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vo.nicole

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 16.02.2021
Heimweh nach uns
Schreiber, Helen

Heimweh nach uns


sehr gut

„Heimweh nach uns“ von der Autorin Helen Schreiber erzählt von dem Paar Lena und Malte, dass sich durch den Alltag des Lebens mit Kindern und Vollzeitjobs immer mehr aus den Augen verliert. Lena findet zunehmend Entspannung im Yoga. Doch nicht nur in ihrer Yoga-Praxis, vielmehr in dem charismatische Aussteiger Reik, der ihr Yoga-Lehrer ist, verliert sie sich. Kann die Beziehung von Lena und Malte noch gerettet werden? Oder bedarf es manchmal einem Neuanfang?
Die Geschichte spielt eindeutig vor der Corona-Pandemie und man spürt die Hektik und den Alltagsstress, den Lena und Malte erleben. Mit zwei Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter sowie zwei Vollzeitstellen, Freunden, Sport und der Suche nach einem neuen Haus ist das Chaos perfekt. Man findet sich als Leser sehr stark in den Erzählungen von Helen Schreiber wieder. Umso schöner ist die entstehende Ruhe durch die Beschreibung der Yoga-Einheiten, die man auch als Leser*in förmlich spüren kann.
Helen Schreiber hat mit „Heimweh nach uns“ einen Roman aus dem Alltag geschrieben, den man innerhalb kurzer Zeit aufgrund ihres sehr flüssigen Schreibstils ausgelesen hat. Oft ärgert man sich, wenn Lena und Malte wieder eine Schlaufe nehmen und nicht miteinander reden. Am liebsten würde man die beiden an einen Tisch setzen und sie zwingen, doch einmal miteinander aufrichtig zu sprechen und nicht nur ihren Alltagssmalltalk zu betreiben. Ich habe als Leserin vor allem Sympathie für Malte entwickelt. Lena ist mir manchmal zu voreingenommen und engstirnig. Insgesamt finde ich allerdings alle Charaktere sehr ansprechend charakterisiert.
Insgesamt kann ich dieses Buch weiterempfehlen. Gerade für den Urlaub oder einen warmen Sommertag ist dieses Buch perfekt, um ein bisschen abgelenkt zu werden von dem Alltagstrott. Vor allem der Titel des Buches „Heimweh nach uns“ ist für mich absolut treffend.

Bewertung vom 04.02.2021
Der Solist
Seghers, Jan

Der Solist


sehr gut

Mit „Der Solist“ startet der erste Fall des geheimnisvollen Ermittlers Neuhaus. Darin stößt Neuhaus zur Sondereinheit Terrorabwehr in Berlin, wo sich die Lage stetig zuspitzt. Nach dem Mord an einem homosexuellen Juden, folgt bald darauf die Ermordung einer emanzipierten Muslimin. Neuhaus findet sich bald in einem Geflecht von Nationalsozialismus, dem Islamischen Staat und zunehmender Manipulation wieder. Wem kann er noch trauen?

Der Roman spielt im Jahr 2017 und weist einige reale Bezüge auf. So wird etwa der Terroranschlag von Anis Amri auf den Berliner Weihnachtsmarkt detailliert in die Geschichte miteinbezogen. Auch die Partei „Die Aufrechten“ weist starke Parallelen auf zur AfD und deren Ideologie. Generell hat man als Leser das Gefühl, mit diesem Buch in die Tiefen der Realität abzutauchen.

Jan Seghers hat mit „Der Solist“ damit ein spannendes und realitätsnahes Werk geschaffen. Die kurzen Kapitel als auch der flüssige Schreibstil von Seghers machen es einem schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Die 230 Seiten des Buches sind folgerichtig sehr schnell ausgelesen. Gerne hätte ich als Leser noch eine Wendung mehr in dem Buch gelesen, da die Geschichte doch ohne viele Schnörkel erzählt wird und auch das Ende dann sehr plötzlich und „einfach“ gelöst wird.
Neuhaus als „Solist“ und einsamer Ermittler wirkt über das gesamte Buch hinweg in sich gezogen und geheimnisvoll. Immer wieder werden kleine Fakten über sein Leben und sein Umfeld preisgegeben, wodurch sich sein Profil stetig schärft. Im Gegenzug zu Neuhaus wächst einem seine deutschtürkische Kollegin Suna-Marie, die von allen nur Grabowski genannt wird, direkt ans Herz. Gutherzig, intelligent und charmant – als Leser hofft man auf eine kleine Liebesgeschichte zwischen dem Ermittlerduo. Vielleicht wird das im zweiten Band von Neuhaus wahr. Mit dem Cliffhänger am Ende des Buches bekommt man als Leser definitiv Lust auf mehr.

Insgesamt kann ich dieses Buch sehr weiterempfehlen. Durch die realitätsnahe Erzählung schärft die Geschichte auch das Bewusstsein des Lesers und regt zum Nachdenken an. Ich bin sehr gespannt auf Band 2!

Bewertung vom 22.01.2021
Die Kannenbäckerin
Spratte, Annette

Die Kannenbäckerin


ausgezeichnet

Der Roman „Die Kannenbäckerin“ der Autorin Annette Spratte erzählt von der 13-jährigen Johanna, die aufgrund der Pest ihre gesamte Familie verloren hat. Bei einem unbekannten Onkel findet sie Unterschlupf und beginnt das Lernen des Töpfer-Handwerks. Doch aufgrund der unsicheren Zeiten, hat sie sich als den Jungen Johann ausgegeben und verkleidet. Das Geheimnis scheint zu Beginn niemand zu bemerken, aber wie lange kann Johanna die Täuschung aufrechterhalten.

Das Buch spielt während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) im Westerwald. Sehr authentisch wird das aktuelle Zeitgeschehen beschrieben: Die brutalen Auswirkungen der Pest und deren Folgen für Kinder, die Überfälle durch Soldaten als auch die Stellung der Frau zu dieser Zeit. Vor allem für geschichtlich interessierte Personen ist dieses Buch auf jeden Fall sehr aufschlussreich.

Das Buch selbst zieht einen ebenfalls direkt in seinen Bann. Annette Spratte schreibt sehr flüssig und spannend, gleichzeitig aber auch nüchtern und einfach. Ich habe mich sehr mit der Hauptfigur der Johanna identifizieren können und finde ihre Emotionen und Wünsche unheimlich ehrlich. Für mich ist sie die Heldin des Buches, die auch heutigen Generationen gute Anstöße geben kann. Generell sind alle Charaktere der Autorin mit sehr viel Liebe zum Detail präzisiert. Auch der stoische Onkel Wilhelm, die liebevolle Tante Luise oder auch der kleine Caspar wachsen einem im Laufe sehr ans Herz. Unterschiedliche Wendungen und Geschehnisse machen das Buch sehr spannend.

Zusammenfassend war dieses Buch ein sehr guter Auftakt in das Lesejahr 2021. Gerade für Leser*innen, die gerne historische Romane lesen bietet dieses Buch wirklich tollen Lesestoff und geht ans Herz. Klare Empfehlung!

Bewertung vom 10.12.2020
Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1
Blum, Antonia

Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1


ausgezeichnet

Der erste Band der Kinderklinik Weißensee der Autorin Antonia Blum erzählt von zwei mutigen Schwestern, die vielen Widerständen trotzen, die erste Liebe entdecken und gemeinsam erwachsen werden.

Die Waisenschwestern Marlene und Emma Lindow machen eine Ausbildung zur Krankenschwester an der Kinderklinik Weißensee. Während Marlene sich in den Assistenzarzt Maximilian von Weilert verliebt und von einer Karriere als Kinderärztin träumt, geht ihre Schwester Emma in der Kinderpflege auf und nähert sich dem Melker Tomasz an. Ein folgenreicher Zwischenfall lässt die Träume der beiden Schwestern beinahe zerplatzen.

Die Geschichte spielt im Jahr 1911 in Berlin, im Ortsteil Weißensee. Die Geschichte ist fiktiv, aber hat historische Bezüge zur Kinderklinik Weißensee und auch einige Charaktere entsprechen historischen Vorbildern. Die Autorin beschreibt dabei authentisch die politische und gesellschaftliche Situation zu Beginn des 20. Jahrhunderts im deutschen Kaiserreich.

Antonia Blum hat so ein Buch geschaffen, dass die Leser*innen in die damalige Zeit entführt und spannende Einblicke bietet. Die Schwestern Marlene und Emma wachsen einem dabei im Laufe des Buches sehr ans Herz. Auch die anderen Persönlichkeiten werden mit viel Liebe zum Detail charakterisiert – sei es die strenge, aber doch gutherzige Oberin Hanny Polsfuß, Elevin Clarissa oder der sehr charmante Maximilian von Weilert. Der Schreibstil der Autorin ist dabei sehr flüssig zu lesen, was durch die Perspektivwechsel im Buch, sowie die kurzen Kapitel noch einmal unterstützt wird. Die Spannung des Buches bleibt so durchgehend erhalten und endet in einem ergreifenden Finale, das Lust auf mehr macht.

Alles in allem war dieses Buch ein Highlight in meinem Lesejahr 2020 und ich freue mich schon auf Teil 2 der Kinderklinik Weißensee, der im September kommenden Jahres veröffentlicht wird. Vor allem für Leser*innern mit Interesse an bewegenden Geschichten mit historischen Bezügen lege ich dieses Buch ans Herz.

Bewertung vom 09.11.2020
Das Tartarus-Projekt
Schilddorfer, Gerd

Das Tartarus-Projekt


gut

„Das Tautarusprojekt“ von Gerd Schilddorfer ist ein eindrucksvoller Thriller über die zunehmenden technologischen Möglichkeiten in Zusammenhang mit politischen Machenschaften.

Das Buch beschreibt die Nachforschungen des Journalisten Michael Landorff zusammen mit der Pokerspielerin Alexandra Buschmann zum Mord an dem erfolgreichen Münchner Unternehmer Winter, der auf seiner eigenen Party kaltblütig ermordet wird. Landorff und Buschmann waren auf jener Party Gäste und das nicht ohne Grund: Winter ahnte bereits seinen Tod voraus und wollte mit den beiden eine lückenlose Aufklärung der Geschehnisse sicherstellen. Schon bald befinden sich Landorff und Buschmann im Zielfeuer internationaler politischer Mächte und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Die Geschichte spielt in unserer Zeit und Hauptschauplatz ist München sowie Stationen in Österreich. Durch feinste Recherchearbeit beschreibt Schilddorfer, wie die Welt zukünftig durch den Einsatz von Drohnen vor allem mit politischen Zielen aussehen kann. Dieses Szenario kann sehr bedrückend und furchteinflößend wirken.

Insgesamt lässt sich das Buch sehr gut lesen. Obwohl Schilddorfer einen guten Spannungsbogen einbaut inklusive einem wirklich spannendem Schluss, gibt es dennoch teilweise Passagen, die noch etwas mehr Spannung und Nervenkitzel vertragen hätten. Die Charaktere Landorff und Buschmann werden präzise beschrieben, leider habe ich als Leserin aber keinen wirklichen Zugang und Sympathie zu den beiden gefunden. Gerne hätte ich mir hier noch mehr Liebe zum Detail gewünscht.

Alles in allem handelt es sich bei dem Buch um einen Thriller ausgerichtet am aktuellen Geschehen der Zeit. In mancher Hinsicht wäre meiner Ansicht nach noch Luft nach oben gewesen, dennoch auf jeden Fall eine Empfehlung.

Bewertung vom 14.10.2020
INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
Paolini, Christopher

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne


sehr gut

„Infinitum – Die Ewigkeit der Sterne“ von dem amerikanischen Bestseller-Autor Christopher Paolini (u. a. Eragon-Reihe) erzählt die Geschichte einer jungen mutigen Frau, an der aufgrund eines Zufalls die Zukunft der Welt liegt.

Kira Navárez ist Xenobiologin und damit beauftragt neue Planeten für zukünftige Kolonisten zu erforschen. Ein Routine-Forschungsauftrag gerät außer Kontrolle und die Entdeckung einer Alien-Technologie verändert Kiras Leben elementar. Plötzlich steht die gesamte Existenz der Welt in Gefahr und nur Kira kann sie retten.

Die Geschichte spielt im Jahr 2257 und verlässt die Sphären unseres Sonnensystems. Erdrückend authentisch beschreibt Paolini, wie unsere Welt in mehr als 200 Jahren aussieht. Eine vollkommen digitalisierte Welt wird skizziert, die von Technik und der Intelligenz der Menschen beherrscht wird. Die Erde als Heimatplanet existiert noch, aber die Menschheit hat sich inzwischen in Kolonien auf vielen weiteren Planeten auch außerhalb des Sonnensystems niedergelassen.

Christopher Paolini hat mit „Infinitum – Die Ewigkeit der Sterne“ ein Werk geschaffen, dass sich weg vom Fantasy-Genre bewegt hin zu Science-Fiction. Durch den Anhang des Buches mit wissenschaftlichen Erläuterungen gibt er eine realitätsnahe Erklärung, wie sich diese Ereignisse zukünftig abspielen könnten. Untermauert wird dies durch die Vielzahl an Fachtermini, die durchgehend benutzt werden und für weniger belesene Leser*innen teilweise nicht leicht zu verstehen sein können. Das Cover des Buches ist sehr ansprechend gestaltet, genauso wie auch die Illustrationen im Buch. Mit mehr als 950 Seiten bietet das Buch eine Menge Lesestoff, was dem Spannungsbogen allerdings nicht unbedingt guttut. In der Mitte des Buches gibt es einige Phasen, die sich etwas lange ziehen können. Doch gerade die Schlussphase und das spannende Finale machen diese Phasen wieder wett. Die Hauptfigur in Form von Kira wird sehr sympathisch dargestellt und auch die Crew der Wallfish, die Kira bei ihrem Abenteuer begleitet, wächst einem im Laufe des Buches sehr ans Herzen. Vor allem der Kapitän der Wallfish, Falconi, imponiert. Mit sehr viel Liebe zum Detail hat Christopher Paolini so seine Figuren skizziert. Der Schreibstil des Autors ist dabei sehr flüssig und gut zu lesen. Durch die Vielzahl an Kapiteln ist eine gute Strukturierung und Orientierung gegeben. An Originalität ist das Buch im Gesamten nahezu nicht zu übertreffen – sei es durch die detaillierte Beschreibung der Jellys, den detailverliebten aufbereiteten Anhang oder durch die verquere Art des Schiffsgehirns Gregorovich. Diese Stellen zu lesen machen Freude.

Abschließend lässt sich festhalten: Für Leser*innen, die sich für Zukunftsszenarien und das Weltall interessieren ist dieses Buch ein absolutes Muss. Aber auch für Nicht-Science-Fiction-Liebhaber*inner ist dieses Werk auf jeden Fall lesenswert und eine Empfehlung.