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Bibliophil

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Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2022
Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1
Gray, Gloria;Felder, Robin

Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1


gut

Schrille Regionalkrimi-Satire

Im Regionalkrimi "Zurück nach Übertreibling" (dtv) von Gloria Gray geht es um Vikki Victorias eigene Ermittlungen in einem Entführungsfall.

Das Cover hat mir auf den ersten Blick gar nicht zugesagt. Auf den zweiten Blick finden sich aber viele Details, die alle bayerischen Klischees bedienen, sodass es doch ganz gut passt. Auf dem Cover gibt es also schon Mal viel zu entdecken.

Der Toni ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und will sich an Vikki rächen, da er sie für den Tod an seiner Frau verantwortlich macht. Vikki sucht zunächst das Weite und wird in einen Entführungsfall verwickelt. Da sie der Polizei nicht allzu viel zutraut, nimmt sie kurzerhand die Ermittlungen selbst in die Hand.

Zunächst war der Schreibstil frisch, schräg, lässig, humorvoll und Mal was Neues. Als würde man es von jemandem erzählt bekommen, der ohne Punkt und Komma redet und gerne Mal abschweift; gleichzeitig aber einen Gag nach dem anderen abfeuert.

Jedoch war ab etwa der Hälfte des Buches die Luft ein wenig raus. Es hat sich etwas gezogen, die Handlung war recht vorhersehbar, wenig originell, Spannung kam leider nicht auf.

Der Fokus liegt hier jedenfalls nicht auf einem Krimi, sondern es handelt sich eher um Satire. Alle möglichen Gruppen bekommen ihr Fett weg, jedes Klischee wird bedient, auf politische Korrektheit wird definitiv nicht geachtet.

Es handelt sich hier um ein Buch für zwischendurch ohne große Ansprüche, das auch zum Schmunzeln einlädt und sich nicht allzu ernst nimmt.

Bewertung vom 22.04.2022
Sei stärker als die Angst
Fleisch, Sabrina

Sei stärker als die Angst


ausgezeichnet

Persönlichkeitsentwicklung

Das Arbeitsbuch "Sei stärker als die Angst" von Sabrina Fleisch (allegria) beinhaltet Tipps und Übungen zum besseren Umgang mit (negativen) Gefühlen bzw. Angst im Speziellen in 22 Kapiteln.

Das Cover ist sehr gelungen. Es hat etwas Beruhigendes, Harmonisches und Schönes. Der sanfte Lilaton mit goldener verschnörkelter Schrift zur Hervorhebung der wichtigsten Worte sowie den Pflanzen erwecken einen warmen und liebevollen Eindruck.

Es wird empfohlen, das Arbeitsbuch von vorne nach hinten zu lesen, was auch sinnvoll ist. Es ist kein Buch, das man Mal eben liest. Es beinhaltet viele Übungen, die teilweise sehr viel Zeit und Auseinandersetzung mit sich selbst benötigen. Wenn man etwas bewirken will, ist das aber notwendig. Im Buch selbst wird auch Platz gelassen für die jeweiligen Übungen, sodass man frei entscheiden kann, ob man direkt im Buch oder in einem extra Notizheft arbeiten möchte.

Das Buch ist sehr sinnvoll aufgebaut. Es wird mit der persönlichen Geschichte der Autorin eingeleitet. Darauf folgt die Feststellung der Ausgangslage. Danach geht es u. a. von Emotionen allgemein über Angstentstehung, Angstarten sowie Bewältigungsstrategien zu Affirmationen, Angstverwandlung, Atemtechniken, Liebe und Vergebung.

Neben Informationen dominieren sich daran anschließende Übungen, die man vollumfänglich bearbeiten sollte. Teilweise sind neben dem Text auch Bilder und Tabellen enthalten. Auch diese lockern das Buch und dieses schwierige Thema auf. Die Übungen sprechen unterschiedliche Bereiche an, so soll geschrieben, gemalt, skizziert, fantasiert, usw. werden. Einzelne Übungen und Absätze muss man manchmal erst sacken lassen, bevor es weitergehen kann.

Die Informationen und auch Schilderungen von von der Autorin selbst erlebten Situationen sind eingehend sowie leicht verständlich geschrieben. Sie sind nicht extrem tiefgreifend, aber das verhindert auch, dass das Buch mit Informationen überladen wird. Es ist in erster Linie wirklich ein Arbeitsbuch und kein Buch, um sich umfassend zu informieren. Dafür befinden sich aber am Ende des Buches auch Quellen und Verweise auf weiterführende Literatur.

Dieses Buch ist empfehlenswert für jeden, der sich intensiv mit sich selbst auseinandersetzen und eine Veränderung bewirken möchte, damit Ängste nicht (länger) das eigene Leben bestimmen.

Bewertung vom 31.03.2022
Ein Grab für zwei
Holt, Anne

Ein Grab für zwei


sehr gut

Verworrener Wintersportkrimi

Bei dem Hörbuch zum Kriminalroman "Ein Grab für zwei" von Anne Holt, gelesen von Katja Bürkle, handelt es sich um den ersten Teil einer neuen Krimireihe. Bei der Geschichte geht es um Noch-Anwältin Selma Falck, die, an ihrem Tiefpunkt angelangt, von Jan Morell dazu genötigt wird, den Dopingfall seiner Tochter und Spitzensportlerin Hege Chin zu untersuchen. Es dauert nicht lange, dann gibt es einen weiteren Dopingfall und ein Spitzenathlet verliert sein Leben. Hängen die beiden Fälle zusammen, und wenn ja, wie?

Das Cover zeigt passend zur Geschichte eine Winterlandschaft mit Loipe und zwei Menschen im oberen Teil. Die schwarze Schrift fügt sich schön ein. Insgesamt ist es aber etwas unscheinbar.

In der Geschichte gibt es einige Schauplätze und Handlungsstränge, die sich immer mehr zusammenfügen, manchmal jedoch auch ein wenig verwirrend sein können. Es kommen sehr viele Charaktere vor, sodass es mir öfter nicht ganz leicht gefallen ist, diese auseinanderzuhalten. Da wäre mir manchmal eine Printausgabe lieber gewesen, in der man auch Mal hätte zurückblättern können. Die Charaktere lassen sich nicht in gut und böse einteilen, denn sie alle haben ihre dunklen, aber auch menschlichen Seiten. Über die Protagonisten erfährt man auch Hintergründe, sodass sie Gestalt annehmen und ihr Handeln nachvollziehbar wird.

Die Thematik Doping und Wintersport hat mich sehr angesprochen. Es ist und bleibt ein aktuelles Thema. Für mich war es der erste Krimi in dieser Kombination und von dieser Autorin und er hat mir gut gefallen. Der Stil ist interessant, die Schilderungen detailreich und ein Miträtseln ist möglich.

Die Stimme und Intonation der Sprecherin sind sehr angenehm. Ich habe ihr gern zugehört. Jedoch waren die einzelnen Tracks des Hörbuchs leider nicht kapitelweise abspielbar. Dadurch konnte man nicht gezielt wieder einsteigen oder zurückspringen, sondern war immer irgendwo mittendrin und das manchmal leider etwas zusammenhanglos.

Dieses Hörbuch ist denjenigen zu empfehlen, die sich für die Thematik interessieren, verworrene, vielschichtige Geschichten mögen und intensiv zuhören wollen. Es eignet sich nicht so sehr, wenn man es nur nebenbei hören möchte, da man da schnell den Überblick und dadurch das Interesse verlieren kann. Ich werde es mir auf jeden Fall nochmal anhören und bin überzeugt, noch einiges zu entdecken, was mir beim ersten Hören nicht so sehr aufgefallen ist.

Bewertung vom 10.03.2022
Der Gräber
Persson Winter, Fredrik

Der Gräber


ausgezeichnet

Gefährliches Manuskript

Der Thriller "Der Gräber" von Fredrik P. Winter (HarperCollins) aus dem Schwedischen von Ulla Ackermann handelt von einem Serienmörder, der sich jedes Jahr in die Häuser seiner Opfer gräbt und diese verschwinden lässt. Die Ermittlungen treten auf der Stelle, vom Täter keine Spur. Und dann taucht ausgerechnet ein Manuskript zu diesem Serienmörder in einem Verlag auf. Daraufhin stellt sich die Frage: Ist dieses wirklich Fiktion oder doch Fakt?

Das Cover zeigt einen dunklen Keller mit Erde. Es passt gut zur Geschichte, da sich der Gräber in die Keller seiner Opfer gräbt. Die gelbe rissige Schrift fügt sich darin gut ein. Insgesamt ist das Cover düster wie auch die Geschichte selbst.

Im Zentrum der Handlung stehen die Lektorin Annika, die verzweifelt versucht, ihren Verlag zu retten, sowie die Kriminalkommissarin Cecilia, die den Serienmörder endlich schnappen möchte. Zudem kommt in Rückblenden auch Jan Apelgren, ein erfolgreicher Krimiautor, dessen Lektorin Annika war, bevor er vor Jahren auf unerklärliche Weise verschwunden ist, vor. Die Charaktere sind gut gezeichnet. Man kann mit ihnen mitfühlen und in die Geschichte eintauchen.

Das Buch ist aufgeteilt in drei Teile, mit sehr vielen kurzen Kapiteln aus unterschiedlichen Perspektiven. Besonders ist jedoch, dass zu Beginn eines jeden Kapitels der Serienmörder zu Wort kommt. Dadurch wird man auch in seine Welt eingeführt, erfährt immer mehr über ihn und nach und nach entwickelt sich ein Bild und eine Geschichte. Das gibt dem Thriller noch ein extra Maß an Spannung.

Die Handlung selbst ist leider sehr vorhersehbar, jedoch ist der Schreibstil unglaublich fesselnd, sodass das Buch trotzdem lesenswert ist. Für sanfte Gemüter ist es nicht unbedingt geeignet, denn es ist auch gruselig. Nicht alles wird abschließend geklärt und ein gewisser Sinn bzw. Offenheit für Mystery-Elemente in einer Geschichte sollte mitgebracht werden. Wer das mag, wird Gefallen an dem Buch finden.

Bewertung vom 19.02.2022
Gelassen leben
Middendorf, Katharina

Gelassen leben


sehr gut

Gesunder Umgang mit Stress

Der Ratgeber "Gelassen leben - Achtsamkeit lernen und Stress reduzieren" von Katharina Middendorf (Stiftung Warentest) gibt Informationen und Tipps für einen gesunden Umgang mit stressigen Situationen in unterschiedlichen Lebensbereichen.

Das Cover ist eher unscheinbar auf den ersten Blick, aber auf den zweiten sehr schön und beruhigend mit dem Wasser, den Bergen und dem Himmel in sanften Blau- und Weißtönen. Das Buch ist jedoch quadratisch und nicht wie gewohnt rechteckig. Durch das Format sticht es hervor und ist etwas Besonderes.

Das Buch ist aufgeteilt in sieben Themenbereiche mit vielen kurzen Unterkapiteln. Eine Doppelseite befasst sich immer mit einem Thema, sodass man nicht über eine Seite hinaus lesen muss. Entweder befinden sich Informationen zu einem Thema auf einer oder beiden Seiten mit aussagekräftigen Bildern oder orangefarbenen Don't's auf der linken und grünen Do's auf der rechten Seite.

Am Ende steht noch ein Stichwortverzeichnis, mit dem gezielt nach bestimmten Themen gesucht werden kann, sodass Leser nicht ewig suchen müssen, wenn sie etwas Bestimmtes nachlesen bzw. generell gezielt nachschlagen möchten. Dieses Buch muss also auch nicht am Stück von vorne nach hinten, sondern kann auch kreuz und quer gelesen werden.

Insgesamt ist das Buch schön gestaltet, aber teilweise leider auch ein wenig überladen, sodass man sich auch ein wenig erschlagen fühlen kann. Die Schrift ist eher klein und es wurde in Spalten geschrieben (wie in einer Zeitung). Wichtige Stellen sind aber praktischerweise auch hervorgehoben, sodass diese schnell gesehen bzw. wiedergefunden werden können.

Inhaltlich sind die Informationen sehr kompakt und einfach heruntergebrochen. Sie dienen daher nur der ersten Information und können erste Impulse liefern. Bei weitergehendem Interesse können Leser sich dann zu dem Thema im Internet oder in weiteren Büchern informieren. Das Rad wird nicht neu erfunden, aber das muss man ja auch nicht immer. Dafür werden viele Bereiche angesprochen. Teilweise werden auch Hilfsangebote, Anlaufstellen und Links angeführt.

Einiges lässt sich auch mit gesundem Menschenverstand herleiten oder man hat es zumindest schon einmal irgendwie mitbekommen, aber manchmal tut es ja auch ganz gut, wenn man alles übersichtlich aufbereitet bekommt und man diese Informationen in der Not einfach vor Augen halten und durchblättern kann, insbesondere in Fällen, in denen man nicht ganz so klar sehen kann. Tiefergehende Informationen enthält dieses Buch also nicht. Trotzdem kann man sicherlich auch den ein oder anderen Tipp mitnehmen, Informationen sammeln oder sich Dinge bewusst(er) machen.

Der Ratgeber bietet eine gute Übersicht, wenn man sich mit dem Thema Stress und Achtsamkeit auseinandersetzen und einen ersten leichten Einstieg bzw. Überblick sowie ein paar Tipps bekommen möchte. Für tiefergehende Informationen sollte jedoch ein anderes bzw. weiteres Werk in Erwägung gezogen werden.

Bewertung vom 10.02.2022
606
Fox, Candice

606


sehr gut

Gefängnisausbruch

Der Thriller "606" von Candice Fox (Suhrkamp) handelt von einem Gefängnisausbruch. Einer der Flüchtigen ist John Kradle, der die Chance nutzen möchte, um den Mörder seiner Familie ausfindig zu machen. Doch die Gefängniswärterin Celine Osbourne hat ein persönliches Problem mit diesem Häftling, sodass sie alles in ihrer Macht stehende tut, um ihn wieder hinter Gitter zu befördern. Je mehr sie sich jedoch mit ihm auseinandersetzt, desto mehr Zweifel überkommen sie, ob sie wirklich auf der richtigen Seite steht. Und es gilt ja auch noch, die anderen Häftlinge aufzuhalten.

Das Cover ist farblich auffällig und mit den fliehenden Personen in der Wüste passend gestaltet.

In vielen kurzen Kapiteln wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Es gibt einige Erzählstränge, jedoch beschränkt sich die Geschichte auf einige wenige der 606 Gefängnisinsassen und das in unterschiedlicher Intensität. Manche tauchen nur kurz auf und bekommen keine tiefergehenden Züge. Gewalt spielt jedoch eine zentrale Rolle.

In Rückblenden erfahren die Leser mehr über Celines sowie Johns Vergangenheit, sodass ihr Handeln verständlicher wird. Das Ende kam schnell, war kurz und simpel und daher nicht der typische große Showdown. Für meinen Geschmack hätte da mehr kommen dürfen.

Die eigentliche Idee ist gut und würde Material für eine ganze Reihe von Büchern liefern. Es hätten dann mehr Charaktere eingeführt und beleuchtet werden können. Das hätte die Geschichte runder machen können.

Die Spannung wird über das Buch hin aufrechterhalten, jedoch bleibt einiges auch sehr oberflächlich und nicht gänzlich überzeugend.

Der Titel legt eher nahe, dass alle 606 Gefängnisinsassen eine Rolle spielen, dabei geht es prinzipiell nur um einen bzw. eine Handvoll Insassen und eine Wärterin. Daher scheint mir der deutsche Titel nicht ganz so passend gewählt.

Das Buch lässt sich gut lesen, der Schreibstil ist flüssig. Wer gerne eine spannende, aber auch etwas brutalere Geschichte lesen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen.

Bewertung vom 01.01.2022
Die Begegnung. Eine Geschichte über den Weg zum selbstbestimmten Leben
Schweizer, Jochen

Die Begegnung. Eine Geschichte über den Weg zum selbstbestimmten Leben


sehr gut

Abenteuerreise Leben

In dem Buch "Die Begegnung - Eine Geschichte über den Weg zum selbstbestimmten Leben" (Knaur Balance) von Jochen Schweizer treffen zwei Menschen, einer alt, mit viel Lebenserfahrung, Ruhe und Weisheit, der andere jung, unsicher und ohne Halt in einer dunklen stürmischen Nacht aufeinander und erzählen aus ihrem Leben, das einige Parallelen aufweist, denn beide waren Außenseiter, die ihren Platz im Leben erst finden mussten bzw. noch finden müssen.

Das Cover ist sehr gut gelungen, denn es zeigt eine kleine Hütte in der Dunkelheit, doch beleuchtet von einer großen Sonne. Rundherum lässt sich das stürmische Meer erahnen. Die Hütte und das Meer spielen in der Geschichte eine tragende Rolle, sodass der Bogen zur Geschichte sowohl inhaltlich als auch metaphorisch gespannt wird.

Die ersten Seiten haben mich direkt positiv überrascht. Das Aufeinandertreffen der beiden Protagonisten in der Einsamkeit abseits der Zivilisation ist sehr spannend und metaphorisch. In der Hütte des Alten erzählen beide ihre Lebensgeschichte, angefangen beim jungen Sverir, gefolgt von der längeren und ereignisreichen Geschichte des betagten Hakon. Beide verbindet neben der Außenseiterrolle auch die Abenteuerlust, Kämpfernatur, Liebe zum Wassersport, Naturverbundenheit, Sehnsucht nach Freiheit und der Ehrgeiz.

Die Episoden aus den Lebensgeschichten der beiden Protagonisten werden immer wieder durch Zwischenspiele unterbrochen. Diese handeln im Präsens des Buches und spielen somit in der einsamen Hütte in der stürmischen Nacht. Sie haben mir persönlich besonders gut gefallen, da sie dazu dienen, dem jungen Sverir - und der Leserschaft - etwas mit auf den Weg zu geben und Punkte aus der Geschichte herauszuarbeiten.

Die einzelnen Lebensgeschichten sind im Grunde Abenteuergeschichten. Sie handeln von Erlebnissen, Reisen, Erfolgen samt Niederlagen sowie wichtigen Meilensteinen. Das Buch liest sich gut, jedoch fand ich es hier und da Mal etwas simpel geschrieben, dann wurden aber auch Mal Fachbegriffe verwendet, die nicht jedem bekannt sein dürften, sodass der ein oder andere bei bestimmten Begriffen hängen bleiben wird. Ob man dies nun als störend im Lesefluss wahrnimmt oder als Lernmöglichkeit, bleibt jedem selbst überlassen.

Die Geschichte fand ich zwar schön, jedoch auch nicht immer so überzeugend. Manchmal erschien sie mir etwas oberflächlich und abgehackt, dann aber auch wieder sehr intensiv. Richtig berührend habe ich das Ende wahrgenommen.

Das Buch ist vor allem empfehlenswert für Menschen, die Abenteuergeschichten mögen. Mit dieser Geschichte kann das Leben noch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden.

Bewertung vom 10.10.2021
Stadt des Zorns
Meller, Marc

Stadt des Zorns


ausgezeichnet

Ein echter Pageturner

Der Escape-Room-Thriller "Stadt des Zorns" (Ullstein) von Marc Meller spielt in Köln und handelt von der Protagonistin Hannah Preuss, die erneut in die Fänge des Psychopathen Janus gerät. Dieser nutzt die ganze Stadt als "Spielwiese" und nimmt 8 Menschen als Geiseln, die nur überleben können, wenn sie sein perfides Spiel um Leben und Tod mitspielen. Er ist gut vorbereitet und überlässt nichts dem Zufall. Dabei hinterlässt er eine Spur der Gewalt und viele Leichen. Es stellt sich die Frage: Kann Hannah es schaffen, das Vertrauen der anderen Mitspieler zu gewinnen und schaffen sie es die Aufgaben zu bewältigen? Währenddessen versucht ein Freund von Hannah, Hauptkommissar Bernd Kappler, sie um jeden Preis zu finden und überschreitet dabei auch Grenzen, da er das als einzige Chance sieht, Janus zu fassen. Derweil versinkt ganz Köln im Chaos und macht es der Polizei schwer, auf die Spur des Täters zu kommen.

Das Cover ist spannend. Es ist düster - sowohl farblich als auch durch das Treppenhaus im Rohbau -, fängt dadurch die Atmosphäre gut ein und passt auch inhaltlich zur Geschichte. Der erhabene Schriftzug macht es auch haptisch zu einem Erlebnis. Und der dicke rote Titel aus 3D-Buchstaben, die wie Spielsteine wirken, über dem düsteren Setting lassen dieses Cover unter vielen hervorstechen.

Die Geschichte ist in viele kurze Kapitel unterteilt, in denen die Perspektive zwischen Hannah und der Gruppe, Kommissar Bernd Kappler, dem Psychopathen Janus und einzelnen Beteiligten wechselt. Die Geschichte ist unglaublich spannend geschrieben von der ersten bis zur letzten Seite und zieht einen voll in ihren Bann. Die Idee ist super, passt sich auch dem Zeitgeist an, da Escape Rooms derzeit angesagt sind.

Dieses Buch ist jedem zu empfehlen, der spannende Unterhaltung und Escape Rooms mag. Jedoch sollte man nicht zu zart besaitet sein, da das Buch mit dem Thema Angst spielt und viel Gewalt in Form von grausamen Morden vorkommt. Wer damit klar kommt, wird dieses Buch lieben und nicht mehr aus den Händen legen wollen, bis es komplett gelesen wurde. Obwohl es sich um eine Fortsetzung handelt, kann es auch gut für sich allein gelesen werden.

Bewertung vom 26.09.2021
Systemfehler
Harlander, Wolf

Systemfehler


gut

Aktuelles Thema mit verschenktem Potential

Der Thriller "Systemfehler" (Rowohlt) von Wolf Harlander handelt vom Ausfall des Internets und seinen Konsequenzen. Dabei handelt es sich auch um eine sozialkritische Auseinandersetzung.

Internetausfälle treffen Deutschland sowie ganz Zentraleuropa. Dadurch kommt es zu Ausfällen von wichtigen Geräten in den Krankenhäusern, Flugzeugabstürzen, Verkehrschaos, Lieferengpässen und Geldmangel mit teilweise sehr fatalen Folgen. Der IT-Experte Daniel Faber rückt aufgrund seiner Fähigkeiten und der Spielesucht seines Sohnes Ben, der heimlich einen Code für ein noch nicht veröffentlichtes Spiel von seinem Vater klaut und in der Folge ein Schadprogramm herunterlädt, in den Fokus der Ermittlungen der BND-Beamten Nelson Carius und Diana Winkels, die die Internetausfälle untersuchen. Um seine Unschuld zu beweisen, begibt Daniel sich selbst auf die Suche der Schuldigen. Auch seine Schwester Claudia ist als Ärztin von den Ausfällen betroffen sowie selbst auch seine Mutter Renate, die der Technik nicht allzu viel abgewinnen kann. In Folge der Ausfälle nehmen rechte und islamistische Gruppierungen sowie Verschwörungskritiker mehr Raum ein und nutzen die Situation aus.

Das Cover zeichnet durch die Farbgebung ein düsteres Szenario. Die Abbildungen mit dem schwarzen WLAN-Symbol, dem Mast und dem Verkehr zeigen passend, worum es geht. Der Einband ist auch in einer guten Stärke, da er gut in der Hand liegt, ohne zu schwer zu sein.

In kurzen Episoden wird zwischen den Protagonisten und den jeweiligen Städten gewechselt. Ein Kapitel wird meist mit einer Meldung abgeschlossen, wodurch noch eine andere passende Berichtsform aufgenommen wird. Die Geschichte liest sich flüssig.

Insgesamt bleiben die Charaktere jedoch leider sehr blass. Die Geschichte wirkt auch nicht auserzählt. Beispielsweise steht am Anfang ein neues Spiel im Vordergrund, spielt danach aber kaum eine Rolle mehr; die Frau des Protagonisten stürzt mit dem Flugzeug in Frankreich ab, kommt auf die Polizeistation, wo ihre Eltern sie abholen, danach ist dieser Handlungsstrang beendet und erst am Ende taucht sie wieder in Deutschland auf; der neue BND-Beamte geht zum BND, um etwas über das frühe Ableben seiner Eltern herauszufinden, was ab und an zwar eingestreut wird, aber die Auflösung bleibt das Buch schuldig (gibt es noch eine Fortsetzung?); der Partner der Ärztin scheint in der rechten Szene aktiv zu sein, was ohne Weiteres durch eine banale Aussage aus der Welt geschafft wird, um es dann wieder ohne weitere dazugehörige Handlung aufzunehmen; und der Drahtzieher ist auch sehr offensichtlich, sodass die Geschichte keine überraschenden Wendungen bereithält.

Auch wenn die Situationen, die in Folge eines Internetausfalls eintreten, realistisch scheinen und ganz gut darstellen, wie abhängig wir vom Internet sind, wirken viele Dialoge stark konstruiert und die Handlung recht oberflächlich. Mir ist das wirkliche Eintauchen in die Geschichte daher nicht gelungen, auch wenn die Idee sehr gut ist. Aus diesem aktuellen Thema und der Idee hätte sicherlich mehr gemacht werden können; das Potential wäre da. Als einfache Unterhaltungslektüre, die die Folgen eines Internetausfalls darstellt, empfehlenswert, wenn man nicht allzu große Erwartungen an einen Thriller hat.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.