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banänna

Bewertungen

Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 11.01.2023
Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?
Weber, Sara

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?


sehr gut

Wie schaffen wir es, die Arbeitswelt für alle besser zu machen? Wieso funktioniert Arbeit für so viele Menschen nicht mehr? Wie kann unsere Arbeitswelt inklusiver und diverser werden? Warum tun wir uns das eigentlich an?

Fragen, die nicht nur die Millenials und Gen Z rumtreiben, sondern sich immer mehr Menschen stellen. Die Journalistin Sara Weber geht in diesem Sachbuch genau diesen Fragen nach und zeigt Lösungen auf. Dazu müssen wir beispielsweise nur in die skandinavischen Länder schauen. Hier gibt es tolle Beispiele, die sich auch auf viele Branchen adaptieren lassen.

Mit Witz & Humor, unglaublich vielen Anschauungsbeispielen, wissenschaftlichen Studien und Belegen schreibt die Autorin Sara Weber ein ganz spannendes Sachbuch. Dabei schreibt sie von der Kita über die Elektroindustrie bis hin zum Gesundheitswesen – überall können schon kleine Lösungsansätze die Arbeit revolutionieren.

Bewertung vom 06.09.2022
Ich verliebe mich so leicht
Le Tellier, Hervé

Ich verliebe mich so leicht


gut

„Juhuuu, das Buch muss ich unbedingt lesen“. Das dachte ich zumindest, als ich erfuhr, dass der Roman „Ich verliebe mich so leicht“ von Hervé Le Tellier Mitte September in deutscher Übersetzung erscheint. Nachdem ich den Roman „Die Anomalie“ in einem Rutsch verschlungen habe, hat mich dieses Buch aber leider etwas enttäuscht. Ich habe vermutlich zu viel von diesem kleinen Büchlein erwartet.

Wie auch in dem Bestseller „Die Anomalie“ beginnt die Geschichte im Flugzeug. Ein Mann reist einer Frau nach, von Paris nach Schottland, um sie zu überraschen. Bis über beide Ohren ist er in sie verliebt. Aber bald merkt er, dass dies nicht die beste seiner Ideen war. In einem kleinstädtischen Hotel wartet er vergeblich auf sie. Wollte sie ihn überhaupt sehen?
Hervé Le Tellier schreibt sehr flüssig und klar. Es gibt keine wörtliche Rede, die Protagonist:innen werden als Held:innen bezeichnet. Der trockene Humor des Autors hat mir sehr gut gefallen. Den kurzen Kapiteln werden Sinnsprüchen vorangestellt.
Besonders ist die Geschichte von Hervé Le Tellier nicht. Aber vielleicht ist das auch das Schöne.
Insgesamt fehlt es der Geschichte aber etwas an Tiefe und auch die Protagonist:innen werden eher oberflächlich betrachtet.

Eine kurzweilige Lektüre, die sich für eine etwas längere Bahnfahrt gut eignet, die aber definitiv nicht an den Roman „Die Anomalie“ heranreicht.

Das französische Original ist bereits 2007 erschienen.

Bewertung vom 06.09.2022
Die Buchhändlerin von Paris
Maher, Kerri

Die Buchhändlerin von Paris


sehr gut

Eine Buchhandlung mitten in Paris. Kann es einen schöneren Ort für einen Roman geben?
In ihrem Buch „Die Buchhändlerin von Paris“ nimmt uns die Autorin Kerri Maher mit in das Jahr 1919.
Sylvia Beach, eine Amerikanerin, erfüllt sich in Paris ihren Traum und eröffnet die Buchhandlung „Shakespeare and Company“. Schon bald wird diese Buchhandlung zum literarischen Treffpunkt und Autor:innen wie Paul Valéry und Gertrude Stein gehen hier ein und aus. In Adrienne Monnier, eine französische Buchhändlerin, findet Sylvia die Liebe ihres Lebens. Als der Roman „Ulysses“ verboten wird, setzt Sylvia ihre Existenz aufs Spiel, um ihn zu veröffentlichen.
Was mir besonders gut gefallen hat? Der Roman schildert nicht nur das Treiben in der Buchhandlung, sondern thematisiert auch berühmte Persönlichkeiten und Herausforderungen zu der Zeit – sei es im Privaten als auch im geschäftlichen Bereich: Inflation, finanzielle Schwierigkeiten, homosexuelle Liebe.
Was mir nicht so gut gefallen hat? An einigen Stellen ist die Geschichte sehr langatmig und die Herausforderungen der Buchhändlerin wiederholen sich ein wenig. Aber trotzdem eine nette & leichte Geschichte für zwischendurch.
Was von der Geschichte wahr ist? Das erfahrt ihr im Nachwort. Also: Lasst euch doch auch von der wunderbaren Geschichte verzaubern.
„Paris ist so wunderschön, dass es etwas in einem sättigt, das in Amerika immer hungrig bleibt.“ Ernest Hemingway
Wenn ich das nächste Mal in Paris bin, werde ich der Buchhandlung „Shakespeare and Company“ in der Nähe der Notre Dame sicherlich einen Besuch abstatten.

Bewertung vom 05.09.2022
Jahre mit Martha
Kordic, Martin

Jahre mit Martha


ausgezeichnet

Wo verläuft die Grenzen zwischen Begehren und Ausbeutung? Dem Autor Martin Kordić ist es mit dem Roman „Jahre mit Martha“ gelungen, mit einer ganz außergewöhnlichen Geschichte die Themen soziale Ungleichheit, Migration und Bildungschancen mit einer vermeintlich ungewöhnlichen Liebesgeschichte zu kombinieren.

„Meine Geschichte will ich erzählen, weil ich glaube, dass wir uns mehr Geschichten erzählen sollten über uns in diesem Land. Möglicherweise hat mein Leben einige Überschneidungen mit den Leben anderer, die wie ich Kinder sind von Eltern, die irgendwann einmal hierherkamen und sich an nichts festhielten als an ihren Körpern und an ihren Träumen.“ S. 15

Mit fünfzehn verliebt sich Željko, der von allen nur „Jimmy“ genannt wird, in die vierzigjährige Frau Gruber. Sie ist Professorin in Heidelberg, er lebt mit seinen Eltern und Geschwistern zu fünft in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen. In Frau Gruber sieht Željko alles, was er sich sehnlichst wünscht: Bücher, Bildung, Wohlstand, Souveränität. Frau Gruber bietet Željko an, in den Sommerferien in ihrem Garten zu arbeiten. Die große Chance für Željko?

Ein grandioses Buch! Einfühlsam beschreibt der Autor die Eindrücke und Gedanken von Željko, skizziert immer wieder sehr bedrückende seine soziale Herkunft, verwendet humorvolle Sätze. Die Geschichte ist zugleich mitfühlend, traurig, aber auch witzig und kurzweilig.

Ein absolutes Leseerlebnis!

Bewertung vom 21.08.2022
Intimitäten (eBook, ePUB)
Kitamura, Katie

Intimitäten (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn ihr mich fragen würdet, mit welchem Wort ich dieses Buch zusammenfassen würde, dann sage ich: brilliant! Obwohl in diesem Roman gar nicht so viel passiert und die Autorin auch keinen klassischen Spannungsbogen aufbaut, hat die Geschichte Tiefgang und ist sehr bewegend. Vielleicht macht genau das die Besonderheit des Romans aus.

Worum geht’s? Die Protagonistin verlässt New York und zieht nach Den Haag, um am Internationalen Gerichtshof als Dolmetscherin zu arbeiten. Nach einiger Zeit lernt sie Adriaan kennen. Doch dann verschwindet er zu seiner Ehefrau und hinterlässt zahlreiche Fragen. Zudem ist sie als Dolmetscherin in das Verfahren gegen einen westafrikanischen Kriegsverbrecher eingebunden und sie fängt an zu zweifeln, was Wahrheit und kalkulierte Lüge ist.

Mir hat der Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen. Die Autorin Katie Kitamura verwendet keine direkte Rede. Ihr gelingt es unheimlich gut, die Gedanken der Protagonistin klar und prägnant zu beschreiben, aber dennoch eine gewisse Distanz zur Gefühlswelt der Protagonistin zu wahren. Zudem fand ich es toll, wie die Autorin die Rolle von Sprach bzw. von Dolmetscher:innen erörtert: Was macht eine Übersetzung eigentlich mit den Menschen, die sie ausführen und auch mit den Menschen, die sie hören? Dabei verbindet die Autorin gegensätzliche Themen wie Nähe und Distanz bzw. Intimität und Fremdheit. Der Roman beinhaltet keine leichten Themen. Es geht um Gerichtsprozesse, um menschliche Grausamkeit und um die Frage nach Recht und Unrecht. Trotz der harten Thematik ließ sich das Buch sehr leicht lesen und ich konnte es gar nicht mehr aus meinen Händen lesen.

Die Geschichte hat mich voll und ganz eingenommen. Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.08.2022
Die Rückkehr der Kraniche
Fölck, Romy

Die Rückkehr der Kraniche


ausgezeichnet

Habt ihr Lust auf einen Roman, der das Herz berührt? Der euch vollkommen in den Bann zieht? Ein Buch voller Sehnsüchte? Das euch mitnimmt in die wunderbare Natur des Marschlandes? Dann habe ich heute die perfekte #Buchempfehlung für euch!
Nach langer Zeit treffen die Schwestern Grete und Freya aufeinander. Freya verließ vor einigen Jahren das Dorf und ihre Familie, um in Berlin neu anzufangen und Karriere zu machen. Grete hingegen schafft es all die Jahre nicht, ihre Mutter und das Dorf zu verlassen. Kurz vor ihrem fünfzigsten Geburtstag erhofft sie sich eine Chance, aus dem aktuellen Leben auszubrechen. Doch dann hat Wilhelmine, die Mutter der Schwestern, unerwartet einen Schwächeanfall und Freya reist aus Berlin an. Auch Gretes Tochter Anne kommt in die Marsch, um bei ihrer geliebten Oma zu sein. Und schnell wird klar, dass die vier Frauen ihre Geheimnisse nicht länger für sich behalten können und sich ihrer Vergangenheit stellen müssen.
Ich habe dieses Buch total verschlungen. „Die Rückkehr der Kraniche“ hat mich ab der ersten Seite gepackt. Ich mochte den einfachen und atmosphärischen Schreibstil der Autorin sehr. Liebevoll und detailliert beschreibt sie die Natur, die Vögel, die Pflanzen, die Landschaft.
Und auch die Geschichte konnte mich Überzeugen. Gebannt erfuhr ich von den Konflikten und Problemen, den Geheimnissen und den Sehnsüchten der vier Frauen.
Romy Fölck hat einen ganz wunderbaren Roman geschrieben, der direkt ins Herz geht. Ein Buch das zeigt, dass ein Ende auch immer einen Anfang bedeuten kann.
Große Empfehlung von mir!

Bewertung vom 25.07.2022
Freundin bleibst du immer
Obaro, Tomi

Freundin bleibst du immer


sehr gut

Buchempfehlung

Juhuuu, endlich: Heute erscheint der Roman „Freundin bleibst du immer“ von Tomi Obaro. Das Buch liegt schon eine ganze Weile bei mir im Schrank und ich konnte es bereits vor Erscheinungsdatum lesen. Heute, mit dem offiziellen #ReleaseDay, möchte ich euch gerne teilhaben lassen an meinen Gedanken zu der einfühlsamen Geschichte:

Drei Frauen, eine lebenslange Freundschaft. In der Geschichte begleiten wir Enitan, Funmi und Zainab, die nach dreißig Jahren für eine Hochzeit in Lagos zusammenkommen. Sie kennen sich seit der Studienzeit in Nigeria, haben viel miteinander erlebt und einige Herausforderungen zusammen bewältigt. Nach der Universität verlieren sie sich aus den Augen und treffen sich nach vielen Jahren wieder, um eine Hochzeit zu feiern.

Mit viel Gefühl erzählt die Autorin Tomi Obaro die Geschichte. Das Buch ist in drei Teile unterteilt und spielt sich auf zwei Zeitebenen ab. Abwechselnd wird aus der Perspektive einer der drei Frauen berichtet. Mir hat besonders gut gefallen, wie die Autorin die Protagonistinnen mit ihrem Schreibstil direkt sympathisch darstellt. Zudem lässt sie die einheimische Sprache der Yoruba, Igbo und Hausa immer wieder einfließen. Die Wörter sind am Ende des Buches in einem Glossar erklärt.

Allerdings hat mir vor allem am Ende etwas Tiefgang gefehlt. Die Autorin greift unheimlich viele Themen auf. Es geht um Traditionen Nigerias, um politische Hintergründe, Fehlgeburt und Abtreibung, Tod, Depression und Suizid. Ich hätte mir gewünscht, dass dieses Buch ein paar Seiten mehr hat, sodass die Autorin verstärkt auf diese Aspekte eingehen kann.

Alles in allem habe ich den Roman unheimlich gerne gelesen. Du suchst noch nach einem Roman für deinen Sommerurlaub? Dann kann ich dir diese Geschichte wärmstens ans Herz legen. Eine sehr kurzweilige Lektüre, die unterhaltsam und informativ zugleich ist.

Bewertung vom 20.07.2022
Baumschläfer
Duda, Christian

Baumschläfer


gut

Heute erscheint dieser außergewöhnliche Roman von Christian Duda. Die Geschichte „Baumschläfer“ beruht auf einer wahren Begebenheit, wird vom Autor aber frei erzählt. Die Geschichte berührt und macht zornig zu gleich.

Wir begleiten Marius, dessen Leben sich nach dem Tod seiner Mutter komplett verändert. Jetzt lebt er auf der Straße sein eigenes Leben.

Der Schreibstil ist völlig anders als gewöhnlich: kurze und abgehackte Sätze, emotionslose Sprache und viele Gedankeneinschübe, die sich nur durch ein veränderts Schriftbild erkennen lassen. Der Autor hat eine Art Akte angelegt, das Buch ist dazu in vier Kapitel gegliedert: 1. Anklage, 2. Urteil, 3. Vollzug und 4. Kommentare.

Zwar greift der Autor viele gesellschaftliche Probleme auf, allerdings werden sie nur kurz angeschnitten. Das Buch ist sehr schmal

Die Geschichte ist sehr aufwühlend und macht nachdenklich. Definitiv keine leichte Geschichte.

Bewertung vom 03.04.2022
Der große Fehler
Lee, Jonathan

Der große Fehler


weniger gut

In dem Buch „Der große Fehler“ schreibt der Autor Jonathan Lee über die Geschichte des US-amerikanischen Juristen und Politikers Andrew Green. Bekannt als „Father of Greater New York“ gestaltete er viele öffentliche Projekte, bspw. den Central Park, die New York Public Library und das Metropolitan Museum of Art.

Es ist Freitag, der 13. November 1903: Andrew Haswell Green wird im Alter von 83 Jahren vor seiner Haustür erschossen, mitten in New York. Wieso? Das beantwortet der Autor in seinem Buch „Der große Fehler“. Dabei erzählt Jonathan Lee einerseits von der Aufklärung des Falls durch Inspektor McClunsky, andererseits berichtet er von Greens Leben und seiner Kindheit.

Leider fiel mir der Einstieg in die Lektüre gar nicht so leicht. Ich konnte mich thematisch nicht auf die Geschichte einlassen. Für mein Empfinden enthielten die ersten Kapitel zu viele umschweifende Elemente und historische Einschübe, die meine ganze Konzentration erforderten. Die nicht lineare Erzählweise verwirrte mich anfangs sehr und auch die vielen Charaktere blieben mir fremd. Durch die ersten 130 Seiten habe ich mich leider stark durchboxen müssen (ich wollte das Buch wirklich ganz oft aus den Händen legen). Warum ich es nicht getan habe? Die spannenden Ermittlungen von McClunsky haben mich am Lesen gehalten. Auch die poetische Schreibweise des Autors hat mir gut gefallen, so ernst und humorvoll zugleich, dass ich das Buch unbedingt bis zum Schluss lesen wollte.

Ich habe etwas ganz anderes erwartet und war leider etwas enttäuscht beim Lesen. Die Mischung aus Erzählung, Krimi, Biografie und Historie ist dem Autor Jonathan Lee zwar unheimlich gut gelungen, allerdings für mich etwas zu bunt und langatmig gewesen.

Bewertung vom 23.02.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

Lest diese Geschichte! Mich hat das Buch von der ersten Seite an eingenommen. Die Geschichte der Familie hat mich tief berührt und auch über das Ende des Buches noch lange weiter beschäftigt.
Hier kurz der Inhalt, um zu verstehen, wieso dieses Buch so besonderes ist: In der Geschichte begleiten wir die Familie Yilmaz. Hüseyin Yilmaz hat sich eine Wohnung in Istanbul gekauft und erfüllt sich damit seinen Lebenstraum, für den er lange in Deutschland gearbeitet hat. Doch dann stirbt er an einem Herzinfarkt. Seine Frau und seine vier Kinder reisen ihm folglich nach, um an seiner Beerdigung teilzunehmen.
Und so tauchen wir als Lesende in alle sechs Personen und erleben hautnah das Leben von Hüseyin, Ümit, Sevda, Hakan, Peri, Emine, Dabei werden sie von vielen Themen begleitet. Es geht um Trauer, Migration, Religion und Tradition aber auch Sexualität und Identität.
„Vielleicht sind Dschinns wie Wahrheiten, die man nicht ausspricht, in der Hoffnung, dass sie einen dann in Ruhe lassen.“
Wow, ein unfassbar kraftvolles Buch! Und definitiv ein literarisches Highlight im Frühjahr.
(5/5)