lieber tut, als sich in ihren Büchern zu verlieren, ist sie doch sehr überrascht, als eines Tages Alice aus "Alice im Wunderland" und Anne aus "Anne auf Green Gables" in der Buchhandlung auftauchen. Bald stellt Matilda fest, dass auch sie ihre Lieblingsbuchfiguren in ihren jeweiligen Geschichten besuchen kann. Für Matilda beginnt ein großes Abenteuer.
Zitat Seite 78:
»Aber du kannst doch nicht warten, bis das Abenteuer zu dir kommt, Matilda«, erwiderte Anne. »Du musst dich auf den Weg machen und das Abenteuer suchen, dann schüttelst du ihm fest die Hand, und ihr zieht gemeinsam dem Horizont entgegen.«

Anna James ist eine zauberhafte Geschichte gelungen, die im wahrsten Sinne des Wortes die Magie des Lesens heraufbeschwört. Matilda liest sich in verschiedene Bücher hinein und erlebt hautnah mit, was auf den folgenden Seiten passiert. So geht sie mit Anne zur Schule und wird von Alice zum Tee eingeladen. Klar, dass ihr Auftreten in den Büchern auch für einige Verwirrung sorgt. Das magische Erlebnis des Buchwandelns teilt Matilda schon bald mit ihrem Freund Oskar, der ihr fortan bei allen Abenteuern zur Seite steht. Ihre Freundschaft hilft ihnen in spannenden Situationen und macht deutlich: Mit einem guten Freund an deiner Seite ist alles besser. Freundschaft spielt in "Matilda und das Geheimnis der Buchwandler" eine ebenso große Rolle wie die Familie. Matildas Großeltern kümmern sich rührend um ihre Enkelin und die Suche nach ihrer Mutter und ihrem unbekannten Vater steht für Matilda schnell im Vordergrund. Der liebevolle Umgang der Personen miteinander scheint der Autorin wichtig gewesen zu sein und liest sich wohltuend in einer Zeit, in der viele Menschen anderen absichtlich weh tun.

Hervorzuheben ist außerdem die Aufmachung des Buches. Der Umschlag ist wunderschön gestaltet und fasst sich ebenso an. Im Inneren sind viele zur Geschichte passende Illustrationen zu entdecken, teilweise über eine ganze Seite hinweg. Auch tanzt der Text bisweilen aus der Reihe, was der jeweiligen Szene einen Extra-Schwung gibt.

Fazit: Matilda und das Geheimnis der Buchwandler von Anna James ist ein zauberhaftes Buch, das besonders junge Leser begeistern wird. Es ist trotz spannender Ausflüge in die Buchwelten nicht gruselig und deshalb gut für Leser ab 10 Jahren geeignet. Ältere Leser werden sich an zahlreichen Referenzen an Klassiker der Literatur - natürlich auch Harry Potter - erfreuen. Zudem enthält es wunderbare Illustrationen.

Bewertung vom 10.12.2019
Das Gedächtnis von Babel / Die Spiegelreisende Bd.3
Dabos, Christelle

Das Gedächtnis von Babel / Die Spiegelreisende Bd.3


ausgezeichnet

Endlich geht die Reihe um die wunderbare Ophelia in die dritte Runde. Das wunderschön gestaltete Buch in einem pastellgrünen Ton mit passendem Lesebändchen passt hervorragend zu seinen ebenfalls pastelligen blauen und gelben Vorgängern. Inhaltlich geht es zunächst mit einem Rückblick auf den zweiten Teil los. Diesen Rückblick finde ich sehr sinnvoll, vor allem, wenn man die Bücher mit längerem Abstand liest. Da ich den zweiten Band aber noch gut im Gedächtnis hatte, war ich sofort von der Geschichte gefangen.

Zum Inhalt:
Seit den Ereignissen in Band 2 "Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast" haben sich Ophelia und Thorn nicht mehr gesehen. Beinahe 3 Jahre sind ins Land gezogen. Ophelia macht sich Sorgen um Thorn, fürchtet aber auch, dass GOTT wieder in ihrem Leben auftaucht. Durch eine alte Postkarte inspiriert begibt sich Ophelia auf die Reise nach Babel, einer Archer, auf der Roboter menschliche Arbeit ersetzt haben und viele Gefahren lauern. Doch Ophelia will endlich ihren Mann wiederfinden und "die letzte Wahrheit" herausfinden - und so beginnt ein neues, sehr gefährliches Abenteuer auf die junge Frau.

Meinung:
Im Voraus habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob Christelle Dabos ihren hohen Standard halten kann, da ich Band 1 und 2 der Spiegelreisenden-Saga absolut hervorragend fand. Aber diese Gedanken waren unnötig, da auch der dritte Teil ein wahrer Lesegenuss ist. Der gut 500-Seiten-Schmöker fesselt mit einer spannenden Geschichte, die bisweilen etwas ins Düstere abdriftet, der richtigen Portion Humor und tollen Charakteren bis zum Cliffhanger-Ende.

Besonders gut hat mir die Entwicklung gefallen, die Ophelia in dem dritten Teil durchmacht. Sobald das Abenteuer auf der Arche Babel seinen Lauf nimmt, ist sie fast gänzlich auf sich alleine gestellt und sieht sich mannigfaltigen Gefahren gegenüber. Doch genau daran wächst sie und wird zu einer starken jungen Frau. Wunderbar finde ich dabei, dass sie trotz erstarktem Charakter nicht zu einem anderen Menschen wird. Nach wie vor ist sie ein wenig tollpatschig und auch ihre Schüchternheit kommt ihr öfter in die Quere. Doch immer öfter kann sie beides abschütteln und am Ende kann sie sogar ihre Gefühle offenbaren.

Die Spiegelreisenden-Saga punktet durch ihre wundervoll ausgearbeiteten Welten. Im letzten Teil ging es sehr magisch zu, ich habe den Pol geliebt! Auf der Arche Babel ist das Magische nun den Maschinen gewichen. Viele Arbeiter wurden durch Roboter ersetzt, die allerdings auch nicht so harmlos sind, wie sie zunächst erscheinen. Zudem fällt auf, dass es in „Das Gedächtnis von Babel“ etwas Düsterer zugeht als noch in den ersten beiden Büchern. Auf der Suche nach Thorn verschlägt es Ophelia an das Konservatorium der Familiengeister Pollux und Helene. Bei der schweren Aufgabe, sich dort zu beweisen, da sie sich dort Antworten auf den Verbleib Thorns und auch bezüglich der wahren Identität „Gottes“ erhofft, kommen ihr immer wieder die anderen Anwärter ins Gehege. Diese schrecken vor keinen Gemeinheiten zurück. Letztlich wird Ophelia sogar in ein dunkles Erdloch gesperrt. So sehr ich bei den ganzen Repressalien auch mitgelitten haben, letztlich konnte Ophelia sie gestärkt hinter sich lassen.

Fazit:
Christelle Dabos hat erneut einen zauberhaften Fantasy-Schmöker geschaffen, der mich ab der ersten Seite in seinen Bann gezogen hat. Mit ihrem fesselnden, aber keinesfalls einfachen Schreibstil macht sie „Das Gedächtnis von Babel“ zu einem wahren Lesegenuss. Ophelia ist eine meiner liebsten Fantasy-Heldinnen und ich freue mich sehr auf das große Finale! Ich vergebe 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.03.2018
Für immer ist die längste Zeit
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


sehr gut

Abby Fabiaschi erzählt in ihrem Roman „Für immer ist die längste Zeit“ von Brady und seiner Tochter Eve, die nach dem Tod ihrer Mutter Madeline, genannt „Maddy“, voller Trauer, Hilflosigkeit und auch Wut zurückbleiben. Sie wissen nur, dass Maddy vom Dach der Bibliothek gestürzt ist – aber warum? Sie hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen. Sehr langsam nähern sich Brady und Eve einander an und versuchen, mit dem Tod der Mutter zurechtzukommen.

Die emotionale Geschichte zieht ihre Kraft durch die Perspektivwechsel. Abwechselnd kommen Eve, Brady und aus dem „Zwischenreich“ auch Maddy zu Wort. Dadurch habe ich einen sehr guten Einblick in die Gefühlslage der jeweiligen Erzähler bekommen und konnte auch einzelne Handlungen besser nachvollziehen. Wenn ich z. B. dachte, dass Brady sich nicht besonders um seine Ehe und Familie gekümmert hat, wird aus seiner Sicht (oder auch aus Zugeständnissen von Eve und Maddy) deutlich, dass es eben nicht so einfach ist! Eine Geschichte hat immer mehrere Seiten – so auch hier.

Angesichts der Ausgangssituation bin ich von einem sehr traurigen Buch ausgegangen, doch zum Glück ist es das nicht. Natürlich gibt es immer wieder Szenen, in denen ich ein wenig schniefen musste, doch insgesamt ist „Für immer ist die längste Zeit“ kein deprimierendes Buch. Wenn z. B. Maddy zu Wort kommt, macht sich ein sehr humorvoller Ton breit, zum Teil auch ironisch – und dass, obwohl sie tot ist. Das hat die Geschichte eindeutig aufgelockert.

Es gibt sehr viele Kleinigkeiten, die mir an diesem Roman gefallen haben. So war Maddy eine absolute Leseratte, was sie zu Sätzen wie „Wenn die Welt es dir schwer macht, nimm dir ein Buch und geh in eine andere“ (S. 270) – eine wunderbare Aussage! Sehr gut fand ich auch, dass Maddy für jede Situation einen passenden Song hatte, den sie auch lauthals angestimmt hat. Es wäre doch schön, wenn das mehr Menschen machen. Das Leben wäre irgendwie wie ein Musical… :) Zauberhaft war auch die kleine Paris-Episode mit Eve und Dameon.

Ein wenig zu überladen fand ich „Für immer ist die längste Zeit“ dadurch, dass Abby Fabiaschi nicht nur die Geschichte von Eve und Brady nach dem Tod der Mutter/Frau erzählt, sondern diese auch noch verzweigt. So hat Bradys Mutter Geheimnisse, die ans Licht kommen und denen Brady nachgeht. Die Geschichte verläuft schnell im Sand und war für meinen Geschmack überflüssig. Vielleicht hätte hier lieber eine andere Geschichte etwas mehr angerissen werden sollen, nämlich wie es zu diesem Ende mit Brian gekommen ist - die Erklärung war mir viel zu kurz, um glaubhaft zu sein. Insgesamt war mir das Ende durch verschieden Konstellationen zu „rosarot“. So vieles wurde auf den letzten Seiten zusammengepresst.

Fazit: Eine sehr emotionale und teils etwas zu verzweigte Familiengeschichte