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Benutzername: 
goldilinchen
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Steinberg
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 88 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2023
Das Steinbett / Ann Lindell Bd.1 (eBook, ePUB)
Eriksson, Kjell

Das Steinbett / Ann Lindell Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Der Steinsarg

Die Geschichte ist in der englischen Variante mit „Stone coffin“ wesentlich treffender betitelt worden. Im Deutschen – ohne Spoilern zu wollen - sorgt der Kontext für Verwirrung… Im Gegensatz dazu gibt der Klappentext einen guten Überblick über die Handlung.

Das Buch macht von Beginn an Tempo, was jedoch zu Lasten der knappen Beschreibungen und den stellenweise hölzernen Dialogen geht. Auch die Ausdrucksweise hat Luft nach oben, was aber vermutlich der Übersetzung geschuldet sein dürfte. Nach dem holprigen Start bessert sich der Stil jedoch zunehmend. Das Privatleben von Ann Lindell hingegen nimmt im Verlauf der Handlung in Kombination mit ausführlicheren Landschaftsbeschreibungen recht viel Raum ein. Bei 339 Seiten geht dies dann zu Lasten der Spannung. Diesen Spagat haben andere Autoren besser gelöst.

Vielleicht liegt es auch daran, dass die Hauptprotagonistin aufgrund ihrer privaten Situation distanziert und zerrissen auf mich wirkt. Neben dem relativ großen Ermittlungsteam treten eine Vielzahl weiterer Protagonisten auf. Die Charakterisierung hätte durchweg etwas ausführlicher sein können, ist aber vermutlich bei der Vielzahl nicht zu leisten. Da ich das Buch innerhalb weniger Tage gelesen habe, konnte ich die Beteiligten gut einordnen. Allerdings musste man schon aufpassen, wenn z.B. zwei Polizisten den gleichen Nachnamen haben.

Das Buch ist ein Krimi mit klassischer Polizeiarbeit. Zu meiner Freude wurden Motiv und Täter erst am Ende aufgedeckt und ich konnte gedanklich mit den Kommissaren ermitteln. Das der Titel bereits 2001 erschienen ist, merkt man der Handlung nicht an. Die Themen sind auch heute noch aktuell.

Um unvoreingenommen an ein Buch heranzugehen, beschäftige ich mich meist erst im Nachhinein mit dem Gelesenen. In diesem Fall fehlten mir wohl die Vorkenntnisse aus den beiden Vorgängerbänden, welche allerdings nicht auf Deutsch erschienen sind. (Das würde auch den Direkteinstieg in die Handlung erklären.) Vermutlich wurde dort bereits Vorarbeit in Bezug auf die Charaktere geleistet. Teilweise wurde im vorliegenden Roman Bezug auf vergangene Ereignisse genommen, weshalb ich mich im Nachgang mit den Veröffentlichungen des Autors befasst habe. Im Original besteht die Reihe aus 12 Teilen. Insgesamt bin ich unschlüssig, ob für mich eine Fortsetzung in Frage kommt.

Bewertung vom 22.07.2023
Das kleine Cottage in Irland / Romantic Escapes Bd.7
Caplin, Julie

Das kleine Cottage in Irland / Romantic Escapes Bd.7


gut

"Wir können nichts dagegen tun, wie wir fühlen, aber wir können entscheiden, wie wir reagieren."

Vor ein paar Tagen habe ich begonnen, "Das kleine Cottage in Irland" von Julie Caplin zu lesen - zum dritten Mal... Die beiden Male davor habe ich abgebrochen, weil mich die Geschichte einfach nicht gepackt hat.Daher bin ein bisschen in Rückstand geraten, was die Romantic-Escapes-Reihe angeht, hatte aber nun umso mehr Lust gedanklich (zurück) nach Irland zu reisen.

Eigentlich hat alles gepasst: tolles Land, kulinarische Einblicke durch die Beteiligten des Kochkurses...leider wollte der Funke diesmal nicht recht überspringen. Vielleicht lag es - im Vergleich zu den vorherigen Büchern - an dem schnellen Einstieg. Hannah und Conor waren nicht unbedingt meine liebsten Hauptprotagonisten, wobei ich nicht genau sagen kann, woran das lag. Conor wurde mir mit der Zeit sympathischer, während ich mich mit Blick auf Hannah frage, wie man sich zu einem exklusiven High-Cuisine-Kochkurs ohne Grundkenntnisse anmelden kann... Unglaubwürdige Sinneswandel und die übertriebene Vorsicht passten für mich nicht zusammen und nervten ab der Hälfte des Buches.

Die weiteren 6 Kursteilnehmer blieben eher im Hintergrund. Insgesamt hatte ich mir ein bisschen mehr erhofft. Immerhin wartet Band 7 mit einer neuen Idee auf, was gar nicht so einfach ist im Hinblick auf die obligatorische Gruppe. Die Handlung war trotz dessen leider recht vorhersehbar.

Achtung: Der Klappentext fasst den Inhalt nur teilweise zusammen und enthält abweichende Informationen zu Hannah und ihrem Aufenthalt in Killorgally. Im Anhang wäre das ein oder andere Rezept eine schöne Ergänzung gewesen.

Fazit: "Scheinbar ist ein Risiko einzugehen und zu scheitern, nicht so wichtig wie [Hannah] immer gedacht hatte."

Bewertung vom 05.07.2023
Die Erinnerungsfotografen
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


sehr gut

Fotostudio "Wunder des Lebens"

So lautet die Übersetzung des Originaltitels. Die Geschichte erinnert mich entfernt an "Das Restaurant der verlorenen Rezepte" von Hisashi Kashiwai, welches mir gut gefallen hat.

Da ich gern reise, stimme ich mich bevorzugt mit landestypischer Literatur auf mein kommendes Urlaubsziel ein. In Bezug auf Japan fällt mir das nicht ganz so leicht: wiederholt habe habe ich aufgrund des knappen Stils die Charaktere als distanziert empfunden.

Dieses Buch besticht neben der gelungenen Optik mit einer schönen Vorstellung samt respektvoller Umsetzung eines schwierigen Themas. Ich mag Romane, die in episodenform erzählt werden und verschiedene Personen begleiten. Beginnend mit "Die alte Dame und ihr Bus" begegnet man der 92-Jährigen Hatsue Yagi und entdeckt gemeinsam mit ihr die Abläufe des Studios. Unter dem Titel des Kapitels habe ich mir etwas völlig anderes vorgestellt 😅 Die Auflösung ist in jedem Fall überraschend... Überhaupt ist das gesamte Büchlein unvorhersehbar.

Pro gelebtem Tag wird den Besuchern ein Foto bereitgestellt. Aus diesen wählt der Verstorbene jeweils eines stellvertretend für jedes Lebensjahr - um zurückzublicken... Ohne vom weiteren Verlauf zu viel zu verraten, zieht sich eine Frage durch den Handlungsverlauf: auf wen wartet Hirasaki - und warum?

Der Klappentext vermittelt einen guten Überblick über die Handlung. (Ich habe diesen jedoch erst im Nachhinein gelesen und mir waren die zu erwartenden "Besucher" im Vorfeld nicht bekannt.)

Die Geschichte regt eindeutig zum Nachdenken über die eigene Bilderwahl an. Das passiert mir eher selten. Ich fand diesen Aspekt allerdings sehr ansprechend...das Buch hat mich (vor allem im ersten Teil) wirklich berührt. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir allerdings etwas mehr Einblick und ein paar zusätzliche Seiten gewünscht. Gerade das Ende wurde sehr knapp gehalten. Der zurückhaltende Umgang mit Informationen lässt wiederum mehr Raum für eigene Gedanken und Interpretationen... Fazit: sehr lesenswert!

Bewertung vom 29.06.2023
Ein Geist in der Kehle
Ní Ghríofa, Doireann

Ein Geist in der Kehle


sehr gut

"die Vergangenheit zerfällt in Stücke / die Ereignisse verschwimmen" Mina Loy

Als kinderlose Mittdreißigerin hätte ich mir das Buch aufgrund des Klappentextes wohl nicht ausgesucht. Ich mag jedoch literarische Abwechslung und lasse mich gern überraschen.

Das Caoineadh: die Autorin definiert das Gedicht als "Trauergesang und Klagelied, Hymne, Choral und Totenklage". Wer sich selbst ein Bild machen will, findet es im irischen Original sowie der englischen Übersetzung von Doireann Ní Ghríofa am Ende des Buches. Die deutsche Version ist natürlich ebenfalls beigefügt. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich das Gedicht besser im Vorfeld gelesen, um die Referenzen besser einordnen zu können. In Teilen erinnert das Buch an Gedichtinterpretationen der Oberstufe.

Es ist auf jeden Fall ein interessanter Ansatz anhand des Gedichtes Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu ziehen. Faszinierend ist die detailgetreue Recherche in der heutigen Zeit über Eibhlín Dubh Ní Chonaill, welche immerhin Mitte des 18. Jahrhunderts geboren wurde! Äußerst gelungen finde ich auch die biografischen Einblicke in den Alltag der Mütter.

Den Schreibstil der Autorin kann man tatsächlich als poetisch, aber auch fesselnd bezeichnen - in jedem Fall liest sich das Buch flüssig. Schwierigkeiten bereitete mir teilweise der Inhalt. Die Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit waren nachvollziehbar, kompliziert wurde es jedoch, wenn Nebenschauplätze ins Spiel kamen. Für einen ersten Eindruck empfehle ich Klappentext, Leseprobe und den treffend formulierten Auszug der Einleitung eines Gesprächs von Rhian Sasseen (THE PARIS REVIEW) mit der Autorin: "Im Werk der irischen Schriftstellerin Doireann Ní Ghríofa begegnet man Geschichte als etwas Amorphem, etwas Lebendigem, das immer wieder ins Leben von Menschen in der Gegenwart dringt oder darin für Brüche sorgt. Meine Einführung in Ní Ghríofas Werk geschah durch "Ein Geist in der Kehle", und seitdem habe ich[...]über die Fragen nachgedacht, die es thematisiert: Geschichte, Mutterschaft, Obsession und die Durchlässigkeit von Zeit, Ort und Identität."

Bewertung vom 12.06.2023
Die ewigen Toten / David Hunter Bd.6
Beckett, Simon

Die ewigen Toten / David Hunter Bd.6


gut

Da mich die Klappentexte der anderen Bücher des Autors bisher nicht ansprachen, ich aber bereits mehrfach Positives über die Reihe gehört habe, war ich auf "Die ewigen Toten" umso gespannter. Der Einstieg ist ohne Vorkenntnisse möglich, wobei wichtige Ereignisse der Vorgeschichte am Rande erwähnt werden. Ich-Perspektive & Erzählstil sind sehr sympathisch und wirken authentisch. Leider endet hier bereits meine Begeisterung...

Die detaillierte Ausdrucksweise in Kombination mit langen Sätzen ist stellenweise anstrengend. Etwas gewöhnungsbedürftig wirkt außerdem die chronologische Erzählstruktur: es wird ein Sprung z.B. zum Abend gemacht, um direkt auf die zurückliegenden Geschehnisse des Nachmittags zu blicken. Leider wiederholen sich auch auch Redewendungen und Ausdrucksweisen innerhalb weniger Sätze. Was ich allerdings am meisten vermisst habe, ist ganz klar die Spannung. Ich habe zwischendurch nochmal nachgeschaut, ob es sich hier nicht doch um einen englischen Krimi statt einem Thriller handelt. Schade...

Bewertung vom 22.05.2023
Das Restaurant der verlorenen Rezepte / Die Food Detectives von Kyoto Bd.1
Kashiwai, Hisashi

Das Restaurant der verlorenen Rezepte / Die Food Detectives von Kyoto Bd.1


sehr gut

Kamigawa Shokudo

In einer Kyotoer Gasse, zwischen alten Tempeln und kleinen Läden, liegt das Restaurant Kamogawa. Ein einladender Ort, an dem ein Vater und seine Tochter mit einzigartigen, perfekt zubereiteten Rezepten den Kunden helfen, die wichtigsten Momente ihres Lebens noch einmal zu erleben...

Welch schöne Idee samt passendem Cover und landestypischer Umsetzung! Ich war sofort mitten in der Geschichte. Was für mich häufig ein Problem in Bezug auf japanische Literatur darstellte - dass ich wiederholt die Protagonisten als distanziert empfand - war bei diesem Buch nicht der Fall :)

Den wenigen zwei-geteilten Kapiteln dient jeweils ein Rezept als Überschrift. Mit einem empathischen Sprecher kann ich mir die Geschichte gut als Hörbuch vorstellen.

Einzelne Kapitel in Episodenform sorgen für Kurzweil, lassen aber aufgrund der wenigen Seiten an Tiefgang mangeln und wirken auf Dauer eindimensional bzw. gegen Ende langsam eintönig. Man erhascht lediglich kurze Momentaufnahmen. Bei dem ein oder anderen Gast hätte ich mir etwas mehr Einblick in die Lebensumstände gewünscht - gleiches gilt für die Hauptcharaktere Koishi und Nagare. Die Beweggründe für ihr Restaurant und die speziellen Gerichte bleiben leider im Dunkeln. (Welche Rolle spielt beispielsweise Nagare's Vergangenheit in Bezug auf die Ermittlungen der Detektei?) Die sparsamen Informationen lassen andererseits Raum für eigene Interpretation und Gedanken...

Das Buch ist eine tolle kulinarische Einstimmung auf bevorstehende Japan-Reisen. Der Aspekt des Essens hat mir persönlich sehr gut gefallen und ich kann es kaum erwarten mich durch das breite Angebot zu probieren.

Für die vielen japanischen Begriffe wäre ein Glossar wünschenswert. Auch werden wohl nicht alle Lesenden die bis ins kleinste Detail ausgeführten Beschreibungen der Gerichte mögen. Bei Interesse würde ich vorab einen Blick in die Leseprobe empfehlen.

"Das Restaurant der verlorenen Rezepte" war in Japan so erfolgreich, dass eine mehrteilige Reihe folgte, welche als Vorlage für einen Fernsehserie dient.

Bewertung vom 05.04.2023
Das Glück hat acht Arme
Van Pelt, Shelby

Das Glück hat acht Arme


sehr gut

...vom Verlassen-Werden und Verlassen-Sein

Normalerweise mache ich mir beim Lesen Notizen für meine Rezension, bei diesem Buch war dem nicht so - es ist ungewöhnlich, besonders...

Vor einem Jahr habe ich eine Oktopus-Farm (Forschungszentrum) besucht, was mein Interesse an den Tieren geweckt hat. Marcellus wurde für meine Begriffe sehr gut getroffen - wenn man das so sagen kann - und ist nur eine der "bemerkenswert hellen Kreaturen" (um Bezug auf den Titel der englischen Original-Ausgabe zu nehmen).

Die Informationen des Klappentextes verraten nicht zu viel von der Handlung, wecken aber eventuell falsche Erwartungen. Ich war recht unvoreingenommen und wurde positiv überrascht. Die überschaubare Anzahl an liebenswerten Protagonisten in Kombination mit durchaus ernsten Themen und einer Prise Spannung sorgen für abwechslungsreiche Unterhaltung. Stellenweise gab es kleinere Längen, daher vergebe ich sehr gute vier Sterne und werde gern nach weiteren Veröffentlichungen der Autorin Ausschau halten.

PS Noch ein Tipp: Sehenswert ist die Dokumentation "Mein Lehrer, der Krake"

Bewertung vom 03.04.2023
Das Schweigen der Klippen / Guernsey-Krimi Bd.2
Corbet, Ellis

Das Schweigen der Klippen / Guernsey-Krimi Bd.2


sehr gut

Trügerische Idylle

Wie schön, dass die Reihe fortgeführt wird. Ich habe den Vorgänger "Kalt lächelt die See" letzten Sommer vor meiner Reise auf die Kanalinseln gelesen und freue mich gedanklich auf die Insel Guernsey zurückzukehren... Das Cover weckt schöne Erinnerungen, verweist aber in Form des Bunkers gleichzeitig auf die deutsche Besatzungszeit.

Hier setzt der Prolog an: Was geschah im Jahr 1944 mit William und Odile? Welche Rolle spielt seine blutige Uhr?

In der Gegenwart läuft fieberhaft die Suche nach einer alleinstehenden, mittellosen Dame: Odile Davies. "Wer sollte eine demente alte Frau ermorden wollen? War die alte Frau womöglich absichtlich [in den Tod] gesprungen?" Nur zwei von vielen Fragen die sich Detektive Kate Langlois und ihre Kollegen vom Criminal Investigation Department stellen müssen. Scheinbar hatte die Tote weder Familie noch Freunde und die Heimleitung mauert...

Die Autorin schlägt einen durchweg freundlichen, zu keinem Zeitpunkt abwertenden Ton an. Dadurch liest sich das Buch flüssig und man befindet sich direkt im Geschehen. Ellis Corbet ist außerdem Meisterin im Streuen wohldosierter Informationen. Trotz der Andeutungen des Prologs nehmen die in Rückblenden erzählten Ereignisse aus der Vergangenheit wenig Raum ein. Für den Spannungsaufbau auf den ersten ca. 150 Seiten würde ich 5 Sterne vergeben. Die zweite Hälfte war für mich stellenweise zu viel des Guten: zu gefällig und konstruiert wirkt der Ablauf der Auflösung. Viele Details kamen zufällig ans Licht. Auch Nicholas' Beteiligung ist für meinen Geschmack zu plaktiv. Das hätte man geschickter lösen können. Die Aufklärung erfolgt erfreulicherweise erst auf den letzten Seiten - jedoch sehr abrupt...

Vorkenntnisse aus dem ersten Teil der Reihe sind nicht erforderlich, da die Ermittlungen jeweils in sich abgeschlossen sind. Der Rahmenhandlung kann man ebenfalls leicht folgen. Die sich entwickelnde Beziehung zwischen Kate und Nicholas bleibt dezent im Hintergrund, ist jedoch nicht unkompliziert.

Fazit: Kurzweilige Unterhaltung mit viel Lokalkolorit

Bewertung vom 17.03.2023
Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2
Joshi, Alka

Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2


gut

"Wenn du die Rose haben willst,
musst du die Dornen hinnehmen."

Dieses hinduistische Sprichwort dient gleichzeitig als literarisches Motto und umschreibt treffend zu erwartende Handlung.

Obwohl mir der erste Teil, der Jaipur-Trilogie gut gefallen hat, war ich unschlüssig, ob ich die Fortsetzung lesen wollte. (Die Geschichte wurde - für mich zufriedenstellend abgeschlossen.) Die Leseprobe war dann aber doch verlockend ;)

Wie im ersten Teil war ich sofort mitten im Geschehen in Jaipur. Dafür sorgt Alka Joshi, indem sie auf abwechselnde Ich-Erzähler zurückgreift. Gleich zu Beginn erfährt man wie sich die Leben von Lakshmi und Malik in den letzten 12 Jahren verändert haben. Der Fokus liegt in Band 2 (und auch 3) auf bisherigen Nebenprotagonisten. Das war einer der Gründe, warum ich zögerte, die Trilogie weiterlesen zu wollen. Letztendlich freute ich mich jedoch gedanklich nach Indien zurückzukehren...

Der Klappentext ist etwas knapp gehalten und legt den Fokus ausschließlichen auf Malik. Nimmi und Lakshmi bringen sich zeitgleich in Shimla in Gefahr, während sie seltsamen Geschehnissen auf den Grund gehen...

Empfand ich die Handlung der "Hennakünstlerin" ungewöhnlich und neu, braucht es bei der Fortsetzung einen längeren Atem. Der Roman startet wie Band 1 gemächlich, erst nach ca. 150 Seiten kommt Spannung auf. Die Geschichte hat jedoch einen gänzlich anderen Schwerpunkt und die angesprochenen Themen weckten nur bedingt mein Interesse. Vor allem die angespannte Beziehung zwischen Nimmi und ihrer vermeintlichen Konkurrentin Lakshmi wirkte mit der Zeit ermüdend und ich konnte das unbedachte Verhalten der Protagonisten nicht immer nachvollziehen. Der Handlungsverlauf war für meinen Geschmack ein wenig zu offensichtlich.

Der Einzug der Moderne Ende der 60er Jahre findet sich auch in der Sprache wieder. Vielleicht kommt es mir aber auch nur so vor, da ich den Vorgänger im Original auf Englisch gelesen habe. Der zeitgemäße Schreibstil ist in beiden Sprachen hervorzuheben. Die Vielzahl an Fremdwörtern und Redewendungen scheint reduziert bzw. erschließt sich aus dem Kontext, sodass sich das Nachschlagen diesmal auf ein Minimum beschränkte.

Der Roman kann eigenständig gelesen werden. Die wichtigsten Ereignisse aus Teil 1 werden bedarfsgerecht eingestreut, greifen aber einer ggf. nachträglichen Lektüre vor.

Fazit: Eine kurzweilige Fortsetzung, die für mich jedoch nicht an "Die Hennakünstlerin" heranreicht und keinen so nachhaltigen Eindruck hinterlässt

Bewertung vom 14.03.2023
Feuer
Pourchet, Maria

Feuer


weniger gut

"Das Leben besteht aus Kompromissen, Wiederholungen, Vergessen oder Genesen"

Zur Abwechslung habe ich zu einem nicht selbst gewählten Buch gegriffen. Maria Pourchet war mir kein Begriff und aufgrund des Klappentextes hätte ich die Geschichte wohl nicht ausgesucht. Dieser erweckt den Eindruck eines Neuanfangs bzw. einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte in Paris. In der Beschreibung heißt es darüber hinaus: "Ein faszinierender Roman über die Komplexität der Liebe und die großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit."
Meine Vorstellungen bzw. Erwartungen gingen daher wohl in eine völlig falsche Richtung... Was die (überschaubare) Handlung angelangt, gibt es dem Klappentext nichts hinzufügen.

"Du bist eine Frau mit wenig Hoffnung, Laure"

Das erste Kapitel ist verstörend, gar zerstörerisch. Gedankensprünge von Satz zu Satz, aneinandergereihte Aufzählungen - man erkennt kaum die spezielle Erzählstimme von Laure. Sie berichtet von sich in der 3. Person während Sie den/die Leser*in in Form der Ansprache "Du" in die Geschehnisse einbezieht. (Gelegentlich hält sie auch Zwiesprachen mit ihrer verstorbenen Mutter und Großmutter.) Diese Perspektive erweist sich als interessantes, jedoch auch gewöhnungsbedürftiges Stilmittel. Ich fand es etwas befremdlich und fühlte mich nicht angesprochen, vor allem da mir Clément über weite Strecken unsympathisch war. Ich empfehle unbedingt einen Blick in die Leseprobe zu werfen, da die Kapitel abwechselnd von Laure und Clément erzählt werden. Für seine Sicht bedient sich die Autorin des klassischen Ich-Erzählers. So lernt man beide Hauptprotagonisten im (Arbeits-)Alltag kennen.

"Ja, Meeting, Mitarbeiter, Sonnenbräune. Und ich habe verloren, wie ich heute Morgen zur Kenntnis nehmen musste. Eine Entdeckung, die ich zum ersten Mal bei meiner Geburt machte, als ich in das enttäuschte Gesicht meiner Mutter und auf unsere damalige Tapete mit den schwarzen Hibiskusblüten auf blauem Grund blickte, und die sich seither fast tagtäglich wiederholt. So was bezeichnet man bei uns als Prägung. Ich rede mit dir, als wären wir, du und ich, nicht beide aus ein paar Tropfen Sperma entstanden, du hast bestimmt auch irgendwelche Prägungen erfahren, für wen halte ich mich."

Dieses Zitat ist ein wahlloses Beispiel für den anstrengenden Stil aus unzusammenhängenden Informationen, kontextlosen Einschüben sowie belanglosen Aufzählungen. Die Charaktere bleiben blass und unpersönlich. Was bewegt die Protagonisten? Auch die Wahrnehmung von Laure's Familie wäre ein spannender Aspekt gewesen. Leider kommt dieser lediglich am Rande vor.

Ich hätte nach dem ersten Kapitel, eigentlich bis zur Hälfte, fast aufgegeben. Aber ich breche Bücher ungern ab und nach etwa 150 Seiten ändert sich tatsächlich der Ton. Zwischenzeitlich hat man den speziellen Stil verinnerlicht und Laure und Clément wirken menschlicher. Da ich kein Freund allzu direkter Ausdrucksweisen bin, wäre weniger für mich des Öfteren mehr gewesen. Obwohl ich das Buch an einem Tag beendete, hat mich die Handlung kaum berührt und lediglich gegen Ende mein Interesse geweckt.