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Benutzername: 
SusanK
Wohnort: 
Osnabrück

Bewertungen

Insgesamt 210 Bewertungen
Bewertung vom 03.07.2024
Toskanisches Verhängnis
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Verhängnis


gut

Die wohlhabende und unbeliebte Witwe Nora Salviati wird nachts in ihrer Villa tot aufgefunden und ihr wertvoller Schmuck, der im Gartenschuppen in einem Sack Erde versteckt war, ist verschwunden. Mit Nora im Haus war einzig ihre englische Freundin Laetitia Barron, die jedoch der italienischen Sprache nicht mächtig ist - und so bittet der ermittelnde Maresciallo Perillo seinen Freund Nico Doyle, ehemaliger New Yorker Mordermittler, um Hilfe ....

Die amerikanisch-italienische Autorin Camilla Trinchieri legt mit "Toskanisches Verhängnis" bereits den vierten Kriminalroman um den amerikanischen Ex-Cop Nico Doyle vor, der nach dem Tod seiner Frau ein neues Zuhause in der Toskana gefunden hat, köstliche Gerichte im Restaurant seiner Verwandten kocht und in der Künstlerin Nelli eine neue Liebe gefunden hat. Der Kriminalfall lässt sich sicher auch ohne Vorkenntnisse der Reihe lesen und genießen, jedoch war ich froh, bereits Wissen über die vielen Figuren, ihre Beziehungen zueinander und ihre Entwicklungen zu haben, da sonst sicher die ein oder andere Frage aufgekommen wäre. (So ist mir besonders Nicos erster Freund in der Toskana, Gogol, ans Herz gewachsen, mit dem er meist in der Bar zusammen frühstückt, und der fast ausschließlich mit Dante-Zitaten kommuniziert.)

Camilla Trinchieri pflegt einen angenehmen Schreibstil passend zum Genre; zahlreiche italienische Ausdrücke (die im Übrigen NICHT übersetzt sind) unterstreichen das Setting. Auf diesem liegt auch der absolute Schwerpunkt der Reihe: Mit bildhaften Landschafts-Beschreibungen, viel italienischer Lebensart und vor allem ausgiebigen Schilderungen köstlicher Spezialitäten und Gerichte schafft die Autorin ein toskanisches Flair.

Mit der Entdeckung des Mordes zieht Trinchieri ihre Leser*Innen gleich in den Fall hinein; doch trotz einiger Wendungen und Finten bleibt die Spannungskurve eher niedrig bis zur - gut konstruierten - Auflösung am Ende. Sehr viel Privates zahlreicher Figuren, Nebengeschichten und Nico Doyles neuer Beruf in Italien und seine Kochleidenschaft degradieren die Ermittlungen zu einem roten Faden, der im Hintergrund die Episoden zusammenhält, während die Autorin von der Sache abkommt oder sich in Details verliert.

Während Nico Doyle eine sympathische, mehrdimensionale Hauptfigur abgibt, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, bleiben die meisten anderen Figuren eher oberflächlich. Sehr viele geben eher - zugegebenermaßen oftmals liebenswerte - Statistenrollen ab und verwirren durch die bloße Zahl der unterschiedlichen Namen - immerhin findet sich am Ende des Buches ein "Verzeichnis der handelnden Personen", das sehr hilfreich ist.

Daneben findet sich zu guter Letzt auch das Rezept für "Taglierini alla Nico", so dass wenigstens eine von der Hauptfigur kreierte Speise nachgekocht und gerochen und geschmeckt werden kann.

Obwohl vieles für einen unterhaltsamen Urlaubs-Krimi spricht, konnte mich dieser vierte Band nicht vollends überzeugen und die Abschweifungen von Camilla Trinchieri verleiteten auch mich immer wieder dazu, nicht bei der Sache zu bleiben.

Bewertung vom 23.06.2024
Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10
Eyssen, Remy

Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10


weniger gut

Die sommerliche Idylle im provenzalischen Lavandou wird jäh unterbrochen, als eine grausam zu Tode gefolterte Frauenleiche aufgefunden wird, deren Kopf an anderer Stelle abgelegt wurde. Der deutsche Rechtsmediziner Leon Ritter unterstützt seine französische Lebensgefährtin Capitaine Isabelle Morell bei den Ermittlungen...

Der deutsche Autor Remy Eyssen legt mit "Verräterisches Lavandou" bereits den zehnten Fall rund um den sympathischen Rechtsmediziner Leon Ritter vor, der sich auch ohne Vorkenntnis der vorher veröffentlichten Bände lesen lässt.

Eyssen erzählt in leichtem Stil und kurzen Kapiteln. Die vorherrschende Erzählperspektive wird teilweise unterbrochen von Blicken auf die Entführungen einiger Mädchen, wobei der Autor eine allzu deutliche Schilderung der Folter und des Tötens vermeidet.

Der Schwerpunkt der Handlung liegt - neben einem durchaus nicht unspannenden Krimi - in einer Schilderung der Landschaft und der sommerlichen Idylle und so entführt der Autor seine Leser*Innen zu einem Kurzurlaub in die Provence, was durchaus gelungen ist. Das Privatleben von Leon, Isabell und deren Tochter Lilou nimmt ebenfalls einen guten Teil ein. Einige Nebenstränge der Handlung wie der Besuch des Französischen Präsidenten im Ferienort, seine heimliche Geliebte oder das Rätsel um Lilous Stalker hängen ein wenig in der Luft und führen auch zu keinem richtigen Ende.

Die aus den Vorgänger-Bänden bekannten Figuren zeigen zwar keine Entwicklung und sind - wie gerade der Polizeichef - recht klischeehaft, sind aber sympathisch und passen harmonisch in die Handlung.

So hätte das Buch eine nette Urlaubslektüre (also für den tatsächlichen Urlaub oder einen Fantasie-Ausflug) werden können, wenn es nicht absolut lieblos heruntergeschrieben und sehr schlecht (oder gar nicht?) lektoriert worden wäre! Neben häufigen Wiederholungen verschiedenster Art nerven die zahlreichen Rechtschreib- und vor allem Logikfehler! Während ich normalerweise durchaus wenige kleine Fehler überlese, brachten mich die unzähligen Missgriffe ständig aus der Geschichte heraus und auf die Palme. Ob der Autor sich nicht entscheiden kann, welche Jahreszeit gerade herrscht (zwischen Mai, der Ginsterblüte und Herbststimmung findet sich alles), ausführlich beschreibt, wie in der Bäckerei die Pain au Chocolate auf den Boden fallen, sich Leon dann zwangsläufig für Croissants entscheidet und später seiner Kollegin die für sie gekauften Pain Choc anbietet, der Polizist sowohl Leon in die eine Richtung und gleichzeitig Isabelle in die andere Richtung begleitet, der Mörder ein Pferd auf der Wiese an der Trense ergreift (nicht nur passionierten Reitern fällt auf, wie unsinnig dies ist) und hier nicht weiter aufzuführende häufige Fehler lassen keine gute Bewertung des Krimis zu. Mir ist schleierhaft, wie ein Haus wie der Ullstein-Verlag ein solches Werk auf den Markt bringen kann.

Bewertung vom 16.06.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


gut

Nachdem Henrik das Ferienhaus seines Großvaters, mit dem ihm viele schöne Erinnerungen verbinden, geerbt hat, beschließen er und seine Frau Nora mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn dort Urlaub zu machen. Doch baut sich von Anfang an eine unheimliche Atmosphäre auf und Henrik kommen bedrohliche Erinnerungen an seine Kindheit, als er ein Baumhaus im Wald entdeckt. Alles eskaliert, als Fynn verschwindet und Nora eine Affäre und einen Stalker gesteht ...

"Das Baumhaus" ist der aktuelle Thriller der deutschen Autorin Vera Buck, die bisher Bücher in unterschiedlichen Genres veröffentlicht hat.

Erzählt wird die Geschichte aus den unterschiedlichen Perspektiven von Nora, Henrik, Marla (einem vor langer Zeit entführten Mädchen) und Rosa, einer jungen Frau, die sich der forensischen Biologie verschrieben hat und von der Polizei um Mithilfe gebeten wird. Grundsätzlich mag ich diese Erzählart, da es beim Lesen so ein umfassendes Bild von der Situation aus verschiedenen Perspektiven gibt und auch die Figuren noch einmal genauer beleuchtet werden. Während Henrik, Nora und Rosa aus der Gegenwart berichten, erzählt Marla von Geschehnissen vor langer Zeit.

Der Schreibstil von Vera Buck ist flüssig; dennoch bin ich nur schwer in die Erzählung hineingekommen, da das erste Drittel aus den unzusammenhängenden Perspektiven bestand, die ich nicht bis wenig verbinden konnte und die auch inhaltlich eher ohne weitere Spannung waren. Lediglich die Passagen von Rosa, einer etwas kauzigen Einzelgängerin mit einer ungewöhnlichen Passion, zog mich in ihren Bann.

Zum Glück kam mit der Entführung von Fynn und einer weiteren Leiche dann doch Spannung auf. Immer neue Entdeckungen und Wendungen und das Rätsel um Henriks Lügen schafften nun einen dramatischen Thriller - bis gegen Ende die Auflösung und Motive sich nicht schlüssig ergaben, sondern explizit erklärt werden mussten. Das Element des Stalkers von Nora erschien für mich zu gewollt und blieb etwas haltlos im Raum stehen. Einige Fehler in der Logik und dem Zeitstrahl und vor allem noch offene Fragen nach Abschluss lassen mich einigermaßen ratlos zurück - und so schwanke ich immer noch zwischen Top oder Flop.

Die Figuren sind unterschiedlich gut dargestellt. Insbesondere Henrik ist mehrdimensional, was seiner Rolle entspricht; seine Frau Nora dagegen empfinde ich als eindimensional - Karrierefrau und unsympathisch, ebenso geht es mir mit Rosas Familie und der Ermittlerin Sara (die eigentlich auch gar nicht ermittelt...). An der meiner Meinung nach interessantesten Figur Rosa, über die ich am liebsten gelesen habe und deren Arbeit im Bereich der forensischen Biologie ich wahnsinnig interessant fand, störte mich allerdings, dass mit ihr die Ansicht kolportiert wird, man müsse schon psychische Probleme haben, um sich mit den Themen rund um den Tod zu befassen.

Nicht zuletzt finde ich die ständigen Anspielungen auf Bullerbü, Ronja Räubertochter und andere schwedische Stereotype ("hier schließt man seine Türen nicht ab") von an den Haaren herbeigezogen bis überflüssig.

Selten hat mich ein Buch so zwiegespalten zurückgelassen und ich habe die ganze Bandbreite zwischen Hype und Hate durchlaufen.
Eine an sich tolle Idee wurde meiner Meinung nach nicht befriedigend umgesetzt - und so bleibe ich bei der Bewertung auch in der MItte mit drei Sternen.

Bewertung vom 16.06.2024
Blutroter Main
Wermescher, Christina

Blutroter Main


ausgezeichnet

Der Bayreuther Politiker Märker will Bürgermeister werden, doch gerät er ständig mit den Umweltschützern aneinander, deren Aktionen ihn sogar zum Opfer werden lassen. Als eine Leiche gefunden wird, steht Märker natürlich schnell unter Verdacht ....

"Blutroter Main" ist der zweite Fall um die Bayreuther Hauptkommissarin Mira Streitberg; er lässt sich problemlos genießen auch ohne Vorkenntnis des Auftaktbandes "Die Toten von Bayreuth", was den Genuss jedoch noch steigern könnte.

Das Setting dieser Reihe liegt in der oberfränkischen Stadt (um Umgebung) Bayreuth wohltuend abseits der bekannten Wagner Anspielungen.

Die Autorin Christina Wermescher pflegt einen locker leichten Schreibstil, der sehr unterhaltsam ist und schnell zu lesen. In diesem ZUsammenhang sind auch die knackig kurzen Kapitel und die eher wenigen 256 Seiten zu nennen. Trotzdem - und der Einteilung des Buches in das Genre "Regionalkrimi" - ist das Buch keinesfalls flach und die Handlung sehr gut ausgearbeitet. Wermescher überzeugt durch immer neue Wendungen und dramatische Ermittlungen und so blieb es spannend bis zum Schluss. Die durchaus überraschende Aufklärung ließ keine Fragen offen.

Sehr gefallen hat mir, dass die Autorin sich nicht scheut, aktuelle Themen wie die Aktionen der Umweltschützer sowie das Taktieren der Politiker anzugehen ohne jedoch eine Wertung abzugeben. Im Gegenteil ist vieles mit einem Augenzwinkern und einer guten Prise Humor dargestellt.

Die Figuren sind gut ausgearbeitet und auch eine Entwicklung ist zu erkennen. Insbesondere die toughe Ermittlerin Mira, die durchaus auch Selbstzweifel hat, aber trotzdem ihren Weg geht, ist mehrdimensional dargestellt und gibt ein starkes Frauenbild ab. Ihre Liebesgeschichte mit ihrem Chef Nils bleibt angenehm im Hintergrund und lenkt nicht von der Krimihandlung ab, passt aber zu einem modernen Frauenbild. Interessant fand ich, dass der Hauptkommissarin einmal nicht ein ausgebildeter Partner zur Seite steht, sondern sie unterstützt wird von dem sympathischen Praktikanten Philipp, der nach Abschluss seiner Ausbildung gerne in die Abteilung kommen möchte.

Mich hat "Blutroter Main" ausgezeichnet unterhalten und ich freue mich auf die Fortsetzung der Reihe, die (hoffentlich) 2025 erfolgt.

Bewertung vom 24.05.2024
Weißglut
Quast, Tobias

Weißglut


gut

Sarah Fuchs, Mitglied der Münchner High Society, flüchtet nach einem medienwirksamen Seitensprung ihres Mannes nach Finnland, wo sie ein luxuriöses Ferienhaus gemietet hat. Bei ihrer Ankunft irrt sie jedoch im Haus und zieht irrtümlich ins Haus ihres Nachbarn Matti ein, den sie am nächsten Morgen ermordet auffindet und setzt damit die Gerüchteküche in Gang: sie sei nicht nur die Mörderin, sondern auch die Geliebte Mattis gewesen. Mit wenig Vertrauen in die Polizei beginnt Sarah selbst mit der Mördersuche, an ihrer Seite ihre Zufallsbekanntschaft Ilvi,,,

"Weissglut" ist der neueste Roman des mit einer Finnin verheirateten deutschen Schriftstellers Tobias Quast, dessen zweite Heimat Helsinki geworden ist und der viele finnische Eigentümlichkeiten hier eingearbeitet hat wie die Liebe für Lakritz, Kaffee und saunaolut – Saunabier, so dass das Setting in "Weissglut" sehr authentisch wirkt.

Quast erzählt in lockerem Schreibstil seine Geschichte, die sich leicht weglesen lässt und zeigt dabei auf, wie leicht Menschen mit Verleumdungen und Gerüchten dabei sind.

Dabei wechseln sich die Sichtweisen aus drei Perspektiven ab: das Geschehen wird aus dem Blickwinkel von Sarah, dem (unbekannten) Mörder und dem autistischen Studenten Onni präsentiert, die alle - wirklich oder nachgesagt - nach einer wertvollen Statue suchen, was zu recht verrückten Situationen führt. Und so musste ich manchmal laut auflachen oder zumindest schmunzeln.

Ich brauchte ein wenig, um mich in das Buch einzulesen und die Spannungskurve ist durchgehend niedrig. Trotzdem lässt sich miträtseln und der Autor führt seine Leser*Innen auf immer neue Fährten und überrascht durch unerwartete Wendungen.

Die Figuren wirken sehr authentisch und man meint direkt, viele persönlich zu kennen. Nicht nachvollziehen konnte ich jedoch, dass Sarah ausschließlich in hohen Designerschuhen durchs Leben (und den Wald) stöckelt; und von den Ermittlungen der Polizei liest sich eigentlich gar nichts, außer des besonderen Interesses des finnischen Ermittlers für die deutsche Sarah. Interessanterweise fand ich die weiblichen Figuren sympathischer als die männlichen.

Insgesamt hat mich "Weissglut" gut unterhalten und mir hat die Reise nach Finnland gefallen.
(3-4 Sterne)

Bewertung vom 24.05.2024
Die Stille der Flut
Johannsen, Anna;Bergsma, Elke

Die Stille der Flut


gut

Die Hauptkommissarin Lina Lübbers wird von Osnabrück nach Aurich versetzt, um dort undercover einen Maulwurf zu enttarnen. Ihre neue Vorgesetzte betrachtet sie als Rivalin, das Team ist ebenfalls kritisch. Zusammen müssen sie in einem Mord an einem jungen Mädchen ermitteln.

Die nordfriesische Krimi-Autorin Anna Johannsen und die ostfriesische Krimi-Autorin Elke Bergsma haben sich zusammengetan, um eine neue Reihe zu schreiben, in deren Mittelpunkt die zwei toughen, aber völlig verschiedenen Hauptkommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken stehen. Im Auftaktband "Die Stille der Flut" liegt so der Schwerpunkt zunächst einmal auf der Einführung der Figuren, die einen großen Raum einnimmt. Beide sind sowohl optisch als auch charakterlich so unterschiedlich und das Team inhomogen, so dass viele Eigenschaften abgedeckt werden.

Erzählt wird abwechselt aus der Sicht von Lina und Kea in der Ich-Perspektive, so dass die Handlungen, aber auch die Gedanken der beiden Hauptfiguren gut nachvollziehbar sind. Mir gefällt es immer, wenn starke Frauen im Mittelpunkt der Handlung stehen. Mit Kea wurde ich jedoch, trotz allem Verständnis für ihre Probleme als alleinerziehende Mutter, nie ganz warm, da sie sich nicht wirklich ihrer Rolle angemessen verhält.

Natürlich ist es auch immer wieder schön, in Büchern nach Ostfriesland zu reisen, und viele Ortsnamen tauchen in diesem Regionalkrimi auf.

Die Autorinnen schreiben flüssig, sachlich und knapp; manchmal hätte ich mir etwas mehr Details gewünscht, um die Handlung runder werden zu lassen und weitere Fragen gar nicht erst aufkommen zu lassen oder diese aufzulösen. So fand ich manche Dinge unlogisch und zumindest holprig beschrieben.

Die Spannung beginnt erst nach einer gewissen Anfangsphase, baut sich dann jedoch schnell auf und die Auflösung kommt einigermaßen überraschend in einem dramatischen Finale. Der Mordfall wird gut aufgeklärt - jedoch bleibt die Enttarnung des Maulwurfes auf der Strecke und führt so zu einem Cliffhanger. So bleibt nur, auf die nächsten Bände "Die Gewalt des Sturms" und "Die Kraft der Ebbe" zu warten, die zum Glück noch im August bzw. Dezember 2024 folgen sollen.

Die im Buch angesprochenen Themen halte ich für sehr wichtig; gerade über Drogen und die dem Mordopfer zugeordneten Verbrechen muss viel mehr informiert und gewarnt werden! Die gleichgeschlechtlichen Beziehungen sind harmonisch im Kontext eingefügt.

Insgesamt hat mich "Die Stille der Flut" gut unterhalten und ich bin gespannt auf den Fortgang von Lina Ermittlungen und ihrer Annäherung an die ostfriesischen Kollegen.

Bewertung vom 20.05.2024
Die Kraft der Bücher / Die Glücksfrauen Bd.2
Claire, Anna

Die Kraft der Bücher / Die Glücksfrauen Bd.2


ausgezeichnet

Als 1939 die Repressalien gegen Juden in Deutschland immer schlimmer werden, entschließen sich endlich auch die Buchhändler Maria und Jakob mit ihren Kindern zur Flucht. Doch fast ist es zu spät und sie können das Land nur auf abenteuerlichen Wegen verlassen. -
2023 erhält die brasilianische Buchhändlerin Sandra überraschend Besuch von der New Yorkerin June, die ihr von einem gemeinsamen Erbe berichtet. Die beiden Frauen begeben sich gemeinsam auf Spurensuche und die Geschichte, die sie beide vereint.

"Die Glücksfrauen. Die Kraft der Bücher" ist der zweite Band einer Trilogie um drei Exilantinnen während des Nazi-Regimes von der deutschen Erfolgsautorin Anja Saskia Beyer, die hier unter dem Pseudonym "Anna Claire" schreibt. Nachdem mich der emotionale und eindringliche erste Band, in dessen Mittelpunkt das Leben der Exilantin Luise stand, bereits begeistert hat, geht es hier nun um die gefährliche Flucht der Jüdin Maria und ihrer Familie 1939 über Frankreich und Portugal nach Brasilien. In der zweiten Zeitebene wird Luises Enkelin June unterstützt von Marias Enkeltochter Sandra aus Rio de Janeiro.

Die Autorin schreibt in zwei gut miteinander verwobenen Erzählsträngen von der Jüdin Maria im Jahr 1939 und den modernen Frauen June und Sandra im Jahr 2023, die sich auf Spurensuche begeben nach der dritten Freundin Anni und dabei den Weg von Maria nachverfolgen. Der Schreibstil ist fließend und emotional und lässt sich leicht lesen. Anna Claire hat gut recherchiert und ein anschauliches und bedrückendes Bild erschaffen in Bezug auf das Zeitgeschehen, die Zwangsmaßnahmen des Nazi-Regimes gegen Juden und die oftmals waghalsigen und lebensbedrohlichen Fluchtwege der Menschen, die, wenn überhaupt, nur ihr nacktes Leben retten konnten. Gerade diese Passagen waren so hochspannend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und mitgelitten und mitgefiebert habe. Dass in den Schilderungen 2023 manches ausgesprochen einfach ist (wie die Tatsache, dass Sandra mit finanziellen Schwierigkeiten ihre Buchhandlung mal eben so einem Unbekannten anvertraut oder Geld für eine spontane Europareise hat), fand ich durchaus angemessen, weil es einen bemerkenswerten Gegensatz zum Leben ihrer Großmütter bildet.

Die im ersten Band aufgekommene Frage nach dem großen Fehler Luises, der zum Bruch zwischen den drei Freundinnen führte, schwebt nun ständig über den Frauen - und bleibt als großer Cliffhanger offen, der den dritten Teil sehnsüchtig erwarten lässt.

Die Figuren sind sowohl anschaulich und mehrdimensional gezeichnet als sie sich durchaus auch weiterentwickeln und es macht viel Spaß, mit ihnen auf die Reise zu gehen, auf der Glück und Leid immer nachvollziehbar wiedergegeben sind. Besonders angenehm empfinde ich, dass starke Frauen im Zentrum der Handlung stehen - gerade, wenn die aus ihrer Normalität herausgerissenen Männer aufgeben. So verschieden die drei besten Freundinnen und ihre Wege im Dritten Reich auch gewesen sind, so unterschiedlich werden auch Sandra und June skizziert, wobei ich mit der chaotischen, spontanen Sandra zwar meine Schwierigkeiten hatte, sie jedoch durchaus als glaubhaft empfand.

Zu erwähnen ist noch, dass auch das Thema "Liebe" eine kleine Rolle spielt.

"Die Kraft der Bücher" ist nicht nur Titel dieses Bandes, sondern auch ein Kernthema der Erzählung, was sicher für uns Lesebegeisterte besonders schön ist, denn immer wieder wird aufgezeigt, wie Bücher den Figuren in aller Verzweiflung Mut, Hoffnung und Kraft verleihen. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Der abschließende Band "Die Glücksfrauen – Das Geheimnis der Rosen", in dem wir dann auch mehr von der dritten Freundin Anni, ihrer Enkelin Wendy aus Tansanien und dann auch hoffentlich von der großen Schuld, die Luise auf sich geladen hat und von der bisher schon immer wieder die Rede war, erfahren werden, ist leider erst für den 31. Januar 2025 angekündigt und ich sehe ihm voller Vorfreude entgegen.

Nach Lektüre der ersten beiden Bände kann ich diese Trilogie bedingungslos weiterempfehlen, da auch die schwierigen Themen um da Grauen der Judenverfolgung, waghalsige Fluchten und Denunzierungen, aber auch Hilfe und Zusammenhalt höchst unterhaltsam und spannend erzählt werden.

Bewertung vom 13.05.2024
Südlich von Porto wartet die Schuld
da Silva, Mariana

Südlich von Porto wartet die Schuld


sehr gut

Die Deutsch-Portugiesin Ria Almeida wagt den Umzug nach Torreira im portugiesischen Distrikt Aveiro. Während sie noch bei ihrer Cousine Mariposa und deren Mann, dem Dorfpolizisten João Pinto, wohnt und als Schreibkraft in der Polizeidienststelle angestellt ist, wird in den Dünen ein Richter tot aufgefunden. Als Comisario Baptista zu dem Fall hinzugerufen wird, stellt sich heraus, dass dieser Richter gerade in einem Prozess gegen das Organisierte Verbrechen verhandeln sollte. Ria und Baptista ermitteln gemeinsam - und auch privat gibt es einiges zu klären ....

"Südlich von Porto wartet die Schuld" ist der zweite Roman der freischaffenden Autorin und Redakteurin Mariana da Silva, die portugiesische Wurzeln hat, der sich problemlos ohne Kenntnis des ersten Bandes "Südlich von Porto lauert der Tod" lesen lässt; wenngleich er auch ein paar Anspielungen auf den Vorgänger beinhaltet. Die Romane gehören zu der Ullstein-Verlags-Reihe "Mord im Paradies", bei der die Leser*Innen Ermittler*Innen nicht nur bei spannenden Ermittlungen begleiten, sondern in denen es auch gleich Urlaubsgefühle mit dazu gibt.

Bereits das Cover zeigt - neben einem Meeres-Stilleben - die für Portugal so typischen Azulejos, quadratische, bunt bemalte Keramikfliesen. Diese zieren auch die einzelnen Kapitelüberschriften, die aus einem Portugiesischen Wort und einer ergänzenden (!) deutschen Beschreibung bestehen und so schon gleich für das entsprechende Portugal-Feeling sorgen.

Natürlich spielt Lokalkolorit eine wichtige Rolle in diesem Buch; man merkt beim Lesen sofort, dass die Autorin sich in der Region auskennt und mit viel Liebe sowohl die wunderschönen Landschaften und Orte sowie die kulinarischen Genüsse beschreibt. So lässt es sich leicht in die Urlaubskulisse träumen. Der mahnende Finger in Bezug auf Umweltschutz ist durchaus gegeben, fügt sich aber nahtlos in die Handlung ein.

Mariana da Silva schreibt mit leichter Hand und in einem gemächlichen Erzähltempo mit viel Sinn für Details. Die Spannungskurve ist einem Urlaubskrimi angemessen und findet nach einigen Wendungen am Ende eine befriedigende Auflösung, in der alle offenen Fragen beantwortet werden.

Die Figuren wirken authentisch und glaubwürdig; sie sind mehrdimensional und haben trotz aller Sympathie auch ihre Ecken und Kanten. Großen Wert legt die Autorin eben auch auf das Zwischenmenschliche und das Privatleben der Ermittler, die sich nahe stehen oder nahe kommen und wo die Familie einen besonderen Stellenwert einnimmt. Für mich war das Verhältnis zwischen Krimi und portugiesischem Flair absolut ausgewogen, wie man es bei einem Urlaubskrimi erwarten kann.

Mich hat "Südlich von Porto wartet die Schuld" gut unterhalten und an unvergessliche Tage in Aveiro erinnert. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall mit Ria Almeida und Baptista und bin gespannt, wie sich ihr Verhältnis weiter entwickeln wird.

Bewertung vom 13.05.2024
Der Plot (eBook, ePUB)
Eldering, Frank

Der Plot (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Max Delius ist ein erfolgloser Autor; seine Frau verlässt ihn. Doch dann erhält er einen ungewöhnlichen, sehr gut bezahlten Auftrag: Auf der Grundlage eines ihm überlassenen fertigen Plots soll er einen detailreichen Thriller verfassen. Doch dann sterben die Mordopfer nicht nur in seiner Geschichte, sondern ihre realen Pendants kommen auf genau dieselbe Weise ums Leben und Max wird selbst immer tiefer in das aberwitzige Geschehen hineingezogen.

"Der Plot" ist der erste Thriller des niederländischen Architekten und Autors Frank Eldering, der mir bereits durch seine später erschienende spannende Confluentes-Trilogie - um gut recherchierte kirchliche Geheimnisse und ihre Bewahrung bzw. Aufdeckung - bekannt ist.

Auch diesem Buch liegt bereits eine Idee zugrunde, die aus real existierenden (geheimen) Forschungsprogrammen entstanden ist, die der Autor im Anhang anführt. Dass diese Forschungen und Ergebnisse tatsächlich real sind, ist für mich zusätzlich grauenhaft und besorgniserregend...

Aufgeteilt ist "Der Plot" in sechs Teile und zahlreiche kurze Kapitel, die schnell und leicht zu lesen sind. Eine hohe Spannungskurve und die angenehme Schreibweise machen das Buch zu einem echten Page-Turner, in dem ich mir immer wieder die Frage stellte, wie die Geschichte nur weiter- und befriedigend zu Ende gehen sollte - neben dem zusätzlichen Nervenkitzel, dass die beschriebenen Manipulationen am Menschen tatsächlich möglich sein sollen. Besonders gut gefiel mir, dass der Autor im letzten Abschnitt eine Gerichtsverhandlung über den wirklich außergewöhnlichen und neuartigen Fall konstruiert hat, deren Ausgang ein positives Ende schaffte. Und wenngleich der Fall selbst abgeschlossen und ohne weitere Fragen endet, schafft Eldering ein offenes Ende, was zugleich auch die weiterhin real existierenden Forschungen und Entwicklungen symbolisiert.

Die im Mittelpunkt stehenden Figuren Max und seine frühere Geliebte Chiara, eine Journalistin, sind authentisch und nachvollziehbar ausgearbeitet; ihre Widersacher, der über Leichen gehende Wissenschaftler Wladimir Voronin und seine brutalen Handlanger sowie die ermittelnde Polizei, erscheinen einigermaßen klischeehaft, was jedoch nicht weiter stört. Gerne hätte ich noch mehr erfahren über die "human dignity watch", einer Organisation für Menschenrechte, die nicht nur in diesem Buch eine wichtige Rolle spielt.

Die Schauplätze der Handlung (Wiesbaden und der Rheingau-Taunus sowie Stockholm) sind eher untergeordnet und wären durchaus austauschbar.

Meiner Meinung nach verdient die diesem Werk zugrundeliegende Idee und ihre vorliegende Ausarbeitung unbedingt mehr Aufmerksamkeit und ich möchte den "Plot" gerne weiterempfehlen!

Bewertung vom 13.05.2024
Evas Rache / Paul Stainer Bd.4
Ziebula, Thomas

Evas Rache / Paul Stainer Bd.4


ausgezeichnet

Im Jahr 1922 herrscht in Leipzig Ausnahmezustand, denn die Technische Messe zieht Besucher aus aller Welt an. Der erfolgreiche Münchner Professor Armin Dorn will seine bahnbrechende Erfindung zur Lebensmittelkonservierung vorstellen. Doch genau jetzt geht in der Stadt der als "Bestie von Leipzig" titulierte Frauenmörder um und Kommissar Paul Steiner und seine Kollegen tappen im Dunklen; erst als die junge Frau Dorn verschwindet, scheint sich eine Spur aufzutun. Doch welches Motiv hat der vermeintliche Lustmörder wirklich? Und ist Eva-Maria Dorn wirklich nur unschuldiges Opfer? ....

In seiner Reihe um den durch den Ersten Weltkrieg schwer traumatisierten Kommissar Paul Stainer legt der freischaffende Autor Thomas Ziebula nun mit "Evas Rache" den vierten Band vor, der leider auch der letzte sein soll, was ich sehr bedauere. Man kann diesen vierten Band problemlos alleine lesen - wodurch dem Leser oder der Leserin nur der Genuss der tollen Charakterentwicklungen entgeht und weitere spannende Geschichte.

Im Mittelpunkt dieses außergewöhnlichen Kriminalromans, der auf ansprechende Weise in auktorialem Erzählstil verfasst ist, steht die junge Eva-Maria Dorn und nach ihrer Entwicklung sind auch die drei Teile des Buches benannt: Dornröschens Ende, Marias Höllenfahrt und Evas Auferstehung. Und wenn Ziebula auch regelmäßig den Blick wechselt zwischen Eva, Stainer und dem soeben aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen Nakaski, gelang ständig eine sichere und kristallklare Zuordnung des Geschehens, das immer neue Wendungen aufnahm. Die Spannung blieb auf hohem Niveau und überzeugte mich durch einen raffiniert angelegten Plot, der alles andere als gewöhnlich ist.

Die Figuren sind mehrdimensional und entwickeln sich im Laufe der Handlung auf beeindruckende Art; dabei ist ihr Handeln absolut authentisch und immer nachvollziehbar und durch ihr Agieren wird die historische Zeit sehr deutlich und nahbar zum Ausdruck gebracht. Selbst die aus den vorhergehenden Büchern bereits bekannten Nebenfiguren sowie die hier neu auftretenden sind mit vielen Details ausgestattet.

Und gerade dies schätze ich bei Thomas Ziebula im besonderen: Er hat - nicht nur über die Polizeiarbeit in der Weimarer Republik - akribisch recherchiert und setzt seine Begeisterung für die Deutsche Zeitgeschichte großartig um. So lebensnah und anschaulich werden auch die zweifelhaften Seiten der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts, die uns meist nur als "die goldenen Zwanziger" präsentiert wird, selten geschildert. Die Nachwehen des Ersten Weltkrieges in ihrer Brutalität, der Wirtschaftsaufschwung, aber auch der immer stärker um sich greifende Nationalsozialismus mit seinen Fanatikern ist Geschichte pur und passt perfekt zu dem brisanten Kriminalfall. Dass Ziebula die Erfindung des Gefrieren von Lebensmitteln zur Haltbarmachung - eigentlich von einem kanadischen Wissenschaftler entdeckt - dem fiktiven Unternehmer und Forscher Armin Dorn andichtet, verzeihe ich gerne. Ergänzen möchte ich an dieser Stelle auch die vielen zeitgeschichtlichen Details, die in die Handlung einfließen wie natürlich die Technische Messe Leipzigs, eine der ältesten Messen der Welt, das Turn- und Sportfest 1922, die "Leipziger Lerchen", eine Zubereitung von Singvögeln, die schon im 19. Jahrhundert verboten wurde und aus denen das heute bekannte Gebäck hervorgegangen ist und vieles mehr. Und auch das aufgezeigte Frauenbild von vor über 100 Jahren ist erwähnenswert.

Deutsche Geschichte, ein spannender, gut konstruierter Krimi mit überraschenden Wendungen und nicht zuletzt Begeisterung für die sächsische Stadt Leipzig mit ihrer Vergangenheit sowie toll herausgearbeiteten Figuren - davon möchte ich noch viel mehr! Mit einem lachenden Auge (wegen des herausragenden Krimis) und einem weinenden (weil Paul Stainers Reise nun zu Ende geht) kann ich diesen Kriminalroman nur wärmstens empfehlen! Und ich hoffe, bald wieder Neues von Thomas Ziebula lesen zu dürfen.