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Benutzername: 
Eulalia
Wohnort: 
Pfalz

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2022
Findelmädchen
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

Findelmädchen ist der Nachfolger des Buches Trümmermädchen, aber abgesehen von der gleichen Ausgangssituation, völlig eigenständig.
Gemeinsam haben beide, dass Nachkriegsgeschichte erzählt wird. Lebendig, fesselnd, berührend und gut recherchiert.
Die Schattenseite der Wirtschaftswunderzeit
Die 15jährige Helga und ihr Bruder wurden von ihrem Vater gefunden und sind zurück in Köln. Einiges hat sich in den Jahren seit Kriegsende verändert, es wird wieder aufgebaut, die Menschen blicken nach vorne.
Doch diese Zeit hat auch ihre Schattenseiten. Die Nazis sind zwar nicht mehr an der Regierung, doch einige von ihnen sind "auf die Füße gefallen" und ihre "Werte" und Vorurteile sind noch allzu lebendig.
So darf Helga nicht auf das Gymnasium, sondern muss zur Hauswirtschaftsschule und ein Praktikum in einem Kinderheim machen.

Ich konnte mich sehr gut in Helga einfühlen - sie ist eine sehr sympathische Figur. Und ihr Entsetzen über das, was sie in diesem Kinderheim erlebt, ging mir sehr nahe. Ich habe schon Dokumentationen über die Zustände in Kinderheimen der 50er und 60er Jahre gesehen, daher weiß ich, dass die Autorin hier nichts erfunden hat.

Trotz des nicht einfachen Themas ein sehr empfehlenswertes Buch für Geschichtsinteressierte!

Bewertung vom 29.05.2022
Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2
Engel, Henrike

Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2


ausgezeichnet

Spannend bis zum Schluss
Im Auswandererhafen Hamburgs sterben Kinder auf qualvolle Weise. Das Gespenst der Cholera steht im Raum, aber Anne Fitzpatrick, der Hafenärztin, ist schnell klar, dass es sich um Gift handeln muss.
Doch wer hat ein Interesse daran, unschuldige Kinder zu töten?
Hamburg wird auch heute noch das Tor zur Welt genannt. Dieses Buch erzählt von den Auswanderern. (Wer das Thema vertiefen möchte und die Gelegenheit dazu hat, dem sei das dortige Auswanderermuseum empfohlen.)
Zurück zum Buch:
Anne Fitzpatrick hat inzwischen ihre eigene kleine Praxis und engagiert sich noch immer für die Rechte der Frauen. Sie arbeitet nur vertretungsweise im Auswandererhafen, wo die Emigranten eine Weile in Quarantäne bleiben müssen, bevor sie auf die Schiffe dürfen.
Helene Curtius absolviert dort ein Praktikum um ihre Ausbildung zur Lehrerin abzuschließen.
Wie im ersten Band spielt der Alltag von Frauen vor dem ersten Weltkrieg eine wichtige Rolle. Darüber hinaus auch die Geschäfte mit dem Schicksal von Menschen. Dies ist gut verpackt in eine spannende Handlung. Denn nicht nur die toten Kinder beschäftigen Kommissar Berthold Rheydt, der natürlich auch in diesem Buch nicht fehlen darf.

Bewertung vom 29.04.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


ausgezeichnet

Kluftinger zwischen Vergangenheit und Moderne
Es beginnt ganz harmlos. In seiner Eigenschaft als Interims-Polizeipräsident soll er an einer Ausgrabungsstätte für die Sicherheit des Ministerpräsidenten sorgen. Doch dann wird mehr gefunden als die alten Knochen eines Urzeit-Menschen: eine frische Leiche...
Wie immer verbinden die Autoren einen spannenden Kriminalfall mit heiteren Elementen. Die Figur Kluftinger ist speziell, aber liebenswert und über die Jahre noch immer authentisch. Die Autoren haben ihm seine Schrullen gelassen. Er ist nun mal nicht politisch korrekt, aber er hat das Herz auf dem rechten Fleck und engagiert sich für den guten Zweck. Geradeheraus ist er und nicht mit allem einverstanden, wie die jungen Leut heutzutage leben. Mit der modernen Technik hatte er es ja noch nie so, aber er arrangiert sich damit.
Ich mag diesen Kommissar, der sich manchmal in peinliche Situationen bringt und gleichzeitig jeden Fall löst. Und ich mag die kleinen Spitzen, die man auch überlesen könnte - wer darauf achtet, merkt, dass dieses Buch während der Pandemie geschrieben wurde.
Liebenswertes Detail am Rande: die Kapitelnummern sind aus Knochen gebildet.

Bewertung vom 01.04.2022
Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3


ausgezeichnet

Zum dritten und leider letzten Mal begleiten wir die Polizeiärztin Magda ein kurzes Stück auf ihrem Lebensweg.
Berlin 1924: Magda arbeitet noch immer als Polizeiärztin und hofft, den verschwundenen Otto wiederzufinden, dessen Schwester bei Magdas Familie ein gutes Zuhause gefunden hat. Fingerabdrücke haben ihren Weg in die Polizeiarbeit gefunden und könnten dabei helfen, den Jungen wiederzuerkennen.
Medizinstudentin Celia ist inzwischen verheiratet und erwartet ein Kind, hält aber an ihrem Traum fest, Ärztin zu werden.

Auch in diesem Buch geht es wieder um die verschiedenen Lebensentwürfe von Frauen jener Zeit. Manches ist ihnen inzwischen möglich, das vor dem ersten Weltkrieg undenkbar war, aber vieles noch nicht. Neue Schwierigkeiten kommen zu den alten Hindernissen. Nur wenige Menschen können so leben, wie sie es gerne möchten. (Hierzu würde ich gerne noch etwas ergänzen, kann es aber nicht, ohne zu spoilern)

Leider endet die Reihe mit diesem Band. Dabei gäbe es noch so viel zu erzählen: Wie es mit Celia weitergeht, was aus Ina wird und Cläre - Celias Schwägerin - wäre auch sehr interessant. Hierbei handelt es sich nämlich um eine (mehr oder weniger) bekannte historische Persönlichkeit. Clärenore Stinnes, die als erste Frau mit einem Auto um die Welt fuhr.

Zumindest steht fest, dass es ein neues Buch des Autorenpaars geben wird, dass sich einer "alten Bekannten" aus der Reihe um die Ärztin Ricarda Thomasius widmen wird, der Magda am Ende dieses Buchs begegnet.

Bewertung vom 06.03.2022
Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3
Benedict, Marie

Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3


ausgezeichnet

So könnte es gewesen sein
Im Dezember 1926 verschwindet die Krimiautorin Agatha Christie. Schnell findet man ihr Auto und ihren Mantel, aber sie selbst erst nach elf Tagen. Und noch heute weiß niemand, warum sie verschwand und was in dieser Zeit geschah.
Marie Benedict, deren Buch über Clementine Churchill mir schon gut gefallen hatte, liefert in ihrem Roman eine plausible Erklärung, wie es gewesen sein könnte. Das Buch wechselt zwischen zwei Erzählsträngen, die sich am Ende Treffen, als Agatha wieder auftaucht. Der Erste aus der Sicht der Ich-Erzählerin Agatha, wie sie ihren Mann kennenlernte und wie sich die Beziehung/Ehe entwickelte. Hier finden sich auch interessante Informationen darüber, welche Bücher sie beeinflussten und woher sie ihr Wissen über Gifte hatte.
Der zweite Erzählstrang beginnt am Tag nach ihrem Verschwinden und beschäftigt sich in der dritten Person mit ihren Mann, ihrer Tochter und der Suche nach ihr.

Das Buch ist spannend geschrieben und macht außerdem Lust, mal wieder was von Agatha Christie selbst zu lesen.
Klare Leseempfehlung - nicht nur für Krimifans!

Bewertung vom 28.02.2022
Das Fundbüro der verlorenen Träume
Paris, Helen Frances

Das Fundbüro der verlorenen Träume


ausgezeichnet

Eine Geschichte vom Verlieren und (Wieder-) Finden

Dot, eigentlich Dorothea, arbeitet in einem Fundbüro in London. Wie die gefundenen Gegenstände, ist sie ungeplant dort gelandet. Und während sie die Fundsachen katalogisiert und wenn möglich denen, die sie verloren haben, zurückgibt, zeigt sich, was Dot verloren hat.
Das Fundbüro ist ein Ort, der Ihr Zuflucht gibt, in dem sie ein gewisses Maß an Kontrolle hat - Regeln, die ihr Sicherheit geben.

Wie der Titel vermuten lässt, geht es nicht nur um Dinge, es geht auch um das, was Menschen sonst noch verlieren können. Andere Menschen, Erinnerungen, Pläne - im schlimmsten Fall sich selbst.
Doch es geht auch um zweite Chancen, nicht alles ist für immer verloren. Manches wird gefunden, kommt zurück.

Es ist ein wunderbares, berührendes Buch voller Herzenswärme. Ein bisschen traurig, ein bisschen weise, voller Hoffnung und erfreulich frei von Kitsch.

Bewertung vom 14.01.2022
Die Frauen von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.1
Maly, Beate

Die Frauen von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.1


sehr gut

Leichte Lektüre mit ernstem Hintergrund
Wien 1914. Die junge Emma hat einen Traum: sie möchte Tierärztin werden. Um diesem Traum ein Stück näher zu kommen, tritt sie eine Stelle als Tierpflegerin im Tiergarten Schönbrunn an. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus und alles wird anders...
Die Autorin Beate Maly kannte ich schon von einem anderen historischen Roman: "Fräulein Mozart und der Klang der Liebe". Im Gegensatz dazu steht hier nicht eine bekannte historische Persönlichkeit im Mittelpunkt des Romans sondern eine, die stellvertretend für andere Frauen ihrer Zeit steht. Das Thema Frauen im ersten Weltkrieg ist schon in vielen Büchern beschrieben worden. Für mich neu war der Ort, bzw. das Land. Ein Zoo und seine Tiere in Wien, der Hauptstadt Österreichs.
Auch wenn die Schrecken und Auswirkungen des "großen Kriegs" eine wichtige Rolle in diesem Buch spielen, ist es gleichzeitig eine Liebesgeschichte.
Emma liebt die Tiere, für die sie zu sorgen hat und setzt sich für sie ein. Und die Tierhaltung damals war eine völlig andere als heute.
Der ernste historische Hintergrund des Buchs wird nicht verschwiegen, doch gelingt der Autorin die Balance, genug Positives einzuflechten, dass man das Buch am Ende mit einem guten Gefühl aus der Hand legen kann.

Bewertung vom 28.12.2021
Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1
Engel, Henrike

Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Krimi aus dem historischen Hamburg
Auf dem Cover sehen wir eine Frau aus der Kaiserzeit, im Hintergrund Hamburg von der Hafenseite. Und genau dort spielt dieser fesselnde Krimi. Es gefiel mir gut, dass der Schauplatz nicht (wie so oft) Berlin war, sondern Hamburg.
Eine Frau mit einem Geheimnis, eine Tochter aus gutem Hause und ein Kommissar mit Vergangenheit sind die Hauptfiguren der Geschichte:
Anne Fitzpatrick, Ärztin und damit in ihrer Zeit eine große Ausnahme, kehrt in die Stadt ihrer Kindheit zurück und engagiert sich für arme Frauen und Kinder. Bei der Eröffnung eines Frauenhauses - nicht ganz das, was wir heute darunter verstehen - findet Helene Curtius eine Leiche. Helene ist die Tochter eines Pastors, und möchte mehr vom Leben, als nur Ehefrau und Mutter zu sein. Kommissar Berthold Rheydt ermittelt und hat ein sportliches Hobby.
Die Handlung ist spannend erzählt, das Thema 'Frauen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts' wird begleitet von interessanten Informationshäppchen zur Polizeiarbeit jener Zeit. Ebenfalls interessant fand ich die Informationen zum neu gegründeten FC St. Pauli und zum Fußball an sich, der damals als Sportart erst im Kommen war. Dieser Teil der Geschichte hat mir auch deshalb so gut gefallen, weil er einen Kontrast zum Leben und Alltag der Frauen darstellt.

Dass es eine Fortsetzung geben wird steht schon fest - und ich freue mich darauf.

Bewertung vom 26.11.2021
Wo kommen wir denn da hin / Offline-Opa Bd.1
Habicht, Günter

Wo kommen wir denn da hin / Offline-Opa Bd.1


gut

schade
Ein neues Werk aus der Feder von Torsten Rohde, diesmal nicht alias Renate Bergmann (die aber darin vorkommt), sondern alias Günter Habicht.
Die Leseprobe hatte mich sehr angesprochen: ein frühpensionierter Mann, der plötzlich mit seiner Frau daheim ist und viel zu viel freie Zeit hat; das habe ich selbst im Bekanntenkreis miterlebt, das hat Potential. Leider wurde dieses Potential verschenkt. Es gibt ein paar wirklich witzige Stellen im Buch, aber auch viel zu viele Klischees. Die Figur Günter Habicht hat mich nicht überzeugt.
Ich kenne viele Menschen dieses Alters, die sind nicht so. Unstimmigkeiten in den Zeitangaben habe ich auch gefunden.
Die Idee mit dem Beziehungsratgeber war gut, daraus hätte man mehr machen können, auch die Anspielungen auf Renate Bergmann, ihre Nachbarinnen aus einer anderen Perspektive...
Ich weiß nicht, ob dem Autor die Zeit zu knapp wurde, oder ob er coronabedingt zu wenig Inspiration aus dem echten Leben hatte - jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass er die Lust an seinen Figuren verloren hat. Schade.

Bewertung vom 05.11.2021
Schwarzes Herz (MP3-Download)
Kuhnke, Jasmina

Schwarzes Herz (MP3-Download)


sehr gut

Selten ist es mir so schwer gefallen, die richtigen Worte für ein Buch zu finden.
Es ist gut - auch wenn darin Schlechtes geschieht.
Es tut weh - obwohl Jasmina Kuhnke eine sehr angenehme Stimme hat.
Es ist Fiktion - und doch auch wieder nicht.
An manchen Stellen dachte ich: das hat die Autorin bestimmt selbst erlebt. Oder es ist jemandem passiert, den sie kennt. Der Warnhinweis am Beginn ist berechtigt.
Wir hören die Geschichte einer Frau, die von Kindesbeinen an Rassismus erlebt, auch in ihrer eigenen Familie. Manches geschieht ganz beiläufig,
Doch nicht nur ihre Kindheit ist schwer, auch in Ihrer Ehe erfährt sie Leid und Gewalt.
Ich möchte nicht spoilern, deshalb schreibe ich hier nicht mehr zum Inhalt. Das Buch ist absolut hörens- bzw. lesenswert. (Vielleicht nicht unbedingt vor dem Schlafengehen.) Es wirkt lange nach.