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Juli

Bewertungen

Insgesamt 122 Bewertungen
Bewertung vom 18.01.2024
Die Weite des Horizonts
Walker, Noa C.

Die Weite des Horizonts


ausgezeichnet

Zwischen Krieg und Idylle
Cara Biber meldet sich freiwillig als Wehrmachtshelferin, obwohl oder gerade, weil sie dem Krieg kritisch gegenübersteht. Nicht ganz so freiwillig wird sie dann allerdings im Sommer 1942 in die Normandie versetzt. Die Alabasterküste kennt sie noch von Früher, hat sie doch gemeinsam mit ihrer Familie einige schöne Sommer hier verbracht. Die Küste weckt viele Erinnerungen, unter anderem auch an den jungen Nic Poulin, in den sie damals verliebt war. Ausgerechnet der befindet sich im Einsatz für die Engländer und soll bei der Operation Jubilee bei einem Angriff auf seine alte Heimat helfen.

Doch nicht nur in der Normandie braut sich einiges zusammen, auch bei Caras Familie im Schwarzwald stehen alle Zeichen auf Schwarz, als ihr Bruder wegen kritischer Äußerungen inhaftiert wird.

Nora C. Walker hat mich mit ihrem großartigen Schreibstil direkt an das Buch gefesselt. Wir begleiten Cara, die durch ihre Sommer an der schönen Küste keine Feinde in den Menschen dort sieht und doch irgendwie zwischen den Fronten steht. Und nicht nur ihr Bruder äußert sich immer wieder kritisch, auch Cara hat eine ziemlich spitze Zunge, womit sie nicht nur sich selbst in Gefahr bringt. Die Geschichte bringt hervorragend die damalige Zeit rüber, wer ist Freund und wer ist Feind, wem kann man wirklich trauen und gibt es selbst in der eigenen Familie Verräter?

Die Charaktere sind mir überwiegend sympathisch gewesen und durch wechselnde Perspektiven bekommt man einen guten Blick auf die gesamten Geschehnisse. Ich wusste beim Lesen gar nicht mehr, auf welche Perspektive ich mich am meisten freue, da sie alle super interessant waren.

Und auch wenn die Jugendliebe zwischen Nic und Cara eine wichtige Rolle in diesem Roman spielt, so steht sie doch nicht im Vordergrund. Für mich ist sie genau passend in die ganzen historischen Details eingearbeitet und auf das Aufgreifen der Operation Jubilee fand ich sehr gelungen.

Die Geschichte bringt Spannung und regt zum Nachdenken an. Auch zeigt sie zwischen der romantischen Idylle der Normandie auch ganz realistisch die Schattenseiten der damaligen Zeit. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.12.2023
Die geheime Gesellschaft
Penner, Sarah

Die geheime Gesellschaft


sehr gut

Mystische Mordermittlung
1873: Lenna Wickes kam von London nach Paris um bei der Spiritualistin Vaudeline D’Allaire die Kunst des Wahrsagens und der Séancen zu erlenen. Mit diesem Wissen möchte sie wieder zurück nach London und den Tod ihrer Schwester aufklären. Als Vaudeline selbst für eine Mordermittlung nach London eingeladen wird, begleitet Lenna sie. Dort angekommen arbeiten sie mit der Geheimgesellschaft »Séance Society« zusammen, bei der eigentlich keine Frauen erlaubt sind. Und während ihrer Ermittlungen geraten sie selbst in Gefahr.

Man kann von Séancen halten, was man möchte, als Leser bekommt man hier auf jeden Fall beide Seiten gezeigt. Jene, die daran glauben und jene, die dem ganzen kritisch gegenüberstehen und eine Erklärung für das Übernatürliche suchen. Lenna gehört eher zur kritischen Seite und obwohl sie mithilfe einer Séance den Tod ihrer Schwester aufdecken möchte, so zweifelt sie auch immer wieder an den ganzen Geschehnissen. Vor allem deshalb konnte ich mich sehr gut mit ihr identifizieren und empfand sie meist als sympathische Protagonistin.

Das Thema von Spiritualismus und Mordermittlung, vor allem im viktorianischen Zeitalter klang sehr interessant. Und auch wenn mich das Buch im Gesamten überzeugen konnte und vor allem im zweiten Teil noch einmal einiges an Spannung aufkam. Allerdings sind die Séancen meiner Meinung nach etwas zu kurz gekommen, hier hätten gerne ein paar mehr stattfinden können.

Der Schreibstil war sehr flüssig und durch die wechselnden Perspektiven von Lenna und Mr. Morley hat man auch einen guten Blick von allen Seiten auf die Geschichte bekommen. Dazu kommt noch eine etwas andere Liebesgeschichte. Insgesamt fand ich das Buch sehr gut gelungen und es wurde eine mystische Stimmung erzeugt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, egal ob für Spiritualismus Fan oder doch eher Skeptiker.

Bewertung vom 29.11.2023
Der Achte Tag
Salerni, Dianne K.

Der Achte Tag


sehr gut

24 Stunden voller Magie
Jax wacht eines Tages auf und findet sich in einer menschenleeren statt wieder. Am nächsten Tag ist wieder alles beim Alten und er kann sich nicht erklären was passiert ist. Dafür kann es Riley, ein 18-Jähriger, bei dem er seit dem Tod seines Vaters vor kurzer Zeit lebt. Dieser erklärt ihm, dass er ein Wechsler ist, für ihn gibt es einen zusätzlichen Tag zwischen dem Mittwoch und dem Donnerstag. Es gibt jedoch auch Menschen, die nur an diesem Tag existieren, so wie Evangeline von nebenan. Und es gibt Menschen, die alle Tage, bis auf den achten Tag, entfernen möchten.

Was würden manche Menschen für 24 zusätzliche Stunden geben, doch so traumhaft das auch klingt, für Jax bedeutet der achte Tag nicht nur Gutes. In diesem Buch geht es viel um Magie, weshalb es auch richtig gut passt, dass die Legende rund um Arthus und Merlin eine wichtige Rolle spielt.

Da es sich hier um ein Jugendbuch handelt, muss ich sagen, dass es für die entsprechende Zielgruppe super geeignet ist. Mir persönlich hat an manchen Stellen ein wenig die Tiefe gefehlt, ich hätte gerne mehr erfahren, mehr Details gelesen und mir vielleicht auch etwas komplexere Erklärungen gewünscht. Für Jugendliche empfinde ich es aber als super geschrieben, mit genau der richtigen Menge an Details, ohne zu verwirrend zu werden.

Die Charaktere haben mir super gut gefallen, jedoch hatte ich bei Jax ganz oft das Gefühl, dass wir es hier nicht mit einem 13-jährigen, sondern eher einem 16-jährigen zu tun haben, vor allem bei den Handlungen, die er am achten Tag tätigt. Die Geschichte selbst ist für mich in sich bündig, man wird nicht mit 100 Fragen zurückgelassen, aber man hat direkt auch Lust auf den zweiten Teil, um noch mehr über die Geschichte des achten Tages zu erfahren. Ein wirklich gelungener Reihenauftakt!

Bewertung vom 29.11.2023
Ausgelöscht
Prammer, Theresa

Ausgelöscht


sehr gut

Woran erinnerst du dich?
Zwei Frauen tauchen 3 Wochen nach ihrem Verschwinden wieder auf, beide haben identische Erinnerungen und denken, dass sie nur zwei Tage vermisst waren. Dabei kommt eine Frau aus Berlin und die andere aus Wien. Was hat es mit ihrem rätselhaften Verschwinden auf sich und was verbirgt sich hinter ihren Erinnerungen? Lea Goldberg wird als Psychologin hinzugezogen und schnell wird klar, dass die Entführungen auch etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun haben.

Der Schreibstil dieser Geschichte hat mir richtig gut gefallen, so dass ich über die Seiten geflogen bin. Die Kapitel sind aufgeteilt in die Gegenwartshandlung und dem Damals einer unbekannten Frau. Aus den zwei zunächst zusammenhanglos wirkenden Perspektiven setzt sich immer mehr ein Bild zusammen. Fand ich den ‚Damals‘ Teil zunächst noch relativ interessant, so hatte ich in der Mitte des Buches mal einen kurzen Durchhänger, da mir die Ermittlungen in der Gegenwart zu kurz kamen und ich nicht das Gefühl hatte, das wir hier irgendwann auf einen sinnvollen Abschluss kommen werden.

Am Ende nahm die Geschichte jedoch nochmal einiges an Fahrt auf und die Wendung am Ende kam relativ unerwartet. Man rätselt relativ lange, wer die unbekannte Frau ist und die Autorin weiß auch, wie sie auf teils falsche Fährten lenken kann, die bei tiefergehender Betrachtung aber auch schnell wieder verschlagen werden.

Das tolle an diesem Thriller ist die psychologische Tiefe, die hier als Spannungselement genutzt wird. Dabei gibt es wenig Mord und Totschlag, sondern es werden Entführungsopfer genutzt, die lebend wieder auftauchen. Auch die Erinnerungspsychologie hat hier einen großen Stellenwert und es wird aufgezeigt, wie leicht Erinnerungen manipuliert werden können. Bis auf den kurzen Durchhänger habe ich das gesamte Buch mit äußerster Spannung gelesen und kann eine klare Leseempfehlung aussprechen. Und das großartige: Am Ende wird ein möglicher zweiter Teil angeteasert. Vielleicht lesen wir also bald schon mehr über Lea Goldberg.

Bewertung vom 29.11.2023
Nie mehr
Ebert, Dorothee

Nie mehr "Ladies First"


ausgezeichnet

Wir sollten langsam mal die alten Denkmuster durchbrechen
‚Ladies first‘… wer kennt diesen Satz nicht? Und die meisten denken sich nicht einmal etwas Böses dabei. Dabei stecken bereits hier einige eingeprägte Denkmuster drin, die uns unbewusst beeinflussen. Dorothee Ebert geht auf dieses und noch viele weitere sogenannte Biases ein.

Dieses Buch bietet eine Reflexion diverser Geschlechterklischees, sehr gut recherchiert und mit einer Priese Humor verfeinert. Die Kapitel sind übersichtlich gehalten, Beginnend mit einem Zitat, der Erklärung der Situation und Beispiele, wie man darauf reagieren oder anders handeln kann. Am Ende jedes Kapitels gibt es eine kurze Zusammenfassung, sodass man jederzeit kurz und knackig alle wichtigen Infos auf einen Blick hat und alles immer wieder Auffrischen kann.

In diesem Buch wird sicherlich jeder eine Situation finden, in der er oder sie selbst schon einmal war. Alle Beispiele sind aus dem alltäglichen Leben gegriffen und sind keine Seltenheiten. Und auch wenn einem nicht alles selbst so passiert ist, so kennt man sicherlich jemanden, der bereits in so einer Situation war. Die Autorin selbst lädt mit ihrem Buch zum Reflektieren ein und macht einem erst einmal bewusst, welche vermeintlich normalen Situationen eigentlich einiges an Vorurteilen mit sich bringen.

Erst dachte ich, dass das Buch wahrscheinlich leider nicht die erreicht, für die diese Lektüre eigentlich sehr sinnvoll wäre, nämlich genau die, die Tag ein Tag aus klare Vorurteile gegenüber Frauen im Berufsleben haben. Aber auch wenn diese Leute das Buch nicht lesen, so erreicht es doch die richtigen, denn wirklich jeder kann etwas daraus mitnehmen. Die Tipps laden nicht nur zu einem anderen Denken und Handeln ein, sondern zeigen auch auf, wie man als Betroffener selbst reagieren kann. Sie zeigen die tief verwurzelten Denkmuster, die jeder in sich trägt und die sicherlich nicht von heute auf morgen umgemodelt werden können. Aber wichtig ist es, dass man damit anfängt etwas zu ändern, erst an sich selbst und dann kann man auch sein Umfeld immer mal wieder auf die Biases aufmerksam machen, nach denen sie gerade handeln.

Also wieso die Kollegen beim nächsten Mal nicht einfach darauf aufmerksam machen. Und wenn es mal wieder heißt „Ladies first!“ kann der Ball auch ganz leicht an die Männer zurückgespielt werden, denn „Men before!“.

Dorothee Ebert hat hier eine wirklich fantastische und lesenswerte Lektüre geschrieben, die bei mir definitiv öfter Mal in die Hand genommen wird. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.11.2023
Die Suche nach dem Route 66 Killer
Piskulla, Christian

Die Suche nach dem Route 66 Killer


sehr gut

Als würde man selbst die Route 66 entlangfahren
Die Route 66 – Ein Traum vieler Motorradfahrer. Aber auch eine trostlose Umgebung und oftmals einsame Straße, auf der Adam Newton verschwindet. Seine Mutter beauftragt Mark und Rebecca, um sich auf die Suche nach ihrem vermissten Sohn zu begeben. Also fahren sie Undercover los und decken dabei immer mehr auf.



Dieses Buch ist der Nachfolger von Pacific Crest Trail Killer, kann jedoch auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Für alle, die nochmal etwas auffrischen möchten oder den ersten Teil nicht gelesen haben, gibt es am Anfang eine kurze Zusammenfassung, die jedoch auch Spoiler enthält.

Ich bin etwas zwiegespalten mit meiner Meinung zu diesem Thriller. Zunächst einmal, was mir persönlich nicht so gut gefallen hat:

Ich bin mit keinem der Protagonisten so richtig warm geworden, selbst bei den ‚Guten‘ in diesem Buch, habe ich mich oftmals unwohl gefühlt.

Oftmals driftet mir die Geschichte ein wenig zu sehr ins Erotische ab, das ist bei manchen Charakteren noch ok, aber letztendlich betrifft es jeden Einzelnen und das war mir an manchen Stellen dann doch etwas zu viel des Guten.

ABER: alles in allem hat mir der Thriller sehr gut gefallen. Die Charaktere werden alle super beschrieben und es gibt bei den Kapiteln einen Wechsel zwischen allen wichtigen Personen in diesem Buch. Man braucht zwar ein wenig, um reinzukommen, vor allem wenn man den vorherigen Teil und die Personen noch nicht kennt, jedoch findet man sich relativ schnell zurecht.

Die Spannung wird durchgehend hochgehalten und auch wenn man als Leser früher hinter die Lösung des Falles kommt, als die Ermittler selbst, so tut das der Geschichte keinen Abbruch. Man fiebert dem Ende richtig entgegen und bekommt dabei zwischendurch auch immer wieder spannende Fakten präsentiert. Nicht nur die Route 66 wird authentisch beschrieben, was sicherlich damit zusammenhängt, dass der Autor selbst bereits dort war. Man bekommt zudem auch historische Fakten geleifert und beispielsweise eine kurze Andeutung auf den ‚Highway of Tears‘. Diese kleinen Details haben mich beim Lesen immer wieder begeistert.

Wer also kein Problem mit einer etwas gröberen Sprache hat, der wird bei diesem Thriller definitiv auf seine Kosten kommen!

Bewertung vom 10.11.2023
Hunt / THE TALE OF WYCCA Bd.2
Brandt, Sandy

Hunt / THE TALE OF WYCCA Bd.2


sehr gut

Nach dem Herzenskrieg leben Menschen und Wycca beinahe in Frieden miteinander. Dennoch ist der Unterschied stark zu spüren zwischen den normalen Menschen und den mächtigen Wycca, die nicht nur magische Fähigkeiten haben, sondern auch noch unsterblich sind. Raevan Tennyson wird aufgrund eines tragischen Schicksals gegen seinen Willen König von Avasontes. Doch die Menschen versuchen Raevan vom Thron zu stoßen und um sein Leben und den Thron zu retten, begibt er sich auf die Suche nach der Blutkrone.

Ich bin ehrlich, ich hatte Schwierigkeiten in das Buch reinzukommen und habe nach den ersten 30 Seiten erstmal eine Pause eingelegt, da mich die Geschichte gar nicht fesseln konnte. Auch der Erzählstil in der dritten Person, mit springenden Perspektiven mitten im Kapitel hat mich anfangs etwas verwirrt. Dazu kamen dann häufig Wiederholungen, die mich anfangs noch gestört haben, im Laufe der Geschichte aber immer mehr verblasst sind. Nachdem ich mich da dann langsam zurechtgefunden hatte und Spannung in der Geschichte aufkam, konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen-

Die Charaktere sind total unterschiedlich und doch schließt man jeden davon früher oder später ins Herz. Die Magie kommt in der Geschichte auch auf keinen Fall zu kurz, selbst wenn die Mehrheit der Hauptprotagonisten tatsächlich überhaupt keine besitzen.

Daneben gibt es auch noch eine Liebesgeschichte, die verbotene Züge annimmt, da es für Rae den Tod bedeuten könnte. Die düstere Atmosphäre, die sich wundervoll durch das ganze Buch zieht, wird immer wieder vom sarkastischen Humor aufgelockert. Die Twists geben dem ganzen einen gewissen Reiz und am Ende des Buche bleibt man tatsächlich nicht nur mit tausend Fragezeichen zurück. Dennoch eröffnet vor allem der Epilog noch einmal eine Wendung, deren Antwort man wohl erst im zweiten Band herausfinden wird. Ich hoffe, dass dieser nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Dem Anfang des Buches würde ich wohl nur 3 Sterne geben, aber wenn man die ersten 50 Seiten geschafft hat (und bei knapp 450 Seiten ist das wohl überschaubar), dann wird man mit einem wundervollen Buch belohnt. Von mir gibt es eine klare Leseemfpehlung.

Bewertung vom 02.11.2023
Wo Zukunft wachsen kann
Zehendner, Christoph;Ospelkaus, Susanne

Wo Zukunft wachsen kann


sehr gut

Strafvollzug der anderen Art
Das Seehaus bietet einen Strafvollzug in freier Form für junge Straftäter. Hier leben die jungen Männer anstatt hinter Gittern zusammen in Familien-WGs, teilweise mit kleinen Kindern. Es gibt einen streng durchgetakteten Tagesablauf und neben Christlichen Werten werden die Straftäter auch mit ihren Taten konfrontiert und kommen mit Opfern von Straftaten ins Gespräch. In diesem Buch werden die Geschichten verschiedener Personen erzählt, neben den Straftätern bekommen auch die Mitarbeiter und Opfer ihren Platz.
Die Geschichten sind durchweg gemischt und zeigen neben den überwiegend positiven Entwicklungen auch andere Seiten. Es zeigt welche Auswirkungen die Taten auf die Opfer haben, aber auch dass nicht jeder Straftäter es direkt im ersten Anlauf schafft, wieder auf die gerade Bahn zu kommen. Eines vereint jedoch alle: Die Unterstützung der Mitarbeiter ist oftmals ausschlaggebend, die hier in volles Herzblut in das Projekt stecken und auch danach noch für die jungen Männer da sind.

Die Geschichten sind alle sehr kurzgehalten, jedoch super angenehm zu lesen. Den Wechsel zwischen Opfer- und Tätergeschichten finde ich sehr gelungen und die fröhlichen Geschichten zwischendurch lockern das Ganze auf, sodass dieses Buch einen definitiv nicht runterzieht. Ich hätte gerne etwas mehr über das Seehaus erfahren. Zwar gibt es am Ende des Buches eine kurze Zusammenfassung, für mich waren es aber ein paar zu wenig Informationen. Da das Buch aber auch Lust auf mehr macht kann man sich als Interessierter auf der Website des Seehauses tiefergehend informieren.

Insgesamt handelt es sich hier um ein wirklich interessantes Projekt, das meiner Meinung nach zu wenig Bekanntheit außerhalb der betreffenden Region hat. Ich hätte mich über längere Geschichten und etwas mehr Informationen gefreut, kann das Buch aber aus vollstem Herzen empfehlen!

Bewertung vom 02.11.2023
Whitehall Manor (MP3-Download)
Anders, Marlena

Whitehall Manor (MP3-Download)


sehr gut

Wohlfühlort Internat
Florence lang ersehnter Wunsch wird endlich wahr, sie wird ihr letztes Schuljahr im Internat Whitehall Manor verbringen. Ihre Mutter hat dort gearbeitet, bevor ein tragischer Unfall sie aus dem Leben riss. Jahrelang hat ihr Vater ihr nicht erlaubt eben diese Schule zu besuchen, doch jetzt ist auch er tot und Florence möchte zurück an den Ort, von dem ihre Mutter immer so geschwärmt hat. Doch neben dem harten Kampf um wertvolles Stipendium kommen auch noch Zweifel daran auf, der der Tot ihrer Mutter damals wirklich nur ein Unfall war.

Marlena Anders überzeugt hier mit einem wundervollen Schreibstil und toll ausgearbeiteten Charakteren. Dabei gibt es die übliche Mischung aus fiesen Mitschülern, besten Freunden und der großen Liebe. Die Handlungen der einzelnen Personen sind für mich in Anbetracht ihres Alters nachvollziehbar. Die Ermittlungen rund um den Unfall von Florence Mutter ziehen sich zwar etwas in die Länge, was aber auch im Zusammenhang mit der Schule durchaus logisch erscheint, da es eben auch einen schulischen Alltag gibt.

Auch wenn der Verlauf der Geschichte für Vielleser sicherlich nicht überraschend ist, so war die Wendung am Ende für mich nicht komplett vorhersehbar. Ich mochte das Setting von Whitehall Manor und hab mit diesem Buch sehr angenehme Lesestunden verbracht. Auch fand ich die sich entwickelnde Liebesgeschichte sehr gelungen mit wenig Drama (aber das dann genau an der richtigen Stelle) und dafür ganz viel respektvollen Umgang! Für mich hat dieses Detail wirklich einiges ausgemacht, um mich in der Geschichte wohlzufühlen, denn ich mochte die offene Kommunikation auf Augenhöhe zwischen Florence und Arden sehr. Wer also Lust auf ein paar Stunden im Internat, inklusive Teenagerromanze und etwas Spannung hat, dem kann ich diese Buch auf jeden Fall empfehlen.

Bewertung vom 02.11.2023
Hope's End
Sager, Riley

Hope's End


sehr gut

Dunkles Familiengeheimnis in düsterer Atmosphäre
1929 erschütterte eine grausames Familiendrama „Hope’s End“. Die junge Lenora Hope wird beschuldigt ihre Familie getötet zu haben, bestreitet dies jedoch. Jahrzehnte später ist Lenora pflegebedürftig und die junge Kit wird eingestellt, um die Betreuung zu übernehmen. Diese ist jedoch misstrauisch und glaubt nicht wirklich an die Unschuld von Lenora. Als diese ihr alles mit Hilfe einer Schreibmaschine offenbare möchte, ist Kit zwiegespalten. Einerseits möchte sie gerne wissen, was damals in dem Haus passiert ist, andererseits löst die Geschichte auch ein ungutes Gefühl bei ihr aus.

Der Schreibstil ist fesselnd und so bildhaft, dass man sich fast fühlt, als würde man selbst durch die Gänge von Hope’s End streifen. Und das ist alles, aber kein gutes Gefühl. Die Atmosphäre ist düster und liest man das Buch an verregneten Herbsttagen, so wird die unheimliche Stimmung nur noch mehr verstärkt. Auch fühlt man sich oftmals in die Vergangenheit zurückversetzt, nicht nur wegen der Rückblicke auf die Geschehnisse von 1929, sondern auch, weil man das Gefühl hat, dass in Hope’s Ende die Zeit seit den Ereignissen stehen geblieben ist.

Die Geschichte wird überwiegend aus der Sicht von Kit erzählt, zwischendurch bekommt man aber auch immer wieder die auf der Schreibmaschine geschriebene Geschichte von Lenora zu Gesicht. Riley Sager gibt uns dabei immer häppchenweise weitere Informationen, damit man dem dunklen Geheimnis langsam auf die Schliche kommt. Dennoch ist nichts, wie es scheint, es ist nichts durchschaubar und bis zum Ende wird die Spannung hochgehalten. Ich wurde schnell in den Bann der Geschichte gezogen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr bin ich über die Seiten geflogen. Die Wendungen sind hochrasant und die Plot Twists unvorhersehbar. Das Ende lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits finde ich es großartig gelungen und alles ergibt einen Sinn und alles ist irgendwie miteinander verknüpft. Doch genau diese vielen Verknüpfungen waren mir teils ein wenig zu viel. Vor allem auf den letzten Seiten musste ich mich noch einmal konzentrieren, um bei allen Wendungen und Zusammenhängen mitzukommen.

Alles in allem hat mir dieser Thriller voller Geheimnissen und Düsternis sehr gut gefallen und wer gerne ein richtiges Gänsehautfeeling beim Lesen bekommen möchte, dem kann ich diese Buch auf jeden Fall empfehlen.