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carola1475

Bewertungen

Insgesamt 143 Bewertungen
Bewertung vom 27.12.2023
White Zero
Falk, Thilo

White Zero


gut

Fakten und Anliegen überzeugen mehr als die fiktionale Umsetzung

Das Cover passt zum Buch und macht neugierig, die Eiswüste vor dem Brandenburger Tor macht auch haptisch Eindruck.
Mitteleuropa leidet seit einem halben Jahr unter extremen Minusgraden, Infrastruktur und Versorgung sind nicht mehr gewährleistet und die Ursache der katastrophalen 'Eiszeit' ist ungeklärt.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und der herrschende Mangel an praktisch allem wird gut beschrieben. Immer wieder werden skurrile Meldungen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und auch Klatsch und Tratsch eingeschoben, die teilweise schon karikieren.

Neben dem Erzählstrang um die Geophysikerin Jana Hollmer gibt es Alltagsszenen anderer Charaktere, die sehr ausschweifend erzählt werden und so die Geschichte in die Länge ziehen, bevor ein Zusammenhang erkennbar wird. Die Figurenzeichnung ist meist klischeehaft, schwarz-weiß gehalten, und trotz detaillierter Beschreibung konnte ich keine Nähe zu den Protagonisten aufbauen, es fehlten mir die Emotionen.

Thilo Falk vermittelt viele interessante Fakten rund ums Klima, liefert jedoch eine sehr unrealistische Ursache für die mitteleuropäische Eiszeit. Auch, dass Jana Hollmer praktisch als Einzelkämpferin dargestellt wird und die Lösung wie im Actionthriller erfolgt, finde ich wenig glaubwürdig.

Im Nachwort erinnert der Autor daran, dass unser Handeln immer Auswirkungen auf die Umwelt haben kann und er legt den Fokus auf Superreiche, die sich alles erlauben können, und auf die Ausbeutung von Menschen in technologisch weniger hoch entwickelten Ländern. Bis auf die oben erwähnten Mängel in der Figurenzeichnung wird dies im Buch anschaulich dargestellt und entspricht auch den Tatsachen, aber die Einbindung der fiktionalen Handlung hat mich nicht überzeugt, von meinen Erwartungen an einen Thriller mal ganz abgesehen.

Bewertung vom 11.12.2023
Die Wahrheit über unsere Drogen
#DerApotheker;Schleh, Carsten

Die Wahrheit über unsere Drogen


sehr gut

Kompakte und fundierte Informationen über heutige Drogen

Schon das bunte Cover und der unverblümte Titel machen neugierig auf das Buch. Mir hat es gut gefallen, es ist informativ und ausreichend ausführlich, um Laien grundlegendes Wissen und ebenso erstaunliche Details über die 16 heute angesagten Drogen zu vermitteln. Besonders interessiert war ich an unseren alltäglichen Drogen Kaffee und Zucker, die ich schließlich täglich konsumiere, und an den Schlaf- und Schmerzmitteln.
Der Aufbau vom geschichtlichen Hintergrund der Drogen mit ihrer Entdeckung/Entwicklung, über die gewünschte bzw. tatsächliche Wirkweise bis zu den Begleiterscheinungen/Auswirkungen ist durchdacht und gelungen. Wobei die erstrebte positive Wirkung genau so erwähnt wird wie die Risiken und die Entwicklung einer möglichen physischen und/oder psychischen Abhängigkeit.
Chemische Einzelheiten werden so knapp wie möglich, aber detailliert wie nötig geschildert. #DerApotheker informiert über den Hintergrund der Droge und ihre pharmakologische Wirkung im Körper, Dr. Carsten Schleh steuert die toxikologischen Aspekte und interessante Fallbeispiele aus Fachpublikationen bei. Beide Autoren haben bereits erfolgreiche Bücher geschrieben, und mit 'Die Wahrheit über unsere Drogen' ihr erstes gemeinsames Buch vorgelegt.

Durch eine nicht wirklich nötige Rahmenhandlung wird jedoch der Leser direkt angesprochen, was mir gefallen hat. Aufklärung ohne erhobenen Zeigefinger haben die Autoren meiner Meinung nach gut umgesetzt.
Sehr gut und ausführlich ist auch das Quellenverzeichnis am Ende des Buchs, während die Gliederung des Textes optimaler hätte gestaltet werden können mit Hervorhebungen, Zusammenfassungen oder Grafiken.
Ich habe einiges Neues und Wissenswertes aus dem Buch mitgenommen und ich kann es jedem Leser empfehlen, der sich kompakt und fundiert über unsere heutigen Drogen informieren will.

Bewertung vom 10.12.2023
Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4


ausgezeichnet

Überzeugender vierter Band um den Donnerstagsmordclub

Obwohl sie sich ein Jahr ohne Morde zu Weihnachten gewünscht hatten, müssen die vier Freunde aus der Seniorenresidenz Coopers Chase erneut ermitteln und wieder wird es sehr persönlich für den Donnerstagsmordclub, denn das Mordopfer war ein alter Freund von Stephen, Elizabeths Ehemann.
Gewohnt mutig, einfallsreich und ohne Berührungsängste gehen Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim den komplexen Fall um eine verschwundene Heroinlieferung und mit vielen Verdächtigen an, wieder unterstützt von Donna, Chris und Bogdan, die inzwischen auch zu guten Freunden geworden sind und einfach dazu gehören.

Erzählt wird aus zahlreichen Perspektiven und Richard Osman gibt seinen Figuren Tiefe, sie sind nahbar. Menschliches Miteinander und Beziehungen zueinander spielen in diesem Band eine große Rolle und der Autor schreibt über Demenz, Loslassen, Liebe, Einsamkeit und Trauer sehr einfühlsam und tiefgründig und hat mich durchaus berührt.
Das Buch bietet natürlich auch wieder viel Situationskomik, skurrile Dialoge mit Wortwitz, trockenen Humor und britischen Charme (Kompliment an die hervorragende Übersetzerin Sabine Roth) und ich habe mich besonders darüber amüsiert, wie sehr Joyce von Elizabeth gelernt hat, sie wächst fast über sich hinaus und unterhält auch diesmal wieder mit ihren köstlichen Tagebucheinträgen.

Ich empfehle Neueinsteigern in die Serie unbedingt, auch den ersten Band zu lesen, da der Autor leider darauf verzichtet, noch einmal auf die Hintergründe der Protagonisten einzugehen. Mit dem Wissen aus dem ersten 'Donnerstagsmordclub' macht das Buch meiner Meinung nach noch mehr Spaß. Das Cover passt zu den Vorgängerbänden und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Mir hat der vierte Band um den Donnerstagsmordclub sehr gut gefallen und ich empfehle ihn gern nicht nur Lesern von Cosy Crime.

Bewertung vom 26.11.2023
Ausgelöscht
Prammer, Theresa

Ausgelöscht


sehr gut

Spannender beklemmender Thriller um manipulierte Erinnerungen

In Wien und in Berlin tauchen nach drei Wochen zwei Frauen wieder auf, die selbst der Meinung sind, nur zwei Tage verschwunden gewesen zu sein. Beide haben die gleichen Erinnerungen und Erinnerungslücken an die Entführungen. Die Psychologin und Erinnerungsforscherin Lea Goldberg arbeitet mit den Ermittlern an der Aufklärung der Fälle.

Es gibt zwei Handlungsstränge in der rätselhaften Geschichte, die sich abwechseln. Lea Goldberg erzählt in der Gegenwart aus der Ich-Perspektive, so dass ich ihren Gedanken und Gefühlen sehr nah komme. Sie hat vor einem Jahr selbst ein Trauma erlitten, so dass sie nicht nur die professionelle Therapeuten-, sondern auch die Patientensicht aus eigenem Erleben kennt. Die zweite Handlung spielt 'damals', hier wird von einem personalen Erzähler das problematische Leben einer namenlosen Frau geschildert.
Leas ist eine sympathische Protagonistin, deren Erlebnisse mich berührt haben, während mir die beklemmende Entwicklung der namenlosen Frau 'damals' im Mittelteil des Buchs fast zu viel war, zu detailliert erzählt und zu viel Raum einnehmend.

Theresa Prammers Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen, sie hat mich auf falsche Fährten gelockt und mein Miträtseln führte lange in Sackgassen. Ihre Figuren sind interessante Charaktere, die Sympathie oder Antipathie wecken, die Protagonistin Lea besitzt Tiefe, handelt jedoch nicht immer glaubwürdig. Die wissenschaftliche Basis des Thrillers, nämlich manipulierte Erinnerungen, ist ein faszinierendes Thema, das die Autorin einfallsreich und spannend bis zum großen Showdown umgesetzt hat.

Bewertung vom 24.11.2023
In einem Land nach unserer Zeit
Schaumlöffel, Anette

In einem Land nach unserer Zeit


ausgezeichnet

Hoffnung nach dem Klimakollaps

'In einem Land nach unserer Zeit' ist ein Spin-off von Anette Schaumlöffels SciFi-Romans 'Eine zweite Chance', der mir auch ausgesprochen gut gefallen hat.
Im vorliegenden ersten Band 'Die Erwachte' sind 500 Jahre vergangen, seit die menschengemachte Eiszeit das Leben auf der Erde fast ausgelöscht hat. Eine Katze, die in eine verborgene Station gelangt ist, weckt eine Frau aus dem Kälteschlaf. Praktisch ohne Erinnerungen an ihr Leben oder den Grund, aus dem sie in der Station ist, hilft ihr die perfekte Technikausstattung genau so wie die kleine Katze, mit der Situation zurecht zu kommen.

Erzählt wird aus Reginas Perspektive, so bin ich ihren Gefühlen und Gedanken ganz nah, weiß aber auch nicht mehr, als sie selber herausfindet und allmählich erinnert. Dadurch fand ich die Geschichte sehr spannend. Anette Schaumlöffel gelingt es, Regina als Figur authentisch darzustellen, ihre anfängliche Verwirrung, das Staunen über den vorher nie gekannten lebendigen Wald, wie auch ihre Entwicklung im Lauf der Geschichte sind glaubwürdig. Auch andere Charaktere werden durch ihre Eigenarten lebendig, selbst wenn sie nur einen kurzen Auftritt haben.
Wie der Klimakollaps aussah, sowohl wissenschaftlich als auch gesellschaftlich, wird leicht verständlich dargestellt, alles basiert auf unserem heutigen Status quo und beschreibt eine mögliche Zukunft. Auch bei der technischen Ausstattung der Station beweist Anette Schaumlöffel ihren Einfallsreichtum und mit Katzen kennt sie sich ebenfalls aus, Alice und ihr Verhalten haben mir viel Spaß gemacht.
Anette Schaumlöffels Schreibstil ist klar, lebendig und humorvoll, ich lese ihre Hoffnung vermittelnden Geschichten immer mit Vergnügen und freue mich auf den zweiten Band 'Die Reisende', zu dem es am Ende des Buchs eine kurze Leseprobe gibt.

Bewertung vom 21.11.2023
Stunde um Stunde
Fox, Candice

Stunde um Stunde


ausgezeichnet

Wenn Verzweiflung zum Handeln zwingt

Ein verzweifeltes Elternpaar, dessen 5jährige Tochter Tilly vor zwei Jahren spurlos verschwunden ist, dringt in ein forensisches Labor der Strafverfolgungsbehörden ein, nimmt Geiseln und droht mit der stündlichen Vernichtung von DNA-Beweismaterial, falls der Fall um ihre Tochter nicht wieder aufgenommen wird.

Das Buch beginnt 'vier Tage vorher', als der aufgeflogene Undercover-Ermittler Charlie Hoskins schwer verletzt aus dem Meer gezogen wird. 'Zwei Tage vorher' verliert die junge Lynette Lamb noch vor ihrem ersten Einsatz ihren Job bei der Polizei von Los Angeles.
Die beiden Ermittler tun sich zusammen, um herauszufinden, was mit Tilly passiert ist. Lamb will unbedingt Polizistin sein und Hoskins muss seine in den letzten fünf Jahren gesammelten Beweise vor der Vernichtung im Labor retten, wenn seine Arbeit nicht umsonst gewesen sein soll.

Der spannende Thriller hat drei Erzählperspektiven, die sich meist nach einem Cliffhanger abwechseln und sich perfekt ergänzen. Hoskins und Lamb ermitteln, wobei die junge Lynette ihr Talent im Laufe der Geschichte unter Beweis stellt, Chief Saskia Ferboden vom LAPD, die zwischen allen Stühlen sitzt, egal, welche Entscheidung sie für ihr Vorgehen gegenüber den Geiselnehmern trifft, und die Geisel Gary Bendigo, Leiter der Labore, der versucht, am Leben zu bleiben. Alle Charaktere überzeugen, sie sind glaubhaft und authentisch, auch der Zeitdruck und die bedrohliche Atmosphäre werden deutlich. Hierzu passt ebenfalls das düstere Cover mit der zerbrochenen Ampulle.

Candice Fox schreibt bildhaft und packend, es ist schwierig, eine Lesepause einzulegen. Die Dialoge zwischen Hoskins und Lamb sind teilweise humorvoll/ironisch und auch die telefonischen, lange vergeblichen Versuche, einander zu finden, die Hoskins und seine Lebensretterin unternehmen, empfand ich bei dem hohen Erzähltempo als willkommene Auflockerung.
Mich hat 'Stunde um Stunde' gut unterhalten und ich empfehle das Buch trotz einiger brutaler Szenen gern Lesern von Krimis und Thrillern weiter. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 19.11.2023
Kant und das Leben nach dem Tod / Kommissar Kant Bd.3
Häußler, Marcel

Kant und das Leben nach dem Tod / Kommissar Kant Bd.3


ausgezeichnet

Durchgehend spannender Krimi um skrupellose Verbrechen in einer Hochhaussiedlung

Der Fund von Leichenteilen führt Hauptkommissar Kant in die Hochhaussiedlung Hasenbergl am Rande Münchens. Das Alter des Toten, die Anonymität der Wohnsiedlung, fehlende soziale Kontakte des Opfers und die zu Tage tretende Gleichgültigkeit der Umgebung führen zu mühsamen Ermittlungen und vermitteln eine düstere, trostlose Stimmung, die auch Kant und seinem Team zu schaffen macht und die ebenfalls im passenden Cover Ausdruck findet.
Erzählt wird nicht nur aus den Perspektiven der Ermittler, sondern auch aus Antonias Sicht. Die junge Frau ist bei ihrem Großvater in der Hochhaussiedlung untergekommen, nachdem sie jahrelang in Portugal gelebt hat und nun in München einen Neuanfang wagen will.
Protagonisten wie auch Nebencharaktere sind glaubwürdig gezeichnet und treten authentisch auf. Wie im richtigen Leben gibt es merkwürdige Figuren, die nicht leicht einzuordnen sind, aber werden sie dadurch auch zu Verdächtigen? Als Leser kann ich mit rätseln und eigene Mutmaßungen anstellen, da ich durch Antonias Erzählstrang mehr weiß als die Ermittler.

Ich kenne die ersten beiden Bände um Kommissar Kant und freue mich, über Entwicklungen im Privatleben der Ermittler zu lesen, aber auch Neueinsteiger in die Serie werden keine Verständnisschwierigkeiten haben, da Wichtiges rückblickend kurz erwähnt wird.

Marcel Häußlers Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, er schreibt auf den Punkt, kein Wort ist da zu viel, feiner Humor und treffsichere Beobachtungen vermitteln Lokalkolorit und Stimmung und ziehen mich von der ersten Seite an in die Geschichte hinein, die in einem spannenden Showdown gipfelt.
Es macht einerseits Spaß, die realistisch beschriebene Ermittlungsarbeit zu verfolgen und es ist andererseits bedrückend festzustellen, wie leicht die Lebenssituation eines Opfers es Menschen mit genug krimineller Energie und Skrupellosigkeit macht, ihr Vorhaben umzusetzen.

'Kant und das Leben nach dem Tod' ist durchgehend spannend und hat mich sehr gut unterhalten. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band.

Bewertung vom 25.10.2023
Findungstag (Evergreen Ray Band1)
Hofstätter, Caroline

Findungstag (Evergreen Ray Band1)


ausgezeichnet

Spannender Auftaktband eines Science Fiction-Mehrteilers um Künstliche Intelligenz und die Grenzen, die der Mensch ihr setzen kann

Die 18jährige Evergreen Ray lebt in Wien, eine Stadt, die am Ende unseres Jahrhunderts sehr grün, modern und menschenfreundlich erscheint, umkonfiguriert durch die zuständige Concordia-KI. Es gibt kleine Wälder in der Stadt, alles Notwendige ist innerhalb von Minuten erreichbar, jede Wohneinheit verfügt über persönliche KI-Roboter, die das Leben leichter machen. Die Menschen werden permanent von Concordia versorgt und überwacht und fast alle sind zufrieden.

Eve will Musikerin werden, aber die Pläne der KI sehen am 'Findungstag' eine ganz andere berufliche Zukunft für die junge Frau vor. Eve ist schockiert und entzieht sich, sie nimmt eine andere Identität an und ich lerne sie als Anna Berger kennen. Annas Tagesablauf ist nicht unbeschwert, denn sie achtet darauf, jederzeit 'unter dem Radar' der Überwachung zu bleiben. Da sie aus der Ich-Perspektive erzählt, teile ich ihre Gedanken und Gefühle und fühle mich ihr schnell sehr nah. Evergreen ist selbstironisch, dadurch gibt es auch humorvolle Momente, obwohl sie mit schwerwiegenden Problemen konfrontiert ist. Erst rückblickend erzählt sie von ihrem Findungstag, der für sie das Ende ihres bisherigen Lebens bedeutete. Eve ist einfallsreich, entscheidungsfreudig und mutig und es macht Spaß, mit ihr im faszinierenden Wien einer möglichen Zukunft unterwegs zu sein.

Je mehr über die technische Möglichkeiten erzählt wird, desto spannender wird die Geschichte. Denn nicht nur Eve ist in Gefahr, sondern vielleicht die ganze Menschheit.
Caroline Hofstätters Schreibstil ist angenehm zu lesen, lebendig und bildhaft, alle ihre Figuren sind authentisch und selbst die verschiedenen KIs erscheinen glaubhaft. Gekonnt bindet die Autorin vielfältige technologische Innovationen im Wien des Jahres 2095 in die spannende Geschichte ein, die ausgehend von heutigen Stand der Technik durchaus vorstellbar sind.
Der Roman um Evergreen Ray und die Frage nach der Beherrschbarkeit von hochentwickelter KI ist packend und überzeugend und hat mich bestens unterhalten. Ich freue mich auf den zweiten Band.

Bewertung vom 20.10.2023
Pietà - Steinerner Tod
Thomas, Alex

Pietà - Steinerner Tod


ausgezeichnet

Spannend von Anfang bis Ende

Der Fund einer blutüberströmten Skulptur unter dem Brandenburger Tor sorgt dafür, dass der herzkranke Hauptkommissar Magnus Böhm aus dem Ruhestand geholt wird, denn er war vor 14 Jahren bereits mit einer solchen Skulptur aus Menschenkörpern konfrontiert. Zusammen mit der jungen, noch unerfahrenen Kommissarin Annetta Niedlich nimmt Böhm die Ermittlungen auf.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, die bei mir ganz unterschiedliche Gefühle auslösen. Von Anfang an bin ich gefesselt, als ich die Gedanken der überlebenden Frau teile, ihr Entsetzen, der Schock und die Erschöpfung, ich bin amüsiert, als Böhm eingeführt wird und nehme neugierig und widerstrebend auch die Täterperspektive ein, so abstoßend wie faszinierend.
Die Figurenzeichnung ist auch auf psychologischer Ebene bei Protagonisten und bei Nebencharakteren gut ausgearbeitet und glaubhaft, wozu ein der jeweiligen Figur angepasster Sprachstil beiträgt. Emotionen sind immer greifbar und Vorgehensweisen nachvollziehbar und spannend zu verfolgen. Atmosphärisch wird Berliner Lokalkolorit vermittelt, Örtlichkeiten werden anschaulich beschrieben, auch der Schneefall, der das Vorankommen so erschwert und die Kälte tragen zur Stimmung bei. Sehr gefallen hat mir auch das offensichtliche Kunstverständnis der Autoren, was der Geschichte Tiefe verleiht.

Alex Thomas' Schreibstil ist bildhaft und lebendig, angenehm zu lesen und gleichzeitig packend und auch humorvoll, etwa wenn die Zusammenarbeit von Böhm und Niedlich beschrieben wird oder Böhm sich kurz Zeit für sein Zuhause nehmen muss. Kommissarin Niedlichs Privatleben bleibt in diesem ersten Band noch außen vor, aber sie beweist feine Antennen im Umgang mit ihrem älteren Kollegen, die Beiden ergänzen sich und bilden ein gutes Ermittlerteam. 'Pietà – Steinerner Tod' hat mich bestens unterhalten und ich freue mich auf einen zweiten Band mit den Kommissaren Böhm und Niedlich.

Bewertung vom 17.10.2023
Elbschatz
Wollschlaeger, Nicole

Elbschatz


ausgezeichnet

Sehr gelungener spannender Regionalkrimi zum Miträtseln

Eine Reisegruppe aus Düsseldorf auf dem Weg nach Sylt strandet wegen ihres defekten Busses in Kophusen. Am Unfallort fällt Kommissar Philip Goldberg ein weißer Kastenwagen auf, der danach von den Ermittlern noch öfter gesehen wird, als sie Geocache-Verstecke untersuchen, denn in einem solchen Cache wurde eine Leiche gefunden. Hat die Reisegruppe mit all dem zu tun?

Von Beginn an gibt es in diesem spannenden Krimi viele Fragen und das Mitraten macht sehr viel Spaß. Ist ein Rätsel geklärt, taucht schnell ein neues auf und erst ganz allmählich lassen sich Zusammenhänge erkennen.
Nicht nur die spannende Handlung überzeugt, sondern auch die Figurenzeichnung. Neben dem sympathischen, sich gut ergänzenden Ermittlertrio gibt es weitere interessante, mitunter skurrile Charaktere in der Geschichte. Das Setting im zwar fiktiven, aber realitätsnahen Kophusen erscheint authentisch, die Erwähnung realer Orte und Gegebenheiten im Kreis Steinburg sorgt für Schleswig-Holsteinisches Lokalkolorit.
Die zwischen Philip Goldberg, Peter Brandt und Hauke Thomsen kollegial aufgeteilte Ermittlungsarbeit wird glaubhaft beschrieben, ebenso wie die Freundschaft zwischen den drei Männern und die kurzen Einblicke in ihr Privatleben. Mir hat es auch Spaß gemacht, mehr über Geocaching zu erfahren.

Nicole Wollschlaegers Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, sie schreibt augenzwinkernd und ist ihren Figuren sehr zugewandt.
Dieser achte Band um Philip Goldberg war für mich das erste Buch der Reihe. Ich hatte keine Verständnisprobleme, obwohl es Andeutungen früherer Ereignisse gibt, die mich aber eher neugierig auf die Vorgängerbände machen als dass sie mich störten.
Das Cover passt perfekt zur Geschichte und ist mal was anderes, mir gefällt es sehr. 'Elbschatz' hat mich sehr gut unterhalten und ich freue mich auf andere Bücher dieser Krimi-Reihe.