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Benedikt Bögle

Bewertungen

Insgesamt 406 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2022
Assessorexamen im Öffentlichen Recht
Bülter, Gerhard;Eggert, Anke;Peick, Sarah

Assessorexamen im Öffentlichen Recht


sehr gut

Eine Vorbereitung auf das Zweite Staatsexamen im öffentlichen Recht bietet der Band "Assessorexamen im Öffentlichen Recht" von Gerhard Bülter, Anke Eggert und Sarah Peick. Die Autoren - allesamt Richter am VG Münster - bieten am Beginn des Bandes eine sehr gute Darstellung des Prozessrechts. Die verschiedenen Klagearten werden sowohl der Zulässigkeit nach als auch der Begründetet übersichtlich und verständlich dargestellt. Positiv: Die Fußnoten stammen zu einem großen Teil aus dem im Zweiten Staatsexamen zugelassenen Kommentar von Kopp/Schenke und ermöglichen so eine direkte Nacharbeit im Kommentar. Neben zahlreichen Beispielen bieten die Autoren hier auch eingängige Aufbauschemata und stellen so auf 260 Seiten die gerichtliche Klausur sehr umfassend und verständlich dar. In den folgenden beiden Teilen gehen die Autoren dann auf die Anwaltsklausur und auf die Behördenklausur ein. Dabei konzentrieren sich die Darstellungen zur Anwaltsklausur vor allem auf Fragen der Zweckmäßigkeit; das ist grundsätzlich wichtig, die Darstellung zu begrüßen - sie hätte aber gleichwohl an dieser Stelle etwas komprimierter ausfallen können. Im Kapitel zur Behördenklausur werden sodann auch wichtige Themen aus dem Verwaltungsverfahren und dem VwVfG dargestellt: Man hätte es sich hier eher gewünscht, in einem komprimierten Kapitel auf einen Blick die verschiedenen materiell-rechtlichen Fragen dargestellt zu sehen, die ja nicht nur in der Behördenklausur von Bedeutung sind, sondern auch in allen anderen Klausurtypen. Insgesamt kann dieser Band daher in der ersten Hälfte sehr überzeugen. In der zweiten Hälfte hätte man sich etwas mehr Konzentration und eine einheitlichere Darstellung des Verfahrensrechtes gewünscht.

Bewertung vom 26.07.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


sehr gut

Kommissar Kluftinger hat eine große Aufgabe: Er soll den Bayerischen Ministerpräsidenten bei seinem Besuch im Allgäu begrüßen. Der Politiker besichtigt eine Ausgrabungsstätte in Pforzen, wo mutmaßlich Gebeine des ältesten, aufrecht gehenden Menschen gefunden wurden. Nur: Just der Ministerpräsident entdeckt in der Ausgrabungsgrube eine doch eher frische Leiche. Irgendjemand hat den Ausgrabungsleiter ermordet und inmitten seines früheren Tätigkeitsbereiches hinterlassen. Kluftingers Team muss sich mit Hochdruck auf die Spuren des Täters heften - mitten in den heißesten Tagen des Jahres. Verdächtige gibt es genug: Wissenschaftliche Konkurrenten, einen übellaunigen Bauunternehmer, aber auch eine seltsame Sekte. Die lebt direkt neben der Ausgrabungsstätte und scheint in Konflikt mit den Wissenschaftlern geraten zu sein.

"Affenhitze" ist der neue Krimi von Klüpfel und Kobr. Kluftinger ermittelt in bekannter Manier gemeinsam mit seinem Team. Wie schon in den letzten Bänden der Reihe können Klüpfel und Kobr mit ihrer Geschichte überzeugen: Der Plot ist wohl durchdacht, ständige Wendungen im Fall, immer neue Verdächtige machen diesen Krimi an keiner Stelle langweilig. Tatsächlich überrascht der wahre Täter am Ende dann auch. Im Übrigen ist die Story letztlich ja immer die gleiche: Der behäbige und faule Kluftinger kommt in der modernen Welt nicht zurecht, ist tollpatschig und griesgrämig zu seinen Kollegen. Genervt wird er nicht nur von Richard Maier, einem überkorrekten Kollegen, sondern auch seinem Hausarzt, der noch immer denkt, die beiden wäre Freunde. Klüpfel und Kobr haben in "Affenhitze" ihre Charaktere nicht weiterentwickelt, sie werden es wohl auch in Zukunft nicht tun. Das macht aber gar nicht so viel: "Affenhitze" ist dennoch spannend und unterhaltsam.

Bewertung vom 26.07.2022
Französisches Roulette / Bruno, Chef de police Bd.13
Walker, Martin

Französisches Roulette / Bruno, Chef de police Bd.13


sehr gut

Bruno, Chef de police in St.-Denis, merkt schnell, dass irgendetwas hier nicht mit rechten Dingen zugehen kann: Ein alter Landwirt hat seine beiden Kinder enterbt und alles einem Altenheim vermacht. Dafür sollte er einmal in das luxuriöse Altenheim ziehen dürfen, das so gar nicht zu dem einfachen Bauern passen mag - und das er sich niemals hätte leisten können. Nur kurz, nachdem da Testament geändert wurde, verstirbt der Bauer unter mysteriösen Umständen. Bruno beginnt zu ermitteln und landet bald in einem weiten Netzwerk krimineller Machenschaften. Russische Oligarchen operieren von Malta oder Zypern aus - Staaten, die immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt sind, ihre europäische Staatsbürgerschaft gegen Geld zu verkaufen. Bruno dringt immer tiefer in die Machenschaften eines mächtigen russischen Mannes ein, der über gewaltige Reichtümer verfügt, die er wohl nicht immer auf legalem Wege erworben zu haben scheint.

"Französisches Roulette" ist der dreizehnte Fall für Bruno, Chef de police. Martin Walker hat auch mit diesem Roman einen spannenden Plot aufgebaut. Lediglich am Ende hätte man sich etwas mehr Aufklärung gewünscht; der Fall wird immer komplizierter und auch als Leser blickt man irgendwann nicht mehr ganz durch: Warum musste wer nun eigentlich genau auf wessen Geheiß sterben? Gleichzeitig schafft Martin Walker es einmal mehr, nicht nur die kriminellen Machenschaften, sondern auch das Leben im Perigord wortreich zu schildern. Bruno führt ein Leben im Einklang mit der Natur; die Ermittlungen laufen beinahe nebenher, während der Polizist Gäste empfängt, Feste feiert, Konzerte organisiert. Ein Lesegenuss.

Bewertung vom 18.07.2022
Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2 (eBook, ePUB)
Pötzsch, Oliver

Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

1894: In Wien wird im Museum ein makabrer Fund gemacht. Ein angesehener Ägyptologe liegt mumifiziert im Museum. Eigentlich sollte er sich auf einer Forschungsreise in Ägypten befinden - es bleibt ein Rätsel, wie der Wissenschaftler mumifiziert in Wien landen konnte. Der junge Polizist Leopold von Herzfeldt beginnt, zu ermitteln. Bald findet er heraus, dass der tote Professor nicht der einzige Teilnehmer einer Ägypten-Expedition ist, der unter seltsamen Umständen zu Tode kam. Die ersten beginnen, an einen Fluch der Mumien zu glauben. Nicht so von Herzfeldt: Er beginnt gemeinsam mit dem etwas verschrobenen, aber liebenswerten Totengräber Augustin Rothmayer und mit seiner Freundin Julia Wolf zu ermitteln. Bald aber wird von Herzfeld von dem Fall abgezogen: Ein "Phantom" geht in Wien um und tötet junge Männer. Könnten die beiden Fälle etwas gemein haben?

"Das Mädchen und der Totengräber" ist der zweite Band einer Reihe um Leopold von Herzfeldt, Julia Wolf und Augustin Rothmayer. Wie schon der erste Band - "Das Buch des Totengräbers" - kann der Autor Oliver Pötzsch mit einer spannenden Geschichte aufwarten. Der Krimi ist gut recherchiert und zeichnet ein gleichzeitig fröhliches wie tristes Bild der Stadt Wien um die Wende zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert: Unermesslicher Reichtum und die Annehmlichkeiten einer modernen Welt prallen auf Armut und soziale Brennpunkte. Seine Charaktere zeichnet Pötzsch ebenfalls gelungen. Weitere Teile der Reihe sind bereits angekündigt.

Bewertung vom 04.07.2022
Milde Gaben / Commissario Brunetti Bd.31
Leon, Donna

Milde Gaben / Commissario Brunetti Bd.31


gut

Eine alte Bekannte sucht Commissario Brunetti auf: In seiner Kindheit hatte er im selben Haus wie Elisabetta gewohnt und das ältere Mädchen bewundert. Jetzt besucht sie ihn, weil sie sich Sorgen macht: Ihr Schwiegersohn scheint berufliche Probleme zu haben. Es wirkt, als würde es die Ehe ihrer Tochter belasten und Elisabetta bittet Brunetti um Hilfe. Er soll doch ein wenig ermitteln; vielleicht stößt er auf das Problem, vielleicht kann er die Sorgen aber auch zerstreuen. Brunetti willigt ein; weniger, weil ihn der Fall interessiert oder er Elisabetta einen Gefallen schuldet. Vielmehr geht es um Elisabettas Mutter, die seinerzeit zu Brunettis Mutter ausgebrochen nett war. Also beginnt der Commissario zu ermitteln, flankiert wie immer von Signora Elettra, Vianello und der Kollegin Griffoni. Die Ermittlungen verlaufen schleppend, bis Brunetti auf eine Stiftung stößt. Gegründet wurde sie - just - von Elisabeths Ehemann. Der verdächtige Schwiegersohn war als Steuerberater beratend tätig. Als dann die Tierarztpraxis von Elisabettas Tochter zerstört wird, nimmt der Fall endgültig an Fahrt auf.

Donna Leons "Milde Gaben" kann nicht überzeugen. In der ersten Hälfte dümpelt der Roman nur so vor sich hin. Der Inhalt: Vorhersehbar. Brunetti schuldet irgendjemandem aus irgendwelchen Gründen irgendetwas. Zur Aufklärung des Falles bedienen er uns seine Gehilfen sich wiederum irgendwelcher Leute, die ihnen irgendetwas schulden. Bald wird deutlich, dass es um die - mittlerweile ebenfalls unvermeidlichen - Steuerstraftaten geht. Dabei hätte der Roman viel mehr Potenzial! Leon schneidet gewichtige Themen hat. Sie schreibt über Eifersucht und Demenz. Am Ende dieses Buches wirkt es so, als hätte die Autorin den falschen Schwerpunkt gesetzt. Wunderbare Charakterstudien wären hier zwar angelegt, werden am Ende aber nur noch schnell und kurz angeschnitten, statt den wirklichen Schwerpunkt des Buches zu bilden. Würde der Krimi am Anfang schneller an Fahrt aufnehmen, hätte das Ende ausgebaut werden können - und das hätte dem Buch der im Übrigen grandiosen Erzählerin wirklich gutgetan.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2022
Formulare für Referendare
Gerhold, Sönke;Hoefer, Bernd;Ingwersen-Stück, Hege

Formulare für Referendare


weniger gut

In dritter Auflage ist bei Nomos das von Gerhold, Hoefer, Ingwersen-Stück und Schulz herausgegeben Formularhandbuch "Formulare für Referendare" erschienen. Wie andere Angebote auf dem Markt auch, bietet es die wichtigsten Formulare im Zivil-, Straf- und Verwaltungsverfahren. Für Referendare kann es damit einerseits eine Hilfe in den praktischen Stationen sein, andererseits die theoretische Vorbereitung auf das Zweite Staatsexamen begleiten. Zunächst fällt bei diesem Band auf, dass er sehr viele einzelne Formulare enthält: Insgesamt 153 Formulare. Zum Vergleich: der in Bayern maßgebliche Formularband von Kroiß und Neurater umfasst lediglich 62 Formulare. Der hier vorliegende Band versucht sich zudem an einer Kombination von Formular und Erläuterung. Jede Seite ist in zwei Spalten aufgeteilt: Links findet sich das Formular, rechts die Erläuterungen. Verbunden mit einem relativ kleinen Druck führt das aber leider zur völligen Unübersichtlichkeit von vier kleingedruckten Spalten pro Doppelseite. Dieses Formularbuch erschließt nichts auf einen ersten Blick - gerade das wäre aber der Vorteil eines Bandes, der ja nicht das Rechts als solches vermitteln sollte, sondern nur einen groben Überblick über die üblichen Schemata gibt.

Überdies bietet der Band stellenweise einen bestimmten Aufbau, der in einigen Bundesländern absolut unüblich ist. Ein Beispiel: In Bayern gliedert sich die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft so, dass zunächst der Sachverhalt dargestellt wird ("Die Staatsanwaltschaft legt dem Angeschuldigten den folgenden Sachervhalt zur Last"), anschließend werden die Merkmale der verwirklichten Straftatbestände dargestellt, schließlich die Bezeichnung der Straftaten samt Normzitat angegeben. Muster 75 des vorliegenden Bandes bietet eine Anklageschrift, die zunächst die gesetzlichen Merkmale der verwirklichten Straftatbestände aufführt, dann den Sachverhalt, am Ende dann die Angabe der Straftatbestände samt Normen. Nun ist klar, dass nicht für jedes Bundesland der übliche Aufbau geboten werden kann - sicher. Das sehen die Autoren auch im Vorwort, wenn sie schreiben: "Ziel dieses Werkes war es nicht, alle denkbaren und regional differierenden Aufbau- und Darstellungsmöglichkeiten aufzuzeigen". Eine kleine Anmerkung verweist darauf, dass es in Süddeutschland differierende Aufbauweisen gibt und verweist dann auf weitere Literatur. Zum Vergleich: Weichen Aufbausysteme grundlegend voneinander ab, bietet das "Konkurrenzwerk" von Kroiß und Neurauter ein Beispiel. Der im vorliegenden Werk vorgenommene Hinweis auf weiterführende Literatur dürfte im wesentlichen fehlgehen: Ein Formularbuch nutzt man ja grundsätzlich der Übersichtlichkeit halber, weil ein Band alles verbinden soll - und nicht, um dann noch weitere Literatur heranzuziehen. Ähnlich liegt es beim Zivilurteil: Auch hier ist es in Süddeutschland eher üblich, in der Überschrift nicht "Urteil" zu schreiben, sondern am Ende des Rubrums zu enden mit: "erlässt das Landgericht (...) folgendes Endurteil". Auch das ist nicht eigens angegeben.

Zusammenfassend: Der große Vorteil dieses Bandes ist die hohe Zahl der angebotenen Muster und Formulare. Der Nachteil besteht in einer starken Unübersichtlichkeit - auch, weil verschiedene Muster nicht großzügig voneinander getrennt sind, sondern fast nahtlos ineinander übergehen. Ebenfalls scheint es mir, als würde sich dieser Band zumindest für den süddeutschen Raum nicht anzubieten.

Bewertung vom 27.04.2022
Die Passion
Nothomb, Amélie

Die Passion


gut

Die Passion Christi beschäftigt die Menschheit seit zweitausend Jahren. Nicht nur der Glaube beschäftigt sich mit dem Leiden des Mannes aus Nazareth, sondern auch die Kunst, die Musik und die Literatur. Einen neuen Baustein zu dieser langen Geschichte liefert nun die Schriftstellerin Amélie Nothomb: "Die Passion" ist bei Diogenes erschienen. Erzählerisch stellt sich die Autorin ein Selbstgespräch Jesu während seines Leidens vor: Von der Gefangenschaft bis zum Tod am Kreuz und einer eher nur angedeuteten Auferstehung. Diese Erzählung - sprachlich durchweg gelungen - birgt spannende Elemente. So entwirft Nothomb etwa den Gedanken, Jesu habe gewusst, was mit ihm geschehen werden, aber nicht wie es geschehen werde. Er wusste von seiner Hinrichtung, nicht aber, dass diese am Kreuz erfolgen würde. Das scheint ein theologisch nicht uninteressanter Beitrag zu der Frage zu sein, wie in Jesus - wahrer Mensch und wahrer Gott - menschlicher und göttlicher Wille, menschliches und göttliches Wissen zusammengedacht werden können.

Andere Elemente sind wenig originell. Natürlich muss Jesus eine Liebesbeziehung zu Maria Magdalena unterstellt werden. Spätestens seit "Sakrileg" ist das weder originell noch spannend noch interessant - und trotzdem wird diese Behauptung immer wieder aufs Neue aufgegriffen, wohl, um zu jedem Preis modern zu wirken. Schade ebenfalls, dass die Auferstehung am Ende nur angerissen wird. Diese Gedanken hätten gerne noch weiter aufgegriffen werden können. So beliebt ein durchaus lesenswerter knapper Band, der in Teilen neue Aspekte des Leidens Jesu beleuchten kann, in Teilen wenig neu erscheint.

Bewertung vom 27.04.2022
Schneeblind / Dark Iceland Bd.1
Jónasson, Ragnar

Schneeblind / Dark Iceland Bd.1


ausgezeichnet

Ari hat sein Theologiestudium geschmissen und will Polizist werden. Plötzlich bietet sich ihm eine Stelle im Norden Islands: Ari verlässt Reykjavik und seine Freundin, um in Siglufjördur seinen Dienst anzutreten. Zunächst ist die Arbeit beschaulich; Verbrechen werden in der kleinen Stadt nicht begangen, die Lage ist friedlich. Das ändert sich, als der prominenteste Einwohner der Stadt plötzlich stirbt: Ein berühmter Schriftsteller stürzt bei den Proben zum neuesten Theaterstück der Stadt. Es könnte an seiner Alkoholisierung gelegen haben; Ari aber glaubt an ein Verbrechen. Er beginnt zu ermitteln und geht teilweise eigene Wege hinter dem Rücken seines Vorgesetzten. Wenig später wird dann noch eine beinahe tote Frau gefunden, die bewusstlos im Schnee liegt. Hängen die beiden Verbrechen zusammen? Was hat so plötzlich das Verbrechen in das abgelegene Siglufjördur gebracht? Hat es mit der Vergangenheit des Schriftstellers zu tun?

"Schneeblind" ist der erste Band einer neuen Island-Reihe vom Bestseller-Autor Ragnar Jonásson. Eindrücklich fängt er die Stimmung in der isländischen Kleinstadt ein, die latente Feindseligkeit gegenüber dem zugezogenen Ari, das trügerische Bewusstsein, bei ihnen würden keine Verbrechen begangen. Der Plot ist spannend, das Ergebnis von Aris Ermittlungen überrascht den Leser. Jónasson schafft es, langsam einen Spannungsbogen aufzubauen und den Leser immer tiefer in seine Erzählung zu ziehen. Ein sehr gelungener Thriller.

Bewertung vom 23.03.2022
Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2


sehr gut

Rechtsanwalt Rocco Eberhardt übernimmt ein neues, für ihn eher ungewöhnliches Mandat. Timo Krampe wurde in seiner Kindheit Opfer sexuellen Missbrauchs. Das Perfide: Die Behörden selbst hatten absichtlich Kinder an Pädophile vermittelt im Glauben, den Kindern und Jugendlichen so ein liebevolles Zuhause schaffen zu können. Lange wurde über das Versagen der Behörden geschwiegen, Timo Krampe und sein Pflegebruder Jörg Grünwald wollen nun aber ein ausführliches Zeitungsinterview geben. Nur: Grünwald verschwindet, das Interview platzt. Kurz darauf taucht die Leiche von Grünwald auf. Eberhardt nimm sich des Falles an und steht plötzlich auf der Seite der Opfer, nicht der Täter. Bald kommt ein führender Berliner Politiker ins Visier Eberhardts. Der Rechtsanwalt ermittelt gemeinsam mit dem Rechtsmediziner Jarmer und seinem alten Freund und Ermittler Tobias. Das Trio kann den Politiker beinahe des Mordes überführen und sogar eine Anklage erzwingen. Am Ende aber wartet eine große Überraschung.

"Der 13. Mann" ist der zweite Band von Florian Schwiecker und Michael Tsokos. Das Autoren-Duo aus Rechtsanwalt und Gerichtsmediziner hat einen spannenden Fall geschaffen, der in Teilen - und das erschrickt - auf wahren Begebenheiten beruht. Der Plot ist spannend, die Geschichte wird nicht langweilig. Am Schluss denkt man als Leser gar, der Fall sei gelöst, als sich alles noch einmal um 180 Grad wendet und eine völlig neue Geschichte entsteht. Ein wirklich spannender Twist. Das gleicht dann auch die ein oder andere erzählerische und stilistische Schwäche aus. Empfehlenswert!

Bewertung vom 22.03.2022
Die vergessliche Mörderin / Ein Fall für Hercule Poirot Bd.35
Christie, Agatha

Die vergessliche Mörderin / Ein Fall für Hercule Poirot Bd.35


ausgezeichnet

Eine junge Frau sucht den Meisterdetektiv Hercule Poirot auf: Sie glaubt, einen Mord begangen zu haben. Poirot ist verdutzt. Hat sie nun einen Mord begangen oder nicht? Müsste man sich nicht erinnern können, falls man einen anderen Menschen getötet hat? Schnell verlässt die junge Frau Poirot wieder; er weiß weder ihren Namen noch ihre Adresse. Zufällig aber kann ihm die Krimi-Autorin Ariadne Oliver helfen: Sie erinnert sich an die junge Frau. Und tatsächlich: Bei ihren Eltern ist sie nicht, in ihrer Londoner WG aber auch nicht. Ist die Frau verschwunden? Poirot und Ariadne Oliver stürzen sich in die Ermittlungen und fragen sich, was es bedeuten könnte, dass die Frau "vielleicht" einen Mord begangen hat. Und tatsächlich: Im Londoner Wohnhaus der Frau ist kürzlich eine Bewohnerin aus dem Fenster gesprungen. Es sah zwar nach Selbstmord aus, vielleicht aber könnte jemand nachgeholfen haben? Und dann ist da noch die Stiefmutter von Poirots Klientin: Sie leidet in letzter Zeit immer wieder an seltsamen Erkrankungen, die auf eine Vergiftung zurückzuführen sein könnten. Ist das ein versuchter Mord, der "vielleicht" begangen wurde?

Die Lösung des Falls überrascht. "Die vergessliche Mörderin" von Agatha Christie lässt den Leser bald schon ahnen, dass mit der vermeintlichen Mörderin etwas nicht ganz stimmen kann; immer wieder kann sie sich an lange Zeiträume nicht erinnern, in denen sie sodann glaubt, einen Mord begangen zu haben. Doch lange bleibt unklar, ob die junge Frau Täterin oder Opfer ist. Hat sie denn nun jemanden getötet? Die Lösung des Falles erscheint am Ende wieder ganz einfach. Einmal mehr liegt das große Talent von Agatha Christie darin, Details in ihrem Roman zu verstecken. Was jeder für wahr hält und niemand mehr hinterfragt, ist am Ende der Schlüssel zur Lösung. Ein spannender und ausgefallener Fall von Agatha Christie, der am Ende wirklich sehr überrascht.