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Benutzername: 
LadyNinily
Wohnort: 
Nürnberg

Bewertungen

Insgesamt 76 Bewertungen
Bewertung vom 09.03.2020
Das Haus der tausend Welten
Orgel, T. S.

Das Haus der tausend Welten


ausgezeichnet

Das Haus der tausend Welten ist der Wahnsinn – und damit meine ich nicht nur ein wahnsinniges Lesevergnügen.
Das ist nämlich nicht nur Titel des Buches, sondern gleichzeitig auch Programm. Obwohl das Haus eigentlich als Unterschlupf – oder als Königspalast, je nachdem, wie man das sehen möchte – der „Königin der Finsternis“ fungiert, birgt es auch ein gefährliches Geheimnis: ein versiegeltes Tor, um das sich unzählige Legenden ranken und hinter dem angeblich die Erfüllung aller Wünsche liegen soll. Natürlich kennt die nicht nur die „Königin“, sondern auch der Rest der Protagonisten – oder zumindest ihre Anführerin Stern. Die hat für alles einen Plan, den sie aber gerne für sich behält. Ihre Anhänger folgen ihr voller Vertrauen zum Haus der tausend Welten, in dem sie recht schnell auf die dritte der drei Protagonisten Gruppen treffen: die der legendären Kriegerin Baelis.
Um alle Charaktere kurz zu umreisen, sind sie eindeutig zu zahlreich. Man findet aber auf jeden Fall den ein oder anderen Stereotypen sowie das ein oder andere Klischee wieder. Allerdings sehr gut und harmonisch verpackt. Mehr möchte ich zur Handlung aber auch gar nicht verraten, um das Leseerlebnis nicht zu schmälern.

Fazit
So viel soll gesagt sein: das Haus der tausend Welten ist eine Geschichte, die seinesgleichen sucht. Mit leichten Horror Aspekten zieht sie den Leser vollkommen in ihren Bann und kann mit einigen Überraschungen punkten. Wer allerdings nach Fantasy mit großen, epischen Schlachten sucht, sollte lieber weitersuchen.
Für mich eine glasklare Leseempfehlung für alle, die mal wieder etwas frischen Wind im Genre suchen. Mein erstes, aber definitiv nicht letztes Buch des Autoren Duos.

Bewertung vom 09.03.2020
Das neunte Haus / Alex Stern Bd.1
Bardugo, Leigh

Das neunte Haus / Alex Stern Bd.1


ausgezeichnet

Alex ist scheinbar vieles, aber doch eher selten, wie sie scheint.
Zunächst einmal ist ihr Name Galaxy und Studentin in Yale ist sie eigentlich nur, weil sie Seelen sehen kann. Dass diese nicht immer freundlich sind, musste Alex schon früh schmerzhaft lernen und wird in Yale nur allzu bald daran erinnert, dass nicht alle Seelen friedlich ruhen …

Alex ist zu Beginn ein etwas suspekter Charakter, mausert sich aber durch ihre schlagfertigte und knallharte Art, die genug Raum für ausreichend Verletzlichkeit lässt, zu einem absoluten Lieblingscharakter. Die Geschichte wird in zwei parallelen Strängen erzählt, die abwechselnd Vergangenheit und Gegenwart aus zweierlei Perspektiven zu einer stimmigen Gesamtgeschichte spinnen. Dabei verfolgt man die Geschichte von Alex und die von Darlington, die unvermeidlich miteinander verwoben sind. Nimmt man den dann noch dazu, hat man ein sarkastisch schönes Duo, dessen Gezanke seinesgleichen sucht.
Eine große Liebesgeschichte sucht man hier allerdings vergebens. Romantische Beziehungen werden zwar durchaus thematisiert, liegen aber weitab des Fokus‘ der Geschichte. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen, da es die ganze Geschichte auf ein sehr erwachsenes Niveau hebt.

Fazit
Ein gelungener Fantasy-Thriller, der nur noch vereinzelt Young Adult Züge trägt. Hier gibt es keine schmachtende Liebes-, sondern tragische Lebensgeschichten. Mich hat die Handlung dabei am ehesten an die Serie Ghost Whisperer erinnert, mit einem etwas stärkeren Detektiv Einschlag.

Bewertung vom 09.03.2020
Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1
McLean, Peter

Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1


weniger gut

„Priest of Bones“ ist eine interessante Mischung aus Nachkriegs-Straßenbanden-Cyberpunk-Krimi und einem Hauch Fantasy, die für meinen Geschmack allerdings viel, viel zu kurz kommt.
Das Tempo der Geschichte hat mir nicht ganz zugesagt. Es passiert zwar einiges, ich hatte als Leser aber nie das Gefühl, dass dabei wirklich etwas geschieht. Es gibt keine großen Szenenwechsel, das Buch hat für mich in einer Art „Schuhkarton“ gespielt, die Geschichte tritt irgendwie auf der Stelle. Ich glaube, das Problem waren hier die für mich zu rar gesäten Beschreibungen. Ich habe im Grunde keine Ahnung wie die Welt aufgebaut ist, das Wirtshaus ist halt das Wirtshaus und Ende. Ich könnte nicht mal voll Selbstbewusstsein sagen, ob das Buch in einer Wüste oder einer arktisch-kargen Gegend spielt. Es wird nicht klar, ob es ein anderes Land gibt, mehrere, andere Kontinente, andere Königreiche, gibt es überhaupt Königreiche und was ist überhaupt mit der Magie? Der Weltenbau war mir ganz klar viel zu mau.
Mich hat es ebenfalls etwas stutzig gemacht, dass in der Geschichte immer wieder Aussagen gestreut sind, die das ganze wie einen Rückblick, teilweise auch wie eine Art Brief oder Tagebuch, wirken lassen. Über Sätze wie „das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen“, „das schreibe ich nun besser nicht“ bin ich doch nicht gerade selten gestolpert. Dabei wird aber nie angedeutet, dass man eine Art Memoiren verfolge.
Positiv sind für mich aber ganz klar die Charaktere. Gerade Mr. Piety, in seinem Priestergewand und mit seinen Klageweibern (ein wunderbarer Name für seine Bewaffnung!), ist einfach eine Erscheinung. Seine rechte Hand Bloody Anne steht dem auch in nichts nach. Man könnte beide schon fast als ikonisch bezeichnen, allerdings rettet das für mich an der Geschichte auch nicht mehr viel.

Fazit
Ich fand das Buch nicht schlecht, aber auch einfach nicht gut. Ich konnte es nie vor lauter Spannung und Neugierde nicht zur Seite legen und habe es eher dann gelesen, wenn mir langweilig war. Die Geschichte hat sicherlich viel Potential, ich würde sie aber niemandem empfehlen, der rauschende Action und fiese Cliffhanger benötigt oder auf der Suche nach etwas innovativer Fantasy ist.

Bewertung vom 21.01.2020
Das Gedächtnis von Babel / Die Spiegelreisende Bd.3
Dabos, Christelle

Das Gedächtnis von Babel / Die Spiegelreisende Bd.3


ausgezeichnet

Auch der 3. Teil rund um die Spiegelreisende bleibt sich seinen Prinzipien treu: Skurrilitäten, Intrigen und nun doch ein kleines bisschen Liebe.
Gemeinsam mit Ophelia bleibt man als Leser weiterhin sowohl Thorn als auch Gott auf den Fersen. Dabei verschlägt es die junge Ophelia auf eine weitere Arche – Babel – die ihren Geschwisterarchen in Punkto eigenartige Gepflogenheiten und seltsame Bewohner in nichts nachsteht. Während die Bürger Babels ein Ebenbild der Tugendhaftigkeit zu sein scheinen, wird das alltägliche Leben von sogenannten Automaten geregelt. Eine Art künstliche Intelligenz, verpackt in allerlei humanoiden Robotern, die bei genaueren Nachfragen aber gar nicht so intelligent zu sein scheinen und unserer Protagonisten das Leben wahrlich nicht leichter machen.
Aber auch auf Babel trifft Ophelia auf eine Reihe skurriler Gestalten, zwielichtiger Kontrahenten und zum Glück loyalen Freunden, die den dritten Band nicht weniger bittersüß und spannend gestalten, als seine beiden Vorgänger. Hinzu kommt aber zum ersten Mal eine weitere Perspektive: die von Berenildes kleiner Tochter. Zugegeben, zu Beginn des ersten Kapitels aus ihrer Sicht war ich etwas verwirrt, da nirgends auf den Perspektivenwechsel verwiesen wird. Man kommt aber doch relativ fix dahinter und erhält meiner Meinung nach einen sehr wichtigen Einblick in bisher verborgene Vorgänge, die die ganze Geschichte in einem neuen Licht erscheinen lassen.
Dennoch kann ich mir durchaus vorstellen, dass die hier nun doch stärker aufblühende Liebe zwischen Thorn und Ophelia für manche Fans einen bitteren Beigeschmack hat, war doch das Fehlen ebendieser gerade im ersten Band eine der besonderen Eigenschaft dieser Geschichte. Aber auch wenn sich Ophelias Gefühle für Thorn zu einer der treibenden Kräfte für ihr Handeln entwickelt haben, so ist es dennoch keine typisch schmachtende Romantasy. Ophelia sehnt sich nämlich nicht alle zehn Seiten nach Thorns starken Armen oder verliert sich in rosaroten Tagträumereien. Sie bleibt die gleiche starke und intelligente Persönlichkeit, die sie im Laufe der ersten beiden Bücher geworden ist. Gerade das lässt die Beziehung zwischen Ophelia und Thorn so viel erwachsener und reifer, aber auch flüchtiger und dadurch so viel zerbrechlicher wirken. Die Beziehung zwischen Ophelia und Thorn hat sich zu einer meiner allerliebsten Liebesgeschichten entwickelt.

Fazit
Eine wirklich gelungene Fortsetzung, die den Leser auf eine neue Arche entführt, die nicht weniger skurril als ihre Vorgänger ist. Allein die aufblühende Liebesgeschichte könnte den ein oder anderen Leser abschrecken, dem das Fehlen eben jener bisher so zugesagt hat. Ich persönlich freue mich allerdings wahnsinnig auf Band 4!

Bewertung vom 27.12.2019
WW - Genial saisonal!
WW

WW - Genial saisonal!


gut

In diesem Kochbuch finden sich hauptsächlich eher besondere Zutaten, die ich nicht als Feierabendküche einstufen würde. Dazu zählen primär sehr viel Meeresfrüchte und Fisch, wie Oktopus, Muscheln und Langusten, aber auch Fleischsorten wie Wachteln, Schwein und Lamm findet man hier zahlreich. Ich bin eigentlich Pescetarier, koche aber für die Familie oft Gerichte, in denen Fleisch vorhanden ist und ersetze das für mich einfach entsprechend. Da diese Gerichte aber sehr speziell sind, stellt sich das als nicht gerade einfach heraus. Vor allem Lebensmittel wie Oktopus und Muscheln so mit anderem Fisch oder Gemüse zu ersetzen, dass es auch für mich ein rundes Gericht abgibt, fällt mir sehr schwer.
Ein großer Pluspunkt sind aber ganz eindeutig die vielen Dessertideen, denn die eigenen sich für jede Ernährungsform und lassen sich auch gut an eine vegane Küche anpassen. Diese Nachspeisen sind zwar gemäß den Hauptspeisen auch nicht in 5 Minuten mal eben hergezaubert, bieten dadurch aber auch eine gute Kombinationsmöglichkeit, wenn man mal etwas aufwendiger für die Familie oder Gäste kochen möchte.

Fazit
Ein schönes Kochbuch mit anspruchsvollen Rezepten für alle, die auch mit Weight Watchers gerne mal etwas Restaurant Feeling auf ihren Tisch bringen möchten. Wer allerdings kein Fan von Fleisch oder Meeresfrüchten ist, der sollte sich lieber ein anderes Kochbuch aussuchen.

Bewertung vom 22.11.2019
Raubtierstadt
Stäber, Bernhard

Raubtierstadt


sehr gut

„Raubtierstadt“ ist ein Thriller, der deutlich von Mystik und Mythologie durchzogen wird, dabei aber gekonnt leicht bleibt und sich dem Leser nicht aufdrängt. Er gibt ihm Raum selbst zu entscheiden, woran er glauben möchte und was Humbug ist - und das macht er wirklich, wirklich gut.

Man trifft im Verlaufe der Geschichte auf viele Gestalten, die in Punkto Glaube und Charakter alle etwas speziell sind, die ihre Fehler und Eigenarten haben und dem Buch mitunter eine ziemlich aufgeladene Atmosphäre verleihen.
Die Geschichte bleibt aber stets authentisch, lässt immer nur ein bisschen Mythologie einfließen, irgendwo zwischen informative Lehrstunde und voller Mystik. Oder direkter: es steht nicht plötzlich Thor vor der Protagonistin und gibt ihr seinen Hammer, um den Mörder ihres Bruders zu vernichten. Aber der ein oder andere Charakter glaubt vielleicht innbrünstig an Thor.
Ich war sehr positiv überrascht, wie viel Informationen ich über die nordische Mythologie, Oslo und Norwegen aus der Erzählung ziehen konnte, auch wenn mir diese Themen nicht völlig fremd sind.

Ein Highlight des Buches ist für mich ganz klar die Protagonistin Sara. Sie geht in den meisten Situationen unheimlich logisch und pragmatisch vor. Anstatt in Panik auszubrechen und kopflos durch die Szene zu rennen, versucht sie beispielsweise die Polizei zu verständigen, sich zu verbarrikadieren und überlegt sich Wege der Selbstverteidigung. Außerdem wirkt sie sehr zielstrebig und fokussiert. Sie lässt sich nicht von Kleinigkeiten den Plan durchkreuzen, ist einfach ganz „Raubtier“.

Mir persönlich hat an der ein oder anderen Stelle einfach so ein absoluter „Wow“-Effekt gefehlt. Man wird durchaus mal ein bisschen auf die falsche Fährte geschickt und es ist nichts so offensichtlich, dass man nicht selbst verschiedene Vermutungen und Theorien entwickeln könnte. Aber diesen baffen-Mund offen-sprachlos-Moment hatte ich hier leider nicht.

Fazit
Trotz dem absoluten „Wow“-Moment, der mir gefehlt hat, ist „Raubtierstadt“ ein bemerkenswerter Thriller auf einem sprachlich wirklich hohen Niveau, der aus den Themen Mythologie, Sagen und Legenden glaubhaft und geschickt eine spannende Story strickt.

Bewertung vom 16.11.2019
Missing Boy
Fox, Candice

Missing Boy


ausgezeichnet

Auch in „Missing Boy“ sehen sich Amanda und Ted nicht nur mit dem rätselhaften Verschwinden eines kleinen Jungen konfrontiert, sondern werden wieder einmal von ihrer eigenen problematischen Vergangenheit mit dem australischen Justizsystem eingeholt. Denn auch wenn sich die allgemeine Situation in Crimson Lake für die beiden in den letzten zwei Bänden erheblich verbessert hat, taucht plötzlich unverhofft ein neues Problem auf, welches Amanda zwingt, wiederholt etwas mehr mit der gesetzlosen Seite der Gerechtigkeit zu liebäugeln, als sie sollte.

Ich finde, dieser Teil steht seinen Vorgängern wirklich in nichts nach. Man ist sofort wieder in der Geschichte und erinnert sich an alles, als hätte es nie eine Pause zwischen Band 2 und Band 3 gegeben. Nur die Entwicklung der Protagonisten gefällt mir hier eventuell noch ein bisschen besser als zuvor.
Amanda hat zum Glück nichts von ihrem sonderbaren Charme und ihren ulkigen Eigenheiten verloren. Sie ist noch immer ein absolut einzigartiger Charakter, über den man nur lächelnd den Kopf schütteln kann. In „Missing Boy“ lernt man allerdings etwas mehr Amandas dunkle Seite kennen und darf zusehen, wie sie über ihren Schatten springt und zum Wohle anderer ein paar ihrer Prinzipien kurzzeitig und sehr unterhaltsam über Bord wirft. Nach diesem Band ist sie wohl sogar einer meiner absolut liebsten Charaktere aus Büchern.
Aber auch Ted hat seine Liebenswürdigkeit nicht einbüßen müssen, was bisweilen nicht nur dem Leser auffällt, und man kann weiterverfolgen, wie beide Charaktere aneinander und vor allem wunderbar durcheinander wachsen.
Man macht auch die Bekanntschaft mit dem ein oder anderen neuen Charakter, von denen ich persönlich Superfish schon jetzt fest ins Herz geschlossen habe und hoffe, dass er in den folgenden Bänden noch sehr viel mehr Präsenz zeigen darf.

Ehrlich gesagt war ich beim Lesen aber etwas skeptisch, da mir die Geschichte ein bisschen zu einfach erschien. Allerdings habe ich aber schnell gemerkt, dass das nicht der Fall ist. Das hätte mich im Vergleich zu den Vorgängern wirklich enttäuscht.
Wer sich also auch nach den ersten 50 bis 100 Seiten denkt, er wisse schon, was das Rätsels Lösung ist – Lesen bis zum Ende lohnt sich definitiv.

Ich hoffe sehr, dass man hiermit noch nicht alles von Ted und Amanda gelesen hat und wünsche mir noch eine Menge, Menge mehr an Büchern für diese Reihe. Dabei beziehe ich mich nicht auf das Ende dieses Teils, das lässt nämlich sehr wohl noch mehr Bände zu, aber auf den Fakt, dass die „Hades“ Reihe der Autorin leider nach dem 3 Band geendet hat.
Ich könnte auch noch 30 weitere Bände über Amanda und Ted lesen.

Fazit
Wer die ersten beiden Bände kennt und mag, wird auch hier alles andere als enttäuscht. Das Buch bleibt seinen Prinzipien um das ungleiche Paar und deren manchmal etwas ulkigen Ermittlungsmethoden treu und entlockt dem Leser wie gewohnt einiges an Lächeln und Kopfschütteln über die beiden.

Bewertung vom 08.11.2019
Messer / Harry Hole Bd.12
Nesbø, Jo

Messer / Harry Hole Bd.12


sehr gut

"Messer" ist für mich der erste Teil rund um Harry Hole und offenbar genau der richtige Einstieg in die Reihe. Man merkt zwar, dass es eine Vorgeschichte gibt, die wird aber so ausreichend erläutert, dass man nicht das Gefühl hat, die vorherigen Bände gelesen haben zu müssen. Die bisherigen Geschehnisse könnten nämlich genauso gut im Rahmen eines ersten Bandes als Randbemerkung erzählt werden.

Ich fand es besonders schön, dass man als Leser so hinters Licht geführt wird und eine bedrohliche Szene sich plötzlich in zwei vollkommen unterschiedliche Momente auflöst. Ich war so voller "Vertrauen" in die Geschichte, dass ich zu keinem Zeitpunkt vermutet habe, so veräppelt zu werden.
Natürlich kann ich aber auch nicht beurteilen, wie oft solche Stilmittel bisher in dieser Reihe benutzt wurden. Ich kann mir gut vorstellen, dass man nach so vielen Bänden dann schon damit rechnet, an solchen Stellen hinters Licht geführt zu werden. Vielleicht sogar genervt davon ist, immer wieder auf eben jenen Aufbau zu stoßen.

Allerdings bin ich kein Fan von seitenlangen Erklärungen, warum xy der Mörder ist, was in dessen Kindheit passiert ist und warum er das jetzt genau so getan hat. Ich finde das immer etwas anstrengend zu lesen, da sich das Finale, auf das man als Leser so lange hin fiebert, einfach unnötig zieht. Ich bin auch nicht hundertprozentig glücklich mit der Auflösung, würde sie aber als typisch für einen nordischen Thriller bezeichnen. Demnach schmälert das etwas meinen Gesamteindruck des Buches.

Nichtsdestotrotz war ich die ganze Zeit über unheimlich gefesselt von der Geschichte, wobei ich nicht genau sagen kann, warum und was genau der Autor so anders macht als andere. Ich glaube aber, es liegt an dem etwas gemischten Schreibstil. Beschreibungen und innere Monologe sind auf einem sehr hohen Niveau verfasst, während die Dialoge teilweise sehr umgangssprachlich umgesetzt worden. Das gibt dem Ganzen sehr viel Authentizität und macht die Figuren noch ein Stück lebendiger.
Auch die ganzen Gespräche über Militär, verschiedene Einsätze, etc. fand ich erstaunlich unterhaltsam und interessant, weil sie fernab von dem lagen, was ich sonst aus Thrillern und Krimi an Gesprächen über die Polizeiarbeit und dergleichen gewohnt bin.

Fazit
Alles in allem ein wirklich gelungener und hoch spannender Thriller. Ich kann definitiv verstehen, warum Jo Nesbo weltweit so viele Leser begeistert. Wer bisher nichts von ihm gelesen hat, kann diesen Band meiner Meinung nach getrost als Einstieg wählen.