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Bookwood
Wohnort: 
Bad Honnef

Bewertungen

Insgesamt 84 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2023
Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
Stehn, Malin

Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung


sehr gut

Lebenslügen
„Nur eine Lüge“ ist nach „Happy New Year“ bereits der zweite Kriminalroman den ich von der Autorin Malin Stehn gelesen habe. Wie schon in ihrem ersten Werk geht es in ihrem neuen Buch um tragische Ereignisse, die mehrere befreundete Familien miteinander verbinden.
Im Zentrum des Geschehens stehen die Familien Brandt und Nihlzén, deren beide Söhne Eric und William erst beste Freunde waren, dann aber durch einen Unfall quasi zu Feinden wurden. Doch dann werden William und Erics Schwester Emily Jahre später ein Paar. Auf ihrer Hochzeit kommt es zu einer Katastrophe, die auch die Geschehnisse von damals wieder an die Oberfläche spülen und durch die einige Lebenslügen ans Licht kommen.
Die Autorin spinnt die Story raffiniert von Kapitel zu Kapitel. Dabei wechselt sie immer zwischen zwei Zeitebenen: der Jetztzeit nämlich dem Hochzeitstag und dem Zeitpunkt des Unfalls, der sich vor acht Jahren ereignet hat. Zudem wird relativ häufig die Erzählperspektive gewechselt. Die Ereignisse werden abwechselnd aus der Sicht von Emily, ihrer Mutter Annika, ihres Vaters Mats und ihres Bruders Eric dargestellt. Das sorgt dafür, dass der Spannungsbogen bis zum Schluss gehalten wird. Außerdem wird eindrucksvoll vermittelt, welche Gefühle bei diesen Personen im Vordergrund stehen, was dazu führt, dass man sich als Leser*in gleichsam als Familienmitglied fühlt. Man wird dazu angeregt zu überlegen, wie man selbst in verschiedenen Situationen reagiert hätte und man sich auch die Frage stellt, wie weit die Liebe zur eigenen Familie gehen darf. Die Auflösung der Familiengeheimnisse zum Schluss überrascht durchaus und macht für mich das Buch zu einem gelungenen Krimi. Die Covergestaltung überzeugt mich nicht so ganz. Das ist aber, denke ich, mein persönlicher Geschmack. Sie erfüllt aber durchaus den Zweck, auf das Buch aufmerksam zu machen.

Bewertung vom 27.11.2023
Easy Indien
Wahi, Alex

Easy Indien


sehr gut

So bunt ist die Küche Indiens
Indisches Essen ist schon seit Jahren mein persönliches „Favorite“ und so schaue ich immer mit sehr viel Interesse auf die Neuerscheinungen im Kochbuchsektor aus diesem Bereich.
Das Buch „Easy Indien“ von Alex Wahin hat deshalb sofort mein Interesse geweckt, weil der Koch den Fokus auf Basics und einfache Gerichte gelegt hat, die man auch gut in das alltägliche Kochgeschehen integrieren kann. Dieses Ziel hat er meines Erachtens auch wirklich gut umgesetzt, denn es gibt schon genug Kochbücher, die man nur sehr seltenen die Hand nimmt, weil die Rezepte zu extravagant und kompliziert sind.
Eine übersichtliche Gliederung macht schon zu Beginn klar, was den Leser alles an Köstlichkeiten erwartet. Besonders gefreut hat mich, dass es auch ein eigenes Kapitel zur vegetarischen und veganen Küche gibt.
Unterbrochen werden die Rezeptteile von interessanten Info-Texten, die aber auch nicht so lang sind und kurzweilig geschrieben.
Die Arbeitsanweisungen der einzelnen Rezepte sind übersichtlich und präzise formuliert, die Bilder dazu mehr als ansprechend.
Besonders gut gefallen haben mir die verschiedenen Samosa-Varianten, die ich auf jeden Fall in mein indisches Kochrepertoire aufnehmen werde. Allerdings hätte man hier vielleicht auch noch beschreiben können, wie man Filo-Teig selbst anfertigen kann, wenn man keine Fertigprodukte verwenden möchte. Das gehört aber vielleicht ja auch zum Konzept des „easy“-Kochens.
Ich bin wirklich sehr begeistert von Alex Wahis Buch und werde ganz viel einmal ausprobieren. Von mir also volle Punktzahl und eine klare Weiterempfehlung!

Bewertung vom 27.11.2023
Als wir an Wunder glaubten
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


sehr gut

Nachkriegsjahre
Helga Bürsters Roman „Als wir an Wunder glaubten“ ist keine leichte, aber doch eine lohnende Lektüre. Im Mittelpunkt des Romans stehen die beiden Frauen Edith und Annie, deren Schicksale im Deutschland der Nachkriegsjahre von der Autorin bewegend geschildert werden. Beide Frauen leben in einem kleinen Dorf im Moorland, wo die Aufbruchstimmung nach dem verlorenen Krieg noch in keinster Weise angekommen ist. Eher herrschen hier weiterhin Aberglaube, Misstrauen und Elend. Als nur Annies Mann aus dem Krieg zurückkehrt, ist bei ihr die Erleichterung darüber zunächst groß. Allerdings erkennt sie schnell, dass die Kriegstraumata ihres Mannes einen Neubeginn und ein normales Leben verhindern. Doch sie gibt Edith die Schuld dafür, dass ihre Welt in Trümmern liegt und bezichtigt sie der Hexerei. Dadurch setzt sie Ereignisse in Gang, die nur in die Katastrophe führen können.
Helga Bürster ist es wirklich sehr gut gelungen, den ganz eigenen Mikrokosmos des Moordorfes zu beschreiben. Das karge Leben, der auch in den neuen Zeiten noch herrschende Aberglaube, die Düsternis des täglichen Lebens, all das sieht man beim Lesen bildhaft vor sich. Besonders gut hat mir die Figur der Edith gefallen, die obwohl selbst noch mit den alten Traditionen verbunden, versucht sich ein neues Leben aufzubauen, das sie selbstständiger gestalten kann und das ihrer Tochter ermöglichen wird, den Beruf zu ergreifen, von dem sie träumt. Viele Familien mussten sicherlich nach dem Kriegsende die Erfahrung machen, dass heimkehrende Familienangehörige sich nicht mehr in ihr altes Leben zurückkämpfen konnten, weil sie zu stark traumatisiert waren.
Die Autorin geht mit diesem Thema empathisch aber auch schonungslos um, das fand ich sehr überzeugend.
Wer einmal ein etwas ernsthafteres Buch über die Deutsche Nachkriegszeit lesen möchte, dem kann ich diesen Roman wirklich empfehlen.

Bewertung vom 27.11.2023
Verlogen / Mörderisches Island Bd.2
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


ausgezeichnet

Einfach grandios
Schon Band 1 der Krimireihe von Eva Björg Ægisdottir „Verschwiegen“ hat mich absolut begeistert. Der neue Band mit der Ermittlerin Elma und ihrem Team aus dem isländischen Akranes schafft es aber tatsächlich noch den Vorgängerband zu toppen.
Die wieder sehr sympathisch beschriebene junge Polizistin muss dieses Mal den Mord an einer jungen Frau aufklären, die tot auf einem einsamen Lavafeld gefunden wurde.
Schnell wird klar, dass Elma tief in die Vergangenheit der Toten eindringen muss, um das Motiv für die Tat zu erkennen. Doch erst ganz zum Schluss des Buches entwirren sich die Fäden der komplexen Geschichte und Elma weiss, wer den Mord begangen hat.
Meisterhaft fängt die Autorin wieder die düstere Atmosphäre Islands ein. Die beschriebenen menschlichen Tragödien, bei denen es in erster Linie um Mutter-Tochter-Beziehungen geht, fügen sich in diese Umgebung passend ein. Trotz der schwerwiegenden Themen ist der Fall aber dennoch super spannend und ein völlig überraschender Twist in der Story sorgt bravourös dafür, dass sich der Spannungsbogen bis zur letzten Seite zieht.
Auch finde ich es sehr wohltuend, dass private Probleme der Ermittlerin zwar durchaus ein Thema sind, aber nicht so dominant werden, dass der Kriminalfall zur Nebensache wird.
Für mich ist „Verlogen“ auf jeden Fall bei den skandinavischen Krimis einer der Spitzentitel dieses Jahres und ich blicke schon voller Erwartung einer Fortsetzung der Reihe entgegen.

Bewertung vom 12.11.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1 (eBook, ePUB)
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Komplizierte Mordermittlungen
Die Autorin Katrine Engberg startet mit „Glutspur“ eine neue Krimiserie um die junge dänische Ermittlerin Liv Jensen, die es in ihrem ersten Fall mit einer komplizierten Mordermittlung zu tun hat. Es handelt sich hier um eine Kombination aus zwei Cold Cases und einem aktuellen Mordfall. Liv selbst steckt gerade in einer Art Lebenskrise, hat sie doch ihren Posten als Polizistin in Aalborg aufgegeben und sich zwangsläufig in Kopenhagen als Privatdetektivin selbstständig gemacht. Auch in der Liebe läuft es alles andere als gut. Liv scheint unter Bindungsangst zu leiden, fühlt sich aber immer öfter einsam und sehnt sich nach einer Partnerin.
Besonders gut gefallen haben mir an diesem Krimi die interessanten Nebendarsteller*innen. Da ist zum einen Hannah, die Vermieterin von Liv, deren psychisch labiler Bruder Daniel Suizid begangen hat und der für den Mord an seiner Ex-Frau im Gefängnis saß. Sie macht sich Vorwürfe, ihren Bruder allein gelassen zu haben und versucht deshalb mehr über die letzten Lebensmonate von Daniel herauszubekommen.
Und da gibt es noch den iranischen Flüchtling Nima, der in Livs Nachbarschaft eine Autowerkstatt betreibt. Er versucht seine traumatischen Erlebnisse aus seinem Heimatland und seiner Flucht mit der Familie zu verdrängen. Er hatte ein Verhältnis mit dem jüngsten Mordopfer und gerät deshalb in Tatverdacht.
Die Geschichte, die die Autorin erzählt setzt sich aus ganz vielen Puzzleteilen zusammen, die erst ganz zum Schluss ein klares Bild ergeben. Anfangs hat man schon etwas Mühe, da noch durchzublicken. Das Buch ist ja auch recht lang und da hätte man vielleicht hier und da eine Seitengeschichte weglassen können. Die Auflösung und die Zusammenhänge der drei Mordfälle kommt dann auch wirklich erst ganz zum Schluss und beinhaltet nochmal eine überraschende inhaltliche Wende.
Alles in allem fand ich das Buch, nachdem ich mich etwas eingelesen hatte, ziemlich spannend. Einiges bleibt offen, so dass da noch reichlich Erzählpotenzial für weitere Bände besteht. Das Cover finde ich jetzt nicht so aussagekräftig bezogen auf den konkreten Titel, es ist aber trotzdem geschmackvoll und skandinavisch schlicht gestaltet.

Bewertung vom 21.10.2023
Die Superkräfte der Vögel
Hartmann, Silke

Die Superkräfte der Vögel


ausgezeichnet

Erstaunliches aus der Vogelwelt
Eigentlich bin ich nicht wirklich der Sachbuch-Fan, aber das Buch von Silke Hartmann hat mich ganz schön neugierig gemacht. Geht es hier doch um „Die Superkräfte der Vögel“. Gerne beobachte ich die putzigen Piepmätze in meinem Garten oder in der Natur und war deshalb recht gespannt, was ich in diesem Buch aus dem Kosmos-Verlag wohl noch Neues über sie erfahren könnte.
Ein bisschen musste ich mich doch erst in den etwas unkonventionellen Schreibstil der Autorin hineinarbeiten, denn die Sachbücher, die ich schon gelesen habe, waren in punkto Schreibstil eher nüchtern und wissenschaftlich gehalten. Ich muss aber letztendlich sagen, dass der lockere Plauderton in dem Silke Hartmann in ihrem Buch erstaunliche Fakten über Vögel vermittelt, einen großen Teil des Charms ihres Werkes ausmacht. Ergänzt wird der Text sowohl durch schöne Fotos als auch durch die originellen Zeichnungen der Illustratorin Veró, die an Comics erinnern. Diese gelungene Mischung ist die Grundlage dafür, dass man ein Sachbuch über Vögel in der Hand hält, das witzig ist, aber gleichzeitig auch Wissenswertes vermittelt ohne belehrend zu wirken. Für mich war es eine perfekte Mischung oft zu schmunzeln, aber gleichzeitig auch über außergewöhnliche Entdeckungen aus der Vogelwelt zu staunen. Außerdem hat das Buch mit seinen knapp 200 Seiten die perfekte Länge und überhäuft bei der Lektüre nicht mit Informationen.
Die Auswahl der verschiedenen Kapitelthemen fand ich sehr gelungen. Da war ganz viel Verblüffendes dabei, was manche Vogelart in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Das kräftige Blau des Covers ist sicherlich ein guter Eyecatcher und auch der Titel macht neugierig. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, die Neuerscheinungen des Kosmos-Verlags mal wieder etwas mehr in den Blick zu nehmen. So macht das Lesen von Sachbüchern nämlich wirklich Spaß.

Bewertung vom 18.10.2023
Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


ausgezeichnet

Mal wieder richtig richtig gut
Es gibt ja inzwischen wirklich sehr viele skandinavische Krimis. Einige Autor*innen sind sicherlich besser als andere, aber Viveca Sten sticht für mich mit ihren Büchern da immer ganz besonders hervor. Auch der zweite Band ihrer neuen Serie, die in Åre spielt, ist für mich wieder sehr überzeugend, spannend und kurzweilig. Dabei gefällt mir immer besonders gut, wie hervorragend es der Schriftstellerin gelingt, Atmosphäre zu beschreiben und den Spannungsbogen bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten. Dabei hat sie mit Hanna Ahlander und Daniel Lindskog ein sehr sympathisches Ermittlerduo kreiert, in dem jeder auf seine Art, nicht nur gegen seine eigenen Dämonen kämpft und neben der Aufklärung eines Gewaltverbrechens auch noch mehr oder weniger versucht, das eigene Leben in geregelten Bahnen verlaufen zu lassen.
Dabei tun sich die beiden Ermittler zunächst nicht leicht mit der Lösung ihres neuen Falles. Der ehemalige Skistar Johan Andersson wird tot aufgefunden. Erschreckend ist die Brutalität mit der er ermordet wurde. Doch wer hat diese schreckliche Tat begangen? Angeblich haben ihn alle geliebt und niemand hätte einen Grund gehabt ihn umzubringen.
Doch da ist auch noch die Geschichte von Rebecka. Sie ist schon von Kind an Mitglied in einer extrem konservativen Sekte und mit dem charismatischen Ole verheiratet. Er misshandelt sie und sie beginnt sich zu fragen, ob sie diesem Leben irgendwie entrinnen kann.
Mir hat an der Anlage des Buches besonders gefallen, dass die einzelnen Kapitel immer relativ kurz waren und es demzufolge häufige Perspektivwechsel gab. Deshalb wurde das Buch trotz seiner 500 Seiten nie langweilig, sondern steigerte bis zum Schluss die Spannung.
Die Umschlaggestaltung finde ich sehr schön und passend. Ich freue mich jetzt schon auf den 3. Band mit den Ermittlern Hanna und Daniel.

Bewertung vom 18.10.2023
Wellenkinder
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


sehr gut

Mutterliebe ist stärker als alles andere
Wirklich ein berührendes Buch das Liv Marie Bahrow da mit ihrem Roman „Wellenkinder“ verfasst hat. Es zeigt, dass Mutterliebe stärker sein kann, als alles andere und zeigt gleichsam auch, was die Gefühllosigkeit von Menschen bewirken kann. Sie erzählt gleich mehrere Geschichten von Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten erschütternde Dinge erlebten und berichtet davon, wie diese Erlebnisse noch auf ihre Kinder in der Jetzt-Zeit Auswirkungen haben.
Im Mittelpunkt der Story steht aber auch der Familienvater Jan, der vor den Trümmern seiner Ehe steht, jedoch den Kampf aufnimmt, diese noch zu retten.
Besonders beeindruckt hat mich dabei die Geschichte von Oda, die in den 70er Jahren aus der DDR fliehen will, in den Strudel eines ungeheuerlichen Verrats gerät und schließlich, als sie schon fast aufgegeben hatte, doch noch ihr Kind wiederfindet.
Versucht man einmal den Inhalt des Buches zusammenzufassen, stellt man fest, dass in den gut 400 Seiten des Romans sehr viel erzählt wird. Dies geschieht aber so interessant und mit immer wieder durchgeführten Blickwechseln der einzelnen Protagonist*innen, dass der rote Faden immer deutlicher wird und das Ende dann nicht wirklich überraschend ist, was der Güte des Romans m.E. Jedoch keinen Abbruch tut.
Die Frauengestalten des Buches haben mich durchweg überzeugt. Etwas schwächer ist für mich die Figur des Jan geraten, der sich an einigen Stellen der Geschichte doch etwas zu sehr selbst bemitleidet. Etwas problematisch fand ich auch das ewig quengelnde Kleinkind Connie, das mir an einigen Stellen doch zu viel Raum einnimmt.
Alles in allem hat mir der Roman aber absolut gefallen und ich würde ihn auf jeden Fall weiterempfehlen. Die Covergestaltung finde ich ausgesprochen schön. Die türkise Farbe, die den Einband dominiert passt sehr gut zu der übrigen Gestaltung.

Bewertung vom 09.09.2023
Vom Himmel die Sterne
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


sehr gut

Sallie Kincaid - eine absolut sympathische Heldin
Das Buch „Vom Himmel die Sterne“ der Autorin Jeanette Walls ist für mich eine der positiven Überraschungen des Literaturjahres 2023. Fand ich ihr Erfolgsbuch „Schloß aus Glas“ schon sehr besonders, so muss ich sagen, dass die Verfasserin mich mit diesem Werk noch mehr überzeugen konnte.
Der Roman spielt in Amerika in Virginia zu den Zeiten der Prohibition. Die Heldin der Geschichte, Sallie Kincaid, ist die Tochter des mächtigen Dukes, der im gesamten County mit seinem Familienclan das Sagen hat. Doch Sallie, die anfangs im Schoße der Familie aufwächst, obwohl ihr Vater nach dem mysteriösen Tod ihrer Mutter, neu geheiratet hat, wird als Mädchen zu ihrer Tante verbannt nachdem sie ihren kleinen Bruder in Gefahr gebracht hat. Erst nach dem Tod ihrer Stiefmutter kehrt sie in ihr Elternhaus zurück, um fortan auch für ihren Vater zu arbeiten. Als ein tragischer Unfall passiert, muss Sallie Entscheidungen treffen, die die junge Frau emotional stark belasten und sie zwingen, als Frau in einer von Männern dominierten Welt ihre Rolle zu finden.
Sally Kincaid ist eine Protagonistin, die mir durch und durch sympathisch ist. Sie lehnt sich überzeugend gegen die Rolle auf, die Frauen in den 40er und 50er Jahren zugewiesen wurde. Sie geht ihren eigenen, manchmal sehr steinigen Weg, ohne dabei die Empathie gegenüber ihren Mitmenschen zu verlieren. Das tut sie mit einer Konsequenz, die man sich oft für seinen eigenen Lebensweg wünschen würde.
„Vom Himmel die Sterne“ ist keiner leichter Unterhaltungsroman. Die Tiefgründigkeit des Romans wird aber durch den tollen Schreibstil von Jeanette Walls so meisterhaft gut verpackt, dass es wirklich Spaß macht, das Buch zu lesen. Spannend ist es zudem und manche unvorsehbare Wendung der Geschichte, besonders in den Schlusspassagen, fesseln bis zum Ende Werkes. Für mich ein absoluter Lesegenuss, den ich nur allen, die starke Frauenpersönlichkeiten mögen, empfehlen kann.

Bewertung vom 09.09.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


ausgezeichnet

Lebenswege im 19. Jahrhundert
Anna-Maria Caspari beschreibt in ihrem Roman „Perlenbach“ die Lebenswege dreier sehr unterschiedlicher Menschen. Der Bauernjunge Wilhelm entflieht seinem armen Elternhaus, weil er im wohlhabenden Stoff-Fabrikanten Becker einen Förderer findet, der ihm eine Ausbildung in seiner Fabrik ermöglicht. Durch ein Missverständnis muss er jedoch in Schande in sein Heimatdorf zurückkehren und dort sein Leben neu ordnen. Während seiner Zeit in der Tuchfabrik in Monschau entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen Wilhelm, der Arzttochter Louise und dem Fabrikantensohn Jacob. Doch was sie als Heranwachsende verband, wird beim Eintritt ins Erwachsenenleben durch bestehende Konventionen und Standesgrenzen zerstört. Louise und Jacob, die beide versuchen, sich auf ihre eigene Art gegen diese Konventionen zu wehren, schaffen dies nur teilweise, Wilhelm findet für sich letztendlich auch einen Weg, in seinem Eifeldorf glücklich zu werden.
Mich hat der Roman von Anna-Maria Caspari sehr beeindruckt. Sie beschreibt das Leben in der Eifel sehr treffend. Wer diesen Landstrich kennt, weiß wie karg das Leben dort in den kleinen Dörfchen im 19. Jahrhundert gewesen sein muss. Louise als wissbegierige junge Frau, die ein Medizinstudium zu dieser Zeit anstrebte und Jacob, der durch sein „Anderssein“ nur ein Leben am Rande der Gesellschaft führen kann, auch diese beiden haben, obwohl begütert und durch ihre Familien privilegiert, einen steinigen Lebensweg, den die Autorin einfühlsam beschreibt. Das Buch ist wirklich ein sehr gelungener historischer Roman, der eher leise Töne anschlägt, aber trotzdem in den Gedanken noch lange nachhallt. Ich habe mir jetzt auch den Vorgängerband gekauft, der ja auch in Wollseifen spielt und bin schon sehr gespannt auf die Lektüre. Die Covergestaltung spricht mich ansolut an und ist gut ausgesucht.