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Buchstabengeflüster

Bewertungen

Insgesamt 189 Bewertungen
Bewertung vom 07.06.2024
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


sehr gut

Sprachgewaltig

Hans‘ Vater beschließt aus dem einen Zimmer in der Großstadt auf eine Insel zu ziehen. Dort wohnt die Familie als Einsiedler und kümmert sich um die Schafe. Hans findet hier Zugang zur Natur und dadurch quasi einen großen Spielplatz, den er mit dem Hund erforscht. Doch dann melden sich die Schulpflicht und Behörden, weshalb er die Insel wieder verlassen muss. Später kehrt er zurück zu seinen Eltern und der Abgeschiedenheit der Insel.

Der Klappentext endet mit der großen Frage, wie die Eltern auf seine Rückkehr reagieren werden. Doch dies ist nicht unbedingt das spannendste und wichtigste Detail der Geschichte, ist sie im Gegenteil doch recht ruhig. Das Buch spielt während der 60er und erzählt von Hans‘ armer Familie und von seinen Eltern, die kaum Freude am Leben haben und dann von der Gesellschaft in die Abgeschiedenheit der Insel fliehen. Das nächste große Detail ist die Abhängigkeit und Erziehung von Kindern, als Hans seine Freiheit auf der Insel verliert. Die Rückkehr Jahre später hat mich zum Teil verwirrt, da einige Charaktere nicht so gehandelt haben, wie ich erwartet hätte. Das endgültige Ende hat mich teilweise aber wieder versöhnt. Ich fand es schlussendlich interessant von Hans‘ Leben zu lesen, was und wer ihn beeinflusst hat. Eine sehr ruhige kurze Geschichte, die hauptsächlich von dem Schreibstil getragen wird.

"Die Stille war ein Lied, das lange schon verklungen war." 8 %

Die Ausdrucksweise von Dirk Gieselmann hat mir unglaublich gut gefallen. Ich habe einige Sätze markiert. Er findet immer sehr treffende Worte und ungewöhnliche Vergleiche. Die Situation des Protagonisten wird dadurch sehr genau vermittelt, wobei der Autor nicht einmal viele Gefühle beschreibt, sondern stattdessen die Situation aus der sich diese heraus ergeben. Ich mag es, wenn Autor/innen so der Geschichte ihren eigenen Schliff geben, was Dirk Gieselmann hier definitiv gelungen ist. Ich möchte gerne mehr von ihm lesen.

"Ein Jahr, das zurückliegt, ist kürzer als ein Tag, der niemals kommen wird." 64 %


Fazit:
„Der Inselmann“ Hans erhält hier seine Lebensgeschichte von seiner Kindheit bis weit ins Erwachsenenalter. Wir erfahren von Hans‘ Leben bei seinen armen Eltern, von seiner Jugend, die von Behörden gelenkt wurde, und daraus resultierend seine Charakterentwicklung und den Wunsch, wie er den Rest seines Lebens verbringen möchte. Eine ruhige Geschichte, die vor allem mit dem unfassbar guten Schreibstil und wunderbaren Worten punktet.

Bewertung vom 07.06.2024
Uns bleibt immer New York
Miller, Mark

Uns bleibt immer New York


weniger gut

Überzeugt weder als Liebesgeschichte, noch als Krimi

Die Pariserin Lorraine reist nach New York um das Lieblingsbild ihres verstorbenen Vaters zu kaufen. Dort wird sie angegriffen und niedergestochen, die Tat ihres Stalkers. Der Maler und Ex-Häftling Leo rettet sie, woraufhin die beiden eine kurze Liaison beginnen. Während Lorraines Zwischenstopp in Paris und beruflichen Rückkehr nach New York erhält sie weiterhin Nachrichten und Drohungen ihres Stalkers. Das Geschehen wird mittels der personellen Erzählperspektive abwechselnd aus Lorraines und Leos Sicht erzählt, während ihre Vergangenheit sie beide einholt.

Schon die Liebesgeschichte hat mir von Beginn an nicht zugesagt. Lorraine ist eine selbstbewusste Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und die New Yorker Niederlassung ihres Unternehmens aufbauen soll. Nach nur wenigen Tagen ist sie völlig vernarrt in Leo, sodass sie ihm zurück in Paris weiterhin Nachrichten schickt, obwohl er ihr die kalte Schulter zeigt. Als sie wieder nach New York kommt, lässt sie ebenfalls nicht locker. Warum akzeptiert sie nicht sein "Nein" und hakt den One-Night-Stand ab, statt sich so sehr an diesen Mann zu hängen?

Der Krimi-Teil der Geschichte handelt vom Stalking von Lorraine, das schon vor vielen Monaten begonnen hat und beim ersten New York-Besuch in einen tätlichen Angriff gipfelt. Die Polizei sieht keinen Zusammenhang, schließlich war sie fern ihrer Heimat und nachts alleine im Park unterwegs. Doch Lorraine ist sowieso nicht beunruhigt oder ängstlich. Im gesamten Buch wurde aus ihrer Perspektive nur dreimal das Wort "Angst" genutzt. Nicht emotional beschrieben, sondern nur erwähnt. Ihre Gedanken und Gefühle für Leo überwiegen die ganze Zeit, sodass man sich anfangs mehr auf die Liebesgeschichte als den Krimi konzentriert.

Nachdem das Stalking später immer mehr Raum einnimmt, geschieht eine Wendung, die den Fall zunächst in der Luft hängen lässt. Die Identität des Stalkers (oder etwa der Stalkerin?) wird immer undurchsichtiger. In der zweiten Hälfte des Buches wird es schließlich spannender und spitzt sich bis zum Ende hin zu.


Fazit:
"Uns bleibt immer New York" ist ein flüssig zu lesendes Buch, in dem eine Liebesgeschichte und ein Krimi miteinander verknüpft wurden. Die Beziehung der Protagonisten hat mich nicht überzeugen können. Der Krimi-Anteil (Stalking) ist anfangs auch langweilig, da das Opfer kaum ängstlich ist und die drohende Gefahr auf die leichte Schulter nimmt. Erst später wird die Geschichte spannender und ausgeklügelter.
2,5 Sterne

Bewertung vom 07.06.2024
Du bist mein Lieblingsgefühl
Groh, Kyra

Du bist mein Lieblingsgefühl


sehr gut

Unterhaltsame Geschichte über Liebe und Beziehungen

Nela und Max verlieben sich auf den ersten Blick ineinander – in einem Brautmodengeschäft. Deshalb denken die beiden Single von dem/der jeweils anderen, dass er/sie verlobt ist. Als Max‘ IT-Firma über Nelas Plattenladen zieht, treffen die beiden immer wieder aufeinander und wünschten, sie könnten sich näher kommen. Doch was dann? Nela ist unabhängig und will sich nach keiner anderen Person richten oder gar länger binden. Max hingegen kann es kaum erwarten, sich mit seiner Partnerin ein gemeinsames Leben mit Haus und Kindern aufzubauen.

"Ich weiß, dass Liebe sich nicht schmerzhaft anfühlen soll. Sie sollte dir das Gefühl geben, dass zusammen alles leichter ist als allein.", Nela, 97 %

Die beiden Protagonisten sind sehr lebendig und nachvollziehbar dargestellt. Durch den wechselnden Erzählstil aus der Ich-Perspektive lernt man sie sehr gut kennen. Der jeweilige Charakter der beiden ist nicht nur angerissen, sondern mit allen Vorlieben, Stärken und Schwächen von der Autorin beschrieben worden. Dadurch sind mir beide trotz mancher Unterschiede total sympathisch und ich kann mich immer in sie hineinversetzen. Außerdem ist das Aufeinandertreffen der beiden immer amüsant zu lesen, weil Kira Groh trotz des thematisch ernster werdenden Beziehungsthemas stets mit ihrem Humor spielt. Schon das erste Treffen trieft vor Witz, nicht nur, weil die beiden einem Missverständnis aufsitzen und wir Leser/innen es bereits kennen, sondern wegen dem lustigen Gespräch zwischen Max und Nela, wodurch man direkt merkt, dass die beiden gut zusammenpassen könnten.

Entgegen dem humorvollen und lockeren Schreibstil ist vor allem die zweite Buchhälfte manchmal zu analytisch gestaltet. Es wird erklärt, welche Beziehungen die beiden Protagonisten bisher und welches falsche Bild sie deshalb von ihren Partner/innen hatten. Ich finde es etwas schade, dass es ein wenig so dargestellt wird, dass Max und Nela zu hohe Erwartungen an die Liebe hätten und irgendwie etwas verkorkst sind, was Beziehungen betrifft. Ansonsten empfand ich ihre langsame Annäherung an eine Beziehung und deren möglichen Zukunft schön langsam und gut entwickelt.


Fazit:
„Du bist mein Lieblingsgefühl“ erzählt von einer holprigen, aber nicht minder schönen Liebe zwischen Nela und Max. Ein schöner unterhaltsamer Liebesroman zum Genießen.

Bewertung vom 06.06.2024
Wo mein Herz liegt
Winter, Jessica

Wo mein Herz liegt


ausgezeichnet

Emotionaler Abschluss

Dies ist der Folgeband von „Wind in deinen Segeln“ und fängt dort wieder nahtlos an, wo der Cliffhanger geendet hat. Em liegt verletzt im Krankenhaus und Gabe sitzt im Gefängnis bis das Missverständnis aufgeklärt wird. Em kann nun endlich ihre Geschwister aus dem verwahrlosten Trailer holen, doch zunächst sind sie bei Pflegeeltern untergebracht und Em muss viele Hürden meistern, bis sie das Sorgerecht übernehmen kann. Auch Gabe muss sich seiner Vergangenheit stellen, denn Hannah ist bereit zuzugeben, dass Gabe unschuldig ist und der Fall kommt erneut vor Gericht. Dabei könnten sich die beiden gegenseitig Halt geben, doch Gabe gilt offiziell noch als Straftäter und könnte Ems Zukunft mit ihren Geschwistern gefährden.

"Und wenn eine ebenso leere Nachricht von ihm das Einzige ist, was ich zurückbekomme, dann werde ich ihn weiterhin Leerzeichen schicken, ihm zeigen, dass ich an ihn denke, dass ich ihn nicht vergessen habe und nie vergessen werde. Ich werde ihm so lange leere Nachrichten schicken, bis es wieder etwas zu sagen gibt.", S. 172

Neben der liebevollen und verständnisvollen Beziehung der beiden Protagonisten spielen hier auch ihre Einzelschicksale eine große Rolle. Durch die abwechselnden Kapitel aus Ems und Gabes Sicht kann man diese und vor allem ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen. Gabes Schmerz hat mich so traurig gemacht und was er bis zur endgültigen Gerichtsverhandlung durchmachen musste so wütend, während ich bei Em Angst hatte, dass ihre Vergangenheit sie einholt und die Zukunft mit ihren Geschwistern gefährdet. Am liebsten waren mir immer die Szenen, als die beiden zusammen waren, weil die Liebe und Geborgenheit nur so aus den Seiten flossen.

Der große Pluspunkt des Buches ist wieder der unglaubliche Schreibstil von Jessica Winter. Die Gefühle der Protagonisten werden so intensiv, anschaulich und gefühlvoll beschrieben, dass man einfach mitfiebern muss. Ich war berührt und das ein oder andere Mal hat es mir das Herz zerrissen.



Fazit:
Der Abschluss der „Ready to be found“-Reihe verlangt nochmal vieles von Em und Gabe; und stürzt dabei die Leser/innen ins Gefühlschaos. Gefühlvoll, intensiv und herzzerreißend erzählt Jessica Winter von der Vergangenheit und Gegenwart der beiden, sodass man für ihre gemeinsame Zukunft und Liebe hofft.
4,5 Sterne

Bewertung vom 06.06.2024
Wind in deinen Segeln
Winter, Jessica

Wind in deinen Segeln


sehr gut

Emotional, niederdrückend und romantisch

Em hat vor Jahren ein Versprechen gegeben, das sie nun einlösen möchte. Deshalb fährt sie von New York nach Idaho, doch irgendwann macht ihr altersschwaches Auto schlapp und sie strandet mitten im Nirgendwo in einem kleinen Ort. Dort trifft sie in der Autowerkstatt auf Gabe, der auch einige Päckchen aus der Vergangenheit mit sich herumschleppt. Zunächst lernen wir die beiden, wie der/die jeweils andere auch, nur aus der Situation kennen. Erst mit der Zeit erhält man einen tieferen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle, somit auch ihrer Beweggründe und nähern uns den Protagonisten an, genauso wie sie sich gegenseitig immer näher kommen. Auch wenn ich hier nicht mehr verraten kann und will, weil man diese Dinge einfach selbst entdecken muss, kann ich aber versichern, dass das Buch alles andere als langweilig ist, weil es eben auf die Entwicklung von Em und Gabe ankommt, man stückchenweise immer mehr über sie erfährt und sich dadurch immer etwas mehr in die beiden verliebt.

Aufgrund ihrer berührenden und leidvollen Erfahrungen können die beiden Protagonisten gegenseitig Verständnis und Mitgefühl aufbringen, wodurch sie sich zur Seite stehen und auch langsam Gefühle füreinander entwickeln. Em ist hartnäckig, herzlich und schlagfertig, auch wenn man mal den Eindruck hat, sie sei naiv, sieht man doch ihre liebevollen Beweggründe dahinter. Gabe hat sich, aus gutem Grund, von der Welt zurückgezogen und betrachtet alles und jeden sehr misstrauisch. Das hat mich sehr traurig gemacht, vor allem weil die eine Sache in seinem Leben noch so viel anderes nach sich zieht. Ich mochte die beiden und die charakterorientierte Geschichte sehr, weil man tief in die verletzten Emotionen der beiden eintaucht und die Liebesgeschichte sich schön langsam entwickelt. Diese ist angenehm, romantisch und hat mir wirklich sehr gefallen. Das Ende ist herzzerreißend und ich wünsche mir so sehr, dass im zweiten Band alles gut für die beiden liebenswerten Protagonisten ausgeht.

"Ich weiß, wie es ist, sich vollkommen allein zu fühlen. Aber ich versuche, es nicht für immer zu sein.", 50 %

Jessica Winter beschreibt ihre zwei Charaktere wirklich gut! Sehr anschaulich, empathisch und berührend schildert sie die Gefühle und Gedanken mittels der Ich-Perspektive wechselnd aus Ems und Gabes Sichtweise, sodass man die beiden schnell ins Herz schließt und bei ihren Problemen mitfühlt. Die charakterorientierte Handlung zieht uns Leser/innen immer tiefer in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, in derer man sich dank der Autorin fallen lässt, obwohl sie oft doch auch sehr schmerzvoll und negativ ist. Als die Probleme der beiden vollständig vor ihnen und uns Leser/innen ausgebreitet waren, wurde es mir ehrlicherweise zu emotional, zu negativ, zu schwer. Die Autorin schafft eine so intensive Atmosphäre und nachvollziehbare Emotionen, dass ich zeitweise keine Lust mehr hatte das Buch zu lesen, um den negativen Gefühlen zu entkommen. Trotzdem hat mir dieser Schreibstil gefallen und mich in die Geschichte verlieben lassen, was trotz allem definitiv ein Pluspunkt für die Autorin ist.


Fazit:
„Wind in deinen Segel“ ist eine gefühlvolle und sehr romantische Liebesgeschichte zwischen zwei problembehafteten Protagonisten. Die Autorin beschreibt deren Gefühle und Gedanke sehr berührend und anschaulich, was wunderschön war, aber andererseits fast schon zu viel schwere Gefühle in mir ausgelöst hat. Der Roman geht definitiv zu Herzen und lässt nach dem Lesen keines kalt zurück!

Bewertung vom 06.06.2024
Ancora
Hadler, Colin

Ancora


ausgezeichnet

Spannender Pageturner

Die 17-jährige Romy verbringt einen Sommer mit ihrem Freund Aurel und ihrem besten Freund Jannis in Ancora, einem Dorf, das völlig abgeschieden von der Außenwelt ist. Romy möchte Ruhe haben um Texte für ihren Gedichtband zu schreiben. Von Anfang an ihres Besuchs geschehen mysteriöse Dinge im Dorf. Gegenstände verschwinden, die Dorfgemeinschaft ist verschwiegen, ein Maskierter scheint etwas von Romy zu wollen…

Schon der Anfang des Buches ist spannend, weil man unbedingt wissen will, wer die Person im Prolog ist und vor was sie flüchtet. Und dann ist Romy mit ihren festen und besten Freunden auf dem Weg nach Ancora, wobei hier schon während der Autofahrt eine entrückte und seltsame Stimmung entsteht. Als sie am Dorf angekommen sind, geschehen immer wieder mysteriöse Dinge und Romy versucht mehr über die Dorfgemeinschaft herauszufinden. Andauernd geschieht Seltsames, das man aber nie gänzlich einordnen kann, weil man nur nach und nach mehr von dem mitten im Wald gelegenen Ancora erfährt. Außerdem konnte ich auch nie die Charaktere und deren Verhalten einschätzen, weil man sie auch nur stückchenweise kennengelernt. Manchmal hätte ich mir aber etwas mehr Einblick in deren Emotionen gewünscht. Die ganze Zeit herrschte eine düstere und mystische Stimmung, die aber nie zu gruselig wurde. Durch die Spannung war ich sehr gefesselt von der Geschichte, habe sie quasi inhaliert und das Buch innerhalb von zwei Tagen durchgelesen, was ich schon lange nicht mehr getan habe. Ich wollte unbedingt wissen, was hinter dem Dorf steckt! Die Auflösung am Ende war dann total genial und faszinierend. Das Finale ist rasant und spannend, sodass ich die letzten Seiten noch richtige genossen habe.



Fazit:

Ein Dorf mitten im Wald,
wo sich Mysteriöses ballt.
Ein sehr fesselndes Buch,
das eine düstere Spannung schuf.
Drum schieb das Lesen der Geschichte nicht in die Ferne,
denn ich gebe ihr begeistert volle fünf Sterne.

Bewertung vom 05.06.2024
Yours Truly
Jimenez, Abby

Yours Truly


gut

Wunderschön und nervig zugleich

Briana leidet noch unter ihrer Scheidung, ist in ihr abgelebtes Elternhaus gezogen und sorgt sich um ihren Bruder, der eine Organspende benötigt und das Leben immer mehr aufgibt. Da taucht auf der Arbeit ein neuer Kollege auf, Jacob, der ihr anscheinend ihre Beförderung streitig macht. Doch der anfänglich negative erste Blick ändert sich, als Jacob ihr einen Brief schreibt und sich erklärt. Er hat eine Sozialphobie, was ihm den Umgang mit seinen Mitmenschen erschwert. Den Job an Brianas Krankenhaus hat er angenommen, um seiner Ex zu entfliehen, die nun seinen Bruder heiraten wird. Seine Familie achtet deswegen auf jeder seiner Gefühlsregungen, weshalb Jacob sich gezwungen fühlt eine Freundin zu erfinden, die angeblich mit ihm im Krankenhaus arbeitet. Also fragt er Briana, ob sie seine feste Freundin spielen möchte.

Der Roman startet wirklich schön, als Jacob, der Tagebuch führt, seine Gefühle nicht darin beschreibt, sondern einen Brief für Briana verfasst. Darauf folgt ein Hin und Her von Briefen im Fach und Zettelchen am Computer. Dadurch freunden sich die beiden schnell an und eine Fake Beziehung scheint nicht weit hergeholt. Es ist so schön zu folgen, wie sich die beiden immer besser kennenlernen, mein Herz ist aufgegangen. Ich mochte die Momente von Briana und Jacob, weil sich die beiden so gut verstehen und zusammenpassen, egal ob sie über ihre Ex‘ reden, gemeinsam essen oder einfach nur über Brianas Fragen lachen. Die Momente hab ich sehr genossen. Und in Jacob hab ich mich ein bisschen verliebt, weil er sehr herzlich ist und Pflanzen und Bücher liebt, was sich in seiner Wohnung widerspiegelt. Auch der Schreibstil mit seinem Humor und viel Gefühl hat dazu beigetragen. Da die Geschichte aus beiden Perspektiven erzählt wird, kann man auch richtig gut Jacobs Sozialphobie nachvollziehen, denn die Autorin beschreibt wirklich anschaulich und nah, wie die Protagonisten sich fühlen.

"Trotz der Schmerzen und meiner Müdigkeit hätte ich mir nichts Schöneres vorstellen können, als mit der Frau, die ich liebe, dort auf dem Boden zu kauern. Ich wollte lieber wach bleiben, als einen Traum ohne sie zu riskieren.", S. 436

In der zweiten Hälfte des Buches hat mich die Geschichte schon ein klein wenig, okay teilweise sehr, aufgeregt. Die Wendung in der Liebesgeschichte hat mir gar nicht gefallen, weil Briana so nervig wurde. Von Anfang an war sie so empathisch, aber hier scheint sie diese Charaktereigenschaft völlig vergessen zu haben und schreibt Jacob einfach Gefühle zu. Seine Kapitel gingen mir hier sehr nah - herzzerreißend. Da musste ich das Buch für einige Tage zur Seite legen. Das Problem hat sich irgendwann gelegt und die beiden sind so schön als Pärchen zusammen. Leider kommt dann noch eine Wendung, die auch von Briana ausging, wo sie ebenfalls Jacob irgendwelche Gefühle und Absichten zuschreibt, die er einfach nicht hat. Hier geht es um ein anderes Problem als bei ersten Mal und objektiv gesehen kann ich das voll verstehen, aber insgesamt beinhaltet die zweite Hälfte der Geschichte und die Beziehung von Jacob und Briana wegen ihr viel zu viel Drama. Dafür wurde das Ende dann noch sehr romantisch und ich mag die große Geste, mein Herz ist geschmolzen! Der Epilog setzt noch eins drauf, ist vielleicht sogar zu kitschig. Deswegen sind meine Gefühle nach Beenden des Buches nun bittersweet, denn ich wünschte, ich wüsste mit Gewissheit, dass beide miteinander glücklich werden (persönliche Meinung, als tatsächlicher Spoiler).


Fazit:
„Yours Truly“ ist zunächst eine humorvolle und liebenswürdige Fake Dating Geschichte, aber die beiden Wendungen haben mir überhaupt nicht zugesagt, weil die eigentlich sympathische Protagonistin total nervig wurde. Die Geschichte hat oft mein Herz berührt, weil sie romantisch ist, aber manchmal auch gebrochen, weil ich so viel Mitgefühl für Jacob hatte. Leider nur Mittelmaß, aber aufgrund des gefühlvollen Schreibstils von Abby Jimenez freu ich mich auf ihr neues Buch!

Bewertung vom 04.06.2024
Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5
Benedict, Marie

Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5


sehr gut

Interessant, aber wie real?

Das Buch beginnt 1951 mit Rosalind Franklins Ankunft in Paris, wo sie unweit ihres Vorbilds Marie Curie als Kristallographin arbeitet und mithilfe von Röntgenstrahlen die Beschaffenheit von kleinster Materie analysiert. Während des zweiten Weltkrieges hat sie bereits für das englische Kriegsministerium an Kohle geforscht und intensiviert in Frankreich ihre Arbeit mit der Röntgenstrahlung. Die Kapitel sind sehr anschaulich und lebendig beschrieben, sogar viele französische Begriffe wurden eingebaut und eine tolle Atmosphäre geschaffen. Denn in Paris hat Rosalind Franklin ihre glücklichsten Jahre verbracht. 1951 kehrt die beeindruckende Biochemikerin nach England zurück und erhält die Möglichkeit an organischer Materie zu erforschen. Sie soll die menschliche DNS (englisch DNA) entschlüsseln. Mit ihrem Doktoranten Raymond Gosling macht sie mithilfe von Röntgenstrahlen unzählige Bilder bis sie eine scharfe Aufnahme erhält, die deutlich das X der Doppelhelixstruktur zeigt. Doch neben ihrer Leidenschaft für die Wissenschaft gerät sie immer wieder in Konflikte mit dem Kollegen Wilkins, weil er ihr Können nicht ernst nimmt. Im Pariser Labor haben die Kollegen und Kolleginnen freundschaftlich und auf Augenhöhe zusammengearbeitet, doch in England herrscht noch viel Sexismus. Wilkins behandelt Dr. Rosalind Franklin herablassend und diskriminierend. Der Leiter des Labors setzt keine klaren Worte und Willkins macht alsbald auch außerhalb des Labors Rosalinds Arbeit nieder, was zu einem großen und schockierenden Verrat führen wird.

Dabei finde ich es sehr beeindruckend, wie Rosalind Franklin mit den Anfeindungen und Untergrabung ihrer wissenschaftlichen Arbeit umgegangen ist. Sie hat sich nicht provozieren lassen, nein, sie nimmt sich sogar zurück. Sehr traurig, dass der Sexismus ihr gegenüber sogar ihre wissenschaftliche Arbeit gestört hat. Sie ist die Mutter der DNA und hat mehr Auszeichnungen verdient als die eigentlichen Nobelpreisgewinner Watson und Crick. Doch auch vor und nach der Entdeckung der Doppelhelixstruktur hat Rosalind Franklin wichtige Entdeckungen bei Kohle und in der Virenforschung gemacht. Beruflich wie persönlich eine Frau, die mich sehr beeindruckt.

Der Schreibstil von Mare Benedict ist anschaulich und lebendig. Besonders die Jahre in Paris vermitteln das leichte Glücksgefühl, dass Rosalind empfunden haben muss. Auch die wissenschaftlichen Beschreibungen von Rosalind Franklins Arbeit sind verständlich dargestellt. Wobei es an manchen Stellen für das schnellere Verständnis vielleicht noch anschaulicher beschrieben hätte werden können, aber mit langsamen Lesen konnte ich alle Fakten gut aufnehmen. Zum Ende des Buches hin wird der Schreibstil etwas konfus, weil es einige Sätze mit holprigem Aufbau gibt. Es ist sehr schade, dass im Nachwort nicht mehr darauf eingegangen wurde, was real ist oder ausgeschmückt wurde. Das ist ein MUSS bei Romanbiographien und ein grober Fehler der Autorin Marie Benedict. Ich habe das Buch gelesen, weil ich gerne mehr über Rosalind erfahren wollte und jetzt weiß ich gar nicht, was stimmt. (Ich zieh jetzt mal keinen Extra-Stern dafür ab.)


Fazit:
„Das verborgene Genie“ erzählt die Geschichte von Rosalind Franklin, die mit ihrer bahnbrechenden Arbeit hinter den sexistischen Männern kaum wahrgenommen wird. Nicht nur in der Forschung von Kohle und Viren hat sie viele Fortschritte ermöglicht, sondern die Struktur der DNS ergründet. Doch die größte Entdeckung ihrer Karriere kam mit enormer Diskriminierung daher, die in einen schlimmen Verrat endete. Beruflich wie persönlich ist Rosalind Franklin eine großartige Frau, die mich sehr beeindruckt. Ich bin froh das Buch gelesen zu haben, doch weiterempfehlen kann ich es nicht, da die Autorin trotz viel Recherche nicht abgegrenzt hat, was der Realität entspricht oder ausgeschmückt wurde. Da greift man besser zu einem anderen Buch über die beeindruckende Wissenschaftlerin, aus dem man auch Infos mitnehmen kann.

Bewertung vom 19.05.2024
Vengeance / Academy of Dream Analysis Bd.1
Braun, Ruby

Vengeance / Academy of Dream Analysis Bd.1


ausgezeichnet

Spannendes Highlight voller toller Ideen!

Hoch oben im Norden befindet sich die Academy of Dream Analysis, wo Traumwandler ausgebildet werden, damit sie später durch ihre Träume die Realität beeinflussen können. Nemesis beginnt dort nun ihr Studium, doch eigentlich ist sie hier mit einem ganz anderen Ziel: Sich an der Direktorin rächen, weil Nemesis‘ Bruder Neiro, der letzte Schlafwandler, durch sie ums Leben gekommen ist. Im selben Jahrgang befindet sich Mercy, der Neffe der Direktorin, welcher ebenfalls trauert.

Ich mag das Setting der Geschichte total gerne. Die Traumakademie im hohen Norden angesiedelt, wo man Polarlichter sehen kann, gibt einen magischen Vibe. Die Rentiere, der Schultag bis tief in die Nacht und der Konsum von Schlafmohn runden den Akademie-Alltag perfekt ab. Und wenn ich schon von den Ideen der Autorin schwärme: Ich finde es total faszinierend, was Ruby Braun aus Realem, wie das luzide Träumen, Schlafwandler/innen und auch einer Schlafkrankheit, macht. Aber die Geschichte ist nicht nur toll konzipiert, sondern auch absolut fesselnd geschrieben. Mit Nemesis kommen wir an der Academy of Dream Analysis an und erfahren durch die wechselnden Perspektiven der beiden Protagonisten auch viel über Nemesis, Mercy und die anderen Personen selbst. Trotzdem hatte ich noch viele Fragen und habe gebannt weitergelesen. In der zweiten Hälfte wird dann einiges erklärt, aber durch die tollen Ideen der Autorin (wie schon eben davon geschwärmt), macht es die Geschichte noch viel spannender! Das Ende ist einfach nur „Wow!“ und ich möchte, nein muss, unbedingt weiterlesen!

Hinzu kommen der tolle Dark-Academia-Vibe und die Enemies-to-Lovers. Neiros Tod, gewisse (Unterrichts)Methoden und bedrückende Träume geben der Universität eine düstere Atmosphäre. Neiro hat Nemesis immer beschützt, ist die Person, die ihr am meisten bedeutet hat, deswegen will sie unbedingt die Verantwortliche für seinen Tod büßen lassen. Doch Mercy hat nach dem Tod seiner Mütter nur noch seine Tante, die immer für ihn da war, weshalb er das nicht zulassen kann. Und das ergibt wirkliche Feinde, die sich dann unter anderem durch den Unterricht erzwungenermaßen näher kommen, sich aber nicht Hals über Kopf verlieben und somit für mich das perfekte Enemie-to-Lovers-Pärchen abgeben.

Fazit:
Ich bin einfach verliebt in „Vengeance“! Ein absolutes Highlight! Atmosphärisches Setting, tolle Ideen und einen unglaublich spannenden Schreibstil machen die Geschichte aus. Ich freu mich unglaublich auf Band 2!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2024
The Breakup Tour - Der Sound unserer Liebe
Wibberley, Emily;Siegemund-Broka, Austin

The Breakup Tour - Der Sound unserer Liebe


sehr gut

Berührende Second Chance

Die erfolgreiche Sängerin Riley hat in dem Album “The Breakup Record“ all ihre gescheiterten Beziehungen thematisiert – jedem Ex wurde ein Lied gewidmet. Vor allem der Song „Until You“ dominiert die Charts und Rileys Ex-Mann brüstet sich damit, dass dieser über ihn geschrieben wurde, damit der Ruhm auch auf ihn fällt. Riley will es richtig stellen und besucht Max, ihre College-Liebe, von dem der Song wirklich handelt, um dies publik zu machen. Unter der Bedingung sie bei der anstehenden Tour für dieses Lied musikalisch zu begleiten, stimmt der Klavierspieler zu. Also begleiten wir die beiden auf die Tour und erleben aufputschende Konzerte, die anschließenden langen Fahrten in der Nacht und das Showbusiness und Rileys öffentliches Image.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Riley und Max beschrieben, sodass man beide Seiten kennenlernen kann. Außerdem denken die Protagonisten auch öfter 10 Jahre zurück an ihre Beziehung, wodurch man ebenfalls einen guten Einblick in die Gefühlswelt der beiden erhält und sofort bemerkt, dass der bzw. die jeweilig Andere sie nie losgelassen haben, aber richtig greifbar wurden ihre Probleme anfangs nicht für mich. Zunächst habe ich nicht verstanden, warum Riley und Max sich damals getrennt haben, denn die „äußeren Umstände waren es nicht“, aber beide behaupteten, der/die Andere habe sie fallen gelassen. Ich denke schon, dass die beiden durch die Veränderung damals ihre Beziehung nicht aufrecht erhalten konnten. Außerdem gibt es einige Missverständnisse und obwohl von Riley und Max manches sogar offensichtlich falsch interpretiert wurde (zB sagte Max bei der Trennung damals, sie werden sich wieder sehen, doch Riley singt, dass es nicht so gemeint war, dabei wollte sie nicht) und sogar recht früh auch offen angesprochen wurde (dass sie sich nicht verlieren wollten, aber sie haben trotzdem nicht versucht, die Beziehung aufrecht zu erhalten), haben die beiden nie über die damalige Trennung und ihre Gefühle gesprochen, obwohl für mich noch so vieles unklar war. Ein paar Missverständnisse, Widersprüche und fehlende Kommunikation haben mich anfangs verwirrt und es erstmal schwer gemacht, die beiden und ihre Emotionen einordnen zu können. Später habe ich langsam das Problem einer Person verstanden, auch wenn es nach all den Jahren eher schnell gelöst wurde. Nichtsdestotrotz ist es aber eine sehr schöne, langsame, schmerzliche und romantische Liebesgeschichte, die mich emotional mitgenommen hat.

"Ich höre den Song fünfmal, ertappe mich dabei, wie sehr ich ihn hasse, was vielleicht nur bedeutet, dass ich ihn liebe. Ebenso wie der Kummer eines gebrochenen Herzens die Liebe nicht verneint – er spiegelt sie wider.", Max, 21 %

Aber darüber hinaus entwickelte sich ihre Liebesgeschichte wirklich schön. Aus der Distanz wurde irgendwann ein emotional vorgetragener Song, aus Schmerz wurde Nähe. Nicht nur durch die Trennungs-Songs von Riley ist diese Geschichte sehr emotional, auch durch die beiden, deren Gefühlswelt man hautnah miterleben kann. Es gibt öfter Monologe und auch der Schreibstil ist sehr gefühlvoll. Ich konnte richtig in die Geschichte und Gefühlswelt der Protagonisten eintauchen, wodurch sich das Buch sehr leicht lesen ließ. Außerdem hat das Autorenpaar wirklich schöne Worte gewählt, z. B. auch Beschreibungen mittels der Musikwelt.


Fazit:
„The Breakup Tour“ ist eine wirklisch schöne und emotionale Liebesgeschichte der berühmten Sängerin Riley und ihrem Ex Max, auch wenn ich die Probleme ihrer Beziehung anfangs nicht greifen konnte. Die Geschichte und die Charaktere werden immer tiefer und werden wunderbar von dem Autorenduo beschrieben, sodass die Liebesgeschichte mich sehr berührt hat und ich einige Zitate markiert habe.
4,5 Sterne