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warmerSommerregen
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Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2017
Highlights Kambodscha / Laos
Maeritz, Kay

Highlights Kambodscha / Laos


ausgezeichnet

Weckt die Reiselust!

Als Reiseziele locken Kambodscha und Laos mit ihren Naturparadiesen, einer vielfältigen Tierwelt, wunderschönen Stränden, prächtigen Palästen und Tempeln. Dieser Bildband zeigt 50 Highlights auf, die man unbedingt gesehen haben sollte und weckt das Fernweh so bereits nach einem kurzen ersten Durchblättern.
Im Inhaltsverzeichnis ganz zu Beginn sieht man bereits, dass Kambodscha und Laos einige Höhepunkte bereit halten. Auf jeden einzelnen werde ich nun nicht eingehen, die groben Stationen lauten jedoch „Phnom Penh – Stadt am Flusskreuz“, „Angkor – im Herzen Kambodschas“, „Kambodschas Süden – Traumstrände am Golf von Thailand“, „Der Osten Kambodschas – wenig bekanntes Bergland“, „Im Süden von Laos – Land am Mekong“, „Vientiane und Vang Vieng – im Zentrum von Laos“, „Luang Prabang – das alte Herz von Laos“ sowie „Bergland im Norden – abenteuerliches Reisen“.
Auf den nächsten beiden Seiten befinden sich eine Karte von Kambodscha und eine von Laos – jeweils mit eingezeichneten Sehenswürdigkeiten. So kann man die Route bestens nachvollziehen und bei eigenen Reiseplanungen darauf zurückgreifen. Auf einen Blick kann man auch die zuvor gelisteten Zwischenziele ausfindig machen, was mir sehr gefällt.
Danach folgt ein Einführungskapitel, in dem Kambodscha und Laos sowie deren Geschichte kurz und bündig nahegebracht werden. Auch steigt dank der wunderbaren Beschreibungen die Neugierde auf weitere Ausführungen und vor allem Farbfotografien.
Im Anschluss daran werden die einzelnen Highlights behandelt, wobei auf eine Vielzahl von Themen eingegangen wird. Zu Beginn steht stets eine Beschreibung oder Erklärung zu dem jeweiligen Ort; zum Beispiel wird bei den Killing Fields eine kurze Einführung zur Schreckensherrschaft der Roten Khmer gegeben. Des Weiteren lässt sich immer auf einem Kartenausschnitt erkennen, in welcher Gegend einen der vorgestellte Anziehungspunkt erwartet. Als nächstes erfährt der Leser äußerst viel zu der Geschichte, der Bevölkerung, der Herrschaft, dem Sehenswerten, der Natur, dem Kunsthandwerk, den Entwicklungen und Traditionen, der Kultur, verschiedenen Ausflugsmöglichkeiten, der Tierwelt, der Landschaft und und und. So kann man in die einzelnen Kapitel sehr tief eintauchen und erfährt außerordentlich viel Neues. Ich war sehr überrascht, derart viel Wissen in einem Bildband vermittelt zu bekommen. Zum Abschluss eines solchen Kapitels gibt es noch eine weitere Art Infobox, in welcher sich Zusatzinformationen und Möglichkeiten weitergehenden Informierens, beispielsweise über bestimmte Internetseiten, genannt werden. Auch über die besten Besucherzeiten erfährt man hier Einiges und darüber, wer und wie viele die verschiedenen Zeiten wahrnehmen.
Sehr ansprechend sind zudem die 230 Fotografien, welche allesamt die Neugierde und Reiselust zu wecken vermögen. Die Auswahl ist sehr gelungen und man erhält einen guten Ein- und Überblick.

So bin ich mit diesem Werk von Kay Maeritz mehr als zufrieden, denn die vielfältigen Highlights, die vorgeschlagene Route, die unzähligen Informationen oder Erklärungen sowie die wunderbaren Bilder wecken die Sehnsucht nach Kambodscha und Laos. Mit großer Freude habe ich mich beim Lesen auf eine faszinierende Reise durch die beiden Länder begeben, vieles dazugelernt und für mich entdecken können. Nun ist jedenfalls der Wunsch geweckt, möglichst viele der vorgestellten Ziele auch mit eigenen Augen in natura zu sehen.

Für diesen äußerst gelungenen Bildband vergebe ich 5 Sterne!

Bewertung vom 05.01.2017
Das Liebesleben der Pflanzen
Daugey, Fleur

Das Liebesleben der Pflanzen


ausgezeichnet

Von bezirzenden Blüten und lüsternen Insekten... ;)

Lange Zeit war die Jungfräulichkeit der Pflanzen unangefochten, wobei der Symbolgehalt der Pflanzen, insbesondere der Blumen, immer zwischen den Extremen der Sexualität schwankte - zwischen jungfräulicher Reinheit und der Wollust.
Heutzutage ist ihre sexuelle Fortpflanzung hingegen selbstverständlich.
In ihrem Buch "Das Liebesleben der Pflanzen" befasst sich Fleur Daugey damit, wie sich Pflanzen vermehren, weswegen dies so vehement abgestritten wurde und wie es letztendlich doch zum Durchbruch kam.

Um eine Basis zu schaffen, auf der sich geschichtliche wie auch symbolische Entwicklungen und Entdeckungen erkennen und begründen lassen, befasst sich das erste Kapitel mit den Fortpflanzungsmechanismen der Pflanzenwelt. Ich war von den detailreichen und höchst informativen Texten schwer beeindruckt, da es der Autorin gelingt viel Wissen, gut verständlich auf wenige Seiten zu bringen. Gestützt wurden die Ausführungen zudem durch zahlreiche Fotografien, Zeichnungen und ähnlichem. So erhält man bereits einen tieferen Einblick in das Liebesleben der Pflanzen - das Erklärte leuchtet ein und wird mithilfe etlicher Fachtermini, auf die man im weiteren Verlauf des Buches größtenteils regelmäßig wieder trifft, untermauert und abgerundet. Dabei sind die Erklärungen auch für absolute Laien geeignet, da vom Grundlegenden ausgegangen wird, sodass ein jeder sein Wissen zu erweitern vermag.
Sehr interessant ist es zudem, wie viele unterschiedliche Techniken sich als vorteilhaft erwiesen haben und welche Vor- und Nachteile sie bergen.
Auf diesen Ausführungen aufbauend wird sich den verschiedenen Schritten hin zum aktuellen Stand der Wissenschaft gewidmet. Begonnen mit der Antike, in welcher die sexuelle Fortpflanzung in der Flora undenkbar war, über die Symbolik der Pflanzen im Mittelalter, das Erwachen der Botanik in der Neuzeit bis hin zur Gegenwart, in welcher die Geheimnisse der Bestäubung enthüllt werden. Dieser chronologische Überblick ermöglicht ein gutes Verständnis und Bewusstmachen der immensen Entwicklung, welche im Verständnis der Menschen stattgefunden hat.
Sehr ansprechend ist, dass die Autorin nicht nur auf wissenschaftliche Schriften und Debatten eingeht, sondern unter anderem auch die Widerstände der Kirche, den Symbolgehalt der Pflanzen, Mythen, Romane, Gedichte, das jeweilige Zeitgeschehen, beziehungsweise neue Errungenschaften oder gesellschaftliche Vorbehalte eingeht. Betrachtet man beispielsweise die weiße Lilie, welche in Zusammenhang mit Maria auftaucht und die Reinheit und Jungfräulichkeit symbolisiert, die sich nun doch sexuell fortpflanzt, hat dies fatale Folgen für die Kirche... Wenn der Vergleich der Jungfräulichkeit in Bezug auf die Blume hinkt, ist dann nicht auch die von Maria anzuzweifeln...?
Da Fleur Gaugey auf zahlreiche unterschiedliche Quellen zurückgreift und so aus Gedichten, Romanen oder wissenschaftlichen Abhandlungen zitiert, bleibt das Buch stets abwechslungsreich. Auch, dass sich der Blickwinkel immer wieder verändert, lässt die Neugierde beim Lesen nicht abflauen.
Besonders ansprechend sind die zahlreichen Farbfotografien, Bilder, Darstellungen, Skizzen oder Gemälde. Dieses Werk ist außerordentlich schön illustriert.
Am Ende des Buches wagt die freie Journalistin mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt einen Blick über den eigenen Tellerrand, denn auch die Sicht auf die Entwicklung der Botanik in der arabischen Welt und der islamischen Kultur sowie in Indien und dem alten China ist vielversprechend spannend und lohnenswert, da sie das umfassende Bild perfekt komplettiert.

Bewertung vom 28.12.2016
Wohllebens Waldführer
Wohlleben, Peter

Wohllebens Waldführer


ausgezeichnet

Auf Spurensuche im Wald…

Peter Wohlleben stellt in diesem Waldführer über 250 Pflanzen und Tiere des Waldes vor, wobei er mit feinem Gespür auf die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Waldbewohnern, den Funktionen des Waldes sowie den Einflüssen von Jägern und Förstern ein. So soll der nächste Waldspaziergang zu einer Entdeckungsreise werden, bei der man sowohl Allerweltsarten als auch seltene Kostbarkeiten bestimmen können soll.
Das Buch ist in die Kapitel „Säugetiere“, „Vögel“, „Amphibien und Reptilien“, „Insekten“, „Spinnentiere“, „Schnecken“, „Pilze“, „Bäume und Sträucher“, „Blumen“, „Farne“, „Schachtelhalme und Bärlappe“, „Gräser“, „Moose“ und „Flechten“ unterteilt, was die Vielfalt dieses Werkes bereits erahnen lässt.
Die einzenen Seiten beinhalten Fotografien des vorgestellten Tieres, zum Teil in verschiedenen Entwicklungsstadien, oder auch Tiere, mit denen man sie verwechseln könnte, besondere (geschlechtssprezifische) Merkmale, wissenschaftlichen Name, die Zuordnung zu einer Familie sowie eine kurze Beschreibung. Bei den Vögeln erfährt man beispielsweise etwas über ihre Rufe und Federfärbung, was äußerst spannend zu lesen war.
Mit jeder Seite lernt man das Ökosystem Wald immer mehr zu schätzen, denn es ist bemerkenswert, wie viele Informationen und Zusammenhänge Wohlleben in diesem Werk erläutert. Auch wenn es um Pflanzen im Wald geht, bleibt es sehr spannend. Man kommt schon ins Staunen, wenn man erfährt, welche Bedeutung die manche Waldbewohner haben.
Auch erfährt man von den Besonderheiten der Waldbewohner – beispielsweise ist weder der blutrote noch der mausgraue Schnellkäfer schnell, sondern kann, wenn man man ihn auf den Rücken legt schlagartig, begleitet von einem Klick-Geräusch, emporschnellen, um kurz darauf auf den Füßen zu landen (S.82,f.). Selbstverständlich wird auch erklärt, wie dies funktioniert.
In dem Kapitel „Hinter den Kulissen“ setzt sich Peter Wohlleben zudem kritisch mit dem Fortbestehen und besonders mit den anthropogenen Einflüssen auf dieses derart wichtige Ökosystem auseinander. „Wildtiere in Angst“ als Unterthema setzt sich sehr mit den fatalen Folgen von zu viel Jägerei und einem Ungleichgewicht im Ökosystem auseinander. Aber auch im nächsten Unterkapitel, „Gefährliche Wildnis“, wird auf das richtige Verhalten im und den richtigen Umgang mit dem Wald und seinen Bewohnern eingegangen.

Alles in allem ein sehr empfehlenswerter Waldführer, der unglaublich viele Informationen bereithält und sowohl zum Schmökern als auch zur gezielten Suche geeignet ist. Beim Lesen war ich ganz fasziniert und denke, dass jeder, der gerne ins Staunen gerät und das Ökosystem Wald (für sich) entdecken möchte, an diesem Werk große Freude haben wird. Dank des gut gewählten Formates lässt sich „Wohllebends Waldführer“ auch sehr gut in einer Tasche mitnehmen. Für Kinder, Kindgebliebene und Erwachsene wärmstens zu empfehlen – der Wald verdient mehr Beachtung und Anerkennung.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.12.2016
Geheimnis in Weiß
Farjeon, J. Jefferson

Geheimnis in Weiß


gut

Nahe dem Dorf Hemmersby bleibt an Heiligabend ein Zug im immer stärker werdenden Schneegestöber stecken. In einem Abteil dritter Klasse beratschlagen ein paar Reisende daher, ob sie einfach abwarten und somit ein wohlmöglich viel zu spätes Ankommen bei Freunden, Verwandten und so weiter riskieren sollen, oder ob sie vielmehr den Zug verlassen und sich selbst auf die Suche nach dem kleinen Dorf zu machen. Nach einigem Überlegen und Für und Wider beschließen sie jedoch, einen Versuch zu wagen und sich aufzumachen. Während die Schneeschicht alles bedeckt und stetig dicker wird, irren die Passagiere durch die weiße Einöde. Als sie, völlig erschöpft und zum Teil kränkelnd, auf ein Landhaus stoßen, entschließen sie sich, Zuflucht zu suchen. Die Türe steht bereits offen, im Kamin lodert ein wohlig-warmes Feuer, der Tisch ist zum Tee gedeckt, die Vorratskammer ist gefüllt und die Zimmer sind bestens hergerichtet. Doch niemand ist anwesend, was angesichts des starken Schneetreibens, der Abgeschiedenheit des Hauses und den vielen Indizien, welche von Bewohnern zeugen, sehr verwundert.
Bereits die Zusammenstellung verschiedener Persönlichkeiten trägt zu einigen Spannungen bei. Dass sie aufeinander angewiesen sind, können manche nicht gut verkraften… Als dann aber noch einige rätselhafte Gegenstände auftauchen und sich einst geschlossene Türen plötzlich öffnen lassen, beginnen einige der gestrandeten Passagiere Ermittlungen anzustellen.
Stück für Stück bemerken die Reisenden, dass sie es mit einem, wenn nicht sogar mehr, Morden zu tun haben…

Da wären der unscheinbare und alles andere als selbstbewusste Buchhalter Mr. Thomson, die Geschwister David und Lydia Carrington, wobei sich letztere im Landhaus aufopferungsvoll um die (kranken) Passagiere kümmert, der ältere Mr. Maltby, der für die Königlich Parapsychologische Gesellschaft unterwegs ist und als erster zu ermitteln beginnt, der nörgelnde Mr. Hopkins oder die Revuetänzerin Jessie Noyes. Diese Figuren haben alle ihre Besonderheiten, sodass das Miteinander phasenweise recht schwer wird, sie sich zu anderer Zeit aber auch bestens ergänzen. Manche wachsen an den Ermittlungen, andere treten zunehmend in den Hintergrund und verblassen wie Mr. Thomson nach und nach. Dabei gibt es gelegentlich auch bissige Dialoge, beispielsweise wenn der gescheite Mr. Maltby die Stumpfsinnigkeit Mr. Hopkins‘ kritisiert und auf die Schippe nimmt.
An den sehr prunkvollen Schreibstil musste ich mich zunächst gewöhnen, da die Sätze im Vergleich zu anderen Büchern schon recht ausgeschmückt und dementsprechend lang geraten sind – selbst sehr Banales wird häufig stark paraphrasiert.
„Die Wahrheit ist das höchste Gut der Welt – und das vernachlässigteste.“ (S. 240)
Tatsächlich gilt es einige Geheimnisse zu lüften, jedoch darf man sich bei der Lektüre nicht gerade einen temporeichen Kriminalroman erhoffen, bei dem ein Ereignis das nächste jagt. Vielmehr ist das Erzählte ruhig und immer wieder undurchsichtig wie ein kleines Schneegestöber selbst. Vor allem, da die Ausführungen nicht chronologisch die Geschehnisse wiedergeben, muss man gelegentlich inne halten und das Gelesene rekapitulieren, um in die Geschichte eine Ordnung und Zusammenhänge bringen zu können. Zeitweise hatte das Buch seine Längen, was ich etwas schade fand… Interessant ist hingegen der Aufbau der Erzählung, da diese sich sowohl aus Dialogen, als auch aus Tagebucheinträgen und Briefen zusammensetzt.
Bis auf wenige Ausnahmen wie den Beginn, spielt sich die Handlung im Landhaus ab, sodass die Kulisse stets dieselbe bleibt und so ziemlich jedes Detail analysiert wird. Auch dies ist manchmal spannend, manchmal etwas ermüdend. Hin und wieder hatte ich das Gefühl, die Ermittlungen steckten auch tief im Schnee und kämen nur schwerlich von der Stelle… Die Idee des abgelegenen Landhauses inmitten von meterhohem Schnee ist so aber vielversprechend und atmosphärisch.

3,5/5 Sternen

Bewertung vom 28.12.2016
Aschtronaut unger em Miuchglasdach

Aschtronaut unger em Miuchglasdach


sehr gut

Tolles Debüt!

Fünf Jahre lang sind sie zusammengewesen, Sofie und er. Doch nun haben sie Schluss gemacht, was ihn völlig aus der Bahn wirft. Noch während er versucht, bei einem Freund Unterschlupf zu finden, kreisen seine Gedanken um Sofie und darum, bei wem sie jetzt gerade sitzt. Was sie sagt, denkt und fühlt. Sie meinte, sie sei bei Lia. Mit der hatte sie schon eine kurze Beziehung bevor Sofie und er zusammenkamen. Und als Sofie davor mit einem seiner Freunde eine Beziehung hatte, war Lia ihr auch nie fern gewesen. Wahrscheinlich ist sie nun glücklicher so.
Er jedenfalls ist es nicht. Seine Abende verbringt er die nächste Zeit mit Freunden im Odéon, während sich über Biel das allherbstliche Milchglasdach aus Nebel bildet, welches bis zum nächsten Sommer nicht abmontiert werden wird. Alkohol, Drogen, das Vermissen tragen dazu bei, dass er seine Umwelt nicht mehr so genau wahrnimmt. Gesprächsfetzen dringen zu ihm durch, bahnen sich manchmal den Weg durch die Gedanken an Sofie. Nur allmählich wird es besser.

Beim Lesen spürt man wie der Alltag verschwimmt und die Zeit zähflüssiger wird, da die kurzen Sätze und abgebrochenen Gedankengänge das Einfühlen in die Situation des Erzählers unumgänglich machen. Ich konnte mich nach anfänglicher Verwirrung sehr schnell in die Geschichte hineinversetzen, sodass ich das Buch auch nicht mehr aus der Hand zu legen vermochte. Nach und nach werden die Sätze wieder länger, die Überlegungen stringenter und verschiedene Erzählstränge werden verknüpft, sodass man den Eindruck gewinnt, der Realität immer näher zu kommen. Dabei wird sich darüber hinaus einer zunehmend bildlich-phantasievollen Sprache bedient, beispielsweise wenn der Nebel beschrieben wird.
So wartet man mit dem Erzähler darauf, dass endlich der Sommer kommt und die Schmerzen um die Trennung endlich zurückgelassen werden können.
Sehr ansprechend finde ich zudem, dass das Buch zweisprachig – auf Hochdeutsch und in Mundart erscheint. Wendet man also das Buch, so kann man „Aschtronaut unger em Miuchglasdach“ lesen.

Die 136 Seiten habe ich in einem Rutsch verschlungen und auch wenn mich keine ausgefeilte Handlung mit zahlreichen Wendungen erwartet hat, bin ich mit der Lektüre sehr zufrieden. In meinen Augen ist dies ein sehr gelungenes Debüt, welches mich sehr schnell packen konnte. Dieses Wendebuch auf schweizer- und hochdeutsch kann ich somit weiterempfehlen.

Bewertung vom 29.11.2016
Auf Schienen um die ganze Welt
Jensen, Kristian D.

Auf Schienen um die ganze Welt


sehr gut

Der Reise Weg ist das Ziel.

Wer auf Reisen gehen und diese vollkommen auskosten möchte, sollte über die langsame aber charmante Art des Reisens nachdenken: Der Zugfahrt. Nicht nur die Reiseziele, sondern auch der Weg dorthin gewinnen so an Bedeutung und der Reisende kann, aus dem Fenster in die Ferne blickend, die mal zögerliche, mal zügigere Veränderung der Landschaft bewundern. Ausgestattet mit einem ledergebundenen Reisetagebuch und einer eigens für die große Fahrt erstellten Playlist lässt sich die Köstlichkeit des langsamen Reisens bestens genießen.
Und genauso handhabt es Kristian Ditlev Jensen, ein dänischer Journalist, der sich für ein – oder mit der Erlaubnis von einem – Magazin auf Schienen um die ganze Welt begibt. So führt ihn sein Abenteuer über alle Kontinente – ob mit dem Blue Train durch Südafrika, dem Orientexpress durch Europa oder einem Shinkansen in höchster Geschwindigkeit – und somit ausnahmsweise nicht ganz so entschleunigt – durch Japan.
Dabei zeichnen unter Anderem kleine Begegnungen die Reise aus, weswegen sich in diesem Buch viele Anekdoten finden. Der Autor lässt den Leser an seinen Erlebnissen teilhaben, sodass beispielsweise die von ihm gehörte Musik, seine Gedanken, die Sicht aus dem Fenster, Unterhaltungen mit anderen Passagieren oder Wissenswertes für Zwischendurch in die Essays einfließen. So spürt man ebenfalls ein beklemmendes Gefühl, als sich die Slums über immens große Flächen erstrecken…

Der Schreibstil ist sehr angenehm, weswegen man den Texten gut folgen kann. Die Mischung aus verschiedenen Themenbereichen hat mir sehr gefallen, da die Reise so sehr realistisch vermittelt wird.
Allerdings hatte ich immer wieder das Gefühl, dass in den einzelnen Kapiteln Sprünge sind. So war ich mir manchmal nicht sicher, wo sich der Autor zur Zeit befindet; in wie weit das Beschriebene aufeinanderaufbaut. Denn häufig verlor ich den Überblick, welche Gebiete bereits Erwähnung fanden und welche noch kommen würden – machmal erinnert den Autor eine Situation an ein Ereignis aus einem anderen Land. Zum Glück konnte die Überschrift dann meistens weiterhelfen.

Insgesamt ein sehr ansprechendes Buch, welches einen auf eine Reise um die ganze Welt entführt. Gut geschrieben werden verschiedene Themen aufgegriffen und miteinander verknüpft. Allerdings war es mitunter schwierig, sich den Ablauf der Reise, also die einzelnen Stationen, vor Augen zu führen.