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si_liest
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Lörrach

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Insgesamt 44 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2022
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Bervoets, Hanna

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weniger gut

Gewalt, Hass, Pornographie – all dem müssen sich Kayleigh und ihre Kolleg*innen Tag für Tag bei ihrer Arbeit als Content-Moderator*innen aussetzen. Unter prekären Arbeitsbedingungen entscheiden sie, welche Inhalte auf den sozialen Medien bleiben dürfen und welche gelöscht werden. Was das mit den Menschen macht und in welche Abgründe man dadurch geraten kann, versucht die niederländische Autorin Hanna Bervoets in ihrem Roman „Dieser Beitrag wurde entfernt“ darzustellen.
Meiner Meinung nach ist ihr dies jedoch auf den knapp über hundert Seiten nicht wirklich gut gelungen. Man erfährt zwar so einiges über die Problematik dieser eher vergessenen Seite der sozialen Medien und wird auch angeregt, sich näher damit zu beschäftigen, aber für mich blieb alles zu oberflächlich, viele Sachverhalte blieben ungeklärt. So hätte ich es zum Beispiel gut gefunden, mehr über die Sammelklage der ehemaligen Mitarbeiter*innen zu erfahren, um ein umfassenderes Bild der Folgen, die diese davontragen, zu bekommen. Obwohl man mitbekommt, wie Kayleigh mehr und mehr abstumpft, blieb sie bis zum Schluss nicht wirklich greifbar und ich konnte mich kaum in sie einfühlen. Zudem war mir die Darstellung ihrer Beziehung zu Sigrid zu verschwommen, vieles wurde angedeutet, aber nicht weiter ausgeführt, was nochmals Distanz erzeugt hat. Und auch der Schluss kam mir zu abrupt und hat mich ratlos zurückgelassen.
Gut gefallen hat mir der Schreibstil der Autorin und auch das Cover finde ich gelungen, ein richtiger Eye-Catcher.
Auch wenn mir der Roman nicht zugesagt hat, so konnte ich doch meinen Horizont erweitern, da das Buch auf die „dunkle“ Seite der sozialen Medien aufmerksam macht.

Bewertung vom 20.07.2022
Eine Feder auf dem Atem Gottes
Nunez, Sigrid

Eine Feder auf dem Atem Gottes


ausgezeichnet

Als ich auf der letzten Seite des Romans angekommen bin, war ich ziemlich traurig, denn für mich hätte das Buch gut und gerne doppelt oder dreifach so umfangreich sein können, so sehr habe ich es gemocht, darin zu lesen.
Sigrid Nunez beschreibt in vier Teilen (Chang, Christa, Eine Feder auf dem Atem Gottes, Vadim) die Geschichte ihrer Eltern und ihre eigene Jugend, erzählt von ihrer Identitätssuche, ihrer Verlorenheit zwischen den Kulturen, der ewig unzufriedenen Mutter, dem distanzierten Vater, ihrer Liebe zum Ballett und zu einem Immigranten aus Odessa. Mich hat dabei vor allem ihre Erzählweise begeistert; obwohl diese eher kurz und knapp beschreibend ist, mit kurzen und nüchternen Sätzen, vermag sie doch Emotionen und Stimmungen bei den Lesenden zu wecken. Die messerscharfe Analyse ihrer eigenen Person und ihrer Umwelt und die teils schonungslose Offenlegung ihrer Gefühle machen das Lesen zu einem Genuss. Außerdem gefällt mir der leicht melancholische Unterton, der das gesamte Buch durchzieht.
Eine klare Leseempfehlung für alle, die autobiographische/autofiktionale Romane mögen.

Bewertung vom 15.06.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


sehr gut

Das Cover von „In fünf Jahren“ von Rebecca Serle verkündet es schon: Man bekommt hier als Leser*in zwar eine Liebesgeschichte erzählt, die sich jedoch wirklich ganz anders entwickelt, als man denkt und die voller Überraschungen steckt.
Dannie, ehrgeizige Anwältin Ende Zwanzig, wohnt mit ihrem Freund David in New York und steht kurz davor, den Job ihrer Träume zu ergattern. Als David ihr auch noch einen Heiratsantrag macht, scheint ihr Glück perfekt. Doch in der Nacht nach dem Antrag hat sie einen merkwürdigen „Wachtraum“, in dem sie Einblick in eine Lebenssituation in der Zukunft – in genau fünf Jahren – erhält. Als sie aufwacht, ist sie verwirrt und verängstigt, lebt aber letztendlich ihr Leben wie gewohnt weiter. Je näher der Zeitpunkt des Traumes rückt, desto mehr entwickeln sich die Ereignisse in Richtung der Situation des Traumes. Welche Rolle dabei Bella, ihre beste Freundin und deren Freund Aaron spielen, stellt sich im Verlauf dann auf überraschende Weise heraus. Jede weitere Beschreibung der Handlung würde zu stark spoilern, deshalb belasse ich es bei der kurzen Inhaltsangabe.
Eigentlich habe ich einen romantischen Frauenroman erwartet, der leicht zu lesen und in gewisser Weise vorhersehbar ist. Umso mehr wurde ich dann vom Verlauf, den die Handlung nimmt, überrascht – und das im positiven Sinn. Leicht zu lesen ist der Roman, die Autorin hat einen angenehmen und flüssigen Schreibstil. Die Handlung stellt sich jedoch als tiefgründiger und differenzierter heraus, als ich gedacht habe. Ich hätte mir lediglich gewünscht, dass einige Personen, zum Beispiel Aaron und David, noch etwas ausführlicher beschrieben werden, denn diese sind mir doch etwas fremd geblieben und waren eher flach gezeichnet.
Mein Fazit: Ein überraschender und sich aus der Masse hervorhebender Frauenroman, der sehr kurzweilig ist und die Leser*innen zu berühren vermag.

Bewertung vom 11.06.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


gut

Wenn ich darüber nachdenke, wie ich das Buch „Papyrus“ von Irene Vallejo bewerten soll, bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits konnte mich die Autorin mit ihrer spürbar großen Begeisterung für die Welt der Bücher anstecken und hat mir viele neue Fakten und Ideen nahegebracht. Andererseits hatte ich zum Teil Mühe mit der Struktur dieses Sachbuches. Ich fand es teilweise sehr chaotisch zu lesen, mir hat der rote Faden gefehlt, an dem ich mich orientieren kann, vor allem, weil meine Kenntnisse der Antike etwas eingerostet sind. Ich war nicht nur ein Mal kurz davor, die Lektüre abzubrechen, aber meine Neugier, eventuell noch mehr interessante Fakten zu entdecken, hat letztendlich gesiegt.
Der Text bezieht sich hauptsächlich auf die Entstehung und Entwicklung des Buches in der Antike, nimmt aber immer wieder Bezug auf die Gegenwart. Deshalb habe ich mehrmals darüber nachgedacht, ob der Titel passend ist, weil „Die Geschichte der Welt in Büchern“ doch etwas anderes verspricht. Ich hätte hier eine umfassendere Betrachtung erwartet, im Grunde genommen wird nur ein Teil davon erzählt. Der Originaltitel „La invención de los libros en el mundo antiguo” passt für mich besser.
Ich habe mir sehr viele interessante Fakten markiert und habe auch einige Lektüre-Tipps notiert, aber letztendlich hat mir die fehlende Struktur das Lesen erschwert. An einigen Stellen fand ich den Schreibstil fast schon zu übertrieben und ich habe mich gefragt, ob die geschichtlichen Ereignisse nicht zu sehr ausgeschmückt wurden, aber andererseits macht dies den Text natürlich auch interessanter und mitreißender.
Trotz meiner Ambivalenz: Hut ab vor dem großen Wissen der Autorin! Und ein Lob an den Verlag für das wunderschöne Cover!

Bewertung vom 08.05.2022
Verheizte Herzen
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen


ausgezeichnet

Im Buch „Verheizte Herzen“ von Sarah Crossan konnte ich hauptsächlich Trauer spüren – Trauer um eine geheime, abrupt beendete Liebe, um ein ungeborenes Kind, um nie gesagte Worte und ungenutzte Zeit.
Die Rahmenhandlung ist schnell zusammengefasst: Ana, Anwältin, verheiratet und Mutter zweier Kinder, erfährt durch die Ehefrau ihres Geliebten Connor, der ihr Klient war und dessen Nachlass sie nun verwalten soll, von dessen Tod. Sie muss sich alleine mit ihren Gefühlen, ihrer Trauer und ihren Zweifeln auseinandersetzen, kann niemanden an ihrer Verzweiflung teilhaben lassen, da die Affäre über Jahre geheim war. Nach und nach sucht sie die Nähe zu Connors Ehefrau und hofft, Antworten auf ihre drängendsten Fragen zu finden: War Connors Liebe echt? Welche Rolle hat sie wirklich in seinem Leben gespielt?
Zu Beginn hatte ich einige Bedenken, ob die Versform, in der der Roman geschrieben ist, mit der Zeit das Lesen erschwert. Dem war jedoch nicht so und ich finde, die Gefühle und Gedanken der Protagonistin wurden sehr gut beschrieben. Obwohl mir Ana nicht sehr sympathisch war – sie scheint egoistisch und zum Teil rücksichtslos – konnte ich doch ihren Schmerz und ihren Verlust sehr gut nachempfinden. Man muss sich beim Lesen konzentrieren, damit man die Sprünge in der Zeit und der Handlung mitbekommt, aber trotz der speziellen Erzählform liest sich das Buch flüssig.
Ich finde den Roman großartig und kraftvoll, da er herausfordert und nicht unbedingt gefallen will.
Auch das wunderschöne Cover ist eine Erwähnung wert, findet seine Erklärung aber erst, wenn man den englischen Titel kennt („Here is the Beehive“).

Bewertung vom 29.04.2022
Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1
Vassena, Mascha

Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1


sehr gut

In einer Nevèra – einem historischen Eiskeller – wird eine Leiche gefunden. Und das ausgerechnet in dem ruhigen Tessiner Dorf Montagnola, wo die Übersetzerin Moira sich eine Zeitlang um ihren Vater, der vor kurzem einen Schlaganfall erlitten hat, kümmern möchte. Ihre Jugendliebe Luca ist als Rechtmediziner an den Ermittlungen beteiligt und auch Moira wird als Dolmetscherin involviert. Im Laufe der Ereignisse wird klar, dass nichts so ist wie es scheint und dass es in dem beschaulichen Dorf so einige Geheimnisse gibt.
Das Buch wird als Tessin-Krimi untertitelt, aber für mich war es eher ein Roman mit Spannungselementen. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen; die Protagonist*innen werden detailliert beschrieben und man erfährt viel über die einzelnen Lebensgeschichten. Toll fand ich auch, wie genau die Landschaft und das Dorf beschrieben wird, denn ich mag das Tessin und war auch schon oft dort – so konnte ich gedanklich erneut dorthin reisen und mich in südlichere Gefilde träumen…
Den Kriminalfall fand ich persönlich nicht extrem spannend, jedoch solide erzählt. Die Auflösung kam meiner Meinung nach etwas zu kurz und hätte gerne noch ausführlicher erläutert werden können. Irgendwie war das Ende zu abrupt und hat nicht zum Rest des Romans, der die Ereignisse recht ausführlich beschreibt, gepasst.
Alles in allem ein guter, wenn auch nicht übermäßig spannender Regional-Krimi, der mich vor allem wegen des Tessin-Feelings überzeugt hat.

Bewertung vom 13.04.2022
Auf der Zunge
Clement, Jennifer

Auf der Zunge


weniger gut

Eigentlich lese ich sehr gerne Bücher, die abseits vom Mainstream in einer anderen Form oder in einem anderen Stil verfasst wurden. Ich habe dadurch schon viele tolle Texte entdeckt, die mir eine neue und andere Welt aufgezeigt haben.
Leider gehört „Auf der Zunge“ von Jennifer Clement nicht zu diesen Büchern, obwohl mich der Klappentext und die Leseprobe neugierig auf das Buch gemacht haben.
Kurz zum Inhalt: Eine namenlose Frau streift ziellos durch Manhattan. Sie versucht, ihrer lieblos gewordenen Ehe zu entfliehen, ihrer Sehnsucht und ihren Träumen nachzuspüren. Dabei begegnet sie den unterschiedlichsten Männern – einem Arzt, einem Polizisten, einem Dichter, sogar einem Löwenbändiger. Bei allen findet sie ein Stück dessen, was ihr in ihrem Leben fehlt.
Das ist jedoch schon alles, was ich über den Inhalt sagen kann, denn ich habe kaum Zugang dazu gefunden und für mich waren viele Dinge unverständlich. Die Sprache des Romans ist sehr lyrisch-poetisch, bildreich und rätselhaft, die Handlungen und Dialoge sind surreal und haben mir das Lesen und die Suche nach einer Bedeutung des Geschriebenen sehr schwer gemacht. Man bekommt Fragmente einer Fantasie präsentiert, was ich an sich spannend finde, aber wie schon erwähnt hat sich mir leider das große Ganze nicht erschlossen.
Sprachlich sicherlich ein interessanter Roman, der mir persönlich aber zu abgehoben und kryptisch ist.

Bewertung vom 30.03.2022
In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3
Ventura, Luca

In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3


gut

Maria Grifo, die Leiterin des Konservatoriums in Neapel, wird tot auf einem Felsen an der Cala del fico auf Capri gefunden. Enrico Rizzi und seine Kollegin Antonia Cirillo nehmen die Ermittlungen auf, die sie bis nach Neapel und auf die Nachbarinsel Procida führen, stoßen auf dunkle Geheimnisse, Intrigen und persönliche Zerwürfnisse rund um die ansonsten so schöne Welt der Musik und merken letztendlich, dass nichts so ist, wie es scheint.
Der Krimi ist angenehm zu lesen, man fühlt sich fast schon wie im Urlaub, so detailliert ist die Landschaft beschrieben. Der Autor schafft es, die Insel lebendig werden zu lassen und hat wirklich eine sehr gute Ortskenntnis.
Insgesamt war mir das Buch jedoch zu klischeehaft. Meiner Meinung nach werden einige sehr typische Italien-Klischees aneinandergereiht und dies hat mich mit der Zeit etwas gestört: die Polizisten tratschen mit den Dorfbewohnern über den Fall beim morgendlichen Espresso, nach dem Auffinden der Leiche wird erstmal ausführlich in idyllischer Umgebung gegessen, die Inselpolizisten sind immer cleverer als die langweiligen und trägen Beamten aus Neapel, etc.
Die Sprache des Romans ist ruhig und fließend, wenngleich ich über einige Kraftausdrücke gestolpert bin, die nicht zum Gesamteindruck des Romans passen (z.B. S. 26: „Es war zum Kotzen“).
Die Auflösung des Falles hat mich nicht ganz überzeugt, denn ich finde es unwahrscheinlich, dass -ACHTUNG SPOILER – die Namensänderung nicht schon vorher aufgefallen ist.
Alles in allem ein ruhiger Krimi für Italien-Fans, der mich leider nicht vollkommen überzeugen konnte.

Bewertung vom 11.03.2022
Via Torino
Leuthner, Aja

Via Torino


gut

Eleonora, Rosalia, Milena – drei Frauen aus drei Generationen, die alle eine Verbindung zu Italien haben. Für Eleonora ist diese Verbindung von Glück geprägt, lernt sie doch bei den Studentenrevolten in Turin Ende der 60er Jahre den Sizilianer Valerio, ihre große Liebe, kennen. Rosalia dagegen verbindet mit Italien fast nur schmerzvolle Erfahrungen. Eine ungeplante Schwangerschaft führt letztlich dazu, dass sie nie mehr einen Fuß über die italienische Grenze setzen will. Ganz anders Milena, Rosalias Tochter: Auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater zieht es sie immer wieder nach Italien und sie begehrt gegen Rosalias hartnäckiges Schweigen über ihre persönliche Geschichte auf. Als Valerio stirbt, begeben sich die drei Frauen auf die Reise nach Sizilien, um ihn zurück in seine Heimat zu bringen, eine Reise, bei der einige Herausforderungen gemeistert werden müssen.
Im Großen und Ganzen hat mir der Roman gut gefallen. Aja Leuthner hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil, die Geschichte liest sich flüssig und leicht. Interessant fand ich auch die historischen Hintergründe, die erwähnt werden, so zum Beispiel die Arbeiterstreiks/Studentenunruhen in Italien, die Generationenkonflikte nach dem Zweiten Weltkrieg oder die Haltung gegenüber den Gastarbeiterkindern in den 80er Jahren.
Trotzdem konnte mich „Via Torino“ nicht vollends überzeugen. Zum einen fand ich die Figuren eher flach und oberflächlich beschrieben, mir hat die Tiefe gefehlt. Wahrscheinlich liegt dies aber auch daran, dass hier drei Generationen mit relativ umfangreichem Hintergrund beschrieben werden. In diesem Sinne haben mich auch die Zeitsprünge irritiert; man bekommt immer wieder einzelne Zeitabschnitte präsentiert, aber die Entwicklung der Personen kommt zu kurz.
Zum anderen hat mir die (finale) Haupthandlung – die Reise nach Süditalien, die alles verbinden sollte – zu wenig Raum eingenommen. Meiner Meinung nach geht diese letzte wichtige Reise etwas unter, da sie sehr vorhersehbar und offensichtlich ist.

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Bewertung vom 03.03.2022
Kaiserstuhl
Glaser, Brigitte

Kaiserstuhl


sehr gut

Deutschland, 1962: Vor dem Hintergrund der nahenden Unterzeichnung des Élysée-Vertrages treffen der Elsässer Paul Duringer und die Freiburger Weinhändlerin Henny Köpfer aufeinander. Die beiden verbindet eine schmerzvolle Vergangenheit: kurz nach Kriegsende waren sie fast schon eine Familie, doch ein unvorhergesehenes Ereignis ließ die Liebe zerbrechen, beide flüchteten aus dem kleinen Ort am Kaiserstuhl, in dem sie auf dem Hof der Bäuerin Kätter mit dem Ziehsohn Kaspar lebten. Eine alte Champagnerflasche bringt Paul und Henny erneut zusammen – doch kommen sie sich auch wieder nahe?
Der Roman hat mir gut gefallen, er lässt sich leicht lesen. Die Handlung fand ich gut konstruiert, obwohl ich am Anfang durch die Zeitsprünge etwas Mühe hatte, hineinzufinden. Man erfährt so einiges über das Elsass und seine Geschichte, und da ich im Dreiländereck Deutschland – Schweiz - Frankreich wohne, sind mir die örtlichen Gegebenheiten vertraut.
Ich finde, dass die Autorin den Zeitgeist und die zum Teil noch verwundeten Seelen der Kriegsgeneration sehr sensibel beschrieben hat; gerade der ruhelose Charakter von Paul hat mich berührt und ich konnte sehr gut nachvollziehen, was ihn umtreibt.
Interessant fand ich auch, dass die Erzählsprache in den Kapiteln über Kätter ins eher Derbe gewechselt hat und mit vielen Dialektausdrücken gespickt war, was nicht immer einfach zu lesen war, vor allem, wenn man mit dem Dialekt nicht vertraut ist. Ich habe jedoch viele Worte wiederentdeckt, welche ich schon lange nicht mehr gehört/gelesen habe.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und es hat mich dazu angeregt, noch etwas tiefer in die elsässische Geschichte einzutauchen.