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Juma

Bewertungen

Insgesamt 123 Bewertungen
Bewertung vom 25.08.2024
Madame Beaumarie und die Melodie des Todes (MP3-Download)
Walther, Ingrid

Madame Beaumarie und die Melodie des Todes (MP3-Download)


sehr gut

Musikalisches Umfeld für überraschende Morde in der Provence
Madame Beaumarie kenne ich seit dem Krimi „… und der Winter in der Provence“, nicht jedoch als Hörbuch sondern in gedruckter Fassung. Erst jetzt stelle ich fest, dass „Madame Beaumarie und die Melodie des Todes“ schon 2020 erschienen war. Umso überraschender, dass der Titel mir jetzt als Hörbuch begegnet. Und auch eine Freude, denn Madame Beaumarie hatte mir schon beim Lesen recht gut gefallen. Brigitte Carlsen als Erzählerin liest dieses Hörbuch so frisch und fesselnd, dass es eine Freude ist.
Die Story ist zwar nun nicht vollkommen überraschend, es gibt ja so unendlich viele Frankreich-Krimis, aber ich finde, für einen Urlaubskrimi, der in der Provence spielt, ist sie durchaus annehmbar und unterhaltsam.
Madame Beaumarie,eine frisch pensionierte Polizeikommissarin aus Paris, der sozusagen ein Ruf vorauseilt(e), trifft natürlich ohne zu zögern auf Mord- und Todschlagopfer. Der erste ist ein Dirigent, der mit nicht gerade anheimelnden Charaktereigenschaften aufwartet und im schönen Avignon auch nicht nur mit offenen Armen empfangen wird. Es kommt, wie es kommen muss in einem Krimi, er stirbt eines unnatürlichen Todes.
Madame Beaumarie macht derweil auch noch die Bekanntschaft mit Monsieur Florentine, wem das gefällt, der kann gern den Verlauf der sich möglicherweise anbahnenden Beziehung in den beiden Folgebänden nachlesen.
Ich erzähle über den Krimi nun nichts mehr, nur selbst lesen wird Sie auf die Spur bringen. Das Buch/Hörbuch hat einen einnehmenden Stil, es macht Spaß, mit Ingrid Walther die Provence zu bereisen.
Fazit: Ich empfehle das Buch allen, die eine angenehme, leichte und doch mörderische Krimilektüre zur Entspannung mögen. Gute 4 Sterne.

#MadameBeaumarieunddieMelodiedesTodes #NetGalleyDE

Bewertung vom 24.08.2024
Vielleicht können wir glücklich sein (eBook, ePUB)
Hennig von Lange, Alexa

Vielleicht können wir glücklich sein (eBook, ePUB)


sehr gut

Glück entsteht zuerst im Kopf
Mit dem dritten Roman ihrer Heimat-Trilogie vollendet Alexa Hennig von Lange die jahrelange Beschäftigung mit der Vergangenheit ihrer Großmutter zumindest auf dem Papier. Diese Vergangenheit ist so vielfältig und schicksalhaft, dass sie die Autorin wahrscheinlich aber auch jetzt noch bewegt.
Kurzer Rückblick: Der erste Teil beschreibt die Entwicklung von Isabells Großmutter Klara zu einer dem Nationalsozialismus dienenden Leiterin eines Mädchenschulheims. Konträr zu ihrer Tätigkeit steht, dass sie ein jüdisches Mädchen aufnimmt und als ihre Tochter ausgibt. Im zweiten Teil muss sie dieses Kind weggeben, aber die geplante Rettung mit einem Kindertransport nach England scheitert. Klara hat unterdessen Gustav, einen Volksschullehrer kennengelernt und heiratet ihn. Als sie selbst Kinder bekommt, kann sie ihre leitende Funktion nicht mehr ausüben. Gustav wird eingezogen, als der zweite Weltkrieg beginnt. Klaras beste Freundin Susanne entzieht sich den Nationalsozialisten und geht nach Rom, Klara bleibt ohne viel Hoffnung und mit den Kindern zurück.
Im letzten Teil geht es auf das Ende des Krieges zu, die unterdessen vier kleinen Kinder müssen versorgt und behütet werden, was sich als äußerst schwierig erweist. Parallel zu Klaras Geschichte ist es die Enkelin Isabell – die um die Jahrtausendwende auf die Tagebücher und Briefe ihrer verstorbenen Großmutter stieß –, die immer wieder als mahnende Stimme und Erzählerin in den drei Romanen erscheint. Auch ihr Freund Patrick, Vater ihrer kleinen Tochter, wird mit seiner pathetisch aufgesetzten Meinung zum Nationalsozialismus und zum Widerstand „political correct“ dargestellt. Klara wird als eine innere Antifaschistin gezeigt, die tunlichst in der Öffentlichkeit jede Regung zu vermeiden sucht, die sie auch nur in die Nähe von Widerstand bringen würde. Sie versteckt die Bilder und Karten von Tolla, die nun ab und an aus Theresienstadt schreibt, niemand, schon gar nicht die eigenen Kinder, soll von ihr erfahren. Die Angst ist täglicher Begleiter Klaras geworden.
Tolla als Romanfigur ist rein fiktiv, sie hält durch ihr bloßes Dasein die Geschichte von Anfang bis Ende zusammen, mit ihr kommen Mitgefühl, Trauer und Angst in die Trilogie und damit auch zum Leser.
Aus meiner Sicht ist vieles zu ausführlich beschrieben, bekommt manchmal einen unnatürlichen Klang. Sicher ist es schwierig, sich die heimlichen Gespräche von Klara mit ihrem Ehemann vorzustellen, was sie sich erzählt haben mögen. In mir lauert dabei immer die Vorsicht, wenn ein Wehrmachtsangehöriger nur über die üblen Taten der anderen berichtet und sich selbst nur in der Rolle des leidenden Zuschauers sieht. Wie unschuldig ist Gustav wirklich?
Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, mir hat das Buch bis zum Ende gefallen und ich wünsche mir, dass es möglichst viele andere auch zu Ende lesen. Aus Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist über die eigenen Familienangehörigen zu schreiben und trotzdem eine gewisse Distanz zu halten, um das Geschriebene auch für die Leser spannend und interessant zu gestalten.
Neben dem Buch habe ich auch noch das Hörbuch gehört, teilweise gefiel es mir sogar noch besser als das gedruckte Buch. Die Sprecherin Tessa Mittelstädt liest sehr authentisch und empathisch, da erscheint einiges viel natürlicher als im Buch. Manchmal übertreibt sie die schauspielerische Leistung ihrer Stimme etwas, besonders beim Versuch, die Kinder zu spielen. Aber insgesamt legt sie eine tolle Sprecherleistung hin.
Fazit: Der Autorin gelingt ein Blick hinter die Kulissen derer, die nach dem 2. Weltkrieg als „Mitläufer“ und „unbelastet“ deklariert wurden, wie auch auf die Generationen, die danach kommen. Gute vier Sterne.
#dumontbuchverlag #NetGalleyDE

Bewertung vom 22.08.2024
Das Haus in dem Gudelia stirbt
Knüwer, Thomas

Das Haus in dem Gudelia stirbt


ausgezeichnet

Denk ich an Gudelia in der Nacht

Es gibt ihn, den Murbach, aber es gibt keinen Ort Unterlingen, das Buch spielt an einem fiktiven Ort, zu einer fiktiven, aber realwirkenden Zeit, im Juni 2024, und es hat eine Flutkatastrophe gegeben in diesem Dorf. Die Szenerie erinnert sicher nicht ungewollt an die Ahrtalkatastrophe vor knapp drei Jahren. Ja, so könnte es gewesen sein, als das Wasser alles mit sich riss und Schlamm, Fäkalien, tote Menschen und tote Tiere hinterließ. Dass Einwohner Hals über Kopf noch flüchteten, dass fremde Menschen helfen kamen, all das erinnert an den Juli 2021. Aber der Autor hat bewusst auf eine von Fakten unterlegte Szenerie verzichtet und es beginnt in einer Nacht im Juni 2024 ein Krimi, der es in sich hat.
Gudelia, eine Frau aus Unterlingen, 81, vollkommen klar im Kopf, aber nach zwei Hieben mit einem Spaten auf ihre Beine liegt sie auf dem Friedhof und rechnet mit dem Tod, aber der ist so einfach nicht zu haben. Gudelia denkt an die wichtigsten Jahre ihres Lebens, an 1984, als ihr Sohn Nico stirbt, an 1998, als sie mit Bauernschläue ihr Haus für sich rettet, an 1968, als sie heiratet. Ihre Gedanken fliegen vor und zurück, der Leser lebt und liest sich durch Gudelias Schicksal, das verbunden ist mit dem ihres Ehemanns Heinz, mit ihrem Sohn Nico, mit Andre, dem Pferdehofbesitzer. Man lernt eine Menge über das einsame Leben einer alten Frau, die sich aus vielfältigen Gründen gegen jegliche Evakuierung aus dem flutgefährdeten Haus sträubt, die viel und lange betet in diesen Tagen und die ein Ferkel rettet und Stephanus nennt, so wie die Kirche des Dorfes heißt es, und frisst Möhren und Hundefutter und weicht ihr nicht mehr von der Seite.
Warum Gudelia mitten in der Nacht auf dem Friedhof ist und warum einer ihr die Beine bricht, das erfährt man peu à peu in diesem Buch. Ich hatte einen Krimi erwartet, dass es ein Psychothriller mit echtem Horror werden könnte, habe ich nicht vermutet. Ich fand das so spannend, dass ich entgegen aller Gewohnheit sehr schnell und immer zwischendurch, wenn ich die Zeit hatte, gelesen habe. Es hat sich bis zum Ende, das unerwartete Wendungen bot, gelohnt. Der Schreibstil hat mir sehr gefallen, die Rückblenden wurden schlüssig erzählt und es war keine Minute langweilig.

#DasHausindemGudeliastirbt #NetGalleyDE

Bewertung vom 16.08.2024
Endstation Rursee (eBook, ePUB)
Müller, Olaf

Endstation Rursee (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieses Papier ist keineswegs trocken, sondern Genuss bis zum Schluss

Man kann Regionalkrimis lieben oder auch nicht, aber Kommissar Fett, egal ob ehedem mit Schmelzer oder jetzt mit Conti im Duo der Ermittlung in und um Aachen, das sollte man sich nicht entgehen lassen.
Der Krimi beginnt, wie es sein muss, mit einer Leiche. Langsam entwickelt sich ein Bild der toten Louise Buchsbaum und der Lebenden um sie herum. Gespickt mit herrlichem Humor und vielen lesenswerten Szenen tastet sich Kommissar Fett vor. Romanisten und Möchtegernschriftsteller allenthalben. Da beginnen selbst Polizisten mit der Maigret-Lektüre. Abgelenkt wird Fett dann immer wieder von seiner schönen Lütticher Kollegin Chantal Kalumba, die erst einmal ahnungslos in den Fall hineingezogen wird. Alle Ermittler haben ein feines Gespür für die Zwischentöne, für das was nicht gesagt wird auch. Im Umfeld der Ermordeten findet sich so manche Spur, die erst der Polizei noch vorenthalten werden soll, aber nach und nach ergibt sich ein Bild vom Mörder, auch weil noch eine zweite Leiche im wahrsten Sinne des Wortes auftaucht.
Und dann plötzlich wird die Zeit knapp. Ab Kapitel 30 hatte ich das Gefühl, ein Bahnwärter Thiel hätte abrupt die Weichen auf eine schnelleres Gleis umgestellt. Es überschlagen sich Erkenntnisse und Einsatzorte, es wird gefährlich, es wird alles mobilisiert, was Beine und Flossen hat, ein irres Spiel beginnt, entsprechend dem Buchtitel natürlich auf dem Rursee. Diese letzten sechs Kapitel haben mich den Atem anhalten lassen, ich fand es spannend, wie selten in einen Krimi und perfekt beschrieben. Da am Ende die bei anderen Autoren üblichen Dankeselogen fehlen, habe ich mir schon Gedanken gemacht, wie ein Schriftsteller ein so perfektes Szenario beschreiben kann. Chapeau! Der zeitliche Ablauf war maximal eng, es würde mich interessieren, ob das „in echt“ auch so gut funktionieren würde wie im Buch.
Der Krimi ist aber nicht bloß Krimi, er enthält auch ein wunderbares Stück Gesellschaftssatire, das Kapitel „Kastrationsängste“ mit dem Gender-Tribunal und dem Ministerium für Gendergerechtigkeit sollte niemand überspringen, der so wie ich das Gendern aus tiefster Seele und Überzeugung meidet. Diesen Traum könnte ich mir als Feuilleton-Beitrag in einer renommierten Zeitung, die ich sonntags gerne lese, gut vorstellen, das wäre mal was! Da auch schon auf den ersten Seiten Studenten auftauchen und keine Studierenden, hatte mich der Autor dieses Krimis aber sowieso schon auf seine Seite gezogen, noch ehe die Tote überhaupt in Sicht war.
Gerne mehr von Fett aus Aachen! Nur die RWTH musste ich mal googeln, unter TH konnte ich mir ja gut etwas vorstellen, aber RW war für mich, aus Norddeutschland gesehen, sehr fremd. Man kann ja eben nicht alles wissen.
Fazit: Ein Kriminalroman, der mich ganz wunderbar unterhalten hat, der in gutem und humorvollem Deutsch geschrieben ist, der spannend war und den ich nun uneingeschränkt weiterempfehle.
Fünf Sterne mit Sahnehäubchen

#EndstationRursee #NetGalleyDE

Bewertung vom 15.08.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


sehr gut

Erinnerungen eines unterforderten Fötus

Alina Bronsky reizt mich generell, wenn ein neues Buch von ihr erscheint, muss ich es auch lesen. Gut in Erinnerung sind mir Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche, Baba Dunjas letzte Liebe, Der Zopf meiner Großmutter, Barbara stirbt nicht und zuletzt Schallplattensommer. Da hängt die Latte fürs neue Buch gleich immer noch ein bisschen höher.
Alina Bronsky hat einen wunderbar lockeren und ironischen Tonfall, auch wenn die Dinge wirklich tragisch, problematisch oder außergewöhnlich sind. Sie hat immer einen Blick fürs Unangepasste, für die, die „aus der Reihe tanzen“. In "Pi mal Daumen" tun sie letzteres ganz bestimmt. Wenn man sich auf ein modernes Märchen einlassen will, ist man bei Moni und Oscar goldrichtig. Leider ist gerade Mathematik nie mein Lieblingsfach gewesen, so dass ich bei bestimmten Begriffen nur Bahnhof verstehe, aber das tut der Geschichte im Mathematikprofessoren- und Studentenmilieu wenig Abbruch.
Die Protagonisten: Oscar ist nicht nur ein hochbegabter Schüler, der bereits mit fast 17 Mathematik studieren kann/will/soll. Er ist gleichzeitig in seinem alltäglichen Denken und Handeln eingeschränkt wie ein kleines Kind, hat Zwangsneurosen, kapselt sich ab wie ein Mensch mit Asperger-Syndrom und versucht seine Sicht der Dinge unangetastet zu erhalten. Moni hingegen ist tatsächlich eine irre Nummer, offensichtlich auch sehr selbstbewusst, außer wenn es um ihren Lebensabschnittspartner und ihre Familie geht. Aber das kann man verstehen, wenn man ihn und die anderen kennengelernt hat. Pit ist nun nicht gerade mathematikaffin und auch sonst nicht der Hellste, da kann der Oscar froh sein, wenn er nur an ihm vorbei geht. Wobei aber Justin, der älteste Enkel von Moni, bei Oscar für ihn merkwürdige und unerwartete Gefühle auslöst. Zum mittleren Enkel Quentin entwickelt sich hingegen eine fast brüderliche und enge Beziehung, die wiederum sehr stark auf der mathematischen Ebene wächst.
Ich las gespannt, wie das weiterging mit dem ungleichen Paar, das ja definitiv kein Liebes-Paar ist. Moni (53) könnte auch die Oma von Oscar sein, so behandelt sie ihn dann auch. „Kleiner“! Ob zwischen Oscar und Moni Mutter-(Oma)-Kind-Gefühle entstehen, bleibt ein Geheimnis. Aber ein paar Gefühle hat Oscar schon, am Anfang vor allem aber Angst. Ein Betreuer- und Beschützersyndrom entwickeln beide, das ist schon recht witzig.
Im Mittelteil überkam mich von Zeit zu Zeit trotz der flotten, mit Ironie und Witz gespickten Geschichte echte Langeweile, die mathematiktheoretischen Ausführungen (inklusive der nie gehörten Fachbegriffe) und auch die Beschreibung mancher Familiensituationen, in die Oscar bei Moni hineingerät, sind etwas breit ausgewalzt. Oscars Mutter bekommt auch eine Nebenrolle, aber irgendwie erscheinen mir die Eltern etwas steril in der ansonsten lebhaften Romanszenerie. Da hatte die Geschichte, oder auch die Autorin, aus meiner Sicht einen Durchhänger.
Im letzten Drittel macht sie das dann mehr als wett, hier hatte ich endlich nicht mehr das Gefühl, als Oma in einem Jugendroman gestrandet zu sein. Die Mathematik und das Studium spielten zwar immer noch eine Rolle, aber die Psychologie gewinnt die Oberhand.
Der unseren Helden Oscar begleitende Mister Brown ist eine wunderbar real-unreale Persönlichkeit, die Oscar nicht nur bei der Mathematik, sondern auch beim Denken hilft. Fast wie die gute Fee im Märchen.
Alina Bronsky nutzt in ihrem Buch das eigentlich für Sachbücher prädestinierte Fußnotenschreiben. Man sollte sie nie unbeachtet überlesen, man würde einiges an Unterhaltung einbüßen.
Warum das Buch den Titel Pi mal Daumen trägt, erfährt man natürlich auch ganz konkret. Aber der Titel ist sicher viel mehr auch eine Metapher für Monis Art, sich der Mathematik zu nähern und gibt einen Vorgeschmack auf ein zumindest für mich einfach unvorstellbares Mathematikstudium.
Mein Lieblingszitate: „Wir studieren keine Gnade, sondern Mathematik.“ und „Menschen, die gerade ernsthaft über Mathematik nachdachten, sollten weder Auto fahren noch mit scharfen Gegenständen hantieren.“
Fazit: Das Buch liest sich locker und leicht, man denkt sich seinen Teil und schmunzelt als Leser. Ich habe meine Mathematikaversion erfolgreich bekämpft und dieses Buch gut unterhalten bis zum Ende gelesen. Da kann ich es auch guten Gewissens weiterempfehlen.
Gerne 4 Sterne
#PimalDaumen #NetGalleyDE

Bewertung vom 13.08.2024
Die Welt zwischen den Nachrichten
Kuckart, Judith

Die Welt zwischen den Nachrichten


sehr gut

Und es geht weiter, weiter, weiter …
Das Rezensieren dieses Buches, das das Genre Roman hat, aber sich nicht wie ein Roman flüssig und schon gar nicht leicht gelesen. Zu Beginn war ich unsicher, ober ich überhaupt weiterlesen möchte, aber Seite um Seite habe ich mich „dem Mittelpunkt der Erde“ genähert und es war tatsächlich spannend, Judith Kuckarts 12. Roman bis zur letzten Seite zu folgen. Dort findet sich dieses Gedicht „Telegramm – Nicht wichtig / ist / was man aus uns gemacht hat / wichtig ist / was wir aus dem machen / was man / aus uns gemacht hat. *“
Ich habe selbst im letzten Jahr versucht, für meine Tochter einige Erinnerungen aufzuschreiben, die einzelnen Kapitel nannte ich „Gedankensplitter“. Nun begegne ich einem Roman, der aus solchen Erinnerungen an Kindheit, Jugend, Liebe und anderes besteht, aus vielen Gedankensplittern eben. Das hat mich beim Lesen mehr und mehr fasziniert, obwohl der Beginn des Romans schon sehr holperig und sprunghaft erschien. Ja, man muss sich darauf einlassen, dass hier Gedanken, Träume, echte Erinnerungen und fliegende Ideen ineinandergreifen. Ich kenne den Begriff autofiktional, vielleicht trifft er ja zu. Beim Lesen jedenfalls hatte ich das Gefühl, in einen wolkigen Himmel zu schauen und je länger ich schaute und las, um so mehr erschienen Gesichter, Umrisse von Gebäuden, Tiere und Stadtsilhouetten vor meinem geistigen Auge.
Judith Kuckart ist fünf Jahre jünger als ich, aber wir gehören beide dieser ominösen sogenannten Babyboomergeneration an, habe Ähnliches und doch ganz Verschiedenes erlebt. Sie vor der Mauer im Ruhrgebiet, ich in Ostberlin. Oder war sie hinter der Mauer und ich davor? Eine Frage der Perspektive. Sie sagt Grenzübergang Moritzplatz, ich sage Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße. Ich kannte bis heute Judith Kuckarts Namen nicht, Tanz ist nicht unbedingt in meinem Fokus (gewesen) und ihre Romane sind leider alle ungelesen an mir vorbeigezogen. Umso froher bin ich, Judith Kuckart jetzt kennengelernt zu haben. In einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche, wie sie in der Bundesrepublik auch nur selten so sichtbar waren, stellt sie sich der Frage nach dem Woher und Wohin. Und sie beschreibt auf sehr eigene Art den Weg dazwischen. Vom Kind, vom Mädchen zur Frau, immer mit eigenem Kopf und eigenen Gedanken. Nur so konnte sie etwas werden, was sich von anderen abhebt und beachtet wird.
Der bruchstückhafte Erzählstil wird unterbrochen von den zwölf „Kantinen“-Kapiteln. Und mit diesen Kapiteln kommen die Begegnungen mit Eva K., geheimnisvoll, verwirrend, anziehend, ermunternd, wie auch immer, Eva K. bleibt beinahe bis zum Schluss. Mir hat diese Art, den (Lebens)-Kreis zu schließen dann doch sehr gefallen. Auch die anderen Protagonisten sind liebevoll und zugewandt beschrieben, selbst Methusalem, den älteren und jahrelangen Lebensgefährten kann ich mir hundertprozentig vorstellen. Einfach berührend, wie Judith Kuckart auf ihre Freunde, Bekannten und Zeitgenossen blickt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sehr schwer ist, über die eigenen Eltern oder Verwandten zu schreiben, das ist immer auch eine Gratwanderung. Der Autorin gelingt auch das gut, es gibt eben einfach nicht immer nur eitel Sonnenschein in den Erinnerungen an ein ganzes Leben.
Eingestreut in die Texte sind Fotos, bei manchen erschließt sich der Sinn, manche hätten vielleicht einen kleinen Bildtext benötig.
Das Cover kenne ich nur durch das E-Book, wie es gedruckt wirkt, weiß ich nicht, es ist nicht ganz mein Geschmack, aber der Buchtitel ließ mich bei der Ankündigung aufhorchen. Jeder kann da seine Empfindungen hineininterpretieren. Irgendwann ist die Mauer weg und es zieht um alle Ecken in Berlin, dazwischen eben das Leben, der aufgewirbelte Staub und die Liebe und der Tod.
Ich hoffe, Judith Kuckart, braucht noch keine Stützstrümpfe, und wenn, bringt sie das hoffentlich nicht um. Aber was ich mir wünsche, ist, dass sie niemals wieder eine Lehrerin verbessert und meint, es heiße nicht Lehrerzimmer, sondern LehrerInnenzimmer. Oder sollte das ein Witz sein? Da kann ich leider nicht drüber lachen. Auch Studierende und Tanzende muss ich nicht unbedingt haben, wenn es sich um schlichte Studenten oder Tänzer handelt.
Trotz Kritiken: Gern empfehle ich das Buch, es könnte aber sein, dass manche Leser es wieder weglegen, weil sie mit dieser Zeit zwischen Ost und West und den zwölf Kantinen nichts anfangen können. Bei mir hat das Buch jedenfalls viele Erinnerungen getriggert, Dinge, an die ich schon Jahre nicht mehr gedacht habe.
Gute vier Sterne

#dumontbuchverlag #NetGalleyDE

Bewertung vom 03.08.2024
Die Geschichten in uns
Wells, Benedict

Die Geschichten in uns


gut

Schlecht Gendern kann er gut
Ich habe bisher noch kein Buch von Benedict Wells gelesen, es mag an den Themen liegen oder an der Menge der Bücher, die jährlich erscheinen. Auch wer gerne liest, schafft nicht alles. Also dachte ich mir, wenn dieser Autor nun übers Schreiben schreibt, warum nicht, das interessiert mich, und will ich wissen, wie er es geschafft hat, zum berühmten Diogenes Verlag zu kommen. Ich erfuhr: es war ein steiniger Weg. Aber er war erfolgreich und unterdessen sind seit 2008 so einige Romane von Wells über den Ladentisch gegangen und in unfassbar viele Sprachen übersetzt worden. Wenn so viele ihn mögen, muss doch etwas dran sein, war da mein Gedanke. Ich glaube, das stimmt sogar, dieser Benedict Wells kann schreiben, er schreibt schnell lesbare und flüssige Texte, streut Ironie und Selbstkritik ein – hier im beschriebenen Buch ist das jedenfalls so. Und er erzählt ein bisschen von seiner Familiengeschichte und seiner eigenen Biografie. Etwas ungewöhnlich ist diese, besser gesagt, dieses Künstlerleben fällt schon aus der Reihe. Besonders seine Kindheit und Jugend ist halbvoll von unangenehmen Erlebnissen, aber der Liebe zu den Eltern tut das keinen Abbruch, und das Aufwachsen in Internaten ist gewiss prägend für sein späteres Dasein.
Was mich zumindest innig mit Wells verbindet, ist seine Leidenschaft für John Irving. Ich las Das Hotel New Hampshire und andere Romane mit Ende 20 im Original und konnte nie mehr von Irving lassen.
Wells lässt den Leser also hinter seinen Vorhang schauen und es macht auch Spaß, ihm zu folgen, wäre da nicht das permanente Gendern, das mich bei der Lektüre total aus der Bahn geworfen hat.
Das Buch strotzt von „Autor:innen, Leser:innen, Anfänger:innen, …“, als ich dann die Danksagung erreicht hatte, kam es ganz dicke „Liebe Diogenes:innen“…“. Die geschlechtergerechten Partizipialkonstruktionen erwähne ich gar nicht erst. Mir tut das jedenfalls in meiner deutschen Bücherseele weh, dieses Buch so verhunzt zu sehen. Wells bezieht sich u. a. in seinen Erinnerungen auch auf einen Spiegel-Artikel von Verena Carl vom 26.09.2004. Zu der Zeit wurde aber noch nicht gegendert, Zitat aus dem Artikel von Carl: „Auf den ersten Blick schon: Jungautoren mit Substanz wie Judith Hermann haben sich gehalten, um literarische Dampfplauderer ist es nicht weiter schade.“ Die Erwähnung von „Jungautoren war damals noch legitim, selbst wenn es um weibliche Autoren ging. Wells impliziert so, dass das Gendern ihm eigentlich fast angeboren ist. Empfinde ich als Verfälschung. Zumindest gab es beim jungen Wells noch ein „Studentenleben“!
Wells hat wirklich kluge Gedanken geäußert, gerade im zweiten Teil könnten potentielle Schriftsteller so einiges lernen, das fürs Erstlingswerk sehr wichtig wäre, auch wenn mir nicht alles, was er empfiehlt, praktikabel erscheint.
Wells hat dann doch noch den Bogen gekriegt, wenn er schreibt: „Oder wie der Sprachkritiker Wolf Schneider sagt: »Beim Text muss sich einer quälen, der Absender oder der Empfänger. Besser ist, der Absender quält sich.«“ Bei mir war es wohl eher umgekehrt.
Mir hat tatsächlich der erste, aufschlussreiche biografische Teil sehr gefallen, aber richtig am gesamten Buch freuen kann ich mich nicht. Schade.
Aber: man soll das Kind nicht mit dem Bade ausschütten, deshalb habe ich mir nun „Hard Land“ gekauft, um den Romanautoren Benedict Wells besser kennenzulernen. Es ist zwar als „Jugendbuch“ bekannt geworden, aber das stört mich auch im Alter nicht! Und im Gegensatz zu dem hier rezensierten Sachbuch fand ich in seinem Roman zumindest auf den ersten dreißig, vierzig Seiten keinen Gender-Doppelpunkt. Wie er mir inhaltlich gefällt, werde ich in einer anderen Rezension schreiben. Dass mich der Schreibstil von Wells sehr anspricht, habe ich ja schon erwähnt.
3 Sterne, mehr werden es trotzdem nicht.
#DieGeschichteninuns #NetGalleyDE

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.07.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


gut

Unschlüssig, ihretwegen

Der Klappentext verspricht eine spannende Suche nach dem Mann, der das Leben der Autorin wie auch ihrer Familie beschädigte und erschütterte. Die Autorin ist nur acht Monate alt, da reißt ein unvorsichtiger, draufgängerischer Fahrer ihren Vater in den Tod. Sie wagt kaum, mit der Mutter darüber zu sprechen, um diese nicht zu verletzen. Nun ist die Mutter dement, die Autorin 60 Jahre alt, über alles ist eigentlich Gras gewachsen, aber die Unruhe bleibt. So beginnt Zora del Buono, Nachforschungen anzustrengen, die sie bis dahin nicht wagte. E. T. sind die Initialen des „Töters“ ihres Vaters. Das Geschehen und die Suche in den kleinen Schweizer Orten sind schwierig und nervenaufreibend. Zwischenzeitlich finden immer wieder Gespräche mit ihren Freunden statt, die mir sehr gefallen haben, jeder hat ein Schicksal, jeder macht sich Gedanken, gibt seine Gefühle preis. Dann aber schweift die Autorin ab in historische Sphären der Schweizer Dörfer, die aus meiner Sicht nicht ins Geschehen passen, auch wenn sie ihr bedeutsam erscheinen. Gerade die langen Zitate lenken ab von der Suche, vom Motiv, das sie bewegt. Und so kommt es, dass ich am Ende nicht mehr genau definieren kann, hat sie das Buch Seinetwegen genannt und meint den „Töter“ oder meint sie den verlorenen Vater. Das Buch hätte auch Ihretwegen heißen können, dann wäre die Widmung an die Mutter schlüssig. Oder sie hätte es Meinetwegen genannt, dann wäre sie ehrlich zu sich selbst, dass sie die beschwerliche und psychisch anstrengende Recherche eigentlich nur für sich selbst unternommen hat, um endlich Ruhe zu finden. Die Passagen über ihre Mutter, ihr inniges und trotzdem zuweilen gestörtes Verhältnis haben mir sehr gefallen, vielleicht, weil auch ich allein bei meiner Mutter aufgewachsen bin. Dass das nicht ohne Konflikte geschieht, kann ich bestätigen.
So bin ich am Ende wirklich unschlüssig, wie ich diese Geschichte einordnen soll. Ich verstehe, dass man das Leben des eigenen Vaters erkunden möchte, ich habe das aus anderen Gründen auch selbst getan. Und erkannt: irgendwann ist Schluss, man muss aufhören zu forschen und das Gefundene bewahren, nicht zerstückeln.
Ob und wie der E. T. gefunden wird, bleibt an dieser Stelle mein Geheimnis.
Der Schreibstil ist aufrichtig und trotzdem locker, man liest das Buch leicht, auch wenn plötzliches Entsetzen oder eine gewisse Verzweiflung aufkommen wollen. Friedvoll fügen sich Kindheitserinnerungen in die Geschichte ein.
Fazit: eine Empfehlung kann ich nicht aussprechen, weil jeder auf derart fragmentarische, autofiktionale Romane anders reagiert. Für mich ein schwieriges Buch und ein schwieriges Thema, trotzdem haben mir viele Passagen gut gefallen, insbesondere auch die authentischen Fotos. Ich gebe gute 3 Sterne.

Bewertung vom 08.07.2024
Die Elemente des Lebens (MP3-Download)
Lieder, Susanne

Die Elemente des Lebens (MP3-Download)


sehr gut

Ein echtes Sommerhörbuch

Auch wenn Mélanie Hahnemann den Winter sehr mochte, dieses Hörbuch passt gut zum Sommer. Es ist unterhaltsam und wird von Lina Syren, die ich bisher nicht kannte, einfühlsam und mit viel Empathie gelesen.

Mich hat das Buch schon deshalb interessiert, weil mein Urgroßvater ein großer Verehrer und Verfechter von Hahnemanns Lehren war und ich in den 1950er und 1960er Jahren mit "Kügelchen" auf der Zunge und in Wasser aufgelöst großgeworden bin. Die Lehre von der Homöopathie wurde von Großmutter und Mutter immer weiter als Heilmittel, aber nicht als Allheilmittel verwendet.

Als die Pariserin Mélanie d'Hervilly 1834 nach Köthen reist, um sich von Samuel Hahnemann, dem Erfinder der Homöopathie, behandeln zu lassen, ahnt die 34 Jahre alte Frau nicht, dass sich ihr Leben total auf den Kopf stellen wird. Arzt und Patientin verlieben sich ineinander, der fast 80jährige Witwer macht ihr binnen weniger Tage einen Heiratsantrag. Dass beide sich den Zorn der Töchter zuziehen, ist folgerichtig und wird die Beziehung über Jahre auch etwas trüben. Melanie beginnt sich für die Arbeit ihres Mannes zu interessieren, aber gleichzeitig leidet sie unter unstillbarem Heimweh nach Paris. Den gewaltigen Unterschied zwischen Paris und Köthen muss ich hier nicht thematisieren. Das Ehepaar beschließt, in Paris zu leben, Hahnemann führt auch dort im hohen Alter eine gefragte Praxis. Seine junge Ehefrau immer an seiner Seite, immer für ihn da, entwickelt sich selbst mit seiner Hilfe zu einer praktizierenden Homöopathin.

Susanne Lieder charakterisiert ihre Protagonisten sehr anschaulich, obwohl die Geschichte ja vor rund 180/190 Jahren spielt, kann man sich sehr gut in die geschilderte Situation, die damaligen Gepflogenheiten und Sitten hineinversetzen. Mélanie ist ihrer Zeit wohl weit voraus, eigenwillig und selbständig, der so viele Jahre ältere Mann aber hält gut mit ihr mit, wenn es um die Durchsetzung seiner Erkenntnisse und seines Willens geht.

Dass die Homöopathie an sich eine sehr umstrittene Lehre ist, verdeutlichen insbesondere die Praktiken der Herstellung der Mittel. Aber nicht nur Kügelchen helfen offensichtlich, auch der Glaube daran, die Schulmedizin kennt das aus Blindtests mit echten Medikamenten und Placebos. Letztere wirken teilweise ebenso erfolgreich wie die Medikamente. Es heißt nicht umsonst, der Glaube versetzt Berge.

Hörenswert auch noch das Nachwort, in dem die Autorin ein wenig in ihre Schreibstube schauen lässt und auch noch einen Blick auf die Zeit nach dem Buchende freigibt.

Fazit: Es ist keine Weltliteratur wie ein Zauberberg, aber mir hat das Hörbuch gut gefallen, eine unterhaltsame Zeit verflog sehr schnell. Und wie so oft stellt man fest, dass man immer wieder Neues und Unbekanntes erfährt, wenn man Bücher hört bzw. liest.

#DieElementedesLebens #NetGalleyDE

Bewertung vom 27.06.2024
Schillerwiese - Longlist des Crime Cologne Awards
Kinskofer, Lotte

Schillerwiese - Longlist des Crime Cologne Awards


ausgezeichnet

Unerwartet gut und spannend

Es ist mein erster Roman von Lotte Kinskofer, er ist angesiedelt in der Zeit vor rund 100 Jahren, in Bayern. Zuerst geschieht ein Mord, an der Vroni, einer alleinstehenden Mutter, die zuletzt in einer Gastwirtschaft gearbeitet hat. Sie hatte sich verliebt in einen Gast, den Gustl, der sich nun die Schuld gibt am Tod der geliebten Frau, weil er unpünktlich war zum verabredeten Rendezvous an der Schillerwiese. Genau dort sieht er sie hängen an einem Baum, und er bekommt es mit der Angst zu tun, läuft weg und macht jede Menge Fehler.
Der zweite Erzählstrang, das ist die Familie von Anni, die befreundet war mit der verschwundenen Nachbarin Vroni und sich nun um den alleingebliebenen Sohn sorgt. Zufällig ist ihr Vater ein Kriminalkommissar auf Urlaub, der wird sich schon erkundigen, hofft sie. Daraus entwickelt sich ein ganz neuer Kriminalfall, die Protagonisten geraten reihenweise in Gefahr.
Es geschieht eine Menge, bis der Mörder und das Motiv gefunden sind, Kinskofer hat eine angenehme Art, die Dinge voranzutreiben. Zuerst dachte ich, mir gefällt der Stil, der leicht bayerische Dialekt und das Langsame im Vorankommen nicht, aber ich habe mich gut eingelesen. Eingebettet in die Kriminalgeschichte ist die politische Situation der Nachkriegsjahre des ersten Weltkrieges, insbesondere auch die Auswirkungen auf das Leben derjenigen, die ihn überlebt habe. Seien es die Ängste von Annis Mann Walter oder die Trauer ihrer Eltern um die beiden gefallenen Söhne. Das Aufkommen des Nationalsozialismus wird gut beschrieben, auch die Hilflosigkeit der Gegner.
Die Protagonisten des Romans werden von den Hauptpersonen bis hin zu den Nebenrollen hervorragend charakterisiert, Man kann sich beim Lesen jeden einzelnen vorstellen, das ist echtes Kopfkino.
Fazit: ich empfehle dieses Kriminalroman gern weiter, er hat mich bis zum Ende immer mehr in seinen Bann gezogen.