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Benutzername: 
Emmmbeee
Wohnort: 
Feldkirch

Bewertungen

Insgesamt 108 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2023
Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
Scherzant, Sina

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne


sehr gut

Freundschaft, Verlust, Trauer

Katha(rina) wird schon früh mit Eigenverantwortung und dem Managen ihres Lebens konfrontiert: die Eltern geschieden, die alleinerziehende Mutter oft überfordert, die jüngere Schwester boshaft, quengelig und doch zu Katha aufschauend. Diese sieht sich als Lebenshandwerkerin zwischen den Fronten mit der Idealvorstellung, irgendwann einmal zur Mitarbeiterin des Monats gekürt zu werden. Doch eigentlich braucht die 14jährige selbst Hilfe und Beratung. Diese findet sie auch in der Mutter einer Freundin und empfängt einige wichtige Richtungsweisungen.
Dann schlägt eine Lebensveränderung zu, die Katha große Angst macht: Der Weltuntergang stürzt auf sie ein, und der Wolf verschlingt sinnbildlich diese eine, für sie leuchtende Sonne.
Ja sicher, eine handfeste Metapher, aber solche Metaphern gibt es haufenweise im vorliegenden Roman, ohne dass sie jemals langweilen. Damit gelingt es der Autorin Sina Scherzant, ihren eigenen Stil zu kreieren.
Doch, einige Passagen fand ich zu weitschweifig und ausufernd. Auch was die Stellen bedeuten, die mit „O.“ übertitelt sind, habe ich nicht ganz verstanden. Doch insgesamt finde ich, dass dieses Buch sehr nahegehend das Portrait einer Jugendlichen beschreibt. Das Badezimmer als Oase mit fliegendem Teppich zum Fortträumen, die Bewältigungsstrategien der beiden Schwestern, und wie der eigenen, sehr individuellen Trauer auf den Grund gegangen wird, das hat mir sehr gefallen.
Ich empfehle diesen Roman all jenen, die noch nicht vergessen haben, wie ihre Empfindungen als Vierzehnjährige waren. Ein großartiges Erstlingswerk!

Bewertung vom 24.08.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


ausgezeichnet

Sparen, anzahlen, abzahlen

Der Autor Wolf Haas begleitet seine Mutter während ihrer letzten drei Lebenstage. Wie schon so oft erzählt sie aus ihrem Leben, in dem es recht turbulent zugegangen ist. Eines aber war ihr stets wichtig: ein wenigstens kleines Wohneigentum respective der Erwerb desselben. Danach strebte sie ihr ganzes Leben lang. Es gelang ihr jedoch nie, denn wegen der häufigen Geldentwertungen lief es ihr ständig davon, wie beim Hunderennen der Hase vor dem Greyhound.
Sparen sparen sparen könnte deshalb als Titel ihrer Biografie gelten. Zu guter (?) Letzt erfüllt sich ihr Wunsch mit dem Tod: die letzten zwei Quadratmeter gehören ihr, sind ihr Eigentum. Sogar mit Lift. Mit Absenklift.
Es ist ein echter Wolf Haas. Weil ihr müsst eines wissen: Er schreibt haargenau so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Authentischer geht es wohl kaum. Und auch seine Mutter lässt er in ihrem heimatlichen Idiom zu Wort kommen, samt nit und gell.
Und wie es so oft ist, und beileibe nicht nur bei den Senioren, zu denen auch die Rezensentin gehört, wird vieles wiederholt, es wird drei-, viermal wiedergekäut, eindringlich, litaneimäßig, aber keineswegs langweilig. Ich habe jede Seite genossen.
Der Humor kommt auch nicht zu kurz. Aus Las Vegas macht der Autor „Lass weg Haas“ und fungiert dabei als sein eigener Rotstift. Besonders gefiel mir aus der Sicht des Knaben Wolf die Schilderung des Flügelhornisten und seines Instruments bei Begräbnissen. Auch das wird dreimal erzählt. Mindestens.
Erst als ich das Buch in Händen hielt, fiel mir die Originalität des Covers auf. Denn da steht auf einem Schildchen: Eigentum von Wolf Haas, ebenso wie die Leihbücherei in und auf ihre Medien druckt: Eigentum der Bibliothek XY. Fast hätte ich es respektvoll wieder hingelegt. Zum Glück nicht, denn der Roman ist lesenswert. Ich empfehle ihn allen, die gern etwas anderes als 08/15 lesen.

Bewertung vom 16.08.2023
Und wir tanzen, und wir fallen
Newman, Catherine

Und wir tanzen, und wir fallen


sehr gut

Lachen, Weinen, Singen, Sterben

Edi hat Krebs im letzten Stadium und liegt im Hospiz. Sie wird täglich besucht von ihrer Freundin Ash, die in der Nähe wohnt, von deren Töchtern, von ihrem Ehemann, nur nicht von ihrem Sohn Dash. Ein heftiges Nasenbluten seiner Mutter hat das Kind verständlicherweise erschreckt.
Da ist auch ein Klinik-Clown, der die Kranke immer wieder aufmuntert, andere Patienten, zwei Hunde, die Ärzte und Pflegekräfte. Es geht lebhaft zu im Sterbezimmer. Katheter lösen sich, es wird gelacht und geweint, gegessen und getanzt, gelebt und schließlich – gestorben, gerade als die Besucher „Let it be“ singen.
Ash führt als Erzählerin durch den letzten Abschnitt ihrer Freundin, doch selbst befindet sie sich in einem chaotischen Liebesleben. Wir Leser können nur hoffen, dass das Gewirr sich am Ende auflöst. Dazwischen immer wieder, wie ein roter Faden auf dem Nebengleis, das Musical „Fiddler on the Roof“, hierzulande eher als „Anatevka“ bekannt. Auch dort liegen Lachen, Weinen, Lieben, Feiern, Sterben, Verlust nahe beieinander, so wie der Tod zum Leben gehört und die Tränen des Weinens sich oft mit denen des Lachens mischen.
In meinen Augen sind die 31 Kapitel des Romans wie ein Tagebuch, wie das letzte Kalenderblatt der sterbenden Edi. Sie sind erfüllt von Liebe, Empathie, Sorge, Trauer, Fröhlichkeit, wie eine große herzliche Umarmung.
Wegen der vielen Namen wurde mir beim Lesen fast schwindlig, ich hätte mir ein Personenregister gewünscht, um die Übersicht nicht zu verlieren. Der Schreibstil ist keineswegs larmoyant, sondern hält die Tränen beim Lesenden gerade noch zurück. Die Autorin vermittelt viel Trauer, aber keinerlei Schwere.
Das Coverbild lässt sich mehrfach interpretieren, doch damit fange ich gar nicht an. Nur so viel: Es passt hervorragend zur Story.
Ein hervorragender Debutroman! Ich habe das Buch an einem einzigen Tag gelesen, und ich werde es jedem empfehlen, der Mitgefühl empfinden kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.08.2023
Nachts erzähle ich dir alles
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


gut

Entspannung gesucht - Tragik gefunden

Léa aus München nimmt eine Auszeit im Haus ihres Großvaters, wo sie auch in ihrer Kindheit oft war, in der Nähe von Nizza. Sie hofft, dort zu entspannen, gerät jedoch kurz nach ihrer Ankunft in dramatische Ereignisse. Sie begegnet Claire, der Freundin ihrer Mutter, und in den kommenden Tagen und Wochen auch Menschen, die ihr bisher fremd waren. Im Lauf von vielen nächtlichen Gesprächen wird die Vergangenheit aufgerollt, werden neue Möglichkeiten eröffnet. Was Claire erzählt, ist dabei kursiv gedruckt. Es geht um Verluste, Achtsamkeit, Freundschaft und Selbstbestimmung.
Ich selbst kenne Èze, die Côte d'Azur und die Alpes Maritimes recht gut und habe mich über das literarische Wiedersehen sehr gefreut. Anika Landsteiner hat diese Welt eins zu eins rübergebracht. Doch ehrlich geschrieben: Ich habe lange gebraucht, bis ich in den Roman hineingefunden habe.
Erstmal musste ich mich erkundigen, was ein Podcast ist. In weitschweifigen Dialogen wird eine Unzahl von Themen angeschnitten und behandelt, was den Fortgang der Story zäh macht. Hier wäre weniger bestimmt mehr gewesen. Es hält meiner Meinung nach auch den Spannungsbogen niedrig und verzettelt das Grundthema unnötig. Oft habe ich quergelesen und großzügig umgeblättert.
Was die Authentizität der Figuren betrifft, habe ich mehrmals über die enge Bindung und Vertrautheit zwischen Müttern und Töchtern gestaunt, gleich bei mehreren Familien. Das habe ich in meinem langen Leben bisher noch nirgends beobachtet, und auf mich wirkt es unglaubhaft.
Was mich bei dieser sogenannten Bestsellerautorin stört, ist, dass sie eine so nachlässige Korrektur zulässt. Wie sonst könnte es sein, dass sprachliche Schnitzer wie „Sie WOG das Baby tröstend in ihren Armen“ und zahlreiche Fehler verschiedener Art in die fixfertige Ausgabe rutschen?
Das Cover vermittelt einen authentischen Eindruck und ist ansprechend gestaltet. Ein wenig nächtliches Flair hätte gut zum Titel gepasst.
Insgesamt ein Ausflug an die Côte mit tiefgreifenden Themen, also recht durchmischt. Weiterempfehlen werde ich den Roman jedoch nicht.

Bewertung vom 05.08.2023
Mattanza
Fabiano, Germana

Mattanza


sehr gut

Harte Welt des Fischfangs

Mattanza ist nicht wie vermutet der Name der jungen Frau auf dem Cover. Der Begriff steht vielmehr für das Dorffest am Ende des alljährlichen Thunfischfangs, an dem auch die adligen Besitzer der örtlichen Thunfischfabrik teilnehmen.
Karg ist die Welt, eng und von Vorurteilen durchsetzt, in die Nora hineingeboren wird. Noch dazu war statt ihrer das bisher noch fehlende männliche Kind erwartet worden. Denn die Rolle des Raìs, innerhalb der Familie weitergegeben, kann schwerlich von einer Frau ausgefüllt werden.
Der Raìs nämlich ist der Chef des Fischfangs, speziell des Thunfischfangs im Dorf Katria. Er ist verantwortlich für den perfekten Zeitpunkt, die richtigen Abläufe und den reichlichen Fang. Verständlicherweise ein hartes Amt für eine junge Frau.
Der alte Raìs entscheidet jedoch, dass Nora seine Nachfolgerin wird und lässt sie von Kindesbeinen an in diese Rolle hineinwachsen. Doch mit den Thunfischen nimmt es ein Ende, gerade als aus dem Meer die ersten Toten von gekenterten Flüchtlingsbooten gefischt werden.
Es ist anfangs irritierend, wenn vom Raìs die Rede ist, denn der Er ist in diesem Ausnahmefall eine Sie. Doch man gewöhnt sich dran, ähnlich wie die stille Nora in ihre maskuline Rolle findet. So sehr, dass der Leser schon damit rechnet, dass sie auf Liebesglück verzichten muss.
Mir gefällt, dass im Roman von einem Thema erzählt wird, das in Romanen sonst selten vorkommt: der Rolle von Frauen in Führungspositionen bei bei männlich ausgerichteten Berufen.
In einer ruhigen, unspektakulären Sprache bringt Germana Fabiano uns die Nöte sowohl der Dorfbevölkerung als auch der gräflichen Besitzer plastisch nahe. Dass das Cover in schwarz-weiß gehalten ist, passt gut zur archaischen Welt der sizilianischen Insel.
Hilfreich ist die Skizze der Tonnara am Ende des Buches. Ich hätte mir jedoch ein Wörterverzeichnis gewünscht, denn nicht alle italienischen, speziell sizilianischen Begriffe sind eindeutig übersetzbar.
Insgesamt finde ich „Mattanza“ einen unterhaltsamen, auch lehrreichen und nahegehenden Roman, den ich jedem empfehlen kann.

Bewertung vom 31.07.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Eine tolle Story!

„Paradise Garden“ finde ich eines der besten Bücher, die ich heuer gelesen habe. Nicht nur, dass die Sprache auf ein 14jähriges Mädchen zugeschnitten ist, dass ihre Welt authentisch beschrieben wird, dass ihre Nöte und Sorgen ohne Schnickschnack beschrieben werden. Mir gefiel besonders der Weg, den sie nimmt, um mehr über ihre Wurzeln zu erfahren. Glauben Sie mir: Das geht nicht ohne Spannung ab!
Billie ist intelligent, empathisch, mutig und entschlossen. Plötzlich ohne Eltern und mit einer Großmutter, die aus Ungarn angereist kommt, muss sie mit enormen Problemen zurechtkommen. Viel Traurigkeit überfällt das bisher sorglose Kind, doch die Autorin Elena Fischer lässt keine Larmoyanz aufkommen. Zum Glück hat Billie Freunde, wahre Freunde, die nebenan wohnen und sie nach Kräften unterstützen.
Doch nicht einmal sie können den Teenager aufhalten, wenn sich ein Ziel am Horizont abzeichnet. Und zu diesem Ziel führt ein abenteuerlicher Roadtrip, der bei mir eine schlaflose Lesenacht auslöste.
Es gibt nicht viele Romane, für die ich mir eine Fortsetzung wünsche. „Paradise Garden“ ist einer davon. Doch ein erfolgreicher Erstlingsroman hat die besten Chancen für weitere Werke des Autors. Und auf genau die hoffe ich.
Das Buch empfehle ich allen, die eine gute Story, authentische Schilderungen und Herzenswärme in der Handlung mögen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


gut

Bedächtige Welle

Man kann den Titel ruhig wörtlich nehmen, denn das Auf und Ab von Maxens Familie gleicht einer Welle, wie bei allen Familien, und hat sich alljährlich auch auf Sylt abgespielt. Zudem wird das Schwimmbad von Westerland ebenso genannt.
Der Autor erzählt von der Kindheit und Jugend. Die Hauptrolle darin spielen seine Großeltern väterlicherseits, Lore und Ludwig. Auch der Vater und seine Brüder mischen in den Erinnerungen kräftig mit. Kaum erwähnt wird die Mutter. Es ist, als gäbe es sie gar nicht. Eigentlich eine Männerwelt in den Stürmen der Nordseeinsel, befehligt von General Oma Lore, das unbestrittene und unerschütterliche Oberhaupt der Familie.
Mit Omma Lore und Oppa Ludwig verbringt Max nun also drei Tage lang den letzten Urlaub auf Sylt, außerhalb der Saison, in einer Ferienwohnung, in einem Wohnblock gelegen.
Die Sprache ist eingängig, unkompliziert, plastisch und lebendig. Spannung gibt es selten, und ich habe vergebens auf eine Stelle gewartet, die dem brennenden Strandkorb auf dem Cover entspricht. Es ist ein angenehmes Lesen, und den eisigen Wind, das frostig kalte Wasser spürt man beinahe selbst auf der Haut. Die Personen sind allesamt liebenswert, wenn auch im Fall der resoluten Oma mit einer Schale, an der man sich die Zähne ausbeißt.
Da es sich um einen Roman handelt, entspricht vermutlich nicht alles so ganz genau der Wahrheit, aber das muss es auch nicht. Diese Familiengeschichte berührt, und die meisten Leser werden wohl Ähnlichkeiten zu ihrer eigenen Verwandtschaft entdecken.
Für mich war es ein gedanklicher Ausflug an die Nordsee, die ich noch nicht kennengelernt habe. Das Buch könnte all jenen gefallen, die Sylt lieben oder gern wissen möchten, wie es dort außerhalb der Saison sein könnte.

Bewertung vom 15.07.2023
Nincshof
Sebauer, Johanna

Nincshof


gut

Das Dorf, das vergessen werden will

In Nincshof ereignen sich merkwürdige Dinge: heimliches Baden bei den Nachbarn, tägliche Geheimsitzungen der Oblivisten, entfernte Ortsschilder, irregeleitete Radfahrer, ja sogar entführte Edelziegen. Die Vergangenheit wird möglichst verschwiegen, bis die „Neuen“ ins Dorf ziehen.
„Freiheit den Nincsdorfern“ wird gefordert. Doch es geht den Dörflern hauptsächlich darum, dass sie wieder im Vergessen verschwinden dürfen. Es wird geredet und geredet, bis endlich etwas getan wird. Doch nun beginnen die Schwierigkeiten.
Vor Jahren habe ich „Blasmusikpop“ von Vea Kaiser gelesen. Gleich bei den ersten Seiten kam es mir vor, als habe die Autorin eine Fortsetzung schreiben wollen. Nur halt nicht in den Bergen, sondern in der Ebene am Neusiedler See im Burgenland.
Der Roman ist in einer sehr legeren Sprache geschrieben, die dem Dativ wohl auch in die Vergessenheit helfen möchte. Die Autorin ist bestrebt um eigene Ausdrücke und Wendungen, die ich so noch nicht gelesen habe.
Zum Beispiel: „Die Reifen knirschten sich auf dem Feldweg ihrem Haus entgegen.“ Manchmal klingt das schon etwas bemüht, doch Sebauer erzielt dadurch ihren eigenen Stil, angelehnt an den Erfolgsroman Vea Kaisers.
Manchmal war es mir zu weitschweifig-zäh, etwa die seitenlangen Ausführungen zum Oblivismus, die waren zum Überfliegen. Dann wieder liest sich der Text süffig-heiter und volkstümlich.
Das Cover macht das Thema deutlich: Ein Dorf möchte hinter dem Schilf verschwinden. Sehr passend gestaltet, finde ich.
Doch wer gern skurrile Dorfgeschichten liest, dem sei dieses Buch empfohlen.

Bewertung vom 17.06.2023
Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1
Martin, Lily

Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1


gut

Paris zum Einschlafen
Eine Großmutter verschwindet aus dem Gesichtsfeld ihrer Familie und der Nachbarschaft des Quartier Latin am linken Seine-Ufer. Ihre Enkelin, weitgereist und voller Unrast, kehrt nach Paris zurück, um die Suche nach ihr aufzunehmen. Viele Erinnerungen stürmen auf sie ein, auch sehr romantische. Begegnungen aller Art, meist verklärt, ergeben sich für die Hauptprotagonistin Lola. Das alles klingt fast märchenhaft schön.
Kurz vor „Sommertage im Quartier Latin“ habe ich „Die Frauen vom Karlsplatz – Vera“ von Anne Stern gelesen. Als ich las, dass Lily Martin ihr Alias ist, habe ich mich sehr auf das Paris-Buch gefreut. Leider wurde ich enttäuscht.
Der Schreibstil ist süffig, lebendig, farbig, wie bei der Autorin gewohnt. Das Leben im Quartier Latin wird sehr anschaulich geschildert, und auch Tiefgang findet sich zwischendurch immer wieder. Doch die Spannung lässt bald zu wünschen übrig. Das meiste ist vorhersehbar, folgerichtig, verläuft in den Bahnen meiner – und vielleicht auch Ihrer – Fantasie. Das mag für viele Leser in Ordnung sein. Doch regelmäßig bin ich über der Lektüre eingeschlafen.
Und so habe ich es trotz aller Überwindung nicht geschafft, den Roman zu Ende zu lesen, tut mir leid. Ich finde, dass das Leben zu kurz ist, um langweilige Bücher zu lesen. Schade, denn die Autorin schätze ich sehr. Ich empfehle die „Sommertage“ für Leser, welche eine leichte Strandlektüre für kurze Lese-Abschnitte suchen.

Bewertung vom 10.06.2023
PS. Über Apulien leuchtet die Liebe
Damonte, Lene

PS. Über Apulien leuchtet die Liebe


gut

Aperol Spritz und Pizza

Der Künstler Lenni und die Keramikerin Rosa wollen zusammen in den Süden ziehen, um dort zu arbeiten. Da stirbt Lenni, und für Rosa bricht die Zukunft zusammen. Zufällig findet sie eine Postkarte von Apulien. Ermutigt von ihren Freundinnen fährt sie für ein paar Tage dorthin.
Am Meer angekommen, lernt sie am Strand gleich den jungen Mattia kennen, findet noch am selben Tag eine stimmungsvolle Unterkunft, später rein zufällig auch eine alte Töpferwerkstatt. Mattia bleibt als Freund an ihrer Seite und hilft ihr, das etwas heruntergekommene Haus herzurichten. Alles andere ist vorhersehbar.
Der Roman „PS. Über Apulien leuchtet die Liebe“ von Lene Damonte ist so richtig geeignet für Urlaub, Strand, Ausspannen. Deshalb ist er auch nicht besonders tiefgründig. Es ist eine heitere Sommergeschichte, die Urlaubsgefühle weckt. Warum auch nicht. Auch kulinarisch ist manches drin, was Appetit macht. So habe ich für mich den Aperol Spritz entdeckt – ja, ich gestehe es. Wenn ständig davon die Rede ist, bekommt man halt Durst.
Zeitweise habe ich den Text langatmig gefunden, einzelne Szenen wurden breiter als nötig ausgewalzt, und ich habe häufig quergelesen. Zu viel war vorhersehbar. So gibt es auch wenig Spannung, aber viel südländisches Flair, und das ist schön. Man gönnt es der gebeutelten Rosa schließlich, dass am Ende alles in geregelte Bahnen gelenkt wird.
Jeder der vier Teile wird von einem italienischen Song eingeleitet, die ich allesamt nicht kenne. Aber die deutsche Übersetzung steht dabei.
Ich empfehle das Buch allen, die sich eine leichte Ferienlektüre suchen.