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Nordwind
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Bremen

Bewertungen

Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2023
Wieso? Weshalb? Warum? Mein großes junior-Lexikon
Mennen, Patricia

Wieso? Weshalb? Warum? Mein großes junior-Lexikon


ausgezeichnet

Tolles Lexikon für die Kleinsten
Wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt bleibt dumm! Nach diesem Motto hat Patricia Mennen ein erstes Lexikon für Kinder geschrieben. Patricia Mennen ist die Tochter eines Erfinders und das merkt der Leser sofort, weil „mein großes junior Lexikon“ alles abdeckt, was Kinder fragen können. Ursula Weller hat dieses Lexikon liebevoll illustriert, sie möchte den Kindern ihre Freude am Beobachten der Natur wiedergeben und das ist ihr mit ihren Zeichnungen wunderbar gelungen. Die Zeichnungen sind kindgerecht und erinnern genau wie der Aufbau des Buches ein wenig an die tiptoi Bücher, die auch vom Ravensburger Verlag herausgegeben werden. Jede Doppelseite befasst sich mit einem Lebensraum z.B. auf der Straße, im Kindergarten, auf der Baustelle, warum kommt die Polizei, im Wald, im Urlaub und Zuhause.
Das Format ist groß und die Seiten sind stabil für die Beanspruchung in dieser Altersgruppe und eine Spiralbindung erleichtert das eigenständige Umblättern. Insgesamt gibt es 32 Seiten, was auch vollkommen ausreichend ist, sonst würden die Kinder überfordert. Das Lesealter ist mit 2 – 4 Jahren angegeben, wobei bereits meine 1 ½ jährige Enkelin ausdauernd und mit wachsender Begeisterung Gegenstände benennen kann. Gut gefallen haben uns auch – wie bei allen Büchern aus dieser Reihe – die ausklappbaren Klappen hinter denen sich auch schon einmal ein Bagger in Aktion oder drei Polizisten verbergen können. Die Kinder lieben diese Klappen!
Mit mein großes junior Lexikon ist dem Ravensburger Verlag wieder einmal ein schönes Kinderlexikon gelungen, was nicht nur zum spielerischen Lernen anregt, sondern bei den Kindern auch für kurzweilige Unterhaltung sorgt, gerade wenn man die Aufmerksamkeit der Kinder z.B. auf Reisen fesseln möchte.
Von mir gibt es für dieses schöne Kinderbuch fünf Sterne und eine volle Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.10.2023
Hamburg vor der Haustür
Nebermann, Karolin

Hamburg vor der Haustür


ausgezeichnet

Hamburgs schöner Norden
Planen wir eine größere Urlaubsreise, so ist es selbstverständlich, dass wir uns mit diversen Reiseführern eindecken, um uns bereits vorher auf den Urlaub vorzubereiten. Urlaub ist eine Ausnahme aus dem Alltag, aber das ganze Jahr leben wir an einem Ort und wissen gar nicht, wie schön es dort ist.
Karolin Nebermann nimmt uns mit auf eine Reise in den Hamburger Norden. Und so können wir uns eine Auszeit nehmen und „Urlaub daheim“ machen, denn hier gibt es wunderschöne Ecken, die wir mit dem Buch „Hamburg vor der Haustür“ sehr gut erkunden können.
Auf 208 Seiten stellt die Autorin insgesamt 22 Ortsteile im Hamburger Norden vor, zusätzlich gibt es noch ein Kapitel für die schönsten Wanderwege quer durch Hamburg. Zum leichteren Orientieren sind die Stadtteile alphabetisch geordnet und mit unterschiedlichen Farbrändern gekennzeichnet. Besonders gut hat mir die Legende im Inhaltsverzeichnis gefallen, so dass der Leser sofort erkennen kann, wo z.B. ein Spielplatz, oder eine öffentliche Toilette, oder eine Anbindung an den HVV zu finden ist, oder ob das Highlight z.B. rollstuhlgerecht ist. Und bei jedem besonders erwähnten Ort im Stadtteil werden die Symbole aus der Legende angezeigt, so dass der Leser sich sofort orientieren kann. Jeder Bericht über einen Stadtteil beginnt mit einer Karte desselben und einer kleinen Zusammenfassung über die typischen Eigenschaften und die Geschichte dieses Stadtteils. Außerdem werden die angrenzenden Orte genannt und - wenn vorhanden – die entsprechenden U-Bahn-Stationen. Die Highlights und die besonderen Orte des Stadtteils werden ebenso erwähnt und mit einer Nummer auf der Karte gekennzeichnet. Ich konnte aus dem Buch sehr viel mitnehmen z.B., dass es in Volksdorf nicht nur ein Museum gibt, sondern dass dort auch das einzige FKK-Schwimmbad in Hamburg zu finden ist, welches sogar über einen eigenen Strand verfügt. Eine der ältesten Kirchen Hamburgs - nämlich aus dem Jahr 1248 - steht in Bergstedt und diese ist als Hochzeitskirche allgemein beliebt und sucht jemand die „Königskinder“ so kann er in Schnelsen fündig werden. Viele Fotos runden den Bericht über die Stadtteile ab.
Gut gefällt mir auch, dass Karolin Nebermann mit ihrem „Reiseführer“ unterschiedliche Gruppen anspricht. Für Eltern mit Kindern gibt es genauso gute Tipps über Spiel/Sportplätze, die in den Stadtteilen zu finden sind, wie es für Hundebesitzer Tipps für Freilaufflächen und schöne Spaziergänge gibt und auch die Wanderer kommen mit den gut zusammengestellten Wanderwegen voll auf ihre Kosten! In Hamburg ist sogar eine der schönsten Pilgerstrecken auf dem Jakobsweg zu finden.
Fazit „Hamburg vor der Haustür“ ist ein „Reiseführer“ für die kleine Auszeit zu Hause und sollte eigentlich zur Pflichtlektüre für jeden Hamburger werden, damit er feststellt welche wunderschönen Ortsteile gerade im Norden seiner Stadt zu finden sind, aber auch für Besucher dieser schönen Stadt ist es ein sehr informativer „Reiseführer“. Von mir gibt es dafür fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.10.2023
Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1
Claire, Anna

Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1


sehr gut

„Erbsünde“
Eigentlich sollte die Testamentseröffnung ihrer Großmutter Luise für die Amerikanerin June nur eine „Proforma-Sache“ sein und dann das: Ein Geheimnis, ein unverzeihlicher Fehler und ein Restaurant von dem June zum ersten Mal hört, krempeln ihr Leben fortan komplett um. Das Cover des Buches auf dem eine junge Frau auf die Brooklyn Bridge blickt, deutet schon an, dass Luise in den 1930er Jahren aus Deutschland nach New York immigriert ist. Doch was ist geschehen, dass Luise nie darüber gesprochen hat? Welche schwere Schuld hat sie damals auf sich geladen und wer sind die beiden verschollenen Freundinnen von Luise aus Deutschland und warum hat Luise sie jeweils zu einem Drittel in ihrem Testament bedacht? Nur, wenn June alle Erben oder deren Hinterbliebenen aufspürt, erbt sie selbst. Schafft June es, Maria und Anni zu finden, schließlich hatten beide ihre Gründe im Nazideutschland unterzutauchen und kann June die „Erbsünde“ tilgen?
Was so harmlos beginnt, nimmt rasch große Geschwindigkeit auf. Das Rätsel um Luises Schuld nimmt den Leser mit ins Nazideutschland und nach New York, wo die deutschen Immigranten unter schwersten Bedingungen versuchen sich ein neues Leben aufzubauen. Alle haben ihre eigenen Probleme: Angefangen von der Jüdin Maria, bei der es in Deutschland nur noch um das nackte Überleben geht, über die deutschen Immigrantinnen in New York, die sich ums „Überleben“ im teuren New York sorgen mussten, bis hin zu denen, die durch die Immigration nicht nur ihre Sprache, sondern auch ihre Identität verloren haben. Dreh- und Angelpunkt des Romans sind Luise und ihre „Schuld“, die sie irgendwo in Deutschland begraben hat.
Geschickt spannt die Autorin den Bogen und führt uns in die Vergangenheit: Plötzlich sehen wir die Hitlerfahnen wehen und Luise sich in größter Gefahr vor den Nazischergen verbergen.

Alle Geheimnisse in diesem Buch spinnen sich irgendwie um einen Brief und um die große Liebe. Nur wer die Geheimnisse löst, weiß was damals wirklich geschehen ist.

„Die Glücksfrauen – Der Geschmack von Freiheit“ ist der Auftakt einer Trilogie von der Autorin Anna Claire, die hauptberuflich als Dramaturgin und Drehbuchautorin für das Fernsehen tätig ist, aber auch schon viele erfolgreiche Romane geschrieben hat. Mit Luise beschreibt sie eine starke junge Frau, deren Flucht vor den Nazis sie nach Amerika verschlagen hat. Luise, die die Sorge um ihren Verlobten Richard aber auch um ihre beiden Freundinnen Maria und Anni vor ihr eigenes großes Glück stellt. Und trotzdem, egal welcher Abgrund sich gerade vor ihr öffnet, weiß sie genau in dem Moment, was zu tun ist. Luise ist herzensgut, sympathisch und absolut taff. Mit Luise, die schnell zu einer lieben Freundin wird, geht der Leser durch dick und dünn. Aber nicht nur Luise ist mir zu einer lieben Freundin geworden, auch die anderen Figuren wurden von Anna Claire wunderbar authentisch gezeichnet. Ein weiteres Highlight – natürlich neben Luise – ist der amerikanische Anwalt George: empathisch, gutaussehend, unheimlich sympathisch und absolut begehrenswert. Spannend ist, ob es für Luise und George eine gemeinsame Zukunft gibt?
Nur June, die Enkelin von Luise, fällt ein wenig ab. Sie wirkt ein wenig naiv und unselbstständig, aber vielleicht ändert sich das ja noch in den kommenden beiden Bänden.
Mit Leichtigkeit bindet Anna Claire die deutsche Geschichte von den Anfängen des Nationalsozialismus mit der Judenverfolgung, über die Emigration bestimmter Gruppen in die USA, das Leben der Immigranten dort, aber auch die Zerstörung Deutschlands nach dem Krieg und die Entwicklung bis in die jetzige Gegenwart in ihrem Roman ein. Viele Wendungen in dem Roman lassen sich erst dadurch wunderbar erklären.

Anna Claire schreibt so authentisch, dass der Leser sich hautnah auf die Auswandererschiffe bis zur Ankunft in Ellis Island versetzt fühlt und die Angst der Immigranten vor Zurückweisung hautnah spürt. Andererseits nimmt sie den Leser mit in eine wunderbare Liebesgeschichte, wo er selbst die Schmetterlinge im Bauch spüren kann. An dieser Stelle muss ich Anna Claire einmal ein großes Kompliment machen, die Geschichte ist so spannend geschrieben und das Ende nicht vorhersehbar, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen mochte, in der Hoffnung der „Erbsünde“ auf die Spur zu kommen. Leider gibt es einen großen Cliffhanger, denn das Geheimnis um Luise konnte in diesem Band noch ganz nicht gelöst werden. Aber es stehen ja noch zwei weitere Bände aus, die sich sicherlich - genauso spannend wie dieser Band – um die Geschichten von Maria und Anni drehen. Sehr gut haben mir auch die verschiedenen Handlungsstränge in den unterschiedlichen Zeitepochen gefallen.

Fazit: Wer eine spannende Familien-/ Liebesgeschichte lesen möchte und gleichzeitig einiges über die jüngste deutsche Geschichte erfahren möchte, ist bei Anna Claire und „Die Glücksfrauen – Der Geschmack von Freiheit“ goldrichtig!

Bewertung vom 14.08.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


gut

Dem Täter auf der Spur – oder auch nicht?

Wir schreiben das Jahr 1911 als aus dem Pariser Louvre eines der berühmtesden Kunstwerke überhaupt, die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci, geraubt wird. Doch wer hat diesen dreisten Kunstraub zu verantworten? Einer der Künstler vom Montmartre, gar die Picasso-Bande? Hat etwa ein amerikanischer Millionär diesen Kunstraub in Auftrag gegeben, oder hängt dieser Raub mit den russischen Anarchisten zusammen, die zu der Zeit in Paris ihr Unwesen treiben? Fragen über Fragen, mit denen sich Juhel Lenoir für die Pariser Polizei beschäftigen muss.
Und schon bald beginnt ein wilder Ritt durch ständig wechselnde Schauplätze und Handlungen. Wir lernen so die Belle Époche wie auch zeitgenössische Künstler in den turbulenten Jahren 1911-1914 in dem Ort (Paris) kennen, „wo sich das zwanzigste Jahrhundert befand“. Allerdings wandeln die Handlungsorte, Handlungstränge und handelnden Personen in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit, teilweise angefacht durch Opiumträume, Ätherrausch oder satanistische Séancen. All diese Szenen werden lose zusammengehalten durch den Raub der La Joconde, die irgendwie mit allen etwas zu tun hat.
Entsprechend gibt es in diesem Roman auch nicht „die Hauptfigur“ – abgesehen von der Mona Lisa -, sondern für jeden Handlungstrang eine eigene Hauptfigur. Wobei Tom Hillenbrand die Charaktere gut beschrieben hat und mir persönlich dadurch den Maler Pablo Picasso persönlich etwas nähergebracht hat.
"Die Erfindung des Lächelns", was für ein Titel Chapeau! Allein das ist schon ein Grund dieses Buch zu kaufen. Allerdings ist der Titel gleichzeitig auch eine Hypothek, denn gepaart mit dem Klappentext suggeriert er, dass es sich um einen historischen Kriminalroman handelt, der sich in erster Linie mit dem Raub der Mona Lisa beschäftigt. Das ist dieses Buch leider nicht. Eher handelt es sich um einen Episodenroman der die Atmosphäre oder auch „Die Farben der Welt“ im brodelnden Paris Anfang des 20. Jahrhunderts sehr gut wiedergibt, bei dem aber der Raub und die Aufklärung desselben zwischenzeitlich teilweise zur Nebensache wird. Deswegen kann ich aufgrund meiner Erwartungshaltung leider nur drei Sterne vergeben.

Bewertung vom 31.07.2023
Grenzenlose Gier
Brun, Georg

Grenzenlose Gier


ausgezeichnet

Hochbrisant, hochintelligent – und absolut lesenswert!
Industriespionage in einem renommierten bayrischen Forschungsinstitut für Onkologie, damit beschäftigt sich der dritte Fall der Anwältin Olga Swatschuk. Doch „Who is Who“? Wer ist der Verräter, der in dem Institut Forschungsergebnisse ausspioniert und weitergibt? Gleich mehrere Verdächtige haben die Anwältin Olga, die Hackerin Sonja und der befreundete Privatermittler Alex Sorger auf ihrer Liste, nachdem ihnen die renommierte Wissenschaftlerin Nina Kaul den Auftrag erteilt, den Verräter zu finden. Wirtschaftsspionage ist ein Milliardengeschäft und bestimmt nicht ehrlich. Aber wie steht es mit der Ehrlichkeit von Nina Kaul? Und was haben einige Mitarbeiter aus dem Institut zu verbergen? Allen voran die überehrgeizige Wissenschaftlerin Cleo Ascher, die so begierig danach ist die Beste zu sein… „Gier lässt sich nur kurz besänftigen, meist wird sie nach jedem Erfolg unstillbarer…“ Und wer ist der Abnehmer der Daten? Ist es ein chinesischer Pharmakonzern, oder haben die Russen – die ihre Pharmaproduktion vom Westen unabhängig machen wollen - ihre Finger im Spiel, oder spioniert ein mit dem Forschungsinstitut verbandelter westlicher Pharmakonzern die neuesten Forschungsergebnisse aus, um daraus seinen Profit zu ziehen? Fragen über Fragen, die die Spannung bis zum Schluss hochhalten.

Georg Brun ist ein bayrischer Jurist mit wissenschaftlichen Hintergrund, er entwickelt in einem angenehm flüssigen Schreibstil mehr als einen Wissenschaftskrimi. Er greift viele aktuelle Themen auf, denn es geht nicht nur um Intrigen und Eifersüchteleien unter den Wissenschaftlern, sondern auch mit welcher Wucht ausländische Institutionen inländischen Forschungsergebnisse ausspionieren. Bei dem Roman handelt es sich um reine Fiktion mit faszinierenden Parallelen zum aktuellen Geschehen. Georg Brun schreibt dabei so authentisch, dass es mich schaudern lässt. Der Roman ist von Anfang bis Ende hochintelligent aufgebaut und regt zum intensiven Nachdenken an. Und so entwickelt sich ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, das nicht nur unser Ermittler-Trio, sondern auch die längst eingeschaltete Polizei nur schwer lösen können.

Alle Charaktere in diesem Roman sind absolut authentisch und in ihrer Konstellation zueinander so gut entwickelt, dass allein dadurch eine außerordentliche Spannung entsteht. Olga Swatschuk: taff, unbeirrbar in ihrem Glauben an das Gute, die zwischen Loyalität, dem Ringen um die Wahrheit und dem eigenem Gewissen schwankt, hat mit der außerordentlich intelligenten, teilweisen skrupellosen und dann auch wieder beschützenswerten Cleo Ascher einen herausragenden Gegenpart gefunden. Doch nichts ist wie es scheint.

Die rasante Story, die vielfältigen Charaktere und die vielen unerwarteten Wendungen in dem Buch geben viel Raum für Spekulationen. Aber trotzdem einiges im ersten Moment vielleicht verwirrend erscheint, wird alles bis zum teilweise überraschenden Ende aufgeklärt. Intrigen, Vertuschung, fiese Machenschaften und Komplotte. Hochspannung pur, ohne dass großartige Action nötig gewesen wäre. Ein Thriller, den man beim Lesen nicht aus der Hand legen mag und deswegen gibt es von mir für Grenzenlose Gier fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.07.2023
Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2
Aicher, Petra

Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2


ausgezeichnet

Ein kongeniales Duo ermittelt

Ein kongeniales Duo ermittelt

Respekt! Dass eine Frau Anfang des 20. Jahrhunderts als Assistentin in der Gerichtsmedizin arbeiten darf, verdient meinen gehörigen Respekt. Gerade in diesen Zeiten, in denen nur Frauen aus „höheren Kreisen“ in der „Mädchenschule“ gerade einmal schreiben, lesen, und Handarbeiten lernten und die Naturwissenschaften lediglich dem „starken Geschlecht“ vorbehalten waren, schafft es Anna - aus einfachen Verhältnissen kommend - bis in die Gerichtsmedizin. Und dort trifft sie auf etwas, was - egal wann immer es passiert - unser Herz anrührt, den Tot eines Säuglings. Und hier verdient Anna sich erneut meinen Respekt, weil sie das nicht auf sich beruhen lassen will. Als kongeniales Duo zusammen mit dem aus höheren Kreisen stammenden Reporter Fritz von Weynand will sie dieses unerhörte Verbrechen aufklären. Als dann noch weitere Verbrechen geschehen, geraten sie in höchste Gefahr und es entwickelt sich ein Wettlauf gegen die Zeit. Können Anna und Fritz dieses Verbrechen lösen?
Interessant an diesem Roman sind nicht nur die besonderen Lebensumstände der Protagonisten, sondern auch die „einfachen Methoden“ mit denen in dieser Zeit Verbrechen aufgeklärt wurden. Unterdessen wirft der erste Weltkrieg seine dunklen Schatten voraus. Sehr genau beschreibt Petra Aicher hier die Auswirkungen, die der Krieg auf die Bevölkerung hatte. Gleichzeitig beschreibt sie ausdrucksstark das Vergnügungsviertel in Schwabing und lässt den Leser auch hier durchs Schlüsselloch blicken.
Anna und Fritz werden dem Leser schnell zu guten Freunden. Sie sind authentisch und sehr sympathisch. Trotzdem oder gerade weil ihre Hintergründe so verschieden sind, ergänzen sie sich sehr gut als Ermittlerduo und haben die richtige Spürnase, um genau dort ins Wespennest zu stoßen, wo es notwendig ist. Ein klein wenig knistert es zwischen den beiden Ermittlern, was das Buch noch ein wenig sympathischer macht. Auch die übrigen Charaktere sind in ihrer Konstellation zueinander so gut entwickelt, dass allein dadurch eine außerordentliche Spannung entsteht.
Petra Aicher schreibt nicht nur humorvoll, sondern auch so lebendig, dass sich der Leser mitten im Geschehen fühlt, gleichzeitig sind historische Details sehr gut eingearbeitet. „Die Schwabinger Morde“ stecken von Anfang bis Ende voller unerwarteter Überraschungen, Entwicklungen und Emotionen und geben viel Raum für Spekulationen. Der Spannungsbogen wird immer weiter aufgebaut, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte.
Fazit:
In den „Schwabinger Morden“ „kommen nicht nur Krimifans voll auf ihre Kosten, da der Kriminalfall sehr spannend entwickelt wird, sondern auch Leser von historischen Romanen werden hier interessant unterhalten. Von mir gibt es hierfür eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.06.2023
Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1
Perbandt, Anna

Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1


sehr gut

Ein spritziger Roman über Freundschaft und Liebe, absolut lesenswert!
Wie gut, dass wir heute und nicht im Jahr 1899 leben. „Nora“ Komtess von Jagow würde sicherlich gerne mit uns tauschen, denn zur Wilhelminischen Zeit besteht die Ausbildung der höheren Töchter in Lesen, Schreiben, Handarbeiten und Haushaltsführung. Die naturwissenschaftlichen Fächer sind den Herren der Schöpfung vorbehalten und wehe, wenn sich eine Dame einmal in die Bibliothek verirrt und etwas liest, was für Frauen absolut nicht opportun ist. Wie gut, dass im Pensionat am Holstentor die unkonventionelle Lehrerin Gesche Petersen unterrichtet, die die temperamentvolle Komtess zu nehmen weiß. Und wie gut, dass Nora im Pensionat auf ihre „Frühlingsschwestern“ trifft, drei Freundinnen mit denen sie von nun an durch Dick und Dünn geht, denn gerade junge Damen im „Backfischalter“ brauchen immer eine Freundin für ihre Geheimnisse. Aber nicht nur die, denn es scheint sich etwas zwischen der taffen Gesche und dem gräflichen Bruder von Nora anzubahnen. Hat diese „nicht standesgemäße“ Liebe eine Chance? Den Leser erwartet ein turbulenter Roman mit vielen Überraschungen.
„Frühlingstöchter“ ist gleichzeitig ein historischer Roman, wie auch ein humorvoller Liebesroman, mit dem Anna Perpand die Leser mitten ins Herz trifft. Es ist Perbands angenehmer Schreibstil, der dieses Buch ehrlich, vertraut und absolut lesenswert macht. „Frühlingstöchter“ ist ein echter Pageturner, es war der erste Roman dieser Autorin, den ich gelesen habe und ich hoffe nicht der Letzte!
In diesem Roman lernen wir die temperamentvolle Nora kennen, die sich in ihrem bisherigen Leben noch nie Sorgen um irgendetwas machen musste. Aber genau das ist ihr Vorteil, denn durch viel Mut und Selbstbewusstsein gelingt es ihr, auch für drei Freundinnen und ihre Lehrerin Gesche deutlich annehmbare Verhältnisse zu erwirken, die es für höhere Töchter in der damaligen Zeit nicht gab.
Aber nicht nur Nora ist mir zu einer lieben Freundin geworden, auch die anderen Figuren wurden von Anna Perband wunderbar authentisch gezeichnet und haben mir mein Herz gestohlen. Insbesondere Gesche Petersen, die ihr Herz auf der Zunge trägt obwohl sie sich das ob ihrer prekären finanziellen Lage eigentlich gar nicht erlauben kann, ist ein echtes Highlight in diesem Roman.
„Frühlingstöchter“ steckt von Anfang bis Ende voller unerwarteter Überraschungen, Entwicklungen und Emotionen. Bis zum Schluss bangt der Leser mit den Protagonisten. Dadurch hält dieser Roman auf jeder Seite einen eigenen Spannungsbogen bereit, der das Buch absolut lesenswert macht.
Fazit:
„Frühlingstöchter“ von Anna Perband ist ein echtes Wohlfühlbuch nicht nur mit Humor, sondern auch mit Tiefgang sowie liebenswerten Charakteren. Anna Perband schreibt so authentisch und lebensnah, dass sich der Leser mitten in der Geschichte fühlt, Herzklopfen eingeschlossen. Ein Buch, bei dem ich traurig bin, dass es zu Ende ist und ich hoffe bald einen Fortsetzungsroman lesen zu dürfen, bei dem wir erfahren wie es mit den anderen „Frühlingstöchtern“ und Gesche Petersen weitergeht. Für dieses "Lieblingsbuch" gibt es von mir eine klare Leseempfehlung

Bewertung vom 16.05.2023
Die kleine Eule und der große Streit
Weber, Susanne

Die kleine Eule und der große Streit


ausgezeichnet

Wenn zwei sich streiten freut sich der Dritte… oder auch nicht ;-)
Eigentlich wollten die Eule, der Igel und die Haselmaus doch nur spielen, oder sagen wir es so: Ein Wettrennen unter Freunden ausrichten und dann das. Ein dummes Missgeschick und schon ist die Harmonie dahin. Ein böses Wort ergibt das andere und bald ist ein großer Streit vom Zaun gebrochen. Jeder zieht sich in seine Komfortecke zurück, nur sich vertragen das wollen sie nicht. Oder doch? Findet die kleine Eule einen Weg, dass die beiden Streithähne wieder aufeinander zugehen?
Nicht nur diese Geschichte von der kleinen Eule wurde von Susanne Weber wunderschön erzählt, sondern die Illustrationen von Tanja Jacobs passen haargenau zum Geschehen. Insgesamt gefällt es mir auch, dass jede Doppelseite eine bestimmte Szene im Ablauf des Geschehens zeigt, was durch das große Format des Buches noch deutlich hervorgehoben wird. Die Waldtiere erwachen langsam im Frühling, oder sie kuscheln auf der Sonnenwiese. Und auch wenn die Bilder mit großen Figuren gezeichnet sind, so hat Tanja Jacobs doch Spaß am Detail: z.B. eine Schnecke, die sich hinter Blättern versteckt oder der Igel, der nach dem langen Winterschlaf erst einmal einen Wurm verspeist. Die Figuren sind dabei so treffend dargestellt, dass ich allein an der Mimik feststellen kann, wie im Moment gerade die Gemütslage ist. Gut gefällt mir auch die Botschaft, dass jeder sich einmal streitet, aber dass es genauso wichtig ist sich wieder zu vertragen.
Susanne Weber hat die Geschichte in gut verständlichen Reimen geschrieben. Ich habe festgestellt, dass sich Kinder Reime sehr gut merken können. Beim wiederholten Vorlesen können sie schon immer den letzten Satz mitsprechen und das bereitet ihnen große Freude.
Das Lesealter wurde mit ab 3 Jahren angegeben. Ich habe es meinem Enkel, der erst knapp 3 Jahre alt ist, vorgelesen und er war sichtlich begeistert.
Fazit: „Die kleine Eule und der große Streit“ ist ein wunderschönes Kinderbuch, für das es von mir in jeder Kategorie 5 Sterne gibt!

Bewertung vom 12.05.2023
Das Mädchen im Zitronenhain
Brauer, Antonia

Das Mädchen im Zitronenhain


sehr gut

Komm ein bisschen mit nach Italien, komm ein bisschen mit ans blaue Meer…Nimmt man „Das Mädchen im Zitronenhain“ in die Hand, so ist es, als trällere Catarina Valente im Petticoat über den Sehnsuchtsort der Deutschen in den 1950er Jahren. Üppig: blau, gelb, grün, pink leuchtet uns das Cover entgegen. Säulenbauten und der Sehnsuchtsort schlechthin: der Gardasee eingerahmt in Zitronen, die auch noch jedes neue Kapitel zieren. Wüsste ich es nicht besser, so glaubte ich in einer der Zeichnungen von Vicky Neuhofer zu stehen. Der Kunststudentin Vicky, die mit viel Cleverness aber auch mit ebenso viel Witz die Dekoration des Bayrischen Hofes (und ihre eigene) zum Kostümball entworfen hat. Kann sie damit den Kostümwettbewerb und eine Reise gewinnen? „Das Mädchen im Zitronenhain“ hat noch einige Überraschungen im Köcher, so dass der Leser gespannt bleiben darf.
Mit der gleichen Leichtigkeit, mit der der Leser in das Lebensgefühl der 1950er Jahre eintaucht, schreibt Antonia Brauer diesen Roman. Die Wörter sprudeln ihr aus der Feder und der Leser riecht förmlich die Zitronen und das Blaue des Garda Sees. Gleichzeitig tauchen wir aber auch in die Kindheit von Vicky ein, in der Zerstörung und Hunger ihr Leben geprägt haben. Als besonderen Kniff spielt diese Geschichte nicht nur auf zwei Zeitebenen, sondern holt auch Ereignisse vor, die eigentlich erst später geschehen. Die Autorin wird sich etwas dabei gedacht haben, den Bogen so zu spannen.
In diesem Roman lernen wir die taffe Kunststudentin Vicky kennen, die jeden sofort um ihren kleinen Finger wickelt. Vicky ist clever, sympathisch und gibt es ein Problem, so weiß Vicky immer eine Lösung. Mit Vicky, die mir schnell zu einer lieben Freundin geworden ist, geht der Leser durch dick und dünn. Aber nicht nur Vicky ist mir zu einer Freundin geworden, auch die anderen Figuren wurden von Antonia Brauer wunderbar authentisch gezeichnet und haben mir mein Herz gestohlen. Traute, die immer ein wenig ängstlich hinter der taffen Vicky steht und dennoch, wenn es darauf an kommt wie ein Fels in der Brandung steht, ist die Art beste Freundin, die sich jeder gerne wünscht.
Die Geschichte um „Das Mädchen im Zitronenhain“ steckt von Anfang bis Ende voller unerwarteter Überraschungen, Entwicklungen und Emotionen, wie sie auch im wahren Leben geschehen können. Insbesondere die Beschreibung der Zeit während des 2. Weltkrieges macht den Unterschied deutlich, wie gut es uns in Deutschland – trotz vieler Schreckensmeldungen - doch heute geht. Das Ende ist absolut unerwartet und so hält dieser Roman auf jeder Seite einen eigenen Spannungsbogen bereit, der das Buch absolut lesenswert macht.
Fazit:
„Das Mädchen im Zitronenhain“ ist nicht nur ein echtes Herzensbuch, sondern auch spannend, gleichzeitig warmherzig und mit liebenswerten Charakteren ausgestattet. Antonia Brauer schreibt lebensnah bewegend, so dass sich der Leser mitten in der Geschichte fühlt. Für Freunde von romantischen Liebesromanen gebe ich eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.04.2023
Das Lied der See
Penninger, Tanja

Das Lied der See


gut

Eine Prinzessin auf Kaperfahrt

Wer möchte nicht gerne eine Prinzessin sein? Allerdings nicht unbedingt Angelina, die Prinzessin von Calada. Nachdem feindliche Heere ihr Land überfallen haben, bleibt ihr nichts als die Flucht über das Meer zu ihrem Verlobten, dem Kaiser der Sonneninseln. Gerade den Feinden entkommen, fallen Angelina und ihre Zofe in die Hände von Hektor Lewis, einem charismatischen Piraten, der nicht nur Schätze, sondern auch die Herzen aller Damen stiehlt. Auf ihrem Weg zu den Sonneninseln gilt es gefährliche Abenteuer zu überstehen, welche Geheimnisse verbirgt Kaptein Lewis und wird er Angelina an ihren Verlobten, den Kaiser der Sonneninseln übergeben? Und wenn ja, will Angelina überhaupt noch den Kaiser heiraten, nachdem sie in Hektors blauen Augen versunken ist wie in den Tiefen eines blauen Meers?
Tanja Penninger nimmt die Leser mit auf eine Reise übers Meer voller überraschender Wendungen und nicht endender Abenteuer. Da wir uns im Genre eines Fantasy-Romans befinden, habe ich auch nichts Anderes erwartet habe. Ist das eine Abenteuer überwunden beginnt sofort das nächste, aber die Story ist allerdings in sich stimmig. Trotzdem ist das Buch eher für die Leserschar der jüngeren Erwachsenen bestimmt.
Die Figuren sind unterschiedlich ausgearbeitet. Aufgrund ihrer Erziehung zur Prinzessin ist Angelina eher egoistisch geprägt, erst später wird sie emphatischer und entsprechend auch sympathischer. Hektor Lewis erinnert ein wenig an Sir Francis Drake, den Piraten der Königin. Kein Wunder, dass alle Frauen bei ihm dahinschmelzen.
Fazit: Das Lied der See ist ein durchaus spannender Fantasy-Abenteuerroman, bei dem auch die Liebe nicht zu kurz kommt. Empfehlenswert ist er eher für die Leserschar der jüngeren Erwachsenen.