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Bewertungen
Insgesamt 176 BewertungenBewertung vom 26.08.2024 | ||
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“Manchmal frage ich mich, warum wir so viel zurückblicken, warum wir die alten Geschichten erzählen”, Marius grub die Hände tief in den sandigen Boden. “Und an anderen Tagen denke ich, dass es Dinge gibt, die erzählt werden müssen, wir haben so vieles nicht in der Schule gelernt. Für die nächste Generation soll es anders sein.” (S. 147) |
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Bewertung vom 03.08.2024 | ||
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Jackie Thomae hat sich in ihrem neuen Roman dem Problemfeld “K(inder)-Frage” angenommen. Sie schreibt über erwachsene Frauen im Deutschland der Gegenwart und was diese Frage mit bzw. aus ihnen gemacht hat. Die Lebenswege der Frauen, die Thomae erzählt, kreuzen sich in diesem Roman. Wir haben also einen multiperspektivischen Erzählansatz, bei dem die Figuren abwechselnd aus deren Sicht das Geschehen schildern. Im Fokus steht dabei Marie-Claire (MC) Sturm, sie ist die Hauptfigur, zu der alle anderen Frauen, aus deren Sicht erzählt wird, in irgendeiner Beziehung stehen. Ihren Lebenslauf bekommen wir ziemlich detailgetreu geschildert. Zum Zeitpunkt des Beginns der Handlung ist sie 39, kinderlos und mit wechselnden Männern liiert bzw. Single. Sie steht als Radio-Moderatorin und Podcasterin mitten im Leben und setzt sich - nun langsam am Ende ihrer fruchtbaren Phase - mit der “K-Frage” auseinander. Ihr Problem ist vor allem die fehlende Beziehung kombiniert mit dem unbarmherzigen Nahen der Menopause, die sie von einem Wunschkind trennen: "Alles andere musste warten, bis dieser Felsbrocken aus dem Weg geräumt war. Doch was machte man, wenn man dafür einen anderen Menschen brauchte? Wo bekam man den her?” (81) Außerdem belasten sie die beiden Abtreibungen, die sie mit 17 und 29 hatte. Was wäre wenn? Welche Alternativleben geistern im eigenen Leben herum und blockieren einen? |
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Bewertung vom 27.07.2024 | ||
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Als ich dies hier schreibe, bin ich 42 Jahre alt. Wenn ich Glück habe und die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen in Deutschland von etwa 82 Jahren erreiche, habe ich die Hälfte meines Lebens bereits hinter mir. Ein Gedanke, der sich immer wieder anfühlt wie ein Schlag ins Gesicht und ich denke ihn in letzter Zeit ziemlich oft. Immerhin steht die zweite Halbzeit an - und danach: Schluss, Ende, Aus, Micky Maus. Und keiner weiß ja, ob ich sie bis zum Ende "durchspielen" werde, das kommt ja noch hinzu. Puh, ich kann nur sagen “Midlife Crisis” kicks hard. Es stellen sich halt so Fragen wie: Hat man genug erlebt? Passt man zu dem Leben, das man jetzt führt? Wie ist der Status Quo und was kriegt man in der nächsten und - OMG - letzten Hälfte noch unter? Eine deprimierende Halbzeitpause. Andererseits: Ich war eigentlich auch noch nie glücklicher in meinem Leben als ich es derzeit bin, irgendwie ist man angekommen. |
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Bewertung vom 22.07.2024 | ||
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“Sie sieht, wie das Pferd ein Ohr rotieren lässt, ohne den Kopf zu drehen, anscheinend horcht es auf etwas jenseits der beklommenen Stille [...] es hört den Tod, der in der ganzen Stadt mit offenen Armen wartet, den Tod, der darauf wartet, vom Himmel abgeworfen zu werden.” (S. 193) |
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Bewertung vom 04.07.2024 | ||
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Die Freundschaft zwischen einer heterosexuellen Frau und einem homosexuellen Mann ist ein beliebtes Motiv in der zeitgenössischen Popkultur, vor allem in Fernsehserien. Man denke nur an “Will & Grace” (die Serie wird im Buch zitiert) oder die Freundschaft zwischen Carrie Bradshaw und Stanford in “Sex and the City”. Daraus hätte man auch literarisch viel machen können, meines Erachtens ist das aber in “Die Sache mit Rachel” nicht geschehen. |
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Bewertung vom 11.06.2024 | ||
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Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten “Experienced” von Kate Young mit dem etwas kitschigen deutschen Untertitel “Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten” (Übersetzung: Christiane Sipeer) ist eine queere “Rom Com” - romantische Komödie - und will auch nichts anderes sein. Dauernd gibt es im Text Referenzen zum Thema “Rom Com”, vor allem zu den romantischen Komödien der späten 90er Jahre von Nora Ephron, wie “Email für dich”. Die fiktionale “Realität” des Romans wird dabei oftmals mit der Fiktion dieser Filme verglichen, also nach dem Motto “in der romantischen Komödie würde jetzt das und das passieren”. Wer also einen Text mit literarischem Anspruch erwartet, wird hier nicht fündig. Wer allerdings eine locker-leichte queere Lovestory sucht, vielleicht für den Urlaub, darf hier getrost zugreifen. |
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Bewertung vom 23.05.2024 | ||
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Für alle, die die Serie nicht kennen, ein kurzer Überblick: Der in London lebende Schriftsteller Anthony Horowitz (geboren 1956) gehört zu den kommerziell erfolgreichsten und produktivsten Autor:innen Großbritanniens. Er hat zahlreiche Romane, Krimis, Kinder- und Jugendbücher sowie auch Drehbücher für Film- und Fernsehen und Theaterstücke geschrieben. Seine Ehefrau Jill Green besitzt eine Produktionsfirma. Sie haben zwei erwachsene Söhne, von denen der eine als Berater für den britischen Premier Rishi Sunak arbeitet. |
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Bewertung vom 21.05.2024 | ||
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“Die Tage des Wals”, der Debütroman der britischen Autorin Elizabeth O'Connor, für den Blessing-Verlag übersetzt von Astrid Finke, ist etwas ganz Besonderes. Es ist ein historischer Roman, der im Jahr 1938 auf einer fiktiven, acht Kilometer vor der walisischen Küste gelegenen Insel spielt. Er erzählt uns einen Ausschnitt aus dem Leben der 18-jährigen Ich-Erzählerin Manod Llan. Sie lebt mit ihrem Vater (der durchgehend “Tad” genannt wird), einem Küstenfischer und ihrer sechs Jahre jüngeren Schwester Llinos in einer der wenigen bewohnbaren Steinhütten der Insel, die Mutter ist vor Jahren verstorben. Insgesamt setzt sich die spärliche Insel-Bevölkerung aus 15 Männern, 20 Frauen und 12 Kindern zusammen. Sie leben vor allem von der Fischerei. Das Leben geht seinen gewohnten Gang, bis im Herbst 1938 ein Wal strandet und die abergläubischen Bewohner:innen der Insel in Aufruhr versetzt. Auch für Manod, die von einem Leben auf dem Festland träumt, aber ihrer Schwester zuliebe noch auf der Insel bleibt, verändert sich etwas in dieser Zeit: Die englischen Forschenden Edward und Joan kommen für einige Monate auf die Insel, um für ein Buch ethnologische Studien zu betreiben. Manod soll ihnen als Assistentin und Übersetzerin aus dem Walisischen dienen. Doch die beiden Fremden werden bald mehr als nur Arbeitgebende für Manod. Wird sie mit ihnen zusammen ihre Heimat für immer verlassen? |
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Bewertung vom 15.05.2024 | ||
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In “Das Gegenteil von Erfolg”, dem Debütroman der australischen Autorin Eleanor Elliott Thomas (übersetzt von Claudia Voit) geht es um eine Frau, 39, namens Lorrie. Sie lebt mit ihrem Mann Paul in einer Vorstadt von Melbourne und arbeitet seit vielen Jahren bei der Stadtverwaltung. Sie hat zwei Mädchen (2 und 6 Jahre) und eigentlich könnte ihr Leben glücklich sein. Aber das ist es nicht, denn sie versucht als Working Mom zwischen Job und Familie hin- und her zu jonglieren, wie so viele Frauen um die vierzig das müssen. Bei der Stadtverwaltung leitet sie ein Projekt namens “Green Cities”, wo es um Stadtbegrünung geht und dabei arbeitet sie mit dem zwielichtigen Geschäftsmann Sebastian Gulp zusammen, der das Projekt finanzieren soll. Das wiederum stößt ihrer besten Freundin, der Dokumentarfilmerin und Künstlerin Alex, sauer auf, die Kontakte zu einer radikalen Umweltgruppe hat, die es genau auf diesen Sebastian Gulp abgesehen hat. Und dann kommt es auch noch zu Liebesverwirrungen rund um Ruben, den Anwalt von Gulp und Lorries Ex-Freund und um dessen Frau Zoe… |
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Bewertung vom 07.05.2024 | ||
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"Hoch über ihren Köpfen gleitet geräuschlos eine weiße Eule über den schwarzen Himmel. Ein Schatten. Ein Geist. Ein Vorbote des Todes. Niemand bemerkt sie.” (S. 158) - Gänsehaut! |
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