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Aus Liebe zum Lesen
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Rannungen

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Insgesamt 199 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


weniger gut

„Wenn man als Erwachsener an einen Ort zurückkehrt, an dem man zuletzt als Kind war, ist plötzlich alles zusammengeschrumpft und eng.“

Es ist Jirka, der nach über 5 Jahren zurück auf den Hof seiner Familie im „Krummen Holz“ kommt. Doch das Wiedersehen ist nicht herzlich, vielmehr bleibt die Stimmung zwischen ihm und seiner Schwester kühl und distanziert. Und dann gibt es noch Leander, den Sohn des ehemaligen Gutsverwalters, zu dem Jirka ebenfalls ein kompliziertes Verhältnis hat.

Schreiben kann Julja Linhof definitiv! Sie schafft mit ihren Worten ein kleines Kunstwerk, allerdings zu Leiden der Lesbarkeit. Die unzähligen Zeitsprünge sind nicht gekennzeichnet, von einem auf den nächsten Satz springt die Handlung auch schon mal um Jahrzehnte. Da sie vieles nur recht kryptisch erzählt, bleibt es oft nur beim Raten der Handlung.

Überhaupt konnte ich die Handlungen der Protagonisten, allen voran die des Ich-Erzählers selten nachvollziehen. Obwohl er uns an vielen Gedankengängen teilhaben lässt, bleiben sie dennoch diffus. So bleibt von der Geschichte mit viel Potential und der sprachlichen Finesse leider nicht viel übrig. Enttäuschend.

Bewertung vom 18.02.2024
Be Your Own F*cking Hero - das Workbook
Onaran, Tijen

Be Your Own F*cking Hero - das Workbook


weniger gut

Ich hatte die Tage ja schon ihr empowerndes Buch „Be your own f*cling Hero“ vorgestellt. Nun folgt Tijen Onarans gleichnamiges Workbook.

Wer den Ratgeber bereits gelesen hat, wird vieles wiedererkennen, was sie hier noch einmal aufgreift und in verkürzter Version als Grundlage ihrer 7 Kapitel noch einmal erzählt. Von daher kann das Workbook auch ohne vorherige Lektüre des Ratgebers selbständig gelesen und bearbeitet werden.

Auch das Workbook enthält entsprechend einige Inspirationen und bietet Denkanstöße. Ich finde, es geht dabei aber an keiner Stelle tief genug, um wirklich große Veränderungen voranzutreiben oder anzustoßen. Außerdem bleibt es sehr im Dunstkreis der Autorin, also im Bereich Social Media und sich als Marke zu präsentieren, was die Ziele zu sehr in diesem Bereich fokussiert, als dass es universell einsetzbar wäre. Zum selbstbestimmten Leben, zu dem es laut Cover verhelfen soll, gehören meines Erachtens eher andere Bereiche als Social Media und Mode.

Enttäuschend finde ich die unheimlich vielen leeren Notizseiten, die in ein Notizbuch und weniger in ein Workbook gehören und noch enttäuschender finde ich, dass die Inspirationsseite unabhängig vom Thema des jeweiligen Kapitels fast immer dasselbe Zitat enthält: „In einer Welt, in der du alles sein kannst, sei du selbst!“ – fertig, das wars. Hier hätte ich mir schon ein bisschen mehr Mühe der Autorin gewünscht.

Als Zusatzmaterial zum Ratgeber kann mich das Workbook leider nicht überzeugen: zu viele Wiederholungen, zu wenig neue Inspirationen, eher ein Notizbuch mit Struktur.
Als eigenständiges Buch statt des Ratgebers kann das Workbook sicher ein paar neue Inspirationen und Denkanstöße bringen, aber auch hier kauft man sehr viele leere Seiten mit.

★★★☆☆ 2,5/5

Bewertung vom 11.02.2024
Be Your Own F*cking Hero
Onaran, Tijen

Be Your Own F*cking Hero


sehr gut

„Ich kann Lippenstift tragen, mich pink anziehen und trotzdem Businessdeals verhandeln. Denn Lippenstift lässt mein Hirn nicht schrumpfen. Verrückt, ich weiß.“

Tijen Onaran fällt auf - sie ist laut, bunt, kraftvoll und erfolgreich - dennoch kannte ich sie bis dato nicht. Ihr neues Buch „Be your own f*cking Hero“ hat mich dennoch auf den ersten Blick angesprochen, genau mein Thema: Empowerment.

Die Autorin möchte anhand ihres eigenen Werdegangs und Erfolgs andere Frauen dazu empowern, ihren eigenen Weg zu gehen und ebenfalls erfolgreich zu werden. Das finde ich ein ausgesprochen ehrbares Ziel und finde Vorbilder und Bücher mit solchen Messages entsprechend wichtig.

„Wenn mich jemand unterbricht, sage ich gern: »Willkommen in meinem Satz, ich bin gespannt, wie Sie ihn zu Ende führen ...«“

In weiten Teilen des Buchs findet sich dann auch eher eine zerstückelte Biografie als ein hilfreicher Ratgeber. Überhaupt fehlt mir die Struktur, vielmehr springt Tijen Onaran von Gedanken zu Gedanken, von Zitat zu Zitat. Dabei sind glücklicherweise aber auch einige wertvolle Ratschläge und Inspirationen im Buch zu finden und ja, die Erfolgsstory von der jungen Frau mit Migrationshintergrund und ohne Geld zur Business-Frau, die mehrere Firmen leitet, macht Mut.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2024
Wolf
Stanisic, Sasa

Wolf


ausgezeichnet

„Wolf“ von Saša Stanišić war im vergangenen Jahr eines der hochgelobtesten Bücher überhaupt. Ob es den Hype wert war, davon wollte ich mich selbst überzeugen.

Kemi wird von seiner Mutter in ein Sommer-Ferienlager geschickt. Selbst ein Außenseiter, blickt der Protagonist und Ich-Erzähler auf die Gruppe der anderen Kinder im Camp und beobachtet, wie Jörg immer mehr gemobbt wird und dann taucht auch noch ein Wolf auf – nur in Kemis Traum oder in echt? Ich möchte nicht zu viel von der Handlung verraten, nur so viel: Kemi schaut nicht einfach nur zu. Das Buch wird zu Recht als absolut positives Beispiel gegen Mobbing gelobt und dafür, dass man so sein darf, wie man ist.

Das Hörbuch wird vom Autor selbst gesprochen, was ich generell sehr liebe und hier einfach grandios ist. Stanišić schafft es, seine Hauptfigur so lebendig, authentisch und mit allen Facetten zu zeigen. Absolute Herzensempfehlung.

Bewertung vom 04.02.2024
Endling
Schreiber, Jasmin

Endling


gut

„Mich bringen drei Treppen schon aus der Puste, denn ich bin in etwa so fit und sportlich wie ein Ast.“

Ich mag Jasmin Schreibers Schreibstil so gerne und habe mich richtig auf ihren neuen Roman „Endling“ gefreut, zumal ich die dystopische Zukunftsversion unseres Landes im Jahr 2041 ein spannendes Thema finde.

Deutschland ist unter der regierenden Rechten um 100 Jahre in der Entwicklung zurückgefallen. In dieser schwierigen Zeit begibt sich die Protagonistin und Biologin Zoe mit ihrer pubertierenden Schwester und von Panikattacken geplagten Tante auf einen Roadtrip zu mysteriösen Frauen-Dörfern, um die verschollene Freundin der Tante zu finden.

Gar nicht so einfach alle Themen hier in wenigen Sätzen unterzubringen und so wirken sie auch im Buch eher angeschnitten als auserzählt. Es gibt zu viele Figuren, zu viele schwierige Themen wie die Politik, Artensterben, Klimawandel, Rechte der Frauen, Alkoholismus, Tod, psychische Probleme, Zukunftsvisionen, ein bisschen Krimi, Rassismus u.v.m. Ich glaube, hier wollte die Autorin einfach zu viel. Entsprechend unausgewogen wirkt die Geschichte auch auf mich und ich konnte mit keiner der Figuren warm werden, geschweige denn, dass mich die Story überzeugen konnte.

Dennoch war es kein absoluter Reinfall. Gerade die Darstellung der politischen Vision halte ich für ziemlich realistisch wie erschreckend. Allerhöchste Zeit aufzustehen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.01.2024
Salzige Milch
Job, Anna;Pourian, Corinna

Salzige Milch


ausgezeichnet

„Aber jetzt, seit ich bin wie sie, tragend, wachsam, schützend, weiß ich, warum in der Tierwelt Mütter die Gefährlicheren sind.“

Die Bücher vom kunstanstifter Verlag sind ja immer was Besonderes. Da macht das Debüt „Salzige Milch - eine Erzählung. in Schnipseln“ von Anna Job definitiv keine Ausnahme.

Schnipsel trifft es ziemlich gut, denn genau so erzählt Anna Job die Geschichte ihrer Protagonistin. In vielen kleinen Episoden, in Gedankenschnipseln lässt sie uns an ihrer Liebe zum Meer und zu ihrem Kind teilhaben.

Mal kryptisch, mal klar und ungeschönt erzählt sie von der Freiheit, vom Reisen, aber auch der Sehnsucht mach Familie, vom verhassten Job, von der Schwangerschaft und dem Leben mit Säugling, von den schönen und anstrengenden Momenten, so wie das Leben eben ist.

Ich habe ein bisschen gebraucht, um reinzukommen, konnte das Buch dann aber nicht mehr aus der Hand legen. Die hochwertige Ausstattung, die tollen und höchst treffenden Illustrationen von Corinna Pourian, die einen ganz eigenen Sog auf die Lesenden ausüben, all das macht das Lesen zu einem besonderen Erlebnis.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2024
Pick me Girls
Passmann, Sophie

Pick me Girls


weniger gut

"Im Grunde kann also wenig cooler sein, als sich im eigenen Garten vor den Menschen zu verstecken."

Puuhh, was war das denn? Sophie Passmann will mit „Pick me girls“ keine Autobiografie, kein feministisches Kampfwerk und kein Teenager-Selbsthilfebuch schreiben.
Genauso liest es sich auch, so, als hätte die Autorin nicht so recht gewusst, was sie eigentlich genau aussagen möchte. Es liest sich wie wild zusammengestellte Gedankenfetzen, von denen kaum einer in die Tiefe geht. Ich fand das Lesen entsprechend anstrengend, wie einem wild umhertopsenden Gummiball zu folgen.

"Heute höre ich gerne, dass ich richtig bin, so, wie ich bin, weil ich angemessen erwachsen genug bin, um zu wissen, dass das eine Lüge ist, und deswegen keinen Nervenzusammenbruch erleide."

Es gibt sie natürlich, die klugen Gedanken, die kurzen Passagen, bei denen man sich auch mal kritisch an die eigene Nase fassen muss - aber davon gibt es viel zu wenig. Faktisch untermauert wird zudem keine ihrer Thesen, der Begriffe „Pick me girls“ an keiner Stelle definiert oder genauer erläutert. Der Löwenanteil des Texts dreht sich um Passmanns Leben, um Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend und somit ist dieses Buch wohl hauptsächlich die Autobiografie, die es nicht sein wollte.

"Die Teenagerzeit ist im Grunde wie dieser Moment nach einer Beerdigung, wenn die letzten Trauergäste gehen und es das erste Mal still wird und man genug Ruhe hat, um festzustellen, dass man tatsächlich einen Tod zu betrauern hat."

Das Buch, das es sein sollte, nämlich dasjenige, das sie als 14-Jährige gebraucht hätte, ist es aus meiner Sicht jedenfalls nicht, denn einer 14-Jährigen helfen die wilden Gedanken Passmanns wohl eher wenig weiter, geschweige denn, dass sie empowernd wären.

"Keiner wird ein pick me girl, weil er eine besonders glückliche Teenagerzeit hatte…"

Bewertung vom 16.01.2024
Lebe echt
larytales

Lebe echt


sehr gut

Ich versuche im neuen Jahr mein Leben etwas umzukrempeln und da darf die passende Lektüre natürlich nicht fehlen. Am Ende des vergangenen Jahres habe ich die „30-Tage-Challenge für mehr Freiheit, Leichtigkeit und Mut“ der Bloggerin „Larytales“ gemacht.

In dem hochwertig aufgemachten Buch lädt die Autorin zur Selbstreflexion ein. Dank des dicken Papiers lassen sich Eintragungen problemlos mit Füller machen, ohne dass es durchscheint und das Buch verschandelt wird.

Die Challenges sind mal mehr, mal weniger herausfordernd, mal mistet man in seinem Leben, mal in seinem Zuhause aus, mal geht es um persönliche Grenzen, mal um Dankbarkeit. So kann man in 30 Tagen seinen Zielen näherkommen. Hier und da hätte ich mir allerdings ein bisschen tiefergehende Gedanken und differenziertere Fragen gewünscht.

Besonders gut gefallen mir die Fotos und die Gestaltung des Buchs. Da die Autorin gläubig ist und der Verlag christlich, spielt auch der Glaube an Gott eine Rolle, wenn auch nicht die tragende. Ich selbst bin nicht (mehr) gläubig, habe also die paar betreffenden Stellen außen vor gelassen und kann das Buch daher auch nicht-gläubigen Menschen als Begleitung beim Ergründen des eigenen Selbst empfehlen.

Bewertung vom 11.01.2024
Be Useful (deutschsprachige Ausgabe)
Schwarzenegger, Arnold

Be Useful (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

„I‘ll be back“ - das war Arnold Schwarzenegger für mich seit jeher, der Terminator, der Filmstar, der mit den Muckies. Dass noch mehr in ihm steckt, hat man durch die Amtszeit als Gouverneur Kaliforniens gemerkt, aber ich muss zugeben, dass ich das nicht näher verfolgt habe.

Umso beeindruckter bin ich von seinem Buch „Be useful: Sieben einfache Regeln für ein besseres Leben“. Ich finde übrigens die Übersetzung des Titels unglücklich, im Original spricht Schwarzenegger von „tools“ - klingt weniger nach muss, sondern trifft den motivierenden Charakter des Buchs viel besser. Denn genau das ist es, ein Motivator, sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen und nicht darauf zu warten, dass es jemand für uns tut.

Seine Tools zieht er aus seiner interessanten Lebensgeschichte, die er immer wieder kurz anreißt. Und wie versprochen einfach sind sie: z. B. „Denk niemals klein“ oder „Schließ deinen Mund, öffne deinen Geist“. Er erläutert alle seine Thesen verständlich und zeigt Beispiele aus seiner Vergangenheit und was er von anderen gelernt hat. Und all diese Tools sind tatsächlich universell auf nahezu jeden Menschen, jede Vision, jedes Leben anwendbar, da sie sich um unser grundlegendes Gedankengut, um unser Mindset und unser Tun drehen.

Ich bin wirklich beeindruckt und begeistert- anders kann ich es nicht ausdrücken. Ei. Wirklich motivierendes, empowerndes und hilfreiches Buch, das ich wirklich jedem ans Herzen legen kann.

Bewertung vom 09.01.2024
Büchermenschen
Vernet, Stéphanie;de Cussac, Camille

Büchermenschen


ausgezeichnet

Was passiert eigentlich, bis eine Geschichte zum Buch wird? Klar, jemand schreibt sie auf, irgendwie muss das dann gedruckt werden und am Ende steht das Buch im Laden… aber wie kommt es dahin. Wie druckt man ein Buch? Und was passiert dazwischen noch alles?

Eine ganze Menge! „Büchermenschen“ zeigt die vielen Schritte und vor allem die vielen Personen, die an der Entstehung eines Buchs beteiligt sind, bis hin zu den Lesenden. Es geht um Ideensammlung, Lektorat, Papierauswahl, Satz und Gestaltung, Druck, Bibliotheken, Buchhandel und Buchpreise und vieles mehr. Alles wird detailreich und verständlich von Stéphanie Vernet (übersetzt von Cornelius Hartz) erklärt und durch die farbenfrohen Illustrationen von Camille de Cussac veranschaulicht.

Man merkt dem Buch auf jeder Seite an, dass es von Büchermenschen für Büchermenschen geschrieben wurde und auch Erwachsene können noch eine Menge über die „Buchwerdung“ lernen.