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birdies_buecherwelt

Bewertungen

Insgesamt 78 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2022
Der Mann, der vom Himmel fiel
Tevis, Walter

Der Mann, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Der Mensch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet

Den Autor Walter Tevis habe ich zunächst mit dem weltweiten Erfolg "Das Damengambit" in Verbindung gebracht. Der Roman "Der Mann, der vom Himmel fiel", wurde von ihm bereits im Jahr 1963 veröffentlicht und im Jahr 1976 mit David Bowie verfilmt. Dies hier ist eine Neuübersetzung und kommt doch wie eine frische Neuerscheinung daher, so aktuell ist die Thematik.
Thomas Jerome Newton ist ein menschenähnlicher Alien, bis auf wenige äußere Merkmale ist er einem gewöhnlichen Erdbewohner zum verwechseln ähnlich. Er wurde von seinem, dem Untergang geweihten, Heimatplaneten Anthea entsandt, um die wenig verbliebenen Individuen seines Volkes zu retten. Diese Rettungsaktion verschlägt Newton nach Kentucky. Sein fortschrittliches und geradezu überleges technologisches Wissen, ermöglichen ihm die Anmeldung diverser Patente und die Gründung mehrer groser Technologie-Unternehmen. Sein Ziel ist, möglichst schnell so viel Geld wie möglich zu erwirtschaften. Trotz seiner Intelligenz und "außerirdischen" Denkweise, verfällt Newton mit den Jahren dem, was es bedeutet Mensch zu sein: Melancholie, Alkohol, Depressionen. Er hat nur zu wenigen Menschen regelmäßigen Kontakt, darunter seine Haushälterin Betty Jo.
"Der Mann, der vom Himmel fiel", wurde meiner Meinung nach zurecht wiederentdeckt und neu aufgelegt. Hätte ich nicht gewusst, dass dieser Roman ursprünglich 1963 erschienen ist, hätte ich das nicht vermutet. Obwohl der Zeitraum der Handlung die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts abdeckt und auch der Kalte Krieg und dessen Angst davor eine große Rolle spielt, ist dieser Roman aktuell wie nie. Ich bin begeistert wie detailliert der Schreibstil ist, ohne abzuschweifen wird in kurzer Zeit unglaublich viel dargestellt. Walter Tevis hat mit Newton einen Charakter geschaffen, der einen selbst hinterfragen lässt, was es bedeutet ein Mensch auf diesem Planeten zu sein.

Bewertung vom 07.06.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


sehr gut

Schicksalhaft

New York, Dezember 2020: Die 28-jährige Anwältin Dannie Kohan glaubt an ein Leben nach Zahlen. Sie hat einen strengen Lebensplan, den sie konsequent verfolgt. Nichts scheint sie aus der Bahn werfen zu können. Als sie den ersehnten, und erwarteten, Heiratsantrag ihres Freundes David erhält, scheint alles perfekt. Doch in der darauffolgenden Nacht wacht sie nicht nur in einer fremden Wohnung auf, mit einem fremdem Mann an ihrer Seite und einem anderen Ring am Finger; es ist auf den Tag genau 5 Jahre später, im Jahr 2025. Am nächsten Morgen erwacht Dannie wieder in ihrem normalen Leben. Der Traum beschäftigt sie noch eine Zeit lang, wandert allerdings irgendwann in ihr Unterbewusstsein. Das ändert sich viereinhalb Jahre später schlagartig, als ihre beste Freundin und Seelenverwandte Bella ihren neuen Freund vorstellt: es ist der Mann aus Dannies Traum.
Die Geschichte von Dannie und vor allem ihr Traum, haben mich von Beginn an in ihren Bann gezogen. Natürlich wollte ich wissen wie sich das Leben der zielstrebigen jungen Anwältin entwickelt und ob ihr Traum wahr werden wird.
Obwohl der Roman in ich-Perspektive geschrieben ist, wurde ich nicht so richtig warm mit Dannie. Sie ist eine erfolgreiche Anwältin, deren Tag komplett strukturiert ist. Sie verbringt mehr Zeit im Büro als mit ihrem Verlobten und geht in der wenigen Freizeit in teuren Restaurants Essen oder bestellt Markenkleidung nach Hause. Geld scheint für sie keine Rolle zu spielen.
Ganz anders und unglaublich sympathisch ist hingegen Bella, ihre beste Freundin seit Kindertagen. Bella hat eine ganz andere Lebenseinstellung und geht mit einem offenen Herzen durch die Welt. Als Bella schwer erkrankt, erkennt Dannie, dass es um mehr geht als nur den perfekten Plan für's Leben. Mehr noch: sie erkennt, dass sich das Leben nicht planen lässt.
Erst zur zweiten Hälfte des Buches, nimmt die Handlung richtig an Fahrt auf und die Geschichte entfaltet sich. Es wird emotional, sehr berührend und traurig schön.
Ob Dannies Traum Wirklichkeit wird? Wer das herausfinden möchte, der muss dieses Buch lesen. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.05.2022
Jeder Tag ein neues Wunder
Sommer, Jona

Jeder Tag ein neues Wunder


sehr gut

Liebe, Abschied und ganz viel Meer

Wie sagt man so schön: Gegensätze ziehen sich an. So war es auch bei Simon und Anja. Kennen gelernt haben die beiden sich auf der Hochseeinsel Helgoland, dabei kann Simon kaum ein Schiff betreten, so schnell wird er seekrank. Als angehende Meeresbiologin gibt es wiederum für Anja nichts schöneres als das Meer- bis die Liebe ins Spiel kommt. Für Simon bricht sie alle Brücken ab und zieht mit ihm ins Ruhrgebiet.
Nun, 50 Jahre später, ist Anja verstorben. Simon ist nicht mehr der Mann, der er einmal war. Inzwischen ist er nicht nur alt und gebrechlich sondern auch mürrisch und möchte am liebsten keine Hilfe annehmen. Das hält ihn aber nicht davon ab, sein Versprechen gegenüber Anja einzulösen: ihre Asche will er im Meer verstreuen- um sie nach Hause zu bringen. Mehr oder weniger freiwillige Unterstützung bei diesem Vorhaben, erhält er von seiner Haushaltshilfe Milena. Die Polin ist nicht nur ständig für Simon und seine Gesundheit da, mit ihrer resoluten Art wäscht sie dem Senior auch so manches Mal gehörig den Kopf.
Simon und Milena sind zwei Protagonisten, die, ohne zu viel zu verraten, beide eine positive Charakterentwicklung durchmachen. Dabei muss ich aber auch erwähnen, dass ich Simon als Person erst im Laufe der Handlung näher gekommen bin. Vor allem sein Verhalten in der Vergangenheit bezüglich Anja hat mir dies etwas schwer gemacht.
Der Autor hat es geschafft, mich mit seinem flüssigen und kurzweiligen Schreibstil in seinen Bann zu ziehen. Die Dialoge und Seiten fliegen nur so dahin. Ob die Handlung in dieser Form realistisch ist, möchte ich vorsichtig anzweifeln. Das tut der Moral des ganzen jedoch keinen Abbruch.
'Jeder Tag ein neues Wunder' ruft dazu auf, neuen Lebensmut zu fassen und sich auf neue Situationen und Chancen einzulassen.

Bewertung vom 27.05.2022
Wie man sich einen Lord angelt
Irwin, Sophie

Wie man sich einen Lord angelt


sehr gut

Kitty Talbot

England 1818: Nach dem Tod ihrer Eltern und der Auflösung ihrer seit zwei Jahren bestehenden Verlobung, ist Kitty Talbot, die Älteste von fünf Schwestern für die Familie verantwortlich. Doch wäre dies allein nicht schon schlimm genug, hat der Vater auch noch einen großen Berg Schulden hinterlassen. Um ihre eigene Zukunft, aber vor allem die ihrer Schwestern zu retten, macht Kitty sich gemeinsam mit ihrer Schwester Cecily auf nach London. Der Plan: einen reichen Mann finden und ihn ehelichen. Der Weg in die gehobene Gesellschaft ist jedoch alles andere als ein Spaziergang. Sich dann auch noch gekonnt auf dem Parkett der Schönen und Reichen zu bewegen, ein weiteres schwieriges Unterfangen. Mit ihrer selbstbewussten und zuweilen tapferen Art, gelingt es Kitty jedoch schnell sich die Aufmerksamkeit eines jungen Adligen zu sichern. Dessen älterer Bruder durchschaut Kitty allerdings schon beim ersten Aufeinandertreffen. Kitty ist fortan umso hartnäckiger, sie darf nicht scheitern und möchte ihr Ziel um jeden Preis erreichen. Mit einem hat sie jedoch nicht gerechnet: der Unvorhersehbarkeit der Liebe.
Das Buch sowie das Cover sind wunderschön gestaltet, die Frau auf dem Cover trifft perfekt meine Vorstellung von Kitty. Die junge Frau ist sehr zielstrebig, familienverbunden und hart mit sich selbst. Für das Wohl ihrer Schwestern würde sie ohne zu zögern einen reichen Mann heiraten, den sie nicht liebt.
Anfangs habe ich mich mit dieser Seite von Kitty etwas schwer getan. Sie ist zuweilen kalt, berechnend und unglaublich manipulativ. Aber sie verfolgt gute Absichten. Außerdem sind die Mitglieder der hohen Gesellschaft mit ihren Anforderungen an Heiratskanditaten- und Kandidatinnen moralisch auch nicht besser aufgestellt.
Nachdem ich in die Handlung hereingefunden habe, wollte ich nach jedem Kapitel wissen wie es weitergeht. Ich habe mit Kitty mitgefiebert und musste auch viel schmunzeln, wenn sie beispielsweise einen Mann höheren Standes die Meinung sagt und ihn damit öffentlich bloßstellt. Die gefühlt endlose Ballsaison, mit sich häufenden ähnlichen Szenen haben, manchmal leider für einen kleinen Spannungsabbruch gesorgt, aber das verzeihe ich gerne.
Mein Fazit: Ein sehr unterhaltsamer und lesenswerter Roman mit einer starken weiblichen Protagonistin.

Bewertung vom 24.05.2022
Tiefes, dunkles Blau
Kobler, Seraina

Tiefes, dunkles Blau


sehr gut

Biologie oder Schicksal?

Zürich: Rosa Zambrano ist Ermittlerin bei der Seepolizei. Sie liebt ihren Job und vor allem die Stadt und Umgebung, in der sie arbeitet. Ihr vollkommenes Glück wird jedoch durch einen unerfüllten Kinderwunsch getrübt. Rosa weiß, ihre biologische Uhr tickt, und so entscheidet sie sich dazu, Eizellen einfrieren zu lassen. Als kurze Zeit später ihr Arzt, Dr. Jansen, tot im Zürichsee aufgefunden wird, ist Rosa von Beginn an in die Mordermittlungen involviert. Sie und ihr Kollege stoßen schon bald auf mehrere Verdächtige, unter anderem aus der Gen-Forschungsszene. Haben die wissenschaftlichen Experimente und Forschungen von Dr. Jansen ethische Grenzen überschritten? Wollten Konkurrenten seine Forschungsergebnisse stehlen? Und was hat ein dubioses Start-up damit zu tun?

Dies ist der erste Fall für Rosa Zambrano und gleichzeitig der Auftakt einer neuen Zürich-Krimi-Serie. Die Autorin, Seraina Kobler, lässt es die Protagonistin sehr bedächtig angehen. Dies ist ein ruhiger Krimi, der sich vor allem mit Rosa, ihrem Privatleben und ihrer Leidenschaft für's Kochen und Gärtnern beschäftigt. Auch die Stadt Zürich wird bei vielen Gelegenheiten vorgestellt und mit Liebe für's Detail beschrieben.

Mir persönlich hat ein wenig das Tempo bei den Ermittlungen gefehlt, auch das Thema Genforschung hätte gerne intensiver behandelt werden können. Schließlich handelt es sich um ein hochaktuelles und ethisch kontrovers diskutiertes Thema.

Rosa ist ein sympathischer und warmherziger Charakter, ich bin gespannt mit welchen Fällen sie es in Zukunft noch zu tun bekommt.

Von mir gibt es für diesen Reihen-Auftakt 4 Sterne.

Bewertung vom 21.05.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


sehr gut

Melancholisch und berührend

Lale rennt davon, vor ihrer Vergangenheit, vor schmerzlichen Erinnerungen und vor ihrem Alltag. So landet die junge Frau auf dem Campingplatz von Gustav, gefühlt am anderem Ende der Welt. Der Senior ist wortkarg, ein Eigenbrötler und eigentlich nicht besonders zugänglich. Doch Lale schafft es, das unter einer harten Schale schlummernde Herz zu erwärmen. Mit viel Tatendrang und der Unterstützung von neuen Bekannten, bringt Lale den Campingplatz auf Vordermann und schon bald wimmelt es an diesem besonderen Ort, den Lale mehrfach als ihr 'Paralleluniversum' bezeichnet, von Touristen. Doch auch der geheimnisvolle Christophe hat den Weg hier her gefunden, der Brief seiner kürzlich verstorbenen Mutter brachte ihn hier her. Zwischen Christophe und Lale entwickeln sich schnell intensive Gefühle, aber haben diese auch in der 'echten Welt' eine Chance?
Durch den gesamten Roman zieht sich eine melancholische Stimmung, die teilweise etwas erdrückend ist aber wunderbar zur Handlung passt. Über mehrere Wochen begleiten wir Lale, Christophe und mehrere andere, teils herrlich schräge, aber allesamt unglaublich sympathische Charaktere. Selbst der grantige Gustav zeigt irgendwann seine liebevolle Seite.
Dies ist kein klassischer Wohlfühl-Roman und trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Die Geschichte ist wie aus einem Guss, auch wenn ich hier und da die Handlungen und Reaktionen einzelner Charaktere nicht immer nachvollziehen konnte. Die Autorin schafft es, die Stimmung eines Sommers perfekt einzufangen. Ob Hitze, ein Sprung in den See, lange Abende und Nächte mit Freunden oder ein Sommergewitter, man ist direkt mit dabei.
Ein Sommer-Roman der besonderen Art, der zum Nachdenken anregt, dazu auffordert Chancen zu ergreifen und das Leben zu leben.

Bewertung vom 02.05.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

Eine Hommage an die Bücher und das Lesen

Leidenschaftlich erzählt Irene Valejo nichts weniger als die Jahrtausende alte und unglaublich faszinierende Geschichte des Buches. Sie beginnt ihre Reise im dritten Jahrhundert vor Christus in Alexandria, kurz nach dem Tod Alexanders des Großen, und führt weiter über das Römische Reich bis hin in unsere moderne Welt. Das Hauptaugenmerk der Erzählung liegt eindeutig in der Antike, was mir als Interessierte für Antike Geschichte sehr gefallen hat. Ich habe die Seiten förmlich inhaliert und war immer aufs neue begeistert, wenn ich bereits vorhandenes Wissen wiederentdeckte oder neues hinzugewann.
Mit einem beeindruckend mitreißenden Erzählstil verbindet die Autorin historische Ereignisse mit eigenen Erfahrungen während ihres Studiums der Philologie. Dieses Sachbuch liest sich stellenweise wie ein Abenteuerroman, hat aber leider auch manchmal etwas zu sehr ausgedehnte Passagen, über die ich aufgrund des umfassenden Werkes allerdings gerne hinweg sehe.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie viele Jahre die Autorin Recherche betrieben haben muss, die Fülle an Informationen ist unglaublich und für jeden, der das Lesen liebt eine Bereicherung.
Ein Buch über Bücher. Eine Liebeserklärung an das Buch und das Lesen. Eine Hommage.
Ein Must-Read für alle Buchliebhaber!

Bewertung vom 01.05.2022
Der Tod macht Urlaub in Schweden
Motte, Anders de la;Nilsson, Måns

Der Tod macht Urlaub in Schweden


ausgezeichnet

Ein wunderbarer Rätselkrimi

Österlen, eine idyllische Gegend in Südschweden. Der Stockholmer Mordermittler Peter Vinston soll sich hier eigentlich erholen, suchen ihn in letzter Zeit doch immer wieder Ohnmachtsanfälle heim. Doch dann wird Jessie Anderson, Star-Maklerin aus den USA und gebürtige Schwedin, in ihrem eigenen Musteraus ermordet. Ausgerechnet an dem unberührten Naturstrand hat sie eine Luxusvilla errichten lassen und somit den Zorn der Bevölkerung auf sich gezogen. Verdächtige und Mordmotive gibt es viele, das müssen Peter Vinston und seine junge Kollegin Tove Esping schnell erkennen. Obwohl der Städter und die Frau aus der Provinz unterschiedlich nicht sein könnten, müssen die beiden sich zusammenraufen um den Mörder zu fassen.
Endlich ein Cosy Crime aus Schweden! Mit viel Humor und einem wunderbar leichten Schreibstil haben mich die beiden Autoren von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Die Landschaft von Österlen wird detailliert beschrieben, sodass ich quasi mit auf die Reise durch Südschweden genommen wurde. Der Mordermittler Peter Vinston hat seine Eigenarten, die ihn aber sofort zu einem Sympathieträger machen. Ebenso wie die junge, eifrige Ermittlerin Tove Esping. Die beiden sind jedoch nicht die einzigen liebenswerten und schrägen Figuren, die diesen Krimi so wunderbar unterhaltsam machen. Es gibt viel zu entdecken!
Ein gemütlicher Rätselkrimi, der erste Band einer neuen Krimireihe, auf deren weitere Fälle ich mich sehr freue.

Bewertung vom 25.04.2022
Tod im Trödelladen
Grue, Anna

Tod im Trödelladen


sehr gut

Hygge-Krimi

Anne-Maj Mortensen ist das, was man als resolute und rüstige Rentnerin bezeichnen kann. Die ehemalige Arzthelferin hat auch im Ruhestand genug Energie, um mehrmals die Woche im Trödelladen der dänischen Provinzstadt Odsherred auszuhelfen. Privat lebt sie mit Herrn Mortensen zusammen, ihrem geliebten Dackel. Regelmäßig kommen Tochter und Enkelin zu Besuch, um sich von Anne-Majs Kochkünsten verwöhnen zu lassen. Neben dieser kulinarischen Leidenschaft ist die ältere Dame außerdem eine begeisterte Krimi-Leserin. Als erst Helmer Bergstrøm, ehrenamtlicher Verwalter des Trödelladens, und einen Monat später auch seine Frau Vips sterben, glaubt Anne-Maj nicht an natürliche Todesfälle. Hartnäckig macht sie sich daran, die vermeintlichen Morde selbst aufzuklären.
Anna Grue hat mit diesem Hygge-Krimi eine leichte und kurzweilige Lektüre geschaffen. Anne-Maj ist eine äußerst liebenswert dargestellte Frau, der Familie und Gemeinschaft wichtig ist. Sie kocht leidenschaftlich gerne und hat ein großes Herz. Die Handlung selbst ist mir für einen Krimi jedoch nicht spannend und ereignisreich genug. Klar, es ist ein Cosy-Crime und alles andere als ein Krimi mit Blutvergießen, aber vor allem in der Mitte des Buches zieht es sich doch sehr. Anne-Maj mischt sich in die Ermittlungen ein (besser gesagt: sie versucht es, denn ursprünglich gibt es keine Ermittlungen), immer wieder ruft sie einen jungen Polizisten an, löchert ihn mit Fragen und wirkt ein bisschen übereifrig. Sie scheint eher auf das Abenteuer, als darauf den Täter zu fassen, aus zu sein. Als Charakter hat sie mir trotz dessen sehr gut gefallen, sie hat Ecken und Kanten und sagt meist das, was sie denkt.
Ich mag Dänemark, Land und Leute sehr gerne und hatte hohe Erwartungen an dieses Buch- leider wurden diese nicht zu 100% erfüllt, daher gibt es von mir 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2022
Der große Fehler
Lee, Jonathan

Der große Fehler


sehr gut

New York

Andrew Haswell Green hat als Stadtplaner im 19. Jahrhundert das moderne New York erschaffen. Er gilt als Vater von 'Greater New York' und ist doch völlig in Vergessenheit geraten. Dabei gleicht sein Lebenslauf der Vorlage eines Hollywood-Films. Im Alter von 83 Jahren wird Green auf der Park Avenue ermordet. An einem Freitag den 13. Zu diesem Zeitpunkt hat er bereits den Central Park, das Metropolitan Museum of Art und die Puplic Library erschaffen.
Jonathan Lee nutzt diesen auf wahren Begebenheiten beruhenden historischen Stoff und schafft einen Roman, der sehr bildlich ist und phasenweise fast an einen Film erinnert. Sein Schreibstil ist besonders und liest sich wirklich toll. Was den Inhalt betrifft, bin ich allerdings nicht so sehr begeistert. Der Roman beginnt mit der Ermordung Greens und wird dann auf verschiedenen Zeitebenen fortgeführt. Einzelne Geschichten wechseln sich immer wieder ab und erschaffen leider keinen durchgängigen Lesefluss. Mir fehlte eindeutig der rote Faden. Ohne Probleme konnte ich das Buch auch mal zur Seite legen und nach einiger Zeit wieder in den Stoff einsteigen; kein Roman, der mich mitgerissen hat.