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Bücherstadt
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Berlin
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Bewertungen

Insgesamt 126 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2018
Der Verrat / Aura Trilogie Bd.2
Benedict, Clara

Der Verrat / Aura Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Eine Dystopie, besondere Merkmal und eine Akademie? Zunächst war ich nicht besonders motiviert als ich mit dem Buch begann. Zudem handelt es sich um den zweiten Teil und den ersten Band kannte ich gar nicht. Also was sollte schon daraus werden?
Auf den ersten Seiten wurde ich dann aber so schnell in die Geschichte hereingezogen, dass ich gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören konnte. Natürlich haben sich dabei auch Fragen entwickelt, die ohne Kenntnisse über die Handlungen im ersten Band entstanden sind, aber im Laufe der Zeit wurden auch diese beantwortet.

Doch worum geht es in dem Buch genau? Hauptsächlich geht es um so genannte Former, die mit Hilfe ihres Geistes andere Menschen lenken können. Dabei unterscheidet man natürliche Former und solche, deren Gabe ein umfangreiches Training benötigt. Ausgehend von einer Akademie, an der die Former trainier werden, hat man die Theorie in die Welt gesetzt, dass ohne hinreichende Schulung die Former irgendwann verrückt werden. Daher müssen sie eingefangen werden und in der Akademie den Umgang mit der Gabe lernen. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus, denn die natürlichen Former bieten für andere fähige Former die Möglichkeit, der ewigen Jugend. Hierfür muss die Lebensenergie allerdings übertragen werden.
Hannah ist eine überaus fähige natürliche Formerin und schwebt gleich zu Beginn der Handlung in Lebensgefahr. Aus dieser wird sie von einem Unbekannten gerettet, der sie ausgerechnet in der Akademie, dem Hort ihrer schlimmsten Feinde versteckt. Wie soll sie dort nur unauffällig bleiben?

Einer der Gründe für das schnelle Eindringen in die Geschichte ist die eher einfach strukturierte Sprache, die eine gewisse Leichtigkeit mitbringt. Sie orientiert sich natürlich eher an jugendliche Leser*innen, ist aber nicht zu platt. Zudem werden die Personen und die jeweiligen Handlungsorte sehr bildhaft, aber nicht zu langatmig dargestellt. Und natürlich hilft es auch, dass aus Hannahs Sicht erzählt wird und man so direkt an ihren Gedankengängen und Gefühlen in gewisser Weise beteiligt sind.
Obwohl teilweise bestimmte Ereignisse vorhersehbar waren und die ein oder andere Wendung leicht konstruiert scheint, bleibt das gesamte Buch über der Spannungsbogen erhalten.

Entgegen meiner ersten Gedanken über das Buch kann ich das Lesen nur empfehlen. Eine leichte, aber doch spannende Story, die in einem guten Stil erzählt wird. Der erste und der dritte Band landen definitiv auf meiner Wunschliste.

Bewertung vom 25.05.2018
Heimweh-Blues und heiße Schokolade / Die Trabbel-Drillinge Bd.1
Janotta, Anja

Heimweh-Blues und heiße Schokolade / Die Trabbel-Drillinge Bd.1


gut

Wie der Titel schon sagt handelst es sich bei den Protagonisten um Drillinge, von denen eine eher hübsch ist, eine ist besonders intelligent und die dritte Schwester ist einfach nett. Auch wenn sie das selbst total doof findet, ist sie im Endeffekt die sympathischste Figur.

Ich habe lange gebraucht bis ich in die Geschichte reingefunden habe. Zunächst einmal war mir der Plot zu simpel. Die Mutter erbt die Trablinburg und möchte daraus ein Bio-Hotel machen. Also müssen die Mädchen aus Berlin, wo sie bekannt sind wie ein bunter Hund, aufs platte Land ziehen. Dass sie darüber nicht erfreut sind, ist natürlich klar. Und irgendwie ist auch klar, dass sich Heimweh und Probleme in den kommenden Wochen entwickeln werden. Zudem waren mir die Figuren recht unsympathisch und ich fand die ausgesprochenen Klischees selbst als Berlinerin nicht besonders toll.
Doch irgendwann wurden mir die Drei dann sympathischer und ich habe die Geschichte (annähernd die zweite Hälfte mit Genuss gelesen).
Die Sprache ist in Bezug auf die Zielgruppe sehr altersgerecht und die Beschreibungen sind passend. Zudem ist die Sprache zwar locker, wirkt aber nicht aufgesetzt jugendlich und man hat den Eindruck, dass wirklich die Gefühle der jungen Leser*innen aufgegriffen werden.

Vielleicht werden die weiteren Bände ja noch besser, weil sich die Geschichten dann von vielen anderen bekannten Büchern stärker abheben. Momentan bin ich aber von dem Konzept noch nicht vollends überzeugt.

Bewertung vom 01.05.2018
Killerfrauen
Harbort, Stephan

Killerfrauen


ausgezeichnet

Charles Manson, Joachim Kroll und Harold Shipman kennen diejenigen, die sich ein bisschen im Dschungel der Crime-Dokus und Kriminalliteratur tummeln sehr genau. Sie tauchen in diversen Formaten, in denen es um Serienmörder geht, immer wieder auf. Kaum beachtet sind hingegen Serienmörderinnen, die es gar nicht so selten gibt, wie man es zunächst vermutet.

Stephan Harbort hat diesen Sachverhalt bereits 2008 in seinem Buch „Wenn Frauen morden“ aufgegriffen und von spektakulären Fällen berichtet. Im letzten Jahr erschien eine Art Fortsetzung, in der neue Fälle beschrieben werden. Allerdings sind auch neue Erfahrungen, neues Zahlenmaterial und neue Erkenntnisse in die Arbeit eingeflossen, was man als Leser positiv registriert.

Leser*innen, die noch kein Buch des Autors in der Hand hatten, sollten vorgewarnt sein. Eine sehr gründliche Recherche, viele Interviews und ein klarer Blick auf die Ereignisse sowie ein gewisser Einblick in das Seelenleben der Täter*innen sorgen in den Büchern von Stephan Harbort für ungeschönte Beschreibungen und teils recht radikale Bilder, die sich im Kopf der lesenden Person festsetzen.

Dies ist auch in dem Buch „Killerfrauen“ der Fall. Insgesamt werden sieben Fälle von ganz unterschiedlicher Natur dargelegt. So geht es mal um eine Patientenmörderin, aber auch um eine Mutter, die ihre Kinder heimlich zur Welt bringt und dann verschwinden lässt. Daneben tauchen ebenso eine Art „Schwarze Witwe“ und die Chefin einer Drückerkolonne auf.

Alle Kapitel gleichen sich darin, dass Harbort die Fälle und die Ereigniszusammenhänge detailliert darstellt und mit Aussagen der Täterinnen und der Ermittlungsarbeit kombiniert. Somit erfährt man vom Leben vor der Tat bis hin zum Gerichtsprozess alle relevanten Punkte. Die üblichen Fragen wie es zu einer Tat kommen konnte und wie das Urteil lautetet, werden also beantwortet. Damit hat der Autor natürlich das Herz der kriminalistisch interessierten Leser*innen sofort gewonnen. Was das Lesen aber richtig spannend macht und dafür sorgt, dass man das Buch in einem Rutsch liest, ist die sehr klare und verständliche Sprache. Und hier ist mir im Vergleich mit einem älteren Buch, welches ich von Stephan Harbort gelesen habe, ein enormer Unterschied aufgefallen. Er konnte schon immer sehr bildhaft beschreiben und hat den Leser in die Geschichte hineingezogen, aber jetzt ist es noch runder, noch spannender.

Durch ein ausführliches Vor- und Nachwort, einen Anhang und ein Literaturverzeichnis werden die eigentlichen Erzählungen noch ergänzt und wer sich weiterführend mit dem Thema beschäftigen möchte, erhält hier wichtige Hinweise.

Man kann also sagen, dass das Werk alles enthält, was ein gutes Buch aus dem Bereich der True Crime-Stories ausmacht: Interessante Fälle, sehr gute Recherche, eine sprachlich wunderbare Ausarbeitung und umfangreiches Quellenmaterial. Sehr empfehlenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2018
»Ich musste sie kaputt machen«
Harbort, Stephan

»Ich musste sie kaputt machen«


ausgezeichnet

Unauffällig und still war der Nachbar, der über ihnen wohnte. Nur selten sahen sie ihn und dann schraubte er meistens an seinem Mofa herum oder unterhielt sich freundlich mit den Nachbarskindern. Doch als das kleine vierjährige Mädchen verschwindet, kommt ihnen ein Verdacht. Ist es Zufall, dass plötzlich die Toilette mit Kanincheneingeweiden verstopft ist? Wirkte er nicht nervös als man ihn darauf angesprochen hat? Und warum ist er eigentlich immer alleine, bekommt nie Besuch und lebt so zurückgezogen?

Als die Polizei 1976 Joachim Georg Kroll im Zusammenhang mit dem Verschwinden des kleinen Mädchens befragt und sich in seiner Wohnung umschaut, wird schnell klar, dass die Suche ein Ende hat, aber das Kind nicht mehr lebt. Joachim Kroll gibt zu, dass er sie ermordet und anschließend zerteilt sowie teilweise gekocht hat. Die gefundenen Innereien stammten nicht von einem Kaninchen, sondern von dem Opfer. Im Kochtopf befinden sich noch menschliche Überreste und auch in der Tiefkühltruhe werden die Beamten fündig. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnen sie noch nicht, dass sie den Mann geschnappt haben, der in mehr als zwei Jahrzehnten mehrere Frauen und Mädchen ermordet hat und später von der Presse als „Menschenfresser von Duisburg“ oder „Kannibale vom Rhein“ bezeichnet wird.

Stephan Harbort hat für sein Buch umfangreiche Materialien herangezogen und eigene Recherchen vorgenommen. So werden nicht nur die Gerichts- und Ermittlungsakten genutzt, sondern auch Presseberichte und Interviews, die der Autor selbst durchgeführt hat. Zudem hat er die relevanten Ereignisorte selbst aufgesucht. Diese fundierte Arbeit macht sich praktisch auf jeder Seite bemerkbar und sorgt dafür, dass in Kombination mit einer Prise literarischer Freiheit eine spannende Geschichte erzählt wird, die so tatsächlich geschehen ist.

Der Autor hat sein Werk geschickt in zwei Teile gegliedert, die sich in Erzählmodus und Inhalt unterscheiden. Im ersten Teil wird sein Werdegang oder besser seine Sozialisation durch einen auktorialen Erzähler beschrieben, der jedoch keinen Blick in die Zukunft wagt. Es geht hier vielmehr um die Entwicklung von Kroll, sein Innenleben und die aufkommende Mordlust. Harbort beschriebt sehr umfangreich und in klaren Worten wie sich der Drang des Tötens entwickelt hat und wie dieser im Zusammenhang mit Krolls Gefühlswelt und seinen gesellschaftlichen Erfahrungen steht. Gleichzeitig wird aber auch beschrieben, wie die Bevölkerung auf die Taten reagierte und wie die Ermittlungsarbeit der Polizei aussah. Wer jetzt denkt, dass es sich um einen trockenen Text handelt, irrt sich. Man vergisst sehr schnell beim Lesen, dass es sich um die Beschreibung realer Taten handelt. Der angenehmen und leicht verständlichen Erzählstil des Autors ermöglicht ein völliges Eintauchen in die Geschichte. Nur ab und an flackert im Hinterkopf auf, dass das wirklich passiert ist.

Im zweiten und kürzeren Teil des Buches geht es um die Festnahme, die Vernehmungen und die Gerichtsverhandlung sowie die Reaktionen in der Bevölkerung. Hier werden viele Passagen aus den Protokollen wörtlich wiedergegeben. Aufgrund des ersten Teils ist der Leser gegenüber den Polizisten und der Bevölkerung im Vorteil. Man kennt den Ablauf vieler Taten bereits und hat vielleicht schon eigene Gedanken entwickelt. Gerade deshalb ist es aber spannend zu sehen wie die Vernehmungen abliefen und wie Kroll reagierte.

Fazit: Ich habe das Buch verschlungen! Tolle Recherche, sehr gelungener Schreibstil, verständliche Sprache und eine spannende Zusammenstellung der Erkenntnisse führen zu einem spannenden Lesevergnügen. Die Wirklichkeit liefert halt doch noch die besten Geschichten 

Bewertung vom 24.02.2018
Nackt über Berlin
Ranisch, Axel

Nackt über Berlin


ausgezeichnet

Grundsätzlich sollte man hilfsbedürftige Personen nicht filmen oder sie ausnutzen, da sind wir uns alle einig. Aber Tai ist siebzehn Jahre alt und mit seiner Kamera verwachsen. Da ist es nicht verwunderlich, dass er sich, nachdem er seinen nicht gerade beliebten Direktor sturzbetrunken und mit nacktem Hintern aufgefunden hat, hinter einem Busch versteckt und das Ganze für die Ewigkeit festhält. Zudem ruft er noch seinen guten Freund Jannik an, der sich das kleine Theaterstück unbedingt ansehen soll. Beide amüsieren sich auch sehr über Herrn Lamprecht. Doch als dieser krampfhaft versucht in seine neue Bleibe in einem Hochhaus zu kommen, kommen sie aus ihrer Deckung und helfen dem Rektor. Allerdings ist diese Handlung, die hauptsächlich auf Tais Mist gewachsen ist, nicht aus reiner Hilfsbereitschaft erwachsen. Nein, er hat einen viel größeren Plan. Er möchte Herrn Lamprecht in seiner Wohnung einsperren und ihn gleichzeitig von der Außenwelt abschneiden. Jannik macht, auch aus Zuneigung zu Tai, bei der Aktion mit. Doch irgendwann fragt er sich, ob nicht mehr hinter der Idee steckt und er nur ausgenutzt wird.
Die eigentliche Geschichte mag zunächst sehr klar und gleichzeitig denkt man sich, dass sie ja nicht so lange andauern kann. Aber es ist das genau Gegenteil, da tatsächlich mehr hinter Tais Handlungen steckt und sich die Persönlichkeiten sehr interessant entwickeln. Und selbst wenn man denkt, dass jetzt alles irgendwie klar ist und nun nur noch eine kurze Szene folgt, gibt es eine interessante und gleichzeitig nachvollziehbare Wendung, die die Lesefreude noch weiter steigert.
Ich muss gleich vorwegsagen, dass ich den Stil von Axel Ranisch richtig mag. Er schreibt persönlich, spannend, amüsant und beschreibt Szenen und Menschen in einer angenehmen Länge und Tiefe. Seine Sprache ist jung und ein bisschen frech, aber nicht permanent unter der Gürtellinie oder irgendwie schlüpfrig. Die Wahl der Wörter ist einfach immer passend und man hat das Gefühl, dass man mit Jannik auf dem Fahrrad saust oder gerade persönlich seine Eltern kennengelernt hat. Gleichzeitig ist man wütend, wenn Tai sich wieder etwas ausgedacht hat. Und hin und wieder hat man auch Mitleid mit Herrn Lamprecht.
Aufgrund der Sprache und der angenehmen Satzstruktur liest man sich sehr leicht in den Text ein und mag das Buch gar nicht mehr weglegen. Man liest es sozusagen einfach weg und wird dabei sehr gut unterhalten.
Ach was rede ich hier, man sollte dieses liebevolle und humorige Buch einfach lesen und sich daran erfreuen!

Bewertung vom 01.02.2018
Was bleibt, sind wir
Santopolo, Jill

Was bleibt, sind wir


ausgezeichnet

Ich gebe zu, dass es sich wieder um ein Buch handelt, an das ich mich erst gewöhnen musste. Generell kann ich mich noch immer nicht automatisch mit Liebesromanen anfreunden. Und wenn sie dann einen eher konstruierten Anfang haben und teilweise recht schnulzig herüberkommen, bin ich beim Lesen erst einmal demotiviert. Doch das Buch hat mich letztendlich positiv überrascht.

Bei ihrem ersten Treffen studieren Lucy und Gabe gerade. Sie besuchen dasselbe Shakespeare-Seminar und sind sich rasch sympathisch. Doch kaum haben sie sich getroffen, wird ihre Welt von der einen auf die anderen Sekunde total verändert. Der Tag ihre Kennenlernens ist der 11. September 2001 und obwohl sie nicht direkt von den Angriffen auf die Twin Towers betroffen sind, beeinflusst der Tag ihre Beziehung nachhaltig. Sie scheinen Seelenverwandte zu sein, doch werden sie schnell wieder voneinander getrennt. Als sie sich später wiedersehen, beginnt eine turbulente Liebesgeschichte, deren Verlauf jedoch sehr überraschend ist.

Jill Santopolo beschreibt in ihrem Buch eine enge Liebesbeziehung, die ein ganzes Leben anhält, obwohl die beiden Partner nicht immer zusammen sind. Lucy erzählt die Geschichte zuerst nach und beschreibt Gabe dann auch den Verlauf ihrer eigenen Geschichte und geht auf ihre Gefühle ein, die ihm wohl nie so recht bewusst waren. Allerdings erhält man keine Antwort von ihm.
Santopolos Sprache ist angenehm locker und leicht. Sie verwendet keine komplizierte Satzstruktur oder Fremdwörter kommen kaum vor. Daher einet sich das Buch als seichte Lektüre nebenbei. Dadurch hat man aber auch manchmal den Eindruck, dass sie wiederum zu flapsig formuliert. Die eingefügten Shakespeare-Zitate wirken dann etwas deplatziert. Zudem gleitet sie hin und wieder ins kitschige ab. Andererseits passen diese Aspekte dann wieder in die Beziehung von Lucy und Gabe irgendwie hinein. Dadurch wirkt das gesamte Konstrukt dann doch wieder natürlich.

Fazit: Ein leichter Roman, den man locker nebenbei lesen kann. Er ist zwar intellektuell nicht sonderlich anspruchsvoll, sorgt aber für einige warme Herzmomente.

Bewertung vom 13.08.2017
Die Geschichte der Bienen / Klima Quartett Bd.1
Lunde, Maja

Die Geschichte der Bienen / Klima Quartett Bd.1


ausgezeichnet

Den meisten Menschen ist nicht unbedingt bewusst, dass gerade Bienen in unser aller Leben eine entscheidende Rolle spielen. Doch wenn man nur einmal ganz kurz darüber nachdenkt, welche Rolle diese keinen Geschöpfe in unserer Umwelt spielen, sollte eigentlich klar sein, dass wir sie unbedingt schützen müssen.
Maja Lunde stellt uns auf drei verschiedenen Zeitachsen Menschen vor, die in irgendeiner Weise mit Bienen zu tun haben. Dabei nimmt sie uns nicht nur in unterschiedliche Zeiten, sondern auch verschiedene Regionen mit. Zunächst lernen wir Tao kennen, die im Jahr 2098 in China lebt. In ihrer Welt gibt es keine Bienen mehr und die Weltbevölkerung wurde stark dezimiert. Die Nahrung ist sehr knapp und daher stark rationiert. Die Menschen sind hauptsächlich mit der Bestäubung von Pflanzen beschäftigt, da irgendjemand die Arbeit der Bienen übernehmen muss. Man kennt diese kleinen Tiere eigentlich nur noch aus Büchern oder alten Fernsehaufnahmen.

Während Tao das zeitliche Ende der Geschichte darstellt, steht William am Anfang. Er lebt mit seiner Familie in der Mitte des 19. Jahrhunderts in England, wo er Biologie und erfolgreicher Samenhändler ist. Doch aufgrund einer Depression ist er momentan ans Bett gefesselt und weder seine Forschungen noch sein Laden sind sonderlich erfolgreich. Damit hängt natürlich auch eine Art wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Niedergang der Familie zusammen, da der Ernährer sich nur noch im Bett befindet, kaum wäscht und die Kommunikation mit ihm sehr eingeschränkt verläuft. Doch dann schafft es sein Sohn Edmund, die Lebensgeister in ihm zu erwecken.
Zwischen den beiden Erzählsträngen befindet sich George, der mit seiner Frau im Jahr 2007 in Ohio lebt. Er hat eine kleine Farm, auf der er Honig produziert. Zudem fährt er mit seinen Bienen ein bisschen durchs Land und verleiht sie sozusagen zeitweise an andere Farmer, die so ihre Pflanzen bestäuben lassen. Da George nicht mehr der Jüngste ist, plant er seinen Hof so umzugestalten, dass er ihn zukunftsfähig an seinen Sohn Tom übergeben kann. Doch Tom hat an der Universität eine ganz andere Leidenschaft entdeckt.
Maja Lunde schafft es die drei recht unterschiedlichen Erzählstränge so zu verknüpfen, dass die Beziehungen zwischen ihnen nur als lockere Fäden angedeutet werden und sich erst im Verlauf des Buches enger ziehen. Gleichzeitig ist aber auch jeder Teil so spannend, dass man unbedingt weiterlesen will. Man möchte dabei aber nicht einen der drei Teile auslassen, sondern jeden für sich weiterhin verfolgen. Zudem ist der Inhalt der einzelnen Abschnitte so konstruiert, dass beim Lesen ein sehr ambivalentes Gefühl aufkommt. Wenn es für den einen Protagonisten gerade aufwärts zu gehen scheint, ist in der anderen Zeitschiene ein Niedergang zu spüren und im dritten Teil steht man zwischen den Stühlen. Dabei werden die Figuren so wunderbar dargestellt, dass man eine unglaubliche Nähe spürt. Man steht neben George bei seinen Bienen, man kann Williams Enttäuschung fast körperlich wahrnehmen und man kann das leid Taos nachempfinden. So wächst man mit ihnen und ihren Familien im Laufe der Lektüre zusammen, obwohl sie sich doch alle an verschiedenen Orten und in verschiedenen Zeiten befinden.

Dabei lernt man die wichtige Rolle der Bienen für diese Menschen und ihr eigenes Leben kennen, entdeckt aber auch den Wert der Tiere für unser aller Leben. Lunde nutzt hierfür selbst in drastischen Momenten eine eher leise Sprache, die aber tief in den Leser eindringt. Sie ist nahezu frei von Oberflächlichkeiten, lässt sich aber hervorragend lesen. Man kann alle Gedankengänge sofort nachvollziehen und versteht auch die technischen Aspekte ohne ein bestimmtes Hintergrundwissen. Die Autorin schafft es einerseits das Herz der LeserInnen zu erwärmen, ohne das sie dabei in die kitschige Ecke gerät. Und gleichzeitig schafft sie es zu mahnen, ohne den Zeigefinger zu erheben. Dass sie dadurch zu einem eher seichten Ende gelangt, mag ihr verziehen sein.

Bewertung vom 24.05.2017
Die Gestirne
Catton, Eleanor

Die Gestirne


gut

Bei dem Buch "Die Gestirne" handelt es sich nicht nur um ein sehr umfangreiches Buch über die Goldgräberzeit Neuseelands in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sondern auch um ein sehr vielschichtiges Exemplar.

Eleanor Cotton war mir vorher kein Begriff und daher war ich verwundert, dass sie schon so viele Preise erhalten hatten. Aber da man ja solche Preise in den meisten Fällen nicht ohne Grund erhält, habe ich mich beschwingt in das Leseabenteuer gestürzt. Zunächst fühlte ich mich aber etwas überfahren, da die Personen, Orte und Ereignisse sehr umfangreich beschrieben werden. Normalerweise finde ich das toll, aber hier hatte ich hin und wieder den Eindruck, dass die Autorin dem Leser nur ihr erworbenes Wissen darlegen will. Ich habe mich daher zunächst etwas gesträubt weiterzulesen.
Allerdings habe ich dann schnell festgestellt, dass der Genuss erst mit einer gewissen Leselänge einsetzt. Das Werk kann man nicht einfach nebenbei in der Bahn oder dem Bus lesen. Die Kraft der Worte und der Umfang haben erst einen positiven Effekt, wenn man ca. 50 Seiten am Stück liest. Dann taucht man in eine wundervolle Welt, deren Protagonisten sich ganz anders entwicklen als man es am Anfang gedacht hat. Und auch erst dann merkt man, dass die Wortwahl und die Satzstruktur ein angenehmes und rhythmisches Lesetempo entwickeln lassen.
Trotzdem bin ich nach dem Lesen nicht extrem begeistert. Ich finde, dass es sich um ein gutes Buch mit einer tollen Geschichte in einem historischen Rahmen handelt. Mehr aber auch nicht.

Bewertung vom 17.04.2017
Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen
Kelly, Jacqueline

Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen


ausgezeichnet

Ein heißer texanischer Sommer im Jahr 1899. Calpurnia ist elf Jahre alt und lebt gemeinsam mit ihren Eltern, den sechs Brüdern und dem Großvater auf einem recht großen Anwesen, welches von zahlreichen Pekannussbäumen und einer stattlichen Baumwollplantage umgeben ist. Die Familie genießt in der Gegend ein recht hohes Ansehen und daher wird von den Kindern auch ein entsprechendes Verhalten verlangt und sie erhalten eine passende Schulbildung. Dass zur damaligen Zeit die Schulbildung der Mädchen auf viele handwerkliche Tätigkeiten bezogen ist, gefällt Calpurnia gar nicht. Einerseits liegt es daran, dass sie recht ungeschickt ist und keinen richtigen Sinn in dem Erlernen der diversen „Frauentätigkeiten“ erkennt. Schließlich gibt es genügend Menschen, die das Kochen, Putzen oder Stricken beruflich ausüben. Andererseits schlummert in ihr auch eine große Entdeckerin, die die Natur liebt und die Zusammenhänge verstehen möchte.

Allerdings findet sich in der Familie kein Vertrauter, der ihre Sehnsucht nach Freiheit und ihren Drang nach naturwissenschaftlicher Bildung nachvollziehen kann. Calpurnia würde dies auch nicht so ausdrücken. Für sie ist es mehr ein Gefühl, dass sie nicht in die für sie vorgesehene Rolle passt und dass da draußen doch noch mehr sein muss. Das Schwanken zwischen Alltagsleben und einem diffusen Verlangen erfährt eine Änderung als Calpurnia sich mit einer Frage an ihren Großvater wendet und dieser seine Enkelin zum Nachforschen anregt. Da er selbst einmal in einem Gespräch mit dem Pfarrer über ein Werk von Charles Darwin gesprochen hat und der erwähnte Inhalt etwas mit Calpurnias ersten Forschungsfragen zu tun haben könnte, nutzt sie einen Ausflug in die Stadt, um an das Buch zu gelangen. Allerdings hatte sie nicht mit der Empörung gerechnet, die ihr aus dem gesamten Leib der Bibliothekarin entgegen springt.

Diese Haltung ist für das Mädchen überhaupt nicht nachvollziehbar, da sie von den Debatten in der Gesellschaft keine Ahnung hat. Wütend berichtet sie ihrem Opa von der Erfahrung. Dieser lässt sie in sein größtes Heiligtum und zeigt ihr in der Bibliothek seine eigene Ausgabe des Buches. Damit ist die Forschungsgemeinschaft endgültig besiegelt und die beiden verbringen jede freie Minute miteinander. Sie erkunden die Natur, führen Experimente durch und philosophieren zusammen. Dadurch eröffnet sich für Calpurnia eine völlig neue Welt und sie scheint nun ein Ziel zu haben: Das Studium an einer Universität.

Jacqueline Kelly schafft es ohne anklagenden Worte die Zerrissenheit des Mädchens an der Jahrhundertwende darzustellen. Sie gleicht die kindliche Leichtigkeit mit der harten Realität ab, zeigt aber gleichzeitig Wege auf, die es Calpurnia ermöglichen könnten glücklich zu werden. Dabei versucht das Mädchen sich anzupassen, wird aber immer wieder von ihrer Neugier überwältigt. Sie möchte den Wünschen der Eltern gerecht werden und gleichzeitig ihre eigenen Ziele verfolgen. Der Großvater gibt nur immer wieder Anstöße, die sie zum Weiterdenken animieren und dazu führen, dass sie bestimmte gesellschaftliche Aspekte infrage stellt, aber auch eigene Interpretationen und Ideen formuliert. Dies verpackt die Autorin in eine sehr humorvolle und wunderbar ansprechende Sprache, die einfach Lesefreude bereitet. Die Satzkonstruktionen sind sehr angenehm in Bezug auf Länge und Verschachtelungen. Die Wortwahl passt zum Thema, der damaligen Zeit und ist für eine breite Zielgruppe angemessen. Jugendliche Leser, die Interesse an Naturwissenschaften und der damaligen Lebenswelt haben werden nicht überfordert, erwachsene Leser werden aber gleichzeitig auch nicht gelangweilt.
Somit enthält die Geschichte alles, was ein wirklich schönes Buch ausmacht und daher kann ich dieses Werk uneingeschränkt empfehlen. Es ist einfach wundervoll.