Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
lesehexe

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2023
Tödliche Ufer (eBook, ePUB)
Litz, Doris

Tödliche Ufer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Perfides Spiel mit Emotionen

Die Geschichte:
Jan und Sina Lehman genießen ihren Urlaub auf Rügen. In der Nähe des Königsstuhls wollen sie Steinkreise besuchen. Doch den letzten bekommen sie nicht zu Gesicht. Vorher geschieht ein Unglück.
Für die Kommissare der Mordkommission Stralsund tut sich ein Rätsel auf. Am Kreidefelsen hängt ein toter Mann, der sich schnell als Jan Lehmann entpuppt. Er scheint vom Rand des Felsens abgestürzt, aber mit seinem Rucksack an einem Ast hängen geblieben zu sein. Wäre er in die Ostsee gestürzt, wäre er vielleicht für immer verschwunden. Von seiner Frau Sina fehlt jedoch jede Spur. Mit der Zeit zeigt sich, dass die Lehmanns nicht die einzigen Opfer sind.
Das Ermittlerteam bekommt ungebetene Hilfe durch Alexander Bierbrauer, Kommissar und Sinas ehemaliger Lebensgefährte aus Koblenz. Eine Unterstützung, die sich am Ende als hilfreich erweist.
Meine Meinung:
Ich habe das Buch in kürzester Zeit durchgelesen, konnte es kaum aus der Hand legen. Schon gleich am Anfang hatte ich das Gefühl, das junge Ehepaar warnen zu müssen. Denn das Unvermeidliche ist deutlich zu erkennen. Auch Sina hat ein ungutes Gefühl. Ihr Mann jedoch, der sie wegen ihrer ständigen Vorsicht belächelt, gibt sich leutselig und tappt naiv in die Falle. Und die beiden sollen nicht die einzigen sein, denen es wie den Lehmanns ergeht.
Sehr gut gefallen hat mir das perfide Spiel des Mörders, das sich mit der Zeit entwickelt. Den Täter habe ich schon relativ früh herausgefiltert, wobei ich zwischen zwei Personen geschwankt habe. Somit war die Entlarvung des Mörders für mich keine richtige Überraschung. Dennoch war es spannend zu sehen, welchen Weg die Ermittler gegangen sind und welche Gefahren auf diesem Weg gelauert haben.
Die Charaktere der Protagonisten hat Doris Litz fein ausgearbeitet. Sei es die Kommissarin Katie Hansen, die sich auf einen zwielichtigen Typen eingelassen hat, der sie immer wieder betrügt oder Alex Bierbrauer, der sich nie von seiner großen Liebe Sina gelöst hat. Die Polizeiarbeit, die oft genug in regelrechte Sisyphusarbeit ausufert, wird gekonnt dargestellt. Dabei wird ein Team vorgestellt, bei dem jedes Mitglied seine Ecken und Kanten hat, das aber am Ende doch effektiv zusammenarbeitet.
Fazit:
Ich habe das Buch nicht nur gelesen, ich bin regelrecht in die Geschichte eingetaucht, hab mitgerätselt und mitgefiebert, wollte am liebsten Tipps geben oder die Protagonisten warnen, wenn ich Gefahren gesehen habe.
Meine Leseempfehlung:
Klare fünf Sterne. Doris Litz ist ein richtig guter und spannender Thriller gelungen. Von ihr würde ich gern mehr lesen. „Tödliche Ufer“ ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Romans „Spur der Rache“.

Bewertung vom 12.05.2023
Schuldig (eBook, ePUB)
Trommer, Michael

Schuldig (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Geschichte:
Franz Wolf ist ein bekannter Schauspieler, den man sowohl aus dem Fernsehen als auch vom Theater kennt. Er ist aber auch ein Weiberheld und hat hart und rücksichtslos für seine Karriere gearbeitet. Und Franz Wolf ist tot. Kurz vor einer Premiere im Theater wird er mit einem Kopfschuss in seiner Garderobe gefunden. Die beiden Kommissare Gerd Mehrwald und Eleonore Kalb stehen vor einem schier unlösbaren Rätsel.
Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte von Franz Wolf mit Rückblenden, die in die Zeit der DDR führen. Der Schauspieler ist in der Deutschen Demokratischen Republik geboren und hat dort seine Karriere begonnen. Er träumt davon in Westdeutschland bekannt zu werden. Dafür würde er fast alles tun. In der DDR hat er in dem jungen Mediziner Jürgen einen guten Freund. Die beiden würden sich am liebsten in den Westen absetzen.
Trommer hat die Situation der DDR-Bürger sehr gut herausgearbeitet. Die ständige Angst, etwas Falsches zu sagen, bespitzelt und denunziert zu werden, der Mangel an Medikamenten und medizinischen Geräten, mit dem Jürgen zu kämpfen hat, die Misswirtschaft und Verschleierungen durch die Republikführung – er verarbeitet alles und verwebt es geschickt mit dem Leben der Protagonisten. Dabei entwickelt er einen Spannungsbogen, den er über die komplette Geschichte hält und steigert.
Die beiden Kommissare Mehrwald und Kalb, auch Kälbchen genannt, tappen lange Zeit im Dunkeln. Es gibt einfach keine Ansatzpunkte, die die beiden weiterbringen würden. Bis Kommissar Zufall in das Geschehen eingreift und sie auf die richtige Spur und die eigentlich ganz einfache Lösung bringt.
Der Schreibstil Trommers ist flüssig, die Geschichte gut zu lesen. Sehr angenehm sind die kurzen Kapitel, die die Story lebhaft gestalten.
Fazit:
Vor allem für jüngere Leser, die die DDR nicht mehr miterlebt haben – sei es nun direkt im Osten oder von außen als „Wessi“ – ist der Einblick in das Leben der DDR-Bürger sehr interessant. Trommer spielt mit den Emotionen der Leser. Ich hatte viel Mitleid mit Jürgen und empfand schon fast Abscheu gegenüber Franz Wolf, der das Klischee des großkotzigen Promis erfüllt. Ich würde den Roman auf eine Stufe zwischen brutal blutig und harmlos einordnen. Blutig ist er nur in Hinsicht auf die Beschreibung der Leiche mit Kopfschuss. Ansonsten geht es um Ermittlungsarbeit. Das Ganze aber ohne die Spannung zu verlieren, auch wenn dem Leser sehr früh klar wird, wer der Mörder ist. Hier geht es eher darum, wie man ihm auf die Schliche kommt. Eine kleine Überraschung am Ende fehlt nicht.
Meine Leseempfehlung:
Von mir gibt es fünf Sterne. Empfehlen würde ich den Roman allen, die gern spannende Krimis mit Leiche aber ohne grausame Darstellungen oder durchgeknallten Psychopathen lesen. „Schuldig“ ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits erschienenen Titels „Totenspiel“.

Bewertung vom 26.03.2023
Schuldig bist du (eBook, ePUB)
Cortez, Donn

Schuldig bist du (eBook, ePUB)


gut

Nichts für schwache Nerven
Die Story:
Jacks Familie wurde an Weihnachten brutal ermordet und zur Schau gestellt. Eine Tat, die den Künstler zutiefst erschüttert. Von Rachegedanken getrieben, sucht er nach dem Mörder. Schon bald trifft er im Darknet auf ein Portal, in dem sich Serienmörder treffen, sich über ihre Taten austauschen und mit Bildern, Videos und Beschreibungen versuchen, sich gegenseitig zu übertreffen. Jack schleust sich in die Community ein, indem er selbst beginnt, Menschen zu foltern und dann umzubringen. Seine Opfer sind allerdings alles andere als unschuldig. Sie sind allesamt Serienmörder. So wie auch der Patron, der berüchtigtste unter den Mördern, der auch für den Tod von Jacks Familie verantwortlich ist. Jack nimmt sich einen nach dem anderen vor, gibt dadurch den Familien der Opfer die Gewissheit, was mit ihren Liebsten passiert ist und wird deshalb von der Polizei und den Medien als „der Closer“ bezeichnet. Mit der Zeit gewinnt er Gefallen an seinem Tun und kommt über seine Motivation ins Zweifeln.
Meine Meinung:
So ganz überzeugen konnte mich der Roman nicht. Zwar habe ich am Anfang ganz gut in die Geschichte hineingefunden, habe dann aber schon bald Probleme bekommen. Die Handlungsstränge sind kaum voneinander zu unterscheiden. Abschnittsmarkierungen wären hier sicherlich eine Hilfe. So aber schlittert man von einer Szene zur nächsten, die eine ganz andere Seite der Geschichte beleuchtet und ist zunächst einmal irritiert.
Die anfängliche Spannung verliert sich leider sehr schnell. Das mittlere Drittel besteht hauptsächlich auch Chatdialogen sowie gesellschaftskritischen, philosophischen und ethischen Betrachtungen, die nicht nur den Schwung aus dem Ablauf nehmen und somit den Spannungsbogen abrupt abbrechen, sondern auch, wenngleich nicht unberechtigt, so aber doch fürchterlich langweilig sind. Ich habe hier einige Seiten einfach übersprungen. Das mache ich sonst nie. Zeitweise war ich auch geneigt, das Buch komplett abzubrechen. Im letzten Drittel war ich zwar froh, durchgehalten zu haben, aber so richtig in Schwung bin ich nicht mehr gekommen.
Die Beschreibungen sind definitiv nichts für schwache Nerven oder sensible Menschen. Die könnten bei empfindsamen Menschen Alpträume auslösen. Die Taten werden fast alle explizit in ihrer ganzen Brutalität beschrieben, was mir stellenweise schon fast zu viel war. Und das will was heißen.
Donn Cortez gewährt dem Leser einen Blick in die Köpfe von Serienmördern. Sowohl Jacks Psyche, die von innerer Zerrissenheit, Wut und Zweifeln geprägt ist, als auch die verqueren Gedankenspiele der Killer sind gut beschrieben und nachvollziehbar.
Fazit:
Mir war der Roman zum einen zu blutig und zu brutal, andererseits stellenweise auch sehr langatmig und zäh. Der Spannungsbogen hat keine Chance, sich über die gesamte Geschichte zu entwickeln und zu halten. Schade. Da wäre noch Potenzial.
Meine Leseempfehlung:
Von mir gibt es drei Sterne. Für mehr reicht es leider nicht.

Bewertung vom 01.03.2023
Dunkler Sommer (eBook, ePUB)
Kopplin, Marie

Dunkler Sommer (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannender Thriller mit vielschichtigen Protagonisten
Dieser Text kann Werbung enthalten
Inhalt:
Maxim Fuchs ist Meteorologe, Wettermoderator bei einem Berliner Fernsehsender, glücklich verheiratet und Vater einer kleinen Tochter. Seine Welt ist in Ordnung. Bis eines Abends bei seiner Heimkehr das Haus verlassen vorfindet. Frau und Tochter sind spurlos verschwunden. Kommissarin Sofia Nikolaidis wird mit dem Fall betraut und versucht, die beiden zu finden. Dabei rückt Maxim immer mehr in den Fokus der Ermittlungen und scheint der Kommissarin der Verdächtige schlechthin zu sein. Schließlich ereignen sich im direkten Umfeld des sympathischen Moderators seltsame Unfälle. Aber irgendetwas lässt sie zweifeln.
Gleichzeitig ist sie sehr mit sich selbst und ihrer Nichte, die nach einem tödlichen Unfall der Eltern bei ihr lebt, beschäftigt. Was ihr auf professioneller Ebene gut gelingt, schafft sie im privaten nicht im Geringsten. Statt ihre Nichte, die mit 16 die Schule schwänzt und immer wieder für Tage abtaucht zu suchen und wieder auf den Weg zu bringen, ertränkt sie ihre Nöte im abendlichen Wein.
Meine Meinung:
Marie Kopplin hat aus drei Erzählsträngen, die am Ende ineinander aufgehen, einen spannenden Thriller geflochten. Da ist zum einen Maxim, der seine Familie nicht finden kann und schier verzweifelt. Zumal er dadurch auch im Job unaufmerksam ist. Außerdem tauchen Nachrichten auf, die er angeblich geschrieben hat, an die er sich aber nicht erinnern kann. Unfälle passieren und es gibt einen Mord. Alles deutet auf Maxim als Verursacher. Mit der Zeit zweifelt er an sich selbst. Ist er schizophren? Oder spielt ihm jemand einen üblen Streich?
Kommissarin Sofia Nikaloidis sieht ermittelt in alle Richtungen und kommt doch immer wieder auf den Familienvater als Hauptverdächtigen. Dass ihre durch den Unfall der Eltern verstörte Nichte in den Fall verstrickt sein könnte, kommt ihr nicht in den Sinn.
Und dann ist da noch eine Person. Ein Junge, von dem weder der Name noch seine Rolle genannt werden. Erst im letzten Drittel wird er personalisiert. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wird die Geschichte für den Leser durchschaubar, dennoch verliert der Roman nicht viel an Spannung. Denn auch wenn man sich jetzt den Rest zusammenreimen kann, bleibt doch noch zu ergründen, wie sich der Showdown entwickelt.
Der Thriller ist spannend, aber nicht blutrünstig. Für Leser mit schwachen Nerven dürfte er gerade noch so durchgehen, für Hardcorefans ist die Story eher ein Krimi.
Fazit:
Die Autorin hat mit „Dunkler Sommer“ einen wirklich fesselnden Thriller veröffentlicht. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, die Protagonisten präsentieren sich vielschichtig. Dass man doch schon relativ früh hinter das Geheimnis kommt, ist schade. Da hätten noch ein paar irreführende Hinweise eingestreut werden können. Trotzdem konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
Meine Leseempfehlung:
Von mir gibt es viereinhalb Sterne. Den halben Stern ziehe ich für das frühe Durchschauen der Story ab.

Bewertung vom 20.02.2023
Tod auf Föhr (eBook, ePUB)
Härtl, Cornelia

Tod auf Föhr (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannend ganz ohne Gewalt und Blut

Inhalt:
Kari Lürsen hat als Ermittlerin des BKA einen Undercover-Einsatz versemmelt und wurde daraufhin vom Dienst suspendiert. Sie verkriecht sich in der leerstehenden Kate ihres verstorbenen Großvaters, um sich die Wunden zu lecken. Doch dazu kommt sie nicht. Denn bei ihrer Ankunft erfährt sie, dass ihre Schulfreundin Wiebke sich das Leben genommen hat. Ein Ereignis, das so gar nicht zu der immer fröhlichen Wiebke passt, die sie gekannt hat. Kari kommen Zweifel, sie beginnt, nach Antworten zu suchen und deckt dabei Geheimnisse ihrer beiden verbliebenen Schulfreundinnen auf. Auch der Wirt der „Blauen Möwe“ erscheint ihr suspekt. Wenngleich er auch einen gewissen Reiz auf sie ausübt.
Meine Meinung:
Cornelia Härtl hat mit „Tod auf Föhr“ einen authentischen Krimi herausgebracht, der komplett ohne Gewalt auskommt und sein Augenmerk auf die Ermittlung und das Lösen von Rätseln legt. Häppchenweise gibt sie Erkenntnisse frei, lässt Kari und damit auch den Leser einen Blick hinter Kulissen und in Familien hineinwerfen. Dabei werden alle als Menschen mit alltäglichen Problemen dargestellt, mit denen sich die Leser voll identifizieren können. Obwohl: Nicht alle Probleme sind alltäglich. Das stellt sich mit der Zeit heraus.
Kari ist der Autorin als Protagonistin sehr gelungen. Die suspendierte Ermittlerin pendelt zwischen verschiedenen Gefühlswelten hin und her, ist mal verzweifelt, weil ihr Chef nichts von sich hören lässt, mal gefangen in ihren Zweifeln an Wiebkes Tod und dann wieder die toughe Ermittlerin, die das Rätsel lösen will. Die psychischen Wechselbäder, die Kari durchmacht, zeigen die gute Recherchearbeit und Fantasie der Autorin.
Auch das Lokalkolorit der Nordseeinsel und die Mentalität der Bewohner vermittelt die Schreiberin sehr authentisch. Da bekommt man so richtig Lust, mal Urlaub auf dem Eiland zu machen. Ihr Schreibstil ist eingängig und flüssig zu lesen. Der Spannungsbogen wird vom Anfang bis zum Ende gehalten. Und das ganz ohne ständig lauernde Gefahr oder Gewalt.
Fazit:
Der Krimi kommt mit nur wenigen Protagonisten aus. Etwa zehn kommen figürlich vor, zwei werden nur erwähnt. Das sind Karis Mutter und ihr Chef, die allerdings auch, wenngleich nur eine nebensächliche Rolle spielen. Dass die Autorin nicht näher auf den Grund der Suspendierung eingeht, finde ich absolut in Ordnung. Sie hätte sich vielleicht sonst zu sehr verzettelt. Der Grund für Kari Beurlaubung ist für die Story nicht wichtig. So ist sie dem roten Faden gefolgt, den sie ausgelegt hat und der für die Entwicklung der Geschichte notwendig ist. Dafür hätte ich mir einen genaueren Hintergrund für Bents seltsames Verhalten gewünscht. Es wird zwar angerissen, bleibt aber doch etwas oberflächlich. Nach dem, was der Leser erfährt, müsste der Wirt keine Angst vor juristischen Folgen haben. Das sollte schon verjährt sein.
Das Ende bleibt offen. In einem zweiten Band könnte die Autorin die weitere beruflich Entwicklung Karis aufgreifen und auch die Geschichte mit und um Bent weiter entwickeln.
Meine Leseempfehlung:
Für Krimifans ein absolutes Muss. Selbst Freunde des Thriller-Genres, zu denen ich mich eigentlich zähle, kommen auf ihre Kosten. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und hatte es in kürzester Zeit durch. Gerne vergebe ich hier fünft Sterne.

Bewertung vom 08.02.2023
Gestohlenes Kind (eBook, ePUB)
Seibt, Caroline

Gestohlenes Kind (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannend bis zum Ende
Niklas Winter, Sozialarbeiter und Familienvater hat sich auf grausame Weise das Leben genommen. Zumindest sieht es danach aus, was den Polizeichef Alexander Bachmann dazu veranlasst, die Akte möglichst schnell zu schließen und den Fall als geklärt zu den Akten zu legen. Kommissar Theo Weiland hat da allerdings seine Zweifel. Offiziell weiter ermitteln darf er nicht, tut es aber trotzdem. Vor allem, nachdem eine weitere Leiche gefunden wird: Ein Mann, der ebenfalls grausam ums Leben gekommen ist. Aber sicherlich nicht durch Selbsttötung. Weiland deckt mit seinen heimlichen Ermittlungen Abgründe eines Kinderheims auf, deren Ursprünge 20 Jahre zurückliegen.
Meine Meinung:
Caroline Seibt hat ein Thema aufgegriffen, das besonders in den vergangenen Jahren immer wieder in den Medien diskutiert wurde: Die Missstände in Kinderheimen und sogenannten Kinderkuren, die von Kirchen, Krankenkassen und anderen Institutionen bis weit in die 1970er Jahre betrieben wurden. Eingepackt hat sie die Hintergründe in einen fesselnden Thriller, der einen von Anfang bis Ende packt und mitreißt. Mit ihrer gut zu lesenden Schreibweise führt sie ihre Leser mehrfach auf falsche Fährten, lässt sie raten, nur um ihnen dann, wenn sie glauben, den Täter gefunden zu haben, aufzuzeigen, dass sie falsch liegen. So geht es auch Theo Weiland, der lange im Dunkeln tappt, ein fehlendes Puzzleteil lange Zeit übersieht und dann in einem atemberaubenden Showdown den Täter/die Täterin überwältigen kann.
Näher möchte ich auf die Geschichte gar nicht eingehen, weil ich dadurch zu viel verraten würde.
Bei der Aufklärung fehlt eigentlich nur ein Punkt, der zwar nicht besonders wichtig ist, dessen Auflösung aber sicherlich interessant wäre. Gemeint ist eine alte Visitenkarte Weilands, die beim ersten Opfer gefunden wird. Auf der Rückseite steht nur ein Wort: Hilfe! Zwar ist erklärt, woher die Karte stammt, allerdings nicht, wie das Opfer darangekommen ist und wer wann den Hilferuf darauf geschrieben hat.
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht des ermittelnden Kommissars, wodurch der Leser Einblick in seine Gedanken erhält sowie aus der Sicht eines Kindes, das vor 23 Jahren in einem Heim lebt.
Fazit:
Das war ein Thriller ganz nach meinem Geschmack. Ich hatte ihn auch ruck zuck durch. Mit ihrem Schreibstil zieht Caroline Seibt die Leser voll in den Bann ihrer Protagonisten. Überrascht hat mich am Ende die Auflösung und vor allem die Begründung für die Taten.
Meine Leseempfehlung:
Von mir gibt es die vollen fünf Sterne. Auch wenn bei der Aufklärung oben erwähnter Punkt fehlt. Er nimmt der Geschichte nichts. Für Thriller-Fans ist der Roman „Gestohlenes Kind“ von Caroline Seibt absolut empfehlenswert.

Bewertung vom 26.01.2023
Ich sehe, was du tust (eBook, ePUB)
Richter, Antonia

Ich sehe, was du tust (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Erwartungen leider nicht erfüllt

Hazel ist erfolgreiche Theaterschauspielerin. Nach Jahren auf der Bühne möchte sie sich neuen Aufgaben zuwenden und erwägt, als Schauspiellehrerin zu arbeiten. Obwohl niemand davon weiß, werden ihr die letzten Tage im Theater schwer gemacht, was sie in ihrer Entscheidung nur bestärkt. Sowohl im Schauspielhaus als auch zu Hause findet sie immer wieder bedrohliche Nachrichten, die ihr einerseits zusetzen, sie andererseits aber dagegen aufbegehren lassen. Zumindest in ihren Gedanken. Dabei hat sie ihre junge Kollegin Pia im Verdacht, während Elliot immer zudringlicher wird und ihr Angst macht. Ihre ehemalige Schauspiellehrerin Orla, von der sie sich Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Berufspläne erhofft, macht sie nur immer wieder nieder. Mit der Zeit spitzt sich die Lage zu, die Bedrohungen werden mehr, bis es zum Eklat und unerwarteten Ende kommt.
Meine Meinung:
Antonia Richter hat sich ein gutes Thema vorgenommen. Mobbing und Stalking sind heutzutage fast schon normal, die Opfer, oft nicht in der Lage sich zu wehren, leiden und werden krank. So geht es auch Hazel. Die anfangs kleinen Piesackereien und Botschaften steckt sie noch weg. Mit der Zeit allerdings reagiert ihr Körper mit Migräneattacken.
Das Verhalten der Schauspielerin, in deren Psyche die Autorin tiefe Einblicke gestattet, ist allerdings nicht immer verständlich. Sie hat Angst und ist verunsichert, geht aber nach der Abendvorstellung mitten in der Nacht von der Bushaltestelle eine Abkürzung von rund einem Kilometer durch den Wald nach Hause. Wer macht so etwas? Ein ängstlicher Mensch – vor allem eine Frau – würde nachts niemals alleine durch einen Wald gehen. Schon gar nicht so eine lange Strecke. Sie würde eher den längeren Weg nehmen und sich auf beleuchteten Straßen bewegen.
Und würde sich eine Frau nicht gegen die Mobbing-Attacken wehren und dem zudringlichen Kollegen Einhalt gebieten? Nicht unbedingt. Das hat Antonia Richter ganz gut beschrieben. Die meisten Opfer ziehen sich eher in sich zurück und machen das mit sich aus.
Aber spätestens nachdem in ihr Haus eingebrochen wird, hätte Hazel reagieren müssen. Nicht nur mit neuen Schlössern, die sie hat einbauen lassen, sondern mit einer Anzeige bei der Polizei. Das tut sie aber nicht. Ihr Mann, der sich auf Geschäftsreise befindet, nimmt sie nicht ernst, wiegelt ab und ist ihr somit auch keine Hilfe.
All das könnte man so richtig spannend verarbeiten. Leider nehmen Längen, in denen sich die Protagonistin gedanklich immer wieder um sich selbst dreht, die Spannung fast komplett raus. Für den Leser sind die ständigen Gedanken fast schon Wiederholungen – nur mit anderen Worten.
Das Ende und der Täter/die Täterin haben mich dann aber doch überrascht. Das hatte ich so nicht im Verdacht. Ein Pluspunkt für die Autorin. Allerdings wirkt die Geschichte dann doch konstruiert.

Bewertung vom 09.01.2023
Der letzte Bote (eBook, ePUB)
Stöhr, Veronika

Der letzte Bote (eBook, ePUB)


gut

Verworrenes Rätselraten

Journalist Noah sucht seinen Bruder Ben, der in Wien verschwunden ist. Auf seiner Suche stößt er auf eine verschlüsselte Nachricht, die er nicht versteht. Catalina, die sich auf die Übersetzung verschlüsselter Nachrichten spezialisiert hat, versucht ihm bei der Entschlüsselung zu helfen. Dabei stoßen die beiden auf die geheimnisvolle Geschichte einer Uhr, die schon seit ewigen Zeiten dem jeweiligen Träger den Tod bringt. Fünf sogenannte Boten haben jeweils einen Teil des Schlüssels,d er den Ort bezeichnen soll, an dem die Uhr gefunden werden kann. Bald schon stellen sie fest, dass sie nicht die einzigen sind, die nach der Uhr suchen. Doch sind die Gründe der Gruppen ganz unterschiedlich. Auch Ben ist beteiligt. Aber wie?
Meine Meinung:
Mit jeder Seite würden Rätsel gelöst, heißt es im Klappentext. Dem kann ich nur zustimmen. Allerdings sind mir diese gerade am Anfang zu viel. Die ersten Seiten liest man sich nur durch undurchsichtige Erzählstränge, die ich eher als verwirrend denn spannend empfunden habe.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven aufgebaut, die mit der Zeit zusammenlaufen. Da sind zum einen Noah und Catalina, zum anderen die Vandenynos und zum dritten Nikola, deren Sicht in kursiver Schrift gedruckt ist.
Wird am Anfang noch von „sie“ und „ihnen“ gesprochen, zeigt sich mit der Zeit wer gemeint ist. Mir hat das aber zu lange gedauert. Auch ist lange nicht ersichtlich, in welcher Zeit Nikola lebt, die aktiv nach etwas sucht, was sich mit der Zeit ebenfalls herausstellt. Allein durch die kursive Schrift kann man sich vorstellen, dass ihre Geschichte zu einer anderen Zeit spielt.
Die Charaktere hätten meiner Meinung nach etwas mehr Tiefe vertragen. Mir fehlt im Verlauf der Geschichte die Sorge Noahs um seinen Bruder, die er anfangs gezeigt hat. Auch die Empfindungen wie Angst oder Anspannung der Protagonisten kommen nicht immer deutlich raus.
Die Erzählweise der Autorin ist unterhaltend. Sie schreibt in gut leserlicher Art und versucht, ihre Leser mit in die Geschichte zu nehmen, was bei mir nicht so richtig funktioniert hat. Allerdings kommen sehr viele Personen vor, deren Zuordnung nicht immer leichtfällt.
Fazit:
So kryptisch sich meine Beurteilung hier anhören mag, so liest sich der Roman zumindest im ersten Drittel. Da ich nicht spoilern möchte, habe ich mich in dieser Rezension teilweise vielleicht etwas oberflächlich ausgedrückt. Ginge ich aber tiefer, würde ich zu viel verraten. Gerade am Anfang haben sich für mich immer wieder Lücken aufgetan, für deren Lösung ich zurückblättern musste. Und es kam immer mal wieder die Frage auf, über wen da gerade gesprochen wurde. Da tauchen stellenweise Charaktere auf, die irgendwann am Anfang mal erwähnt wurden.
Meine Leseempfehlung:
Für Freunde des Rätselratens ist der Roman sicherlich interessant. Man muss aber schon gut mitdenken, einfach mal so eine halbe Stunde lesen, ist für dieses Buch nicht ratsam. Von mir gibt es gut gemeinte dreieinhalb Sterne.

Bewertung vom 29.12.2022
Die Totenzeichnerin (eBook, ePUB)
Oldenettel, Raiko

Die Totenzeichnerin (eBook, ePUB)


gut

Leider viel Potenzial verschenkt
Dieser Text kann Werbung enthalten
Eine junge Krankenschwester löst mithilfe ihrer obskuren Leidenschaft kurz nach dem ersten Weltkrieg eine Reihe von Mordfällen. So könnte man die Geschichte zusammenfassen, die sich um Minna Dahl dreht. Die junge Frau liebt es Leichen zu zeichnen und ihnen damit das Unheimliche des Todes zu nehmen. Dass das 1919 nicht gern gesehen ist, kann man sich vorstellen. Minna wird, als sie erwischt wird, aufs Land versetzt, um den kriegsversehrten Paul Frauenlob zu versorgen, der an einer Schlafkrankheit leidet. Als es dort einen Mordfall gibt, zeichnet sie das Opfer heimlich und wird natürlich erwischt. Diesmal kann sie aber durch ihre Beobachtungen, die sie während des Zeichnens an den Toten gemacht hat, nicht nur diesen Mord, sondern eine ganze Reihe, die damit zusammenhängt, aufklären.
Meine Meinung:
Die Geschichte hat Potenzial. Die Kombination von Thriller und Historischem Roman kann, wenn sie gut ausgearbeitet ist, richtig gut und spannend sein. Und auch aus der zugegeben morbiden Idee, die Hauptfigur leidenschaftlich Leichen zeichnen zu lassen, hätte sich was machen lassen. Leider hat es der Autor nicht geschafft, diese Mischung herzustellen, sie dem Leser zu verdeutlichen und ihn damit in den Bann zu ziehen. Nach einem spannenden, düsteren Beginn flacht die komplette Geschichte leider stark ab und beginnt schon bald, sich zu ziehen. Zwar flammt immer mal wieder ein bisschen Spannung auf, aber der Bogen hält nicht durch.
Der Kern der Geschichte, die Leidenschaft, Leichen zu zeichnen und das Faible für detektivische Arbeit kamen leider nicht bei mir an. Auch die Auflösung der Morde hat mich nicht überzeugt. Die Protagonisten haben mich nicht sich gewinnen können. Lediglich der Studienrat zeigte sympathische Seiten.
Fazit:
Schade, der Autor hat hier viel verschenkt. Da hat er sicherlich noch mehr auf dem Kasten. Denn die Ansätze sind da. Vielleicht überarbeitet er die Geschichte auch noch einmal und achtet etwas mehr auf den Spannungsbogen und die Plausibilität der Handlungen einzelner Personen.
Meine Leseempfehlung:
Von mir gibt es leider nur drei Punkte.

Bewertung vom 27.12.2022
Mordsmäßig angetrunken (eBook, ePUB)
Louis, Saskia

Mordsmäßig angetrunken (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine Leiche zu Karneval

In Köln ist Karneval. Eine Zeit, in der man als Kölscher Jeck auf alles Mögliche gefasst sein muss. So verwundert es kaum, dass Louisa Manu ausgerechnet bei einem Umzug ein totes Funkenmariechen buchstäblich vor die Füße fällt. Und genauso wenig erstaunt es den Leser, dass die hobbymäßig ermittelnde Floristin mit eigenem Laden ihre Nase in die Lösung des Falles steckt und versucht mitzumischen. Trotz der Warnungen ihres Lebensgefährten Josh Rispo, sich nicht einzumischen, kann sie es eben einfach nicht sein lassen. Ganz „nebenbei“ muss sie sich auch noch mit Trudis Blitzhochzeit beschäftigen, ihre schwangere Schwester dazu bewegen, den Kindsvater von seinem Glück zu unterrichten und den Frieden in der Familie Rispo wieder herstellen. Lou hat also als Käse verkleidet allerhand zu tun und kommt nicht zum Feiern.
Meine Meinung:
Ich kannte bislang keinen der Louisa Manu Bände, bin aber trotzdem gut in die Geschichte hineingekommen. Die Autorin hat immer wieder Hintergrundhinweise platziert, sodass man sich schnell und gut zurechtfindet. Der leichte, lockere Schreibstil führt den Leser unterhaltend durch die Ermittlungen, wobei Lou allerhand Missgeschicke widerfahren. Die waren, mir vor allem im ersten Teil, manchmal ein wenig zu viel Slapstick. Andererseits traue ich den kölschen Jecken viel zu. Auch die peinlichen Fettnäpfchen und tollpatschig wirkenden Schlamassel, in die sich Lou immer wieder selbst hineinmanövriert.
Der Autorin gelingt es trotz allem einen Spannungsbogen aufzubauen und zu halten und ihre Leser in die Irre zu führen. Denn den oder die TäterIn hatte ich nicht auf dem Schirm. Das Ende hat mich überrascht.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und bildhaft beschrieben, man kann sich die Protagonisten und Situationen sehr gut vorstellen, lebt in der Geschichte regelrecht mit und fühlt sich zugehörig. Ganz so, als ob man an Lous´ Seite stünde.
Mit dem rheinländischen Karneval kann ich persönlich nicht so viel anfangen. Ich bin eher in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht bewandert. Trotzdem habe ich durch die Erzählung einiges erfahren, was mich erstaunt hat. Ich wusste beispielsweise bislang nicht, dass es eine Nubbelverbrennung gibt, die der süddeutschen Fastnachtsverbrennung ähnelt.
Fazit:
Einerseits war mir die Situationskomik etwas zu heftig und übertrieben, andererseits ist das Buch aber gerade deshalb lesenswert. Saskia Louis beweist, dass ein Krimi nicht immer von bierernst und düster dreinblickenden Ermittlern erzählen muss. Lou, die ermittelnde Blumenhändlerin, erinnert in vielen Passagen an die gute alte Miss Marple. Und wenn ich jetzt auch nicht schallend gelacht habe, für ein Schmunzeln hat es bei mir immer gereicht.
Meine Leseempfehlung:
Wer auf Cosy Crime mit Agatha Christie Anstrich steht, ist bei Saskia Louis´ Geschichte über Louisa Manus Erlebnisse gut aufgehoben. Es ist von allem ein bisschen vorhanden: Es gibt eine Leiche, polizeiliche Ermittlungen, Spannung mit humorvollem Augenzwinkern und Lokalkolorit.
Einen Stern Abzug gibt es von mir lediglich für die etwas übertriebenen Slapstick Aktionen. Aber die sind subjektiv zu sehen und reine Geschmackssache.