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Sissidack
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Oberweid

Bewertungen

Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2023
Seventeen / Die Seventeen Reihe Bd.1
Brownlow, John

Seventeen / Die Seventeen Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Wie sich schon in der Leseprobe abzeichnete, hat sich ein toller Thriller mit diesem Buch vorgestellt. Von Anfang bis Ende, war ich gefesselt von der Handlung. Obwohl die Charaktere nicht tiefgreifend analysiert sind, lässt sich vermuten, wie Seventeen zu seinem eiskalten Beruf kam. Schwere Kindheit (oft nur ein Klischee) ist auch hier wieder die Hauptursache. Trotz seiner Skrupellosigkeit kam ich nicht umhin, ein wenig Sympathie für ihn zu empfinden. Wie schmutzig die Wege, Verbindungen, Machenschaften und menschenverachtenden Intrigen der Geheimdienste weltweit sind, wird bestätigt. Was mir besonders aufgefallen ist, ist schwierig zu beschreiben. Gefährliche Situationen, die es in der Handlung ausreichend gibt, sind so gut stilistisch dargestellt, dass ich sie mir bildlich vorstellen konnte. Wie in Zeitlupe läuft so eine Episode in meiner Vorstellung ab. Das ist einfach absolut gekonnt. Ich kann dies nicht hoch genug bewerten und lobend ansprechen. Auch das Zusammentreffen der beiden Rivalen Sixteen und Seventee entwickelt sich ganz anders als erwartet. Ich bin begeistert. Absolut alle Daumen hoch. Das Cover ist nicht schön, aber absolut treffend, was sich erst erkennen lässt, wenn man den Thriller gelesen hat.

Bewertung vom 08.03.2023
Das Gold der Küste
Voss, Isabel

Das Gold der Küste


ausgezeichnet

Der Roman ist, mit wenigen Worten gesagt, erstklassig. Stilistisch ist das Werk wirklich gut ausgearbeitet. Inhaltlich kann der Leser direkt in die Verhältnisse der Nordseestadt Rungholt und das Leben seine Bewohner eintauchen. Damit ist gemeint, die Charaktere sind sehr schön bearbeitet und bestens vorstellbar. Ausgenommen der Heiler und Schamane Eyk bleibt ein Mysterium. Um auf den Lehrgehalt des Romans einzugehen folgendes. Er ist eine gelungene Symbiose aus Phantasie und geschichtlicher Überlieferung. Die Menschen sind schon damals davon überzeugt, dass sie sich alles erlauben dürfen. Auch sie nutzen die Natur, ohne Rücksicht auf Verluste aus. Warnungen von klugen vorausschauenden Mitbürgern werden ignoriert. Erst als es zu spät ist, kommt das böse Erwachen. Missgunst, Neid, Größenwahn, Hinterlist aber auch Liebe, Treue, Loyalität und die Bereitschaft auch Opfer zu bringen bekämpfen sich über die ganze Handlung hinweg. Im letzten Drittel erreicht die Spannung ihren Höhepunkt. Der Überfall eines großen Heeres auf die Stadt Rungholt scheint das Ende der Stadt zu besiegeln. Durch Klugheit, Mut und Verhandlungsgeschick sowie einer Prise Dreistigkeit kann die junge Exbürgermeisterin Fenna das Schlimmste abwenden und Frieden erwirken. Das war menschliches Können. Es nutzt jedoch nichts gegen die Naturgewalten, die seit Jahren von den Küstenbewohnern unterschätzt wurden. Eine Sturmflut, die es tatsächlich 1362 gegeben hat, verschlingt die Stadt (auch das ist belegt) und die in der Umgebung liegenden kleineren Gehöfte und Dörfer. Das muss furchtbar gewesen sein. Ein Teil dieses Grauens kommt im Roman tatsächlich zum Tragen. Ich bin jedoch beruhigt aus der Handlung gegangen. Eine kleine Gruppe von Menschen hat überlebt. Im Roman bauen sie sich eine neue Heimat auf. Im Roman wird diese Husum genannt. Das Cover ist sehr schön, die Handlung ist sehr gut, der Stil ist bestens – also volle Punktzahl für „Das Gold der Küste“.

Bewertung vom 28.02.2023
Uns bleibt immer New York
Miller, Mark

Uns bleibt immer New York


ausgezeichnet

In dem Werk von Mark Müller fließen tiefe Liebe, Geheimnisse aus der Vergangenheit, Stalking, tiefe und feste Freundschaft aber auch Gewalt und das Wissen um eine tödliche Krankheit in einer absolut gekonnten Symbiose zusammen. Neben der Handlung wird immer wieder die große Liebe des Autors zu New York deutlich. Lichtermeer, wahnsinnig Panoramen, das Leben und die Dynamik auf den Straßen zeigen dies. Aber auch Beschreibungen von Wegstrecken, versteckte Lokale mit kulinarischen Köstlichkeiten usw. usw. beweisen seine Kenntnis in diesem Milieu. Das Verständnis und der Einblick für und in die Welt der Malerei zeigt der Autor ebenfalls. (Leider bin ich auf diesem Gebiet ein totaler Laie.) Die Liebesgeschichte, die hier erzählt wird, fesselt den Leser zweifellos. Lorraine und Leo – diese beiden Menschen lieben sich bis zur Aufgabe. Viele mysteriöse Ereignisse stehen ihrem gemeinsamen Leben im Weg. Doch alles kann irgendwie be- und verarbeitet werden. Bis dann die Nachricht von der unheilbaren Krankheit, die Leo in ihren Fängen hält, ins Spiel kommt. Leo erliegt dieser. Doch ein Stückchen dieser großen Liebe macht das Leben auch nach seinem Tod lebenswert. Lorrain und Leo haben einen gemeinsamen Sohn. Er wird seinen Vater nie kennenlernen und trägt doch sein Vermächtnis weiter. Ich finde diesen Roman einfach sehr schön. Ich empfehle allerdings, ihn nicht vor dem Schlafengehen in die Hand zu nehmen. Ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen und die Nacht war viel zu kurz! Das Cover spiegelt viele der Gefühle wider, die den Leser während der Geschichte auch bewegen.

Bewertung vom 04.02.2023
Macht
Furre, Heidi

Macht


gut

Der erste Eindruck, dass es sich um eine Horrorgeschichte handelt, hat nicht zugetroffen. Jedenfalls nicht im langläufigen Sinn. Für unsere Protagonistin hat sich der Horror schon vor langer Zeit vollzogen. Sie wurde vergewaltigt. Obwohl nie genau auf dieses Ereignis eingegangen wird, bleibt für den Leser das Gefühl, ein solches Erlebnis kann nie ganz verarbeitet werden. Gleichgültig ob psychologische Betreuung erfolgt oder nicht. Unser Opfer ist Mitte dreißig, Altenpflegerin, scheinbar recht hübsch, sehr auf ihr Erscheinungsbild bedacht und Mutter zweier Kinder. Ihr Mann erfährt erst im Laufe der Handlung von dem schrecklichen Erlebnis, das Liv in ihrer Jugend hatte. Sie versucht ständig, das Erlebte zu verdrängen. Analysiert den Ablauf jedoch immerzu von verschiedenen Seiten. Kämpft mit sich, ob sie ihrem Vergewaltiger offen gegenübertreten soll, um ihn zu brüskieren, verwirft diese Möglichkeit immer wieder. Die Erniedrigung, in dieser Nacht jede Macht über sich verloren und die Gestaltung ihres weiteren Lebens verloren zu haben, macht Liv angreifbar. Sie gibt sich selbst die Schuld, gibt dem Mann die Schuld und kann sich so nicht befreien. Ständig wird sie durch irgendwelche Banalitäten im Alltag an dieses Erlebnis erinnert. Sie kämpft. Am Ende unternimmt sie mit einer Freundin eine Reise nach Italien. Dort scheint sie für kurze Zeit zu entspannen. Ob diese Zeit reicht? Der Roman ist definitiv keine leichte Literatur. Der Leser muss sich einfühlen, kann nur so die Tragweite des Erlebnisses einer Vergewaltigung nachvollziehen. Wie viele Leben von Frauen auf diese Weise wohl vergiftet sind. Ich wage gar nicht darüber nachzudenken. Das Buch kommt als kleines Werk mit nur 173 Seiten daher. Das Cover in unaufdringlicher Farbe mit dem Titel „MACHT“ und Scherben eines Lebens (was erst nach Ende des Lesens klar wird) ist absolut treffend. Der Stil ist teilweise etwas verwirrend und kompliziert. Die Seiten am Anfang und Ende der Handlung mit der jungen Frau, der Schusswaffe und dem chaotischen Umfeld, zeigen genau den seelischen Zustand von Liv. Ganz tolle Darstellung!

Bewertung vom 22.01.2023
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


ausgezeichnet

Das Büchlein hat es in sich. „Der Inselmann“ ist eine Lektüre, die nicht einfach einzuordnen ist. Ich lese gerne Romane, die viele, viele Seiten haben. In diesen kann ich mich immer gut in die Charaktere einfühlen. „Der Inselmann“ hat gerade einmal 171 Seiten. Jede dieser Seiten hat es in sich. Ich habe noch nie eine Geschichte gelesen, die mit so viel Einfühlungsvermögen in die Gefühlswelt eines kleinen Jungen, verfasst wurde. Der kleine Hans ist ein sehr sensibles Kind. Er wird durch andere Kinder gehänselt, ja sogar geschlagen. Er hat nur einen Freund, ist oft allein und sieht die Welt mit ganz anderen Augen als Kinder in seinem Alter. Was er dabei für Gedanken hat, ist unglaublich! Seine Eltern scheinen charakterlich ihrem Sohn ähnlich zu sein, verstehen ihn trotzdem nicht. Sie lieben ihn, können es aber nicht zeigen. Dann kommt der Umzug auf die einsame Insel. Unser kleiner Hans freut sich. Hier ist er ganz für sich. Er liebt die Einsamkeit und sein neues Reich. Doch gesellschaftliche Normen reißen ihn aus seiner geliebten Umgebung. Er wächst heran, stumpft ab und bleibt trotzdem der tiefsinnige, verschlossene und trotzdem für den Leser liebenswerte Junge. Ich werde nicht weiter auf den Inhalt eingehen, muss aber noch etwas zum Stil des Autors sagen. In einfachen Worten, mit aneinandergereihten Wortgruppen werden Gefühle und Einblicke für den Leser geweckt, wie ich sie mir nicht vorstellen konnte. So viel Mitgefühl, so viel Verständnis und das Können mit unserer deutschen Sprache umzugehen ist genial. Ich finde das toll. Das Ende hat mich dann noch einmal vor eine mentale Hürde gestellt. Bin ich traurig, bin ich hoffnungsvoll? Ich weiß es, auch einige Tage nachdem ich das Buch ausgelesen habe, nicht. Nur eines weiß ich, ich musste einige Tränen hinunterschlucken. Das Cover hätte mich nicht dazu animiert, das Buch in die Hand zu nehmen.

Bewertung vom 10.12.2022
Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
Lin, Tom

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu


gut

Ming Tsu ist ein schwieriger Charakter, der von Tom Lin mit viel Aufwand ausgearbeitet ist. Die Handlung ist in vielen Passagen fast als phantastisch zu bezeichnen. Ausgeprägte Landschaftsbeschreibungen nehemn einen Großteil des Thrillers ein. Nachdem ich mich eingelesen hatte, war der Schreibstil angenehm. Ich glaube nicht, dass viel Realität verarbeitet wurde. Das finde ich schade.

Bewertung vom 03.12.2022
Wintersterben
Krüger, Martin

Wintersterben


ausgezeichnet

Mein Eindruck aus der Leseprobe hat sich voll und ganz bestätigt. Der Thriller ist mitreißend. Endlich habe ich einmal einen deutschen Schriftsteller gefunden, der erstklassige Thriller schreibt. Martin Krüger hält, bis auf wenige Passagen eine sagenhafte Spannung in der Handlung aufrecht. Eigentlich sehe ich vor meinem inneren Auge für dieses Genre sowie für Krimis immer so eine Art Spannungskurve vor mir. Diese steigt, sinkt wieder etwas ab, springt zu einem Höhepunkt, fällt ab usw. Herr Krüger hat das nicht geschafft. Er bleibt zu 85 Prozent auf hohem Level. Einfach toll! Der Großteil der Charaktere ist gut vorstellbar dargestellt. Allerdings ist Ravelli eine Frau, die ich mir im normalen Leben einfach nicht vorstellen kann. Sie bewegt sich in total anderem Umfeld. Ravelli ist eben eine Powerfrau. Sie ist total abgebrüht, beherrscht und kann eiskalt reagieren. Trotzdem zeigt sie ab und zu doch auch einen Funken Mitgefühl und ein ganz klein wenig Nerven. Abschließend doch noch eine klitzekleine Kritik. Den Schluss fand ich unspektakulär. Das ist aber im Verhältnis zum Gesamtwerk total nebensächlich.

Bewertung vom 27.10.2022
Die Meerjungfrau von Black Conch
Roffey, Monique

Die Meerjungfrau von Black Conch


sehr gut

Ich las und dachte. Ich las und dachte um. Textstellen stellten mich vor ein Problem. Was ist hier gedruckt? Sind das alles einfache Druckfehler. Nein, das kann nicht sein. Weiterlesen! Dann stehen da Fragmente von Sätzen. Gar nicht so einfach! Hätte ich nur gleich die Nachbemerkung der Übersetzerin gelesen. Denn ab da war alles klar. Tiefes Einfühlen in die Mentalität der Inselbewohner und deren Sprache ist die Ursache. Spätestens ab jetzt ist der Roman eine angenehme Herausforderung. Die Handlung balanciert zwischen Märchen, Phantasie, Sagen und realen zwischenmenschlichen Beziehungen. So brutal im ersten Drittel Sportangler auftreten, so liebevoll und vorsichtig nehmen sich Inselbewohner der doch eher schwierigen Meerjungfrau an. Alles läuft auf einen märchenhaften Ausgang hin. Doch nein, weit gefehlt! Jetzt wurde ich nochmals gefordert. In mir bekämpften sich Traurigkeit und Erleichterung. Ganz am Ende dann der kleine Lichtblick: Die große Liebe zwischen der Meerfrau und ihrem menschlichen Retter hat in jedem Jahr einmal eine kleine Chance. Die Geschichte ist schön, phantastisch, sehr emotional. Sie reißt aber auch die geschichtlichen Probleme der karibischen Inselwelt an und geht auf die Narben ein, die sich in den Menschen tief eingegraben haben. Da ist noch kein Verzeihen zu bemerken. Eher wird die Vergangenheit von unvernünftigen Mitmenschen immer wieder aufgewühlt. Dies bringt Unzufriedenheit, Abkapselung, ja sogar Hass zum Ausbruch. Jeder Leser, der nicht nur leichte Literatur mag, hat sich mit dem Kauf dieses Romans einen großen Gefallen getan. Das Cover gefällt mir nicht so gut. Der einfach schwarze Buchdeckel wirkt elegant.

Bewertung vom 20.10.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Das Buch hat mich fasziniert. Ich wusste so gut wie nichts über die Samen,geschweige denn über ihre existenziellen Probleme. Hier wird aufgeklärt. Liebe zu ihren Tieren, der Natur und nicht zuletzt der Zusammenhalt zwischen den Familiengruppen werden sehr gefühlvoll und nachvollziehbar aufgezeigt. Ich bin begeistert.

Bewertung vom 08.10.2022
Unsterblich sind nur die anderen
Buchholz, Simone

Unsterblich sind nur die anderen


sehr gut

Ganz anders als die Leseprobe vermuten ließ, hat sich der Roman entwickelt - jedoch nicht zu seinem Nachteil. Nachdem die beiden Frauen aufgebrochen sind, um drei Freunde zu suchen, wird die Handlung plötzlich, ja wie soll ich sagen, wunderlich. Die drei Männer sind an Bord einer Fähre. Sie erscheinen genau wie immer, aber auch total verändert. Ruhiger, ausgeglichener und total zufrieden mit ihrem jetzigen Leben auf der Fähre. Genau auf diesem Schiff ereignen sich immer mehr mysteriöse Vorkommnisse. Die Crew ist freundlich, höflich und entspannt. Die Fahrtstrecke verläuft genau nach Plan, kein Sturm bringt die angenehme Atmosphäre auf dem Schiff ins Wanken. Die beiden Freundinnen unternehmen Landgänge. Ihre drei männlichen Bekannten weigern sich jedoch strikt, das Schiff zu verlassen. Nun wird es noch unerklärlicher. Zum Inhalt möchte ich jedoch nicht mehr sagen, die Spannung soll ja nicht genommen werden. Achtgeben muss der Leser um den Anschluss innerhalb der Zeitsprünge nicht zu verpassen. Zu Beginn habe ich wirklich zurück geblättert und nochmal nachgelesen. Wirklich nur zum Beginn. Dann hatte ich die Gedankengänge der Autorin verstanden. Zwischendurch und zum Ende hin häufiger treten eigenartige Dialoge auf, die mir zuerst Kopf zerbrechen bereiteten. Sie fordern Aufmerksamkeit, tragen bei späterem Überdenken sehr zum Verständnis der Handlung bei. Insgesamt gesehen ist der Roman nicht einfach zu lesen. Sprunghaftes Umdenken ist über die gesamte Handlung erforderlich. Alle Register der Schriftstellerei scheinen hier gezogen zu sein – will sagen: moderne Probleme, vergangene Erlebnisse von sehr verängstigen Menschen, Liebesbeziehung, mythische Wesen und deren Einfluss auf gestresste Menschen und um dem allen die Krone aufzusetzen, ein glücklicher Ausgang, welcher traurig macht. Die Logik in dieser Rezension ist erst erkennbar, wenn das Buch gelesen wurde. Echt! Der Schreibstil ist nicht einfach aber anregend. Das Cover ist treffend.