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Benutzername: 
Enovian
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 26.11.2023
Samariter
Hoffman, Jilliane

Samariter


ausgezeichnet

Eigentlich nicht nur Thriller, sondern eine echte Tragödie zum Thema Sucht und was diese aus Menschen macht. Als Tochter eines alkoholkranken Vaters konnte ich teilweise kaum noch hinhören, wenn die Protagonistin immer und immer wieder mit "Sister Alkohol" flirtete, obwohl gerade diese "gute Freundin" sie immer tiefer und tiefer ins Verderben und furchtbare Entwürdigung trieb und treibt. Das Phänomen Sucht zu begreifen ist für Menschen ohne diesen Suchtzirkel im Gehirn nicht empathischen nachvollziehbar. Die furchtbaren persönlichen und sozialen Konsequenzen daraus sind beelendend.
In diesem Buch geht mindestens so intensiv um gewalttätige Psychopathen, irrwitzige Praktiken vor Gericht, Narzissmus von Rechtsanwält:innen wie um das Elend einer Süchtigen.
Für Fans von schneller Action ist die Story nicht geeignet, weil sie in die Tiefe geht und nicht an der Oberfläche plätschert.
Eine nicht einfache Geschichte!! Ich mag den Stil und Anspruch der Autorin sehr.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.11.2023
Dunkle Wahrheit, Blick in die Vergangenheit
Kirsch, Enike

Dunkle Wahrheit, Blick in die Vergangenheit


ausgezeichnet

CAVE - Diese Bewertung bezieht sich auf den 3. Teil dieser Trilogie, der hier leider nicht aufgeführt wird "Dunkle Wahrheit - Schnee von gestern"! Dennoch erscheint es mir sinnvoll, die Bewertung auch hier zu deponieren, weil mich zunächst der 3. Teil erreichte und auch als Mensch erreicht hat.

Rezension zu "Dunkle Wahrheit - Schnee von gestern" :

Es gibt ja immer wieder solche Filme und Bücher, die einen in der Tiefe erreichen, wobei diese Resonanz natürlich immer bedingt, dass es dort schon etwas gibt, das beim Sehen oder Lesen in Schwingung geraten kann.

Mich hat dieses Buch in dieser Weise angesprochen. Als Mutter dreier Kinder und Familien -Therapeutin verwundert das natürlich nicht besonders angesichts der vorliegenden Geschichte.

Aktuell habe ich mir die Vorgängerbücher der Trilogie bestellt, weil ich mir eine "runde Sache" wünsche. Zwar gibt es in Teil 3 eine Aufstellung der handelnden Personen, über die Vorgeschichte konnte ich mich belesen. Trotzdem reicht mir das nicht. Die Geschichte ist tiefgründig genug, um mich zu interessieren und zu binden.

Ich werde jetzt nicht den Inhalt oberflächlich skizzieren, weil das schon getan wurde. Mir erscheint es wesentlicher, darauf hinzuweisen, dass dieses Buch komplex ist in verschiedener Hinsicht.

Da ich die vorigen Teile nicht kenne, fehlen mir sicher wichtige Informationen. Als Mutter habe ich mich mit den Eltern identifizieren können und dieses komplizierte Gebilde aus realen Geschehnissen, dadurch ausgelösten Emotionen, Sorgen, Schuldgefühlen und Irritationen hat mich beeindruckt und beschäftigt mich noch. Wie eingangs beschrieben muss das nicht bei allen Leser:innen genauso sein.

Was passiert in den einzelnen Mitgliedern von Familien nach für alle Beteiligten traumatischen Ereignissen, bei denen alle auf ihre Weise versehrt und zu Opfern werden? Das ist eine sehr "interessante" Konstellation für systemisch gepolte Menschen wie mich und garantiert nicht nur für mich.

Ich bedanke mich hiermit herzlich für die Zurverfügungstellung dieses Buches zur Rezension und werde mich demnächst dem 3. Teil regulär von Teil 1+2 her nähern.

Bewertung vom 26.11.2023
Böse Hoffnung
Baum, Thomas

Böse Hoffnung


ausgezeichnet

Sehr flüssig geschrieben und ebenso zu lesen.

Flüssig und leichtfüßig, aber gerade darin besteht mE die deutliche Expertise des erfahrenen Autors.

Das Lesevergnügen wird gesteigert durch das angenehme Format mit nicht so starrer Bindung, die dazu verleitet, das Buch zu sehr aufzubiegen mit irreversiblen Schäden an der Bindung. Ganz besonders hochqualitativ sind die sanften, runden Ecken. Ich persönlich empfinde eine solch sorgsame Aufmerksamkeit auf das "Outfit" eines Printexemplars (auch das ein Genuss an sich) als Wertschätzung dem Werk und seiner Leserschaft gegenüber.

Deswegen hiermit mein ganz großes Dankeschön für die Zurverfügungstellung dieses schönen Buches.

Inhaltlich stehe ich sonst mehr auf die kühlen skandinavischen Krimis, nichtsdestotrotz habe ich diesen für meine Gewohnheit so ganz anderen Krimi flüssig am Stück weg gelesen und mich dabei hervorragend und sehr geistreich unterhalten gefühlt.

Die Geschichte ist in sich schlüssig, mit angemessen sympathischen und unsympathischen Charakteren ausgestattet und erlaubt über diese eine recht umfassende Schau nicht nur auf die Verbrechen und deren Hintergründe, sondern auch auf subtilere Zusammenhänge durch die Gattin des Inspektors. Eine sehr gelungene Erweiterung.

Bewertung vom 26.11.2023
Und nebenan der Tod
Nagele, Andrea

Und nebenan der Tod


ausgezeichnet

Absolute Empfehlung von meiner Seite aus!

Faszinierend sind die Dialektik der persönlichen Befindlichkeiten und "so ganz nebenbei" die der inneren und äußeren Dialoge unserer Figuren. Das ist eine Kunst, die wunderbar gelungen ist.

Leichtfüßige Sprache einer Autorin, die die Menschen nach langjähriger psychotherapeutischer Praxis kennengelernt hat. Wunderbar!!

Natürlich könnte man ihr vorwerfen, dass sie plakative Verhaltensmuster bedient. Aber finden die nicht in Wirklichkeit auch in den meisten von uns und insbesondere zwischen Paaren jeder Zusammensetzung statt?

Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und wurde immer neugieriger, was denn jetzt dieses schwärende Geheimnis um das Fhainer Paar wirklich ist.

Da ich die Autorin noch nicht kannte, werde ich definitiv versuchen, auch noch anderes von ihr zu lesen. Herzlichen Dank für die Zurverfügungstellung der Printexemplars zur Rezension!

Bewertung vom 26.11.2023
Eine Blume ohne Wurzeln
Chekh, Nada

Eine Blume ohne Wurzeln


ausgezeichnet

Liebe Nada,

dass Du dieses offene, schmerzhafte, ehrliche, unpretentiöse Buch geschrieben hast.

Ich unterrichte seit Jahren Schülerinnen, die sich in verschiedenen Generationen als Töchter eingewanderter Eltern aus muslimischer Tradition in Berlin befinden. Dabei habe ich erstmals verstanden, begriffen, gespürt, was diese so genannten "Parallelgesellschaften" sind. Wie oft habe ich mich und sie gefragt: "Warum erträgst Du das?", "Warum verlässt Du Dein Elternhaus nicht? Du bist doch volljährig?", "Warum hängst Du so intensiv an Deinem Kopftuch, obwohl Du unter ebendieser Tradition so sichtbar leidest?", "Warum habt ihr nicht einmal eine Beziehung zu einem Mann nichtmuslimischer Herkunft? Einfach als Erfahrung....", "Wozu dieser Jungfräulichkeitswahn?" ist und so weiter.

In der Gesundheitslehre und Psychologie sprachen wir über diese Themen und noch andere dazu. In diesem Buch habe ich die Tatsache verstanden, dass die Ehre muslimischer Familien allzu oft von ihren Töchtern symbolisiert und "verteidigt" werden muss.

Jetzt verstehe ich noch besser die Angst vor den vielen "Tanten, Onkeln", die sehen könnten, dass ein Mädchen sich fröhlich in einer gemischten Gruppe befindet und lacht. Ich begleitete so viel Not, Leid, Verzweiflung, auch Folgen häuslicher Gewalt und habe als Mutter erwachsener Kinder nie verstanden, wie Eltern gerade ihren Mädchen das Leben so ungemein schwer machen konnten, um sie möglichst jungfräulich in eine Ehe zu bringen, in welcher sehr wahrscheinlich die gleiche Beengung herrschen wird.

Trotz aller Gespräche, Begleitungen und Gedanken verstehe ich die Mechanismen und zugrunde liegenden Annahmen besser, empfinde dadurch aber keine Erleichterung, sondern eher großes Mitgefühl und Traurigkeit. Denn die innere Ganzwerdung braucht so viel mehr als Rebellion und Ausziehen aus der elterlichen Wohnung.

Dankeschön für die Zurverfügungstellung eines Rezensionsexemplars dieses wichtigen Buches!

Bewertung vom 26.11.2023
Fährnis der Frau
Morgan, Ava

Fährnis der Frau


ausgezeichnet

Am besten fange ich damit an, was dieses Buch definitiv NICHT IST:

1. Das ist keine seichte Lektüre.

2. Das ist keine Bettkantenlektüre.

3. Dieses Buch ist nicht geeignet für Personen, die sich leichte Entspannung oder Unterhaltung wünschen

Okay, das ist das Konzept der Ausschlußdiagnose gewesen. Jetzt komme ich zu meinen Gedanken zu den in diesem Buch beschriebenen, in sich geschlossenen Geschichten.

Als erfahrene Frau war ich in jüngsten, jungen, mittleren und auch noch späteren Jahren immer wieder mit dem Phänomen unerbetener Anmache, Belagerung und sexistischer Behandlung in verschiedenen Ausprägungen konfrontiert, das ist definitiv nichts Ungewöhnliches.

Als Mutter zweier wohlgeratener Töchter begleitete ich diese Seite des Frauenlebens seit deren Pubertätszeiten mit Anteilnahme, Informationen, Solidarität und auch mit Befürchtungen und Angst um die physische und psychische Unversehrtheit meiner Töchter. Insofern sollte man doch annehmen, dass mich nichts mehr so schnell aus dem Konzept bringen würde.

Dann las ich dieses Buch mit dem ganz besonderen Namen, der schon einen Hinweis auf den Inhalt gibt. Und ich benötigte wirklich mehrere Wochen, um die Lektüre heute zu beenden. Mitunter wollte ich mich dem auch gar nicht mehr aussetzen, denn die Geschichten haben es in sich - jede in ihrer ganz eigenen Art und Weise.

Es sind keine Geschichten mit Happyends, sondern sie beschreiben genau das, was der Titel ankündigen will - in welch prekären, unangenehmen, peinlichen, unheimlichen, bedrängenden, verfolgten, gestalkten Lebenslagen sich Frauen auch in den "modernen, heutigen Zeiten" post - #metoo wiederfinden können. Ohne ihr Zutun, ohne ihre Absicht, ohne eindeutige Aufforderung an ihre Bedränger, sondern schlichtweg aufgrund ihres Frauseins, ihrer Weiblichkeit, ihrer äußeren Attraktivität, ihres guten Geruchs wegen. Das kann bereits ausreichen als so genannter "Trigger", als vermeintliche Einladung, ihr/ihnen nachzustellen, sie anzuschmachten, sie mit Anzüglichkeiten zu belasten und in verschiedenen Graduierungen zu behelligen.

Mir wurde nie schlüssig klar, wie das zugeht, oft kam/kommt es mir wie eine Art unreflektierter Reflex vor. Wenn Sie sich eventuell ähnliche Gedanken machen über diese Thematik, dann ist dieses Buch auf jeden Fall für Sie geeignet und empfehlenswert.

Wem ich aber dieses Buch in jedem Fall empfehlen möchte, das sind Männer, die sich kritisch mit paternalen Verhaltensmustern auseinandersetzen wollen. Ich könnte mir vorstellen, dass die dargebotenen Geschichten gerade für Männer gute Gelegenheiten bieten, sich mit der Wirkung bestimmter Verhaltensweisen aus weiblicher Sicht vertraut zu machen und diese rein menschlich auf sich wirken zu lassen.

Kein leichtes Buch, aber ein wichtiges! Danke für die Zurverfügungstellung des Rezensionsexemplars

Bewertung vom 07.11.2023
Die Insel der Erkenntnis 2
Pöltl, Jonas

Die Insel der Erkenntnis 2


ausgezeichnet

Ein bisschen träumenerisch, ohne Verlust des
Realitätsbezugs! Das ist mE eine Kunst.

Im Grunde kann ich als wichtigtes Merkmal sagen, dass mir die "Am - Stück - Lektüre" dieses Buches gut getan hat.

Es ist die Geschichte eines jungen Menschen, der durch ein Krisenerlebnis vieles an Einsicht und Verständnis gewinnt. Diese Situation ist realistisch, denn wir Menschen würden uns (leider) ohne Schmerz, Verlust oder Leid nicht entwickeln. Diese Gesetzmäßigkeit wurde mir in meinem Berufsleben sehr oft bewusst und bewiesen - auch in meinem eigenen Leben.

Nach meinem Verständnis wird eben dieser Umstand hier aufgegriffen und auf eine literarische Weise positiv verwandelt. Dabei ist die Sprache gut zu verstehen und eingängig, so dass ich mir gut vorstellen kann, das Büchlein (es ist ermutigend leicht und nicht dick) bei Bedarf auch an Menschen weiterzugeben oder zu empfehlen, die sich an einem ebensolchen Punkt in ihrem Leben befinden.

Dieses Buch läßt Raum, was man auch schon am eher angenehm schlichten Cover sehen kann. Da bleibt Platz, sich zu entwickeln und nachzudenken.

Insofern von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung!