Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
LaNasBuchclub

Bewertungen

Insgesamt 127 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2024
Flawless / Chestnut Springs Bd.1
Silver, Elsie

Flawless / Chestnut Springs Bd.1


sehr gut

Flawless ist das erste Buch aus der Chestnut-Spring-Reihe von Elsie Silver und erzählt die Geschichte von Bullenreiter Rhett und PR-Managerin Summer. Ersterer hat sich durch einen medienwirksamen Skandal ganz schön unbeliebt gemacht. Die Konsequenz: Wütende Fans und Sponsoren, die reihenweise die Zusammenarbeit beenden. Für die Schadensbegrenzung soll nun Summer Hamilton sorgen, Niemand anderes als die Tochter von Rhett Eatons PR Manager. Rhett ist gar nicht begeistert davon, eine Babysitterin an den Hacken kleben zu haben, noch dazu eine, die nach und nach jeden seiner Gedanken bestimmt und das obwohl er die ganz klare Anweisung hat, die Finger von ihr zu lassen.

Flawless hat mich zwar nicht vom Fleck weg begeistern können, aber enttäuscht war ich keineswegs. Es ist ein charmantes, leichtgängiges Buch, das gemütliches Kleinstadtflair mit ein bisschen Enemies-to-Lovers und Grumpy/Sunshine zusammenbringt. Das Cowboy Thema war mal eine interessante Abwechslung.

Für mich war es das erste Buch der Autorin, also war es wieder interessant, in diesen neuen Schreibstil hineinzufinden. Ich kann nicht sagen, dass der irgendwie besonders aus der Masse heraussticht, aber er lässt sich super flüssig lesen, transportiert Emotionen und hat besonders die Atmosphäre der Bullenreiter-Szene toll eingefangen. An dieser Stelle also kein Grund zu Beschwerden. Ein paar der Dialoge waren mir persönlich etwas zu "cringy" aber überwiegend waren es unterhaltsame Kabbeleien.

Meiner Meinung nach hätte man den Enemies-to-Lovers Aspekt noch ein bisschen mehr ausreizen können. Da sind mir Rhett und Summer zu schnell weitergezogen, zumal ich es cool gefunden hätte, wenn man bisschen mehr von der Entwicklung mitbekommen hätte.

Summer und Rhett waren ein süßes Paar und haben sich schön ergänzt. Schade war nur, dass ihre persönlichen Probleme und Unsicherheiten eher oberflächlich behandelt wurden. Eine Entwicklung findet zwar statt, aber es ist weniger so, dass man beim Lesen miterlebt, wie die beiden an sich arbeiten, sondern eher, dass am Ende dann halt einfach alles plötzlich gut ist.
Summer ist eine starke und widerstandsfähige Protagonistin und ihr positiver Blick aufs Leben hat sie sehr sympathisch gemacht. Andererseits hat sie sich so sehr drum bemüht anderen zu gefallen und es jedem recht zu machen, dass es etwas anstrengend war.

Alles in allem ist Flawless als Liebesgeschichte für Zwischendurch auf jeden Fall zu empfehlen und auch wer mal in Cowboy-Romance hineinschnuppern möchte, wird damit bestimmt Freude haben. Ich mochte den Kleinstadt-Vibe und die Nebenfiguren waren interessant genug, um mein Interesse an den anderen Teilen der Reihe zu wecken.

Bewertung vom 31.05.2024
Wildfire / Maple Hills Bd.2
Grace, Hannah

Wildfire / Maple Hills Bd.2


gut

"Wildfire" ist der inzwischen zweite Teil von Hannah Grace erfolgreicher Sports-Romance-Reihe rund um die Sportler und Sportlerinnen der Maple Hills Universität. Das Buch knüpft lose an die Ereignisse aus "Icebreaker" an, ist allerdings als alleinstehende Geschichte sehr gut zu lesen.

Wildfire erzählt die Story von Russ und Aurora - von allen nur Rory genannt - die sich nach einem leidenschaftlichen one night stand unverhofft im selben Sommer Camp wiederfinden, in dem sie als Betreuer zusammen arbeiten müssen.

Icebreaker war für mich persönlich ein ziemlicher Reinfall, also waren meine Erwartungen an Wildfire nicht besonders hoch. Ich kann jetzt zwar nicht behaupten, dass diese übertroffen wurden, aber das Buch hat mir doch irgendwie besser gefallen als sein Vorgänger. Dadurch dass das Setting fast ganz auf das Sommercamp umgelagert wird, herrscht die meiste Zeit eine sehr entspannte und losgelöste Atmosphäre. Süße Hunde, lustige Spiele und gemeinsame Lagerfeuerabende machen ihr Übriges, um dieses Buch zu einem leichtgängigen Sommer-Read zu machen.

Zwischen Russ und Rory herrscht gleich von Anfang an eine tolle Chemie und ihre Charaktere ergänzen sich gut. Russ ist ruhig und wirklich schüchtern, hält sich an Regeln und bleibt eher für sich. Rory ist ein Energiebündel, begibt sich gern mal in Schwierigkeiten und nimmt es mit Regeln nicht allzu ernst. Der gemeinsame Nenner sind ihre jeweiligen Daddy-Issues. Obwohl es eine Charakter Backstory hergibt, hat es die Autorin für meinen Geschmack ein bisschen zu weit damit getrieben. Besonders Rory wiederholt ihre Vaterprobleme so oft und basiert ihr ganzes Verhalten darauf, dass es nicht nur echt anstrengend wird es immer und immer wieder zu lesen, es macht irgendwie ihre ganze Persönlichkeit aus. Wie schon in Icebreaker, bleibt auch in Wildfire die Charakterentwicklung meiner Meinung nach auf der Strecke, beziehungsweise statt den Wandel beim Lesen zu erleben, klappt es am Ende einfach plötzlich und alle noch verbleibenden Probleme werden aus dem Weg geräumt.

Die Handlung hat für mich auch nicht so ganz hingehauen. Während der Einstieg in die Geschichte noch ganz cool war und das Kennenlernen der Hauptfiguren, besonders aber ihr Wiedersehen im Camp noch für Unterhaltung sorgen konnten, zog sich das Buch nach dem ersten Drittel ordentlich in die Länge und ein Plot war kaum zu erkennen. Man erlebt hauptsächlich den Camp-Alltag, der nur sporadisch von persönlichen Gesprächen und dem ein oder anderen Ausflug unterbrochen wird. Ich finde 480 Seiten hätte es jetzt nicht gebraucht, um die Geschichte zu erzählen.

Unterm Strich hat mich Wildfire nicht begeistert, aber Dank der sympathischen Atmosphäre hat sich das Buch gut runterlesen lassen.

Bewertung vom 15.05.2024
Südlich von Porto wartet die Schuld
da Silva, Mariana

Südlich von Porto wartet die Schuld


ausgezeichnet

Ria hat den Sprung ins kalte Wasser gewagt und Stuttgart gegen die Idylle Torreira's getauscht. Mit dem gemütlichen Einleben ist es allerdings schnell vorbei, als eine Gruppe von Naturschützern in der nahegelegenen Dünenlandschaft über die Leiche eines ortsansässigen Richters stolpert. Gemeinsam mit ihrem Cousin und Kollegen João und dem schwer durchschaubaren Comissário Baptista nimmt Ria die Ermittlungen auf und stößt schon bald auf ein verworrenes Netz aus lang gehüteten Geheimnissen.

Südlich von Porto wartet die Schuld von Autorin Mariana Da Silva ist der zweite Teil für die deutsch-portugiesische Ermittlerin Ria Almeida und entführt seine Leserschaft erneut an die malerische Küste Portugals. Die Covergestaltung gefällt mir mit den gelben Azulejos ungemein gut und nicht nur passt es hervorragend zum ersten Teil der Reihe, es fängt auch sehr schön dieses portugiesische Küstenfeeling ein.
Auch inhaltlich fand ich das Buch sehr gelungen. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, ohne einen mit Beschreibungen zu überschütten. Gleichzeitig hat die Autorin das Leben in Torreira wundervoll eingefangen, sei es durch das Essen, den Wein, die Gerüche oder die Wärme der Tage. Allein schon wegen dieser Atmosphäre ist die Reihe absolut empfehlenswert. Die alltäglichen Dinge und das Privatleben der Protagonistin halten sich gut die Waage mit den Ermittlungen, sodass sich eine schöne Balance in der Handlung entwickelt. Wenns mal beim Fall nicht weiter ging, tat sich was in Rias Privatleben und so gab es immer was zum dranbleiben und mitfiebern. Ria gefällt mir als Protagonistin nach diesem Teil noch mehr. Sie ist tough, aber stets empathisch und wenn sie etwas beschäftigt findet sie immer eine Gelegenheit diese Dinge anzusprechen.
Auch die zahlreichen Nebenfiguren, zB Baptista, Mariposa oder João, haben sehr dazu beigetragen, dass ich mich in diesem Buch (und dieser Reihe) so wohlfühle. Die Charaktere sind authentisch ausgearbeitet, bringen Macken und lustige Angewohnheitenen mit, aufgrund derer ich sie leicht ins Herz schließen konnte. Der Fall an sich ist nicht der aufregendste der mir je untergekommen ist, aber es heißt ja nicht umsonst, die Mischung machst. Von spannenden Wendungen, zu ausgelassenen Abenden ist alles dabei, um sich von der Story mitreißend zu lassen.
Alles in allem ist dieser Krimi eine absolute Empfehlung für den Sommer.

Bewertung vom 06.05.2024
Schatten über Monte Carasso / Moira Rusconi ermittelt Bd.3
Vassena, Mascha

Schatten über Monte Carasso / Moira Rusconi ermittelt Bd.3


sehr gut

Schatten über Monte Carasso von Autorin Mascha Vassena ist ein wunderbarer Mix aus Urlaubs- und Cozy-Krimi, der prima in die warmen Monate passt. Es ist der inzwischen dritte Teil für Übersetzerin Moira Rusconi und entführt seine Leserschaft wieder ins malerische Tessin. Genauer gesagt in die Nähe von Bellinzona, wo Moira ihrem Vater in einer eleganten Wellness-Klinik Gesellschaft leisten soll. Während Ambrogio zu Kalorienzählen und Achtsamkeitskursen verdonnert wird, versucht Moira ihre andauernden Alpträume zu verarbeiten. Nur gut, dass die exklusive Villa Carasso ein umfangreiches Entspannungsprogramm bietet, bei dem Moira es sich so richtig gut gehen lassen kann.
Doch leider währt die Erholsamkeit nicht lange – als eine Patientin der Klinik spurlos verschwindet, setzt Moira alles daran, der Sache auf den Grund zu gehen und findet sich schon bald wieder in einem Netz aus geheimer Liebe und familiären Konflikten.
Der Schreibstil hat mir auf Anhieb gut gefallen und ich habe sehr einfach in die Geschichte hineingefunden. Ein besonderes Plus an diesem Buch sind die bildhaften Beschreibungen Tessins. Von der Atmosphäre in den Restaurants bis hin zum üppigen Grün der Wälder um den Monte Carasso, es hat sich sehr authentisch angefühlt und ich hatte direkt Bilder der beschriebenen Orte vor Augen. Man merkt eindeutig, dass die Autorin in der Region zu Hause ist.
Die Handlung war spannend und wendungsreich, wobei für mich besonders interessant war herauszufinden, was genau für ein Kriminalfall da auf mich zukommt. Es dauert tatsächlich eine ganze Weile, bis sich ein richtiger Fall entwickelt und lange Zeit bleibt unklar, ob die verschwundene Frau nur vermisst wird oder bereits tot ist. Es gibt auch reichlich Verdächtige, die auf die ein oder andere Weise in die Sache verwickelt sein könnten, also gibt es bis zum Schluss reichlich Raum zum Spekulieren und Raten.
Neben den Ermittlungen gibt es auch in Moiras Privatleben einige Irrungen und Wirrungen zu bewältigen, von den Abnehmambitionen ihres Vaters, Zukunftsplänen mit ihrer Teenager-Tochter und Gefühlen, vor denen sie nicht davonlaufen kann. Für einen Cozy-Krimi war es genau die richtige Mischung aus dem Privatleben der Figuren und Krimi-Elementen. Es gibt ein paar Bezüge zu den vorherigen Teilen, aber im Großen und Ganzen lässt sich das Buch auch gut als alleinstehende Geschichte lesen. Eine unterhaltsame Reihe, die ich gerne weiterempfehle und da ist auch dieser Teil keine Ausnahme.

Bewertung vom 06.05.2024
Absturz
Newman, T.J.

Absturz


gut

Ich fand das Debut von T.J. Newman richtig gut und habe mich dann entsprechend gefreut, als ich gesehen habe, dass ein neues Buch von ihr erscheinen soll. Ihr neuer Thriller „Absturz“ greift abermals das Thema einer Flugzeugtragödie auf und schmeißt die Leser direkt ins kalte Wasser – im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum hat Flug 1421 von Honolulu nach Kalifornien den Boden verlassen stürzt die Maschine in den Pazifik. Für die Überlebenden Passagiere und Crewmitglieder beginnt ein erbarmungsloser Kampf ums Überleben.
Das Hörbuch wird gelesen von Uve Teschner und Michaela Gaertner, die sich sehr schön hier ergänzen konnten. Die beiden Sprecher haben meiner Meinung nach einen tollen Job gemacht und den Charakteren wirklich Leben eingehaucht, wobei mir die Kapitel von Uve Teschner persönlich etwas mehr zugesagt haben.
Das Hörbuch war von Anfang bis Ende absolut spannungsgeladen und während sich eine Katastrophe an die nächste reihte, blieb kaum Zeit zum Atemholen. Die Autorin versteht sich darauf gleich zu Beginn ein ordentliches Tempo vorzulegen und dieses auch beizubehalten. Der Erzählstil ist flüssig, als auch bildhaft und passt perfekt zu dieser Sorte Katastrophen-Thriller. Nur mit den technischen Details ist Newman gerne mal etwas über die Stränge geschlagen.
Während ich den Einstieg ins Buch, in dem sich auch der Absturz ereignet, noch sehr gut fand, hat mein Interesse an der Story allerdings mehr und mehr nachgelassen, sobald die Mitte hinter mir lag. Die Charaktere haben sich alle ein wenig eindimensional und stereotypisch angefühlt, sodass ich besonders bei denen, die im Flugzeug eingeschlossen waren, nicht den größten Antrieb hatte mitzufühlen. Die Familie Kent, insbesondere Chris und Will, lernt man etwas besser kennen, da sie quasi die Helden der Geschichte sind, und auch wenn ihre Backstory ganz interessant war, waren mir die beiden als Figuren einfach nicht sympathisch. Sie haben jede Situation mit einer Selbstverständlichkeit an sich gerissen, als wären sie die einzig kompetenten Menschen in dieser Geschichte. Da hat auch nicht geholfen, dass die Autorin versucht hat das so zu verkaufen, als seien Chris und Will besser als Militär, Seenotrettung und Bordpersonal zusammen.
Insgesamt hatte ich bei diesem Buch einfach das Gefühl, dass sich die Geschichte besser auf der Leinwand gemacht hätte. Das Lesen bzw. Zuhören gibt einem zu viel Zeit sich an Details oder Elementen der Geschichte aufzuhängen, die nicht rund sind und wenn man zu sehr ins Grübeln darüber kommt, wie realistisch oder unrealistisch eine Szene ist, schmälert das irgendwann den Unterhaltungsfaktor. Für mich lief es leider darauf hinaus.
Am Ende des Tages war „Absturz“ von T.J. Newman ganz in Ordnung, mehr aber auch nicht. 2.5 Sterne.

Bewertung vom 23.04.2024
Böse Mädchen sterben nicht
Henry, Christina

Böse Mädchen sterben nicht


weniger gut

Celia erwacht in einem Leben, das nicht ihres ist, mit einer Tochter, die sie nicht kennt und einem Ehemann, dem jede Faser ihres Körpers misstraut.
Allie findet sich mit ihren Freundinnen in einer einsamen Hütte im Wald wieder und muss schon bald der Tatsache ins Auge sehen, dass nicht alle von ihnen den Wald auch lebend verlassen werden.
Maggie muss sich in einem tödlichen Wettbewerb gegen neun andere Spielerinnen durchsetzen, um ihr Leben, und das Leben ihrer kleinen Tochter zu retten.
In ihrem neuen Buch „Böse Mädchen sterben nicht“ lädt Bestseller-Autorin zum Rätseln und Gruseln ein – und gruselig wird es, während die drei Frauen um ihr Überleben kämpfen und sich gegen einen unbekannten Gegner behaupten müssen.

Erzählt wird die Geschichte in vier Abschnitten, drei davon sind jeweils Celia, Allie und Maggie gewidmet. Alle drei finden sich in einem auf sie maßgeschneiderten Szenario wieder, das merkwürdig inszeniert wirkt und allerhand grauenvolle Überraschungen für sie bereithält. Der Schreibstil war okay, hat sich gut lesen lassen und für eine ordentliche Stimmung gesorgt. Leider war er aber auch recht repetitiv. Einige Beschreibungen oder Formulierungen wurden wirklich seeehr häufig wiederholt, was mich dann irgendwann doch etwas gestört hat.
Mit Blick auf die Handlung weiß ich immer noch nicht, wo ich dieses Buch für mich einordnen soll. Die Idee mit den drei „Kurzgeschichten“, die zum Schluss zusammengeführt werden und auch der Genre-Mix, der sich dadurch ergibt, ist wirklich clever. Es hat stark angefangen mit der Unsicherheit und dem Misstrauen, das sich wie von selbst von der Protagonistin auf mich als Leserin übertragen und direkt den Ton für die Geschichte vorgegeben hat. Ich mochte das Rätseln und die Unwissenheit darüber, was vor sich geht und wie Celia, Allie und Maggie in diese Situationen geraten sind. Jeder Abschnitt hatte meiner Meinung nach Stärken und Schwächen, aber konnte mich auf seine Weise gut unterhalten. Bedauerlicherweise hat der vierte und letzte Abschnitt allerdings alles für mich ruiniert. Die Auflösung war absolut plump und unkreativ, mit einem bzw. mehreren Antagonisten, die allesamt wie die schlechte Karikatur eines Comic-Bösewichts daherkamen. Schon bei der ersten Seite des letzten Abschnitts hatte ich den Eindruck, dass die Autorin keine Lust mehr auf die Story hatte und sie einfach möglichst aufwandslos und schnell zu Ende bringen wollte. Es ist schwer mehr dazu zu sagen, ohne etwas vom Inhalt zu spoilern, aber dieser Schluss war meiner Meinung nach wirklich schlecht gemacht. Da gibt es kein Schönreden.
Dieses Buch hatte das Potential die Stärke, Durchsetzungskraft und den Einfallsreichtum von Frauen ins Rampenlicht zu setzen, doch die Auflösung hat die bisherige Handlung und die „persönlichen Herausforderungen“ der Protagonistinnen so dermaßen ins Lächerliche gezogen, dass für mich jede möglicherweise positive Note dabei verloren gegangen ist. Es ist wirklich schade, weil ich bis dahin recht Spaß beim Lesen hatte. Hängengeblieben ist leider nur die Enttäuschung über den Schluss. 1,5 Sterne

Bewertung vom 08.04.2024
The Hike
Clarke, Lucy

The Hike


sehr gut

„The Hike“ von Lucy Clarke begleitet die vier Freundinnen Liz, Helena, Maggie und Joni auf eine einmalige Wandertour durch die unberührte Wildnis Norwegens. Mit Ausnahme von Liz, zeigt sich die Gruppe nur wenig begeistert Margaritas und Bräunungsstreifen gegen Wanderstiefel und Muskelkater einzutauschen, aber schon bald müssen die Frauen feststellen, dass auf ihrem Pfad noch weitaus gefährlichere Dinge auf sie warten.

Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, wobei der Schreibstil besonders durch seine Bildhaftigkeit überzeugt. Die Landschaft und Atmosphäre waren so anschaulich beschrieben, dass sich alle meine Sinne vorstellen konnten, mit auf dieser Wandertour zu sein, gefangen zwischen der Begeisterung für die wilde, unberührte Natur und den ständigen Gefahren, die entlang der Wegstrecke lauerten. Man liest dabei im Wechsel aus den Perspektiven von Liz, Helena, Maggie und Joni (später im Buch wird noch eine weitere Erzählperspektive hinzugefügt, auf die ich, um Spoiler zu vermeiden nicht eingehen werde).
Über ihre Charaktere konnte Clarke eine Menge in diesem Thriller unterbringen. Neben den Strapazen und Gefahren, die sie als unerfahrene Wanderinnen bewältigen müssen, verkörpern die Vier auch Themen wie Mutterschaft, Ehe, Verlust, Trauer und die Schattenseiten einer Musikkarriere. Über allem schwebt die Komplexität ihrer langjährigen Freundschaft. Jede Figur ist gut durchdacht und in ihrer Ausgestaltung so einzigartig, dass sich unterscheidbare und authentische Charaktere herausbilden.
Zu Beginn fühlt sich die Geschichte noch sehr nach klassischer Frauenliteratur an, in der die Autorin die individuellen Probleme und Ausgangslagen jeder Protagonistin etabliert, doch dieser Eindruck verflüchtigt sich bald, kaum dass sich die ersten Hinweise auf ein größeres, gefährlicheres Geheimnis ins Gesamtbild miteinfügen. Die Spannung verändert sich von Kapitel zu Kapitel nur um feine Nuancen, aber der Effekt dessen ist ziemlich stark. Jeder weitere Schatten zwischen den Bäumen, jede zwischenmenschliche Veränderung, macht die Erzählung zu einem langsamen, spannungsvollen Tanz, in dem sich die Bedrohungen aus dem Inneren der Gruppe mit einer unbekannten Bedrohung von außen messen. Erst ganz zum Schluss wird offenbart, welche davon zu ihrem ultimativen Verhängnis wird. Autorin Lucy Clarke hat wirklich ein außerordentliches Talent dafür in ihren Geschichten eine beständige und sich stetig steigernde Spannung aufzubauen, die sich in einem einzigen, alles verändernden Moment entlädt.
Die Handlung war gut durchdacht und ausgearbeitet, wobei mir persönlich ein paar Aspekte etwas zu überzogen erschienen sind. Mit der begrenzten Auswahl an Figuren, war auch relativ vorhersehbar, worauf die Geschichte hinarbeitet, aber da es sich hierbei definitiv um ein „Der Weg ist das Ziel“-Buch handelt, konnte ich gut darüber hinwegsehen. Der Eindruck hat sich auch dadurch bestätigt, dass das Ende und damit die Nachbeben des großen Finales relativ kurz abgehandelt wurden.
Alles in allem ist The Hike ein leichtgängiger, spannungsgeladener und mitreißender Destinations-Thriller, der sich hervorragend als Urlaubslektüre oder einfach Buch für zwischendurch eignet. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 02.04.2024
Prost, auf die Künstler
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Künstler


sehr gut

„Prost, auf die Künstler“ verlautet es dieses Mal im Brunngrieser ‚Krause‘, doch wo sich einander zuvor drei Stammtischkollegen zugeprostet haben, verbleiben nur noch zwei: Karl Hinterleitner, regelmäßiger Gast im Krause, und regional Bekannter Liebhaber von Oldtimer-Traktoren wird tot in seinem Hof aufgefunden, erstickt an den Abgasen seines heißgeliebten Traktors. Tischler und Fink nehmen selbstverständlich die Ermittlungen auf und stellen schnell fest: Das wertvolle Sammlerstück musste nicht nur als Mordwaffe herhalten, sondern könnte auch direkt ein passables Mordmotiv liefern. Aber schon bald zeigt sich, dass der eigenbrötlerische Rentner noch weitaus wertvolleren Hobbies nachgegangen ist, als seinen Oldtimer-Traktor zu restaurieren.
„Prost, auf die Künstler“ von Friedrich Kalpenstein ist bereits der 9. Fall für den feschen Hauptkommissar Tischler und seinen treuen Kollegen Fink und wie immer war der Ausflug nach Brunngries für mich ein großes Vergnügen. Wenn man die bisherigen Bücher der Reihe bereits gelesen hat, ist es schon deswegen ein Spaß in einen neuen Fall zu starten, weil man all diesen altbekannten und geschätzten Charakteren wiederbegegnet, lesen kann, was gerade bei ihnen los ist und natürlich auch, was die Brunngrieser derzeit umtreibt (und da gibt es eine ganze Menge!). Gleichzeitig hat mir das Buch aber auch als alleinstehende Erzählung gut gefallen. Über Hinterleitner weiß man nicht viel, was ihn als Opfer direkt interessant macht. Der Mord für sich war nicht wahnsinnig raffiniert gemacht, aber das steht auch nicht im Fokus. Viel spannender war es zu erfahren, was sich alles hinter den heruntergekommenen Mauern seines Hofs verbarg. Wer hätte gedacht, dass in dem stillen Karl ein echter Künstler steckt?
Wie immer führt uns der Autor lange Zeit gut an der Nase herum, streut hie und da neue Hinweise ein, ohne je genug preiszugeben, dass der wahre Täter zu früh enttarnt wird. Dabei ist der Fall gut konstruiert und kommt mit einem recht Überraschenden Ende daher. Darüber, dass nicht immer alles perfekt logisch und realistisch daherkommt, kann ich bei einem Provinzkrimi gut hinwegsehen.
Alles in allem, bringt dieses Buch alles mit, was ich mir von einem ordentlichen Provinzkrimi wünschen würde: Einen interessanten Kriminalfall, ein sympathisches Ermittlerteam und das gemütliche Ambiente, das mit Kulisse und gut ausgeklügelten Nebenfiguren einhergeht. „Prost, auf die Künstler“ fügt sich also bestens in die Tischler-Reihe ein und hinterlässt mich mit Vorfreude auf den nächsten Fall.

Bewertung vom 02.04.2024
Der Rabengott
Leckie, Ann

Der Rabengott


gut

Die Autorin Ann Leckie hat mit ihrem Roman „Der Rabengott“ einen hoch-interessanten und außergewöhnlichen Beitrag für das Fantasy-Genre geleistet. Sie zeichnet eine Welt, in der Götter jeder Gestalt und Größe über die Geschicke der Menschen herrschen und bereits kleine Veränderungen das Gleichgewicht der Dinge empfindlich stören können. Dieser Tatsache muss sich auch das Königreich Iraden stellen, nachdem das derzeitige „Instrument“ des Rabengottes unter verdächtigen Umständen stirbt und der Statthalter des Raben spurlos verschwindet. Als menschliches Sprachrohr des Gottes, ist es ihm bestimmt dem Vogel in den Tod zu folgen, um den Gott durch sein Opfer zu stärken. Doch ohne das Opfer und mit einer umstrittenen Erbfolge, bleibt der Rabengott geschwächt und angreifbar. Eine Gelegenheit, auf die ein mächtiger Feind schon lange gewartet hat.
Optisch ist das Buch ein absoluter Hingucker mit seinen metallisch glänzenden Designelementen, der Hochprägung von Motiven und Schrift und nicht zuletzt dem toll gestalteten Buchschnitt. Es ist wirklich schön anzusehen!
Inhaltlich hat sich Der Rabengott als ganz ordentliche Überraschung entpuppt. Ausgehend vom Klappentext habe ich eine mehr oder weniger klassische High-Fantasy Erzählung erwartet, vorgefunden habe ich dann ein tiefsinniges, schlicht gehaltenes Mysterium in einer High Fantasy Welt.
Gleich als erstes fällt das Buch durch seine außergewöhnliche Erzählverfahren auf. Es gibt einen Ich-Erzähler, der über die Geschehnisse seiner Vergangenheit berichtet, reflektiert und darauf hinwirkt seine Vergangenheit, mit der Gegenwart zu verknüpfen. Die gegenwärtigen Ereignisse der Geschichte in Vastai werden von demselben Erzähler wiedergegeben, jedoch macht er sich hierfür die 2. Person Singular zu Nutzen. Im Grunde erzählt er die Geschichte also dem Protagonisten Eolo, ist dabei aber gebunden an die Grenzen seiner Eigenen Wahrnehmung und kann häufig nur Vermutungen über Eolos Motive und Gefühle anstellen. Lange bleibt unklar, um wen genau es sich bei dem Erzähler handelt, was in Verbindung mit den interessanten Erzählperspektiven eine sehr andere Leseatmosphäre erzeugen. Dazu muss ich sagen, dass ich einige Zeit gebraucht habe, um mich auf den Schreibstil einzulassen und obwohl ich mich gut daran gewöhnen konnte, konnte er mich doch nicht ganz für sich gewinnen.
Die Wahl der Erzählperspektive hatte meiner Meinung nach auch zur Folge, dass die Charaktere, obwohl interessant, weitestgehend unzugänglich und oberflächlich für mich blieben. Das Kennenlernen der Charaktere hängt nämlich von den Beobachtungen und Vermutungen eines unzuverlässigen Erzählers ab, sowie von dem Interesse dieses Erzählers an dem jeweiligen Charakter, sodass der Zugang zu den Figuren insgesamt sehr begrenzt ausfällt. Wie sehr das einem zusagt (oder eben nicht) ist einfach eine Frage der persönlichen Präferenz. Ich hätte mir da einfach etwas mehr gewünscht.
Auch die Handlung von Der Rabengott entspricht nicht dem üblichen Schema eines klassischen Fantasy Romans.
Das Tempo ist behäbig, was vor allem damit zu begründen ist, dass die Gegenwartserzählung rund um Eolo regelmäßig durch die Einblicke in die Vergangenheit des Erzählers pausiert wird. Hinzu kommt, dass die Handlung von Anfang bis Ende auf einen Ort und einen begrenzten Personenkreis beschränkt ist. Die Protagonisten tun auch nicht wirklich etwas, außer hie und da eine Unterhaltung zu führen, von A nach B zu gehen oder in einem Fall fast ausschließlich auf derselben Stelle zu sitzen. Es gibt vereinzelte Szenen, die Spannung reinbringen, allerdings sind diese eher flüchtig in die Geschichte mit eingebunden. Action sollte man eher keine erwarten. Unterm Strich macht die Handlung also keine großen Sprünge und trotzdem funktioniert sie, irgendwie. Tatsächlich empfinde ich die Langsamkeit und Geduld der Story nach Beendigung des Buches sogar als ziemlich geniales Stilmittel, denn es spiegelt aufs Genauste das Wesen des mysteriösen Erzählers wider.
Alles in allem war Der Rabengott eine interessante aber auch durchwachsene Leseerfahrung, daher würde ich das Buch mit 3.5 Sternen bewerten.

Bewertung vom 04.03.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


ausgezeichnet

Elizabeth Gravers neuer Roman „Kantika“ erzählt eine Geschichte über die Suche nach Heimat und Zugehörigkeit, Liebe und Verlust. Diese kunstvoll gestrickte Familiensaga stützt sich auf das Leben und die Erfahrungen von Elizabeth Gravers eigener Großmutter, Rebecca Cohen, und umspannt dabei mehrere Generationen und Jahrzehnte.
Rebeccas Lebensreise beginnt in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts in Konstantinopel (heute Istanbul), wo sie als Tochter einer wohlhabenden sephardischen Familie ohne größere Sorgen und Nöte aufwächst. Das soll sich jedoch endgültig ändern, als der erste Weltkrieg ausbricht. Ihr Vater verliert sein Vermögen, ihren Brüdern droht der Einzug in den Kriegsdienst und die Familie Cohen ist gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Als die spanische Regierung heimkehrenden Sephardim eine Wiedereinbürgerung in Aussicht stellt, scheint sich ihnen ein Ausweg zu eröffnen, doch Barcelona stellt die Cohens vor schwere Herausforderungen und die temperamentvolle Rebecca muss lernen, wie sie sich als junge, jüdische Frau in dieser fremden Umgebung behaupten kann. Sie wird Geschäftsfrau, Braut, Mutter, Witwe, muss abermals ihr zu Hause und nun auch ihre Familie zurücklassen, doch jedes Hoch und jedes Tief packt sie mit derselben unermüdlichen Entschlossenheit und Charakterstärke an.
Mir hat „Kantika“ insgesamt überraschend gut gefallen, fesselnd mit seiner üppigen Prosa, der rauen Echtheit seiner Handlung und starken Charakteren. Nachdem ich ein paar Schwierigkeiten mit dem Einstieg in die Geschichte hatte, vor allem damit mich auf den Schreibstil einzulassen, hat mich das Buch im Verlauf unerwartet stark mitreißen können. Die Kapitel werden aus der Sicht der verschiedenen Cohen Familienmitglieder erzählt, wobei Rebecca stehts im Zentrum der Erzählung bleibt. Das hat mir gut gefallen, zum einen, weil es das Lesen abwechslungsreicher gemacht hat, zum anderen, weil die Familie und ihre Probleme dadurch gleichzeitig facettenreicher und greifbarer wurden. Überhaupt ist hier eine absolut mitreißende und berührende Mischung aus familiären Herausforderungen und der spezifischen Sorte von Schwierigkeiten gelungen, die damit einhergehen, Ziel religiöser Ausgrenzung und Verfolgung zu sein. Ich habe das Gefühl durch dieses Buch viel über Geschichte, Kultur und Alltag der Sephardim gelernt zu haben und empfinde es allein aufgrund dessen sehr empfehlenswert.
Die einzelnen Familienmitglieder, sowie die Figuren, die erst im späteren Verlauf der Geschichte ins Bild kommen, waren gut ausgestaltet, wobei Rebecca als zentrale Figur der Handlung, die meiste Aufmerksamkeit erhält. Obwohl ihre Persönlichkeit für mich insgesamt ein wenig zu blass rüberkam, fand ich ihre Entwicklung und ihren Umgang mit den Herausforderungen des Lebens sehr packend. Besonders in der zweiten Hälfte, da man diesen deutlichen Umschwung erkennen kann von dem jungen Mädchen, das kaum Wahlmöglichkeiten hat, zu der entschlossenen Frau, die Maßnahmen ergreift, um ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten.
Alles in allem ein sehr lesenswerter Roman.