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Benutzername: 
Tamala03
Wohnort: 
Hanau

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2021
Das Schweigen brechen
Föllmi, Gisela

Das Schweigen brechen


ausgezeichnet

Erschreckend und bewegend

Es gibt Themen, die sind so unglaublich und so grauenvoll, dass man erst gar nicht darüber spricht, weil jede Thematisierung unangenehm ist.

Hierzulande wird ca. jedes zehnte Kind bis zum Teenageralter mindestens einmal Opfer sexueller Gewalt, in jeder Klasse haben wir also statistisch gesehen 3 betroffene Opfer.
Die Dunkelziffer ist vermutlich viel höher. Das liegt vor allem daran, dass die Opfer schweigen, ihre Leiden oft nicht greifbar sind, man vielleicht irgendwie den Verdacht hat, dass etwas nicht stimmt, aber nicht erkennen kann, was eigentlich geschieht. Und falls wirklich ein Opfer sich wagt, zu sprechen, muss es sich (ebenfalls statistisch gesehen) an 7 verschiedene Personen wenden, bis die Anschuldigung ernst genommen werden und endlich irgendwer versucht, zu helfen.
Die Autorin teilt mit uns ihre grauenvolle und bewegende Geschichte, die Fassungslosigkeit und Entsetzen auslöst. Sie selbst wurde seit dem Alter von 7 Jahren schwer sexuell missbraucht, von der eigenen Familie aber auch von Fremden mit Wissen und unter Organisation der Eltern. Sie versucht, ihr schweres Trauma mit Hilfe ihrer Biographie zu verarbeiten und schreibt sich von der Seele, was sie erleben musste.
Wir lernen die Strategien der Täter*innen kennen, die den Wunsch nach Liebe und Geborgenheit eines kleinen Mädchens ausnutzen und es durch Gewalt und seelische Grausamkeit brechen. Zum Schweigen verdammt, wächst Gisela zu einer zutiefst verunsicherten und gebrochenen Frau heran, die nicht in der Lage ist, ein erfülltes Leben zu führen.
Eindringlich schildert die Autorin, wie sie versucht, ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben und wie viel Kraft es sie kostet, ihr jahrzehntelanges Schweigen zu brechen und ihr Trauma aufzuarbeiten. Die Misshandlungen ihrer Kindheit sind auch für die Leser*innen nahezu unerträglich und die Taten sowie auch die Tatenlosigkeit der Erwachsenen skandalös.
Wir wissen heute, dass die meisten Kinder, denen ähnliche Dinge widerfahren sind, nicht in der Lage sind, sich zu offenbaren und wenn überhaupt, erst als Erwachsene über den Missbrauch sprechen können. Der Druck der Täter, Angst und persönliche Abhängigkeiten sind oft zu stark. Außerdem wissen die meisten nicht einmal, was ihnen geschieht, weil das Urvertrauen in die Täter, wenn sie aus der eigenen Familie stammen, ihnen vermittelt, dass das alles wohl "normal" sei.
Umso mehr können wir alle aus dem Buch lernen. Lernen, genauer hinzusehen, nachzufragen, einen Verdacht nicht zu ignorieren und Kindern zuzuhören. Wir müssen ihnen Glauben schenken, wenn sie zu uns sprechen, wir dürfen nicht zulassen, dass so etwas in unserer Nähe geschieht und wir dürfen nicht akzeptieren, dass Täter unbehelligt bleiben.
Was mich besonders entsetzt hat, ist die riesige Anzahl der Täter in dem Buch, die mich befürchten lässt, dass Pädophilie so viel häufiger in unserer Gesellschaft anzutreffen ist, als man das erwarten würde. Oder hatte Gisela nur unfassbares Pech, wenn sie gleichzeitig Opfer von Vater, Mutter, Stiefvater und Arbeitskollegen ihres "Papis" wird? Ich kann das fast nicht glauben und denke, dass im Verborgenen noch viel mehr unerkannte Täter leben.

Fazit: Das Buch ist wichtig, um uns die Augen zu öffnen, aber es ist grausam und es tut weh zu lesen, was Erwachsene der kleinen Gisela angetan haben. Dennoch sind solche Bücher nötig, um uns dazu zu zwingen, hinzuschauen.

Bewertung vom 01.12.2021
Die unglaublichen Erlebnisse des Sevy Lemmots (eBook, ePUB)
Gorat Stommel, Yves

Die unglaublichen Erlebnisse des Sevy Lemmots (eBook, ePUB)


sehr gut

Der angehende Maler Sevy Lemmots glaubt, den Glücksgriff seines Lebens gemacht zu haben, als er für wenig Geld eine Villa ersteht, die dafür bekannt ist, bei Künstlern besonders kreative Schaffensperioden auszulösen. Warum sein Vorgänger nach recht kurzer Zeit diesen Wohnort mit der Psychiatrie eingetauscht hat, bemerkt er direkt nach seinem Einzug, denn das neue Haus wird bereits von zahlreichen seltsamen Wesen bevölkert, die für unglaubliches Chaos sorgen. Bald warten aber noch viel beängstigendere Bedrohungen auf Sevy, denn nicht alle Geisterwesen in seiner Umgebung sind harmlos.

Das Buch des Autors Y.G. Stommel ist humorvoll geschrieben und bietet Spaß für zahlreiche vergnügliche Lesestunden. Er lässt uns auf Kobolde, Zwerge, Leprechauns und Pixis treffen und entwirft geschickt eine witzige Erzählung, die die Leser*innen aus dem grauen Alltag in eine Welt entführt, in der mystische Wesen Realität sind. Die charmanten Geisterwesen sorgen für witzige Momente und wachsen beim Lesen schnell ans Herz.

Die Geschichte eignet sich für etwas ältere Kinder (so ab 11 Jahren), Jugendliche und Erwachsene, die gerne humorvolle Fantasy lesen.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 01.12.2021
Blau-Auge
Mittler, Jasna

Blau-Auge


ausgezeichnet

Brillant erzählte Reise eines Edelsteins
Die außergewöhnliche Geschichte eines wertvollen Edelsteins, brillant erzählt von Jasna Mittler

Hanna hat ihren Vater verloren und kehrt mit einem Versprechen zurück in ihr ehemaliges Elternhaus. Sie möchte eine Skulptur eines französischen Gelehrten fertigstellen, die ihr Vater begonnen hat, aber nicht mehr vollenden konnte. Bald schon macht sie zufällig eine ungewöhnliche Entdeckung und begibt sich auf die Spuren eines lange verschollenen Edelsteins.

Jasna Mittler erzählt in "Blauauge" unter anderem einfühlsam die Geschichte einer Verbindung zwischen Vater und Tochter, die von Konflikten, aber auch tiefer Liebe geprägt ist. Sprachlich nimmt sie den Leser mit in die Welt einer Kunst, die den wenigstens vertraut sein dürfte, beim Lesen konnte ich den Basalt förmlich spüren und den Staub der bearbeiteten Skulptur riechen. Die Handlung des Romans entführt uns in verschiedene Jahrhunderte, die geschickt durch das Motiv des Edelsteins und der Bildhauerei verbunden werden und wir verfolgen die Geschichte "Blauauges" parallel zum Schicksal Hannas und erhalten so Einblicke in Vergangenheit und Gegenwart der Protagonisten und Protagonistinnen. Die Autorin vermischt hierbei reale historische Persönlichkeiten und Ereignisse geschickt mit Fiktion und dezenten fantastischen Elementen, die aus dem Roman etwas ganz Besonderes machen.

Für wen ist das Buch geeignet?

Für Freunde schöner Sprache und Literatur, die auch mal etwas anspruchsvoller sein darf. Hier erwartet uns keine actionreiche Handlung, sondern eine fein ausgearbeitete Geschichte mit zahlreichen Facetten.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2021
606
Fox, Candice

606


ausgezeichnet

Hochspannung von der ersten bis zur letzten Seite.

Der neue Thriller der Autorin Candice Fox bietet Spannung für alle Fans gut geschriebener Action-Krimis.
Von einer Sekunde auf die andere steht die Welt in ganz Nevada Kopf: Ein Hochsicherheitsgefängnis in der Wüste öffnet seine Tore, um einer Katastrophe zu entgehen, und plötzlich sind 606 der gefährlichsten Männer der USA auf der Flucht. Vergewaltiger, Mörder, psychopatischer Serierkiller und Neonazis verteilen sich in unterschiedlichen Richtungen und müssen so schnell wie möglich wieder eingefangen werden, um die Bevölkerung zu schützen. Unter ihnen befindet sich auch John Kradle, der wegen Mordes an seiner Familie im Todestrakt eingesessen hat und nun seine Unschuld beweisen will. Doch die Aufseherin Celine Osbourne, die selbst ein dunkles Geheimnis verbirgt, ist ihm schon dicht auf den Fersen.

Der Thriller beginnt bereits auf der ersten Seite mit Hochspannung und lässt die Leser*innen bis zu letzten Seite nicht mehr los. Candice Fox schreibt in einem mitreißenden Erzählfluss und lässt einem kaum Zeit, Luft zu holen, während sie ihre Verbrecher und Helden/Heldinnen von einer Katastrophe zur nächsten schlittern lässt. Obwohl wir viele Protagonisten und Protagonistinnen präsentiert bekommen und die Handlung von einem zum anderen springt, entsteht kein Bedauern darüber, wenn man eine der Figuren kurz verlassen muss, weil der nächste Abschnitt bereits wieder so spannend beginnt, dass man sofort auch in die neue Handlung wieder gleich eingebunden ist.
Einzelne Passagen sind wirklich harte Kost, die Autorin nimmt uns mit in die Gefühlswelt von Menschen, die unermessliches Leid und Schmerz erfahren haben, aber auch in die Psyche derjenigen, die solches Leid zugefügt haben. Und das macht sie wirklich sehr überzeugend.
Die Haupt,- und Nebenfiguren sind sehr gut ausgearbeitet, die Protagonistinnen sind beeindruckend starke Frauen, wenn auch in einem Fall recht hart und nicht unbedingt sympathisch. Auch die Verbrecher haben ihre eigenen Geschichten und sind nicht einfach austauschbar, einige von ihnen sind schon während des Lesens zum Fürchten schrecklich und man meint sie, leibhaftig vor sich zu sehen.

Ich empfehle das Buch uneingeschränkt für Freunde actionreicher Thriller und spannender Literatur.

Bewertung vom 20.11.2021
Auf fremden Beinen
Buer, Conrad de

Auf fremden Beinen


ausgezeichnet

Über medizinische Moral, Selbstwahrnehmung, Triebe und Kafka
Der Roman „Auf fremden Beinen“ des Autors Conrad de Buer besticht durch seine gelungene Sprache und seinen irrwitzigen Inhalt.

Konrad ist jung und führt eine Beziehung mit gleich zwei Frauen, hat einen guten Job und ist auch ansonsten zufrieden mit sich und der Welt, bis ihn eines Tages ein so ungewöhnlicher Unfall ereilt, dass die Wahrscheinlichkeit, mehrmals hintereinander im Lotto 6 Richtige zu haben, deutlich höher gewesen wäre. Er verliert dabei seine Beine und wäre auf ein Leben im Rollstuhl angewiesen, wenn nicht ein renommierter Professor eine ungewöhnliche Idee hätte, die das Leben des Mannes auf irritierende Weise verändern wird.



Der vorliegende Roman ist außergewöhnlich, schon das Cover wirkt auf den ersten Blick irritierend, was absolut passend ist, denn der Inhalt wird nicht nur Konrad, sondern auch die Leser*innen in ungewöhnliche gedankliche Welten führen.

Conrad de Buer schreibt sprachlich anspruchsvoll und originell, man findet humorvolle Passagen, die zum Schmunzeln anregen und ernste Stellen, die sich mit Fragen nach Moral, Menschlichkeit und Sinnsuche beschäftigen. Die Gedankengänge des Erzählers sind von einer Detailgenauigkeit, Originalität und Tiefe, die absolut nicht selbstverständlich für moderne Autoren und Autorinnen sind. Conrad de Buer kennt sich aus in der Literatur und spickt sein Werk mit Bezügen zu anderen literarischen Werken, seine skrupellosen Mediziner erinnern an Dr. Frankenstein und Dr. Moreau, die Hauptfigur erinnert in nicht nur einer Hinsicht an eine der berühmtesten Figuren Franz Kafkas und auch ein bekannten Horrorfilmklassiker drängt sich dem Leser am Ende des Werks ins Bewusstsein. Dies alles ergibt einen hochinteressanten, ungewöhnlichen Mix, der von der ersten bis zur letzten Seite für Spannung sorgt und darüber hinaus auch noch zum Denken anregt. Der Autor spielt hierbei mit den Grenzen zwischen Realität und Realitätsverlust und stellt sich zusätzlich auch noch wichtige Fragen der Medizinethik. Sollten wir alles dürfen, was möglich ist, um einen Menschen am Leben bzw. „gesund“ zu erhalten oder gibt es eine Linie, die nicht überschritten werden darf, weil neben der körperlichen Unversehrtheit auch die psychische berücksichtigt werden muss? Diesen Fragen muss sich auch Conny auf seiner Reise in ein neues Ich stellen und wir dürfen ihn begleiten und mitfiebern.

Der Roman ist gespickt mit detailliert ausgearbeiteten, teilweise skurrilen Figuren und einigen Frauengestalten, die ich persönlich zum Fürchten finde.



Ich empfehle des Werk Liebhabern anspruchsvoller, ungewöhnlicher Literatur und Menschen, die gerne nachdenken und vergebe 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 20.11.2021
Das Geschenk
Bronsky, Alina

Das Geschenk


sehr gut

Eine interessante Paarbetrachtung

Alina Bronskys "Geschenk" ist eine Erzählung, die als kleines, gebundenes Büchlein erscheint. Das blaue Cover ist weihnachtlich ansprechend gestaltet und präsentiert uns eine junge Frau, die verträumt mit Christbaumschmuck und edlem, rotem Kleid in der Nacht und im Schnee zu stehen scheint.

Mir hat das Büchlein sehr gut gefallen und ich habe es an einem Stück durchgelesen.

Worum es geht:

Kathrin und Peter haben sich eigentlich auf ihr erstes Weihnachtsfest ohne die inzwischen erwachsenen Kinder gefreut, als sie ihr verwittweter Freund Klaus, zu dem sie bereits länger den Kontakt verloren haben, in eine einsame Berghütte einlädt. Die als besinnlich geplanten Feiertage entwickeln sich schnell ganz anders, als Klaus seine neue Freundin präsentiert, die Kathrins Geschmack ganz und gar nicht trifft. Nach und nach kommen Dinge ans Licht, die lieber unausgesprochen geblieben wären.

Fazit:

Die Autorin zeigt auf 120 Seiten sehr einfühlsam, wie sich Paarbeziehungen in der Regel nach vielen Jahren verändern, ohne dabei auf spektakuläre Mittel zurückzugreifen. Dadurch wirkt die Geschichte sehr realistisch und das ein oder andere Langzeitehepaar wird sich in Peter und Kathrin wiedererkennen. Der Heilige Abend, an dem die Erzählung spielt, wird zum Abend der Offenbarungen, man weiß ja, wie emotional besetzt diese Zeit ist und wie sehr gerade da verborgene Wahrheiten und Probleme nach außen dringen. Die Zeichnung der Figuren ist Alina Bronsky sehr gut gelungen. Letztendlich regt das Buch eher zum Nachdenken als zum Schmunzeln an, was den Klappentext nicht so ganz passend erscheinen lässt, der eher auf eine witzige Geschichte schließen lässt.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 15.11.2021
Khendra - Eine Erzählung zwischen Himmel und Hölle
Snyder, Pete

Khendra - Eine Erzählung zwischen Himmel und Hölle


ausgezeichnet

Eine etwas andere Reise ins Jenseits

Es ist schwer zu beschreiben, was der „Roman“ des Autors Pete Snyder eigentlich ist, denn er ist schwer in irgendeine Kategorie einzuordnen. Nicht nur dieser Umstand macht das Werk zu einem sehr ungewöhnlichen Buch.

Der Inhalt ist dabei schnell erzählt: Peter, ein alternder Herr, verstirbt ganz plötzlich und findet sich nach seinem Ableben in einer sehr merkwürdigen jenseitigen Welt wieder, die ihn an seine Grenzen bringt. Nach und nach lernt er aber mit der Hilfe Khendras, einer Frau, die förmlich aus dem Nichts erscheint, was er im vergangenen Leben und im Leben nach dem Tod falsch gemacht hat bzw. verbessern kann.

Der Autor erzählt sprachlich gewitzt und mit viel Humor davon, wie das Leben nach dem Tod aussehen könnte. Dabei betrachten die Hauptprotagonisten für die Leser und Leserinnen sehr gut verständlich Fragen nach dem Sinn des Lebens und wir begleiten den verstorbenen Peter auf seiner Suche nach dem, was Zufriedenheit und Glück wirklich ausmacht. Die Figuren sind ansprechend gezeichnet, in Peters Lebensart und seinen Sprüchen wird sich manch einer gut wiedererkennen, das macht diesen Charakter so nahbar und seine Erlebnisse so gut nachvollziehbar.

Khendra wirkt dabei wie sein guter Geist, die Stimme der Weisheit und der Wahrheit und Helferin in größter Not.

Das Buch gibt beim Lesen viele Denkanstöße (Was wollen wir überhaupt erreichen? Wie wollen wir leben? Welche Kraft steckt in uns selbst?), befasst sich mit ernsten und wichtigen Themen, behandelt aber all diese Aspekte immer mit einer gehörigen Portion Humor, sodass beim Lesen keine trübsinnige Stimmung aufkommt.

Am Ende bleiben wir versöhnt zurück und haben auf jeden Fall Tips bekommen, wie wir unser Leben auch VOR dem Tod besser führen können.

Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung.

Bewertung vom 13.11.2021
Mission Kolomoro oder: Opa in der Plastiktüte
Blesken, Julia

Mission Kolomoro oder: Opa in der Plastiktüte


ausgezeichnet

Mehr als nur ein Kinderbuch!

Das neueste Werk der Autorin Julia Blesken überzeugt auf ganzer Linie. Schon das Cover ist sehr ansprechend und zeigt uns eine bunte Gruppe von Kindern und "Haustieren", die es offenbar sehr eilig hat, ihre "Mission Kolomoro" auszuführen.

Im Buch selbst werden uns noch mehr der witzigen Zeichnungen begegnen.

Die Geschichte beginnt temporeich und bleibt auch so bis zur letzten Seite.

Eine Gruppe von Kindern mit sehr unterschiedlichen Problemen trifft vor einem Supermarkt zufällig auf die gleichaltrige Jennifer, die die Asche ihres Großvaters nach Kolomoro bringen möchte, um dessen letzten Wunsch zu erfüllen, doch leider hat sie keine Ahnung, wo dieser Ort liegt. Die Kinder beschließen, mehr oder weniger freiwillig, ihr zu helfen und geraten bald schon in das größte Abenteuer ihres Lebens.

Der Autorin gelingt es, die 6 verschiedenen Charaktere der Kinder detailliert und so liebevoll auszuarbeiten, dass man schon nach wenigen Seiten den Eindruck hat, sie sehr gut zu kennen oder zu ihrer verrückten Truppe zu gehören. Sie "würfelt" die Kinder hierbei bunt zusammen und erschafft Figuren mit unglaublichem Identifikationspotential. Hier treffen Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, unterschiedlichen familiären Hintergründen, aus wohlhabenden und ärmeren Familien zusammen und all das spielt für die Entwicklung ihrer Freundschaft nicht die geringste Rolle.

Auch an gesellschaftskritischen oder anderen ernsten Themen spart die Autorin nicht, doch dies geschieht nicht mit erhobenem Zeigefinger und niemals mit Wehmut. Armut, Verlust, Lebensmittelverschwendung, Vernachlässigung, Ausgrenzung und Obdachlosigkeit begegnen der Truppe auf ihrer Reise und Julia Blesken betrachten all dies mit ehrlichen Augen aus der Sicht der Kinder, die in diesem Fall die logischste ist. Darüber hinaus ist das Buch auch noch extrem originell und mit unglaublich viel Humor geschrieben. Und nicht zu guter Letzt gibt es auch noch einen Schuss Magie.

So macht Lesen Spaß.

Bewertung vom 09.11.2021
Rock Me, Dostojewski!
Spieker, Markus;Bühne, David

Rock Me, Dostojewski!


ausgezeichnet

Dieser Autor rockt!

Fjodor Michailowitsch Dostojewskij ist einer der bekanntesten Schriftsteller der Weltliteratur und sein 200. Gebrtstag wäre in wenigen Tagen. Dass sein Werk noch immer topaktuell und auch in unseren Tagen mehr als nur lesenswert ist, beweisen uns die beiden Autoren Markus Spieker und David Bühne mit ihrer neuen, ganz besonderen Biografie über das russische Genie.

Schon das Cover begeistert: Dostojewskijs Gesicht, umrahmt von leuchtendem Gold auf dunklem Hintergrund strahlt den Lesern und Leserinnen entgegen und gemeinsam mit dem leuchtenden Titel „Rock me Dostojewskij“ lässt es uns schon erahnen: Hier wartet ein ganz besonderes Buch auf uns.

Den beiden Autoren gelingt es mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Lebensbeschreibung und Zitaten aus seinen Briefen, Erinnerungen und Werken, den bekannten Schriftsteller von neuem zum Leben zu erwecken und allen zu zeigen: Wer Dostojewskij nicht liest, ist selbst Schuld.

Schon im Vorwort bemerkt man, wie tief die Liebe und Verehrung der Verfasser geht. Sie „arbeiten“ sich nicht, wie das sonst häufig bei Biografien der Fall ist, an einzelnen Lebensstationen ab, sondern wählen sich Aspekte und Charaktereigenschaften des Literaten aus, die Dostojewskij zu diesem einzigartigen Mann gemacht haben, was dazu führt, dass wir am Ende ein so allumfassendes Bild des Mannes vor uns stehen haben, als sei er ein sehr guter Freund gewesen. Spieker und Bühne zeigen uns, wie viel mehr Dostojewskij war als ein begnadeter Autor. Seiner Zeit weit voraus galt er vielen als Prophet, er setzte sich für die Unterdrückten und Schwachen ein, war Tierschützer, Kinderfreund, Feminist und Kritiker sozialer Missstände. Nach schwersten Schicksalsschlägen gelang es ihm dennoch an seinem Glauben festzuhalten und seinem Gegenüber als Mitmensch mit Güte und einem offenen Ohr entgegenzutreten.

Wer Dostojewskijs Werke kennt, wird diese bereichernde Biografie lieben und wer sie noch nicht kennt, wird sie danach lesen wollen. Ich vergebe für diesen unterhaltenden und ganz besonderen Einblick in das Leben des großen Russen die volle Punktzahl.

Bewertung vom 01.11.2021
The Stranger Times Bd.1
McDonnell, C. K.

The Stranger Times Bd.1


ausgezeichnet

Dieses Buch ist eines meiner persönlichen Jahreshighlights!

Es ist sehr schwer „The Stranger Times“ in irgendeine bestimmte Kategorie einzuordnen, der Roman hat nämlich unheimlich viele verschiedene Elemente. Er ist vielleicht am ehesten als eine Mischung aus Krimi-, Grusel- und Fantasyroman zu beschreiben, aber das trifft es alles nicht richtig.

Die junge Hauptprotagonistin ist vom Leben schwer gebeutelt, nachdem sich ihr Mann als ziemlich betrügerische Niete erwiesen hat. Ehemals wohlhabend ist sie nun darauf angewiesen, selbstständig für ihr Auskommen zu sorgen, was gar nicht so einfach ist, wenn man keine qualifizierte Ausbildung für irgendetwas hat.
So ist sie gezwungen, einen Job bei einer extrem merkwürdigen Zeitung anzunehmen, die sich darauf spezialisiert hat, über unerklärliche Phänomene zu berichten (die Beschreibungen einiger dieser Ereignisse sind urkomisch). Offenbar ist aber nicht alles davon Unsinn und es wird sehr schnell gefährlich für alle Beteiligten.

Die ganze Geschichte ist sehr liebevoll ausgearbeitet, an keiner Stelle langatmig und ich habe den Roman am Stück verschlungen. Von den Haupt- bis zu den Nebencharakteren sind die Figuren großartig ausgearbeitet und versprühen einen Charme, der mich wirklich beeindruckt und amüsiert hat.
An vielen Stellen habe ich richtig gelacht, der schwarze britische Humor ist einfach großartig.
Der Roman ist sprachlich sehr ansprechend, an keiner Stelle flach und ich hoffe so sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird, denn diese bietet sich meiner Meinung nach nicht nur an, sondern drängt sich geradezu auf. Ich würde mir eine ganze mehrteilige Fortsetzungsreihe wünschen, denn ich bin so schnell in dieser Geschichte versunken, dass ich wirklich traurig war, als der Roman schon zu Ende war und so ist es mir lange nicht mehr bei einem Buch gegangen.

The „Stranger Times“ ist ein Buch mit unglaublich viel Potential dafür, eine der besten Fantasyreihen seit Langem zu werden. Bitte mehr davon!!!