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Benutzername: 
Patno
Wohnort: 
Bad Belzig

Bewertungen

Insgesamt 31 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2020
Seelen unter dem Eis
Korten, Astrid

Seelen unter dem Eis


ausgezeichnet

„Mein Name ist Tom Döbbe, aber innerhalb der Mauern vom Paradies nennen sie mich Mozart, seit ich in der ersten Woche in der gefühlsarmen Leere des Innenhofs meine Runde gedreht und dabei ständig das Allegro aus Eine kleine Nachtmusik gepfiffen habe.“
(Auszug aus dem Buch)

Mit diesen Worten beginnt meine Geschichte, die Buchautorin Astrid Korten zu Papier gebracht hat.
Ich war ein erfolgreicher Werbe-Macher mit eigener Agentur und einem Porsche, bevor ich wegen Mordes angeklagt und verurteilt wurde. Nun sitze ich im Todestrakt und warte auf mein Ende.
„Goodman meint, ich solle alles aufschreiben, denn Geheimnisse gedeihen nicht in der kalten schwarzen Erde.“ (Auszug aus dem Buch)
Der Wärter bringt mir eine alte Schreibmaschine in die Zelle und so beginne ich mein Leben Revue passieren zu lassen.
Zum einen erzähle ich von meiner Frau Helen und zum anderen von Amal, der seltsamen jungen Studentin, mit der ich eine außereheliche Affäre angefangen habe. Ich bin besessen von ihr und es ist nur eine Frage der Zeit, bis mein Doppelleben in einer Katastrophe mündet.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen, denn Sie wollen die „Seelen unter dem Eis“ bestimmt selbst entdecken.
Seien Sie gewiss - nichts ist, wie es scheint!

Noch nicht überzeugt? Hier die Meinung einer Leserin:

Tom Döbbes Geschichte, hat mich vom ersten bis zum letzten Satz gefesselt. Ich habe das Buch in Rekordzeit gelesen.
Die Handlung springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her.
Tom sitzt in der Todeszelle, zählt die Tage und Stunden bis zur Vollstreckung seiner Strafe. Er berichtet sachlich nüchtern aus seinem Leben, analysiert dabei, wie er in diese Situation gekommen ist. Das wirkt beklemmend auf mich. Kein Ausweg in Sicht! Tom weckt in mir starke Emotionen. Obwohl er ein verurteilter Mörder ist, mag ich ihn.
Generell sind die Charaktere gelungen ausgearbeitet, wobei mich der Wärter Goodman am meisten beeindruckt hat. Amal ist in eine fiese Rolle geschlüpft. Diese verkörpert sie jedoch überzeugend.
Überhaupt ist die Geschichte genial ausgetüftelt und überrascht mit interessanten Wendungen.
Astrid Korten greift ein heikles Thema auf und bindet es glaubwürdig in ihrer Story ein. Ich habe eine gute Vorstellung von den örtlichen Gegebenheiten. Es fühlt sich real an.
Die Autorin lässt ihre Leser in die Abgründe menschlicher Seelen blicken, die dunklen Seiten der Anziehungskraft spüren und erleben, was Verrat aus Habgier anrichten kann. Das ist einerseits irre spannend, andererseits stimmt es mich nachdenklich. Warum wird die Todesstrafe immer noch verhängt und vollstreckt. Sind die Richter dann nicht auch Mörder?...
Viele Fragen und Bilder schwirren mir durch den Kopf.

„Seelen unter dem Eis“ hat das Zeug zum Bestseller. Ein herausragender Thriller, der mir nahe geht - intensiv, klug und mitreißend.

Bewertung vom 16.06.2020
Die Lilienbraut
Simon, Teresa

Die Lilienbraut


ausgezeichnet

Lust auf eine unterhaltsam-literarische Städtereise mit Zwischenstopps in der Vergangenheit?

Kürzlich ist beim Heyne Verlag die fünfte „Lesereise“ dieser Art von Buchautorin Teresa Simon erschienen.
Nach Dresden, Hamburg, München und Berlin, geht es nun mit der Lilienbraut nach Köln.
Wer von einem individuellen Parfüm träumt oder an einem Duftseminar teilnehmen möchte, wird bestimmt im Stadtteil Ehrenfeld fündig.
Hier hat im Mai 2019 ein kleiner Laden eröffnet. Inhaberin Liv ist Parfümeurin und hat sich mit dem Erbe ihrer Tante einen Lebenstraum erfüllt. Das Geschäftsmodell scheint aufzugehen. Auch privat geht es für die Niederländerin wieder bergauf.
Doch dann begegnet sie zufällig einer älteren weißhaarigen Frau, die bei ihrem Anblick schockiert ist und Liv sogar anfeindet.
Wer ist diese geheimnisvolle Frau und was verbindet sie mit Liv? Handelt es sich eventuell um eine Verwechslung?
Wie hängt Livs Geschichte mit der der jungen Nellie Voss zusammen, die in den 1940er Jahren beim Parfümhersteller 4711 arbeitet und ebenfalls ein Gespür für Düfte besitzt. Als damals Chefparfümeur Luuk van Geeren Nellies Talent entdeckt, weiht er sie in die Kunst der Düfte ein. Währenddessen verschärfen sich die Lebensbedingungen in Köln. Der zweite Weltkrieg tobt und Nellie ist unglücklich verliebt.

Teresa Simon erzählt in zwei Zeitebenen. Die Handlung wechselt zwischen Livs Geschichte in der Gegenwart und Nellies Geschichte in der Vergangenheit.
Mit Spannung verfolge ich die Schilderungen der Ereignisse der Weltkriegsjahre, die sich im Laufe des Romans dramatisch zuspitzen. Es sind Schicksale, wie z.B. das von Nellis Freundin Greta, die mich emotional berühren.
Wieder baut die Buchautorin historische Fakten in ihre fiktive Story ein, die zur tieferen Recherche animieren. So lerne ich z.B. erstmals die Edelweißpiraten kennen. Außerdem beschreibt Teresa Simon die Stadt Köln in imposanten Bildern. Nach wenigen Seiten bin ich gedanklich mitten im Geschehen. Das Gelesene wirkt realitätsnah. Schnell freunde ich mich mit Liv und ihrem kleinen Sohn an und versuche mit ihr einen Familiengeheimnis aus der Vergangenheit auf die Spur zu kommen. Kapitel für Kapitel wird klarer, dass die beiden sympathischen Frauen Liv und Nellie mehr verbindet als nur ihr feines Näschen für Düfte.
Die Charaktere, besonders auch die Nebenrollen sind eindrucksvoll besetzt. Beispielhaft sei hier die junge Muslimin Nouria erwähnt, deren Herzlichkeit und Einsatzfreunde ansteckend wirkt.
Ich mag die Teresa Simon Romane. Obwohl sie sich im Grundgerüst ähneln, verleiht die Autorin jeder Geschichte ihre einzigartige Note. Sie schafft es immer, mich bis zur letzten gelesenen Seite zu fesseln. Am Ende bin ich neugierig, in welche Stadt sie mich im nächsten Roman reisen lässt.
„Dufte“ Lektüre voller großer Gefühle und dramatischer Wendungen, eingebettet in ein stimmungsvolles historisches Ambiente.

Bewertung vom 16.06.2020
Die Diva / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.12
Marly, Michelle

Die Diva / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.12


ausgezeichnet

Auf Empfehlung einer Lesefreundin habe ich Buchautorin Michelle Marly für mich entdeckt. Mit ihren beiden biografischen Romanen „Mademoiselle Coco“ und „Madame Piaf“ konnte sie mich bereits fesseln.
Neugierig erwartete ich ihren neuen Roman „Die Diva“, der im Februar 2020 beim Aufbau Verlag erschienen ist.
Wieder ist das romantische Buchcover ein Hingucker, der perfekt in die Verlagsserie „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ passt und zum Schmökern einlädt.

Maria Callas ist eine der bedeutendsten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts und offenbar auch eine sehr emotionale, gefühlvolle Frau auf der Suche nach Liebe und Erfüllung.
Die Geschichte beginnt in Venedig im Jahre 1957, als Maria Callas Aristoteles Onassis beim Herbstball der Filmfestspiele erstmals begegnetet.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Diva, die von Kindesbeinen an von ihrer Mutter zum Singen getrimmt wurde, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Doch ihre Stimme droht zu versagen. Sie sehnt sich nach Ruhe, braucht eine Auszeit. Aber ihr Ehemann und Manager Meneghini drängt Maria immer wieder zu neuen Arrangements, gönnt ihr keine Pausen. Leider ist er auch als Verwalter ihrer Einnahmen eine Fehlbesetzung.
Schon beim ersten Treffen stellen die beiden fest, dass sie auf einer Wellenlänge sind und sie mehr als nur ihr Herkunftsland miteinander verbindet. Es funkt gewaltig. Maria und Aristoteles verlieben sich ineinander, trennen sich von ihren Ehepartnern und leben zusammen bis Jackie Kennedy den Platz an Aristoteles Seite für sich beansprucht.

Bei Lesen der ersten Kapitel wurde mir klar, dass sich die Autorin intensiv mit der Lebensgeschichte der Callas auseinandergesetzt hat. Ihr umfangreiches Faktenwissen hat sie für eine beeindruckende biografische Interpretation genutzt, die mir sehr gut gefällt.
Michelle Marly lässt Maria Callas für mich lebendig werden. Ich sehe nicht nur die große Künstlerin vor meinem geistigen Auge, die Perfektionistin auf der Bühne, die in den Schlankheitswahn verfällt um ihrem Idol Audrey Hepburn zu ähneln, sondern auch die emotionale Frau, die sich von ihren Gefühlen lenken und leiten lässt.
Die Story ist mit viel Zeitkolorit untermalt, mit authentisch wirkenden Charakterdarstellungen bestückt und wird in zwei Zeitebenen erzählt. Da ist zum einen die Phase um 1957, in der sich die Beziehung zwischen Maria Callas und Aristoteles Onassis entwickelt. Ein zweiter Erzählstrang blickt in die Jahre 1968/69, in denen Maria von ihrem Ari getrennt lebt und von einer tiefen Traurigkeit befallen ist. Ich leide mit ihr und kann ihre Verletztheit nachempfinden. Die Geschichte reißt mich mit. Es fällt mir schwer, den Roman aus den Händen zu legen.

Intelligent ausgearbeitete, unterhaltsame Romanbiografie voller Leidenschaft und starker Emotionen, die mich begeistert hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.06.2020
Ayurvedische Wohlfühlküche
Alter, Divya

Ayurvedische Wohlfühlküche


ausgezeichnet

In den letzten Jahren habe ich mich verstärkt mit dem Thema Ernährung beschäftigt. Frische Zutaten, duftende Kräuter und Bio-Produkte haben in meinem Haushalt einen Stammplatz.
Die Ayurvedische Küche interessiert mich schon länger, aber bisher hatte ich noch keine Gelegenheit mich intensiver mit ihr auseinanderzusetzen.
Durch Divya Alters Buch „Ayurvedische Wohlfühlküche“ wollte ich herausfinden, inwieweit sich diese jahrtausendealten Weisheiten in meinem Alltag umsetzen lassen.
Das Buch ist qualitativ hochwertig verarbeitet, eine Zierde im Kochbuch-Regal. Für diese Aufmachung finde ich den Preis von 29,- gerechtfertigt.

Nach einer umfangreichen Einleitung beleuchtet die Autorin die Beziehung der Menschen zum Essen. Sie fragt, ob ich eher ein luftiger, feuriger oder erdiger Typ bin und weist darauf hin, wie wichtig es ist, meine Essensentscheidungen mit meiner Verdauung in Einklang zu bringen. Spontan neige ich dazu, mich als feurigen Typ zu bezeichnen, stelle nach dem Lesen des Kapitels allerdings fest, dass ich wohl mehr zum luftigen Typen neige.
Das Grundlagenwissen finde ich sehr interessant. Neuland für mich.
Bevor die 100 saisonalen Rezepten erläutert werden, gibt es einige Anmerkungen zu den wichtigsten Zutaten.
Mit energetisierenden Rezepten startet die Frühlings-und Frühsommerküche. Ich nehme einen leckeren Ananas-Smoothie. Danach geht es weiter mit kühlenden Gerichten für den Sommer und Frühherbst. Ich entscheide mich für die Lasagne mit Brokkoli, Karotten und Spinat. Die Zutaten habe ich im Bioladen bekommen. Das Rezept ist leicht zuzubereiten.
Mit erdenden Rezepten geht es im Spätherbst und Winter weiter. Die Einkorn-Gersten Brötchen treffen nicht ganz meinen Geschmack.
Das Thema Beilagen und Saltdressings hat mir besonders gefallen. Hier probiere ich das Grünkohl-Rucola-Pesto und das cremige Gurkendressing.
Zum Schluss sind Grundnahrungsmittel und Ausrüstung der neuen ayurvedischen Küche aufgelistet.

Dieses Buch ist mehr als eine Rezeptsammlung. Es ist eine umfangreiche Einführung in die ayurvedische Ernährungslehre mit aufschlussreichen Hintergrundinformationen. Ich habe viel gelernt. Mir ist bewusst geworden, welche Kraft das Essen hat und wie es unseren Körper und unsere Gesundheit beeinflussen kann.
Nur die Umsetzung des Konzeptes ist eine Herausforderung. Dabei mag es nicht am Willen und der nötigen Disziplin scheitern.
Es ist nur schwierig, die Zutaten für die Rezepte zu beschaffen. Ich habe einige Spezialgeschäfte aufgesucht, um die Gewürze, Sämereien und andere exotischen Köstlichkeiten aufzutreiben.
Hat man alle Zutaten beieinander, sind die Rezepte einfach zuzubereiten. Die einzelnen Schritte sind gut erklärt und nachvollziehbar. Auch die Mengenangaben stimmen. Zu jedem Rezept gibt es Hinweise, wie man es auf die jeweilige Verdauung anpassen kann. (erdige, luftige oder feurige Verdauung)

Für Einsteiger, Fortgeschrittene und Interessierte! Beeindruckende Führung durch die ayurvedische Wohlfühlküche mit wertvollen Tipps zum Mit- und Nachmachen.

Bewertung vom 19.07.2017
Targa - Der Moment, bevor du stirbst / Targa Hendricks Bd.1
Schiller, B. C.

Targa - Der Moment, bevor du stirbst / Targa Hendricks Bd.1


ausgezeichnet

Schon seit längerem habe ich das Autorenduo Barbara und Christian Schiller auf meiner "Muss-ich-unbedingt-auch-noch-lesen-Liste."

Als ich hörte, dass im Juli 2017 die neue Thriller-Reihe "Targa" von B.C. Schiller veröffentlicht wird, wollte ich von Anfang an dabei sein.

So lernte ich also die unerschrockene Undercover-Ermittlerin Targa Hendricks kennen, die Frau für die aussichtslosen Fälle.
Tatort Berlin:
Mehrere junge Frauen sind ihm zum Opfer gefallen. Ihre leblosen Körper treiben in Holzkähnen auf der Spree.
Obwohl man sich in Polizeikreisen inzwischen beinahe sicher ist, dass es sich bei dem unheimlichen Serienmörder um Professor Falk Sandman handelt, gelingt es bisher nicht, ihn der Taten zu überführen.
Klarer Fall für Targa! Sie soll hautnah an ihn herankommen und ihn somit überführen. Keine leichte Aufgabe, denn Sandman ist äußerst vorsichtig und clever. Außerdem gibt er sich sehr charmant, so dass auch Targa zwischen Anziehung und Abstoßung pendelt. Wird sie sein Vertrauen gewinnen? Ein Kampf auf Messerschneide beginnt!

Der einfache, aber temporeiche Schreibstil der Schillers, geprägt von kurzen, knappen Sätzen und Kapiteln, liest sich super und macht definitiv süchtig. An zwei Abenden habe ich die fast 400 Seiten durchgelesen.
Schnell hatte mich die düstere Atmosphäre des Buches ergriffen. Außerdem fühlte ich mich als "Randberliner" mitten im Geschehen, da mir die Ortsbeschreibungen weitestgehend bekannt waren.

Was für eine geniale und einzigartige Buchidee. Gefällt mir!

Mit Targa und Falk haben die Autoren zwei sehr eigenwillige Typen ins Rennen geschickt, die mich echt fasziniert haben. Zwei ebenbürtige Gegner, die ihre Grenzen ausloten dabei tiefe Einblicke in ihre kranken Seelen gewähren. Eine knisternde (An)Spannung zog sich durch das ganze Buch.
Es gab für mich auch einen heimlichen Star - "Hund", der Ruhepol zu der rast- und furchtlosen Targa.
Wenn wir schon einmal bei interessanten Typen sind, sollte ich auch noch Carlos Schmidt erwähnen. Seine Geschichte wird in einem zunächst undurchsichtigen Handlungsstrang näher beleuchtet. Am Anfang des Buches habe ich mich ständig gefragt, wie er wohl in die Szenerie hineinpasst. Am Ende klärt sich alles schlüssig auf.

Da es sich um eine Thriller-Reihe handelt, scheint klar, dass die Story mit einem fiesen Cliffhanger endet, der mich neugierig zurücklässt, mit dem Gedanken an eine hoffentlich baldige Fortsetzung.

Für mich war "Der Moment, bevor du stirbst" ein gelungener Serienauftakt. Gerne mehr davon! Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.07.2017
Die Autobiographie
Christie, Agatha

Die Autobiographie


ausgezeichnet

Seit frühester Jugend faszinierten mich ihre Kriminalromane!
Die Geschichten von Hercule Poirot und Miss Marple habe ich verschlungen.

Nun hat der Hamburger Verlag Hoffmann und Campe im April 2017 Agatha Christies Autobiographie veröffentlicht und mein Leseinteresse war sofort geweckt.

Hochwertig ist die Aufmachung des Buches, roter Stoffeinband mit einem Bild der arbeitenden Schriftstellerin umsäumt die fast 650 Seiten.

Zu Beginn des Buches gewährt Agatha Christie dem Leser tiefe Einblicke in ihre Kindheit, stellt ihre Eltern, Geschwister, ihr Kindermädchen, ihren Hund, Freundinnen und Dienstboten vor.
Viele Verehrer hatte die junge hübsche Agatha, aber erst in Archie Christie findet sie den Mann zum Heiraten. Doch leider wehrt diese Ehe nicht ewig.
Mit ihrem zweiten Mann, dem Archäologen Max Mallowan, hatte sie mehr Glück. Sie begeisterte sich für seine Expeditionen.
Überhaupt spielte das Reisen und die damit verbundenen Fortbewegungsmittel in Agathas Leben eine große Rolle.
Doch auch die sorgenvollen und angsteinflößenden Kriegsjahre haben Agatha geprägt.

Ein bewegtes Leben, welches sie detailgetreu und emotional berührend beschreibt.
Oft wirken Biographien in Buchform wie eine Aneinanderreihung von Fakten. Doch Christies Autobiographie ist romanartig geschrieben. Schnell war ich völlig vertieft in das Buch und fühlte mich in das Zeitgeschehen zurückversetzt.
Agathas Familie mochte ich sofort. Besonders beeindruckt hat mich ihre Mutter, die trotz des frühen Todes des Vaters alles daran setzte, ihre Tochter bestmöglich zu fördern und ihr eine gute Ausbildung zukommen zu lassen. Dabei war die finanzielle Lage der Familie nicht immer rosig.
In der Mitte des Buchges befindet sich übrigens eine kleine Bildergalerie mit Fotos von Agatha und ihrer Familie.

Als Krimiautorin habe ich Agatha Christie immer bewundert, aber nach dem Lesen dieses Buches erscheint sie mir auch ein außergewöhnlicher Mensch gewesen zu sein, wissbegierig, stark und hilfsbereit. Ich fand es bewundernswert, wie sie immer wieder neue Dinge gelernt und ausprobiert hat und darüber hinaus die Tiefen ihres Lebens meisterte.
Ab und zu lässt sie auch ihren trockenen Humor durchblicken. ich denke dabei z.B. an ihre ersten Fahrversuche mit dem neuen Auto.
Trotz des großen schriftstellerischen Erfolges ist Christie stets bescheiden und bodenständig geblieben, hat lange Jahre gar nicht für möglich gehalten, eine echte Schriftstellerin zu sein. Großveranstaltungen zu ihren Ehren waren ihr ein Graus. Sie wollte eher im Verborgenen leben, statt im Rampenlicht. Das macht sie für mich so sympathisch.

Wer also gern die Frau hinter den Kulissen von Miss Marple, Hercule Poirot und Co. kennenlernen möchte, dem sei diese Autobiographie unbedingt zu empfehlen. Sie liest sich so super und gehört beinahe zum Standard der Allgemeinbildung. Agatha Christie ist und bleibt für mich eine der bedeutendsten Kriminalbuchautoren der Welt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.07.2017
Die Holunderschwestern
Simon, Teresa

Die Holunderschwestern


ausgezeichnet

Nachdem mich die Frauen der Rosenvilla so in ihren Bann gezogen haben, wollte ich unbedingt Teresa Simons Holunderschwestern kennenlernen.

Wo auch immer du sein magst, du wirst immer ein Teil von mir sein, mein Zwilling. (Natalie Simonsen)

Katharina Raith ist Restauratorin und betreibt mit ihrer Freundin Isabel von Thalheim eine kleine Werkstatt in München.
Im Mai 2015 steht plötzlich ein Mann aus London namens Alex Bluebird vor Katharinas Tür und übergibt ihr die Tagebücher ihrer Urgroßmutter Fanny, die sich im Nachlass seiner Großmutter befanden. Wie sind Fannys Tagebücher nach London gekommen?
Katharina vertieft sich schnell in Fannys Aufzeichnungen, die bis ins Jahr 1918 zurückgehen. Damals trennte sich Fanny von ihrer Zwillingsschwester Fritzi und ging allein von Weiden nach München. Dort fand sie bei einer jüdischen Familie eine Anstellung als Köchin. Eines Tages steht jedoch ihre sensible Zwillingsschwester bei Fanny in München vor der Tür und das Schicksal nimmt vor dem Hintergrund der dramatischen politischen Ereignisse in Deutschland seinen Lauf.
Letztendlich beeinflußt die Geschichte ihrer Urgroßmutter auch Katharinas Leben.

Wie sagt man so schön: Liebe geht durch den Magen.
Vermutlich ist das der Grund, warum Teresa Simon ihre Leser mit duftenden Dampfnudeln, Holunderkompott und diversen anderen kulinarischen Köstlichkeiten in ihrer Geschichte begrüßt. Am Ende des Buches befindet sich hierzu eine kleine Rezeptsammlung.

Doch ganz abgesehen von diesen Leckereien, fühlte ich mich schon nach wenigen Seiten als Teil der Handlung. Sehr lebendig, einfühlsam und bilderreich beschreibt die Autorin ihre Szenerie.
München dient als Schauplatz, den der Leser einmal im Hier und Jetzt kennenlernt und rückblickend in den Jahren 1918 bis 1936.
Wieder hat Teresa Simon starke Frauen in den Mittelpunkt ihrer Geschichte gestellt, deren Schicksale sie sehr emotional und authentisch darstellt.
Besonders beeindruckend fand ich die historischen Hintergrundinformationen. Mir war nicht klar, dass München eine so tragende Rolle zum Ende des ersten Weltkrieges und in den Zeiten der Wirtschaftskrise gespielt hat. Der Beginn der Judenverfolgung und die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten sind sehr interessant in die Handlung eingearbeitet.
Bei diesem Roman stimmt einfach alles. Begleitet von wohl dosierter Romantik, zieht sich knisternde Spannung durch das gesamte Buch, ganz zu schweigen vom vortrefflichen Schreibstil der Autorin.
So wurde es für mich eine lange Lesenacht, denn ich musste unbedingt wissen, wie die Geschichte ausgeht.

"Die Holunderschwestern" - ein Roman, der mich begeistert hat, ein Lesevergnügen mit hohem Unterhaltungswert, ein virtueller Gaumenschmaus mit Suchtpotential!

Bewertung vom 20.06.2017
Die Frauen der Rosenvilla
Simon, Teresa

Die Frauen der Rosenvilla


ausgezeichnet

Gebrauchsanweisung für Teresa Simons Roman "Die Frauen der Rosenvilla" :
Bevor ihr mit dem Lesen dieses Buches beginnt, sollte ihr ausreichend Zeit zur Verfügung haben, denn es besteht akute Suchtgefahr! Außerdem erweist sich ein sonniger Platz im Garten, umgeben von duftenden Rosen, als ein stilvolles Ambiente.
Schokolade und Latte Macchiato in greifbarer Nähe?

Auf geht's nach Dresden! Seid dabei, wenn Anna Kepler, die Erbin einer alten Schokoladendynastie ihre zweite Chocolaterie in der Altstadt eröffnet. Zum Erbe ihres Großvaters gehört auch die Rosenvilla, die Anna mit viel Liebe zum Detail und hohem finanziellen Aufwand zu neuer Blüte erstrahlen lässt. Sie ist benannt nach dem traumhaften Garten, der einst die Villa umsäumte.
Während Anna diesen Garten mit wunderschönen alten Rosensorten neu gestaltet, findet sie eine alte Schatulle, in welcher sich Tagebuchaufzeichnungen einer gewissen Emma befinden, die vor hundert Jahren in der Villa gelebt hat. Anna ist fasziniert und möchte das Geheimnis um die Rosenvilla lüften. Dabei stößt sie jedoch auch auf die tragischen Geschichten ihrer Vorfahren.

Teresa Simon ist um ihre exzellente Schreibkunst zu beneiden. Stilistisch perfekt, ausdrucksstark mit einer intelligenten Wortwahl und detailgetreue, bildhafte Beschreibungen, verleihen dieser Story eine besondere Brillanz.
Und dann diese Kulisse... Das Setting ist optimal gewählt. Ich bin immer wieder gern in Dresden, genieße das Flair und die tolle Umgebung. Daher konnte ich mir die Villa mit Elbblick sehr gut vorstellen.
Authentizität verleiht die Autorin ihrer Geschichte, indem sie z.B. das Elbhochwasser und viele Orte der Stadt erwähnt. Damit dürfte klar sein, dass Teresa Simon zuvor akribisch recherchiert hat.

Wie es der Titel bereits verrät, spielen Frauen eine zentrale Rolle im Roman. Ihre geheimnisvollen Schicksale fand ich sehr interessant und berührend.
Die Handlung springt zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her.
Meistens befindet sich der Leser im Jahr 2013 und begleitet die junge Anna Kepler durchs Leben. Sie hat ein Gespür für Schokolade und beim Lesen läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Was jetzt noch fehlt, ist der Mann fürs Leben und Kinder, die die Villa mit Fröhlichkeit füllen.
Ob sie ihr Glück finden wird, müsst Ihr selbst herausfinden.

Durch die Tagebuchaufzeichnungen blickt die Handlung mitunter über hundert Jahre zurück. Doch sind die einzelnen Kapitel mit Ort-und Zeitangaben versehen, so dass man der Geschichte sehr gut folgen kann. Man muss trotzdem sehr aufmerksam lesen, um die Komplexität der Handlung zu erfassen.

Wer auf der Suche nach einem spannenden Wohlfühlbuch ist, einen anspruchsvollen Frauenroman mit historischen Bezügen mag und gern komplizierte Familienrätsel löst, dürfte hier auf seine Kosten kommen.
Mich hat das Buch nicht mehr losgelassen und daher empfehle ich es sehr gern weiter.

P.S. Auf den letzten Seiten gibt es noch einige tolle Rezepte, für die Leckermäuler unter Euch - Eierlikör z.B.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2016
Lena Halberg - New York '01
Nyborg, Ernest

Lena Halberg - New York '01


ausgezeichnet

Noch immer sind die Bilder des 11. September 2001 in meinem Kopf. Ich sehe die beiden brennenden Türme des World Trade Centers, wie sie wie Kartenhäuser ineinander fallen.

Der Autor Ernest Nybørg greift diese Thematik in seinem Thriller "Lena Halberg New York '01" auf, erschienen bei Edition AV. Nach "Paris '97" ist es der 2. Band der Trilogie um die Jounalistin Lena Halberg, der eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt, die auch ohne Vorkenntnisse aus Band 1 gelesen werden kann.

Hawk befindet sich im Gespräch mit Major Palmer, als die beiden Twin Towers in Flammen aufgehen. Fassungslos beobachtet er von Block 7 das Geschehen. Als auch dieser evakuiert wird, lässt Hawk ein geheimnisvolles Dokument mitgehen, dessen Bedeutung ihm erst 15 Jahre später klar werden sollte.
Hier nämlich wird der Journalistin Lena Halberg ein brisantes Dokument zugespielt, welches getarnte Zahlungen an die Attentäter von damals belegt. Gemeinsam mit Hawk kommt sie einem unglaublichen Komplott auf die Spur und gerät dabei selbst ins Visier der skrupellosen Geschäftemacher, die ihrerseits gerade illegale Waffenlieferungen nach Zentralafrika planen, um dort im Gegenzug Schürfrechte für wertvolle Uranvorkommen zu erhalten.

Ein spektakulärer Prolog mit Gänsehaut und Nervenkitzel heizte meine Lesestimmung auf. Nach der ersten halben Seite hatte mich das Buch bereits gepackt. Die Spannung wird von Anfang bis Ende auf einem hohen Niveau gehalten und es gelang mir kaum zwischendurch eine Lesepause einzulegen.
Ernest Nybørg schreibt sehr lebendig und anschaulich. Intelligente Ausdrucksweise und Wortwahl sind genauso kennzeichnend für seine Schreibkunst, wie die detailgetreuen Ortsbeschreibungen und die Erwähnung kulinarischer Besonderheiten. Es bedarf bestimmt einer immensen Recherchearbeit, um ein solches komplexes Werk zu schaffen.
Die Lena Halberg Trilogie lebt von der Einbindung realer Ereignisse in die Handlung, was aus meiner Sicht sowohl bei Paris '97 als auch bei New York '01 besonders gut gelungen ist. Bietet Raum für Verschwörungstheorien und Spekulationen. Da darf man schon gespannt sein auf den dritten Teil "London '05", der 2017 erscheinen soll.
Interessante, authentische Charaktere säumen die Story. Lena ist eine professionelle, unerschrockene Journalistin, die sich ohne wenn und aber in den Sumpf der Intrigen und politischen Machenschaften begibt. Aber auch mit Hawk habe ich sympathisiert. Seine Vergangenheit berührte mich sehr.
Die Fieslinge Bronsteen und Ducca sind mit ihren negativen Eigenschaften toll gezeichnet.
Das macht die Handlung rund und glaubhaft.

"Lena Halberg Ney York '01" hat mich total geflasht!
Feinste, anspruchsvolle Thrillerkost, überzeugend inszeniert mit hohem Weiterempfehlungswert!

Bewertung vom 15.05.2015
Lena Halberg - Paris '97
Nyborg, Ernest

Lena Halberg - Paris '97


ausgezeichnet

Geschockt vernahm die Welt am Sonntag, den 31.08.1997 die Nachricht vom Tod Dianas, der Princess of Wales. Fassungslos folgte auch ich der Berichterstattung zum Unfallhergang. Die Tragödie bot Raum für viele Verschwörungstheorien.br/Ernest Nyborg lässt dieses Thema als Hintergrund in seinem Politthriller "Lena Halberg Paris '97" einfließen. br/In der Unfallnacht stirbt auch Franco, ein Fotograf und Freund der jungen Journalistin Lena Halberg. Sie stößt auf Ungereimtheiten, kommt jedoch mit ihren Ermittlungen nicht weiter. Alle Informationsquellen hüllen sich in Schweigen. Fünfzehn Jahre später sollten Lena die Geschehnisse erneut einholen. Inzwischen ist sie eine erfolgreiche Fernsehreporterin. Neue Fakten belegen, dass Franco zum fraglichen Zeitpunkt in Paris weilte und vermutlich brisantes Fotomaterial besaß, welches ihm schlussendlich zum Verhängnis wurde. Lena sammelt weiter belastendes Material und begibt sich damit auf dünnes Eis. Schnell gerät sie in den Strudel machtbesessener Politiker und geldgieriger Rüstungsindustrieller und wird zur Zielscheibe dieser"feinen" Herren. Lena bleibt nur der Weg an die Öffentlichkeit.br/Geld ist Macht und Geldgier macht korrupt! br/Den Schreibstil des in Wien geborenen Autors empfand ich als angenehm flüssig und gut verständlich. Die Handlung hat von Anfang an gefesselt und sollte mich bis zur letzten Zeile nicht mehr loslassen. Mehrere Handlungsstränge ziehen sich durch das Buch und vereinigen sich zu einer komplexen Story. Gebannt las ich die Kapitel und folgte dem intriganten Treiben der Macht- und Geldgierigen. Dabei wurde ich von einer intelligenten und starken Protagonistin begleitet, die sich mit viel Mut und scharfem Spürsinn diesem widersetzte. Insgesamt wirkte das Geschehen und die handelnden Personen sehr realitätsnah, was durch den Bezug zu den Ereignissen von 1997 noch vertieft wurde. Die Ortsangaben waren aus meiner Sicht sehr gut beschrieben. br/"Lena Halberg Paris '97" ist der erste Teil einer Trilogie. Weitere Teile "New York '01" und "London '05" sind bereits in Planung.br/Fazit: br/Den Leser erwartet ein mitreißender und spannungsgeladener Politthriller mit einer überzeugenden und authentischen Protagonistin. Thrillergenuß der Spitzenklasse, der mich sehr gut unterhalten hat und den ich uneingeschränkt weiterempfehlen möchte.