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Hanka
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 51 Bewertungen
Bewertung vom 14.05.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


gut

In Anbetracht dessen, was im Verlauf des Buches zur Thematik wird und Handlungsraum erzielt, ist es schwierig, dem Buch eine Bewertung zu geben.
Der Schreib- und Sprachstil ist sehr einfach gehalten. Viel zu einfach. Er kann nicht gut Tiefe darstellen bzw. vermitteln. 
Die Figuren sind mir bis zum Ende hin blass und eindimensional geblieben, die dies und jenes tragen. Es scheint ein Hauptaugenmerk der Autorin darauf zu liegen, wer wann was trägt und wo er es gekauft hat; und das selbst in Momenten, wo es nicht hingehört. Ein Großteil der Seiten ist zusammengenommen mit derlei Beschreibungen befüllt.
Den visionäre Beginn des Buches ist überflüssig. Es hätte auch ohne diesen so verlaufen können, wie es das getan hat und wäre dadurch dem Leser näher gewesen. Manches hätte sich gar besser verflochten, als es das letztlich getan hat. So aber greift einiges aneinander vorbei, was anderenfalls ein harmonisches Geflecht ergeben könnte.
Mancher überflüssige und im Sande verlaufende Handlungsstrang hätte weggelassen werden können, denn: Wer geht wegen eines realistischen Traums oder einer Vision denn gleich zum Therapeuten? 
Und wer, der etwas Medizinisches im Internet gelesen hat, stellt sich einem Facharzt gegenüber und beginnt ein Gespräch mit diesem und nutzt dabei Fachbegriff um Fachbegriff? 
Und hierin kollidiert der Stil der Autorin mit jenen hohen Worten.
Die Freundschaft von Bella und Dannie ist etwas so Wunderbares, der mehr Intensität seitens der Autorin hätte gewidmet werden sollen. Leider kommt das zarte Band für das Gefühl für diese Bindung für mich erst ziemlich zum Ende des Buches auf. Zuvor war diese Freundschaft zwar da und innig benannt, aber zu merken war es mir nicht. Sie hat nicht berührt. Es könnte ein toller Roman über eine warme, herzerfüllende Freundschaft sein können. Stattdessen wirkt sie in weiten Teilen wie ein mechanisches Konstrukt. Ein Hoch auf die Freundschaft ist der Roman dennoch. Es hätte mehr daraus gemacht werden können.

Was mir jedoch gefehlt hat im Zusammenhang mit der eingangs erwähnten Einzug haltenden schweren Thematik das sind Wut, Frust, Verzweiflung, Angst im Zusammenhang mit ebendieser. Da kam nichts an bei mir. Die konnte die Autorin nicht so gut darstellen; mglw. auch geschuldet dem ebenfalls eingangs erwähnten Stil. Stattdessen platt und leer. Lediglich die Art & Weise Bellas Eltern im Umgang mit der Tragödie ist glaubwürdig. Vielleicht aber war auch die Autorin mit dem Thema an sich überfordert.

Als Leser wird man vom Buch nicht mitgerissen, als wollte die Autorin ihren Monolog bringen und schließlich sang- & klanglos wieder aus des Lesers Gesichtsfeld verschwinden.

Ich bereue nicht, den Roman gelesen zu haben. Es ist mir jedoch nicht möglich, zu sagen, ob er empfehlenswert ist oder nicht. Alles in allem empfand ich alles als ein wenig oberflächlich. Wirklich zu Ende gebracht ist nichts.

Bewertung vom 11.04.2022
Der Markisenmann
Weiler, Jan

Der Markisenmann


gut

Dieses Buch überzeugt durch Schlichtheit. Schlicht in der Handlung und schlicht die Protagonisten. Und dennoch mag man das Buch nicht aus der Hand legen, es unterhält den Leser. Was sicher auch daran liegt, dass der Autor über ein ausgesprochen gutes erzählerisches Talent verfügt und viel Fingerspitzengefühl für seine Protagonisten an den Tag gelegt hat. Sie sind so liebevoll gezeichnet und sind einfach nur liebenswert, allein auch schon dafür, dass sie den Leser zum Schmunzeln bringen können in ihrer Eigenwilligkeit.
Zwischendurch hat es einmal einige Seiten gegeben, die sich für mich etwas gezogen haben, doch hat der Autor rechtzeitig reagiert und die Kurve bekommen. Und im Anschluss an diese eine Länge wurde ich wunderbar unterhaltsam belohnt.
Der Erzählstil ist passend gewählt, lässt sich gut und flüssig lesen. Schlicht und ruhig.
Wie sich das Ende (des Buches) dann für Kim gestaltet, könnte zwar so zu ihr passen und der Autor kleidet sie auch gut mit diesem Finale, doch es hat mich nicht überzeugt.
Trotzdem und alles in allem: Ich habe mich sehr wohlgefühlt in diesem Buch mit den Protagonisten in ihrem Alltag. Es liegt dem Ganzen eine schlichte Eleganz inne.
Es hat mich gut unterhalten, kraft seiner Einfachheit. Ich bin gut mitgekommen und habe die Zeit genossen.

Bewertung vom 16.03.2022
Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1
Gray, Gloria;Felder, Robin

Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1


schlecht

Gemäß Cover, Titel und Klappentext versprach es, ein amüsanter Bayernkrimi zu werden. Allerdings wurde diese erste Eindruck letztlich nicht erfüllt. Der Schreibstil an sich ist recht einfach und es ist gut, dass die Autorin nicht versucht hat, literarischen Satzbau zu verwenden oder sprachlich anspruchsvoll sein zu wollen.
Es begann noch leicht und amüsant. Das hat aber bald nachgelassen, denn es wirkt zu gewollt, zu viel, zu überladen — und all das in jeglicher Hinsicht. Der Titel trifft es dabei ganz richtig. Wenn noch OT: Überzogen dastünde, wäre das Buch im Titel voll treffend beschrieben.

Frau Gray hat sich für einen Stil entschieden, der durchweg lustig daherkommen soll, was es irgendwann allerdings nicht mehr leicht, sondern schwierig macht, zu lesen. Eben weil es zu gewollt bis hin zu gequält wirkt, weil es jede Seite des Buches und jede Person im Buch betrifft. In der Hinsicht möchte und muss ich der Autorin zugutehalten, dass sie hierin keine Schwächen zeigt und es tatsächlich von vorn bis hinten in diesem Stil zu schreiben geschafft hat. Es ist nur zu viel für meinen Geschmack.

Denn hinzu kommt ja auch noch, dass das Buch aus Stereotypen besteht, es vor Klischees und Vorurteilen gegen alles und jeden nur so trieft.
So passt es aber auch, dass Personen und Charaktere nicht gut herausgearbeitet, sondern flach und oberflächlich sind.
Was es mir zu lesen nicht leichter gemacht hat. Allerdings lässt Frau Gray dabei aber ihre Hauptdarstellerin auch nicht aus, der wiederum aber detektivisches Gespür nicht zuzusprechen ist. Es fehlt daher auch an Pfiff, die eine oder andere überraschende Wendung.



Vielleicht statt der vielen Klischees und Vorurteile mal einfach nur Vereinzeltes schlicht auf die Schippe nehmen, dann wäre es lustiger und gut lesbar.



Für einen amüsanten Krimi ist es mir an mancher Stelle auch zu brutal, vor allem, da sich öfter diese brachiale Gewalt gegen den Kopf richtet.



Es gibt gute amüsante Bayernkrimis und gute nicht amüsante Bayernkrimis, in keinen der beiden Reigen lässt sich das Buch von Frau Gray einordnen.

Bewertung vom 22.02.2022
Als wir Tanzen lernten
Yoon, Nicola

Als wir Tanzen lernten


ausgezeichnet

Ein wundervoll lesenswertes Buch für jedes Alter. Ein kleine Symphonie.
Es ist nicht zu merken, dass es sich um ein Jugendbuch handelt.
Die Idee ist einfach schon zauberhaft und zudem wunderbar umgesetzt.
Vielleicht mag es der ein ein oder andere zunächst für Kitsch bzw. Unfug halten oder überzogen abtun wollen, beim Lesen des rückseitigen Textes. Doch das kann schnell widerlegt werden, indem man beginnt, das Buch zu lesen. Kein Kitsch, kein Unfug, nicht überzogen oder unglaubwürdig.
Schreib- und Erzählstil sind äußerst angenehm, es lässt sich flott lesen und ich mochte es — einmal angefangen — kaum aus der Hand legen.
auch, weil eine gewisse Spannung mitschwingt, man mitfiebert und mitfühlt und es immer wieder zu unerwarteten Wendungen kommt.
Das erzählerische Talent ist sehr gut, die Palette an Möglichkeiten der Gefühlswahrnehmung für den Leser breit gefächert; so kann man schmunzeln, lachen, traurig sein ohne heruntergezogen zu werden; ebenso aber lässt manche Stelle innehalten und nachdenken.
Die Sprechweise ist nicht gezwungen jugendlich, kein Slang, sondern für jedermann verständlich und gut lesbar.
Auch in der Darstellung ihrer Protagonisten hat die Autorin sehr viel und sehr gutes „zeichnerisches“ Talent bewiesen. Zwar sind sie alle sympathisch, haben trotzdem alle ihren eigenen Charakter, der von der Autorin jeweils sehr gut geformt ist. Und es sind dazu überaus unterhaltsame Protagonisten. es lässt sich wohlfühlen mit ihnen.
Evie, die Hauptdarstellerin zweifelt zwar sehr an Sinn und Ernsthaftigkeit der Liebe, doch wer kann sich schon auf Dauer und gänzlich dagegen verwehren, statt sich hinzugeben und verzaubern zu lassen?

Die Kombination all dessen und all der im Buch vorkommenden Dinge, Handlungen und Personen ergibt eine gelungene Komposition.

Lesen, sich überzeugen und verzaubern lassen. Und verlieben ...

Bewertung vom 03.10.2021
Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr
Geda, Fabio;Akbari, Enaiatollah

Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr


gut

Der Erzählstil ist sehr schön. Allerdings vermag er mir nicht unbedingt zu dieser Geschichte passen, denn er verleiht der Geschichte ob ihrer Tragik etwas Märchenhaftes, Beschwingtes. Wenn über unpolitische Belange, z. B. Umgebung, Natur, Gepflogenheiten, Menschen von Afghanistan und Regionen des Nahen Ostens berichtet werden, verleiht der Erzählstil diesem etwas als würde man bald durch einen Sesam in Tausendundeine Nacht eintauchen. Vielleicht ist es aber auch der Titel, der sein Scherflein dazu beiträgt, dass ich an mancher Stelle so empfunden habe.
Wiederum ermöglicht der Erzählstil ein entspanntes Lesen ohne Hektik, und das trotz immer wieder und weiterhin aktueller politischer Vorkommnisse. Hierfür, für brisant Politisches lässt der Erzählstil keine Tiefe zu, sodass man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen muss, dass es sich um ein wahre Geschichte handelt. Denn die reale Tragik, Hektik, Beängstigende und alles Aufreibende, was man mit einer Flucht in Verbindung zu bringen vermag, kommt nicht vor; es wird nicht weiter auf die „Stationen“ eingegangen, an denen Enaiatollah Akbari auf seiner Flucht nach Italien Zeit zubrachte, möglicherweise daher fehlt die Schärfe, die man bei einer Flucht zu erwarten meint; Verhältnisse mancher „Station“ werden oberflächlich erwähnt. 
Viel intensiver hingegen wird sich dann seinem Leben in Italien gewidmet, was aber verständlich ist, hat er sich doch dort (s)ein Leben aufgebaut. Allerdings macht es mich auch traurig für seine Familie, dass er ihr nach Jahren gegenübertritt und sagt, er handhabt die Dinge westlich, lebe italienisch. Auf mich als Leser wirkte dies an mancher Stelle etwas von oben herab, als sei alles andere wertlos. 
Und ich hätte mich gewünscht, es hätten nicht manche Sätze auf oder so bzw. und so geendet: z. B. …Papiere oder so. Denn das wiederum ist dem Erzählstil nicht zuträglich und solch Idiome mag ich nicht gern in einem Buch lesen. Es wird dessen Anspruch nicht gerecht, und das kann m. M. nach nicht der Anspruch der beiden Autoren gewesen sein, mit gossensprachlichen Wendungen aufzuwarten.

Alles in allem ein trotz oder gerade wegen des Hintergrundes schön erzähltes Buch. Es gibt keine Längen, die Schwere kommt durch den Erzählstil nicht auf. 
Enaiatollah Akbari wendet den Blick weniger intensiv auf das, was hinter ihm liegt, vielmehr blickt er nach vorn und schaut auf das, was er erreicht und sich aufgebaut hat und wie er seinen Weg weitergehen möchte. 
Dies macht das Buch auch zu einem positiven, indem der Leser dem Herrn Akbari beiwohnen kann, wie bzw. sein Buches Kraft in das legt, was kommt, nicht dem opfert, was vorbei ist.
So hat es möglicherweise ganz in seiner Absicht gelegen, keinen Fluchtcharakter aufkommen zu lassen oder dem Leser zu vermitteln, sondern es eher einer Reise mit Unbequemlichkeiten ähnlich zu beschreiben, die in den Aufbau eines Lebens mündet, der gepaart ist mit begleitenden Erfüllungen, die wiederum von Leben erfüllt sind und das Leben erfüllen.

Bewertung vom 23.08.2021
Talberg 1935 / Talberg Bd.1
Korn, Max

Talberg 1935 / Talberg Bd.1


gut

Herkömmlicher, weit verbreiteter Schreibstil der Belletristik; vermischt mit spannender Geschichte und urigen Figuren sorgt dafür, dass es sich beinah von selbst liest.
Es könnte auch zu jeder anderen Zeit spielen. Da es nun aber 1935 sein soll, sind einige wenige Bemerkungen bzw. Sätze erforderlich, um es entsprechend auszustatten.
Es sind zwei Dinge, die mir besonders aufgefallen sind, ohne die das Buch auskommt: ohne emanzipierte Frauen und ohne Anglizismen. Und es schadet nicht. Ich denke, das tut dem Buch und seiner Handlung sowie auch den Figuren gut.
Diese sind im Übrigen in überschaubarer Anzahl, gut beschrieben, annähernd plastisch dargestellt. Man kann sie sich gut vorstellen und die Gefahr, dass man durcheinanderkommt, besteht nicht. Das hat der Autor, wie ich finde, sehr gut gehandhabt.
Spannendes, kurzweiliges Lesevergnügen — allein schon die Figuren verursachen dies.

Alles in allem lässt sich nicht viel zu dem Buch sagen.
Wer einen soliden Krimi mit spannungsverursachenden Elementen sucht, wird mit „Talberg 1935“ gut bedient.
Es sticht nicht hervor, doch es enttäuscht auch keineswegs.

Bewertung vom 01.08.2021
Die Blankenburgs / Die Porzellan-Dynastie Bd.1
Berg, Eric

Die Blankenburgs / Die Porzellan-Dynastie Bd.1


gut

Für die Geschichte selbst hätte ich mir einen etwas anspruchsvolleren Schreibstil gewünscht und auch mehr Tiefe, mit den agierenden Personen hingegen geht beides, so wie es ist, Hand in Hand.
Dass auch hier einige Anglizismen vorkommen, wäre schön gewesen, man hätte darauf verzichtet, denn wirklich not tut es trotz der amerikanisierten Tante nicht.
Mit den Figuren in ich nicht so richtig warm geworden, unabhängig davon, ob sie mir sympathisch gewesen sind oder nicht. Sicher hat es Personen in jeder der im Buch vorkommenden Form, Art und Weise gegeben, doch empfinde ich sie im Buch als klischeebehaftet. Sei es nun ob ihrer Charakterzüge oder ob ihres Auftretens. Es ist von jedem denkbaren Charakterzug, von jeder denkbaren Einstellung wenigstens einer vertreten.
Dennoch sind sie überwiegend recht gut herausgearbeitet.
Alles in allem lässt sich die Geschichte flüssig und gut lesen. Sowohl die Geschichte um die Porzellandynastien als auch um die Familiengeschichte sind je für sich stimmig und schlüssig und auch im großen ganzen Gebilde.
Das Buch ist überaus spannend geschrieben, der Autor wartet mit Strängen auf, die den Leser überraschen und erstaunen mögen ob ihrer Tatsache und ob dessen, wie gekonnt sie eingearbeitet sind. Kein Strang, unabhängig davon wie weitreichend er ist, bleibt oder ist an irgendeiner Stelle lose. Auch am Ende nicht, sodass ein umfassender Roman vorliegt, der den Leser zu unterhalten vermag, aber auch nachdenklich stimmen kann.
Die Handlungszeit ist eine Zeit, in die schon viele Geschichten/Romane hineingeschrieben worden sind; in den jüngst vergangenen Jahren haben diverse Autoren davon Gebrauch gemacht.
Um diesen Roman als Epos zu bezeichnen, ist er allerdings nicht bild- und sprachgewaltig genug.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.07.2021
Das letzte Bild
Jonuleit, Anja

Das letzte Bild


weniger gut

Es mutet spannend und mysteriös an. Beruhend auf einer wahren Begebenheit insofern, als gegen Ende des Jahres 1970 eine tote Frau im norwegischen Eistal gefunden wurde.
Man nimmt an, es sei alles real bis auf die Dialoge. Doch dem ist nicht so. Etliches ist Fiktion. Da hätte ich mir gewünscht, die Autorin hätte entweder ausschließlich im Fiktiven angesiedelt oder aber sie hätte es realitätsnaher gelassen.
Es hat für mich etwas Unbefriedigendes, wenn ich ein Buch lese, das auf der Realität beruht, doch sowohl Teile des Verlaufs als auch das Ende nichts mit der Realität gemein haben. Es wäre mir dann ein offenes Ende lieber gewesen als etwas dermaßen an den Haaren Herbeigezogenes.
Ein offenes Ende hätte hier zum Nachdenken angeregt und dem Leser Tragik und Traurigkeit vor Augen geführt; tragisch und traurig, wenn jemand nicht vermisst wird, wenn jemand ohne Identität beerdigt werden muss. Es hätte den Leser betroffen, traurig und berührt zurückgelassen, so wie es der Realität nah wäre.
Es hätte nachwirkend ergriffen.
Die Macht hätte das Buch über den Leser haben können allein schon ob des Sujets.

Es hätte dem Leser Empathie für die Frau aus dem Eistal gebracht, so aber, da der Roman ein geschlossenes Ende bietet, mag dies u. U. ausbleiben.

Die Figuren sind nahezu alle unsympathisch, was ich nicht so schön finde, da es jenen, die einst real existiert haben, mitunter gar nicht gerecht wird.
Sympathisch sind von denen, die öfter in Erscheinung treten, lediglich Evas Stiefvati und der norwegische Polizist.

Der Schreibstil ist gut lesbar. Teilweise versucht die Autorin literarischen Stil, indem sie Sätze nicht auf gängige Weise beginnt, doch wirkt das für mich erzwungen. Es passt auch nicht zum restlichen einfacheren Stil. Wie Vanille an Bratkartoffeln. Es wirkt nicht, wenn immer mal Sätze auftauchen, die vom sonstigen Stil und Satzaufbau abweichen. Diese Sätze wirkten wie Stopper auf den Lesefluss.

Dennoch bleibt zu sagen, die Autorin hat das Fiktive, gut und glaubwürdig eingeflochten.
Wohl aber auch, weil sie dadurch auf wenigstens eines ihrer bereits erschienenen Bücher verweisen kann.

Als fiktiver Roman wäre es ein spannender, als reale Geschichte freilich auch. Doch als das, als was es vorliegt, zwiespaltet es und macht ärgerlich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.06.2021
Ortolan
Hillger, Andreas

Ortolan


ausgezeichnet

Von Anfang bis Ende einfach mitreißend. Spannung, Krimi, Geschichte, Unterhaltung, dieser Roman bietet einfach alles bestens ineinander verwoben. Das eine ginge hier ohne das andere nicht. Basierend auf einer wahren Begebenheit und dem einst real existierten John Taylor und dessen "Chirurgie" des Auges.
Es wirkt durchweg echt und frei von Künsteleien. Sprach- und Schreibstil zeigen auf, dass der Autor sein Handwerk versteht. Er versteht, den Leser mitzureißen, zu unterhalten, ihm ein grausiges Stück "Medizingeschichte" zu vermitteln in prosaischer Form und frei von Schnörkel und Übertreibungen. Alles findet sich, nichts verläuft lose oder im Sande. Man hat das Gefühl, einen äußerst spannenden Krimi zu lesen. Der Leser wird weder über- noch unterfordert. Schlicht gefordert. Gefordert, zu lesen, von Anfang bis Ende und dabei eine spannende Reise zu unternehmen, durch Geschichte und Zeit und Länder.

Bewertung vom 15.06.2021
Und dann war es Liebe
Brown, Lorraine

Und dann war es Liebe


weniger gut

Die Idee an sich ist recht niedlich; doch die Geschichte schafft es nicht, niedlich zu sein. Dafür auch haben die beiden Hauptfiguren zu wenig Profil.
Manche Charakteristik, Hannahs Tollpatschigkeit ist so überzogen, dass es schlicht zu viel ist. Es soll der Geschichte mglw. etwas Witz geben, doch ist es zum Schmunzeln zu ermüdend und wird mit der Zeit auch noch zäh.
Ebenso überzogen und unverständlich ist manch Ansicht und Verhalten Hannahs gegenüber Léo.
Er wiederum ist einfach immer nur lieb und nett.
Dadurch, dass die Geschichte recht konstruiert wirkt, zu gewollt, ist sie auch vorhersehbar.
Der Schreibstil it der Geschichte angepasst. Ein weitläufig verbreiteter ohne tieferen Anspruch. gut vereint mit den Figuren.
Zwar beschreibt sie sehr schön die Pariser Lokalitäten und anheimelnde Ecken, doch dadurch, dass Hannah eine nicht subtile Hektik mit sich trägt, bekommt der Leser eher diese zu spüren als das Pariser Flair, geschweige denn, dass es immer leichtfällt, sich die Gegend vorzustellen, wenn doch Hannah gar nicht bei der Sache ist und es dem Leser somit sogar abspenstig macht, vor seinem inneren Auge ein Klischeebild entstehen zu lassen. Schließlich muss der Leser mit den Figuren gehen, und wenn diese nicht bei der Sache sind und gedanklich schon am Wegrennen, kann auch der Leser für die wenigen Zeilen der Beschreibung nicht verweilen, sondern muss geistig auch schon wieder auf dem Sprung sein.
Die einzige Personen, die wenig konstruiert erscheinen, sind Hannahs Mutti sowie ihr Stiefvati.
Auch Hannahs eigene kleine vergangene Geschichte in der großen Geschichte wird versucht durch immer wieder Andeutungen darauf dem Leser mit Spannung zu bedienen, was aber meines Erachtens nicht gelingt. In dem Moment, da die Auflösung kommt, mag man meinen, nichts anderes erwartet zu haben.

Zu Beginn liest sich das Buch recht gut und flüssig, dann kommt ein längerer Part, der sich zieht, doch paradoxerweise in erträglich Tempo vorübergeht — eingedenk Hannahs innerer Unruhe vermutlich.
Zum Ende hin ist es ohne Abstriche vorhersehbar. Und u. U. auch ein wenig versöhnlich.

Ich denke, die Autorin hat durchaus ein Händchen für romantische Geschichten. Ich würde ihr für ihre Figuren mehr Tiefe wünschen und dass sie versucht, mit mehr Leichtigkeit zu schreiben, damit Figuren und Handlung flüssiger, gängiger und lebendiger wirken. Das wäre auch mit dem hier vorliegenden Schreibstil vereinbar, er käme gar weniger gewollt daher. Es wäre weniger Krampf spürbar.

Eine Frage, die mich umtreibt: Wie kann Hannahs haar auf dem Motorrad verwehen, ihr Zopf sich lösen, wenn sie einen Helm trägt?