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duenefi
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Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Eindringlich, beklemmend, tragisch und dennoch wunderschön!

"Das Leuchten der Rentiere" von Ann-Helén Leastadius ist im Oktober 2022 als gebundenes Buch mit Schutzumschlag bei Hoffmann und Campe erschienen und umfasst 448 Seiten.

Zum Inhalt:
Eines Tages hat die 9jährige Sámi Elsa das Bedürfnis, ihr Rentier Nástegallu zu besuchen. Sie stapft durch die winterliche Landschaft und kurz bevor sie ihr Ziel erreicht, muss sie beobachten, wie ein Mann sich über ein soeben getötetes Rentier beugt. Es ist Elsas Tier. Als der Täter das Mädchen bemerkt, droht er ihr mit einer Geste, sie zu töten, falls sie nicht schweigt...So gilt das Tier lediglich als gestohlen und die Polizei unternimmt wieder einmal nichts.

Meine Eindrücke:
Ann-Helén Leastadius hat hier einen sehr einfühlsamen und beklemmenden Roman geschrieben, in dem sie über das Leben der Samen berichtet, die einstigen Nomaden, denen vielfach nach wie vor mit Misstrauen und Vorurteilen begegnet wird.
Der ungesühnte wiederholte Mord an ihren Rentieren ist der Aufhänger für die Geschichte der Autorin.
Ich war sehr schnell mittendrin im Geschehen, in der klirrenden Kälte, der wunderschönen weißen Landschaft, die durch die detaillierten und bildhaften Schilderungen lebendig vor meinem inneren Auge entstand.
Die Einblicke in die fremde Kutur empfand ich als tief und teils sehr bedrückend. Ich habe hier viel gelernt und mitgelitten.
Gerade durch die eher leise, ruhige Schreibweise, die perfekt passt, wird das Geschehen besonders eindringlich herübergebracht.

Besonders gut gefallen haben mir die wechselnden Erzählperspektiven, und ich fand es kalsse, auch die Sicht des Täters hautnah mitzuerleben.
Elsa und ihre Familie sind sympathische Charaktere, die mir sehr ans Herz gewachsen sind im Verlauf dieser zugleich wunderschönen und doch harten und tragischen Geschichte.

Die Autorin vermittelt in ihrem Roman wunderbar, wie wichtig es ist, sich nicht unterzukriegen, Zusammenhalt und Loyalität zu bewahren. Dann kann man vieles schaffen und kommt sehr viel weiter im Leben.

Mein Fazit:
Ein Roman, der beeindruckt und noch länger nachhallt. Unbedingte Leseempfehlung, perfekt für lange Winterabende vor dem Kamin oder mit einer kuscheligen Decke auf dem Sofa...

Bewertung vom 29.09.2022
Die Wolkenstürmerin
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


sehr gut

Interessanter historischer Roman über eine fliegende Kämpferin!

"Die Wolkenstürmerin" von Brigit Zimmermann ist im August 2022 als Taschenbuch bei Harper Collins Germany erschienen und bietet 368 Seiten Lesevergnügen.

Marlene Lilienthal erbt 1957 das Unternehmen ihrer Eltern, die bei einem Unfall ums Leben kamen. Sie kämpft darum, die Firma erfolgreich weiterzuführen und bekommt überall Gegenwind, sogar aus der eigenen Familie. Auch als Pilotin und mit ihren Plänen, ein Lufttaxi zu betreiben, wird sie nicht ernst genommen, da man als Frau in den 50er Jahren nun mal das Heimchen am Herd zu sein hatte...Als sie frustriert in ihr Ferienhaus an der Ostsee fährt, lernt sie dort einen ostdeutschen Ingenieur kennen. Und auch in Sachen Liebe wird es kompliziert, da Ost und West seinerzeit bekanntlich nur schwer zueinander kommen konnten...

Birgit Zimmermann schreibt sehr detailreich und lebendig, so daß man schnell und gründlich in die Atmosphäre und das ganze Setting abtauchen kann. Man fliegt förmlich durch die Seiten und wird bestens unterhalten. Marlene Lilienthal ist eine echte Kämpfernatur, eine starke Frau, die versucht, Trends zu setzen und ihrer Zeit voraus zu sein. Sie lässt sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen und steht ein für das, was sie sich in den Kopf und in ihr Herz gesetzt hat...!

Wichtig anzumerken ist noch, dass es sich hier um reine Fiktion handelt und dass die hier beschriebene Familie Lilienthal nichts mit dem bekannten deutschen Luftfahrtpionier Otto Lilienthal zu tun hat.

Ein sehr unterhaltsamer Roman über eine starke Frau, die für ihre Firma, ihre Rechte und die Liebe über alle Grenzen kämpft!

Bewertung vom 23.09.2022
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


sehr gut

Real oder Fake? Spannend und aktuell, aber nicht der beste Strobel!

"Fake" von Arno Strobel ist im August 2022 als Taschenbuch mit 368 Seiten beim Fischer Verlag erschienen.

Wenn es klingelt, und Dein ganzes Leben gerät aus den Fugen: Bei Patrick Dostert klingelt die Polizei. Er wird verdächtigt, eine Frau misshandelt und entführt zu haben. Seine Frau Julia und er selbst fallen aus allen Wolken.
Patrick wird in U-Haft genommen und versucht auch vom Gefängnis aus, seine Unschuld zu beweisen.
Aber nicht nur, dass die Freundin der vermissten Frau ihn stark belastet und derjenige, der sein Alibi bestätigen könnte, wie vom Erdboden verschluckt ist - nein, es taucht auch noch ein Video auf, in dem er ganz eindeutig zu erkennen ist bei seinen Taten....

Arno Strobel hat wie immer ein hochaktuelles Thema aufgegriffen und af fesselnde Weise dargestellt, was heutzutage alles möglich ist und in welche Bredouille Kriminelle unschuldige Personen bringen können. Denn es ist natürlich bisweilen unglaublich schwierig zu beweisen, dass etwas nicht echt ist. Und ist man erst verdächtig, hat man ohnehin schon einen Stempel aufgedrückt bekommen und hat nicht mehr erste Priorität bei der Unschuldsvermutung. Soweit menschlich...

Allerdings muss ich leider sagen, dass mir andere Thriller von Arno Strobel noch besser gefallen haben - denn hier bedient der Autor meiner Meinung nach einige Klischees und seine Protagonisten sind auch ein bisschen blaß bzw. haben wenige Eigenständigkeitsmerkmale, so daß ich Patrick trotz seiner brenzligen Lage nicht wirklich bemdauern konnte. Dazu hat mich die Story nicht genügend gepackt, nicht bis zum letzten Nervenende gekitzelt, nicht zu 100% überzeugt.

Wäre es nicht Arno Strobel, wäre ich wahrscheinlich ganz begeistert gewesen - hier aber hat man eine gewisse Erwartungshaltung, weswegen es "nur" für 4 von 5 Sternen reicht.

Alles in Allem trotzdem ein spannender Thriller, der absolut unterhaltsame Lesestunden bietet :)

Bewertung vom 02.09.2022
Die Köchinnen von Fenley
Ryan, Jennifer

Die Köchinnen von Fenley


ausgezeichnet

Warmherzig, authentisch, stark - 4 Frauen beim Kochwettbewerb von "Kitchen Front"!

"Die Köchinnen von Fenley" von Jennifer Ryan ist als Taschenbuch mit 512 Seiten bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.
Das Cover ist vom Hintergrund her eher schlicht gehalten, dadurch kommen die 4 Frauen, die hier die Hauptrollen spielen, bestens zur Geltung - gefällt mir sehr.

Die Autorin schildert in ihrem Kriegsroman das Schicksal von vier sehr unterschiedlichen Frauen, die alle aus ganz persönlichen Motiven an einem von der BBC-Radiosendung "Kitchen Front" ausgerufenen Kochwettbewerb teilnehmen. Die Sendung, die es seit 1940 tatsächlich gab und die täglich ausgestrahlt wurde, sollte den Hausfrauen in England zeigen, wie sie auch mit rationierten Lebensmitteln sinnvoll und schmackhaft kochen könne. Zudem diente sie dazu, die Bevölkerung zu unterhalten und so von den Schrecken des 2. Weltkrieges abzulenken.
Für die Sendung wird nun eine Co-Moderatorin gesucht, und so wird ein Kochwettbewerb veranstaltet, um die ideale Besetzung zu finden.
Die Teilnehmerinnen des Wettbewerbs haben natürlich alle das Bestreben, diese wunderbare Chance zu nutzen, um in ihrer persönlichen Situation voranzukommen, und so ist das Geschehen voller unterschiedlicher Emotionen.

Über Audrey, Nell, Zelda und Lady Gwendoline gibt es reihum in jeweils eigene Kapitel, so dass man die Damen richtig gut kennenlernt. So entstehen schnell Sympathien und sowie das Wettbewerbsgefühl beim Leser und das Ganze wird sehr authentisch.
Ebenso entsteht dadurch ein gewisses Tempo und die gesamte Atmosphäre wird sehr glaubhaft herübergebracht.

Jennifer Ryan schreibt warmherzig und einffühlsam, detailliert und bildhaft und ihre Protagonistinnen sind liebevoll und facettenreich erschaffen worden. Es geht in diesem eindrucksvollen, besonderen Roman bei Weitem nicht nur um das Kochen, sondern um Hoffnung, Freundschaft, Anerkennung, aber auch um Konkurrenz, Härte und Durchsetzungsvermögen ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer. Außerdem entwickeln sich die Wettbewerbs-Teilnehmerinnen durch die Konkurrenzsituation, was spannend mitzuverfolgen ist.

Klasse finde ich die im Buch enthaltenen Rezepte, die die Enden einiger Kapitel krönen. Schon beeindruckend, mit welch bescheidenen Mitteln die Köchinnen "zaubern" mussten!

Keine schwere Kost, sondern leicht und temporeich zu lesen, aber dennoch sehr eindrucksvoll, atmosphärisch und authentisch. In meinen Augen uneingeschränkt empfehlenswert!

Bewertung vom 29.08.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


ausgezeichnet

Drei Tage unter den Linden 1936 - bewegend und voller Menschlichkeit!

"Drei Tage im August" von Anne Stern ist als Taschenbuch mit 352 Seiten im August 2022 beim Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen.
Das Cover ist mit der Kakaopflanze wunderschön illustriert, so einfach und doch so aussagekräftig.

Wer Anne Stern schon kennt, weiß vermutlich, dass sie meisterhaft ganz besondere, fesselnde historische Romane über außergewöhnliche Frauen in Berlin schreibt.

Diesmal hat die Autorin über die Chocolaterie Sawade geschrieben und mit Elfie eine Protagonistin liebevoll und detailliert erschaffen, die dort, an ihrem Arbeitsplatz, endlich angekommen und daheim ist.
Die Chocolaterie, Elfie und die Nachbarschaft unter den Linden sind so bildhaft, facettenreich und einfühlsam beschrieben, dass ich den Duft des Nougats und des Marzipans förmlich in der Nase hatte.

Der Handlungszeitraum des Romans erstreckt sich lediglich über drei Tage, wie aus dem Titel bereits hervorgeht. Und ich finde es wirklich faszinierend, wie viel in eine solch kurzen Zeitspanne passieren kann, wie viel sich in 72 Stunden bewegt und dreht, besonders in dieser politisch brisanten und schwierigen Zeit damals, als die NSDAP längst das Zepter übernommen hatte...
Die Zeit wandelte sich in jenem August, es wurde immer kritischer für Juden gehandicapte Menschen usw., und wer eine eigene Meinung vertrat, die nicht ins Bild passte, lebte gefährlich.

Anne Stern hat die Atmosphäre so authentisch geschildert, dass Sawade und das Haus unter den Linden 19 wie ein eigener kleiner Kosmos, ein Kokon der Geborgenheit wirken, wo Menschlichkeit, Zusammenhalt und Harmonie noch die Oberhand haben. Aber es ist schwierig, denn alles droht auseinanderzubrechen...

Mich hat der Roman "Drei Tage im August" mit seiner gerade durch seine leise Erzählweise entstehende Eindringlichkeit sehr beeindruckt und auch bewegt und wer Lektüre über die Zeit zwischen 1920 und 1950 mag, der wird dieses Buch sicher lieben!

Bewertung vom 01.08.2022
Der Geruch von Wut
Clima, Gabriele

Der Geruch von Wut


ausgezeichnet

Schonungslos und aufrüttelnd, hallt noch lange nach...!

"Der Geruch von Wut" von Gabriele Clima ist als Paperback mit 192 Seiten beim Hanser Literatur Verlag erschienen.

Der Autor behandelt in seinem Jugendroman ein ausgesprochen brisantes Thema auf eine aufrüttelnde und bewegende Weise.

Zum Inhalt: Alex ist wütend. Wütend auf den Autofahrer, durch den sein Vater starb und der ihn ins Koma gebracht hat. Nun will Alex sich auf die Suche machen nach dem vermeintlich Schuldigen und er will Rache.
Um sein Ziel zu erreichen, schließt sich Alex den Black Boys an. Dass diese eine rechtsradikale Gesinnung vertreten, ist ihm erstmal egal. Schnell befindet er sich dann in einem Strudel von Geschehnissen, die ihn immer weiter abwärts ziehen und doch wird ihm nach und nach klar, dass er einen Fehler gemacht hat ...

Meine Meinung: Gabriele Clima hat hier ein brisantes Thema aufgegriffen und schildert aus der Sicht von Alex eindringlich, wie schnell Wut und der Gedanke an Rache blind und besessen machen können. Denn eigentlich will Alex ja "nur" Rache an einer einzelnen Person üben, ist aber schnell mittendrin in gewalttätigen Aktionen, die von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus geprägt sind.
Dass sein Freund Theo ebenfalls Mitglied der Black Boys ist, macht die Sache nicht einfacher.

Der Schreibstil des Autors ist eindringlich, in kurzen Kapiteln wird die Handlung auf den Punkt gebracht. Man kann die Entwicklung wunderbar nachvollziehen, als sich bei Alex Zweifel einschleichen und er allmählich erkennt, in was er eigentlich hineingeraten ist. Auch die Gedankenwelt eines Jugendlich wirkt hier ausgesprochen glaubhaft und authentisch.
Wie gut, dass Alex` Familie stets hinter ihm steht, auch wenn sie seine Meinung nicht teilen. Denn es ist ganz sicher alles Andere als einfach, aus so einem Sumpf wieder herauszukommen...

Das Ende war durchaus überraschend und hat mich dann so richtig gepackt, so dass der Roman sicher noch eine Weile in mir nachhallen wird...!

Mein Fazit: Eindringlich, schonungslos, aufrüttelnd und wichtig. Unbedingt empfehlenswert, auch eine sehr geeignete Schul-Lektüre.

Bewertung vom 29.07.2022
Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1
Hennig von Lange, Alexa

Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Eine bewegte und bewegende Lebensgeschichte!

„Die karierten Mädchen“ von Alexa Henning von Lange ist als gebundenes Buch mit Schutzumschlag beim DuMont Verlag erschienen und bietet Lesestoff auf 368 Seiten.

Es handelt sich um den Auftakt zu einer Trilogie, deren Basis auf der Lebensgeschichte der Großmutter der Autorin sowie diversen Recherchen gründet.

Klara, die erblindete Großmutter der Autorin, hat sich mit 91 Jahren entschlossen, ihre Lebensgeschichte zu erzählen und hat diese für ihre Nachkommen auf über 130 Tonbandkassetten festgehalten.

Klara beginnt ihre berufliche Laufbahn als Hauswirtschaftslehrerin in einem Kinderheim, wo sie auf das jüdische Mädchen Tolla trifft, die zu diesem Zeitpunkt ein Jahr alt ist. Klara nimmt Tolla unter ihre Fittiche, aber das wird bald schon extrem gefährlich, denn aufgrund der finanziellen Engpässe muss das Heim mit den Nazis kooperieren. Klara erkennt erst sehr spät, auf was sie sich eingelassen hat, denn die Nazis wollen das Heim künftig dazu nutzen, junge Mädchen in ihrem ideologischen Sinn erziehen und ausbilden zu lassen…

Die Autorin hat die Erinnerungen ihrer Großmutter sorgfältig mit historischen Fakten zu einem glaubhaften, spannenden und bewegenden Roman gesponnen. Das bewegte Leben einer Zeitzeugin, die inmitten einer äußerst schwierigen Zeit ihren Weg gegangen ist.

Die Handlung ist in 31 Kapitel unterteilt und umfasst zwei Zeitebenen. Erzählt wird zum Einen aus Klaras Vergangenheit und zum Anderen aus ihrem Alltag, den sie blind mit 91 Jahren nach wie vor allein in ihrer Wohnung lebend meistert.

Die Charaktere sind liebevoll und detailliert gezeichnet, die jeweilige Umgebung farbenprächtig und bildhaft geschildert (u.a. wird auch geklärt, woher der Titel des Buches stammt) und die Atmosphäre authentisch vermittelt.
Die Mutter-Tochter-ähnliche Beziehung zwischen Klara und Tolla war offenbar sehr intensiv und liebevoll. Später bei ihren eigenen Kindern und Enkelkindern scheint diese „weiche“ Seite Klaras, vermutlich durch die Erfahrungen, die sie prägten, ein wenig verloren gegangen zu sein und es entsteht der Eindruck, dass den Blutsverwandten gegenüber mehr Strenge und ein weniger emotionales Verhältnis herrschte.

Der Zwiespalt, der in der damaligen Zeit nach und nach zwischen Klaras Denken und Handeln entstanden ist, die ganze Entwicklung vor dem historischen Hintergrund des Naziregimes wird hier wunderbar deutlich und ich konnte ihre Gemütslage sowie auch das Problem, sich selbst eine Schuld bzw. Unterlassungen einzugestehen, absolut nachvollziehen. Meiner Meinung nach ist das menschlich und Klara hat seinerzeit ganz klar ihren Beitrag geleistet.

Ein in meinen Augen sehr gelungener Auftakt der Trilogie, die eine spannende, bewegte und bewegende Lebensgeschichte schildert! Mit teils „schwerem“ Inhalt, jedoch leicht und flüssig zu lesen, authentisch und fesselnd, macht neugierig auf mehr und ich kann „Die karierten Mädchen“ guten Gewissens weiterempfehlen.

Bewertung vom 25.07.2022
Als das Böse kam
Menger, Ivar Leon

Als das Böse kam


sehr gut

Fesselnder Pageturner mit kleinen Schwächen!

"Als das Böse kam" von Ivar Leon Menger ist im Juli 2022 als Taschenbuch mit 322 Seiten bei dtv erschienen.
Dieser Thriller ist das erste Buch des Autors, der jedoch schon äußerst erfolgreich als Autor und Regisseur verschiedener Hörspielserien ist.

Es geht die 16-jährige Juno, aus deren Sicht der Thriller geschrieben ist, um ihren 12-jährigen Bruder Boy und deren Eltern. Zusammen leben sie auf einer kleinen Insel inmitten von Wäldern, versteckt vor der Welt. Denn dort lauert das Böse...
Die Kinder sind hier geboren und aufgewachsen, sie kennen sonst nichts. Aber sie leben in ständiger Angst, denn von ihren Eltern wissen sie, dass sie in Gefahr sind...!

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt und wirklich fesselnd geschrieben. Der Plot beschränkt sich auf wenige Protagonisten, diese lernt man dafür sehr gut kennen, besonders natürlich Ich-Erzählerin Juno. Deren Gedankengänge und Empfindungen empfand ich beim Lesen sehr intensiv, und ich finde die sich mit der näher kommenden Bedrohung stetig steigernde Spannungskurve super gelungen.
Die Welt wirkt durch Junos Augen betrachtet ganz anders, ein bisschen naiv und schlicht, aber sie kennt ja nichts anderes.
Wenn die Fremdlinge der Insel zu nah kommen, müssen die Kinder in einen Keller flüchten. Auch wenn sich Onkel Ole, der Postbote, nähert, müssen sich die Kinder verstecken. Jenseits der Insel befinden sich Nord- und Südland, was das Ganze ein wenig wie Fantasy erscheinen lässt.
Allmählich beginnt Juno, nicht mehr alles als gegeben hinzunehmen, sondern einiges zu hinterfragen, und die dunklen Geheimnisse der Eltern kommen nach und nach ans Licht...

Der Autor hat einige unverhersehbare Wendungen eingebaut, was das Geschehen faszinierend und den Thriller spannend macht. Außerdem hat Ivar Leon Menger die Atmosphäre unglaublich authentisch herübergebracht, besonders zu Beginn, was im dritten Teil des Buches jedoch ziemlich nachlässt. Leider war es zum Ende hin so, dass nicht alle der aufkommenden Fragen aufgelöst wurden bzw. was aufgelöst wurde, war teilweise nicht ganz schlüssig...
Im Finale wäre also sicherlich noch Potential gewesen, aber insgesamt hat mir "Als das Böse kam" sehr gut gefallen.

Bewertung vom 11.07.2022
Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1
Getz, Kristine

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1


gut

Wenn Eltern ihre Kinder vermarkten...brisanter Social Media-Thriller!

"Poppy" von Kristine Getz ist als Taschenbuch mit 432 Seiten im Juni 2022 beim Ullstein Verlag erschienen.
Das Cover lässt auf den ersten Blick nicht unbedingt einen Thriller vermuten, da es farbenfroh gestaltet ist, aber der Untertitel verrät dann mehr und macht neugierig...
Das Thema des Thrillers ist nicht ganz neu, dafür aber ausgesprochen brisant.
Lotte Wiig, Influencerin, und ihr Mann Jens teilen das Leben ihrer 2jährigen Tochter Poppy auf Instagram mit ihren Followern. Als Poppy an ihrem Geburtstag bei den Großeltern übernachten soll, verschwindet sie plötzlich...
Die Osloer Kommissarin Emer Murphy, die eigentlich krankgeschrieben ist und Psychopharmaka einnimmt, fühlt sich von dem Fall persönlich berührt und fängt zusammen mit ihrem Kollegen Mons an zu ermitteln. Sie hat eine außergewöhnliche Wahrnehmung, hierfür muss sie allerdings die Medikamente absetzten und riskiert einen Rückfall. So wird dieser Fall für Emer Murphy sehr persönlich...
Kristine Getz hat hier ein aktuelles und hochsensibles Thema aufgegriffen, denn trotz aller Aufklärung und Warnungen ist vielen Menschen nicht klar, dass sie potentiellen Tätern Tür und Tor öffnen und Anreize schaffen, wenn sie ihre Kinder permanent im Internet posten. Ja, anfangs ist es sicherlich schön und schmeichelhaft, möglichst viele Likes zu bekommen, dann wird es zur Sucht. Und wenn man dann noch damit Geld verdient wird, steht das Kind spätestens hier zwar im Rampenlicht, die Wichtigkeit seiner Persönlichkeit aber absolut im Hintergrund, denn die Follower sind ja viel wichtiger...Das ist eine ganz schlimme Geschichte und darum wollte ich "Poppy" auch unbedingt lesen.
Das Buch ist kurzweilig geschrieben und hat mich auch berührt, aber irgendwie konnten mich die Protagonisten nicht so recht überzeugen. Sie blieben mir ein wenig zu flach, und ich konnte mit ihnen nicht viel anfangen.
Das nahm dem Plot die Spannung, so dass das Geschehen sich teilweise etwas in die Länge zog.
Außerdem kann ich nicht nachvollziehen, wie jemand solch eine Gier nach Aufmerksamkeit über sein Privatleben stellen und sein Kind regelrecht vermarkten kann - das finde ich abscheulich...
Das Ende war dennoch überraschend und schlüssig.
Alles in allem ein Thriller, der mit einer brisanten Thematik und einer außergewöhnlichen Ermittlerin aufwartet, mir persönlich aber leider nicht so gefallen hat.

Bewertung vom 26.06.2022
Der Zoom-Killer / Tom-Bachmann-Serie Bd.2
Meyer, Chris

Der Zoom-Killer / Tom-Bachmann-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Fall 2 für Tom Bachmann - Blutiger Pageturner, extreme Spannung!

"Der Zoom Killer" von Chris Meyer ist im Mai 2022 als Taschenbuch mit 384 Seiten bei Ullstein erschienen.
Es handelt sich um Band 2 der Thriller-Rehe um Profiler Tom Bachmann, den man auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes problemlos lesen kann.

Zum Inhalt: Eine geschäftliche Videokonferenz, in der plötzlich ein Schatten über den Bildschirm huscht. Bei einem der Teilnehmer befindet sich ein brutaler Killer, der seinem Opfer mit einem Messer Hautstücke herausschneidet. Er zwingt alle Konferenzteilnehmer, zuzusehen, wie ihr Kollege leidet und schreit, dabei er geht skrupellos und präzise an sein blutiges Werk.
Profiler Tom Bachmann und sein Team werden auf den Fall angesetzt und haben alle Hände voll zu tun bei der Suche nach dem Mörder und seinen Motiven.

Meine Meinung: Chris Meyer hat einen sehr bildhaften und eindringlichen Schreibstil, der brutale Morde gnadenlos in allen Details beschreibt. Wem das nicht liegt, der sollte besser die Finger von diesem extrem spannenden Thriller lassen!
Man ist direkt von Beginn an mittendrin im Geschehen und neben der üblichen polizeilichen Ermittlungsarbeit erlebt man mit, wie Tom durch die Vorgehensweise des Täters an seine persönlichen Grenzen gebracht wird. Er muss alles geben und wird mit den übelsten Abgründen der Psyche auf perfide Weise konfrontiert.
Auch wenn das Geschehen teilweise abdriftet in private Bereiche und der Fall an sich etwas in den Hintergrund gerät, hat mich der Zoom-Killer fasziniert. Ich wurde zugleich angezogen und abgestoßen, und durch die kurzen Kapitel und die wechselnden Perspektiven war die Story rasant, wendungsreich und extrem spannend. Die Auflösung war schlüssig und überraschend, was mir sehr gefallen hat.

Mein Fazit: Ein rasanter Thriller, der fesselt und begeistert. Aber Achtung, nichts für schwache Nerven, blutig und äußerst detailliert ...!