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KB
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Freischaffender Autor

Bewertungen

Insgesamt 51 Bewertungen
Bewertung vom 22.11.2022
Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2


sehr gut

Die Volker Klüpfel und Michael Kobr, bekannt als Autoren der Kluftinger-Krimis haben ihren Handlungsort vom Allgäu an die sonnige Côte d’Azur verlegt.
Protagonist ist der schlitzohrige Ferienhausverwalter Guillaume Lipaire, der bei der Ausübung seiner Tätigkeit auf eine Leiche stößt. Mithilfe seines Freundes, dem Wassertaxifahrer Karim Petitbon macht er sich zwecks Vermeidung weiterer Unannehmlichkeiten daran, die Leiche verschwinden zu lassen. Allein die dadurch entstehenden Situationen garantieren amüsante Episoden, die mich unwillkürlich an bekannte Krimiklassiker erinnern.
Doch damit nicht genug. Lipaire wittert ein lukratives Geheimnis um den Toten und damit die Chance an viel Geld zu kommen. Schnell erweitert sich sein Freundeskreis. Die Eisverkäuferin Jacqueline, der Ex-Fremdenlegionär Paul, der Handyladenbetreiberin Delphine und die Lebedame Lizzy sind schnell bereit, ihm bei der Lösung des Geheimnisses, nicht ganz uneigennützig, zu unterstützen. Nebenher ergibt sich ein Wettkampf mit der ortsansässigen Adelsfamilie, die ebenfalls an der Auflösung des Geheimnisses interessiert ist.
Schnell entwickelt sich eine rasante Geschichte, dessen Spannungskurve leider ab Mitte des Buches durch unnötige Längen abflacht. Die Geschichte plätschert danach ohne weitere Höhepunkte dahin und gewinnt erst zum Schluss die ursprüngliche Spannung zurück.
Besonders aufregend fand ich die Geschichte nicht, obwohl ich als Leser bis zum Ende auf das Ergebnis neugierig blieb. Nichtsdestotrotz ist es eine kurzweilige Lektüre.
Der Schreibstil ist flüssig und die Kapitel sind überschaubar gegliedert. Inhaltlich weißt es vermeidbare Längen auf.
Die buntgewürfelten Charaktere sind amüsant beschrieben und einzelne Episoden geben immer wieder Anlass zum Schmunzeln. Kluftinger lässt grüßen.
Doch das Buch ist nicht vergleichbar mit den Allgäu-Romanen. Es ist der Versuch, etwas Neues zu entwickeln. Ob den Autoren das langfristig für die angekündigte Reihe gelingt, muss sich zeigen. Die Leser müssten sich auf diesen neuen Schreibstil einlassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2022
Shorty
Maurer, Jörg

Shorty


gut

Ich kenne Jörg Maurer als Autor der Alpenkrimi-Serie um Kommissar Jennerwein. Einen ähnlichen Schreibstil hatte ich bei dem Roman „Shorty“ erwartet. Stattdessen führte mich die literarische Reise in fremde Universen.
Die Geschichte beginnt relativ harmlos. Shorty, der erfolglose Protagonist des Buches, jobbt als Elektriker ohne besondere Begabung für diesen Beruf als einfacher Strippenzieher auf einer Baustelle. Bei der eintönigen Arbeit hört er sich über die Ohrhörer seines Smartphones Krimis seines Lieblingshörbuchsprechers Simon Jäger an. Während einer solchen „Lesung“ hört er, wie die Stimme ihn persönlich anspricht. Der unbedarfte Shorty glaubt zunächst an einen technischen Defekt. Doch bald stellt sich heraus, dass fremde Wesen mit der Stimme Jägers Kontakt mit ihm aufnehmen. So erhält Shorty den Auftrag, als „Weltenretter“ eine technische Manipulation am Umspannwerk vorzunehmen.
Nichtsahnend folgt er den Anweisungen der Stimme. Doch eine widrige Situation führt dazu, dass der Auftrag misslingt. Die Welt gerät aus den Fugen. Shorty gilt als Attentäter und muss fliehen.
Bis hier fand ich die Geschichte unheimlich spannend und konnte das Buch kaum zur Seite legen. Doch schnell wurde aus einer halbwegs plausiblen, wenn auch kuriosen, Geschichte ein undurchschaubares Märchen. Es war einfach zu viel des guten. Anfangs dachte ich an eine satirische Botschaft des Autors, zumal in der Geschichte hin und wiedereine eine Spur Gesellschaftskritik erkennbar wurde.
Oder sollte ich einen philosophischen Hintergrund übersehen haben? Schließlich reiste Shorty auf seiner Flucht durch Universen, die man durchaus als Paralleluniversen betrachten konnte. Existieren all diese Welten neben unserem sozusagen menschlichen Teil davon auf der Erde? Je mehr ich darüber nachdenke, desto möglicher erscheint mir diese Denkweise.
Auf der Suche nach einem tieferen Sinn der Geschichte habe ich weitergelesen. Leider blieb meine Suche erfolglos. Auch den humoristischen Jörg Maurer habe ich nicht gefunden. Das Buch hat allerdings Spuren hinterlassen, die ich nicht aus den Augen verlieren werde.
Der Schreibstil ist flüssig und die Kapitel sind überschaubar. Und für Fantasie- oder SF-Fans ist es genau das richtige Format.
Leider ist es nicht meins.

Bewertung vom 26.09.2022
Die Mauersegler
Aramburu, Fernando

Die Mauersegler


weniger gut

Ein wirklich gelungenes Cover.
Das Motiv ist eine Verbildlichung des Romans. Ein Mann mit seinem Hund in einer menschenleeren Straße, in der Spiegelung des Himmels die Mauersegler.
Meine Erwartungen an mein „Wunschbuch“ waren hoch. Die Idee, ein Buch aufgeteilt in 365 Kapitel, in denen Toni ein Tagebuch bis zum selbsterwählten Tag seines Selbstmordes führt, finde ich gut.
Toni, der Protagonist, ist Philosophielehrer an einem Gymnasium in Madrid. Eigentlich könnte er mit seinem Leben zufrieden sein. Aber es läuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hat. Die Ehe wurde geschieden, den gemeinsamen Sohn, den er Nikita nennt, verachtet er. Seine Schulleiterin hasst er ebenso wie seinen Bruder und dessen Frau. Überhaupt könnte man ihn als Misanthrop bezeichnen. Seine herabwürdigende Sichtweise über seine Mitmenschen wird in jedem Kapitel überaus deutlich.
Nur mit seinem Freund Humpel und seinem Hund Lepa kommt er zurecht.
Irgendwann, mehr aus einer Laune heraus, beschließt Toni seinem Leben nach genau einem Jahr ein Ende zu setzen. Auch Humpel, ohnehin ein Hypochonder und auf Grund eines Bombenanschlages, bei dem er sein Bein verloren hat, des Lebens überdrüssig, hat diesen Entschluss gefasst. In gemeinsamen Stunden philosophieren sie über die Vorgehensweise ihres Selbstmordes.
Der Roman beginnt am 01. August. In der Folge steht dann für jeden Tag stellvertretend ein Kapitel, in dem Toni von vergangen und gegenwärtigen Ereignissen berichtet. Doch wer hier an eine Art Tagebuch im herkömmlichen Sinne denkt, wird bitterlich enttäuscht. Es ist mehr oder weniger ein Sammelsurium von zum Teil zusammenhanglosen Erzählungen, die zudem noch in verschiedenen Zeitebenen hin und herspringen. Im Grunde genommen passiert auf 830 Seiten nichts, was mich vom Hocker reißt. Die Länge des Buches, gefüllt mit Wiederholungen, hat mich zum Teil einfach nur genervt.

Zugegeben, der Schreibstil des Autors ist flüssig, und wer Durchhaltevermögen besitzt wird das Buch, in der Hoffnung auf eine lesenswerte Wendung der Geschichte, bis zum Ende lesen. Leser, die sich von einer zum Teil recht derben sexistischen Ausdrucksweise nicht abschrecken lassen, finden dann auch an den Fantasien des Neurotikers Gefallen.
Meine Erwartungen wurden jedenfalls nicht erfüllt.

Bewertung vom 07.09.2022
Zwischen Brüdern
Böhm, Wolfgang

Zwischen Brüdern


ausgezeichnet

Das Cover finde ich außerordentlich gelungen. Es verdeutlicht bildhaft die abendliche Atmosphäre einer Stadt in den zwanziger Jahren.
In dieser Zeit haben sich die zwei sehr unterschiedlichen Brüder Viktor und Hans nach dem Krieg in Wien wiedergefunden und versuchen mehr schlecht als recht zurechtzukommen. Da ist Viktor der ältere der beiden. Gerade aus dem Krieg zurückgekehrt hat er eine Stelle als Lehrer am Gymnasium angetreten und eine Familie gegründet. Viktor ist der Realist unter den Brüdern und stets bemüht, die Lebensweise des unsteten Bruders Hans zu verstehen und zu fördern.
Der andere ist Hans. Hans, der Träumer ist ein Lebenskünstler. Der Freigeist, an Kunst und Design interessiert, ist fasziniert vom Bauhausstil und schließt sich zunächst den Lehren des Architekten Josef Hoffman an, indem er die Wiener Kunstgewerbeschule besucht. Losgelöst vom Studium, versucht er immer wieder eigene Entwürfe zu verwirklichen. Durch die Vermählung mit der Industriellentochter Paulina gelingt es ihm, seine Entwürfe in der Firma der Schwiegereltern umzusetzen. Doch sein ruheloses, leichtlebiges Lebens zerstört schließlich seine Ehe und damit jegliche Bindung zum Unternehmen und der Familie.
Während Hans sich immer wieder in neue Eskapaden stürzt, häufig sogar wochenlang unauffindbar ist, versucht Viktor die Verbindung zwischen den Brüdern aufrecht zu erhalten.
Anhand der Beziehung zwischen den Brüdern beschreibt der Autor die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse der Stadt in den zwanziger Jahren. Beeindruckend die detaillierten Schilderungen der damaligen Lebensbedingungen der Menschen, sowohl in der Nachkriegszeit, bis hin zu den Wirrungen, die schließlich zum Zweiten Weltkrieg führten.
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist jedoch die familiäre Bindung der Brüder. Es ist ein Buch über gescheiterte Karrieren und menschliche Enttäuschungen.
Der Schreibstil in der Erzählerperspektive ist flüssig und die 40 Kapitel sind in ihrer Länge gut geordnet.
Es ist ein wunderbares Buch, das sehr einfühlsam die unterschiedlichen Charaktere der Protagonisten beschreibt.

Bewertung vom 03.09.2022
Jahre mit Martha
Kordic, Martin

Jahre mit Martha


ausgezeichnet

Es ist die Geschichte des fünfzehnjährigen Željko, hier Jimmy genannt, der in der älteren Martha Gruber, einen Menschen findet, der all das hat, wonach er strebt. Die Frau, eine wohlhabende Professorin, bei der seine Mutter im Haushalt putz, fasziniert ihn. Sie hat Bildung und ist gesellschaftlich anerkannt. Ganz behutsam beschreibt der Autor die langsame, vorsichtige Annäherung der beiden. An der Hand der erwachsenen Frau nimmt der wissensdurstige junge Mann Teil am kulturellen Leben und erweitert damit seinen bisher noch sehr begrenzten kulturellen Horizont.
Die sozialen Unterschiede zwischen Martha und Jimmy, der in einfachen Verhältnissen lebt, könnten nicht größer sein. Doch die sehr spezielle Beziehung bereichert Jimmy`s Leben und lässt ihn charakterlich erwachsen werden.
Aufgrund der Leseprobe hatte ich den Eindruck, dass diese Beziehung die platonische Ebene nicht verlässt. Umso erstaunter war ich, als sich daraus eine erotisch intensive Liebesgeschichte entwickelt hat.
Mit großer Zielstrebigkeit und trotz enttäuschenden Erfahrungen erringt Jimmy immer mehr persönliche und berufliche Erfolge und erreicht schließlich den Universitätsabschluss. Doch ein eigenständiges, besseres Leben und damit eine gehobene gesellschaftliche Stellung bleiben ihm verwehrt. Unüberwindbar bleibt die gesellschaftliche Kluft. Selbst als Student, der sich mittlerweile etabliert hat, erfährt er eine Form der Ausnutzung die ihn kränkt und fast verzweifeln lässt.
Auf der unermüdlichen Suche nach sich selbst und seinen Platz in der Gesellschaft verliert er Martha zeitweise aus den Augen. Doch der Kontakt reißt nie vollständig ab.
Es ist ein sehr tiefgründiges Buch, das die Integration der Gastarbeiterfamilien in Deutschland thematisiert und die Leser an der Zerrissenheit eines nach Anerkennung suchenden Protagonisten teilhaben lässt. Die ungewöhnliche Geschichte erzählt von Heimatgefühlen und Anpassung.
Der Schreibstil ist flüssig und der Leser kann sich schnell in die Person des Protagonisten versetzen. Martin Kordić hat es verstanden, die besondere Beziehung zwischen Martha und Jimmy zu vermitteln. Eindrucksvoll auch die Umsetzung der zum Teil wortkargen Sprache zwischen den beiden.
Ein Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 27.06.2022
Der Mann, der vom Himmel fiel
Tevis, Walter

Der Mann, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Die Originalausgabe vom Buch erschien 1963 und wurde jetzt neu übersetzt.
Die Geschichte spielt in den Jahren 1985 bis1990 und handelt von Thomas Jerome Newton, der als Außerirdischer vom Planet Anthea mit der besonderen Mission, die gefährdete Erde zu retten, in seiner Einmannrakete sozusagen vom Himmel gefallen ist. Insofern wird das Cover dem Inhalt nicht ganz gerecht, dennoch gefällt es mir.
Von seiner Umwelt nur als sonderbarer Mann wahrgenommen, bleibt seine wahre Herkunft lange geheimnisvoll.
Anfänglich scheint dem Fremden, der mit der Einführung neuartiger Technologien Millionen verdient, alles zu gelingen. Schon die Idee, einen analogen, feinkörnigen Film in dieser Form zu entwickeln, würde auch heutzutage die Fotografie revolutionieren.
Aber, wird Newton es schaffen seine Mission zu erfüllen und die Welt retten?
Grandios, wie der Autor die besondere Situation eines Außerirdischen, der trotz akribischer Vorbereitungen auf eine Welt trifft mit der er, der intellektuell weit Überlegenere, nicht zurechtkommt.

Eigentlich wäre so eine Geschichte schnell erzählt. Wären da nicht die gesellschaftlichen, philosophischen und ökologischen Betrachtungen, die dem Buch eine besondere Bedeutung verleihen. Allein die zwischenmenschlichen Beziehungen zu den Nebencharakteren, insbesondere zu Betty Jo und Nathan Bryse, verleiht dem Roman eine bedeutende Note. Und damit ist es auch eine Geschichte über die Einsamkeit, Verluste und das Scheitern.
Das Buch aus dem Jahr 1963 ist aktueller denn je und aufgrund der derzeitigen ökologischen Krise auch ein mahnendes Buch, das zum Nachdenken anregt.
Walter Tevis Buch „Der Mann, der vom Himmel fiel“ als Science-Fiction-Roman einzustufen, wäre zu oberflächlich beurteilt.
Es ist ein überaus spannendes Buch, das vieles beinhaltet. Teils Zukunftsroman, teils Krimi, hat der Roman aber auch viele feinfühlige Momente. Unerwartet für mich, die schicksalhafte Wendung im Leben des Protagonisten.
Der Schreibstil ist flüssig und die einzelnen Kapitel sind übersichtlich gegliedert. Der Kreis der Nebenprotagonisten ist klein und so macht es dem Leser keine Schwierigkeiten, der Geschichte, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, zu folgen.
Es ist ein großartiges Buch, das mich angeregt hat, weitere Bücher des Autors zu lesen. Diesem Buch gebe ich auf jeden Fall fünf Sterne.

Bewertung vom 07.05.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


ausgezeichnet

Das Cover des Buches finde ich sehr gelungen. Ich habe sofort an eine von großer Hitze angesengte Folie gedacht.
In der Pforzener Tongrube, einer Ausgrabungsstelle in der Professor Brunner das berühmte Skelett des Uhrzeit-Affen „Udo“ gefunden hat, wird ausgerechnet am Tag, an dem der Ministerpräsident die Ausgrabungsstelle besichtigt, die Leiche des Wissenschaftlers Brunner gefunden. Die Schilderung des Staatsbesuchs, der für Kluftinger eine besondere Herausforderung darstellt ist Satire vom Feinsten. Die Beschreibung des Ministerpräsidenten ist eindeutig, um welche Person es sich handelt. Und wer die Arbeitsweise des Kluftinger-Ermittlerteams aus früheren Geschichten kennt, kann erahnen, was auf weiteren 550 Seiten auf ihn zukommt. Kluftingerfans werden jedenfalls nicht enttäuscht. Natürlich sind auch die altbekannten Nebencharaktere, von den Autoren wie gewohnt überspitzt dargestellt, mit von der Partie.
Der Krimi an sich tritt dabei mehr oder weniger in den Hintergrund. Aber, wer will schon von immer wiederkehrenden Ermittlungsritualen lesen.
Ungeachtet dessen wirkt dieser Roman auf mich überfrachtet. Es sind zu viele Geschichten. Kluftinger und die Drohnen, Kluftinger und Facebook, Kluftinger als Trödler, Kluftinger und die Sekte, um nur einige zu nennen. Andererseits enthält der Roman auch unnötige Längen. Kluftinger auf dem Flohmarkt, mit vorhersehbaren Pointen wirkte auf mich unnötig gestreckt. Wen wundert es, wenn 550 Seiten zu füllen sind.

Besonders gelungen ist es dem Autorenduo, Kluftinger die Rolle des Interims-Polizeipräsidenten zu verpassen. Eine Herausforderung die der Kommissar, wie ich finde, für seine Verhältnisse bravourös gemeistert hat. Überhaupt ist der sonst tollpatschige Allgäuer gereifter aufgetreten.

Klufti hat sogar die Herausforderung der „Sozialen Medien“ angenommen. Eine beachtenswerte Wende im Leben des sonst so unbeholfenen Kommissars. Hier den Assistenten Elias Hermann einzubauen war ebenfalls eine gute Idee.
Niedlich, das Ende mit der Kinderfrau der Enkelin. Auf jeden Fall hinterlässt der Roman viel Potential für weitere Folgen.
Es macht einfach Freude, dem Kommissar, seiner Familie, dem Doktor Langhammer und den Polizeikollegen in einer weiteren Folge zu begleiten.
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig. Ein Buch, das sich fernab jeder Realität wunderbar leicht lesen lässt.

Bewertung vom 19.04.2022
Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7
Eyssen, Remy

Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7


sehr gut

Mir fehlen die Inhalte der Vorgängerromane. Von daher konnte ich die familiären Verhältnisse sowie das Verhältnis des Kommissars zum Mordopfer Dussolier nicht einordnen. Dem Klappentext des Buches habe ich entnommen, dass es hier um umfangreiche Ermittlungen gehen soll. Stattdessen nimmt der Frankreich-Algerien Konflikt viel Raum ein, der die eigentliche Ermittlungsarbeit in den Hintergrund drängt. Auch die Verstrickungen von Staat und Justiz habe ich in dem Buch vermisst. Von einem Krimi kann meines Erachtens nicht die Rede sein. Zwischenzeitlich hatte ich den Eindruck, dass sich hier mit Hilfe von Duvals Lebensgefährtin ein Detektivroman entwickelt. Es hätte der Geschichte gut getan. Leider zerstörten die geschichtlichen Exkurse immer wieder den zu Beginn gut aufgebauten Spannungsbogen.
Das Ende dieses Romans ist schlicht enttäuschend. Offenbar auch für Leòn Duval.
Was bleibt, ist eine schön geschriebene Geschichte über das ganz private Leben eines Polizeikommissars. Besonders gefallen haben mir die vielen guten Situationsschilderungen. Es ist daher auch ein Buch über das ganz normale Leben neben der Polizeiarbeit und über das, was sonst noch wichtig ist.

Bewertung vom 30.03.2022
In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3
Ventura, Luca

In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3


ausgezeichnet

Es ist mein erstes Buch, das ich vom Autor Luca Ventura lese. Obwohl mich das Land interessiert, konnte ich mich bisher nicht sehr für italienische Literatur begeistern. Das Cover und der Klappentext haben mich jedoch neugierig gemacht. Und dann wartet der Krimi gleich mit einem Mord in dieser Urlaubsidylle auf. Die Auffindesituation der Leiche ist mehr als skurril und es scheint kompliziert zu werden.
Anfänglich hatte ich Probleme, mich mit den mir nicht geläufigen italienischen Namen zurechtzufinden. Dennoch bin ich schnell in die Geschichte reingekommen. Die Protagonisten Antonia Cirillo und Enrico Rizzi waren mir von Anfang an sympathisch. Besonders interessant der Charakter des mit der Insel sehr verwurzelten Enrico. In diesem Zusammenhang fand ich den bildhaften Erzählstil des Autors sehr angenehm. Er hat es wunderbar verstanden, die einzelnen Charaktere zu beschreiben. Phasenweise hatte ich den Eindruck, in einem Drehbuch zu lesen, so grandios gelungen sind die Beschreibungen von Gestik und Ausdrucksweise der Akteure.
Das Buch ist kein Krimi im herkömmlichen Sinn. Es variiert mit spannungsgeladen Momenten und Beschreibungen von Land und Leuten. Ich konnte als Leser gemeinsam mit Cirillo und Rizzi durch die Straßen schlendern, die Einheimischen, Touristen, Handwerker, Straßenhändler und das Private der Protagonisten miterleben und dabei das ganze Flair Italiens wahrnehmen.
Die Verknüpfung mit der Welt der Musikszene, insbesondere der eigenen Welt eines Konservatoriums mit all den Befindlichkeiten der im Kunstbetrieb Handelnden, fand ich besonders abwechslungsreich. Gut gelungen auch die Einbeziehung des Mysteriums der "Accademia per corpo e anima".
Währenddessen bleibt der Spannungsbogen des Romans erhalten. Wenn für mich auch das Ende und damit die Lösung des Falles nicht vorhersehbar waren, so ist die Geschichte letztendlich schlüssig.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Es ist ein Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 20.03.2022
Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Der erfolgreiche dänische Autor Dennis Jürgensen hat mit „Gezeitenmord“ seinen ersten Kriminalroman in deutscher Sprache veröffentlicht.
Ein Mordfall im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Dänemark. Von der dänischen Polizei wird Lykke Teit mit den Ermittlungen beauftragt. Sie soll mit dem deutschen Kollegen Rudi Lehmann zusammen arbeiten. Der humorvolle Rudi ist deutlich älter als Lykke, doch das sympathische Ermittlerduo harmoniert auf Anhieb. Bei den gemeinsamen Ermittlungen fühlte ich mich als Leser sofort aufgenommen. Es ist die Art und Weise, wie die beiden miteinander umgehen. Gemeinsame Schicksalsschläge, die sie verbinden, führen schließlich sogar zu einer innigen Beziehung, wobei Rudi eher den Part eines sehr guten Freundes ausfüllt. Der Autor versteht es, die Tiefe und das Gefühl dieser Beziehung unterschwellig zu vermitteln.
Besonders amüsant fand ich die Art und Weise wie Rudi immer wieder die Sticheleien der Dorfbewohner über die Besatzungszeit durch „die Deutschen“ während des Zweiten Weltkriegs humorvoll überspielt.
Der Fall selbst scheint eine Verbindung mit länger zurückliegenden Fällen von Kindesentführungen zu haben. Besondere Brisanz erhält der Fall dadurch dass Lykke zuvor mit dem Mordopfer eine, wenn auch kurze, Beziehung hatte.
Es ist ein intelligent geschriebener Krimi, bei dem das Miträtseln Spaß macht. Gefühlvolle Elemente wechseln mit Passagen ab, die eher an einen Thriller erinnern. Der Spannungsbogen bleibt dabei kontinuierlich erhalten. Mich als Leser hat der Autor bis zum Schluss im Ungewissen gelassen.
Der humorvolle und authentische Schreibstil ist flüssig und durch die atmosphärischen Beschreibungen der regionalen Besonderheiten des Landes und der Bewohner sehr kurzweilig zu lesen.
Ein Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle.