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Patricia
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Kehl

Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2019
Das Haus der Verlassenen
Gunnis, Emily

Das Haus der Verlassenen


ausgezeichnet

Drei Frauen, drei Leben, drei Schicksale. Ivy, Sam und Kitty könnten unterschiedlicher kaum sein und dennoch: Es hängt alles enger miteinander zusammen als den Hauptfiguren lieb ist. Obwohl die Handlung vor 60 Jahren beginnt, fühlt der Leser sich von Anfang an, als wäre er selbst in diesem düsteren Mutter-Kind-Heim im britischen Sussex gewesen. Als hätte er all das Leid, dass die Frauen und Mädchen dort erleben mussten, selbst miterlebt. An mehreren Stellen fällt es schwer weiterzulesen, so präzise schildert die Autorin Emily Gunnis in ihrem Roman „Das Haus der Verlassenen“ die Torturen, die die jungen Mütter und Babys über sicher ergehen lassen mussten.
Man merkt, dass Gunnis eine erfahrene Drehbuchautorin ist: Die drei Geschichten, die pro Kapitel abwechselnd aus der Sicht der drei Hauptfiguren erzählt werden, finden in der Gegenwart zusammen. So entsteht ein packender Plott, bei dem jeder Schweißtropfen auf der Stirn, jedes Blätterrascheln, jedes Baby-Weinen geradezu real wirkt – als wäre die Wirklichkeit verfilmt worden. Die Handlung ist zwar fiktiv, aber sie basiert auf wahren Lebensgeschichten und Recherchen der Autorin. Die historischen und sozialen Zusammenhänge zeugen davon, dass Gunnis lange und genau recherchiert und dass sie das Geschehene nicht kalt gelassen hat. Sorgen, Aussichtslosigkeit und Hoffnung liegen dabei ganz dicht beieinander. Aber so überzeugend der Roman auch aufgebaut ist, ab und zu muss man doch ein paar Kapitel zurückblättern, um die Verbindungen zwischen den einzelnen Personen zu verstehen und sich nicht in den Verwicklungen zu verlieren.

Bewertung vom 19.02.2019
So schöne Lügen
Burton, Tara Isabella

So schöne Lügen


gut

Es ist alles nur Schein. Nichts ist, wie es scheint - diese zwei Sätze gehen mir regelmäßig durch den Kopf, als ich das Buch „So schöne Lügen“ von Tara Isabella Burton lese. Es ist ein Roman voller Kontraste: Oberflächlichkeit trifft auf (Pseudo)-Tiefgründigkeit, der Hype um soziale Medien auf klassische Musik, die Oberschicht will sich vom Pöbel abheben, die glanzvolle Großstadt New York tritt als Gegensatz zu langweiligen Provinzdörfern auf, die vermeintlich liebevolle Hauptfigur entpuppt sich als kleines Monster. Das Spannende daran: Diese Kontraste passen in den Lesefluss, sie stoßen sich nicht gegenseitig ab, sie sind wie ineinandergeflochten.
Die aus einfachen Verhältnissen und aus der Provinz stammende Louise lernt die New Yorkerin und Tochter reicher Eltern, Lavinia, kennen. Lavinia verkörpert nach Louises Meinung alles Erstrebenswerte: sie ist beliebt und bekannt, wohlhabend, wunderschön, zieht sich gut an und auf allen angesagten Partys in New York eingeladen. Das ist erst einmal oberflächlich, aber Burton gelingt es, genau diese Welt des Scheins, des Glamours, der Omnipräsenz der Sozialen Medien und des Hypes um das lebenswerteste Leben bloßzustellen. Am Anfang dachte ich, es sei unmöglich, den Alltag von zwei hippen Mädchen, die New York unsicher machen wollen, auf mehr als 300 Seiten so zu erzählen, ohne das Buch schon nach dem ersten Kapital zur Seite zu legen. Aber, ich sollte mich irren. Denn es ist eben nichts ist, wie es scheint. Und da die Autorin selbst aus New York stammt, führt sie den Leser gekonnt durch Bars, Clubs, Geschäfte und angesagte Kulturlocations.
Der Roman ist eine erfrischende Kritik an all denen, die glauben, unentbehrlich zu sein im Leben und die glauben, mit genügend Geld und den richtigen Kontakten und Einladungen zu Events habe man das perfekte Leben und somit auch das absolute Glück gepachtet. Vielleicht glauben das einige der Figuren im Buch - ebenso wie einige reale Menschen diesen Eindruck haben mögen. Als Leser aber stellt man seinen ersten Eindrück in Frage, die Meinung, die man glaubt zu haben, stellt sich einige Seiten weiter doch als falsch dar. Und man verfolgt den Aufstieg und Niedergang der Hauptfiguren voller Faszination, Misstrauen und Ekel gleichzeitig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2018
Traum des Lebens
Archer, Jeffrey

Traum des Lebens


sehr gut

Mein erster Gedanke stellte sich schon nach den ersten Seiten als falsch heraus: Das neue Buch von Jeffrey Archer „Traum des Lebens“ ist nicht nur ein Roman über einen russischen Migranten. Es ist auch eine Anleitung zu einer erfolgreichen Politikerkarriere, ein Krimi der besonderen Art, ein Werk über zeitgenössische Kunst und ein Buch, das anfangs fiktiv scheint, aber mit jeder Seite zunehmend historische Züge aufweist und – leider erschreckend oft – der Realität ähnelt.
Der Leser verfolgt das Leben des Russen Alexanders und seiner Mutter Elena nach ihrer Flucht aus Russland – und zwar über 30 Jahre hinweg, mit all ihren privaten und beruflichen Höhen und Tiefen. Das Faszinierende daran ist, dass Archer zwei Szenarien parallel durchspielt und auf mehr als 700 Seiten problemlos durchhält: In der einen Version landen Alexander und Elena in den USA, in der anderen Version in Großbritannien. Die Kapitel wechseln sich jeweils ab, ohne dass der Leser die Orientierung verliert. Beide Entwicklungen sind gleich spannend, beiden „Alexanders“ (der Einfachheit halber bekommen sie unterschiedliche Namen) folgt man, will sie verteidigen, leidet und freut sich mit ihnen. Archer schreibt so fesselnd, dass man sich das Leben in den USA und in England zwischen 1968 und 1999 bildlich vorstellen kann: den Alltag, die Sorgen, die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Es ist ein Buch über Erfolg und Misserfolg, über die wahren Werte und Tugenden, über Freunde und Feinde, über all das, was wirklich zählt im Leben.
Archers eigener Hintergrund macht sich in „Traum des Lebens“ bemerkbar: Ebenso wie seine Hauptfigur studierte Archer an einer Elite-Universität, hat eine politische Laufbahn hinter sich, interessiert sich für Kunst und kennt um die weitreichenden Folgen von Finanz-Skandalen. Auch deswegen klingt Archer auf jeder Seite überzeugend, der Leser kann die Handlungen, Emotionen und Folgen des Geschehenen absolut nachvollziehen. Er zieht seinen Leser in den Bann einer Geschichte, die sich vom Kommunismus über den amerikanischen Traum bis hin zur Eisernen Lady zieht. Und das Ende ist mehr als überraschend.

Bewertung vom 10.09.2018
Neujahr
Zeh, Juli

Neujahr


ausgezeichnet

In einem Interview sagt Juli Zeh über ihr neues Buch „Neujahr“, sie habe es wie im Rausch heruntergeschrieben. Ebenso rauschhaft liest es sich. Die Hauptfigur Henning kennt sich aus mit Schmerzen. Mit physischen und mit seelischen. Auf einer Fahrradtour auf Lanzarote stößt er an seine Grenzen. Sein Körper streikt fast beim Aufstieg eines unbezwingbar wirkenden Berges. Seine Psyche gerät an ihre Grenzen, als er auf dem Gipfel ankommt und dort überraschend mit seiner Vergangenheit aus der Kindheit konfrontiert wird.

Selbst, wer noch nie eine längere Radtour unternommen hat, kann die Tortur Hennings nachvollziehen, so detailreich und genau beschreibt Zeh das Erklimmen des Berges. Und selbst, ohne die Kindheitserfahrungen von Henning miterlebt zu haben, leidet der Leser. Zeh versetzt sich in den vierjährigen Henning, benutzt dessen Sprache, dessen kindliche Gedanken und Ängste. Kurze Sätze. Auf den Punkt gebrachte Beschreibungen, die alle Sinne bedienen. Der Leser riecht, hört, sieht und vor allem fühlt er mit Henning und seiner Familie.

Würde mich jemand fragen, worum es in dem Roman geht, müsste ich antworten: Um alles, was das Leben ausmacht. Um die Herausforderungen im Alltag, die Suche nach dem richtigen Partner und der perfekten Beziehung, um die Dauerschöpfung von jungen Eltern, um psychische Probleme und den Versuch, damit umzugehen, um das Gerechtwerden all der Ansprüche an sich selbst und seines Umfeldes. Faszinierenderweise ist das Buch trotz der überschaubaren 190 Seiten dabei nicht oberflächlich. Es versucht nicht, Antworten zu geben, aber es stellt die richtigen Fragen. Es zeigt auf Dinge ohne zu belehren. Es verursacht im richtigen Moment Schmerzen beim Lesen. Am Liebsten würde man zwischendurch eine Pause machen, damit der Schmerz sich legt. Aber man liest weiter und erträgt den Schmerz - wie Henning selbst.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.07.2018
Schwestern für einen Sommer
Lyra, Cecilia

Schwestern für einen Sommer


gut

Eine ungewöhnliche Erbbedingung bringt die Halbschwestern Cassie und Julie nach Jahren des Schweigens wieder zusammen. Sie sollen einen Sommer gemeinsam im Haus ihrer verstorbenen Großmutter verbringen – auch wenn beide von der Idee anfangs wenig begeistert sind. Die beiden jungen Frauen werden von der Autorin Cecilia Lyra so gegensätzlich dargestellt, dass das Klischee „ungleiche Schwestern“ hier mehr als erfüllt wird. Cassie ist die rationale, intelligente und erfolgreiche Schwester, während Julie die schöne, emotionale und kreative von Beiden ist.
Das Buch ist einerseits herrlich leicht geschrieben, selbst der Familienstreit, der so viel dunkle und negative Seiten hat, macht die Lektüre nicht schwer – dafür sorgt der humorvolle Ton Lyras ebenso wie die lebendigen Beschreibungen des Umfelds. Auch die Perspektivenwechsel nach jedem Kapitel -mal wird aus der Sicht Cassies, mal aus der Sicht Julies geschildert - tun dem Buch gut. Und dennoch: So leicht und locker das Buch auch ist, die Handlung und die Abläufe sind mir zu kleinteilig, ich hätte mir eine straffere Version des Buches gewünscht – viele Probleme und Charaktereigenschaften werden immer und immer wieder erwähnt, mit Beispielen und anhand anderer Situationen, so dass ich als Leser das Gefühl einer ewigen Schleife hatte, bevor es wirklich zum Eingemachten ging. Aber dennoch: Als Strandlektüre sicherlich gut geeignet.

Bewertung vom 18.04.2018
Strafe
Schirach, Ferdinand von

Strafe


ausgezeichnet

Bei jedem Buch von Ferdinand von Schirach fasziniert mich folgendes Phänomen immer wieder aufs Neue: Wie schafft er es, mit seinem so nüchternen Schreibstil und seiner so minimalistischen Sprache so eine einnehmende Atmosphäre zu schaffen und den Leser so in den Bann zu ziehen? In seinem neuesten Band „Strafe“, das zwölf Kurzgeschichten umfasst, werden oft nur wenige Charakterzüge der Hauptpersonen bzw. ihr Äußeres leidiglich kurz beschrieben und dennoch kann man sich in die jeweiligen Figuren problemlos hineinversetzen und leidet mit ihnen – egal, ob es sich bei ihnen um das Opfer und den Täter handelt. Die Opfer-Täter-Frage wird bei von Schirachs Texten ohnehin oft so dargestellt, dass der Leser am Ende der Geschichte überrascht wird, es eine unerwartete Wendung gibt und man deshalb seine ganze bisherige Denkweise noch einmal grundlegend revidieren muss. Dem früheren Strafverteidiger gelingt es immer wieder, hoch komplexe Fälle derart herunter zu brechen, dass selbst derjenige, der keine Jura-Vorkenntnisse hat, den Prozessen und Argumentationen sehr gut folgen kann. Keine verschnörkelten Sätze, keine Floskeln oder mitleidserregenden Dialoge in epischer Länge – und dennoch erwischt man sich immer wieder dabei, wie man schluckt, wie man entsetzt ist und emotional reagiert und am Liebsten schreien möchte: „Das kann doch nicht wahr sein“.
Mir persönlich haben die ersten Kurzgeschichten und die letzte am besten gefallen. Und vor allem überrascht mich immer wieder die Leichtigkeit, die ich bei Lesen empfinde. Es scheint, als hätte von Schirach seine Geschichten in einem Zug heruntergeschrieben, so luftig leicht kommen sie daher. Aber dem ist offenbar überhaupt nicht so: In einem Interview mit dem SWR sagte der Autor vor kurzem: Wenn er ein Buch schreibe, dann seien dabei nur 10 Prozent dem genialer Einfall geschuldet und die restlichen 90 Prozent des Buches basierten auf Disziplin und Durchhaltevermögen.

Bewertung vom 27.08.2017
Via dell'Amore - Jede Liebe führt nach Rom
Lamprell, Mark

Via dell'Amore - Jede Liebe führt nach Rom


gut

Zugegebenermaßen war er ich etwas skeptisch, als ich den Titel des Buches von Mark Lamprell das erste Mal gelesen habe: "Via dell’Amore – Jede Liebe führt nach Rom". Das klang erst einmal eher kitschig und nach einem stereotypischen Liebesroman über die italienische Hauptstadt. Doch schon nach wenigen Seiten wurde ich eines Besseren belehrt. Der Roman hat einen einfallsreichen Aufbau: Eine Art Allwissender-Ich-Erzähler bildet den Rahmen und berichtet abwechselnd über drei parallel verlaufende Handlungsstränge mit drei verschiedenen Paaren aus drei unterschiedlichen Ländern. Natürlich geht es dabei auch um Liebe – aber eben nicht nur. Es geht auch um Selbstreflexion, Selbstfindung, Zweifel, Zuversicht und das Abenteuer Leben an sich. Und nicht zu vergessen: die Stadt Rom nimmt eine ganz zentrale Rolle ein.

Das Besondere an dem Roman: Man spürt von Beginn an, dass die Hauptpersonen etwas miteinander zu tun haben bzw. sich ihre Wege kreuzen werden – aber zu keinem Zeitpunkt ist der Ablauf gänzlich vorhersehbar oder so einfach gestrickt, als dass man Interesse verlieren könnte. Ganz im Gegenteil: Man will unbedingt wissen, wie es weitergeht und wird jedes Mal aufs Neue überrascht. Ergänzt werden die drei Geschichten von historischen Daten, kulturellen Fakten und Anekdoten, die der Ich-Erzähler beisteuert. Rom-Kenner werden dabei sicher viele Aha-Erlebnisse haben, aber auch für Nicht-Kenner sind diese unterhaltsam. Das Buch ist zwar keine hohe Literatur, aber genau der richtige Schmöker für den Urlaub oder ein Wellness-Wochenende oder einfach, wenn man wieder Zeit und Lust hast, seine Gedanken schweifen zu lassen…

Ich bin zwar eher eine Liebhaberin von spanischen und französischen Großstädten, aber dennoch habe ich am Ende des Buches gespürt, dass ich Rom wohl doch noch etwas besser kennenlernen muss bzw. dass ich noch nicht ganz fertig bin mit Rom – so wie auch die Helden im Buch noch offene Rechnungen mit der ewigen Stadt haben.

Bewertung vom 29.06.2017
Frag nicht nach Sonnenschein
Kinsella, Sophie

Frag nicht nach Sonnenschein


gut

Für manche mag dieses Buch die perfekte Strandlektüre sein – ich finde aber die Handlung oft sehr vorhersehbar und auch den Schreibstil ist meist sehr gewollt witzig, so dass ich dem Buch nicht wirklich viel abgewinnen kann. Es ist zwar angenehm locker geschrieben, aber es fehlt oft das Quäntchen etwas… Vielleicht ist einiges bei der Übersetzung ins Deutsche verloren gegangen? Oder es ist einfach nicht so richtig meine Art von Humor.
Die Hauptperson des Buches, Katie Brenner, kommt von der britischen Provinz in die Metropole London. Natürlich mit vielen klischeehaften Vorstellungen, die allesamt wiederlegt werden. Die Chefin ist gelinde gesagt anstrengend, die Stadt teuer, die Männer meist nicht der Knaller… Dann kommt irgendwann der Kurswechsel in Katies Leben - und nach anfänglichen Schwierigkeiten wird quasi alles gut. Das ein oder andere Mal kann man die Gefühle der Protagonistin nachempfinden, ihre Scham, ihr Glück, ihren Ärger – aber das Meiste bleibt so an der Oberfläche, dass es schnell langweilig wird.

Bewertung vom 21.04.2017
Die Gestirne
Catton, Eleanor

Die Gestirne


sehr gut

Eines kann Eleanor Catton definitiv: Ihre Leser beeindrucken und einen tiefen Eindruck hinterlassen. Mit ihrem Roman „Die Gestirne“, der imposante 1038 Seiten umfasst, versetzt sie die Leser ins Neuseeland der 1860er Jahre – die Zeit, in der zahlreiche Goldgräber ihr Glück suchten und Reichtum im wahrsten Sinne des Wortes zum Greifen nah war. Catton schreibt so detailliert und überzeugend über die damalige Zeit und den Alltag, dass man als Leser geradezu das Gefühl hat, selbst Teil dieser historischen Phase zu sein.

Mitten in das Chaos des Goldrausches gelangt der Schotte Walter Moody und will in der neuen Heimat reich werden. Doch gleich bei seiner Ankunft trifft er auf eine Versammlung von 12 Männern, die über einige ungelöste Verbrechen diskutiert. Und ab jetzt ist nicht nur Geduld, sondern auch jede Menge Konzentration beim Leser gefragt: Catton beschreibt alle ihrer Romanfiguren in einer so ausführlichen Art und Weise, das man sich die jeweiligen Charaktere perfekt vorstellen und ihr Denken und Handeln nachvollziehen kann – gleichzeitig bringt das aber mit sich, dass die Beschreibungen sehr ausschweifend werden und der Faden der eigentlichen Handlung etwas untergeht.

Einige Male musste ich auch vor und zurückblättern, um mich wieder daran zu erinnern, was der ursprüngliche Zusammenhang zwischen den einzelnen Personen war. Wenn man aber richtig in das Buch vertieft und eingelesen ist, dann gelingt es Catton, den Leser in den Bann zu ziehen. Jeder der 12 Männer steht übrigens für eines der 12 Tierkreiszeichen – wieder ein genial ausgearbeiteter Schachzug der Schriftstellerin, die gerade mal 31 Jahre alt ist. Catton arbeitet jeden ihrer Gedanken detailliert aus und überlässt nichts dem Zufall. Und dennoch: Ich fand das Buch an vielen Stellen zu langatmig und hätte mir eine schnellere Entwicklung der Handlung gewünscht. Wer aber epische Längen mag und auch die Mischung zwischen historischem Roman und Science-Fiction nicht scheut, für den ist das Buch „Die Gestirne“ genau das Richtige.