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SBS

Bewertungen

Insgesamt 362 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2023
Simone
Reich, Anja

Simone


ausgezeichnet

Warum? Diese Frage stellt man sich wohl, wenn ein geliebter Mensch im näheren Umfeld Suizid begeht. Warum hat man nichts gemerkt? Hätte man es irgendwie verhindern können? Journalistin Anja Reich stellt sich diese Fragen, denn ihre Freundin Simone sprang 1996 in den Tod.
Das Buch ist sehr berührend und hat mich total aufgewühlt. Es ist unheimlich gutgeschrieben, bewegend und schonungslos ehrlich. Simones Leben wird nicht glattgebügelt, sondern so dargestellt wie es war, mit Leistungsdruck durch die Eltern, Neid gegenüber den Freundinnen ihres Bruders, Männergeschichten, aber auch einer ganzen Menge Liebe, zur Familie, für lateinamerikanische Kultur, das Leben. Simone und die Autorin haben sich über den Bruder Andre kennengelernt und trotz all der Unterschiede haben die beiden sich gut verstanden – zumindest meistens – und viel miteinander erlebt. Doch die Autorin startet früher, schon bei der Familie der Eltern und ihren Entwicklungen, da die Kindheit und Entwicklung der Eltern einen nicht unwesentlichen Teil zur späteren Entwicklung zu enthalten scheint. Und dann rekonstruiert die Autorin das gesamte Leben ihrer Freundin. Durch Briefe, zahllose Gespräche (mit Familie, Freunden, aber auch Experten), Erinnerungen und vor allem Tagebucheinträge von Simone entsteht ein facettenreiches Bild vom Leben einer jungen Frau, die viel zu jung verstarb. Simone, aber auch die wichtigsten Bezugspersonen wirken, als kenne man sie. Und ich fand es auch super, wie die DDR und die Wende auf die Menschen gewirkt haben. Während die einen die endlose Freiheit schätzten, schien anderen eine Richtschnur zu fehlen.
Mich hat die Suche nach den Ursachen überzeugt – auf ganzer Linie, zumal die gesellschaftspolitischen Umbrüche gekonnt eingebaut waren, das DDR-Leben authentisch dargestellt wurde und auch die besondere Familiengeschichte einiges bietet. Dieses persönliche, tiefgründige Buch wird lange im Gedächtnis bleiben. Und ich ziehe meine Hut vor der Autorin vor ihrer schwierigen Recherchearbeit, denn emotional war das ganz sicher kein Zuckerschlecken, denn nicht einmal für den Leser ist es immer leicht weiterzulesen, da man das Gefühl bekommt Simone und auch die junge Anja zu kennen. Zudem schafft sie es tatsächlich nicht wirklich zu werten, obwohl sie Dinge beim Namen nennt. Ich weiß nicht genau was mich an dem Buch so angezogen hatte, aber ich sah es und musste es haben – und meine Erwartungen wurden übertroffen.

Bewertung vom 06.08.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


gut

Elise Spielmann ist eine begeisterte Violinistin, lebt gut situiert in Dresden und soll bald heiraten und zwar einen Freund ihres Vaters. Das Arrangement dient in erster Linie dem beruflichem Fortkommen des Vaters. Verliebt ist Elise jedoch in einen anderen…
Anne Stern kann schreiben – das ist wirklich keine Frage, aber während mich die Fräulein Gold-Reihe wirklich sehr begeistert, war es nach „Drei Tage im August“ schon das zweite Buch aus ihrer Feder, dass mich einfach nicht so mitgenommen hat. Es liest sich gut, auch die geltenden Normen werden immer gut dargestellt, man kann sich das meiste bildlich vorstellen, aber es passiert mir einfach zu wenig. Elise ist eine nette Person, aber ich hoffte auf eine extrem starke Frau, viele interessante und spannende historische Fakten, aber so richtig ausgearbeitet wurde die Liebesgeschichte, die auf mich bisschen flach und zäh vorkam. Meine Erwartungen waren einfach höher, anders und ich denke, dass ich einen weiteren Band nicht lesen werde. Mein musikalisches Interesse tendiert allerdings auch eher im unteren Bereich – vielleicht ist das einer der Gründe, warum mich die Geschichte einfach nicht so richtig fesseln konnte. Dazu war eben auch vieles sehr vorhersehbar, denn man kennt die gesellschaftlichen Regeln der Zeit, daher waren Wege vorgezeichnet. Das kann die Autorin nicht ändern, soll es den Zeitgeist wiedergeben, und dennoch: Das Buch wurde nach seinem guten Beginn langatmig. Ich hatte einfach mehr als eine Liebesgeschichte erwartet und wahrscheinlich hätte es mich mit mehr Tempo oder weniger Seiten eher angesprochen, aber so war ich einfach zufrieden, als ich das Buch beendet hatte. Dabei gab es Dinge, die mich persönlich mehr angesprochen hätten, Schicksale, die vielversprechender als das der privilegierten Elise gewesen wären – aber die Autorin hat einen anderen Weg gewählt.
Für Fans von Liebesgeschichten in historischem Kontext ist es sicher eine gute Wahl.

Bewertung vom 01.08.2023
Nicht ein Wort zu viel
Winkelmann, Andreas

Nicht ein Wort zu viel


ausgezeichnet

Buchhändlerin Faja betreut gerade die Lesung eines neuen Krimiautors, als sie von einem ihrer „Bücherjunkies“ ein seltsames Video bekommt. Er ist an einen Stuhl gefesselt und soll von ihr mit einer fünf Worte langen Geschichte gerettet werden. Faja erwartet, dass es sich um einen sehr speziellen Scherz handelt, doch es kommt ganz anders.

Ich bin Fan des Autors und habe mittlerweile auch eine gewisse Erwartungshaltung – die hat er wieder voll und ganz erfüllt. Eine spannende Geschichte zum Miträtseln, interessante Charaktere und ein gelungener Schreibstil. Der Thrill ist schnell da und man überlegt direkt mit: Ist es möglich eine Geschichte mit nur fünf Worten zu schreiben? Wie soll das gehen? Oder stellt der Täter ganz bewusst eine unlösbare Aufgabe? Wenn ja, warum und was mag hinter allem stecken? Derweil ist Zielfahnder Jaro nach einem missglückten Einsatz auf die Ersatzbank gesetzt worden und soll nach einem jungen Mann suchen, der spurlos verschwunden ist. Obendrein muss er auch noch zu einer Psychotherapeutin und das missfällt Jaro besonders. Das Buch startet auf zwei Ebenen und ich war schon gespannt, ob und wenn ja, wie die beiden Ebenen verwoben werden. Es ist dem Autor sehr gut gelungen! Es gibt viele Verdächtige, manche scheinen zu offensichtlich, andere irgendwie abwegig, aber irgendwer muss dahinterstecken und die Lage spitzt sich immer und immer mehr zu. Das Tempo ist enorm, die Kapitel sind kurz und die wechselnden Perspektiven machen es noch spannender, kurzum: ich konnte das Buch kaum mehr aus den Händen legen. Ein aus meiner Sicht typischer Winkelmann, der alles hat, was ich von einem kurzweiligen Lesevergnügen erwarte. Besonders charmant fand ich die Bezüge zur Welt der Leseratten, die sich miteinander vernetzen, Rezensionen schreiben und dann all die literarischen Bezüge, die wirklich unterhaltsam in die Geschichte eingewoben wurden. Die Auflösung und Hintergründe fand ich, nach all den Wendungen und Irrwegen, sehr überzeugend und ich hatte erst kurz vor knapp so eine Idee. Unter dem Strich kann ich einfach nur eine Leseempfehlung aussprechen, zumal noch einige andere Themen angeschnitten werden, wie Polizeigewalt oder auch

Bewertung vom 23.07.2023
What the Fake!
Asllani, Etrit

What the Fake!


sehr gut

Fake News hier, Hoax dort und dann noch ein bisschen Verschwörungstheorie dann und wann – wer in den sozialen Medien unterwegs ist, kennt es, nur leider erkennt es nicht jeder immer sofort. Niemand scheint davor gefeit, aber es gibt Mittel und Wege die Fakes zu erkennen.

Ich selbst erkenne Fake News zuverlässig und fand die Tipps dazu auch wirklich gut, verständlich präsentiert und es ist auch oft kein Hexenwerk die Fakes zu erkennen. Die Beispiele sind sehr anschaulich, Trump, Corona, uvm. Zwar konnte ich daher kaum was Neues für mich persönlich mitnehmen, aber ich kenne schon einige Kandidaten in meiner Timeline, denen ich das Buch wärmstens empfehlen werde. Dafür bin ich schon häufiger Clickbait-„Opfer“ geworden und auch als ich mir gewusst war, dass dahinter nichts steckt, bin ich immer wieder mal in die Falle getreten. Das ist schade, da so die „Betreiber“ ordentlichen Nutzen haben, ergo werde ich da, jetzt dank des Buches „geimpft“ wohl auch eher einstellen und mich wirklich nur noch auf etablierten Seiten rumtreiben, denn meine Neugier erhielt ja immer einen Dämpfer – ganz wie es bei der Clickbait-Geschichte nun einmal der Fall ist.

Interessant fand ich die kompakte Aufarbeitung der Verschwörungstheorien und vor allem auch ihre (möglichen) Folgen. Was ich jedoch auch sehr spannend fand waren die psychologischen und historischen Hintergründe. Nach der Lektüre habe ich aber noch weniger Verständnis für diejenigen, die wirklich alles ungeprüft weiterteilen und liken – zumindest wer schon etwas Lebenserfahrung mitbringt, sollte bei gewissen Formulierungen (die „absolute“ Wahrheit….) doch hellhörig werden.

Ich kannte den Autor nicht, aber er hat das ganze Thema sehr gut und nachvollziehbar präsentiert, manches wird vielleicht für die Zielgruppe der Jugendlichen ein bisschen zu trocken sein, aber als Fans seines TikTok-Kanals sollten sie sich einfach „durchkämpfen“. An mancher Stelle hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht, aber unter dem Strich hat er einen echt guten Job gemacht mit diesem Buch, dem ich viele Leser wünsche – schon aus reinem Eigennutz, denn je weniger dieses Mist geteilt wird, desto weniger Stimmung wird gegen Minderheiten gemacht und ich muss nicht mehr so oft erzürnt den Melden-Button nutzen.

Bewertung vom 26.06.2023
Zwischen Himmel und Erde
Rodrigues Fowler, Yara

Zwischen Himmel und Erde


ausgezeichnet

Schreibstil für mich zu besonders


Eine tiefgründige Erzählung zu Freundschaft, Liebe, Revolution und all das in einer Zeit großer Umbrüche – das klang sehr interessant und auch der besondere Schreibstil hat mich zunächst sehr angesprochen und ich startete das Buch auch mit großer Begeisterung – doch so begeistert ich war, so schnell war ich auch auf dem Boden der Tatsachen angekommen, ernüchtert und es fiel mir immer schwerer dieses dicke Buch überhaupt noch zur Hand zu nehmen.

Es gibt einfach enorm viele Belanglosigkeiten und auch die Charaktere haben mich einfach nicht wirklich überzeugt. Der Schreibstil ist besonders – mir zu besonders. Auf der einen Seite ist da Catarina aus Brasilien, die jetzt in London in einer Wohngemeinschaft lebt. Sie ist froh die Sorgen und Nöte in Brasilien hinter sich zu lassen. In der WG trifft sie auf Melissa. Beide scheinen unglaublich verschieden, aber dennoch zieht sie was aneinander an – die Ursache liegt in der Vergangenheit. Das Buch hat Potenzial, aber ich fand die Erzählweise so ermüdend, dass ich mich immer wieder beim Querlesen erwischte, denn ich wollte das viel zu viele Seiten umfassende Buch irgendwann nur noch beendet haben und habe mich tatsächlich die letzten Tage durchgequält. Und das Querlesen war gerade durch die Rückblicke ein einziges Chaos, aber ich konnte es zwischendurch auch nicht abstellen, selbst das Lesen anderer Bücher zwischendurch brachte keine Verbesserung mit sich.
An sich bin ich ja offen für neue Stilmittel und eine moderne Erzählweise, aber die Autorin hat mich damit einfach nicht abgeholt – vor allem die lyrischen Anteile waren so gar nicht meins, auch das Fragmentarische hat mich hier nicht überzeugt. Die „normalen“ Passagen lagen mir zwar besser, aber so richtig klasse fand ich die auch nicht. Thematisch mit dem politischen und sozialen Gegebenheiten in Brasilien hätte sie mich mitnehmen können, auch der Hintergrund in GBR hat was. Doch durch den -sagen wir mal- besonderen Schreibstil war es öfter mal verwirrend, dazu meine enorme Unlust, die sich beständig gesteigert hat. Für den richtigen Leser ist das Buch gerade aufgrund des Schreibstils wahrscheinlich ein Genuss, aber bei mir ging das Ganze einfach nicht auf, wenngleich die Geschichte Potenzial hatte. Für mich wäre weniger mehr gewesen.

Für mich ein Reinfall, aber ich denke, dass der richtige Leser das Buch in all seinen Facetten, Farben und Schattierungen genießen kann – also empfehle ich dringend einen Blick in die Leseprobe vorab.

Bewertung vom 21.05.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


sehr gut

Ein Café ohne Namen in Wien und die Besucher sind in dieser Geschichte Dreh- und Angelpunkt. Was zunächst vielleicht ein bisschen fad wirken könnte, entpuppt sich aber als interessante Milieustudie, zumal die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs in der Zeit noch deutlich zu spüren sind, die Aufbruchstimmung aber schon mitschwingt.
Ich habe schon so viel über den Autor gehört, hatte bis dato allerdings noch nichts von ihm gelesen. Da mich hier der Klappentext direkt angesprochen hatte, habe ich zugeschlagen und es auch nicht bereut.
Wie der Titel schon vermuten lässt, ist das Café in Wien der zentrale Ausgangspunkt. Hier treffen sich die unterschiedlichsten Leute des „gemeinen Volks“ und verbringen ihre Zeit, entspannen, treffen sich zum Karten oder einfach so. Der Leser wird mitgenommen in die Welt der Besucher und des Betreibers Robert Simon, der als Hauptfigur des Buches eine gute Figur abgibt, wenngleich er vielleicht nicht sehr schön, intelligent oder sonst wie toll dargestellt ist. Dadurch wirkt er aber auch ziemlich authentisch und vor allem hat der das Herz am rechten Fleck. Der Leser erlebt mit, wie er sich für das Café auftreibt, seine letzten Kraftreserven und noch mehr gibt, wie er sich um seine Mitmenschen sorgt und wie er Chancen gibt, wo sie andere vielleicht nicht gäben.
Das Gros der Geschichten ist unaufgeregt – sieht man von einer Explosion, einem Feuer, einem Brückeneinsturz ab (okay, das klingt nach deutlich mehr Action, als ich es beim gemütlichen Lesen empfunden habe) und doch sind in den leisen Tönen ganz schön heftige Geschichten verpackt. Von Menschen, die aufgeben, von solchen, die es schwer haben und dennoch immer weitermachen. Es ist eine Art Milieustudie, die das harte Leben der Menschen samt aller möglichen Sorgen und Nöte beleuchtet, den Zeitgeist einfängt und die Geschichte eines Cafés vom Anfang bis zum bitteren Ende erzählt.
Ein wenig blieb mir der Autor aber zu sehr an der Oberfläche, manchmal hätte ich mir gewünscht, dass er noch tiefer gräbt, den Finger noch mehr in die Wunde legt. Vielleicht wäre es besser gewesen auf ein paar Figuren zu verzichten und deren Geschichte mehr auszuarbeiten, aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Unter dem Strich empfehle ich das Buch gerne weiter.

Bewertung vom 05.05.2023
Meine Süperküche
Kaptan, Meltem

Meine Süperküche


ausgezeichnet

Die türkische Küche bietet deutlich mehr, als es an der Dönerbude nebenan gibt – das war vorher schon klar, aber viel vielfältig sie ist, hat mich dann doch noch einmal positiv überrascht. Besonders gelungen finde ich, dass die Gerichte auch einen deutschen Touch haben. Die Ankündigung: „Das Beste aus zwei Heimaten“ ist in diesem Fall nicht nur ein vollmundiges Versprechen, sondern ein Fakt.

Vorspeisen, Suppen, Hauptgerichte und Nachspeisen hält das Buch bereit – also alles von einem schnellen, kleinen Gericht bis zu einem opulenten Mahl. „Vielfalt auf dem Tisch – Diversität im Magen“ ist das Stichwort und los geht´s! Die Rezepte sind allesamt sehr übersichtlich dargestellt. Eine Spalte mit den Zutaten, eine mit der bei allen getesteten Rezepten sehr guten und leicht nachvollziehbaren Anleitung. Zudem gibt es neben einem tollen Foto des Ergebnisses auch direkt per Symbol Infos zu vegetarischen, veganen oder auch glutenfreien Rezepten. Auch die Kochdauer und Personenanzahl sind angegeben und bei uns hat das ziemlich gut gepasst. Häufig gibt es noch „Mamas Tipp“, mit dem das Gericht noch einen extra Kick bekommt oder Tipps, wie z.B. das Verwenden von gehackten Tomaten, wenn es gerade keine frischen gibt. In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass die Zutaten nicht so exotisch sind und recht gut zu bekommen sind.

Kaum hatte ich das Buch aufgeschlagen, musste ich auch direkt die ersten Dinge nachmachen. So köstlichen Zaziki hatte ich bisher wirklich noch nirgends. Mein Mann liebt weiße Bohnen, während ich normal nicht so davon zu begeistern bin, aber der Weiße-Bohnen-Salat hat selbst mich überzeugt (hier ist zum Beispiel auch die Quellzeit für die Bohnen mit angegeben – finde ich gut, denn der Laie wüsste vielleicht nicht, dass die „Arbeit“ einen Tag früher anfangen muss). Bisher dachte ich auch, dass mein Karottensalat schon unschlagbar gut ist – Meltem hat mich eines Besseren belehrt, auch wenn ich bei der Knoblauchmenge schon ins Grübeln geraten bin – hat aber richtig gut geschmeckt. Zu den Salaten habe ich dann noch das Türkische Käsegebäck gebacken – schon hatten wir ein richtig tolles Essen.

Kurze Zeit später war dann der Spinatauflauf dran – bei uns mit TK-Ware, war aber wie in der Zutatenliste angegeben kein Problem, einzig der volle Bauch danach war nicht ohne. Und ich könnte noch so einiges aufzählen, denn auch die fleischigen Rezepte haben beispielsweise überzeugt, aber ich springe direkt zu den Apfeltaschen. Sehr lecker, aber hier ist beispielsweise noch erwähnenswert, dass eine bebilderte Anleitung zum Anleitung zum Backen enthalten ist, damit die Form auch schön wird – also auch für Anfänger empfehlenswert. Leicht sind auch die Möhren-Keks-Pralinen zu machen – und die für mich zunächst bisschen seltsam anmutende Kombi ist einfach ein Genuss.

Klassiker und weniger bekanntes sind in diesem Buch zu finden und ich bin fast schon sicher, dass „Mama Meleks Gesundheitsgemüsesuppe“ mir einen Infekt quasi weggezaubert hat – und das in süüüüüüüüper lecker.

Also, unter dem Strich muss ich einfach gestehen, dass ich absoluter Fan des Buches bin und es sehr gerne weiterempfehle. Ob man Meltem kennt und/oder schätzt ist dabei völlig unwichtig, denn auf die Rezepte kommt es an und die kommen tatsächlich direkt aus der „Süperküche“.

Bewertung vom 03.04.2023
Lebendige Nacht
Kimmig, Sophia

Lebendige Nacht


sehr gut

Die Nacht ist schon irgendwie faszinierend, sie zieht einen einerseits an, andererseits möchte man vielleicht auch nicht ganz allein umhergehen, denn dort raschelt was, da knackt ein Zweig unter (wessen?) Füßen – wir sehen und hören einfach ein wenig zu schlecht, um uns nachts sicher zu fühlen. Warum das so ist und wie es die Tiere der Nacht anders machen – genau das ist ein Aspekt dieses sehr gut verständlichen und nachvollziehbaren Buches. Man muss kein Biologe sein, sondern einfach nur interessiert und dann klappt es auch mit diesem Buch, denn die Autorin macht es dem Leser leicht. Sie verbindet spannende oder auch mal lustige Fakten mit ihren eigenen Erfahrungen, lässt den Leser gefühlt hautnah mit und bringt aber auch Fachbegriffe ein – jedoch so erklärt, dass es wirklich jeder verstehen sollte.
Schon ihr Buch „Von Füchsen und Menschen“ hatte mich begeistert, darum war ich hier auch sehr gespannt, welche Abenteuer wir durch die Augen der Autorin miterleben dürfen und es hat sich echt gelohnt. Auch die Auswahl der Tiere, die sie näher vorgestellt hat (klassisch beispielsweise die Fledermaus, aber auch den Waschbären). Dabei beschränkt sie sich aber nicht nur auf unsere heimische Flora und Fauna, sondern blickt sich auch mal weltweit um – ich denke kaum ein Leser kann sich danach das Googlen verkneifen.
Und dann gibt es natürlich noch den Aspekt der Umweltverschmutzung – im Falle der nachtaktiven Tiere bedeutet das auch Lichtverschmutzung. Das es sie gibt war mir auch als Landei klar, wie extrem sie ist, habe ich gerade erst zufällig in Nähe eines Flughafens entdeckt. Ohne Buch hätte ich es wahrscheinlich nicht einmal so richtig wahrgenommen, aber mit dem ganzen Hintergrundwissen sieht man selbst eine kleine Gartenleuchte noch einmal mit ganz anderen Augen…
Schade fand ich, dass es nur sehr wenige Bilder gab, auch die Fun Facts, die bei ihrem ersten Buch schon klasse waren, zündeten hier nicht so richtig bei mir. Dennoch empfehle ich dieses Buch sehr gerne weiter und ich hoffe, dass die Biologin bald wieder ein Buch schreibt. Thema ist egal – ich bin dabei!

Bewertung vom 30.03.2023
Die letzte Lügnerin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.3
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die letzte Lügnerin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.3


sehr gut

Wie dreckig das Politikgeschäft sein kann zeigt sich schnell in diesem Buch. Ein Video, das den Berliner Bausenator ganz schlecht aussehen lässt, wird veröffentlicht und schlägt enorm hohe Wellen. Auf Empfehlung seines Vater wird Rechtsanwalt Rocco Eberhard vom Politiker engagiert. Derweil hat Rechtsmediziner Justus Jarmer zunächst eine auf den Kopf reduzierte Leiche auf dem Tisch, aber es soll noch eine andere folgen und eine juristische Schlacht beginnt.
Es ist der dritte Band der Reihe und nachdem ich den zweiten sehr durchwachsen fand, habe ich diesem Fall und dem Autorenduo noch eine Chance gegeben – zum Glück, denn es hat sich wirklich gelohnt. Dass Politiker nicht immer nur astreine Geschäfte machen und bei Entdeckung der Aufschrei groß ist – kein Geheimnis, aber entspinnt sich dann eine Geschichte, die sicher nicht alltäglich ist. So auch hier, und der neue Mandant in Roccos Kanzlei kommt auf Empfehlung seines Vaters, was der ganzen Sache auch noch eine persönliche Note gibt.
Bei diesem Buch sollte man ein gewisses Interesse an Politik mitbringen, denn sie spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Bei mir ist das der Fall, obwohl ich von dem Thema Wohnungsnot und allem daraus folgenden nicht einmal betroffen bin, und ich fand die juristischen Hintergründe auch sehr interessant und die Frage nach dem Strippenzieher war lange, wenn auch nicht bis zum Schluss, ziemlich offen. Das Buch hatte wieder eine Sogwirkung auf mich, was das erste Buch auch schon hatte. Das zweite Buch der Reihe hatte mich ja so gar nicht gefesselt, aber dieses hier war wieder richtig interessant und spannend. Dabei erschien es mir auch weitgehend authentisch, wenn auch dadurch sicher weniger Thrill enthalten ist, wie das vielleicht möglich gewesen wäre. Es liest sich sehr angenehm und schnell, dank kurzer Kapitel und gelungenen Szenenwechseln (sowohl Personen, als auch Zeit und Ort betreffend), kann ich das Buch mit seinem sowas von aktuellen Thema, nur empfehlen. Der Schluss war weitgehend stimmig, leider zeichnete sich nur allzu deutlich ab, wer da aktiv war, aber immerhin das Motiv stand ja noch offen. Die Gerichtsverhandlung und wie sich alles so nach und nach entwickelt fand ich wieder richtig klasse. Viel zu kurz kam mir der rechtsmedizinische Anteil, wenngleich die Auftritt aus dem Metier dann aber doch im Kopf bleiben, weil sie schon eher besonders sind. Und ich habe mich immer und immer wieder gefragt, warum Vater und Sohn so manches nicht mittels einfachen Gesprächs auf die Kette bekommen. So summierten sich die Kleinigkeiten, die mich dann doch ein wenig gestört und/oder genervt haben, ergo keine volle Punktzahl, sondern vier Sterne. Kenntnis der Vorgängerbände wäre von Vorteil, prinzipiell ist es aber auch unabhängig zu lesen.

Bewertung vom 23.03.2023
Es war einmal in Brooklyn
Atlas, Syd

Es war einmal in Brooklyn


gut

Juliette und David kennen sich seit früher Kindheit und leben Tür an Tür in Brooklyn. Die beiden guten Freunde sind Außenseiter – aber ihre Freundschaft geht tiefer, doch dann passiert so einiges. David erkrankt an Krebs, Juliette will bald das College besuchen und bandelt mit einem Pizzalieferanten an. Das missfällt David, der in Juliette verliebt ist sehr und dann gibt es auch noch einen Blackout mit Folgen…

Ich hatte etwas andere Erwartungen an das Buch, vor allem habe ich mir gedacht, dass der Blackout eine deutlich größere Rolle spielen würde. Ja, er hat schon seine Auswirkungen, die auch weitreichend sind, dennoch hatte ich bei der Ankündigung deutlich mehr erwartet. Der Blackout kommt irgendwann mal, es passiert auch in der Zeit an der einen oder anderen Stelle etwas, manches davon war auch richtig übel – aber unter dem Strich blieb das alles hinter meinen Erwartungen zurück. Sowohl in der Qualität, als auch in der Quantität. Dabei war das mit der wichtigste Punkt für mich zu diesem Buch zugreifen. Dann noch die Protagonisten – Teenager verhalten sich entsprechend, dass aber auch die Eltern in Teilen nicht besser sind, hat mich dann doch gewundert. So einen richtigen Draht habe ich zu keiner der Personen bekommen. Dazu war alles ziemlich vorhersehbar und wenig spannend. Die Entwicklung sowohl von Juliette, als auch David hatte ich ziemlich genauso erwartet – eine Überraschung wäre wirklich nett gewesen, aber meine Erwartungshaltung an einen Coming-of-Age-Roman sind wohl einfach zu hoch gesteckt gewesen. Und die etwas andere Liebesgeschichte war auch nicht so interessant – aber ich bin vielleicht einfach nicht die richtige Leserin für dieses Buch gewesen.
Interessant fand ich immer wieder die Anspielungen auf Son of Sam, der in der Zeit in NY eben aktiv war und die Andeutungen waren auch immer nur am Rande, dennoch schwebte das Unheil immer etwas mit in der Luft. Der Zeitgeist ist, soweit ich das beurteilen kann, aber gut eingefangen und hat mir ebenso zugesagt.

Das Buch hatte aus meiner Sicht viel mehr Potential, als genutzt wurde. Mich konnte die Geschichte nicht so richtig fesseln und ich denke, dass sie auch schnell mitsamt ihren Charakteren vergessen sein wird. Das Problem scheint zu sein, dass es viel zu viele Baustellen und Themen in diesem dünnen Buch gibt. So kann nichts so richtig gut ausgebaut werden, vieles nur angerissen. Der Schreibstil als solcher war dennoch gelungen und mancher technische Kniff, wie „das war, wie es hätte sein sollen, nun wie es wirklich lief“ – hat mir richtig gut gefallen.

Unter dem Strich kann und werde ich nicht vom Buch abraten, allerdings sollte man sich darauf einstellen, dass der Klappentext Erwartungen wecken könnte, die das Buch schlicht nicht erfüllen kann.