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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Kathi248
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2020
Ich an meiner Seite
Birnbacher, Birgit

Ich an meiner Seite


sehr gut

Mit "Ich an meiner Seite" hat Birgit Birnbacher einen Roman geschrieben, der als interessante Studie der Lebensumstände eines vorbestraften jungen Mannes fungiert und versucht anhand dieses Einzelschicksals die Frage zu ergründen, ob jeder eine zweite Chance verdient hat.
Zu Beginn der Geschichte wird der 22 jährige Arthur nach einer relativ kurzen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen und muss feststellen, dass er mit seiner Vorstrafe nicht einfach in ein normales Leben zurückfinden kann. Auf dem Wohnungs- oder Jobmarkt hat er nun denkbar schlechte Karten. Doch mit Unterstützung seines Therapeuten und einer ehemaligen Schauspielerin will er es schaffen und wieder Fuß fassen in der Gesellschaft.
Dank der aufgezeichneten Monologe, die Arthur im Rahmen seiner Therapie hält, erfährt man einiges über Arthurs Vergangenheit und wie es zu seiner Straftat kam. Allerdings wird vieles nur angedeutet und auch durch die nicht chronologische Erzählweise muss der Leser sehr aufmerksam sein, um aus den einzelnen Puzzlestücken ein stimmiges Gesamtbild zusammensetzen zu können.
Trotz der Ernsthaftigkeit der Thematik schafft es die Autorin vor allem Dank skurriler Nebencharaktere, viel Humor mit in die Geschichte einfließen zu lassen und bringt einen somit auch immer wieder zum schmunzeln.
Sprachlich sehr schön umgesetzt fand ich das Thema an sich sehr spannend vor allem auch die Kritik am Strafvollzug, die der Roman sehr gut transportieren konnte. Allerdings hätte mir teilweise eine etwas zusammenhängendere Geschichte gewünscht, da gerade Arthurs Vergangenheit oft nur aus einzelnen Fragmenten bestand und es somit häufig den Leser überlassen wurde, die Lücken zu füllen und die Zusammenhänge zu ergründen.
Wegen des tollen Schreibstils und der stets glaubwürdigen und liebenswerten Charaktere aber nichts desto trotz sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 07.04.2020
Eddie muss weg
Buddenkotte, Katinka

Eddie muss weg


ausgezeichnet

Britta und Stan - ein Paar, dass es geschafft hat. Nicht. Sie arbeitet meist als Sprecherin, da sie als Schauspielerin nur selten eine Rolle bekommt. Er ist momentan Nachhilfelehrer, nachdem er mehrmals das Medizinstudium abgebrochen hat. Und doch sind die beiden eigentlich zufrieden mit ihrem Leben, haben sie doch sich selbst. Sie kennen sich in- und auswendig und haben trotzdem beide Geheimnisse voreinander. Bei einem spontanen Wochenendtrip nach Brügge kommen diese nach und nach ans Licht.
So viel zur Ausgangssituation, mehr möchte ich auch wirklich nicht verraten. Denn der Roman hält eine Menge unvorhergesehene Wendungen für die beiden bereit, die ich auf keinen Fall vorwegnehmen möchte. Relativ lange tappt man hier im Dunkeln und merkt den einzelnen Kapiteln, welche abwechselnd aus Brittas und Stans Sicht geschrieben werden, zwar an dass hier einiges verheimlicht wird, aber was genau das ist erfährt man erst nach und nach. Der Weg dorthin ist gepflastert mit vielen unglaublich lustigen, aufregenden, dramatischen, aber auch berührenden und emotionalen Momenten. Beim Lesen schwankt man oft zwischen lautem Lachen und einem fiesen Kloß im Hals, so gekonnt wird hier mit Komödie und Tragödie Pingpong gespielt - ein Buch, dass man nicht unbedingt in öffentlichen Verkehrsmitteln lesen muss, wenn man nicht schräg angeschaut werden will...
Katinka Buddenkotte ist es hier gelungen, ein Buch über eine Beziehung, die Liebe und das Loslassen eben dieser zu schreiben, wobei es niemals kitschig wird. Aufwühlend und berührend, zum Schreien komisch und zum heulen traurig. Dabei immer so bissig und sarkastisch, dass es stets meilenweit entfernt vom seichten Liebesgeplänkel vieler Beziehungsromane bleibt.
Jetzt muss ich ganz dringend alles von Katinka Buddenkotte lesen. Ja, ALLES! Großartige Autorin!

Bewertung vom 06.04.2020
Alfie und der Clownfisch
Bell, Davina

Alfie und der Clownfisch


ausgezeichnet

Wer kennt es nicht, man hat ein ganz komisches Gefühl im Bauch und möchte sich am liebsten vor aller Welt verstecken: Schüchternheit - nicht nur für Kinder oft ein bekanntes Gefühl. Und auch der kleine Alfie bekommt es in diesem wunderschönen Bilderbuch zu spüren.
Die Geschichte wird anhand von unglaublich liebevollen Zeichnungen im immer wiederkehrenden Farbschema, welches immer zurückhaltend und nie zu grell wirkt, erzählt. Diese Farbgestaltung wirkt sehr beruhigend und lässt so der Geschichte Raum.
Besonders gut gefallen hat mir die Reaktion von Alfies Eltern auf dessen Schüchternheit. Sie lassen ihm Zeit und drängen nicht darauf, dass er diese überwinden muss. Denn auch dieses Gefühl darf man einfach mal zulassen und ihm nachspüren, ein schüchternes Kind ist ebenso wertvoll wie ein mutiges. Und manchmal kommt der Mut mit der Zeit von ganz allein und ganz ohne Druck.
Eine wirklich schöne Message von traumhaften Illustrationen untermalt.

Bewertung vom 05.04.2020
Männer sind auch nur Menschen
Staudinger, Nicole

Männer sind auch nur Menschen


gut

Mir fällt es nicht ganz leicht, dieses Buch zu bewerten, da ich ausgehend von Titel und Klappentext etwas anderes erwartet hatte. Man bekommt den Eindruck vermittelt, es handle sich um ein Buch, das Ratschläge und schlagfertige Antworten für den oft schwierigen Umgang mit typischen Macho-Männern bietet. Tatsächlich ist es aber vielmehr eine Sammlung von Anekdoten, anhand derer eher der Umgang von Frauen untereinander beleuchtet wird.
Die Autorin schreibt locker drauflos und schweift oft ab, was sehr amüsant zu lesen ist; man könnte meinen, man hört gerade einer Freundin zu. Allerdings ist das ganze dadurch auch sehr unstrukturiert und es ist nicht ganz leicht, auch viel von dem Gelesenen mitzunehmen. Die Ratschläge bleiben leider oft ziemlich schwammig, ich hätte mir ab und an ein kurzes Fazit gewünscht. Auch, dass viele Probleme hier sehr auf die Geschlechterrollen zurückgeführt werden, halte ich manchmal für zu eindimensional gedacht.
Alles in allem wirklich eine amüsante, kurzweilige Lektüre, bei der mir leider der Tiefgang fehlt.

Bewertung vom 03.04.2020
Verity
Hoover, Colleen

Verity


sehr gut

Um das neue Buch von Coleen Hoover zu bewerten ist es sinnvoll, es nicht mit den anderen Büchern der Autorin zu vergleichen. Diese gehen nämlich in eine komplett andere Richtung. Mit "Verity" hat sich die Autorin quasi nochmal ganz neu erfunden. Wenn man das im Hinterkopf behält und unvoreingenommen an die Geschichte herangeht, bekommt man einen psychologischen Thriller geboten, der nicht nur von vorne bis hinten enorm gut durchdacht ist, sondern auch mit einigen fiesen Schockmomenten aufwarten kann.
Im Mittelpunkt der Story steht Lowen, eine junge Nachwuchsautorin, der ein Angebot gemacht wird, welches sie nicht ablehnen kann. Sie soll eine berühmte Thriller-Reihe weiter schreiben, deren eigentliche Autorin Verity verunfallt und nun ans Bett gefesselt ist. Also zieht Lowen zu Recherchezwecken kurzfristig in das Heim der Autorin und ihrer Familie ein. Dort kommen sie und Veritys Ehemann Jeremy sich näher und obendrein findet sie ein Manuskript für Veritys Autobiographie, welches tiefe seelische Abgründe offenbart.
So viel zur Rahmenhandlung. Geschrieben ist das Buch in einem lockeren und bildlichen Stil, der sich sehr schnell lesen und einen tief in die Geschehnisse eintauchen lässt. Die Spannung, welche von Anfang an enorm ist, tut ihr übriges und so konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Überrascht hat mich, wie gruselig es stellenweise wurde, irgendwann habe ich nur noch paranoid darauf gewartet, was als nächstes schreckliches enthüllt wird oder was wohl bestimmt bald furchtbares passieren würde. Das Ende hat dem ganzen dann auch nochmal die Krone aufsetzen können, mir blieb wirklich kurz die Luft weg. Das war nochmal ein fieser, unerwarteter Schlag in die Magengrube.
Einen Punkt muss ich dennoch abziehen, da ich bis zum Ende leider keinen der Charaktere wirklich mochte oder auch nur verstanden habe. Selbst die schüchterne, eigentlich liebenswerte Lowen handelt im Verlauf der Geschichte immer weniger nachvollziehbar. Allerdings ist es eventuell sogar besser, sich in einer derart düsteren Geschichte nicht zu sehr mit den Handel den Personen identifizieren zu können, das würde einen sonst nur noch mehr mitnehmen. Darum ist dieser Kritikpunkt auch ein eher nebensächlicher und tut der Geschichte keinen großen Abbruch.
Wer einen rasanten und wirklich düsteren Pageturner sucht, wird hier fündig. Eventuell wird man nach der Lektüre ein wenig verstört sein, darauf sollte man sich gefasst machen :)

Bewertung vom 02.04.2020
Das Fallen
Werner, Michael-André

Das Fallen


ausgezeichnet

Mit seinem Roman "Das Fallen" ist Michael-André Werner ein wirklich aussergewöhnliches Buch gelungen. Auf herrliche Art anders wird hier nicht geradlinig eine Geschichte erzählt, sondern ein Sturz beschrieben, wie er spannender nicht sein könnte.
Schon ganz zu Beginn wird die etwas zerstreute, sympatische Protagonistin Antonia geradezu von einem Loch im Boden verschluckt und die ganze weitere Geschichte spielt sich während ihrem Fall ab. Doch sie fällt nicht einfach von oben nach unten; es ist eher ein Sturz durch Raum und Zeit, durch Realität und Fiktion, vielleicht sogar durch unterschiedliche Welten. Auf diesem Sturz ins Ungewisse begleiten wir sie, erfahren von Erlebnissen aus ihrer Vergangenheit und treffen sogar auf andere Menschen, die ebenfalls fallen.
Dabei ist nie klar, ob Antonia nun tatsächlich fällt, im Koma liegt, träumt, halluziniert oder gar in einem Paralleluniversum gelandet ist. Wahrscheinlich gäbe es noch eine Reihe weiterer Erklärungsmöglichkeiten doch diese darf jeder für sich selbst finden, der Autor gibt hier nichts vor. So muss man sich als Leser schon auf diese absurde Situation einlassen können, was einem allerdings Dank eines wirklich großartigen Schreibstils, der ungewöhnliche Bilder in einem hervorzurufen vermag und wahrlich skurriler Ideen leicht gemacht wird.
Teilweise stellt sich beim Lesen ein beklemmend es Gefühl ein, genau wie Antonia weiß man nicht, wo das alles hinführt. Dann wird es wieder herrlich amüsant und eigentlich hätte ich noch ewig so weiter fallen können. Für Liebhaber von ungewöhnlichen Literaturexperimenten gibt es somit eine ganz große Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 01.04.2020
Termitenkönigin. Roman; .
Brotz, Philipp

Termitenkönigin. Roman; .


gut

Dieses Buch hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen und eine Bewertung fällt mir nicht leicht. Einerseits eine interessantes Ausgangsszenario, das sprachlich sehr ansprechend und langsam, fast schon bedächtig geschildert wird. Der Autor hat sich viel Zeit gelassen, die beiden Protagonisten miteinander bekannt zu machen und zueinander finden zu lassen. Oft wurden Zitate und Verweise auf große Werke der Literaturgeschichte eingestreut und da sowohl Paul als auch Lena selbst schreiben bekommt man auch immer wieder eigenständige Texte der beiden zu lesen. Das hat mir alles sehr gut gefallen.
Auf der anderen Seite konnte mich die eigentlich traurige Geschichte der beiden im weiteren Verlauf nie wirklich berühren, da ich mich einfach nicht mit Paul anfreunden konnte. Seine Empfindungen in Bezug auf Lenas körperliche Unvollkommenheit waren mir einfach zu fremd. Bis zum Schluss schaffte er es nie, seine Oberflächlichkeit abzulegen und sich ganz auf Lena einzulassen wodurch er immer ein wenig unaufrichtig auf mich wirkte. Ich hätte mir für Lena einen Partner gewünscht, der sie mit all ihren Facetten liebt. So aber war ich irgendwie immer ein wenig genervt von Paul und mir hat da etwas eine Entwicklung seines Charakters gefehlt. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, warum er sich nicht lieber jemanden sucht der besser zu ihm passt.
Durch die unterschiedlichen Aspekte fand ich dieses Buch zwar sprachlich sehr gelungen und auch die eigentliche Geschichte hätte mir gefallen, allerdings konnte sie mich schlussendlich dann doch nicht so berühren, wie ich es mir gewünscht hätte.

Bewertung vom 01.04.2020
Silence & Chaos
Lang, Mara

Silence & Chaos


sehr gut

Mara Langs neues Buch "Silence & Chaos" erzählt eine Superhelden-Geschichte, wie ich sie bislang noch nicht gelesen habe. Im Zentrum der Erzählung stehen die Rookies - künstlich erschaffene Nachfahren echter Superhelden-Aliens, deren DNA mit menschlicher DNA vermengt wurde. Dabei entstanden Kinder, die nicht ganz den Erwartungen ihrer Schöpfer entsprachen. Sie sind zwar nicht normal, aber ihre Kräfte reichen lange nicht an die ihrer Vorfahren heran. Außerdem haben sie alle auch Schwächen wie Asthma, Autismus, Ängste oder Aggressionsprobleme. Doch genau das lässt sie so authentisch wirken, sind sie eben nicht übermächtig und perfekt, sondern haben alle ihre Stärken und Schwächen. Dadurch kann man sich wunderbar mit ihnen identifizieren. Dank eben dieser Eigenheiten ergänzen sie sich gegenseitig und machen im Laufe der Geschichte eine enorme Entwicklung durch. Mit der Zeit lernen sie mit diesen ihnen gegebenen Stärken und Schwächen umzugehen und wachsen am Ende über sich hinaus.
Die Handlung, von der ich hier nichts verraten möchte, ist durchweg spannend und sehr actionreich. Auch eine Liebesgeschichte zwischen den beiden titelgebenden Charakteren Silence (Jill) und Chaos (Corvin) wird erzählt, allerdings nicht so raumgreifend, dass sie die Rahmenhandlung zur Nebensache macht. Das hat mir sehr gefallen, sowohl die eigentliche Geschichte, als auch dieser romantische Teil werden gleichwertig geschildert. Somit haben hier sowohl Fans von Superhelden als auch begeisterte Leser von Lovestorys sicher ihre Freude.
Die Handlung ist von vorne bis hinten sehr gut durchdacht und es kommt immer wieder zu unvorhergesehenen Wendungen. Das Setting hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, die von Mara lang erschaffene Welt ist mit liebevoll erdachten Details gefüllt, so dass man sie bildlich vor sich sehen kann. Einzig das Finale fand ich etwas zu rasant, da hätte sich die Autorin für meinen Geschmack etwas mehr Zeit lassen können.
Insgesamt ein tolles Buch mit schönen Botschaften, wie dass wahre Stärke erst durch die Gemeinschaft entsteht oder dass man nicht fehlerlos sein muss um ein Held zu werden.

Bewertung vom 31.03.2020
Das eiserne Herz des Charlie Berg
Stuertz, Sebastian

Das eiserne Herz des Charlie Berg


ausgezeichnet

Mit "Das eiserne Herz des Charlie Berg" ist Sebastian Stuerz in meinen Augen direkt bei seinem Romandebüt ein echtes Meisterwerk gelungen. Ein fast 720 Seiten umfassender Wälzer, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Ich bin wirklich froh, dass dieses Buch nicht gekürzt wurde, hätte ich Charlie Berg doch am liebsten noch weiter auf seinem Lebensweg begleiten wollen.
Auf verschiedenen Zeitebenen werden hier oftmals sehr ausschweifend Ereignisse aus dessen Leben erzählt, wobei sich am Ende alle Fäden wieder im Grunderzählstrang treffen und somit Kleinigkeiten, welche einem erst überflüssig erscheinen, die Geschichte am Ende erst richtig rund machen. Es kommt immer wieder zu unvorhergesehenen, teils grotesken Wendungen und das Buch hat es mehr als einmal geschafft, mich zu überraschen.
Die Handlung - von der ich hier nichts vorwegnehmen möchte - entführt uns größten Teils in die frühen 90er Jahre und ist mitunter sehr überzogen beschrieben. Ebenso werden die einzelnen Charaktere (und von denen gibt es eine Menge) oft überspitzt dargestellt. Aber gerade das macht in meinen Augen den Reiz des Buches aus.
Die Sprache des Autors ist sehr unverblümt und stellenweise auch recht derbe, was sicher nicht jedermanns Sache ist. Wer sich darauf nicht einlassen kann oder möchte, wird mit diesem Buch eher nicht warm werden, auf alle anderen wartet hier eine wundervoll skurrile Mischung aus Coming-of-Age-Story, Krimi, Liebesgeschichte und Familiendrama mit exzentrischen und liebenswerten Figuren.
Ganz große Leseempfehlung für alle, die Lust auf einen außergewöhnlichen Schmöker haben.

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