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karo_liest

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Insgesamt 62 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2023
Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1
Martin, Lily

Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1


sehr gut

„Jeder Sommer erzählt eine neue Geschichte. Jede Geschichte ein neues Glück.“

Lola Mercier hat nach der Schule Paris verlassen, denn zu viele traurige Erinnerungen sind für sie mit dieser Stadt verbunden. Nun kehrt die junge Frau zurück, um sich auf die Suche nach ihrer plötzlich verschwundenen Großmutter Rose zu machen.
Im Quartier Latin trifft Lola auf viele alte Bekannte und Freunde. Und die meisten von ihnen kennen auch Rose und können etwas über sie erzählen. Lola wird hier wieder mit der Vergangenheit konfrontiert - nicht nur mit ihrer eigenen, sondern auch mit der ihrer verstorbenen Mutter und der ihrer Großmutter. Und die Vergangenheit holt Lola auch ein, als sie Fabien trifft. Beide kennen sich aus Schulzeiten. Und um Geld zu verdienen nimmt sie einen Job bei ihm im „Café des Artisans“ an.

„Sommertage im Quartier Latin“ ist der erste Roman, den die Autorin Anne Stern unter dem Pseudonym Lily Martin geschrieben hat. Es ist ein leichter Sommerroman, ideal für zwischendurch und für schöne Lesestunden im Urlaub. Es ist ein Buch, das einfach Spaß macht, nett zu lesen ist und welches man mit einem Lächeln im Gesicht beendet. Sehr gut gefallen hat mir, dass zwischendurch französische Begriffe und Sätze eingebaut wurden, was die Geschichte besonders charmant macht und Pariser Flair versprüht.

„Wir sehen uns wieder … im Sommer in Paris!“

Bewertung vom 24.05.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


ausgezeichnet

Beeindruckendes Debüt

1948 in Colorado:
Victoria Nash, genannt Torie, lebt auf einer Pfirsichfarm am Gunnison River. Ihre Mutter ist leider viel zu früh verstorben, daher muss sich das Mädchen um den Haushalt und ihren Vater sowie ihre Brüder kümmern. Es ist ein harter Alltag dort in der Abgeschiedenheit. Die Männer machen es ihr nicht leicht, doch Torrie ist tapfer.
Mit 17 begegnet sie in der Stadt dem geheimnisvollen Fremden Wilson Moon. Beide verlieben sich sofort ineinander. Die Einwohner des kleinen Ortes jedoch verachten den jungen Mann aufgrund seiner indianischen Herkunft und jagen ihn davon. Allerdings bleibt die Liebe von Victoria und Wilson nicht ohne Folgen, sodass die junge Frau handeln muss.

„Soweit der Fluss uns trägt“ ist ein berührender Roman über eine starke Frau. Ganz ruhig und doch mitreißend erzählt - erschütternd und grausam, gleichzeitig bewegend und herzzerreißend, spannend und aufregend.
Von der ersten bis zur letzten Seite lässt einen die Erzählung nicht mehr los.
Shelley Read schafft es auf großartige Weise, die Natur zu schildern, dass man beim Lesen das Gefühl hat, mitten in der Wildnis dabei zu sein.
Die Lektüre wird gerne mit „Der Gesang der Flusskrebse“ verglichen. Und auch wenn es eine völlig andere Geschichte ist, so trifft es auf jeden Fall zu, was die Naturbeschreibungen anbelangt. Auch bei diesem Roman kann ich mir eine Verfilmung sehr gut vorstellen.

„Go as a river“, wie das Buch im Original heißt, wurde erstklassig übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Wibke Kuhn.
Eine beeindruckende Lektüre, sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 09.05.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Zwei betuchte Familien aus Wien, eine Villa in der Toskana, alles sehr gehoben - es soll ein perfekter gemeinsamer Urlaub werden.

Das Winzerehepaar Melanie und Engelbert Binder mit ihrem 9-jährigen Sohn Benjamin sowie Elisa Strobl-Marinek, Politikerin bei den Grünen mit Sitz im Nationalrat, und ihr Mann Oskar, Dozent an der Uni und süffisanter Besserwisser, mit ihren beiden Töchtern Lotte und Sophie Luise kennen einander seit Jahren und freuen sich auf die gemeinsamen Ferien. Und damit sich die 14-jährige Sophie Luise nicht langweilt, darf auch eine ihrer Schulfreundinnen mitkommen: Aayana, ein Flüchtlingskind aus Somalia.
Auf der Terrasse der Villa in Italien gibt’s für die Erwachsenen gleich mal Prosecco. Schließlich will man ja den Urlaub von Anfang an so richtig zelebrieren und genießen.
Doch schon nach kürzester Zeit kommt es zu einer Katastrophe.

Mit leichtem, flüssigen Schreibstil führt uns Daniel Glattauer durch seinen neuen Roman „Die spürst du nicht“.
Die verschiedenen Charaktere sind hervorragend getroffen. Themen wie Migration, Asyl, Doppelmoral stehen im Vordergrund sowie die große Frage „Was ist ein Menschenleben wert?“
Als besonderes Stilmittel baut Glattauer Presseartikel und Kommentare zu dem Vorfall in die Erzählung ein, wodurch man zusätzlich über den aktuellen Stand der Dinge informiert wird. Mir hat das sehr gut gefallen.
Insgesamt ist „Die spürst du nicht“ eine rundum gelungene Lektüre und daher sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 08.05.2023
Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
George, Nina

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu


gut

Monsieur Perdu und sein Bücherschiff - mit ihm fährt er nach vier Jahren wieder durch Frankreich und macht sich auf den Weg nach Paris. Er möchte wieder Menschen und Bücher zusammenbringen. Gemeinsam mit ihm treffen wir auf alte Bekannte und lernen auch neue Gesichter kennen.

Vor einigen Jahren habe ich von Nina George „Das Lavendelzimmer“ gelesen, ein Buch, das mich sofort berührt und sehr begeistert hat. Nun gibt es also eine Fortsetzung des Romans. Für mich war sofort klar, dass ich „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ unbedingt lesen möchte.
Die ersten Seiten fand ich wieder sehr ansprechend, doch dann verlor ich das Interesse. Die Geschichte zog sich in die Länge, ich konnte kaum noch folgen, legte das Buch nach ein paar gelesenen Kapiteln immer wieder recht schnell zur Seite. Nun habe ich es endlich beendet. So wirklich empfehlen kann ich es nicht. Schade, ich hatte wieder eine Lektüre erwartet, die mich gefangen nimmt bis zur letzten Seite. Das war diesmal nicht der Fall.

Bewertung vom 30.04.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Wir befinden uns im Wien der 1960er Jahre.
Robert Simon ist Anfang 30 und Kriegswaise. Mit Hilfsarbeiten auf dem Karmelitermarkt hält er sich über Wasser. Eine heruntergekommene Wirtschaft in dem Arbeiterviertel erregt seine Aufmerksamkeit. Er pachtet diese und eröffnet dort ein kleines Café - das „Café ohne Namen“.
Seine Gäste sind einfache Leute, Menschen aus dem Arbeitermilieu.

Wir lauschen ihren Gesprächen, erfahren von ihren Sorgen und Nöten, aber auch von ihren Träumen.

„Man sollte sich immer ein bisschen mehr Hoffnung als Sorgen machen. Alles andere wäre doch blödsinnig, oder?“ S. 26

„Das Café ohne Namen“ ist ein Roman im Stil, wie wir ihn von Robert Seethaler kennen. Leise, gefühlvoll, aber trotzdem intensiv. Es ist ein ruhiges Buch, jedoch keineswegs langatmig oder langweilig.

Ich habe diese Lektüre sehr genossen und gerne gelesen und kann sie jedem ans Herz legen, der eintauchen möchte in das Wien der 60er und 70er Jahre.

Bewertung vom 30.03.2023
Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1
Bonetto, Andrea

Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1


sehr gut

Vito Grassi, 52 Jahre alt, ist Commissario in Rom. Nachdem er das Haus seines Vaters in Ligurien geerbt hat, lässt er sich dorthin versetzen und tritt jetzt seinen Dienst in der Questura von La Spezia an. Im Haus erwartet ihn die geheimnisvolle Toni, im Büro seine Kollegin Ricci, mit der er sich auch erst mal anlegt. Allerdings bleibt keine Zeit für Sticheleien, denn es gibt innerhalb kürzester Zeit eine Tote, sodass Arbeit angesagt ist. Was wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich als Mord. Und ein zweiter kommt gleich noch dazu.

„Abschied in Italien“ ist der erste Fall einer neuen Krimi-Reihe, die uns nach Italien entführt und kurzweilige Stunden an der ligurischen Küste beschert. Neben dem Ermitteln wird gut gekocht, gegessen und getrunken. Da möchte man doch am liebsten gleich mit dabei sein. Die Story ist spannend und nicht unbedingt vorhersehbar. Es macht Spaß, mit Commissario Grassi und seinem Team zu ermitteln.
Ein nettes Debüt, das Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 20.03.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

Tom Elmer braucht Geld. Da kommt ihm das Angebot von Dr. Peter Stotz sehr gelegen. Der ehemalige Nationalrat möchte von ihm seinen Nachlass geregelt bekommen.
So zieht Elmer in das Anwesen von Stotz am Zürichberg ein, um dessen Unterlagen zu sichten und zu sortieren. Dabei stößt er auf etliche Porträts. Sie zeigen Melody, die ehemalige Verlobte von Stotz. Sie war vor vielen Jahren dessen große Liebe und verschwand dann von einem Tag auf den anderen spurlos.
Tom Elmer macht sich auf die Suche nach der geheimnisvollen Schönen.
Ist wirklich alles so, wie es scheint und wie Stotz vorgibt? Bei Elmar kommen Zweifel auf.

Ich habe alle Romane von Suter gelesen und daher dieser Neuerscheinung sehr entgegengefiebert. Auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht.
Wie gewohnt ist das neue Buch des Autors wieder fesselnd bis zum Schluss, der Schreibstil elegant, die Charaktere wunderbar beschrieben. Eine rundum stimmige und sehr gelungene Lektüre - spannend, niveauvoll und leicht zu lesen.

Bewertung vom 09.03.2023
Leonard und Paul
Hession, Rónán

Leonard und Paul


ausgezeichnet

Sie sind beste Freunde - Leonard und Paul - und beide etwas unbeholfen, was das Leben und besonders den Umgang mit Frauen anbelangt.
Sie drängen sich nicht in den Vordergrund und lassen lieber andere große Reden schwingen.
Und doch sind beide ganz besondere Menschen, Menschen mit Herz und Verstand, wie man so schön sagt.
Durch ihre etwas spezielle Art ergeben sich immer wieder Situationen, die uns beim Lesen schmunzeln lassen.

„Leonard und Paul“ ist ein Buch der leisen Töne. Vieles spielt sich zwischen den Zeilen ab. Es ist eine warmherzige Geschichte, so amüsant und rührend geschrieben und so tiefgründig.
Ein Buch, das man mit einem Lächeln im Gesicht beendet und das einen mit richtig guter Laune zurücklässt.
Übersetzt wurde der Roman aus dem irischen Englisch von Andrea O‘Brien. Er erscheint am 20. März bei Woywod & Meurer. Hinter dem Verlagslabel stehen Torsten Woywod und Frauke Meurer.
Bleibt zu hoffen, dass die beiden noch viele wunderbare Bücher veröffentlichen werden.
Für mich ist die Lektüre ein kleines Juwel und ein absolutes Lese-Highlight.

Bewertung vom 06.03.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

Das war mal wieder ein Leseerlebnis ganz nach meinem Geschmack. So mitreißend wie die stürmische Ostsee, so ist dieses Buch. Sehr stark!

„Segeltörn, Pärchenlügen, Eskalation“ - drei Begriffe, mit denen Kristina Hauff ihren neuen Roman beschreibt.
Worum geht’s?
Andreas, einer der renommiertesten Wirtschaftsstrafverteidiger Deutschlands, lädt seinen jungen Kollegen Daniel und dessen Partnerin Tanja, die in einem Pflegeheim arbeitet, zu einem Segelurlaub ein. Mit an Bord sind Caroline, die Frau von Andreas, Chefredakteurin eines Hochglanzmagazines, sowie Eric, der angeheuerte Skipper und Eigentümer der Segelyacht.

Schon zu Beginn spürt man die Spannungen zwischen den einzelnen Personen. Andreas, der es nicht gewohnt ist, Anweisungen zu bekommen. Daniel, unterwürfig seinem Chef gegenüber. Caroline, die an ihrer Ehe zweifelt. Tanja, die sich unwohl fühlt in diesen gehobenen Kreisen. Und auch Eric scheint nicht mit sich im Reinen zu sein.
Es sollte eine schöne gemeinsame Zeit werden, der zehntägige Törn durch die schwedischen Schären. Doch aus der anfangs ruhigen Ostsee wird ein tosendes Meer. Und genauso wie sich die Wetterlage zuspitzt, entwickelt sich die Stimmung an Bord - zu einem Drama auf See.

Kristina Hauff hat einen Roman geschaffen voll von Emotionen und Spannung. So atmosphärisch wie das Cover ist auch der Schreibstil. Ich bin sehr begeistert, daher gibt’s von mir eine ganz klare Leseempfehlung.
Und „In blaukalter Tiefe" steht nun auf meiner Liste der Lese-Highlights 2023.

Bewertung vom 20.02.2023
Saubere Zeiten
Wunn, Andreas

Saubere Zeiten


sehr gut

„Rei in der Tube“ - da werden bei mir Kindheitserinnerungen wach, denn meine Eltern hatten dieses Waschmittel in den 70er- und 80er-Jahren immer in unseren Urlauben dabei. Und dann wurden damit einzelne Kleidungsstücke im Waschbecken rausgewaschen.

Erfunden wurde „Rei in der Tube“ von Andreas Wunns Großvater. Er hatte eine Drogerie in St. Ingbert und war mit seiner Waschmittelmarke Rei in der Nachkriegszeit sehr erfolgreich. Dies hat sich allerdings dann geändert, denn bereits Mitte der 1950er verlor er sein Vermögen selbstverschuldet wieder.
Der Journalist Andreas Wunn hat nun in seinem Buch „Saubere Zeiten“ Teile dieser Familiengeschichte mit Fiktivem verwoben und so einen sehr lesenswerten Roman geschaffen.

Der Ich-Erzähler Jakob Auber reist von Berlin nach Trier, wo sein Vater im Sterben liegt. Und er begibt sich dort in der alten Heimat zurück in die Vergangenheit, macht sich auf die Suche nach Antworten - Antworten auf offene Fragen, die sein Vater hinterlassen hat. Dabei führen die Spuren bis nach Rio de Janeiro an die Copacabana.
Es geht um die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen, um Schuld und Vergebung, um Zeiten, in denen nicht jeder eine weiße Weste hatte.

Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich in dieser Geschichte nahtlos ab und werden nicht immer klar abgegrenzt. Teilweise musste ich beim Lesen kurz überlegen, auf welcher Zeitebene der Roman gerade spielt. Aber genau das hat für mich die Lektüre so attraktiv gemacht. Dieses Ineinandergreifen der Geschehnisse und die Zeitsprünge - das alles ist hier wunderbar gelungen. Ein fesselndes Debüt, das sich sehr gut lesen lässt. Absolut empfehlenswert!