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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
timothy1971
Wohnort: 
Alzenau

Bewertungen

Insgesamt 28 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2022
Nur du und ich
van Rensburg, Laure

Nur du und ich


gut

Nachdem das Einstiegskapitel bereits vorweg nimmt, dass das vermeintlich romantische Wochenende blutig und tödlich enden wird, lebt die Story zunächst von der Spannung. Wer wird den Ausflug in das abgelegene Haus am Meer nicht überleben und warum? Mit diesen Fragen im Hinterkopf hat man sich schnell eingelesen und erwartet Hinweise auf die Antworten. Allerdings ziehen sich die folgenden 80 Seiten teilweise sehr lange hin ohne dass etwas entscheidendes passiert. Lediglich eingestreute kurze Rückblicke, Erinnerungen und Tagebuchfragmente steigern die Neugier ein wenig. Erst ungefähr ab Seite 100 nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf mit teilweise überraschenden Wendungen und ich konnte gerade in dieser Phase kaum aufhören zu lesen. Allerdings sind es dann zum Ende hin eindeutig einige Wendungen zuviel. Das Motiv lässt sich schon relativ früh erahnen und wird auch schon bald bestätigt, aber die letzten Kapitel bis zum dramatischen Ende sind zu sehr in die Länge gezogen. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen. Dafür ist der Schluss relativ kurz geraten, aber dennoch gelungen mit Raum für Spekulationen und eine etwaige Fortsetzung.
Aufgrund der Leseprobe hatte ich mir von dem Buch etwas mehr versprochen. Unter dem Strich ist es ein solider durchschnittlicher Thriller, aus dem man noch einiges mehr hätte machen können.

Bewertung vom 24.05.2022
Das zweite Geheimnis / Die Spionin Bd.2
Müller, Titus

Das zweite Geheimnis / Die Spionin Bd.2


sehr gut

Der Roman von Titus Müller verbindet geschickt real Begebenheiten der deutsch-deutschen Vergangenheit im Jahr 1973 mit der fiktiven Geschichte von Ria Nachtmann, die in jungen Jahren bereits die harte Hand des DDR-Systems zu spüren bekam und daraufhin aus Rache als Agentin für den westdeutschen BND tätig wurde. Diese Vorgeschichte wird bereits im Vorgängerband "Die fremde Spionin" erzählt und im aktuellen Werk "Das zweite Geheimnis" nur immer wieder mal kurz angerissen. Der 2. Band lässt sich jedoch auch problemlos lesen und verstehen, wenn man den 1. Teil nicht gelesen hat. Das Buch nimmt sehr schnell Fahrt auf und schildert in verschiedenen parallelen Handlungssträngen wie Ria versucht mit Hilfe ihrer Tätigkeit als Sekretärin des DDR-Devisenbeschaffers Schalck-Golodkowski und ihren alten BND-Kontakten einen Weg in den Westen zu bahnen, um dort mit Jens leben zu können, während ihr andererseits die Stasi dicht auf den Fersen ist. In diesen Rahmen sind Ereignisse wie die Weltfestspiele der Jugend in Ost-Berlin und die Spionageaffäre um das Ehepaar Guillaume, das jahrelang den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt für die DDR ausspioniert, eingewoben. Diese historischen Randereignisse lassen die Handlung realer erscheinen und bringen dem Leser nebenbei auch ein Stück des damaligen Alltags in der DDR näher. Dank des eingängigen und spannenden Schreibstils von Titus Müller, fällt es schwer das Buch noch einmal aus der Hand zu legen, wenn man einmal in die Handlung eingetaucht ist. Es hat mich gefesselt bis zum Schluss, wobei ich an der einen oder anderen Stelle die Auflösung spannender Situationen etwas zu knapp und schnell empfand und manchmal ein paar glückliche Zufälle zu viel im Spiel waren. Insgesamt jedoch ist "Das zweite Geheimnis" ein solider packender Thriller aus der jüngeren deutsch-deutschen Geschichte und als solcher absolut empfehlenswert.

Bewertung vom 31.03.2022
Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1
Thaler, Anna

Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1


ausgezeichnet

Der erste Teil der Familiensaga von Anna Thaler verbindet geschickt das Schicksal der Familie Bruggmoser mit der regionalen politischen Entwicklung in Südtirol in den 1920er Jahren. Nach der Annektierung dieses ehemals österreichischen Landstrichs durch Italien und dem zunehmenden Einfluss der nationalistischen Faschisten um Mussolini, wird die Bevölkerung mit immer mehr Repressalien dazu gezwungen ihre Sprache und kulturelle Identität aufzugeben. So wird auch der jungen Bauerstochter und Lehrerin Franziska verwehrt in ihrer Muttersprache deutsch zu unterrichten. Dies treibt sie ebenso wie die traditionellen patriarchalischen Fesseln durch ihren Vater und Bruder immer mehr zum Widerstand gegen die politischen Verhältnisse und die familiären Konventionen.
Anna Thaler schildert vorrangig Franziskas Entwicklung zwischen 1925 und 1928. Die Darstellung der Familie Bruggmoser wirkt auf mich durchaus authentisch, wobei an manchen Stellen die Dialoge etwas zu modern wirken. Nicht zuletzt aufgrund des auf mich eher etwas kitschig wirkenden Covers, hatte ich einen eher seichten Heimatroman erwartet, wurde aber äußerst positiv überrascht. Auch aufgrund des lockeren, flotten Schreibstils konnte ich direkt in die Geschichte eintauchen und sie hat mich sofort so sehr in ihren Bann gezogen, dass ich das Buch kaum noch weglegen konnte und in wenigen Tagen (leider) damit durch war. Ich kann kaum erwarten, wie es mit Franziska und ihrem Umfeld weitergeht und freue mich daher sehr, dass bereits Anfang Juni der 2. Band erscheint.

Bewertung vom 11.03.2022
Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3
Benedict, Marie

Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3


weniger gut

Der fiktive Plot rund um Agatha Christies elftägiges Verschwinden, das bis heute ein Mysterium geblieben ist, hat mich sehr neugierig auf das Buch gemacht. In kurzen abwechselnden Kapiteln werden einerseits die aktuellen Geschehnissen der 11 Tage nach dem Verschwinden Agathas sowie die Entwicklung ihrer Ehe mit ihrem Mann Archie in den Jahren und Monaten zuvor aus Agathas Sicht erzählt. Die Handlung plätschert jedoch nach vielversprechendem Beginn relativ spannungsarm dahin. Insbesondere der aktuelle Handlungsstrang ergibt nicht sehr viel Neues, während Befragungen der Polizei und Suchaktionen relativ eintönig beschrieben werden. Einzig die Frage, wie sich die Situation am Ende auflösen wird und was tatsächlich geschehen ist erhält ein Fünkchen Spannung und ich musste mich etwas quälen, um das Buch zu Ende zu lesen. Die Auflösung ist allerdings durchaus plausibel und gelungen, auch wenn ihr im Vergleich zu den Handlungen zuvor relativ wenig Platz im Buch eingeräumt wird. Insgesamt hatte ich mir von diesem Buch viel mehr erhofft und bin enttäuscht.

Bewertung vom 25.01.2022
Berauscht vom Leben
Libaire, Jardine;Ward, Amanda Eyre

Berauscht vom Leben


schlecht

Im Rahmen einer Leserunde durfte ich dieses Buch lesen und bewerten - es hat leider meine Erwartungen nicht erfüllt. Dabei muss ich jedoch erwähnen, dass ich seltener und weniger Alkohol trinke, als viele andere Menschen – auch in meinem Bekanntenkreis – und es mir häufig auch nicht besonders schwerfällt, darauf zu verzichten. Allerdings leide ich darunter, bei gesellschaftlichen Ereignissen schief angesehen zu werden, wenn ich nur alkoholfreie Getränke zu mir nehme bzw. nicht selten auch zum Alkoholkonsum regelrecht gedrängt oder überredet zu werden. Hierzu hatte ich wegen des Untertitels „Die Freiheit, nicht zu trinken“ ein paar Anregungen und Hilfestellungen erhofft, jedoch gehen die Autorinnen darauf so gut wie gar nicht ein.
Überhaupt ist das Buch sehr oberflächlich – aus meiner Sicht typisch amerikanisch – geschrieben. Es reiht in sehr kurzen, zwei- bis dreiseitigen Kapiteln, unzählige Freizeitaktivitäten auf, von denen sehr viele jedoch nicht nur zeitintensiv, sondern auch kostspielig und damit für den normalverdienenden, berufstätigen Durchschnittsmenschen wenig geeignet sind. Dabei wird suggeriert, dass die Leser(innen) hauptsächlich gelangweilt zuhause sitzen und deshalb ständig mit einer Hand an der Flasche daran denken, den nächsten Alkoholrausch zu beginnen. Während auf die vielschichtigen Gründe, warum Menschen mehr Alkohol konsumieren, als sie vielleicht möchten bzw. als gut für sie und ihre Gesundheit ist, vertreten die beiden Autorinnen die These, dass man einfach nur genügend abwechslungsreiche und spannende Freizeitaktivitäten brauche, an denen man sich an Stelle des Alkohols berauschen könne, um weniger oder gar nichts mehr zu trinken. Neben den bereits erwähnten zeitlichen und preislichen Hürden für viele Aktivitäten, halte ich diesen Ansatz für reichlich naiv und oberflächlich.
Daher kann ich „Berauscht vom Leben“ höchstens gelangweilten Hausfrauen (oder selbstverständlich auch Hausmännern

Bewertung vom 08.11.2020
Die Republik
Voland, Maxim

Die Republik


sehr gut

Ein spannender Thriller, der mich durchaus gefesselt hat mit viel Action und einigen überraschenden Wendungen. Allerdings hält die in der Werbung und auf dem Cover verwendete Ankündigung, Maxim Voland würde mit diesem Roman die deutsche Nachkriegsgeschichte neu schreiben, nicht annähernd was sie verspricht. Es wurden einige Anspielungen, z.B. Markennamen die als DDR-VEB firmieren, eingebaut und die Protagonisten kommen aus den Reihen von SED, Stasi und NVA, aber ansonsten könnte die Handlung auch in einem anderen totalitären Staat spielen. Der Hintergrund, dass die BRD von der DDR einverleibt wurde, spielt mit allen Folgen nur eine unbedeutende Nebenrolle. Dadurch fühlte ich mich etwas in die Irre geführt, daher einen Stern Abzug. Ansonsten kann ich das Buch an Freunde spannungsgeladener Spionagethriller durchaus weiterempfehlen.

Bewertung vom 15.06.2020
Das Gegenteil von Hasen
Freytag, Anne

Das Gegenteil von Hasen


ausgezeichnet

Ich kannte bisher noch kein Buch von Anne Freytag und habe „Das Gegenteil von Hasen“ gelesen, weil ich den Klappentext spannend und das Thema interessant fand. Sowohl der Schreibstil als auch der Inhalt haben mich sofort in den Bann gezogen und ich wollte immer wissen wie es weitergeht.

Die Handlung ist in einige aufeinanderfolgende Tage aufgeteilt, an denen zu verschiedenen Zeiten das Geschehen jeweils aus Sicht der Protagonisten geschildert wird. Dabei kommt nach und nach ans Licht, dass nicht alles so ist wie es scheint und manche Fassade beginnt zu bröckeln. So basiert die Spannung nicht alleine darauf, wer den Stein durch die Veröffentlichung von Julias geheimen Einträgen über ihre Mitschüler ins Rollen gebracht hat, sondern wie sich die Personen (und das sind nicht nur Julias jugendliche Mitschüler) entwickeln und so langsam ihr wahrer Charakter zum Vorschein kommt. Dabei – so viel kann man vorwegnehmen – entpuppt sich am Ende für einige das vermeintliche Drama zum Glücksfall, indem das Zwangsouting ihnen erlaubt endlich sie selbst zu sein.

Der Roman überzeugt auf ganzer Linie durch seine aktuelle Thematik (Cyber-)Mobbing, seine einfühlsame aber sehr gut lesbare Sprache und seine Aussage, die eher dezent aber doch deutlich genug rüberkommt. Dazu gibt es noch einen tollen Soundtrack, der in verschiedenen Situationen die Stimmung der jeweiligen Person auch akustisch wiedergibt (die Lieder werden mit Titel und Interpret genannt und ich empfehle jedem/-r Leser/-in sich die Mühe zu machen, die Songs an den entsprechenden Stellen anzuhören – sie sind z.B bei YouTube problemlos zu finden).

Alles in allem ein wunderbares Buch – nicht nur für Jugendliche.

Bewertung vom 06.04.2020
Felix und die Quelle des Lebens
Schmitt, Eric-Emmanuel

Felix und die Quelle des Lebens


gut

Nachdem ich von den beiden Büchern "Oskar und die Dame in Rosa" sowie "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" begeistert war, habe ich mich sehr auf das neue Buch von Eric-Emmanuel Schmitt gefreut. Vielleicht ware die Erwartungshaltung daher zu hoch, aber unter dem Strich war ich am Ende leider etwas enttäuscht.
"Felix und die Quelle des Lebens" ist sehr eingängig geschrieben, aber mir fehlte etwas der Tiefgang und ich habe zu den Protagonisten keinen richtigen Zugang gefunden (anders als in den beiden genannten Vorgängerwerken). Zwischen den Zeilen finden sich zwar immer wieder nachdenkliche Hinweise über Sinn und Glück des Lebens und die Quintessenz ist stimmig (mehr möchte ich dazu hier nicht verraten), aber trotzdem war es mir insgesamt etwas zu wenig und hat mich nicht richtig berührt. Daher kann ich das Buch nur bedingt empfehlen und vergebe nur eine durchschnittliche Bewertung.