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alegria.de.vivir
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Wolfhagen
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Leseratte

Bewertungen

Insgesamt 48 Bewertungen
Bewertung vom 31.01.2019
Agathe
Bomann, Anne Cathrine

Agathe


sehr gut

Inhalt: Beinahe zweiundsiebzig ist er nun und glaubt, dass es Zeit wird in seinen wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Er zählt die noch ausstehenden Therapiestunden bis es endlich soweit ist. Eines guten Tages kommt eine junge Frau in die Praxis und verlangt einen Termin. Es macht keinen Sinn jetzt noch neue Patienten aufzunehmen, so denkt er. Er könne schließlich die Therapie nicht zu Ende bringen. Doch Agathe ließ sich nicht abwimmeln. Für sie kam nur er als "Retter" in Frage. Also gut, er ließ sich überreden. Doch irgendetwas veränderte sich in seinem Leben. Agathe schien ihm irgendwie die Augen zu öffnen.

Wertung: Eine wundervolle Geschichte voller Psychologie und Philosophie. Hier werden tiefe Abgründe erkundet und wichtige Fragen durchdacht. Und das, in einer überwältigend kurzen und emotionalen Geschichte. Jedes Kapitel lässt den Leser in sich versunken zurück, gibt Anlass in sich selbst zu schauen und zu analysieren, bestärkt in Mut und Kraft und verändert den alltäglichen Gedankenfluss.
Herrlich kurz und vital wird hier das traurige Alltagsleben eines betagten Psychiaters beschrieben, mit all seinen Ängsten und Sorgen. Animiert durch seine Therapiestunden mit Agathe, scheint sich seine Gefühlswelt zu öffnen und neu anzuordnen. Er nimmt wahr und registriert Dinge, die ihm bisher uninteressant schienen. Er baut Beziehungen auf, zu denen er bisher schier unfähig war. Seine Lebensgeister scheinen sich zu regen.
Traurig und auch humorvoll ist diese Geschichte verpackt. Und trotz Mangel an Spannung doch ein packendes Lesevergnügen. Schon allein diese wunderschöne Gestaltung der äußeren Aufmachung verleitet dazu, dieses Buch in die Hand zu nehmen und es zu bestaunen.

Fazit: Auch wenn dieses Buch nur 156 Seiten besitzt, ist es doch ein Buch zum verweilen. Wer Humor, Dramatik und Tiefgründigkeit in Eins mag, sollte unbedingt zu diesem Werk greifen.
Ich liebe es und werde es mit Sicherheit noch einige Male lesen und durchdenken.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2019
Der Verfolger / Dr. Frederick Starks Bd.2
Katzenbach, John

Der Verfolger / Dr. Frederick Starks Bd.2


gut

Inhalt: Der Psychiater Frederick Starks erhält eines Tages Besuch von einem Killer. Genau diesem stand er vor fünf Jahren schon einmal gegenüber und hatte gehofft, ihn nie wieder sehen zu müssen. Nun aber wendet sich dieser mit einer Bitte an ihn. Starks solle einen Fremden, der den Killer und seine Familie ausschalten oder selbst dran glauben. Warum wendet sich der Killer ausgerechnet an ihn mit seinem Problem? Wieso kann ein ausgefeilter Killer sich dem nicht selbst stellen? Und wer ist dieser Fremde. Starks bleibt nichts anderes übrig, als sich auf die Suche nach Antworten zu machen.

Wertung: "Der Verfolger" von John Katzenbach ist die Fortsetzung des im Jahre 2002 erschienenen Thrillers "Der Patient". Fünf Jahre liegen inhaltlich zwischen den Ereignissen. In dieser Zeit wog Starks sich schließlich in Sicherheit, aber das Aufleben des Mörders "Rumpelstilzchen" aus dem ersten Teil ließ nun eine neue Geschichte beginnen.
Der Schreibstil ist für Erstlinge von Katzenbach etwas gewöhnungsbedürftig. Die Sprache ist etwas gehoben und in recht verzweigten Schachtelsätzen verpackt. Wenn man sich dann endlich daran gewöhnt hat, wird der Leser durch einige Längen befördert, die überhaupt keinen Sinn zu ergeben scheinen. Allerdings soll sich im Verlauf des Buches doch das Eine oder Andere erklären.
Katzenbach lässt seinen Protagonisten durch die Darlegung seiner Gedankengänge und Handlungen sehr nah an den Leser heran. Ricky scheint ein sehr intelligentes Köpfchen zu sein und natürlich auch schon berufsbedingt ein Denker. Allerdings führt er hin und wieder Selbstgespräche, die ihn in vielen Situationen doch etwas labil erscheinen lassen.
Auch andere Mitwirkende erscheinen teilweise etwas blass. Stellenweise sind Dialoge aufgeführt oder auch Situationen dargestellt, die in die Länge gezogen wurden ohne erkennbaren Grund und somit etwas realitätsfremd wirken. Auch fiel es mir schwer, da ich den Vorgänger nicht gelesen habe, die Handlungsursachen zu erkennen. Auch am Ende bin ich noch nicht aufgeklärt und sehe mich gezwungen, um dieses Buch vollständig zu verstehen, den Vorgänger zu lesen.
Nach allen gerade aufgezählten Mängeln muss ich dennoch betonen, dass die Story an sich sehr gut durchdacht war und, nachdem sie endlich ab ca. der Hälfte an Fahrt aufnahm, auch die Spannung sehr schnell aufbaute und hielt. Bis kurz vor dem Schluss.
Stichwort Schluss: Ich habe mir eine andere Möglichkeit als die scheinbar unvermeidlichen als Ausgang gewünscht und diesem Wunsch wurde auch stattgegeben. Allerdings finde ich die Lösung doch etwas zu gewagt.

Fazit: Wer es in Erwägung ziehen sollte dieses Buch zu lesen, sollte erst den Patienten lesen. Dann ist das Verständnis bestimmt leichter und die Bewertung fällt mit Sicherheit positiver aus, als meine jetzt.

Bewertung vom 13.01.2019
Die Macht der Rache
Scherf, H. C.

Die Macht der Rache


sehr gut

Inhalt. Dirk wird wegen dreifachen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Auch nach mehreren Jahren beteuert er weiterhin seine Unschuld. Als nach gut sieben Jahren ein hartnäckiger Ermittler, welcher bekannt ist dafür, dass er alte uneindeutige Fälle wieder aufwühlt und für Gerechtigkeit sorgt, sich seinem Fall zuwendet, ist er bald wieder auf freiem Fuß. Doch ist er wirklich unschuldig? Neue Untersuchungen scheinen das zu bestätigen, Aber wie kommen dann einige persönlichen Dinge von ihm an einem der Tatorte?

Wertung. H. C. Scherf hat hier ein sehr interessantes Thema aufgegriffen. Im Verlauf des Buches werden die Atmosphäre in der JVA und in seiner Familie aufgezeigt und erzeugen eine durchaus real erscheinende Szenerie. Unverschnörkelt kommt er auf den Punkt und lässt dem Leser viel Gelegenheit seine Fantasie zu entfalten. Doch nicht so, als müsse er sich das Szenario selbst zusammenstellen, sondern eher durch Denkanregungen. Es gibt keine ausschweifenden Erklärungen. Der Satzbau ist verständlich und angenehm.
Das Buch beginnt im ersten Kapitel mit einer Episode, die die Spannungskurve nach oben jagt. Im Anschluss kommt eine Rückblende. Hier wird die Begebenheit der Urteilsverkündung dargestellt. In dem Verlauf der anschließenden sieben Jahre Gefängnis erlebt Dirk so einige heikle Situationen, in die uns Scherf mit hinein nimmt. Auch mit wenig Worten erlebt der Leser das Leben in der JVA sehr lebendig. Intrigen und Machtkämpfe, wie es uns schon vieler Orts zu Ohren gekommen ist, beherrschen hier den Alltag. Aber auch in Dirks Privatleben tut sich so Einiges. Die Perspektive schwenkt immer mal wieder zu seiner Frau Beate hinüber. So hat der Leser auch die Möglichkeit das Leben während der Inhaftierung außerhalb der JVA zu verfolgen.
Der Titel des Buches bezieht sich meines Erachtens nach eindeutig auf den Ausgang des Buches und ja, er passt definitiv. Auch das Cover ist passend der Szenerie.
Inhaltlich gab es allerdings kleine Stolpersteine. Einiges wirkte etwas unrealistisch oder auch oberflächlich. Mal fehlte was und mal hätte es ruhig etwas weniger sein können. Man bedenke, dass Herr Scherf erst seit ca. zwei Jahren (laut seiner Information) Thriller schreibt. Dafür ist er mega gut.

Fazit: Dies war mein erster Scherf und ich war ehrlich gesagt recht begeistert. Zumal ich es in einer von ihm geleiteten Leserunde lesen durfte. Kritik und Vorschläge wurden positiv angenommen. Er erläuterte seine Gedankengänge und argumentierte verständlich. Selten ist ein Autor so offen gegenüber seinen Lesern.
Im Kurzen und Ganzen, ... ein sehr sympathischer Autor. Seinen kurzen und knackigen Stil habe ich schnell lieben gelernt und freue mich darauf weitere Werke von ihm zu lesen.

Bewertung vom 12.01.2019
Der Verrat
Sandberg, Ellen

Der Verrat


sehr gut

Inhalt: Nane wird nach 20 Jahren aus der Haft entlassen und soll nun versuchen sich ein normales Leben aufzubauen. Ihre Schwester Birgit hilft ihr dabei wo sie nur kann. Doch Nane kann die Vergangenheit nicht ruhen lassen und versucht Kontakt zu dem Mann ihrer älteren Schwester Pia aufzunehmen. Zu viele Fragen sind noch unbeantwortet und der damalige Tathergang zu verschwommen. Doch Pia stellt sich ihr in den Weg und verbietet den Kontakt zu Thomas.
Sonja, Thomas seine Enkeltochter, möchte ein Buch über ihren verstorbenen Vater schreiben und begibt sich für ihre Recherche auf das Gut ihres Großvaters. Pia scheint darüber ebenso wenig erbaut, als über die Tatsache, dass Margot versucht ihren Sohn die Leitung des Weingutes, welches Thomas gehört, zu übertragen. Warum stellt sich Pia nur so quer? Welches Geheimnis trägt sie mit sich?

Wertung: Ellen Sandberg hat in ihrem Roman "Der Verrat" ein überaus heikles Bild einer doch so nach außen scheinenden gut funktionierenden Familie erstellt. Ihr pendeln von Gegenwart in die Vergangenheit und wieder zurück deckt jede Menge Ungereimtheiten auf und zeigt die Rivalität unter den drei Geschwistern, die laut ihrer Mutter verflucht seien. Die Charaktere jeder einzelnen der Schwestern sind sehr gut dargestellt und zeigen deutlich, wie unterschiedlich sie doch sind. Während des Lesens wird einem die ach so heile Welt immer mehr in kleine Stücke gerissen. Schließlich führt die Story zu Fassungslosigkeit und Entsetzen beim Leser.

Der Schreibstil ist einfach und flüssig. Der Spannungsbogen scheint stetig zu wachsen und kaum abzuebben. Bis auf kleine Längen, in denen die Autorin ein wenig zu weit in Belanglosigkeiten abschweift, fliegt der Leser durch die Seiten. Durch ihre farbliche Ausschmückung ist es auch ebenso leicht, sich selbst in der Story zu finden und die Atmosphäre deutlich zu erleben.

Fazit: Dieses Buch zeigt deutlich, dass auch bei anscheinend bilderbuchhaften Familien der Wurm drin ist. Dieser kann sogar bis zu Extremen heranwachsen. Vielleicht ist die Story, was den Realitätsbezug betrifft, ein wenig überzogen. Aber ich denke, dieses Buch ist sehr wohl lesenswert. Da dies der zweite Roman der Autorin ist, werde ich mir definitiv auch ihr erstes Werk beschaffen und lesen.
Ellen Sandberg schreibt außerdem auch unter dem Namen Inge Löhnig und hat bereits schon einige erfolgreiche Werke zu Tage gebracht.

Bewertung vom 18.12.2018
Blutacker / Nicholas Meller Bd.2
Stassen, Lorenz

Blutacker / Nicholas Meller Bd.2


sehr gut

Inhalt: Der Anwalt Nicholas Meller begibt sich auf eine gefährliche Mission. Ein Paketbote wurde ermordet und ein Päckchen, welches an ihn adressiert war ist verschwunden. Die Polizei tappt im Dunkeln. Hochangesehene Personen wenden sich an ihn und buhlen um seine Gunst. Was steckt dahinter? Gibt es da einen Zusammenhang?

Wertung: Nicholas Meller ist durch einen besonders verzwickten Fall plötzlich zu Ruhm gekommen und lässt sich das Leben gut gehen. Er mag schnelle Autos und teure Uhren und genießt das plötzliche Ansehen. Aber das verbirgt auch einige Gefahren. Geld ist eben nicht alles, was Glück und Erfolg ausmachen. Das wird in dem Buch deutlich aufgezeigt. Schnell gerät man in korrupte Kreise. Meines Erachtens nach wurde diese Thematik aber ein wenig zu sehr ausgebaut und gab dem Buch einen recht unsympathischen Beigeschmack. Somit ist mir auch der Protagonist nicht sonderlich lieb. Seine Freundin Nina allerdings scheint sehr vernünftig und klug zu sein. Ich freue mich schon darauf in weiteren Teilen der Buchreihe mehr von ihr zu erfahren.
Die Grundhandlung des Buches wirkte recht erschreckend auf mich. So viel Intrigen, Lug und Schlimmeres in den Oberen Bevölkerungsschichten hatte ich schon erahnt, aber ein komplettes Bild, von dem was möglich ist, nicht vor Augen gehabt. Sich dieses Thema als Buchvorlage zu nehmen und daraus eine ordentlich durchdachte Geschichte mit Hand und Fuß zu konzipieren bedenke ich hier mit hohem Lob.
Die Handlung ist sehr gut durchdacht und es entspinnt sich ein tief verwobenes Netz aus mysteriösen Handlungen, die nach Aufklärung schreien. Die Spannung baut sich stetig auf und bringt schließlich auch einige Überraschungen mit sich.
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich schnell Weglesen. Somit fliegt man, getrieben von der Spannung, nur so durch das Buch.
Während dem Verlauf kommt man an einem Ort, der das Cover sehr gut wiederspiegelt und auch den Titel des Buches kann man sich sehr gut erklären. Hierfür gibt es von mir auch volle Punktzahl.

Fazit: Dies war mein erstes Buch von Lorenz Strassen und wird mit Sicherheit nicht das Letzte sein. Schon allein deswegen, weil sich zum Ende hin eine Charakterwandlung in dem jungen Anwalt anbahnte, die ich mit Aufmerksamkeit gerne verfolgen würde. Ich bin mir beinahe sicher, dass mir der Protagonist noch recht sympathisch werden könnte.
Dieses Buch spricht von Mut und Leichtsinn, Intrigen und Macht, Liebe und Hoffnung. Es ist also für jeden Spannungsliebhaber etwas dabei.

Bewertung vom 30.11.2018
Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1
Riebe, Brigitte

Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1


ausgezeichnet

Inhalt: Berlin 1945: Der Krieg ist vorbei, doch überall herrscht Notstand. Die Freude über das Kriegsende hält sich dementsprechend in Grenzen. So auch bei Familie Thalheim. Ihr einst so prachtvolles Kaufhaus liegt in Trümmern. Der Bruder und der Vater sind nicht aus dem Krieg zurückgekehrt. Ihre Villa ist von den Alliierten besetzt. Trotz Lebensmittelkarten leiden sie Hunger und leben auf engstem Raum zusammengefercht.
Und doch gibt Rike, die älteste der Töchter nicht auf. Sie hat einen Traum. Sie möchte das Kaufhaus wieder aufbauen. Aber das gestaltet sich als ziemlich schwierig. Im Laufe der Zeit entstehen Situationen, die den Traum immer mehr Raum geben. Immer wieder neue Probleme veruchen Rike die Umsetzung schwer zu machen. Wird sie es schaffen? Und findet bei ihren Schwestern und Verwandten die Unterstützung, die sie benötigt?

Wertung: "Jahre des Aufbaus" ist der erste Teil einer von Brigitte Riebe geplanten Trilogie über "Die Schwestern vom Ku'damm". Die Autorin hat sich enorm viel Mühe mit ihrer Recherche gemacht, welche deutlich beim Lesen erkennbar ist. Die Not und das Elend werden sehr genau beschrieben. Genauso wie der Schutt und die Zerstörung. Auch präsentiert sie sehr nachvollziehbar das Verhalten der Alliierten gegenüber den Bewohnern von Berlin. Die ganze Zeit ist man beim Lesen mitten drin und kann sich der Atmosphäre nicht entziehen. Sogar die billige Kleidung, die aus Lumpen gefertigt wurde spürt man auf der Haut.
Die Autorin lässt kein geschichtliches Detail unerwähnt. Alles flicht sie zu einer Perfektion zusammen. Die Thalheims, die vor dem Krieg recht wohlhabend waren und einen gewisses Ansehen genossen, stehen nun auf der gleichen Stufe wie alle anderen. Der Kampfgeist der Familie kommt sehr gut hervor. Immer wenn man glaubt, jetzt geht es bergauf, weiß die Autorin ein Detail einzubinden, welches die Spannung wieder ansteigen lässt.
Durch ihre einfachgehaltene Schreibweise und der angenehmen Satzlängen, die sie verwendet, ist es ein reines Lesevergnügen. Man rauscht durch die Seiten und ist voller Erwartungen.
Das Buch endet mit einem "bösen" Cliffhanger. So ist man gezwungen sehnsüchtig auf die Fortsetzung zu warten. Es bedarf ja schließlich einer Aufklärung.

Fazit: Es war ein Genuss in dieses so gut recherchierte geschichtliche Werk abzutauchen. Die Thalheims sind eine Familie wie jede andere zu der Zeit. Ihr Kampf aus dem Elend ist mir sehr ans Herz gegangen. Jeder, der sich für die Geschichte Deutschlands und für gute Romane interessiert, sollte zu diesem Buch greifen. Er wird nicht enttäuscht werden. Versprochen!

Bewertung vom 30.11.2018
Versprich, dass ich es behalten darf
Vogt, Ludgera

Versprich, dass ich es behalten darf


ausgezeichnet

Inhalt: Nur für gerade mal zwei, drei Sekunden war Claire unaufmerksam als sie ihren allmorgendlichen Besuch beim Bäcker machte und schon war ihre Tochter verschwunden. Wie jeden Morgen ließ sie den Kinderwagen draußen vor der Tür stehen, da sie ihn nicht die Treppe zum Ladenlokal hoch bekam. Nie ließ sie ihn aus den Augen. Außer heute ...
Dreißig Jahre sind nun vergangen und alle Ermittlungen verliefen bisher im Sande. Aber Claire, die mittlerweile in einem Altenheim wohnt, sitzt noch immer am Fenster und wartet auf die Rückkehr ihrer Tochter Hanne. Ihre zweitgeborene kann diesen Zustand kaum ertragen und beschließt, nach Ermutigung ihres Untermieters Daniel, nochmals einen Zeitungsartikel zu verfassen und hofft auf Reaktionen aus der Bevölkerung, die zur Klärung der Entführung beitragen. Einige Wochen später gibt es tatsächlich eine Reaktion. Diese kommt aus Amerika und verweist auf eine unglaubliche Geschichte.

Wertung: "Versprich, dass ich es behalten darf" ist eine dramatische Geschichte von Seiten der Opfer und auch von Seiten der Täter. Ludgera Vogt hat in ihrem zweiten Krimi eine unerwartete Struktur angewendet. Sie berichtet nicht nur von dem Leid der Betroffenen, sondern geht auch auf die beklemmend traurige Geschichte der Gegenpartei ein. Und das in dem Maße, dass man tatsächlich so etwas wie Mitleid oder Verständnis aufbauen kann beim Lesen. Auf beiden Seiten spielen sich Dramen ab, die unter die Haut gehen. Aber auch der Faktor Liebe ist mit eingebunden und lässt den Leser auch mal warm ums. Herz werden.
Der Erzählstil ist flüssig und einfach gehalten, aber zeugt auch von Reife und Intelligenz. Vogt verwendet ein reines Deutsch, ganz fern der Umgangssprache. Dennoch wirkt die Geschichte zeitlos. Sie könnte tatsächlich heute so geschehen und bestimmt auch noch in der fernen Zukunft. Sehr deutlich macht die Autorin die Verzweiflung und auch die Hoffnung, die die Betroffenen fühlen.
Die Spannungskurve beginnt schon im Prolog und hält sich über das ganze Buch. Es gibt keine Verschmückungen oder Längen.

Fazit: Dieses Buch ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Ich liebe es und kann es nur jedem ans Herz legen.
Ich freue mich schon auf weitere Werke der Autorin und hoffe auf ebenso spannende und mitreißende Geschichten.

Bewertung vom 30.11.2018
Deine letzte Stunde
Montero, Carlos

Deine letzte Stunde


gut

Inhalt: Raquel ist Vertretungslehrerin und hat einen Job an einer Schule in der Heimatstadt ihres Mannes angeboten bekommen. Nun heißt es umziehen. So richtig will Raquel ja gar nicht. Schon der erste Schultag gestaltet sich als schwierig. Da gibt es ein Lehrer, der sich eigenartig verhält. Es stellt sich heraus, dass es der Exmann ihrer Vorgängerin ist. Und ihre Vorgängerin ist tot. Selbstmord, sagt man sich. Ihr Exmann will da nicht so richtig dran glauben. Als Raquel in den eingesammelten Arbeiten ihrer ihr zugeteilten Klasse ein Galgenmännchen und die Frage "Und wann stirbst du?" entdeckt, glaubt sie auch nicht mehr daran. Sie fühlt sich bedroht. Und das Galgenmännchen wiederholt sich. Sie begibt sich auf einen gefährlichen Pfad indem sie versucht herauszufinden, wer der Absender der Galgenmännchen ist und was wirklich mit Viruca, ihrer Vorgängerin, geschehen ist.

Wertung: Carlos Montero hat sich ein sehr spannendes Thema ausgesucht. Eigentlich sind es ja viele Themen. So findet der Leser hier Mord, Selbstmord, Misshandlung, Drogenkonsum, Belästigung, Kindesmisshandlung, Pornografie, Bedrohung; also das volle Programm. Teilweise ist es auch ein wenig unübersichtlich durcheinander gewürfelt, sodass man das eigentliche Hauptthema vergessen kann.
Es gibt in dem Buch viele Personen die eine Rolle spielen und ein riesiges Geflecht von Kriminalität entstehen lässt. Da kann man schon schnell den Überblick verlieren. Auch bekommt das Thema Liebe und Sex einen kurzen Part, wirkt aber fehl am Platz.
Das Buch beginnt schon mit einem spannenden, vielversprechenden Prolog. Die Spannung bleibt auch über das ganze Buch zum größten Teil bestehen. Bis zum Schluss fragt sich der Leser, wie sich denn nun alles aufklärt. Gerne schaut man auch wegen der bestehenden Spannung über die eine oder andere Unlogik drüber weg. Stattdessen regt man sich über das unrealistische Verhalten der Protagonistin auf, die in allen Punkten zu Extremen zu neigen scheint. Und so was ist Lehrerin? Zwar hat sie ihr Examen nicht geschafft, aber trotzdem wird sie auf Kinder losgelassen.
Der Schreibstil ist verständlich und recht einfach gehalten. Diesbezüglich gibt es kein Problem dem Geschehen zu folgen.

Fazit: Dieses Buch ist definitiv kein Muss in einer Bibliothek. Es sei denn, der Leser möchte sich gerne über die Protagonisten aufregen und sich auch hinterher fragen, warum Carlos Montero für dieses Buch 2016 einen Preis erhielt. Wenn dem so ist, viel Spaß beim Lesen.
Wenn nicht, lasst es!

Bewertung vom 30.11.2018
Winterkalt: Thriller
Shepherd, Catherine

Winterkalt: Thriller


sehr gut

Inhalt: Als die Gerichtsmedizinerin Julia Schwarz zu einem Leichenfundort gerufen wird, weiß sie zunächst nicht, was sie dort soll. Außer einer ansehnlichen Eisskulptur ist an dem Tatort nichts zu enddecken, was für sie relevant wäre. Bis sie sich diese Skulptur genauer anschaut. In ihr befindet sich eine Frau. Graziös drapiert mit einem Spiegel in der Hand. Und ... ist da ein Duft, der von der Skulptur ausgeht?
Die Skulptur befindet sich an einem öffentlichen Platz, doch scheint es keine Zeugen zu geben. Kriminalkommissar Florian Kessler ist ratlos. Noch bevor die Ermittlungen richtig beginnen gibt es eine neue Eisskulptur, die ebenfalls eine Frauenleiche beinhaltet.

Wertung: "Winterkalt" ist der dritte Roman der Julia-Schwarz-Reihe von Cathrin Shepherd der im Kafel-Verlag erschienen ist. An Spannung und grusel fehlt es hier in keiner Weise. Cathrin Shepherd weiß es den Leser zu fesseln. Nicht nur die Tragik und Grausamkeit der Morde weiß sie gut zu veranschaulichen, sie hat auch eine Romanze zwischen Julia und dem Kriminalkommissar Florian entstehen lassen, die der Geschichte eine persönliche Note gibt. Auch in ihr gibt es in diesem Teil Spannungen, die von beiden zu bewältigen sind. Julia trifft hier auf ihren Ex, der sich tatsächlich um den Posten ihres Chefs beworben hat und ihr auf einmal ständig über den Weg läuft. Stellenweise sind diese privaten Passagen ein wenig zu lang geraten und rissen die Spannung ab.
Im beruflichen Sinne steigt die Dramatik, da Julia mit den Obduktionen nicht vorankommt, da die Leichen ja erst auftauen müssen. Das verzögert die Ermittlungen und der Täter lässt sich keine Zeit mit der Schaffung seiner Kunstwerke.
Dieser Spannungsaufbau wird begünstigt von der einfachen und gut verständlichen Schreibweise. Man kann den zeitlichen Druck und die Ungeduld förmlich spüren beim Lesen. Es war mir ein regelrechtes Lesevergnügen. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen.
Auf dem Cover ist eine Balletttänzerin abgebildet. Auch die finden wir in diesem Buch. Hier ist Kunst als Thema sehr groß geschrieben dieses mal. Also passt Inhalt und Cover prima zusammen.

Fazit: Unbedingt lesen!!!
Ich für meinen Teil, werde mir nun auch den Rest der Reihe zulegen, da das mein erstes Buch aus ihr war. Ich bin mir sicher, dass diese genauso spannend werden.

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Bewertung vom 28.11.2018
Leid und letzter Tag
Haller, Elias

Leid und letzter Tag


ausgezeichnet

Inhalt: Auf dem Marktplatz steht ein scheinbar Irrer mit einem Koffer um seine Brust gebunden und verlangt nach Mitarbeitern der Mordkommission. Er wurde dazu gezwungen, sagt er. Das Leben seiner Frau stehe auf dem Spiel, wenn er den Koffer ihnen nicht schnellstens übergibt.
Zur gleichen Zeit betritt der Ermittler Erik Donner seine Wohnung und findet dort eine Frau in erbärmlichen Zustand ehr tot als lebendig in seinem Bett vor. Plötzlich ertönt aus ihr der Rufton eines Handys.

Wertung: "Leid und letzter Tag" ist der 6. Teil des Ermittlers Erik Donner von Elias Haller. Es ist ein Thriller, der einen die Nackenhaare aufrichtet. Voller extremen Situationen und enormer Spannung. Dem Leser wird kaum Zeit zum Atmen gelassen.
Die Spannung steigt von Beginn an und steigert sich bis ins Unendliche. Man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Der angenehme und einfache Schreibstil lässt den Leser förmlich durch die Seiten fliegen. Auch, dass ein Drama das andere jagt erhöht das Lesetempo.
Der Aufbau und die Handlung des Buches haben mich stellenweise an "SAW" oder auch an "The Purge" erinnert. Die Ermittlungstätigkeit ist auch mit der in "Seven" vergleichbar. Bestialische und blutige Dinge geschehen, so dass das Buch schon in Richtig Horror-Thriller geht.
Der Handlungsaufbau ist strategisch durchdacht und logisch. Die Aufklärung der Fälle ergeben rückschließend ein einheitliches Bild vom Täter und erklären seine Handlungsweise. Schon übel, was Menschen mit anderen Menschen anrichten können. Auch wenn die Geschehnisse sehr extrem wirken, könnten sie tatsächlich so geschehen sein. Sie sind als sehr realitätsnah.

Fazit: Haller ist hier ein außergewöhnliches Werk gelungen, das nichts für schwache Nerven ist und hochgradige Spannung garantiert. Für mich war es das erste Buch dieses Autors. Schon während des Lesens habe ich mich um Nachschub gekümmert. ICH BRAUCH SIE ALLE !