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holdesschaf

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Insgesamt 584 Bewertungen
Bewertung vom 25.12.2024
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


ausgezeichnet

Sehr unterhaltsame Allgäuer Cosy Crime zum Schmunzeln und mit ernsten Zwischentönen
Kluftinger, immer noch Interims-Polizeipräsident, kandidiert als Lückenfüller für die Liste seiner Partei im Gemeinderat von Altusried. Da trifft es sich halt grad schlecht, dass bei der Großübung "Alpenglühen", die unter seiner Leitung steht, ein toter Kollege am Ofterschwanger Horn gefunden wird. Was zunächst als Unfall eingestuft wird, mausert sich zu einem echten Verbrechen und Kluftingers Ausflug in die Politik wird zu einer ernsten Angelegenheit, als er erfährt, dass sein "Freund" Dr. Langhammer für die gegnerische Partei ebenfalls in den Gemeinderat gewählt werden will. Langhammers großspuriger Stimmenfang ist Klufti ein Dorn im Auge und so kämpft er gleich an zwei Fronten.

Das Allgäu ist schon eine wunderschöne Gegend, was uns vermutlich das Cover vermitteln soll. Der Klappentext hat mich erahnen lassen, dass es auch im dreizehnten Band der Reihe um den Allgäuer Kommissar Kluftinger wieder hoch her geht. Ein toter Polizist und Kluftinger als Kanditat für ein politischen Amt. Zefix, das kann nur Chaos, Spannung und einen Angriff auf die Bauchmuskeln ergeben. Tatsächlich war dieser Band für mich der, bei dem ich mich sofort in die Allgäuer Umgebung einfühlen konnte, da ich genau dort schon mehrfach Urlaub gemacht habe. Es war total super die im Buch erwähnten Orte vor dem geistigen Auge zu sehen und sich dann vorzustellen, wie Kluftinger dort mit seinem Team ermittelt. Sogar mein Urlaubsdomizil wird erwähnt. Das machte das Buch schon zu einem besonderen Erlebnis. Richtig spannend wurde es, als auch ein Phänomen, das mir dort in der Natur schon öfter aufgefallen ist, zum Thema bei der Ermittlung wird. Denn diese Urban Legend ist wirklich interessant, auch wenn anfangs nicht klar ist, ob da was dran ist. Das klärt sich aber, genau wie der Fall.

Jede Menge Raum, fast mehr als der Fall, nehmen auch Kluftingers lustige Versuche ein, sich als politisch gebildete Person zu geben, als es darum geht, seine Position in einem Wahlkampfflyer abzudrucken. Herrlich! Ich musste immer wieder laut lachen. Ebenso als ein Fotograf Fotos für Wahlplakate macht. Die junge Generation könnte Klufti als einen alten weißen Mann sehen, für mich ist er ein Original, und ich finde es gut, dass er nicht alles weiß, in viele Fettnäpfchen tritt und manchmal auch politisch nicht hyperkorrekt daherkommt. Denn man merkt, dass er sich bemüht. Richtig aktiv im Wahlkampf wird er erst, als er sieht, wie Konkurrent Dr. Langhammer auf Stimmenfang geht und laut Klufti Wählerstimmen kauft. Dabei belächelt er auch noch ihn als Lückenbüßer. Da kommt es nicht nur einmal zu "Gerangel" unter den beiden. Und wie soll es im Wahlkampf anders sein, kommen die Themen auf die Tapete, die die Menschen umtreiben, z. B. Überfremdung und Asylpolitik.

So kommt es - auch aufgrund der Ermittlungen - zu ernsteren Tönen und tiefergehenden Gesprächen über die wunden Punkte unserer heutigen Gesellschaft. Da waren die beiden Autoren Klüpfel und Kobr schon während des Schreibens am Puls der aktuellen Zeit und auch die jüngste Vergangenheit wird etwas aufgearbeitet. Mir gefiel diese Mischung richtig gut, weil ich vieles eben auch so oder ähnlich seh wie der Klufti. Ich hab das Buch echt gern gelesen und war fast traurig, dass es so schnell durch war. Der Schreibstil war halt wieder echt urig, das Lokalkolorit diesmal besonders gut eingebunden und das Ermittlerteam hat zwar seine Macken, ist aber aus keinem Klufti-Buch mehr wegzudenken. Die Auflösung des Falls war plausibel, aber gar nicht mehr so wichtig. Ich finde der Protagonist macht eine tolle Entwicklung durch, angeleitet von einem alternden Ex-Bundesminister, der ein Faible für Sperrmüll hat. Am Ende musste ich mir bei Kluftingers Rede vor den wahlberechtigten Bürgern von Altusried echt ein Tränchen verdrücken, denn da zeigt er seine wahre Größe. Dafür also meinen Applaus und 5 Sterne. Natürlich dürfen das andere Leser*innen das gern als Klamauk abtun, für mich war es jedoch ganz große Unterhaltung.

Bewertung vom 25.12.2024
Drei kleine Handschuhe
Bailey, Linda

Drei kleine Handschuhe


ausgezeichnet

Watteweiche Geschichte mit schöner Botschaft
Pünktchen und Pünktchen waren zwei vollkommen gleiche Handschuhe, die zusammengehörten. Doch dann war da auch noch Streifi, der gestreifte Handschuh. Mit ihm wollten sie nichts zu tun haben, denn er passte einfach nicht zu ihnen. Doch dann geht ein Pünktchen verloren, so dass das andere Pünktchen und Streifi zusammensein müssen. Da merken sie erst, dass das gar nicht so schlimm ist. Bis der zweite Streifi wieder auftaucht. Doch das Mädchen erklärt ihnen eine wichtige Sache und schon sind alle einzelnen Handschuhe frei und dürfen sein, wie sie sind.

Mich hat die Art der Illustration auf das Buch aufmerksam gemacht. Alles sieht so winterlich und watteweich aus, dass es selbst für die Augen bequem und kuschelig wirkt. Die Handschuhe finde ich einfach süß, nur sind sie anfangs nicht wirklich nett. Aber ihre Gesichter drücken nur mit den Augen und dem Strichmund so viel aus, dass es wirklich bemerkenswert ist. Viele Kinder werden sich in die Situation hineinversetzen können. Die Situation, dass man mal allein irgendwo ist, wo man allem Anschein nach nicht gut dazu passt, alle anderen aber schon, kommt häufiger vor. Mir gefällt wie die Autorin in den Kindern beim Zuhören langsam die Erkenntnis reifen lässt, dass es eigentlich egal ist, wie man ist, dass man durchaus so sein kann, wie man möchte und trotzdem zusammenpassen kann, indem sie den einen armen Pünktchenhandschuh verloren gehen lässt. Der andere hat plötzlich nur noch den gestreiften Handschuh und bevor er allein ist, vertragen die beiden sich besser als gedacht.

Später kommen noch viele weitere verschiedene, tolle und bunte Handschuhe dazu, denen es schon lange ähnlich ging und auf eine gewisse Weise werden sie alle vom Zwang befreit, in eine bestimmte Form zu passen. Ich finde die Botschaft ganz toll. Zwar ist es manchmal nötig, sich in gewisser Weise anzupassen, aber man muss sich nicht verbiegen und darf durchaus seine Eigenheiten haben. Die Illustrationen haben mir besonders gefallen. Diese wattige Optik ist wirklich einmalig. 5 Sterne

Bewertung vom 17.12.2024
Hornbert ist süß
Scheffner, Robert

Hornbert ist süß


sehr gut

Süß-schaurige Halloweengeschichte aus dem Gruselland
Der schaurigste Tag im Jahr ist noch fern, als Rufus von einem süßen Stupser geweckt wird und schauerliches Glitzern im Gruselgarten wahrnimmt. Ein niedliches Einhorn hat sich einen Schluckauf eingefangen und mit jedem Hicks sorgt es für mehr süße Verwandlungen. Nicht einmal Graf Vurm ist davor sicher. Rufus versucht alles, um dem Wesen, das er Hornbert nennt, zu helfen. Doch weder Erschrecken noch Luftanhalten helfen. Wird das nahende Halloween-Fest diesmal glitzrig-süß? Für Rufus gäbe es nichts Schrecklicheres.

Hornbert ist süß ist das zweite gruselig-schaurige, aber auch recht süße Halloweenbilderbuch von Robert Scheffner nach Rufus ist sauer. Das Buch sieht ähnlich aus, schwarz mit knallligen Farben auf dem Cover, statt Kürbis nun ein Einhorn. Silberne Buchstaben und Details setzen Akzente. Der Inhalt der Geschichte ist recht einfach: Hornbert hat Schluckauf und verwandelt nach und nach das schaurige Gruselland in ein glitzerndes Bling-Ding. Unabsichtlich und das macht das Einhorn traurig. Rufus muss ihm einfach beistehen und gibt sein Bestes, den Schluckauf zu stoppen. Durch die Verwandlungen wird aus dem tollen, schaurig illustrierten und schwarz grundierten Gruselsetting ein von süßen Bewohnern und Gegenständen bevölkertes Glitzerland. Rufus muss mehrere Lösungsansätze versuchen. Die Ergebnisse bringen Kinder zum Schmunzeln.

Beim Vorlesen musste ich immer wieder innehalten, weil meine Tochter etwas entdeckt hat, was sie mir zeigen wollte und über das wir sprechen mussten. Dabei haben wir viel gelacht. Der Text selbst ist für Kinder größtenteils gut verständlich formuliert. Rufus spricht in Reimform, wobei diese wirklich einfach gehalten sind. An einer Stelle erinnerte mich der Reim an das berühmte "Grüffelo" und eins der Monster kam sehr nah an die "Wilden Kerle" aus "Wo die Wilden Kerle wohnen". Meinen Kindern ist das aber nicht aufgefallen.

Sie fanden vor allem Graf Vurm und seine Verwandlung sehr witzig. Auch die Auflösung am Ende war originell. Da es immer einen Bezug zu Halloween gibt, ist das Buch schon eher zum Vorlesen um dieses "Fest" herum geeignet. Kinder werden aber auch sonst gern danach greifen, zumindest kommt die Geschichte auch jetzt im Dezember bei unseren beiden gut an. 4 Sterne

Bewertung vom 17.12.2024
Starling House
Harrow, Alix E.

Starling House


gut

Etwas verwirrendes Schauermärchen
Opal lebt mit ihrem Bruder Jasper nahezu mittellos in einem Motel in der Kleinstadt Eden, Kentucky, von der sich die Bewohner erzählen, dass sie seit langem verflucht ist. Seit die Mutter von Opal starb, kümmert sie sich um ihren jüngeren Bruder, möchte diesen unbedingt aus der unwirtlichen Gegend fortbringen. Immer wieder träumt sie von dem Unglück, bei dem sie ihre Mutter im Stich gelassen hat und von einem alten Herrenhaus, über das man sich Legenden erzählt. Die Einwohner meiden es und selten sieht man in Starling House Anzeichen dafür, dass es überhaupt noch bewohnt ist. Opal zieht es magisch dorthin. Sie trifft auf den wortkargen Erben, der ihr, obwohl er es nicht will, einen Job als Haushaltshilfe anbietet. Das Haus scheint zu leben. Doch tief darin lauern die Dämonen der Vergangenheit.

Optisch ist Starling House ein echtes Schmuckstück, das mir sofort aufgefallen ist. Mit Farbschnitt ist es noch edler. Vielleicht habe ich mich etwas davon blenden lassen oder aber ich hatte die Beschreibung anders interpretiert. Jedenfalls war ich etwas irritiert, als ich angefangen habe zu lesen. Der Schreibstil wirkt sehr ausgefeilt, mit vielen sprachlichen Bildern und Vergleichen, manchmal etwas hochtrabend und aus einer anderen Zeit, dann wieder derb, weil Opal, die Protagonistin, eben redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Ich habe lange gebraucht, um in ihre Gedankenwelt und damit in die Welt von Starling House einzutauchen. Teilweise waren mir die Dinge zu langgezogen geschildert und zu komplex erzählt. Als wollte die Autorin absichtlich die Hintergründe möglichst lange verschleiern. Durch die ersten 100 Seiten habe ich mich wirklich durchbeißen müssen und kam nicht recht vorwärts. Ich konnte mir keinen Reim auf das Haus machen und Opal wirkt, obwohl sie sich um ihren Bruder kümmert und das Beste für ihn will, in meinen Augen nicht gerade sympathisch. Oft macht sie sich das Leben selbst noch zusätzlich schwer, mit der Ehrlichkeit nimmt sie es alles andere als genau und macht eigenwillig immer das, wovon man ihr abrät. Aber sie ist tough und selbstständig. Ihre Verbindung zum Haus bleibt lange Zeit ein Rätsel. Überhaupt ist es schwierig, dieses Buch einem Genre zuzuordnen. Schauermärchen, Fantasy-Traumwelt, Gesellschaftskritik. Passt alles irgendwie.

Was da unter Starling House lauert und warum, das will ich hier gar nicht verraten, denn das war der Punkt, der mich dazu gebracht hat, weiterzulesen. Allerdings hätte das Ganze meiner Meinung nach eine gehörige Portion mehr Spannung vertragen können, stattdessen gab es viele Wiederholungen. Geschickt wird die Geschichte des Hauses immer wieder von "Zeugen" anders geschildert. Das Körnchen Wahrheit in jeder zu finden, ist wohl Opals Aufgabe. Ein bisschen Romantik gibt es auch, aber wegen der sollte man das Buch nicht lesen. Es geht eher um Träume und Albträume, die Einfluss nehmen auf das eigene Leben, aber auch auf die, die nach uns kommen. Um Schuld und Rache, aber auch darum, über diese hinwegzukommen. Zudem werden ganz nebenbei die Missetaten alter weißer Männer von damals bis heute verteufelt, wie zum Beispiel die Profitgier beim Kohleabbau in Eden. Das Ende war wie der Rest des Buches für mich etwas verwirrend, nicht real, aber auch nicht wirklich Fantasy. Insgesamt war die Geschichte und ihr Aufbau für mich ein schwieriges, etwas abgehobenes Konstrukt und weniger fesselnd, als ich gehofft hatte. Daher leider nur 3 Sterne

Bewertung vom 15.12.2024
Aufbruch nach Artimé / Wächter der Magie Bd.1
McMann, Lisa

Aufbruch nach Artimé / Wächter der Magie Bd.1


ausgezeichnet

Fantastisches Kinderbuch mit Tiefgang in einer besonderen Welt
Das Leben in Quill ist streng reguliert. Alle Dreizehnjährigen werden in einem schrecklichen Ritual in Gruppen eingeteilt. "Gewollte" sind solche, die Quill voranbringen und im System nicht auffällig waren. "Ungewollte" hingegen sind alle, die kreativ veranlagt sind, Freigeister, die dem gleichgeschalteten Bezirk Schaden zufügen würden. Sie sollen der Liquidation zugeführt werden, was bedeutet, dass sie in einem See aus Öl sterben sollen. In diesem Jahr trifft es die Zwillingsbrüder Alex und Aaron. Letzterer darf als Gewollter in Quill verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen, doch Alex ist dem Tode geweiht. Hoffnungslos steigt Alex in den Bus zur Liquidation, doch dann erlebt er eine Überraschung. Statt dem Tod erwartet ihn Artimé, ein geheimer Ort, an dem die Ungewollten ihrer Kreativität und ihrer Magie nachspüren dürfen und sollen. Nie darf er von der Hohepriesterin in Quill entdeckt werden. Doch Alex würde gerne seinen Bruder in Sicherheit wissen, obwohl dieser nun auf der gegnerischen Seite steht. Ein Kampf entbrennt...

Der erste Band der "Wächter der Magie" hat ein für mich recht ansprechendes Cover und wird mit dem Attribut "Preisgekrönt" beworben. Das hat mich neugierig gemacht und tatsächlich hatte das Buch durchaus seinen Reiz. Es spielt in einer dystopischen Stadt, die abgeschottet ist von anderen Regionen und in der die Herrscherin, eine Hohepriesterin, die Menschen mit Angst vor Angreifern unter Kontrolle hält. Angst, ein Instrument, das auch heute immer wieder gern genutzt wird, um Macht zu erhalten und Menschen gefügig zu machen. Daher finde ich das Grundthema sehr spannend. Auch die Ausgrenzung von Menschen, die kreativ und fantasievoll sind oder Magie in sich tragen, ist kein neues Motiv, aber hier sehr gut genutzt, da es die Leser*innen emotional berührt und sie zum Nachdenken anregt.

Der Beginn des Buches, als die Kinder zur Liquidation aufbrechen, war selbst für mich als Erwachsene ziemlich schockierend und ich konnte nicht verstehen, wie die Eltern, Geschwister und Bürger*innen von Quill dieses brutale Ritual mitmachen können, ohne aufzubegehren. Das wird erst nach und nach deutlicher. Dagegen ist mir dann Artimé wie das Paradies erschienen und sein Erschaffer wie ein Quell der Inspiration und Vernunft. Natürlich gibt es auch unter den Kindern in Artimé Konflikte und individuelles Verhalten, doch die werden ganz anders gewertet, ja letzteres sogar begrüßt, weil es das ist, was die Gemeinschaft von der in Quill abhebt. Es gibt magische Wesen und sehr kreative Zauber, die wie in einer Schule erlernt und verbessert werden. Denn allen ist klar, dass es irgendwann zum Kampf mit Quill kommen wird.

Spannend wird das Buch besonders, weil Alex sich nicht damit abfinden kann, dass sein Bruder allein in Quill zurückbleibt. So läuft er Gefahr, Artimé zu verraten. "Wächter der Magie - Aufbruch nach Artimé" ist wirklich ein außergewöhnliches Buch, das in Teilen philosophisch und vor allem gesellschaftskritisch ist. Es regt zum Nachdenken an über die Welt und das eigenen Verhalten. Ich würde sagen, es ist kein typisches Fantasybuch, man muss sich als Leser*in schon für solche Themen interessieren. Dass es jetzt speziell für Harry Potter oder Kotlc Fans sein soll, würde ich nicht sagen. Mir hat es jedenfalls gefallen und ich würde es eher älteren Kindern ab 11 empfehlen. 5 Sterne bekommt es dennoch, weil der Plot interessant, anregend, lehrreich und stimmig ist. Insgesamt sind schon 4 Bände der Reihe erschienen oder angekündigt. Weiter sollen folgen. Wenn es also gefällt, ist der Nachschub gesichert.

Bewertung vom 15.12.2024
Der Krimidinnermord / Phyllida Bright Bd.3
Cambridge, Colleen

Der Krimidinnermord / Phyllida Bright Bd.3


sehr gut

Tolle Charaktere, aber diesmal ein leicht durchschaubarer Fall
Agatha und ihr Mann weilen in London, als auf Mallowan Hall eine seltsame Einladung der neuen Nachbarn eintrudelt, in der ein Mord angekündigt wird. Haushälterin Phyllida Bright bekommt den Auftrag, ihre Arbeitgeber bei dieser Gelegenheit in Beecham House zu vertreten. Die Wokesleys, die seit geraumer Zeit dort wohnen, haben auch andere Dorfbewohner geladen und schnell ist klar, dass es sich um ein Krimi-Dinner handelt. Phyllida will schon wieder gehen, als sich eine der Figuren in dem Spiel als echte Leiche entpuppt. Für Agathas Haushälterin ist klar, dass sie in diesem Mordfall ermitteln und der überforderten Haushälterin der Wokesleys unter die Arme greifen muss, auch wenn ihr das gerade gar nicht gelegen kommt. Erwartet sie doch auf Mallowan Hall eine wichtige Lieferung, die sie niemand anderem überlassen kann.

Ich bin seit dem ersten Band ein Fan der Krimis mit der neugierigen und ermittlungsfreudigen Haushälterin Agatha Christies. Phyllida ist einfach eine klassische Ermittlerfigur mit gutem Spürsinn, aber auch mit eigenen Geheimnissen, die sich weder vom Butler hineinreden, noch sich von den komischen Gefühlen für den Chauffeur ablenken lässt. Die Kulisse und die Nebencharaktere sind auch in diesem Band ein tragendes Element dieses unterhaltsamen cosy Krimis. Vor allem für alle, die die Reihe noch nicht kennen, wird trotzdem ersichtlich, welche Kräfte hier wirken. Wer allerdings wie ich schon den dritten Band liest, dem wird es vielleicht ähnlich gehen, denn stellenweise wurden die Beziehungskonstellationen etwas überstrapaziert und zu breit getreten. Zwar entwickelte sich manches auch ein wenig, aber nicht stark genug für einen Aha-Effekt.

Das Setting ist wieder sehr britisch und abwechslungsreich, da Phyllida diesmal in einem fremden Haushalt ermittelt. Durch die rätselhafte Einladung startet das Buch auch sehr spannend und es dauert nicht lange, bis es eine Leiche gibt. Danach flacht das Ganze etwas ab und beschränkt sich hauptsächlich auf Befragungen von Zeugen, dem teilweisen Eintreffen der Polizei und Phyllidas weitere Schnüffeleien. Leider haben Kenner sehr früh einen Verdacht, der so einfach zu erkennen war, dass man die ganze Zeit hoffte, dass noch eine große Überraschung eintreten würde. Dem war aber nicht so und das hat mich dann doch etwas enttäuscht. Auch ein paar nicht ganz logische Elemente trübten so ein bisschen meine Begeisterung. Keine Frage, der Schreibstil der Autorin ist auch im dritten Band sehr unterhaltsam und Phyllida und die anderen geben ihr Bestes, doch der Fall ist einfach sehr leicht durchschaubar. Darüber tröstet mich auch der gefährliche Showdown nicht ganz hinweg. Zudem hätte ich mir gewünscht, dass wir endlich mehr über Phyllidas Vergangenheit erfahren, jetzt muss ich mich bis Band 4 gedulden, denn obwohl ich etwas enttäuscht bin, werde ich Mrs Bright natürlich treu bleiben. Fazit: Ein zu leicht durchschaubarer Krimi mit sympathischen Figuren und vielen Anspielungen auf die Werke von Agatha Christie. 3,5 Sterne

Bewertung vom 13.12.2024
Abenteuer im Herbstwald / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.4
Goldfarb, Tobias

Abenteuer im Herbstwald / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.4


ausgezeichnet

Wundervoll herbstlich illustrierte Vorlesegeschichte
Eigentlich haben sich Mats und Matilda sehr auf den Ausflug mit der Waldgruppe ihrer Schule gefreut. Doch dann werden sie von Freiherr von Freysinn, dem neuen Besitzer des Waldes, hinausgeworfen. Der Freiherr hat anderes damit vor: Er möchte den Wald einzäunen und dann mit einer Jagdgesellschaft Jagd auf die Tiere machen. Mats und Matilda wollen die Tiere und bedingt retten und haben Glück. Weihnachtsdrache Specki darf ausnahmsweise schon im Herst zu ihnen kommen und als Team schmieden sie einen Plan, wie sie den Freiherrn stoppen können.

Wir haben schon einige Kinder- und Jugendbücher von Autor Tobias Goldfarb gelesen und wurden bisher noch nie enttäuscht. Bei diesem Vorlesebuch mit dem Weihnachtsdrachen Spekulatius hat uns schon das Cover sehr beeindruckt und in eine herbstliche Stimmung versetzt. Da steckt schon so viel Liebe zum Detail drin, dass wir uns auf den Rest richtig gefreut haben. Tobias Goldfarb erzählt wieder eine fantasievoll erdachte, lebendig und unterhaltsam geschriebene und liebevoll herbstlich-bunt illustrierte Geschichte. Mittendrin Mats, Matilda und natürlich Specki. Wer den kleinen Weihnachtsdrachen noch nicht kennt, der wird sich beim Vorlesen erstmal an seine mit Umlauten gespickte Sprache gewöhnen müssen. Sich hier nicht zu verhaspeln ist gar nicht so einfach, aber durch dieses sprachliche Detail wird die Geschichte nur umso lustiger und unnachahmlicher. Durch die Handlung rund um den Wald und seine Tiere erfahren die Zuhörer*innen auch ganz nebenbei lehrreiche Fakten über diesen Lebensraum.

Am Anfang der Geschichte war uns dieser Freiherr von Freysinn sehr unsympathisch, denn die Kinder, die eigentlich etwas lernen wollen, behandelt er ungerecht und bremst sie aus. Auch sein Beharren auf die Jagd, die für ihn nur den Zweck hat, Trophäen zu sammeln und Ansehen zu gewinnen, hat meine Kinder ganz schön wütend gemacht. Sie haben sichtlich mit Matilda, Mats und Specki mitgefiebert, die mit ihrer Rettungsaktion die Tiere in Sicherheit bringen wollen. Richtig toll ist, dass in der Geschichte viele herbstliche Aktivitäten ihren Platz finden, z. B. Drachensteigen mit vielen fantasievollen Drachen, ein Laternenfest, Springen im Blätterhaufen, Kastanien sammeln, Kürbissuppe essen uvm. Da springt sehr leicht die Stimmung der Jahreszeit auf die Leser*innen über und man bekommt tolle Anregungen zum Nachmachen. Über die Ideen der Kinder und Specki mussten wir auch oft lachen und gemeinsam hatten wir viel Spaß.

Die Gestaltung von Spekulatius und das Abenteuer im Herbstwald ist herausragend. Wie auf dem Kammer wimmelt es im Buch von herbstlichen Farben und Details. Über jeder Doppelseite hängt eine herbstliche Blättergirlande. Die Seitenzahlen stehen in kleinen Kürbissen. Überall findet man Nüsse und andere Baumfrüchte des Herbsts. Ein besonderes Highlight sind die gröpßeren Illustrationen, die sich direkt auf den Text beziehen und zum Verständnis beitragen. Gerade zum Vorlesen oder zum ersten Selberlesen ist die Länge der Kapitel sehr angenehm, auch wenn wir aufgrund der unterhaltsamen Geschichte immer mehrere Kapitel auf einmal lesen mussten. Die Auflösung des Problems ist logisch und hat meinen Kids supergut gefallen. Sie können es gar nicht abwarten, die neuen Abenteuer von Spekulatius zu lesen, die im Frühjahr 2025 erscheinen. Für Fans ein Muss und wer Specki noch nicht kennt, dem empfehlen wir seine Bücher nachdrücklich. Für Kinder sind die einfach ein Traum! 5 Sterne

Bewertung vom 12.12.2024
Froststerne (Romantasy-Trilogie, Bd. 2)
Fleck, Anna

Froststerne (Romantasy-Trilogie, Bd. 2)


ausgezeichnet

Wendungsreicher, dramatischer zweiter Band
Elvy, Simàja und Tomte Teda haben es geschafft. Sie sind in Ymatàja angekommen. Doch das bleibt nicht unbemerkt. Nicht nur Frostkrieger sind eine Gefahr, anscheinend hat die Ysirka nun auch ihren Frostprinzen erwählt und der ist kein Unbekannter. Mit Hilfe der Trolle erhalten sie eine wichtige Prophezeiung und müssen bei den verfeindeten Völkern der Aelfar, Grautrolle und Meerjungfrauen um Unterstützung ersuchen. Doch das gestaltet sich als schier unlösbare Aufgabe. Währenddessen versucht Elvy durch ihre Träume Erik aus dem Eispalast zu befreien. Dafür geht sie immer größere Risiken ein. Doch wird sie für die Liebe auch mit Simàja brechen?

Der erste Band von Froststerne war einfach toll, daher war ich sehr froh, dass ich der zweite zeitnah verfügbar war. Ich wollte unbedingt wissen, ob Elvy und Simàja es nach Ymatàja schaffen werden. Sehr schnell wurde es auch gleich spannend, denn das Land der Ysirka birgt mehr Gefahren, als ich dachte. Es leben dort aber auch recht niedliche Wesen. Vor allem die beiden Trollkinder haben es mir angetan und es gibt mit ihnen ein paar ziemlich lustige Situationen, bei denen ich laut lachen musste. Die Stimmung ist ansonsten düster und frostig. Elvy und Simàja müssen immer wieder den Ort wechseln, um bei verschiedenen Völkern um Hilfe zu ersuchen. Oft weiß man nicht, ob man diesen trauen kann und irgendwie machte sich bei mir ein Gefühl von Hoffungslosigkeit breit, was dieses Vorhaben betrifft. Anders sah es da bei Elvys Träumen aus. Hier hatte ich eigentlich die Erwartung, dass die Rettung positiv verläuft. Irgendwann überschlagen sich die Ereignisse, teilweise war ich schockiert über die Wendungen. Es ist wirklich eine Geschichte, bei der man gefühlsmäßig gefordert wird.

Elvy und Simàja als Trägerinnen des Froststerns und Verbündete gefallen mir wirklich gut, allerdings ist Elvy sehr auf Eriks Rettung fixiert, was die Einheit und die Zusammengehörigkeit bröckeln lässt. Der Klappentext muss ich sagen, verrät schon einiges, am besten liest man ihn vorher gar nicht. Ein Treffen mit dem Eisprinzen ist natürlich unvermeidlich. Dieser ist böse, aber auch überzeugend, trotzdem hat er bei mir eher Gänsehaut hervorgerufen. Die zweite Hälfte des Buches unterscheidet sich gravierend von der ersten, denn Simàja kommt hier absolut zu kurz, was aber wohl gewollt ist, um die Leser*innen für den dritten Band im Unklaren zu lassen. Leider muss ich sagen, dass das funktioniert. Ich bin sowas von gespannt, was im Abschlussband passieren wird. Ich kann die Reihe für alle Fantasyleser*innen sehr empfehlen. 4,5 Sterne

Bewertung vom 08.12.2024
WITCH - Das Herz der Freundschaft
Disney

WITCH - Das Herz der Freundschaft


ausgezeichnet

Genial gezeichneter Comic zur neuen Ursprungsgeschichte der W.i.t.c.h.
Will zieht mit ihrer Mutter nach Heatherfield und geht ab sofort aufs Sheffield Institute. Diesmal hofft sie, werden sie länger bleiben, als an den Orten zuvor. Schnell lernt Will ein paar gleichaltrige Mädchen kennen. Alle scheinen sehr nett zu sein, doch deren Freundin Elyon birgt ein dunkles Geheimnis. Sie möchte ihre magischen Kräfte nutzen, um ein Portal in die Welt zu öffnen, aus der sie stammt. Doch ein Rat aus mysteriösen Kreaturen wählt ausgerechnet Will aus, um Elyon aufzuhalten. Dafür bekommt sie die magische Kraft der vier Elemente...

Die ursprünglichen W.i.t.c.h Geschichten kannten wir nicht, aber das neue Buch hat uns - vor allem meine Tochter - sehr angesprochen. Für Neulinge wie uns war die Charaktervorstellung zu Beginn des Comis sehr hilfreich. Hier erfährt man schon einiges über die wichtigsten Personen, d.h. die Freundinnen Will, Irma, Taranee, Cornelia, Hay Lin und Elyon. Anfangs haben wir schon mal vergessen, wer wer ist und konnten dann zurückblättern. Die Mädchen sind teilweise sehr verschieden, auch ihre Familienverhältnisse, über die man im Laufe der Geschichte einiges erfährt. Fußball ist ihre große Gemeinsamkeit und sogar Will wird sofort für die Mannschaft angeworben. Als sehr düster und geheimnisvoll haben wir sowohl Elyon als auch den seltsamen Rat/das Orakel empfunden, was natürlich unheimlich neugierig macht .

Meine Tochter hat den Comic verschlungen, nicht nur lesend sondern auch beim ansehen der Bilder. Sie liebt diesen Anime-Style und die tolle Farbpalette. Hier wird viel mit Licht und magisch wirkenden Effekten gespielt. Das erzeugt eine richtig tolle Atmophäre. Die gesprochenen Texte sind nicht besonders lang, trotzdem schreitet der Plot megaschnell voran und manchmal habe ich mir ein Quäntchen mehr Erklärungen gewünscht. So hastet man recht atemlos durch die Seiten und auf eine großartige Wendung zu. Wir würden jetzt gern noch mehr über die andere Dimension erfahren und hoffen, dass ganz bald ein weiterer Teil erscheinen wird. Für Mädchen die Comics mögen ist W.i.t.c.h. sicherlich ein Highlight. 4,5 Sterne

Bewertung vom 28.11.2024
Der Kuss der Nachtigall / Nightbirds Bd.1
Armstrong, Kate J.

Der Kuss der Nachtigall / Nightbirds Bd.1


sehr gut

Interessante Welt mit (zu) vielen Details und verbotener Magie
Die Nightbirds sind eine geheime Gruppe von gutgestellten jungen Frauen in der Stadt Simta, die zahlenden Kunden mit einem Kuss ihre Magie übertragen. Die Künste von Matilde, Sayer und Aesa sind gefragt, doch auch ein Dorn im Auge religiöser Fanatiker und nicht legal. Trotzdem wird sie von der höheren Gesellschaft toleriert, da sie ihnen nützlich ist. Eines Abends jedoch wird eine von ihnen gewarnt, kurz darauf eine zweite angegriffen. Ihre Identität droht aufzufliegen, jemand will sie töten. Dabei hat jede der drei Frauen ihre ganz eigenen Rechnungen offen oder Dämonen der Vergangenheit zu besiegen. Um herauszufinden, was in Simta geschieht, machen sie sich auf die Suche im Nachtleben der Stadt, müssen sich mit der berüchtigsten Straßengang abgeben und gelangen in die verborgene Unterwelt, wo nicht nur sie Zuflucht suchen. Die nächste Gefahr für magischbegabte Frauen lauert schon.

Mich hat die Aufmachung mit der edlen Goldprägung sehr angesprochen und beim Lesen des Klappentextes wurde ich neugierig. Auch die Innenseiten der Umschläge und Klappen sind reich ausgestattet mit Informationen über die drei Protagonistinnen, die Nightbirds Goldfink, Schleiereule und Nachtigall, und die Stadt Simta. Die Karte sorgt für mehr Orientierung beim Lesen, denn das Umfeld ist gar nicht mal so einfach zu beschreiben. Für mich war es ein Mix aus zahlreichen verschiedenen kulturellen Einschlägen, Systemen und Traditionen, was mir anfangs doch etwas viel war und worüber ich gern mehr erfahren hätte. Doch umso detailreicher es wurde, um so eher wurde die Handlung etwas ausgebremst. Auch das Magiesystem, das anfangs recht einfach war, da jede der Nightbirds nur eine Fähigkeit mit ihrem Kuss übertragen kann, wurde unübersichtlich, sobald die drei eine Entdeckung gemacht haben. Das war zwar eine spannende Entwicklung, uferte dann aber meiner Meinung nach etwas aus, so dass der Plot nur langsam vorankam. Vielleicht lag es auch daran, dass der Funke bei mir nicht ganz überspringen wollte.

Das Geschichte beschäftigt sich auch mit den Gefühlen und den romantischen Sehnsüchten der Nightbirds, jede von ihnen hat eine Person, die ihr Herz höherschlagen lässt. Zudem lässt die Autorin die Leser*innen lange im Unklaren über die Absichten einiger Figuren, so dass man misstrauisch weiterlesen muss, immer in Erwartung eines Verrats oder eines Plottwists. Manchmal hätte ich mir gewünscht, die Autorin würde sich auf weniger Details in ihrer fantastischen Welt beschränken. Oft hatte ich das Gefühl, etwas zu verpassen. Toll sind die starken Frauencharaktere, die sich in einer gefährlichen Welt beweisen müssen und immer wieder Gefahren meistern, aber auch viel Schmerz aushalten müssen. Das Ende ist so verfasst, dass man den zweiten Band lesen möchte, um zu sehen, wie es weitergeht. Ein interessantes Buch mit tollen Ansätzen, wenn es mich auch nicht ganz gepackt hat. 4 Sterne