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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 633 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2024
Onyekas Superkraft / Academy of the Sun Bd.1
Okogwu, Tolá

Onyekas Superkraft / Academy of the Sun Bd.1


gut

Die «Academy of the Sun» - Reihe mit dem ersten Band «Onyekas Superkraft» erzählt von Onyeka, die als Solari ihre Superkraft in den Haaren entdeckt.

Besonders ist, dass Onyekas ungewöhnliche Gabe in ihren Haaren steckt (und sie sich danach übergeben muss). Allerdings verbirgt sich dahinter eine ganze Gemeinschaft von Solari mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Aufgaben zum Wohl des Landes Nigeria, die an der Academy of the Sun gelehrt werden. Ansonsten ist Onyeka ein ganz normales Mädchen, der es viel ausmacht, was andere über sie denken und die mit ihrer übertrieben beschützenden Mutter in London lebt. Viele Ideen erinnern an bekannte Fantasy-Bücher, wie die vier Häuser, die sich nach dem jeweiligen Ike richten, gemischt mit einer interessanten Lokalität und ein paar neuen Einfällen, wie dem künstlichen Intelligenzsystem, das alles kontrolliert. Geschrieben in der Ich-Perspektive weiß man immer nur so viel wie die Hauptfigur und es sind einige Informationen, die da anfangs auf einen einprasselt, wobei man stets den Eindruck einer langen Einführung hat. Dabei kommt selbst bis zu Hälfte keine richtig Spannung auf, weshalb das Buch einige Wochen nur rumlag und ich mich nicht zum Weiterlesen motivieren konnte. Irgendwie wollte kein Funke überspringen, alles wirkt so austauschbar und die Story war mir zu vorhersehbar. Es gibt ja Jugendbücher, die auch Erwachsene gut lesen können, aber dieses gehört nicht dazu. Die Zielgruppe könnte aber, gerade wegen der Perspektive, Onyekas nachvollziehbaren Gefühlen, und den modernen Einflüssen, ihren Spaß mit dem Buch haben.

Bewertung vom 19.05.2024
Insight - Dein Leben gehört mir
Wesseling, Antonia

Insight - Dein Leben gehört mir


gut

«Insight - Dein Leben gehört mir» zeigt anschaulich, wie die Realität und die Scheinwelt von Social Media aufeinander treffen. Valerie Sophie liefert seit Jahren eine erfolgreiche Show als Influencerin ab, „die nichts von dem zeigt, was in [ihrem] aufgewühlten Inneren tatsächlich vorgeht.“ Ihr neuer Duschschaum wartet auf die große Enthüllung, Verträge sind unterschrieben, aber dann bringt ein Starker sie aus der Balance und droht, ihre Geheimnisse und ihre Vergangenheit öffentlich aufzuwühlen. Schulfreund und Polizist Paul bietet Valerie Unterstützung an. Zwischen den beiden entwickelt sich eine romantische Beziehung, mit erotischen Szenen, die beinahe einen friedlichen Ausgleich schaffen, zu der steten und subtilen Anspannung. Eine gute Mischung, wenn alles gestimmt hätte.

Der einfache, flüssige Schreibstil und die fast ausschließliche Ich-Perspektive von Valerie machen es einfach, der Geschichte zu folgen. Lediglich ein paar Sitzungsprotokolle unterbrechen den Fluss. Dazu trägt auch der geradlinige und teilweise langatmige Handlungsverlauf bei. Man erlebt hautnah mit, wie zermürbend Stalking und Cybermobbing wirkt und bekommt eine Ahnung davon, wie die Social-Media-Bubble funktioniert, inklusive Konkurrenzdenken. Auch andere wichtige Themen finden Zugang, genauso wie ein paar kluge Gedanken, und die Dialoge wirken authentisch. Alles irgendwie solide, zum Ende hin steigt deutlich das Tempo, aber zu vorhersehbar für mich. Zwar gab es da den ein oder anderen Überraschungseffekt, aber der verpuffte schnell. Das Ende konnte mich leider gar nicht überzeugen. Ingesamt gut zu lesen, aber keine Empfehlung.

Bewertung vom 19.05.2024
Die Verlierer
Hammesfahr, Petra

Die Verlierer


sehr gut

Tatsächlich ist hier nichts, wie es scheint. Es ist ein Roman, der einen anderen Blickwinkel aufwirft, indem es um Rache und Gerechtigkeit geht. Die Ermittlungen von Rita Voss stehen nicht im Fokus, denn die Kapitel überwiegen, in denen Carli erzählt, bei dem sich irgendwann vorhersehen lässt, welche Rolle er einnimmt. Da kommt durchaus auch Spannung auf. Mir war gerade dieser Erzählstrang manchmal zu langatmig, andererseits gefällt mir wiederum der Aufbau und die Nachvollziehbarkeit, die durch die vielen Details entstehen. Diese frische Idee und der großartige Schreibstil haben mir gut gefallen. Es ist definitiv nichts, was man nebenbei hören kann, aber Frank Stieren passt mit seiner ausgeglichen Stimme wunderbar. Insgesamt ist es ein unterhaltsamem Spiel mit Vorurteilen, das zum Nachdenken anregt, und einem gelungenem Ende.

Bewertung vom 19.05.2024
Allzumenschliches
Meurisse, Catherine

Allzumenschliches


ausgezeichnet

«Allzumenschliches» ist eine gebundene Sammlung von über vierzig kurzen Graphic Novels von Catherine Meurisse in Großformat, die monatlich im französischen «Philosophie Magazin» erschienen. Sehr heiter, derb, modern und feministisch widmet sie sich, auf je einer Doppelseite, den größten Denkern der Geschichte und ihren bekannten philosophischen Theorien. Während in «Pitch» Aristoteles mit seinem Design begeistert, werden in «Die Schöne und das Biest » wahre Geschehnisse mit Aussagen von Nietzsche neu interpretiert, die Frau bestürzen. Der Schreibstil bringt es präzise auf den Punkt, was durchaus herausfordernd und komplex ist. Die überwiegend textreichen Sprechblasen und Dialoge sind wichtig, aber eigentlich sind es die Zeichnungen, die alle Blicke auf sich ziehen und den Humor unterstreichen. Catherine Meurisse ist es gelungen, in ihrem ganz eigenen Stil, manche philosophischen Ideen genial zu entzaubern und gleichzeitig mit Tiefsinn und Witz einen modernen Blickwinkel festzuhalten. Wunderbar unterhaltsam und ein hochwertiges Geschenk.

Bewertung vom 19.05.2024
A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1
Faizal, Hafsah

A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1


gut

„Warum die Welt retten, wenn man auch einfach Tee trinken kann.“

«A Tempest of Tea – Ein Hauch von Tee und Blut» ist der Auftakt einer düsteren Fantasy-Dilogie, und es geht um Rachedurst und einem Raubzug in einer korrupten Großstadt voller Menschen und Vampire. Erzählt wird die Geschichte aus drei Blickwinkeln der Diebe. Eine davon ist Arthie Casimir, der droht, ihr luxuriöses Teehaus „Spindrift“ zu verlieren. Sie stellt eine Crew zusammen, um mit dem Diebesgut ihr Teehaus zu retten.
Der erste Akt beginnt mysteriös und behandelt die Zusammenführung der Crew-Familie, sowie die Planung und Vorbereitung des Raubzugs, was die meisten Seiten des Buches in Anspruch nimmt. Hier kommt selten Spannung auf, vieles ist überflüssig und langatmig. Zumal die Zeit nicht genutzt wird, der Handlung mehr Struktur zu geben. Was die Protagonisten bewegt, bleibt undurchsichtig und geheimnisvoll. Besonders Archie verrät „niemals ein Geheimnis“, wie über die besondere Waffe „Calibore“ (ein cooles Detail). Auch die Motive der Diebe sind nicht ganz nachvollziehbar und so muss man sich einiges zusammenreimen. Ich wurde nicht so ganz warm mit der Handlung und den oberflächlichen Figuren, wobei mir einige Ideen gefallen haben. Auch die Romanzen wirkten unnatürlich konstruiert, was auch für manche Dialoge gilt. Das hinterließ alles einen faden Beigeschmack. Der zweite und dritte Akt sind deutlich temporeicher und halten noch überraschende Wendungen und einen abrupten Ende bereit. Hafsah Faizal überzeugt mit dem Schreibstil, einer düsteren Atmosphäre und einem vielversprechendem Worldbuilding, von dem ich mir noch mehr Details gewünscht hätte. Insgesamt wurde leider viel Potenzial für einen mitreißenden Auftakt, der Lust auf die Fortsetzung machen soll, verschenkt und es bleibt abzuwarten, ob sich der weitere Teil lohnt.

Bewertung vom 19.05.2024
Fest im Sattel
Hicks, Faith Erin

Fest im Sattel


ausgezeichnet

Victoria liebt Pferde und wechselt auf den Edgewood-Pferdehof, nachdem eine Freundschaft in die Brüche ging. Jetzt möchte sie sich nur noch auf ihre Pferdeleidenschaft konzentrieren. Als die quirlige Norrie die Neue willkommen heißen will, stößt sie daher auf Ablehnung und ist tief gekrängt. Gemeinsam mit ihren Freunden Sam und Heizel will sie Victoria fortan meiden. Ob sie trotzdem noch Freunde werden?
Der Zeichenstil überzeugt mit scharfen Linien, schönen Hintergründen und Deutlichkeit, was sich besonders in der Mimik und den prächtigen Pferden zeigt. Es braucht keine zusätzlichen Ergänzungen, die Bilder sprechen für sich. Die Anzahl der Sprechblasen war ausgeglichen und die Druckschrift war leicht zu lesen. Sehr schön fand ich die angenehmen Farbtöne und tollen Charaktere, die alles andere als oberflächlich sind. Besonders die kommunikative Norrie bringt Schwung in die Gruppe, aber ich mochte auch den einfühlsamen Sam, den einzigen Jungen auf dem Pferdehof, der von seinen Brüdern deshalb nicht ernst genommen wird. Es kommen nur wenige Erwachsene vor und alles wird aus der Sicht von Victoria und ihren Freunden erzählt. Dabei werden auch Ängste und Gedanken aufgegriffen, die authentisch sind. Das fand ich sehr gelungen und einnehmend. Auch die Pferde haben ihre schönen Momente. Man kann das Buch gar nicht aus der Hand legen und verschlingt es förmlich.

Fazit: Ein toller Einzelband, nicht nur für Pferdejungs und -mädchen, weil es nicht nur um Pferde und das Reiten geht, sondern vor allem um Freundschaft, Akzeptanz und verbindende Interessen. Vielleicht gibt es sogar irgendwann eine Fortsetzung. Große Empfehlung für Kinder ab 9 Jahren.

Bewertung vom 19.05.2024
Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1


gut

Gianna ist die junge Lokalreporterin, die beim Anblick der Leiche der Schock durchfährt. Sie hat mit dem Opfer noch vor kurzem eine schöne Zeit verlebt und war die Letzte, die ihn lebend gesehen hat. Zwei weitere Erzählstränge umfassen ihren Onkel Francesco „Der Marchese“ und Elvira, ihre Chefredakteurin. Sie recherchieren und stoßen auf dubiose Geschäfte und ein elitären Geheimbund.
»Was der See birgt« erfreut vor allem durch sein authentischen Lokalkolorit. Die Handlung blieb dabei leider zurück, obwohl es sehr vielversprechend klang. Der Krimi gewinnt erst im letzten Drittel an Tempo, weshalb ich einige Kapitel als unnötig langatmig empfunden habe, während der Schluss mehr Seiten verdient gehabt hätte. Es fehlt nicht an Spannung oder Verstrickungen, aber es fehlte mir an Nähe zu den Protagonisten und an erzählerischer Klarheit. Ingesamt eine gemischter Leseurlaub am Gardasee, der mich nicht für die Fortsetzung begeistern konnte.

Bewertung vom 19.05.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

„Völlig abgeschottet von der restlichen Welt. Und darin thronte, wie ein großes hässliches Vogelnest, das Baumhaus.“

Henrik und Nora leben eigentlich mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn in Greifswald. Als Nora erfährt, dass es im schwedischen Västernorrland noch das altes Haus von Henriks Großvater gibt, sieht sie es als Chance, ihrem Stalker zu entkommen. Henrik entdeckt im Wald ein Baumhaus und ihn suchen Erinnerungen heim, während Fynn von einem Mann erzählt, der ihm im Wald eine Puppe geschenkt hat und er schließlich verschwindet. Ein anderer Handlungsstrang erzählt von Rosa, die vom Tod und Verwesung fasziniert ist, und im Wald, bei ihren Grabungen nach Tieren, das Skelett eines Kindes findet. Und dann ist da noch die geheimnisvolle Marla, das wilde Waldmädchen, das in dem Baumhaus lebt und von einem Mann gefangen gehalten wird.

Vera Buck hat den Bullerbü-Traum platzen lassen, denn man sollte sein Haus auch in Schweden lieber abschließen. Die Handlung ist unvorhersehbar verstrickt und die Protagonisten machen einen nervenaufreibenden Albraum durch, der mitreißend und spannend, aus vier Ich-Perspektiven, erzählt wird. Ich habe das Hörbuch gehört und es war ein echter Genuss, weil jede Perspektive ihren eigene Stimme hat. Das macht es leicht, sich mitreißen zu lassen, weil den Emotionen sehr lebendig Ausdruck verliehen wurde. Noras Verzweiflung klingt mir jetzt noch in den Ohren. Ein atmosphärisches, emotionsgeladenes Hörerlebnis, bis zum Schluss spannend. Unbedingt mal reinhören.

Bewertung vom 19.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


ausgezeichnet

Dieser schöne Roman löst das Versprechen ein, das der wohlklingende Titel und das verheißungsvolle Cover machen. Erzählt wird aus drei Blickwinkeln in der dritten Person. Die gesellige Thea, die viele Jahre nach Portugal ausgewandert ist und nun mit zwei Ziegen in die Lüneburger Heide, auf einen Moorhof, zurückkehrt. Dort trifft sie auf ihren Vermieter, den nordisch kühlen Tierflüsterer Benno, der aus finanzieller Not vermietet und eigentlich wenig Lust auf Gesellschaft hat. Juli nimmt eine Auszeit und wandert nach Amsterdam, um ihren verstorbenen Großvater zu ehren. Die beiden Frauen bringen frischen Wind in Bennos Einsiedlertum, der seinen Problemen nicht mehr allein gewachsen ist, davor aber die Augen verschließt. Jeder von ihnen hat ein Sorgenpacket, aber zusammen ist alles leichter, oder?

Die Charaktere haben eine lebendige und tolle Dynamik, die mit zunehmender Seitenzahl immer mehr Raum einnimmt. Denn es geht um Freundschaft, Familie, Solidarität und den Neustart. Thea hat ihre ganz eigene gefühlvolle Art und Juli ist mutig und einfühlsam. Ich mochte auch die Feinheiten, die Wortwahl und klugen Sätze, oder das traumhafte Lokalkolorit und den „Soundtrack des Hofmorgens“, was vor allem in der ersten Hälfte zum Träumen einlädt. „Es war das pure Glück, hier zu sitzen.“ Das spürt man beim Lesen und es ist toll, durch die bildliche und nahe Schreibweise an diesen Ort zu reisen und mitzuverfolgen, wie drei Unbekannte zu Freunden werden und sich gegenseitig helfen. Dabei gibt es einige Überraschungen und ich empfand den Roman als angenehm mitreißend und vielseitig, ohne zu überfrachtet zu sein. Ein bisschen aus dem Leben gegriffen, ein bisschen dramatisch, zu Herzen gehend und durchweg unterhaltsam. Empfehlenswert, für eine wohlige Lesezeit.

Bewertung vom 19.05.2024
Windstärke 17
Wahl, Caroline

Windstärke 17


gut

«Windstärke 17» erzählt die Geschichte von Ida und wie sie eine schwere Zeit überwindet. Sie ist die Schwester von Tilda, die sich in «22 Bahnen» freischwamm. Tilda wohnt mit ihrer Familie in Hamburg und die Schwestern haben ein angespanntes Verhältnis. Für Ida beginnt ein neuer Lebensabschnitt, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Mit Wut, Trauer und Schuldgefühlen im Gepäck landet sie eher zufällig auf Rügen. Dort lernt sie Marianne und Knut kennen, bei denen sie wohnt und Lief, den DJ, den sie lieb gewinnt.

Geschrieben in der Ich-Perspektive ist man Idas Gedanken und Gefühlschaos ganz nah, stets nachvollziehbar. Die Handlung ist beinahe alltäglich, wirkt sehr real und authentisch. Das Besondere sind die Beobachtungen, die Feinheiten, die Einblicke in Idas innere Welt. Atmosphärisch geschrieben, taucht man in die Ostsee ein, spürt man Mariannes warme Ausstrahlung und die Wirkung. Mein Lesefluss kam an manchen Stellen ins Stocken: bei Wiederholungen, die erst in Idas Gedankenwelt eintreten und dann ausgesprochen werden, oder Dialogen, die mit Namen und Doppelpunkt aufgelistet sind. Das liegt mir nicht so. Es wirkt so unnatürlich. Davon abgesehen, hat mir die Tiefe gefallen, weil es eindrücklich um Trauerverarbeitung, dem Erwachsenenwerden, einer Schwesternbeziehung und zufälligen Begegnungen geht, die viel bewirken können. Kann man auch lesen, wenn man «22 Bahnen» nicht kennt.