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Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2022
Agent Sonja (eBook, ePUB)
Macintyre, Ben

Agent Sonja (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine Agentin, die nicht nur Agentin ist
Agentenromane oder Filme sind für mich an sich immer spannungsgeladen, da man als Nicht-Agent/in so einen Einblick in diese verborgene Materie erhalten kann. Und es gibt ja auch bekannte Agenten-Filme, die mit Erfolg gekrönt sind. Nun aber einen Roman in den Händen zu halten, der nicht nur in großen roten Lettern - Agent Sonja - als Überschrift hat, sondern als eher unscheinbare Nebeninformation - Kommunistin Mutter Topspionin - zeigt, ist ein wenig anders als die große bekannte Schar. Das Cover präsentiert ein schwarz-weiß-Foto aus einer offensichtlichen Kriegssituation. Etwa neun Kampfflieger fliegen über eine Wiese hinweg, über welche eine Frau in Kleid und Mantel ein Fahrrad schiebt. Man könnte meinen, sie sei sogar barfuß. Da die Beschreibung bereits verrät, dass die Protagonistin dieser Geschichte Ursula Kuczynski, auch bekannt unter ihrem Codenamen »Agent Sonja«, ist, weckt dieses Foto das Gefühl in mir, es mit einer Frau zu tun zu haben, die sich ganz und gar unter lebensbedrohlichen Bedingungen für eine Sache einsetzt und nebenbei einen Haushalt führt und die Kinder versorgt. Das geht nur mit der Leidenschaft und Hingabe, die der Autor Ben Macintyre mit besonderem Schreibstil sehr spannend erzählt. Die Hintergründe der Story sind in Teilen dem wahren Leben der Ursula Kuczynski entnommen, so dass der Leser gespannt sein kann, was tatsächlich geht, ohne, dass andere davon erfahren.

Bewertung vom 13.11.2022
Jans Weg
Danielewicz, Dorota

Jans Weg


sehr gut

Mutterliebe ist so
Wenn ich das Buchcover betrachte, sieht mich ein junger Mann eher indirekt an, der recht attraktiv ist und freundlich zufrieden wirkt. Dennoch ist sein Antlitz nicht klar, da dieses Porträt durch nachträgliches Farbspiel mit recht knalligen Farben gewollt unscharf ist. Besonders über dem Kopf ist das Basis-Rot des Covers mit bunten Farben durchwirkt. Die Haare sind mit grauen Flecken betupft. Da bekannt ist, dass es sich um Jan handelt, der unter einer schweren Krankheit leidet - einer unheilbaren Stoffwechselstörung - sehe ich dieses leicht konfuse Farbdurcheinander als Metapher für die massive Belastung für Jan und die Mutter, die Autorin Dorota Danielewicz. Die grauen Flecken stellen für mich die vielleicht offensichtlichen Schäden auf einer MRT- oder CT-Aufnahme dar, die die Krankheit so sichtbar machen. Das ist so mein erster Eindruck. Als ich dann die ersten Seiten las, war ich überrascht, wie leicht der Schreibstil auf mich wirkt, trotz des bedrückenden Themas. Wenn man selbst Mutter eines Kindes ist, dass an einer besonderen Krankheit leidet, obwohl es scheinbar gesund auf die Welt kam, betrifft einen diese Geschichte besonders und man fühlt nicht nur für die Autorin und Jan; das Eigene kommt dazu. Das sollte einem bei diesem Buch bewusst sein. Für mich ist alles sehr nachvollziehbar in diesem Buch beschrieben. Liebe, Frust, Wut, Schuldsuche, Verzweiflung...sind nur wenige der Worte und es gibt nicht genug dafür, um das zu beschreiben, was Mütter (und auch andere Angehörige) schaffen müssen.

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Bewertung vom 05.11.2022
Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1


sehr gut

Eine stimmungsvolle Geschichte
Dieses Buch von Helene Sommerfeld hat bereits einen fantasievollen Einband, hinter dessen Klappen sich ein Stadtplanausschnitt von Berlin aus dem Jahr 1928 und ein Familienstammbaum verbergen. Das Cover an sich zeigt die typische Landschaft Afrikas und zwei Frauen, die vermutlich die Töchter der berühmten Ärztin Ricarda Thomasius darstellen. Die blonde Frau sieht sachlich interessiert nach vorn, die Brünette sieht scheinbar sehnsüchtig in die Ferne. Das passt zu dem Untertitel „Zeit der Sehnsucht“.
Das Buch startet mit einer Passage aus: Menschen im Hotel von Vicki Baum (1888–1960). Wohl gewählte Worte, die die Stimmung des Buches präsentieren. Die wichtigsten Personen werden mit ihren Geburtsdaten und Tätigkeiten an den jeweiligen Orten vorgestellt. Das gefällt mir besonders gut, so hat man einen schönen Leitfaden der Figuren. Danach folgt eine anschauliche Karte Ostafrikas, das Sehnsuchtsland von Antonia.
Ohne die vorherigen Bücher von Helene Sommerfeld zu kennen, habe ich diese Geschichte genossen. Henni und Toni sind als Töchter einer Ärztin diesem Ruf ebenfalls gefolgt. Als Frauen in dieser Zeit diesen Beruf auszuüben, setzt ein gewisses Selbstbewusstsein voraus, was die beiden Charaktere auch gut verkörpern. Jede auf ihre Weise. Antonia (Toni) zieht es z. B. nach Afrika, so dass die Geschichte in Deutschland und in Afrika spielt. Das ist ein schöner Handlungsbogen, der wunderbar nachzuverfolgen ist. Die Natur Afrikas, die Menschen in dieser Zeit und Deutschland sind für mich immer wieder Gründe Bücher mit diesen Hintergründen zu lesen. Damals war der Fortschritt noch in seinen Kinderschuhen, aber Erfindungen verbreiteten sich immer mehr, so dass dies eine besonders spannende Zeit war. Helene Sommerfeld hat mich mit ihren ersten Zeilen gleich in eine schöne Stimmung gezaubert, die bis zum Ende der Geschichte geblieben ist. Auf die Fortsetzungen bin ich schon gespannt.

Bewertung vom 03.11.2022
Das Wolfsmädchen
Hardinghaus, Christian

Das Wolfsmädchen


ausgezeichnet

Vieles wissen wir nicht, denn wir haben es nicht erlebt. Manche fühlen es dennoch.
Das Cover des Buches zeigt ein Schwarz-weiß-Foto eines Mädchens, das Reisig-Äste trägt. Das Mädchen sieht wacker in die Kamera, obwohl ein heftiger Wind von Westen bläst. Ihre Haare und Kleidung wehen zur Seite, sie kneift ein Auge zu. Nur mit einem Kleid und einem Mantel bekleidet, ohne Mütze, Schal oder Handschuhe könnte man meinen, sie zwingt sich zu einem verfrorenen Lächeln. Der Titel „Das Wolfmädchen“ könnte nicht besser dargestellt werden.
Der kaum erträgliche Erfahrungsbericht der Ursula Dorn, geborene Buttgereit, über die Zeit im Jahr 1945 und danach, findet feinfühlige Beachtung in Christian Hardinghaus Buch "Das Wolfsmädchen", stellvertretend für alle ebenfalls betroffenen Menschen. Frau Dorn hat viele Jahrzehnte lang, wie so viele Gleichgesinnte, über die bestialischen Erfahrungen während des Einzugs der Russen in ihre Heimatstadt Königsberg in Ostpreußen nicht sprechen können. Die seelischen und körperlichen Verletzungen sollten so ihre Ruhe finden. Welche Worte könnten denn auch das barbarische Treiben der mordenden, vergewaltigenden und quälenden Soldaten wiedergeben? Wie berichtet man, dass man vor Hunger zu allem bereit war? Wie kann man verstehen, dass die eigene Mutter die Kinder im Stich lässt? Im hohen Alter wagt Ursula Dorn die Geschehnisse von damals Christian Hardinghaus anzuvertrauen. Die heutige Generation hat so die Gelegenheit das zu lesen, was unvorstellbar ist. Der Autor gibt Frau Dorns Geschichte so wieder, wie sie geschehen ist, ohne Beschönigung, dennoch mit der richtigen Wortwahl. Diese Geschichte sollte von jedem gelesen werden, damit sie nicht vergessen wird, als sei sie nie geschehen. Denn sie ist geschehen und geschieht weiter in den Gefühlen und Gedanken der Betroffenen und deren Kinder und Kindeskinder.
PS: Und weiter geht es in dieser Welt mit Gräueltaten, als ob es nicht längst genug sei…

Bewertung vom 02.11.2022
Aufbruch / Ein kleines Stück von Afrika Bd.1
Rey, Christina

Aufbruch / Ein kleines Stück von Afrika Bd.1


sehr gut

Eine Reise nach und in Afrika in der Zeit 1910
Christina Reys „Ein kleines Stück von Afrika“ lädt mit einem aufwändig gestalteten Klappcover, mit der Kulisse Afrikas, zu einer Geschichte in die Zeit 1910 ein.
Ivory Parkland Rowe, die Hauptfigur dieser Geschichte, ist 17 Jahre alt, als sie mit ihrem Vater an einer Jagd-Safari in Kenia teilnimmt. Sie hat die Wahl, zusammen mit ihrer ein Jahr älteren Schwester in London in die Gesellschaft eingeführt zu werden, oder das Land Afrika kennenzulernen. Ivory entscheidet sich für die aufregende Reise in das ferne Land, da sie so die Gelegenheit wahrnehmen kann, die exotische Tier- und Pflanzenwelt kennenzulernen. Aus der heutigen Sichtweise betrachtet, herrschten kaum vorstellbare Bedingungen vor, wie eine solche aufwändig und ungewöhnliche Reise damals durchzuführen war. Für einen Jagdteilnehmer wurden dreißig Träger mit je dreißig Kilogramm Gepäck benötigt, damit die Gäste sich ihres gewohnten Standards nicht entwöhnen mussten. Ivory hat kein Interesse an der Jagd an sich und daher wird aus ihrer Sicht die atemberaubende Natur Afrikas mit ihrer besonderen Tierwelt beschrieben. Als Leser kann man förmlich die Luft riechen und die Tiere hören, da der Schreibstil facettenreich das Naturspektakel einfängt. Ivory verliebt sich in einen Großwildjäger, welchen sie hofft, bekehren zu können, damit er den Tieren ihr Leben lässt. Ob es ihr gelingt und wie ihr Leben in ihrem lieb gewonnenen Land weitergeht, kann mit Genuss bei der Lektüre dieses Buches herausgefunden werden.

Bewertung vom 30.10.2022
Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1
Roth, Charlotte

Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1


sehr gut

Die 20er Jahre mit einer schönen Geschichte
Der Start einer Trilogie über drei Frauen beginnt mit den Wintergarten-Frauen. Ein schöner Titel auf einem passenden Cover, so wie man sich den Glamour der 20er Jahre vorstellt.
Die 20er Jahre in Deutschland waren auf der einen Seite harte Nachkriegsjahre mit vielen Verlusten und großem Darben. Auf der anderen Seite blühte das Leben wieder auf, viele Erfindungen machten das Leben interessanter und leichter und die Menschen hatten Lust auf Glamour.
Nina von Veltheim wuchs in der Uckermark auf. Ihr Leben war in der Kindheit geprägt von Benachteiligung. Endlich im Erwachsenenalter macht sie sich mit der finanziellen Unterstützung ihres Bruders auf nach Berlin. Die Arbeitssuche gestaltet sich in dem von der Inflation geschwächten Land als große Herausforderung. Doch Nina verfolgt beharrlich ihren Traum eines Tages die Regisseurin des Varietés Theater Wintergarten zu werden. Sie lernt zwei Frauen kennen, die ihr treue Freundinnen werden.
Die schillernde Welt Berlins wird schriftstellerisch beeindruckend beschrieben, so dass man in diese Zeit mit eintauchen kann. Eine schöne Geschichte mit Mehrwert und Unterhaltung.

Bewertung vom 23.10.2022
Die Welt durch Wörter sehen
De Cesco, Federica

Die Welt durch Wörter sehen


sehr gut

Geschichten zum Verweilen
Federica de Cesco ziert das Cover ihres aktuellen Buches. Eine grand Dame, die ihre große Lebenserfahrung in Worte verfasst und dem Leser schöne Stunden schenkt. Dieses Buch birgt viele kurze und mittellange Geschichten, die amüsant oder lehrreich sind. Der Schreibstil ist leicht und lässt einen in positive Stimmung kommen. Ich habe das Buch in diversen Wartesituationen immer wieder mal gelesen, bzw. mir eine Geschichte ausgesucht, die mich gerade ansprach. Solche Lektüren lassen mich Lust auf „Warten“ bekommen.

Bewertung vom 23.10.2022
Oomblik
Mallon, Lina

Oomblik


gut

Zeit in Afrika
Während des Lockdowns erlebt Lina Mallon Afrika mit allen Sinnen und verliebt sich in das Land. Sie wagt das Abenteuer und kauft sich ein Grundstück, um dort eine Cabin zu bauen. Man kann sich als Europäer schon vorstellen, wie schwierig das unter den vorherrschenden Bedingungen sein muss, da z. B. in Deutschland ein Haus zu bauen, nur mit vielen Hürden und Schwierigkeiten zu bewerkstelligen ist. Kosten, die man nicht vorhergesehen hat, sind nur ein Punkt davon. Der Leser begleitet die Autorin während der Traumerfüllung des Cabin-Baus und kann sich gut in die verzweifelte Lage der Bauherrin versetzen, die mit vielen Problemen zu kämpfen hat. Eine großartige Fotostrecke zeigt das tolle Land und auch die fertige Cabin. Ich mag den Schreibstil von Linda, da er sich leicht lesen lässt und viele Stimmungen einfängt. Einige Fragen stellten sich mir während des Lesens, da ich manchmal nicht wusste, wie die Zeitfolge ihrer Reisen nach Afrika und in die alte Heimat genau war. Aber ansonsten ein schönes Lesewerk. Das Cover zeigt die Autorin in entspannter Stimmung vor der Kulisse Afrikas. Wer dieses Land mag, wird auf dem Büchertisch mit Sicherheit nach diesem Buch greifen.

Bewertung vom 17.10.2022
Jetzt, wo ich schon mal nicht tot bin
Koch-Mehrin , Silvana;Hauser, Uli

Jetzt, wo ich schon mal nicht tot bin


sehr gut

Ein Buch, wie ein Telefonat mit einer Freundin
Der Titel und das Plädoyer sind vielleicht etwas ungeschickt gewählt für dieses Buch über ein Leben in dieser Welt. Vielleicht ist das irritierend und soll vielleicht genauso sein? Denn was passiert denn mit jemandem, der eine schwere Krankheitsdiagnose erhält? Was denkt man? Wie lebt man denn erst einmal weiter? Wer soll es wissen? Wie es den Kindern sagen? Brust abschneiden! - Wie fühlt man bei diesen Worten? Ich denke mal, dass Irritation als Emotion nicht ausreicht.
Ich wollte nur mal kurz in das Buch hineinlesen, aber es packte mich gleich mit den ersten Sätzen, die so gestaltet sind, dass sie mehr innehaben, als sie zeigen. Innerhalb weniger Stunden habe ich dieses Buch verschlungen, das einem Telefonat mit einer Freundin ähnelt, wo man von Höcksken aufs Stöcksken kommt, wenn man sich länger nicht gesprochen hat. Natürlich ist die Krebserkrankung das Hauptthema, aber da man schonmal nicht tot ist, sind auch andere Dinge wichtig oder einfach nur interessant oder helfen darüber weg nicht nur über Krebs nachzudenken - über die Furcht oder die Angst!
Dieses Buch hat einen absoluten Mehrwert für mich, da über so viele Themen geschrieben wurde, dass es mich tatsächlich erfreut, belehrt und bereichert hat. Erfreut hat es mich, da so viele Beispiele genannt wurden, die das Leben leichter machen. Belehrt hat es mich, dass Politiker keine A-Sexuellen sind und genauso widerlich mit Frauen umgehen, wie Nicht-Politiker und insgesamt auch Kollegenschweine sein können.
Das Quellenverzeichnis bietet noch dazu ausgezeichnete Ergänzungen zu allen Themen des Buches.
Achtung Spoiler: Erfreut hat es mich, dass ich so viel neues gelernt habe, wie z. B. dass man auf Island Respekt vor Feen hat und sogar durch ihre Gebiete keine Straßen baut. Oder dass Iren nie Kriege begonnen haben. Und mein Highlight: In Kanada bekommt man Aufenthalte im Wald vom Arzt auf Rezept!