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Benutzername: 
Loralai
Wohnort: 
Nürnberg
Über mich: 
Leseratte, Katzenliebhaber, Bücherverschlinger

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2020
Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
Ferrante, Elena

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen


sehr gut

"Das lügenhafte Leben der Erwachsenen" ist mein erstes Buch von der Autorin und es hat mich schlicht umgehauen.

Ich wusste nach der Leseprobe erst einmal gar nicht so recht, was mich nun erwarten wird. Klar, ein paar Grundzüge haben sich abgezeichnet, vor allem da direkt auf der ersten Seite der unschöne Kommentar des Vaters ("Sie wird immer hässlicher") von Giovanna überhört wird und damit eine ganze Reihe an Reaktionen hervorgerufen werden.

Zuerst einmal beginnen Selbstzweifel in Giovanna aufzukeimen und sich festzusetzen. Man liest, wie sie sich im Laufe der Zeit verändert, Dinge über sich, ihren Körper, ihr Umfeld, ihre Familie und ihre Freunde in Frage stellt. Das, was passiert, wenn man vom Kind zum Teenager wird. Man bemerkt plötzlich, dass das Leben nicht so einfach ist und dass die eigenen Eltern nicht unfehlbar sind, sondern auch nur Menschen. Menschen mit verschiedenen Gesichtern, Geschichten und Gefühlen. Zudem wird sie vor allem mit den Lügen der Erwachsenen konfrontiert.

Sehr gut gefällt mir, wie Giovannas Gedanken verlaufen. Sie macht sich davon nämlich sehr sehr viele, mit interessanten Erkenntnissen. Zudem wird sie nicht geschrieben, um sie zu mögen, weil sie die Hauptprotagonistin ist. Sie wird mit all ihren Seiten beschrieben, beziehungsweise beschreibt sich selber, da das Buch in der ersten Person Singular verfasst wurde. Sie suhlt sich zwischendurch sogar in ihrem Leid und ihrer selbsternannten Hässlichkeit.

Es ist spannend, beklemmend und überraschend. Dauernd erwartet man, dass eine emotionale Bombe hochgeht, dass es irgendeinen bestimmten Höhepunkt erreicht und die Geschichte ein Ende nimmt. Aber wie das im wahren Leben eben so ist: einen einfachen Cut mittendrin gibt es nicht.
Langweilig war mir beim Lesen bei keiner einzigen Seite.

Das einzige, worüber ich beim Lesen ab und zu gestolpert bin, waren unnötig lange Schachtelsätze, die immer wieder auftraten.

Bewertung vom 16.08.2020
Ein Mann der Kunst
Magnusson, Kristof

Ein Mann der Kunst


sehr gut

Zugegebenermaßen war ich zuerst gar nicht angetan und wollte die Leseprobe gar nicht lesen. In diesem Fall muss man jedoch, mal wieder, ganz klar sagen "never judge a book by it's cover"! Zumal das Cover, wenn man das Buch fertig gelesen hat, einen Teil der Geschichte erzählt. Ich sehe allerdings davon ab, an dieser Stelle irgendetwas vorwegzunehmen.

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen. Der Hauptprotagonist Constantin Marx, aus dessen Sicht die Geschichte geschrieben wird, ist in seinen Vierzigern und Architekt. Zudem ist er, zusammen mit seiner Mutter, im Förderverein für das Museum Wendevogel und damit oft auf Reisen dabei, die das Museum für den Förderverein organisiert. Das Buch beschreibt eine solche Reise und es hätte keine schönere und amüsantere Katastrophe werden können.

Ich mag den Schreibstil sehr gerne, der hier benutzt wurde, und die Landschaftsbeschreibungen sind einfach super. Genauso gelungen finde ich, wie Kristoff Magnusson seinen Charakteren Leben einhaucht und die Dynamik der Gruppe auf den jeweiligen Reisen beschreibt und wie diese sich im Laufe des Buches verändert. Hinzu kommen die sehr radikalen Ansichten des Künstlers KD Pratz, welcher die ganze Gesellschaft und vor allem den Kunstbereich zu verteufeln scheint.

Ein sehr angenehmes und durchaus satirisches Buch über die Doppelmoral der Menschen :)

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Bewertung vom 05.08.2020
Das Leben ist ein wilder Garten
Buti, Roland

Das Leben ist ein wilder Garten


gut

Ich finde das Buch weder besonders gut noch besonders schlecht. Es hat mich berührt und gleichzeitig wirkte die Art und Weise des Erzählens distanziert und mehr aus dem Beobachtungsposten.

Was mir sehr gut gefallen hat, war das Setting. Es wird eine sehr schöne Natur beschrieben (wir sind in der Schweiz) und da der Erzähler Landschaftsgärtner ist, gibt es viele philosophische Vergleiche zwischen menschlichen Gesellschaftskonstruktionen und der Natur und allgemein sind viele Gedankengänge sehr nachdenklich. Dabei wird dann auch gerne die Umgebung beschrieben, die einen oder mehrere Gedanken und Gefühle ausgelöst hat.

Zudem fand ich persönlich großen Gefallen daran, wie unser Hauptprotagonist beschreibt, wie und woran er Menschen erkennt. Dass man so viele kleine Gesten in der Körpersprache entdeckt und weiß was sie zu bedeuten haben. Jemanden so gut zu kennen, dass man winzige Regungen mitbekommen und zuordnen kann, ist wundervoll und erschreckend zugleich. Diese Parts haben bei mir sehr viel ausgelöst, da ich das bei mir ebenso bemerke.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war die Tatsache, dass man nicht wirklich mit dem Protagonisten etwas herausgefunden hat. Jedenfalls nicht, was das Leben seiner Mutter anging, auf dessen Spuren er ist. Man bekommt ein paar Infos, aber erst zum Ende hin, wenn der Protagonist es jemand anderem berichtet, erfährt der Leser ein paar Details mehr. Ob der Herr Sohn diese Details erzählt bekommen hat oder ob er sich diese dann selber im Kopf mit dem wenigen was der Leser erfuhr, dann zurechtlegte, lässt sich nicht sagen.

Es ist eine sehr ruhige Geschichte, die im Grunde mitten im Leben des Protagonisten geschieht und weder eine große Revelation enthält, noch einen tatsächlichen Abschluss - das Leben geht schließlich weiter.
Das heißt nicht, dass gar nichts abgeschlossen wird.

Ich denke nicht, dass ich das Buch noch einmal lesen werde, aber wer eine ruhige nette Geschichte über Familie und die Schweiz lesen möchte, dem sei zu diesem Buch geraten.

Bewertung vom 28.07.2020
Wieso? Weshalb? Warum?: Mein erster Europa-Atlas
Erne, Andrea

Wieso? Weshalb? Warum?: Mein erster Europa-Atlas


ausgezeichnet

Ursprünglich als weiteres Goodie für mein Patenkind angedacht, lerne ich nun selber dazu. Ich bin in Geographie eine Niete und mein Allgemeinwissen dahingehend lässt dementsprechend zu wünschen übrig. Jetzt kann ich mit meinem Patenkind gemeinsam vom Sofa aus Europa entdecken und kennen lernen.
Das große Poster ist einfach der Knaller! Es ist schön gestaltet mit anschaulichen Bildern von Tieren, Bergen und Sehenswürdigkeiten.
Zudem kann ich einfach nicht oft genug erwähnen, dass ich den Einband der Wieso Weshalb Warum Reihe einfach perfekt finde! Ein Hardcover mit Ringbucheinlage und stabilem Papier. Optimal geeignet für neugierige Kinderhände.
Ganz toll finde ich auch, dass Begrüßungsformeln wie "Hallo, wie geht es dir?" in den jeweiligen Sprachen aufgeführt werden.

Bewertung vom 28.07.2020
Ein Sonntag mit Elena
Geda, Fabio

Ein Sonntag mit Elena


sehr gut

Ich habe das Buch binnen zwei Tagen durchgelesen, da ich es nicht weglegen konnte. Es passiert sehr wenig und gleichzeitig so viel. "Ein Sonntag mit Elena" ist emotional, berührend und macht nachdenklich.

"Ihr ging auf, wie bitter sie die Harmonie vermisste, die in dieser Szene lag; eine uralte Wärme, die sie, hätte sie das Wort dafür gefunden, zärtlich genannt hätte; doch sie war nicht der Mensch für passende Worte. War es nie gewesen. Sie vermochte zu spüren, wahrzunehmen, sich auszudrücken jedoch weniger."

"Verdammt. Sie haben recht. Am Ende meinen wir genau das Gleiche. Wer weiß, warum die Dinge aus einem anderen Mund immer besser klingen. - Vielleicht, weil es uns leichter fällt, anderen gute Ratschläge zu geben als uns selbst."

Nicht jeder ist ein Mensch, der sich über Worte - gesprochen oder geschrieben - gut verständlich machen kann. Etwas, was in der heutigen Zeit schnell verurteilt wird, da oft mehr Wert auf Worte als auf Taten gelegt wird.

Mir fällt es sehr schwer zu beschreiben, was dieses Buch beim Lesen in mir ausgelöst hat. Ich habe mich an manchen Stellen wiedererkannt, an anderen hatte ich das Bedürfnis an der Unterhaltung der Protagonisten teilzunehmen, um vehement zu widersprechen. Es werden so viele Facetten gezeigt. Der Umgang mit Trauer, die Betrachtung des eigenen Lebens und der Fehler, die man begangen hat. Die Entfremdung zu den eigenen Kindern und wie man sich wieder annähert. Missverständnisse, welche bestehen bleiben, andere welche gelöst werden. Es haben sehr viele starke Emotionen Platz in diesem Buch und springen auf den Leser über.

Das Leben bietet genug Ereignisse, welche tiefe Emotionen auslösen.

Bewertung vom 28.07.2020
The one that I want (eBook, ePUB)
Ahrnstedt, Simona

The one that I want (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine angenehme und moderne Liebesgeschichte, in welcher Rassismus, Sexismus, Feminismus, Mobbing sowie Homosexualität einen Platz finden. Und das nicht nur als Randerscheinung, um es mal erwähnt zu haben, sondern als Thema, welche die Protagonisten in ihrem Leben begleitet.

Ich habe das Buch schnell durchgelesen und war angenehm überrascht davon, dass Stella nicht durch ihre Liebe zu Thor plötzlich zu allem Ja und Amen gesagt hat. Natürlich wurde es zwischendrin schnulzig und auch ein wenig kitschig, aber nicht so, dass ich es als unangenehm empfand. Jedenfalls hat es meinen Lesefluss nicht beeinträchtigt und daher gebe ich dem Buch auch vier statt drei Punkte. Eigentlich 3,5, aber ich runde hier sehr auf.

Die Story ist natürlich schon reichlich vorhersehbar, aber das habe ich bereits erwartet. Es ist immerhin ein Liebesroman. Für eine leichte Lektüre hatte ich mir tatsächlich schon beinahe deutlich weniger von dem Buch erwartet und bin daher positiv überrascht worden. Die Charaktere sind nicht so oberflächlich, wie ich es sonst aus diesem Genre kenne und auch wenn manches recht übertrieben dargestellt wurde, nahm alles einen recht guten Verlauf. Es begann wie man es erwartet, spitzte sich zu und hatte einen dramatischen Höhepunkt.

Wie bereits erwähnt, werden diverse Themen, welche einige Themen mit eingebaut. Stellas beste Freundin Maud ist zum Beispiel eine feministische Vorreiterin mit einer starken Meinung, welche sie schonungslos vertritt. Stella selbst hat durch den frühen Tod ihrer Mutter sehr schnell gelernt selbstständig zu sein und diese Selbstständigkeit im Laufe der Geschichte nicht eingebüßt. Großer Pluspunkt! Zudem kämpft sie selber ihr Leben lang mit Sexismus und Rassismus, da ihr Vater Inder ist. Sie erwähnt in einigen Situationen, wie sie die Welt wahrnimmt, wenn man 'anders' ist. Optisch nicht der Norm entspricht und dadurch anders behandelt wird. Ich fand es sehr schön, wie die Autorin diese Themen behandelt hat. Es wurde weder lächerlich gemacht noch wurde es unangenehm in den Mittelpunkt gezwängt. Es wirkte nicht, als hätte die Autorin es krampfhaft in die Geschichte eingebaut, sondern hat es als einen Bestandteil des Lebens dargestellt. Einen unschönen Bestandteil, aber einen, dessen sich Stella eben bewusst ist und gelernt hat damit umzugehen.
Gleichzeitig wird auch die Homosexualität nicht als absonderlich hingestellt, sondern als einen Bestandteil. Dass es existiert und Liebe etwas schönes ist.

Freundschaften und Familie kamen ebenfalls nicht zu kurz und alles in allem empfand ich es als ein sehr schönes Leseerlebnis.