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Märchens Bücherwelt
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Wolfenbüttel

Bewertungen

Insgesamt 247 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2024
Hortensientage
Inusa, Manuela

Hortensientage


gut

Angetan von dem Buchcover, dem Titel und der Inhaltsbeschreibung wollte ich unbedingt mehr über die persönliche Geschichte der Großeltern der Autorin erfahren. Wer hat schon die Möglichkeit, so viele schöne Gelegenheiten nutzen zu können, wie es Manuela mit ihren Großeltern konnte. Erinnerungen festzuhalten ist etwas ganz Besonderes und deshalb wollte ich dieses Buch sehr gern lesen.

Immer mittwochs besucht Ela ihre Oma Lisa, die seit einiger Zeit im Seniorenheim leben muss. Immer hilfsbereit und fröhlich, einen guten Witz oder einen lustigen Schwenk aus der Vergangenheit auf den Lippen, während sie beide in Erinnerungen schwelgen. Bislang kennt Ela allerdings nur die guten Seiten, doch nach und nach lernt sie auch die traurigen Zeiten kennen, die ihre Großeltern überstehen mussten.
So schwenkt man zwischen den Abläufen im Pflegeheim, den jeweiligen Mitbewohnern dort und dem, was Oma Lisa alles so erlebt und der Zeit der Erinnerung.

An sich finde ich die Idee wirklich schön, auch wenn es etwas sehr Persönliches ist, was man mit der Öffentlichkeit teilt. Einige Rückblicke sind auch sehr emotional, allerdings fiel es mir schwer, gefühlsmäßig eintauchen zu können, weil diese Reisen in die Vergangenheit oft sehr kurz waren und der Part im Seniorenheim einen viel größeren Teil der Geschichte einnahm, der allerdings oft mit vielen Wiederholungen gespickt war. Auch die Art, wie Ela versucht, an die weniger schönen Erinnerungen zu kommen, fand ich bei all der Liebe zu ihren Großeltern manchmal etwas unpassend und aufdringlich. Ebenso wie die häufig einfließende Eigenwerbung für die eigenen Bücher. Das hat mir leider nicht so sehr gefallen.

Man spürt die Liebe der Enkeltochter zu ihren Großeltern, das wird auch immer wieder betont, allerdings fehlte mir hier dieser Spannungsbogen, den man angesichts der anfänglichen Weigerung der Oma über die Vergangenheit zu sprechen erwartet hat. Das, was dabei herauskam war zwar süß und nett zu lesen, aber auch leider nicht mehr.

Es ist schön, dass die Autorin Einblicke von sich, ihrer Familie und dem Leben ihrer Großeltern mit den Lesern teilt, aber der Funke ist für mich dabei nicht wirklich übergesprungen.

Bewertung vom 14.10.2024
Jede Nacht hat ihre Sterne
Shocklee, Michelle

Jede Nacht hat ihre Sterne


ausgezeichnet

Was für ein unglaubliches, tiefgründiges Buch, das noch lange nachwirken wird. Die Autorin hat hier ein brisantes Thema so großartig mit einer wundervollen Zeitreise verwoben. Ihr Beweggrund: ICH SEHE DICH. Jede der Hauptfiguren hat hier auf ihre ganz eigene Art Menschen wahrgenommen, die sich am Rande der Gesellschaft befanden oder sogar von ihr ignoriert wurden und alle wurden auf ihre ganz spezielle Art aktiv. Dabei ist der christliche Gedanke so schön verknüpft worden, leicht, sehr berührend und dennoch ausdrucksstark.

Die Zeitreise hat sich toll entwickelt und es war leicht dem Wechsel zu folgen. Nicht nur durch zwei verschiedene Schriftarten, sondern auch durch die zusammenfließende Geschichte, die die Spannung hebt und sich toll zusammenfügt.

Mit Audrey Whitfield wird man Anfang der 60er Jahre ins berühmte Maxwell House Hotel entführt, in dem ihre Familie arbeitet und lebt. Die langjährigen Bewohner dort haben ihre ganz eigene Geschichte, während eine Bewohnerin eine ganz spezielle bewegte Vergangenheit hat, in die man zurückblicken darf. Behilflich ist hierbei ein Erinnerungsalbum aus der Zeit einer Weltausstellung Ende des 19.Jahrhunderts. Priscilla Nichols lernt hier den Pferdekutscher Luca Moretti kennen und erkundet gemeinsam mit ihm und seiner Schwester die Expo. Allerdings sorgen tragische Ereignisse für einen Verlauf, der sich bis in die 60er Jahre zieht.

All die Einblicke von damals und der Neuzeit nehmen einen so gefangen, historische Ereignisse werden mit fiktiven Charakteren so spannend und mitreißend verbunden, dass man nur so durch die Seiten fliegt. So lebendig, dass man das Gefühl hat, alles persönlich mitzuerleben. Es hat bei mir sehr viele Emotionen geweckt, ich hab das Buch nicht nur gelesen, sondern auch gefühlt.

Der Glaube lebt in so vielen winzigen aber wertvollen Details, hat mich zutiefst beeindruckt und trotz aller Dramatik um das Problem der Ausländerfeindlichkeit und des Menschenhandels wird es so erzählt, dass man sich nicht überrollt oder erdrückt fühlt.

Beide Handlungsstränge mochte ich sehr gern, alles fügt sich auf gelungene Weise zusammen und zeigt, dass Verständnis, Selbstlosigkeit und Mitgefühl wunderbares bewirken können. Angebliche Unterschiede gibt es in den Köpfen, aber sollten niemals das Herz beeinflussen. Das Thema des Buches ist eine Besonderheit, die mir einige Tränen in die Augen getrieben hat, weil es heute auch noch brandaktuell ist und das Buch perfekt zusammenfasst.

Für mich eine Glanzleistung – eine Geschichte, die man gelesen haben muss und zum Nach- und Umdenken veranlasst!

Bewertung vom 08.10.2024
Wintertee im kleinen Büchercafé am Meer
Rogasch, Julia

Wintertee im kleinen Büchercafé am Meer


gut

Mit Julia Rogaschs Büchern auf die besondere Insel Sylt zu reisen, ist immer wieder wie ein Erholungsurlaub für die Seele. Man merkt, wie sehr sie die Insel liebt und die Besonderheiten in ihren Büchern hervorhebt.

Inhalt: Annilen schwebt für ihr gut laufendes Cafe eine Erweiterung in Form eines Büchercafes vor. Obwohl ihre beste Freundin Tilda nicht allzu gute Erinnerungen an die Insel hat, willigt sie für die Wintermonate ein, Anni beiseitezustehen und es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Schnell nimmt das Projekt Formen an, die Resonanz ist erstaunlich und nach und nach entwickelt sich ein Gemeinschaftsprojekt, was nicht nur den beiden Freundinnen, sondern auch Gästen und Inselbewohnern immer mehr ans Herz wächst. Auch Oskar der Dauergast scheint nicht nur vom Cafe angetan zu sein.

Bei wundervollen Inseleindrücken entfaltet sich eine zarte Romanze, die genau das widerspiegeln, was die Autorin im Buch beschreibt. Es ist nicht nur die Insel selbst, voller Vielfalt, kein bestimmter Ort, sondern das Zusammenspiel zwischen Inselfeeling, dem Wetter, Licht und Augenblicken, den Menschen und dem Hyggeeindruck, die Sylt so besonders machen.

Interessant ist die Einbindung einer Autorin, die unter Pseudonym schreibt und mit der Tilda regen Austausch hat, diese jedoch nicht in die Öffentlichkeit treten möchte. Dennoch schafft es Julia Rogasch, eine Geschichte in der Geschichte entstehen zu lassen, die auch auf das Büchercafe großen Einfluss hat.

Obwohl ich viele Momente sehr genossen habe und diese Geschichte auch mit einem gebrochenen Herzen und der langsamen, stetigen Heilung durch Luftveränderung, einem neuen Projekt und dem Dazutun einer besonderen Freundin verläuft, hat mir hier etwas Tiefgang gefehlt. Die Romanze verlief für mich trotz einiger späterer Missverständnisse etwas zu schnell, gerade auch was das intime Verhältnis betrifft, obwohl hier keine Details erwähnt werden. Am Ende wird auch eine gleichgeschlechtliche Beziehung erwähnt, die für mich etwas reingequetscht wirkte.

Trotz dem die Freundschaft zwischen den Freundinnen sehr eng ist, war mir Tilda streckenweise zu egoistisch, misstrauisch und theatralisch, während Anni alles mit viel Geduld und Verständnis hingenommen hat, selbst als es zum großen Knall kommt. Das wirkte fast schon unwirklich und wie Autopilot. Es tauchen viele Wiederholungen auf, die beteuern, wie toll alles läuft, wie perfekt die Idee war und die Zusammenarbeit klappt. Es gibt irgendwie keine großen Holpersteine, allerdings sehr viele Zufälle und auch keine große Überraschung des großen Geheimnisses, weil es schon sehr früh feststeht.

Obwohl ich mich auf Sylt wieder sehr wohl gefühlt habe, Julia auch ein Talent dafür hat, die Insel in den schönsten Farben und Momentaufnahmen festzuhalten und so zu beschreiben, dass man Bilder im Kopf hat, die vielen Ideen rund um das Büchercafe auch richtig toll waren und ich mir sowas wirklich wünschen würde, so bin ich mit dem Rest leider dieses Mal nicht ganz warm geworden und der Funke mochte nicht ganz überspringen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2024
Henriette - Ärztin gegen alle Widerstände
Trinkaus, Sabine

Henriette - Ärztin gegen alle Widerstände


sehr gut

Ich finde es immer wieder spannend, historische Persönlichkeiten in Büchern kennenzulernen, die einem bislang völlig unbekannt und fremd waren. Zwischen Realität und Fiktion schafft es die Autorin, die Geschichte von Henriette Hirschfeld-Tiburtius, der ersten niedergelassenen Zahnärztin Deutschlands in einem interessanten Roman festzuhalten.

Beginnend mit der 77-jährigen Henriette, die ihren Alterswohnsitz in Marienfelde hat und deren schwere Krankheit stetig fortschreitet, erlebt man in Rückblicken zwischen 1838-1911 ihre Kindheit, ihren Werdegang als zwangsverheiratete Frau und später ihren unerschütterlichen Wunsch, aufgrund ständiger eigener Zahnprobleme in der Kindheit Zahnärztin zu werden, was unter den damaligen Umständen und Reglements in Deutschland schier unmöglich war.
Zu lesen, wie sie Chancen nutzt, ihre beste Freundin Friederike ihr beisteht und sie nach besten Kräften und gesellschaftlichen Einflüssen unterstützt war überraschend und unterhaltsam. Auch wenn der Roman keine großartigen Spannungen erzeugt, so fand ich die Erzählung über diese tapfere, mutige und selbstlose Frau bewegend. Zumal der stürmische Gegenwind, was das Studieren und die Zulassung als Ärztin betraf, nicht nur vonseiten der Politik, insbesondere männlicher Personen und Professoren her entgegenschlug, sondern auch durch Falschaussagen über die weibliche Psyche, angebliche Auswirkungen auf Geist und Körper verstärkt wurde, so dass auch viele Damen der Gesellschaft ihr das Leben schwermachten.

Was Henriette alles durchmachen musste, worum sie hart kämpfen und wie sie Rückschläge kassieren musste, sich aber von ihrem Wunsch nicht abbringen ließ, wird bis auf einige freie Änderungen der Autorin auf historisch gut recherchierte, sanfte, ruhige Art erzählt, was aber dem Gesamteindruck nicht geschadet hat. Denn auch ruhige Geschichten können zum Nachdenken veranlassen.

Dabei erwischt man sich dabei, wie man die heutige Zeit mit der damaligen vergleicht und oft mit dem Kopf schüttelt, weil es so viele Vorurteile gab, so viel Verbohrtheit. Und dennoch gab es etliche Frauen, die sich nicht unterkriegen ließen, für die Rechte der Frauen gekämpft haben und damit eine Möglichkeit schufen, fair behandelt und gleichzeitig geschützt zu werden.

Der Einsatz von Henni, ihr großes Herz und ihr wendungsreicher Lebensweg sind ein Vorbild für alle Frauen, die ihren Glauben und ihre Träume nicht aufgeben und unter größtem Einsatz für andere kämpfen, damit die Welt ein kleines bisschen besser werden kann.

Wer Romane über historische Personen gerne liest, dem kann ich diesen Roman gern empfehlen, auch wenn ich mir ein paar kleinere Details zu ihrer Tätigkeit selbst gewünscht hätte, so hat mir die Entwicklung doch sehr gefallen und wieder hab ich eine weitere wichtige Persönlichkeit kennenlernen dürfen, die viel bewegt hat.

Bewertung vom 01.10.2024
Flaschenpost vom Leben / Glückshafen Bd.1
Koelle, Patricia

Flaschenpost vom Leben / Glückshafen Bd.1


weniger gut

In diesem Auftaktband geht es um die junge Schriftstellerin Pixie, die bislang lustige Fantasy Geschichten schreibt, gerade allerdings in einer totalen Schreibflaute steckt. Deshalb kommt ihr der Auftrag genau richtig, Hintergründe zu einem Flaschenschiff zu recherchieren, die mit dem bekannten Kapitän Fiete Flömer zusammenhängen und mehr über seine Lebensgeschichte zu erfahren. So wechselt sie aus dem schönen Harz und der berühmten Roseburg nach Ostfriesland und lernt dort die Geschwister eines alten Gulfhofs, Filapperhoff oder auch Schmetterlingshof genannt, kennen.

Gemeinsam begeben sie sich auf die geheimnisvolle Suche, die so einige Überraschungen ans Licht bringen, aber auch Veränderungen für den Hof bedeuten.

Flaschenschiffe fand ich schon immer faszinierend, ebenso wie Geschichten am Meer. Deswegen war ich ganz gespannt auf diese vielversprechende Glückshafen-Reihe. Es ist mein erstes Buch der Autorin. Allerdings muss ich sagen, dass mir die ganze Geschichte viel zu sprunghaft und unruhig war. Es gibt so viele Nebenstränge, die von der eigentlichen Geschichte ablenken und stellenweise auch sehr langatmig sind. Die anfängliche Dringlichkeit des Auftrages verläuft irgendwie im Sande und wird durch zu viele detailreiche Schilderungen aufgehalten, die zeitweise interessant, aber dennoch für die gesamte Geschichte vollkommen überladen sind.

Es gibt reihenweise Personen mit außergewöhnlichen Namen, an die man sich gewöhnen muss und zu denen dennoch der eigentliche Zugang fehlt. Manches ist dadurch nicht plausibel und mir persönlich waren die ganzen mystischen Einlagen und abergläubischen Vorstellungen und Verbindungen zum Geschehen etwas zu viel und leider auch oft albern.

Es gibt viele Begriffe, die zusätzlich erläutert werden, dadurch dehnt sich die Handlung und man erwischt sich dabei, wie man anfängt den Text zu überfliegen, weil man die ganze Zeit auf einen gewissen Spannungsbogen und Ergebnisse wartet. Erst auf den letzten Seiten passiert dann mal etwas mehr, hat mich letztlich aber nicht überzeugen können und die Charaktere für mich auch nicht so ganz greifbar machen können.

Einige Satz/Textfehler und Namensverwechslungen haben den Lesefluss zusätzlich gebremst.

Es gab ein paar schöne Sätze, die ich mir markiert habe, doch die konnten zum Gesamteindruck leider nicht mehr viel punkten. Besonders das Ende hat mich dann mit einem Augenrollen und Stirnrunzeln zurückgelassen. Sehr schade, ich habe mir wesentlich mehr versprochen, doch ich war ziemlich enttäuscht und werde diese Reihe nicht weiterverfolgen.

Bewertung vom 30.09.2024
Finding North - Mein Pfad zu Dir
Babel, Thuraia

Finding North - Mein Pfad zu Dir


gut

In diesem Buch geht es um eine junge Frau, die durch einen schrecklichen Verlust sämtliche Kontakte zur Familie abgebrochen hat und ein Jurastudium fernab der Heimat beginnt. In all ihrem Schmerz, ihrem Kummer muss sie lernen, was innerer Frieden, ein heilendes Herz und Vertrauen zu Gott bedeutet und wie es sich anfühlt, in verschiedenen Bereichen nach Hause zu kommen.
Dabei begegnet sie den unterschiedlichsten Personen und muss feststellen, wer ihr guttut und wer nur oberflächlich und egoistisch ist.

Durch ihren zusätzlichen Job bei ihrem Professor hat sie auch Zugang zu seiner restlichen Familie, gläubig, hilfsbereit und Mitglieder der christlichen Royal Rangers. Obwohl ihr die Pfadfinder bekannt sind und sie sich auch früher bereits engagiert hat, löst es diesmal ein totales Gefühlschaos aus, denn alte Erinnerungen mischen sich mit den schönen Eindrücken, dem Engagement der Familie Haas, die auf unterschiedliche Weise versuchen, Ella aufzufangen und ihren Kompass wieder auf Gott zu lenken.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mit dem Buch nicht warm geworden bin. Nicht nur, dass sich die Handlung häufig wiederholt, zwischen Uni, Familie Haas und einem besonderen Café abgespielt und später auch noch auf die Pfadfinder erweitert hat, hat mich einiges doch etwas gestört. Ella ist für mich trotz ihres Alters eine unreife, egoistische junge Frau, die in so vielen Situationen so aggressiv, abweisend und kindisch reagiert hat, dass es meine Geduld echt auf die Probe gestellt hat. Manche Handlungen waren für mich unlogisch, stellenweise fehlten für mich Erklärungen, die mir das Verhalten verständlicher gemacht hätten. So sehr ich Zacs unerschütterlichen Glauben auch bewundert habe und aus ihm aufgrund des selbst erlebten der geborene Helfer spricht, fand ich es zeitweise zu übergriffig und übertrieben, das hätte auch dezenter sein können, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Ein paar Begebenheiten fand ich sehr berührend, auch wenn Zacs kleine Schwester Lotte in Ella in ihrer aufrichtigen Art einiges ausgelöst hat und schon knuffig war, so erschien mir vieles aber leider nicht ihrem Alter entsprechend. Ebenso gab es viele Textfehler, falsche Wörter oder Sätze, die keinen Sinn ergaben, was den Lesefluss auch etwas gebremst hat.

Ich wollte das Buch wirklich mögen, es gab auch aussagekräftige Sätze und trotz der durchgehenden emotionalen, zeitweise nervtötenden Achterbahnfahrten Ellas gab es auch ein paar lustige, berührende Szenen, aber insgesamt war mir das zu wenig, der Spannungsbogen fehlte und ich konnte es einfach nicht fühlen oder mich emotional abholen lassen. Für mich war Ella eine Dramaqueen und so sehr auf sich fixiert, dass sie bis zum Schluss vieles gar nicht gesehen und wahrgenommen hat, ich ihr auch das plötzliche Umdenken nicht abkaufen konnte und im Vergleich zum Auslöser komplett unverständlich blieb.

Was anfangs zu wenig war, wurde im Verlauf der Geschichte zu viel. Es werden biblische Geschichten, religiöse Lieder oder Links erwähnt, etliche Gebete gesprochen, Motivationstexte geschrieben, doch dieser überspringende Funke hat gefehlt.

Das ist aber nur meine persönliche Empfindung, Geschmäcker sind eben verschieden und manchmal auch geprägt von ähnlichen Erfahrungen oder Personen.

Bewertung vom 26.09.2024
Die schottische Bäckerei zum Glück / Isle of Mull Bd.2
Bishop, Emma

Die schottische Bäckerei zum Glück / Isle of Mull Bd.2


gut

In Teil 2 geht es wieder nach Tobermory auf die Isle of Mull in Schottland, einem idyllischen Hafenstädtchen, das auch Touristen aufgrund von Sehenswürdigkeiten, Ausflugmöglichkeiten verbunden mit der vielfältigen Natur wie einen Magneten anzieht.

Hier ist auch das Zuhause der drei Freundinnen Ally, Hailey und Lin, die man bereits im 1.Teil kennen und lieben gelernt hat. Im Fokus steht dieses Mal Hailey und ihre süße kleine Bäckerei. Als eines Tages ein Obdachloser ohne Erinnerungsvermögen in einem Unwetter bei ihr strandet, kann sie gar nicht anders, als sich um ihn zu kümmern, weil sie das mit Mensch und Tier schon immer tut. Er nennt sich Arran Hamilton, obwohl er sich nicht sicher ist, ob das sein richtiger Name ist. Er findet Platz in ihrem Gartenhäuschen und bringt sich überall ein, wo Hilfe benötigt wird, was die Einwohner sehr zu schätzen wissen. Er ist aufmerksam, rücksichtsvoll und auch wenn er die überzeugte Singlefrau Hailey gefühlsmäßig ziemlich durcheinanderbringt, ist er in dieser Hinsicht sehr zurückhaltend und geduldig. Genau diese langsame Entwicklung hat mir gut gefallen, denn obwohl häufiger betont wird, dass er mit seinen stahlblauen Augen und wohl definierten Körper gutaussehend ist, so punktet dennoch mehr sein Charakter, den er in verschiedenen Situationen zum Ausdruck bringt.

Obwohl absehbar ist, was sich dort anbahnen wird, so fand ich den Verlauf bis dahin schön beschrieben. Nach und nach erfährt man nämlich mehr über Haileys Gründe der Zurückhaltung gegenüber anderen, ihre Verlustängste und dabei sind ihre beiden Freundinnen eine großartige Unterstützung, was hier in vielen Situationen sehr berührend beschrieben ist.

Es wird Wert auf das gegenseitige Kennenlernen gelegt, alles andere wird nur angedeutet, Details bleiben aus, was auch überhaupt nicht nötig ist, um eine süße Geschichte über Verluste, Vertrauen, wertvolle Freundschaften und Zusammenhalt zu kreieren, die natürlich auch für eine Menge Gefühlschaos, Missverständnisse aber gleichzeitig auch ganz viel Schmetterlinge im Bauch sorgt.
An manchen Stellen waren mir die wiederholten Gedankengänge von Hailey etwas zu viel, es war wie ein ruckelnder Motor, der nicht so ganz weiß, ob er anspringen soll oder nicht.

Teil 1 hat mir deshalb etwas besser gefallen, dennoch mochte ich gerade Arran von Anfang an, weil er seine Amnesie nie als Entschuldigung verwendet hat und voller Aufmerksamkeit, Empathie und Dankbarkeit war, sowohl für die Eindrücke der Natur als auch für das, was er von anderen erhielt.

Diese Reise nach Schottland hat sich wieder gelohnt, nicht nur aufgrund der Menschen, die dort leben, sondern weil wir auch vieles aus der Umgebung und der Sehenswürdigkeiten kennenlernen dürfen, was sich zu einer wundervollen Geschichte zusammenfügt.

Gespannt bin ich deshalb auch schon auf Lin´s ganz persönliche Geschichte!

Bewertung vom 25.09.2024
Strom der Zeit / Loreley Bd.2
Popp, Susanne

Strom der Zeit / Loreley Bd.2


gut

Nach dem schicksalhaften Verschwinden ihrer Mutter Julie sind ihre Töchter Hildchen und Lissi nun selbst erwachsen. Lissis Gefühle für den Gastwirtsohn Manuel werden auf eine harte Probe gestellt, nicht nur, dass er weit ab von zuhause eine Ausbildung beginnt, sondern auch seine Mutter scheint etwas gegen diese Verbindung haben. Auch ein angeblicher Freund spielt ihm übel mit, hebt er doch selbst Besitzansprüche an Lissi, was irgendwann eskalieren wird.

Lissi begibt sich derweil auf die Suche nach dem Unglück ihrer Mutter, was sich bei der Loreley ereignete, wo kurze Zeit später wieder ein Unglück passiert, und Lissi beschuldigt wird, dafür verantwortlich zu sein. Die Ereignisse überschlagen sich und Lissi muss aus dem schönen Rheingebiet nach Berlin flüchten.

Es war schön, alte Bekannte wieder zu treffen, wie sie den Witwer Johann und seine Töchter unterstützen, gerade Elisabeth, Lissis Patentante, die eine enge Freundschaft zu Julie verband. Durch Aufzeichnungen einer gewissen Merle, die knapp 50 Jahre zuvor in einem Kloster Zuflucht nahm, kommt Elisabeth einem Geheimnis auf die Spur, das Auswirkungen auch auf ihr Patenkind hat.

In zwei Zeitebenen werden hier zwei Geschichten miteinander verwoben, geheimnisvoll, düster, traurig und gleichzeitig auch mit sehr viel Emotion und Melancholie. Dabei werden auch landschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen mit eingeflochten, denn die Loreley ist ja sagenumwoben und das wird auch in dieser Geschichte mit aufgenommen.

Manchmal hätte ich mir noch etwas mehr Tiefe der Charaktere gewünscht, etwas mehr Zugang, so manche Reaktion war etwas merkwürdig, durch die vielen Namen musste man aufpassen, nicht durcheinander zu kommen und es hat auch eine Weile gedauert, bis ich in die Geschichte gekommen bin und die Personen wieder zuordnen konnte.

Auch das Ende war für mich noch etwas offen, nicht alle Fragen wurden für mich zufriedenstellend beantwortet, da bleibt noch einiges für eigene gedankliche Kreation.

Ansonsten ein lesenswerter 2.Teil, der historisch interessant verpackt ist und die Loreley Sage unvergessen macht.

Bewertung vom 23.09.2024
You Are My TRUTH
Brandt, Felicitas

You Are My TRUTH


ausgezeichnet

Kennst Du das Gefühl, wenn Du ein Buch beginnst, ab der ersten Seite in der Geschichte versunken bist und Seite für Seite ein Sog entsteht, dem Du nicht widerstehen kannst. Genau das ist bei diesem Buch passiert. Mit all den Personen, die man zum größten Teil ja schon aus dem vorherigen Teil kennengelernt hat, die einem ans Herz gewachsen sind und die man sich auch im echten Leben wünschen würde, hat die Erzählung eine Dynamik entwickelt, die so kraft- und gefühlvoll ist, voller Leben, voller Glauben und doch so authentisch - aus dem Alltag gegriffen.

Mit Gideon kommt nun Emmas Zwillingsbruder nach Bibertal, bei einem Feuerwehreinsatz schwer verletzt und dem Tod nur knapp entkommen. Hier begegnet er auch deren Jugendfreundin Lexie, die einst beste Freunde waren, bis sie plötzlich verschwunden war.

Ihre große Liebe zu Tieren in Not spürt man sowohl in ihrem Wildtierpark, dem Einsatz im Tierheim und auch der Pflege der privat versorgten Tiere, deren Anzahl und Mischung auch kein Ende findet. War sie einst auf der Suche nach ihren Eltern, einer 2.Chance im Leben und der Suche nach Gott, hat sie in ihren neuen Freunden in Bibertal und einer glücklichen Fügung ein Zuhause gefunden, wofür sie besonders Gott gegenüber auf die verschiedenste Art und Weise Dankbarkeit zeigt.

Die Autorin hat hier eine Atmosphäre aufgebaut, die eine perfekte Mischung lauter kleiner unscheinbarer aber doch so wichtiger Momente schafft, hebt den besonderen Zusammenhalt hervor, auch wenn es die ein oder andere Auseinandersetzung gibt, wenn man nicht immer einer Meinung ist, doch insgesamt finden sie alle miteinander eine Lösung, tragen gemeinsam und auch einzeln ihre Probleme, Ängste und Sorgen im Gebet zu Gott und vertrauen auf seine Führung. Das ist aber mit so viel Wärme, Feingefühl und passend verpackt, dass ich genau diese Momente als ganz besonders gesehen habe. Unaufdringlich aber so wertvoll.

Auch die Aufarbeitung ihrer Gefühle damals und heute, unausgesprochene Worte, die aber durch liebevolle Gesten deutlich zum Ausdruck kommen haben mir unglaublich gut gefallen und mir an einigen Stellen Tränen in die Augen getrieben. Mit kleinen Zetteln, die sie damals miteinander ausgetauscht haben und die jeweiligen Kapitel einleiten, spürt man die Verbindung zwischen ihnen und was hab ich geschmunzelt, als sie dann ab einem bestimmten Kapitel im Jetzt weitergeführt werden.

Diese Geschichte ist so viel mehr, als das Aufeinandertreffen früherer Freunde, die feststellen, dass sie sich immer noch mögen. Zeit, Unterstützung von Freunden, Gespräche und der gemeinsame Glaube werden hier wundervoll verwoben, so dass trotz einiger ernster, trauriger und dramatischer Situationen dennoch Humor, herrliche Wortgefechte und ganz viel Vertrauen zueinander eine perfekte Mischung bieten, während man nur so durch die Seiten fliegt und auch so manches Geheimnis ans Licht bringt.

Für mich eine der schönsten Reihen, die ich je gelesen habe und das Ende verspricht schon sehr viel interessantes für den 3.Band, bei dem sich das Warten sicher lohnen wird.

Bewertung vom 11.09.2024
Hoffnungsvolle Aussichten / Das Erbe der Greiffenbergs Bd.3
Schönhoff, Isabell

Hoffnungsvolle Aussichten / Das Erbe der Greiffenbergs Bd.3


weniger gut

Das Finale der Greiffenbergs – oder soll man besser sagen, ein Skandal mit Folgen?

Nachdem Ludwig Greiffenberg 1,5 Jahre nach seinem Verschwinden plötzlich wieder aufgetaucht ist und seine merkwürdigen Begründungen eher mit einem Schulterzucken abtut, reißt er zusammen mit seinem unerträglichen Bruder die Geschäftsführung wieder an sich und fällt Entscheidungen, die die restliche Familie ausgrenzen. Seine Kinder Pauline und Ferdinand, die das Unternehmen während seiner Abwesenheit auf Spur gebracht haben, werden vor den Kopf gestoßen und überlegen, sich berufsmäßig zu verändern.

Hinzu kommt noch ein Skandal ans Licht, der damals auf übelste Weise unter den Teppich gekehrt wurde, nach der Devise - mit Reichtum kauft man sich das Schweigen.

So gesehen, eine abwechslungsreiche Idee, die Spannung verspricht, würde es nicht insgesamt wie eine Schmierenkomödie wirken, bei der mich die Charaktere zunehmend genervt haben und ich schließlich nur noch den Kopf geschüttelt habe. So viel Unreife, Arroganz und Ignoranz und das, obwohl sie nach außen als heile Familie wirken. Wäre da nicht Oma Elsa, die gute Seele der Familie und ihren Prinzipien und moralischer Verantwortung treu bleibend, wäre ich manches Mal geneigt gewesen, das Buch abzubrechen.

Da werden Joints gegen den grauen Schleier geraucht, als wenn das was ganz Normales ist, eine Affäre wird als vollkommen legitim gewertet, weil man schließlich auch betrogen wurde, die Beziehungen kippeln, weil sich alles nur noch um die Firma und den Skandal dreht.

Das war mir insgesamt gesehen etwas zu viel und die Auflösung samt Ende etwas enttäuschend. Sehr schade, hatte ich doch im vorherigen Band gehofft, dass der letzte Teil wieder punktet, auch aufgrund des Lokalkolorits, aber auch hier konnten mich weder Handlung noch die Charaktere abholen und überzeugen.